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Das Kursbuch 214 widmet sich sowohl den widersprüchlichen Romantiken von Freundschaft als auch den differenzierten Abgründen von Feindschaft. Aktueller könnte ein Thema fast nicht sein. Das Denken in Freund-/Feind-Schemata ist auf der Tagesordnung zurück, mit all seinen Untiefen, seinen Risiken, seinen normativen Implikationen und seinen Konsequenzen. Der Psychoanalytiker Timo Storck befasst sich in seinem Beitrag mit inneren Bildern, die sich selbst unheimlich werden können und bisweilen antagonistisch geraten. Er kommt zu dem Schluss, dass nicht die Feinde Angst machen, sondern die Angst Feinde.
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Seitenzahl: 20
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Inhalt
Timo StorckDer auto-tromaktikoitische ImperativSei dir selbst unheimlich!
Der Autor
Impressum
Timo StorckDer auto-tromaktikoitische ImperativSei dir selbst unheimlich!
Tromaktikos bedeutet in der griechischen Sprache »unheimlich«, auto- ist bekanntlich auf das Selbst, das Eigene bezogen. Wenn wir über »Freund und Feind« nachdenken, dann lohnt es sich, über das Verhältnis zwischen dem Eigenen und dem Unheimlichen nachzudenken. Das, der Titel meines Beitrags deutet es an, kann darauf hinauslaufen, das Unheimliche im Ich in den Blick zu nehmen. Beziehungsweise das Ich im Unheimlichen. There is no »I« in »Team«, but there is an »Ich« in »Unheimlich«!
Wen wir aus welchen Gründen als Freund oder als Feind betrachten (beziehungsweise was wir als freundlich oder als feindlich erleben), lässt sich aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten – aus einer politischen, soziologischen, religiösen, historischen, ja sogar aus einer infektiologischen und vielen anderen mehr.1 Selbstverständlich hat es einen Einfluss auf unser Freund-/Feind-Erleben, wenn Kriege geführt oder Menschen verfolgt werden. Ich möchte im Weiteren eine dieser Perspektiven herausgreifen, nämlich eine psychologische, genauer gesagt: die psychoanalytische. Diese verstehe ich als ein Teil dessen, wie wir über Freund oder Feind nachdenken können. Sie kann die anderen Perspektiven (hoffentlich) ergänzen oder anregen; es soll nicht gesagt sein, dass sich Freund-Feind-Dynamiken in Gänze darin aufheben. Wenn also geprüft wird, in welcher Weise und aus welchen Gründen ein Feind(bild) mental »konstruiert« wird, dann soll selbstverständlich nicht behauptet werden, dass die Gründe dafür, weshalb etwa die ukrainische Bevölkerung die russische Armee und Regierung als feindlichen Aggressor erlebt und bezeichnet, im Wesentlichen psychologische seien und es nur im Auge des Betrachters und seiner mentalen Verarbeitungsweise läge, das zu tun.
Die psychoanalytische Perspektive: Innere Bilder und Motive im Widerstreit
Eine psychoanalytische Perspektive 2