Der alte Mann in den Bergen Band 1 - Wilfried Kriese - E-Book

Der alte Mann in den Bergen Band 1 E-Book

Wilfried Kriese

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Beschreibung

Obwohl die Hütte des alten Mannes weit weg von jedem Wanderweg in den Bergen steht, finden Wanderer den Weg zu ihm. Sie kommen aus unterschiedlichen Bereichen des Lebens. Wenn sie den alten Mann treffen, zeigt er ihnen das tiefe und kluge Wissen, das er durch sein Dasein im Einklang mit der Natur gewonnen hat. Er lebt nach dem Motto: Ich lebe mit der Natur, nicht gegen sie. Die Natur ist immer stärker als der Mensch. Bei den Gesprächen spiegeln sich oft Lebenssituationen aus unserem Alltag wieder. Dadurch kann vieles, was in den Geschichten vorkommt, auf das allgemeine gesellschaftliche Leben bezogen werden. Es werden keine Namen genannt. Jeder Leser kann sich in diesen Menschen wiedererkennen. Die Themen in diesen Gesprächen sind oft Probleme, die wir alle im Alltag haben.

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Seitenzahl: 69

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Danksagung

Ich möchte mich herzlich bei Gustel, dem Besitzer der Geswender Alpe im Oberallgäu, sowie bei den Pächtern der Sonnenhalde, Andrea und Jakl, für ihre freundlichen und wertvollen Ratschläge bedanken, die mir bei meinen Recherchen zu dieser Bücherreihe von großer Hilfe waren.

Inhalt

Vorwort

Einführung

Der alte Mann und die kleine Familie

Der alte Mann und die Familie des Politikers

Der alte Mann und der Ausländer mit seiner Frau

Der alte Mann und der Pfarrer

Vorwort

1989 entdeckte ich das Oberallgäu, und das kam so: Meine älteren Arbeitskollegen hatten immer wieder angemerkt: „Ihr Jungen kennt das Ausland, aber das eigene Land kennt Ihr nicht!“ Das klang für mich damals eher wie eine Mahnung, die ich nicht so recht ernst nahm. Ich dachte mir, vielleicht würde ich mal im Alter irgendwo in Deutschland Urlaub machen, aber noch fühlte ich mich von fremden Ländern und Kulturen angezogen. Außerdem hörte sich dieser Satz – „Du kennst ja nicht einmal dein eigenes Land“ – für meine jungen Ohren etwas zu nationalistisch an.

Doch kurz vor Pfingsten 1989 wurde ein älterer Kollege deutlicher. Mit temperamentvoller Stimme rief er: „Du junger Seucher, hast ja keine Ahnung, was du verpasst!“ Das war der Moment, in dem ich beschloss, es doch einmal auszuprobieren – schließlich konnte es ja nicht schaden. Und so fuhren meine Frau und ich an Pfingsten 1989 in unserem alten Renault R4 Richtung Oberstaufen im Oberallgäu. Es regnete in Strömen, doch das konnte unsere Entschlossenheit nicht trüben.

Als wir schließlich dort ankamen, war das schlechte Wetter schnell vergessen, denn die Landschaft verzauberte uns augenblicklich. Die majestätischen Berge, die saftig grünen Wiesen und die klare Luft – all das zog uns sofort in seinen Bann. Wir beschlossen, in Ratholz bei Immenstadt zu übernachten und fragten beim abgelegensten Bauernhof nach einem Fremdenzimmer für drei Tage. Gleich der erste Hof war ein Volltreffer. Die Bauersleute waren noch „vom alten Schlag“ – natürlich freundlich und immer bei der Arbeit. Wir bekamen ein Zimmer mit einer herrlichen Aussicht auf das Bergpanorama und den großen Immenstadter Alpsee. Beim Anblick des Alpsees aus dem Fenster fragte ich die Bäuerin, ob das der Bodensee sei. Meine Frau lachte vor Vergnügen, während die Bäuerin mich ansah, als hätte ich gerade den größten Unsinn erzählt – was ich in diesem Moment auch durchaus so empfand.

Seit diesem Pfingsturlaub 1989 zog es uns immer wieder mehrmals im Jahr in diese Gegend. Auch als unser Sohn auf die Welt kam, behielten wir diese Tradition bei. Jedes Mal verliebten wir uns mehr in die Umgebung, in die Berge, die Blumenwiesen, die majestätischen Bäume und die glitzernden Alpseen. Diese Liebe zur Natur war für mich die Grundlage für die Geschichten vom „Alten Mann in den Bergen“.

Zunächst erzählte ich die Geschichten nur aus Spaß an der Freude meiner Frau. Doch eines Tages sagte sie zu mir: „Schreib doch die Geschichten vom ‚Alten Mann in den Bergen‘ auf!“ Ich war überrascht und fragte: „Was? Ich soll die Geschichten aufschreiben? Für wen denn?“ Doch schließlich nahm ich den Vorschlag an, und so entstand dieses erste Büchlein in der Reihe „Der alte Mann in den Bergen“.

Aber was hat mich letztlich dazu veranlasst, die nun vorliegenden Geschichten zu veröffentlichen? Ich stellte fest, wie entfremdet ich eigentlich von der Natur lebte, obwohl ich viel über die Natur las, hörte, sah und selbst darüber sprach. Diese Erkenntnis traf nicht nur mich, sondern auch den größten Teil unserer modernen Gesellschaft. Da dachte ich: „Warum sollte ich die Geschichten des ‚Alten Mannes in den Bergen‘ nicht veröffentlichen? Sie halfen mir doch, die Natur besser zu erleben und zu verstehen, und die Widersprüche unserer modernen Gesellschaft im Zusammenhang mit einem naturverbundenen Leben klarer zu erkennen.“

So hoffe ich nun, liebe Leserinnen und Leser, dass auch Sie beim Lesen dieses Büchleins Ihre Freude haben werden. Doch lassen Sie mich eins betonen: In diesem und in den folgenden Bänden von „Der alte Mann in den Bergen“ wird es keineswegs immer so harmonisch zugehen, wie es oft in Volksliedern, Heimatromanen oder Heimatfilmen und -serien dargestellt wird. Dennoch wünsche ich mir, dass Sie sich auf weitere Bände freuen werden. Wilfried Kriese

Einführung

Die Städte wachsen mit unaufhaltsamen Schritten. Ihre Straßen sind überfüllt mit Autos, Lastwagen und einer Vielzahl von motorisierten und nicht motorisierten Zweirädern. Die Luft, die einst frisch und klar war, wird zunehmend verschmutzt und gesundheitsschädlich, besonders für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die Tag für Tag in diesem Umfeld leben müssen.

Auf den Gehwegen eilen die Stadtbewohner mit dem Blick fest auf die Uhr gerichtet aneinander vorbei: Zeit ist knapp, und zudem ist sie Geld. Der Alltag ist ein endloser Wettlauf, ein ständiges Rennen zwischen Kindergarten, Schule, Arbeit und Freizeitvergnügen. Um ihren Lebensunterhalt und den dazugehörigen Luxus zu sichern, müssen sie ihre Arbeitskraft in Fabriken, auf Baustellen, in Instituten und Büros verkaufen – oft verkaufen sie dabei auch ein Stück von sich selbst. Die restlichen Pflichten des Alltags, vom Einkaufen bis hin zur Pflege von Wohnung, Auto und Garten (sofern man zu den Glücklichen gehört, die sich ein Gartengrundstück leisten können), beanspruchen den Rest der ohnehin knappen Zeit. Die Stadtwohnungen befinden sich in eng aneinandergereihten Hochhäusern, umringt von kleineren und größeren Wohnblocks sowie Einfamilienhäusern. Es ist nicht ungewöhnlich, dass jeder nur seinen eigenen Alltag als den Mittelpunkt des Geschehens wahrnimmt, während die Welt um ihn herum in einem ständigen Zustand der Hektik verharrt.

Natürlich gibt es auch einige Stadtmenschen, die sich um schwächere und benachteiligte Mitmenschen kümmern – doch diese werden immer weniger. Oftmals wird dem Auto mehr Aufmerksamkeit gewidmet als den Kindern der Gesellschaft. Inmitten dieses ständigen Drucks und der unendlichen Aufgaben entsteht der sehnlichste Wunsch nach Erholung. Doch dieser Wunsch wird meist in neuer Hektik an Wochenenden und Urlaubstagen „erfüllt“, wobei die ersehnte Entspannung oft der hastigen Jagd nach Erlebnissen und Aktivitäten zum Opfer fällt.

So kommt es oft vor, dass gestresste Menschen – sei es alleine mit Freunden, Bekannten oder der Familie – nach erholsamen Tagen im Grünen suchen, in den Bergen, weit weg vom Lärm und der Eile des städtischen Lebens.

Nicht weit entfernt von diesem Trubel verborgen in den Bergen, steht eine kleine Hütte, in der eine natürliche Ruhe zu finden ist, wie sie in der modernen Welt selten geworden ist. Diese Alpe steht am Hang eines Berges, umringt von grünen Wiesen, majestätischen Fichten, Tannen, Buchen und Eichen. In diesem bescheidenen Häuschen, das nur ein einziges Zimmer beherbergt, lebt ein alter Mann, zurückgezogen und im Einklang mit der Natur. Seine Gefährten sind Hühner, Gänse, Stallhasen und mehr als zwanzig Ziegen, die in einem kleinen Stall neben der Hütte untergebracht sind. Sein Garten, gesegnet mit Obstbäumen und Beeten voller Gemüse und Kräuter, versorgt ihn mit allem, was er zum Leben braucht.

Obwohl die Berghütte des alten Mannes weit abseits von jedem Wanderweg steht, kommt es manchmal vor, dass Wanderer auf diese abgelegene Zuflucht stoßen. Es sind meist Stadtmenschen, die erschöpft vom hektischen Leben in der modernen Welt erstaunt und fasziniert von der bescheidenen und naturverbundenen Lebensweise des alten Mannes sind. Sie kommen mit den Sorgen und Nöten ihrer urbanen Existenz, doch in den einfachen Worten und der ruhigen Gegenwart des Alten finden sie oft Antworten, die ihnen in ihrer lauten und übervollen Welt verborgen geblieben sind.

In dieser Hütte, die fernab von Lärm und Hektik in den Bergen steht, begegnen sich zwei Welten: die der modernen, getriebenen Stadtmenschen und die des Alten, der ein Leben im Einklang mit der Natur führt. Hier, in der Stille der Berge, offenbart sich ihnen eine Wahrheit, die in der Hektik des Alltags leicht übersehen wird – die Wahrheit, dass ein einfaches, naturverbundenes Leben manchmal mehr Weisheit und Frieden bietet als alle Errungenschaften der modernen Welt.

Der alte Mann und die kleine Familie

Ein junges Ehepaar sitzt mit seinem einjährigen Sohn am Frühstückstisch eines alten Bauernhofs, wo sie die letzten Tage ihres Urlaubs verbringen. Die Morgensonne wirft lange Schatten über den Tisch, und der Duft von frischem Brot mischt sich mit dem erdigen Aroma des dampfenden Kaffees. Der Familienvater, den die ländliche Ruhe so stark anzieht wie das ferne Flüstern vergangener Zeiten, lauscht den Worten des Bauern, der erzählt, dass in den Bergen zwei Stunden entfernt, ein alter Mann lebt, abgeschieden und in Einklang mit der wilden Natur.