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Blinder Barde
„Noisy“ Rhysling, ehemals Raketentechniker, verlor bei einem Unfall sein Augenlicht und reist seitdem als blinder Sänger und Liedermacher durchs Sonnensystem. Sein Song „Die grünen Hügel der Erde“ ist so etwas wie die inoffizielle Hymne der Erdenmenschen, und Rhysling selbst eine Legende. Das ist seine Geschichte – aber nicht die offizielle Version …
Die Kurzgeschichte „Die grünen Hügel der Erde“ erscheint als exklusives E-Book Only bei Heyne und ist zusammen mit weiteren Stories und Romanen von Robert A. Heinlein auch in dem Sammelband „Die Geschichte der Zukunft“ enthalten. Sie umfasst ca. 15 Buchseiten.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 35
ROBERT A. HEINLEIN
DIE GRÜNEN HÜGEL DER ERDE
KURZGESCHICHTE
WILHELM HEYNE VERLAGMÜNCHEN
DAS BUCH
»Noisy« Rhysling, ehemals Raketentechniker, verlor bei einem Unfall sein Augenlicht und reist seitdem als blinder Sänger und Liedermacher durchs Sonnensystem. Sein Song »Die grünen Hügel der Erde« ist so etwas wie die inoffizielle Hymne der Erdenmenschen, und Rhysling selbst eine Legende. Das ist seine Geschichte – aber nicht die offizielle Version …
Die Kurzgeschichte »Die grünen Hügel der Erde« erscheint als exklusives E-Book Only bei Heyne und ist zusammen mit weiteren Stories und Romanen von Robert A. Heinlein auch in dem Sammelband »Die Geschichte der Zukunft« enthalten.
DER AUTOR
Robert A. Heinlein wurde 1907 in Missouri geboren. Er studierte Mathematik und Physik und verlegte sich schon bald auf das Schreiben von Science-Fiction-Romanen. Neben Isaac Asimov und Arthur C. Clarke gilt Heinlein als einer der drei Gründerväter des Genres im 20. Jahrhundert. Sein umfangreiches Werk hat sich millionenfach verkauft, und seine Ideen und Figuren haben Eingang in die Weltliteratur gefunden. Die Romane »Fremder in einer fremden Welt« und »Mondspuren« gelten als seine absoluten Meisterwerke. Heinlein starb 1988.
www.diezukunft.de
Diese Erzählung ist dem Band Robert A. Heinlein: »Die Geschichte der Zukunft« entnommen.
Titel der Originalausgabe: The Green Hills of Earth
Aus dem Amerikanischen von Rosemarie Hundertmarck
Copyright © 1947 by The Curtis Publishing
Copyright © 2015 der deutschsprachigen Ausgabe by
Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Covergestaltung: Stardust, München
Satz: Schaber Datentechnik, Wels
ISBN: 978-3-641-16981-7
1
Dies ist die Geschichte von Rhysling, dem blinden Sänger des Raums – aber nicht die offizielle Version. Sie haben seine Verse in der Schule gesungen:
Um eine letzte Landung
Freunde, will ich beten,
Wo die Wolken ziehn, wo die Hügel sind grün
Auf meinem Heimatplaneten.
Oder vielleicht haben Sie sie auf Französisch oder Spanisch gesungen. Es mag auch Esperanto gewesen sein, während Terras Regenbogen-Banner über Ihrem Kopf flatterte.
Die Sprache tut nichts zur Sache, doch es war bestimmt eine irdische Sprache. Niemand hat die »Grünen Hügel« jemals in die lispelnde Venus-Sprache übersetzt; kein Marsianer hat sie jemals in den trockenen Gängen gekrächzt und geflüstert. Sie gehören uns. Wir von der Erde haben alles von Hollywood-Gruselfilmen bis zu synthetischen radioaktiven Stoffen exportiert, aber die »Grünen Hügel« gehören einzig und allein Terra und ihren Söhnen und Töchtern, wo immer sie weilen mögen.
Wir alle kennen viele Geschichten über Rhysling. Vielleicht gehören Sie sogar zu den vielen, die ihren Ruhm oder ihren akademischen Grad durch die wissenschaftliche Würdigung seiner veröffentlichten Arbeiten erworben haben: Raumfahrer-Songs, Der Große Kanal und andere Gedichte, Hoch und fern und SCHIFF EMPOR!
Nun mögen Sie in der Schule und während Ihres ganzen Lebens seine Lieder gesungen und seine Gedichte gelesen haben, und ich möchte trotzdem darauf wetten – falls Sie nicht selbst Raumfahrer sind –, dass sie von den meisten der unveröffentlichten Lieder Rhyslings nie auch nur gehört haben. Darunter sind Dinger wie Weil der Antreiber meine Cousine kennt, Die Rothaarige aus Venusburg, Behalt die Hose an, Skipper und Ein Raumanzug für zwei.
Auch können wir sie in einem Familienblatt nicht zitieren.
Rhyslings Ruf wurde von einem vorsichtigen literarischen Agenten und durch den glücklichen Zufall gerettet, dass er nie interviewt worden ist. Die Raumfahrer-Songs erschienen in der Woche seines Todes; als sie zum Bestseller geworden waren, stoppelte man seine Geschichte aus den Erinnerungen der Leute plus den höchst farbigen Handouts seiner Verleger zusammen.
Das daraus entstandene traditionelle Bild Rhyslings ist ebenso authentisch wie George Washingtons Beil oder König Alfreds Kuchen.
In Wahrheit hätten Sie ihn nicht gern in Ihrem Salon haben wollen; er war nicht gesellschaftsfähig. Er litt an chronischem Sonnenjucken, und dass er sich fortwährend kratzte, erhöhte seine kaum nennenswerte Schönheit nicht gerade.
Van der Voorts Porträt für die Harriman-Ausgabe seiner Werke, die zu seinem hundertsten Geburtstag erschien, zeigt eine hoch tragische Gestalt, einen feierlichen Mund und Augen, die von einer schwarzen Seidenbinde verdeckt werden. Er war niemals feierlich! Sein Mund bewegte sich ständig, singend, grinsend, trinkend und essend. Die Binde bestand aus irgendeinem Lumpen und war für gewöhnlich schmutzig. Nachdem er sein Augenlicht verloren hatte, legte er immer weniger Wert auf persönliche Sauberkeit.