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Ein neues Abenteuer mit Herrn Blomster
Einen unterirdischen Gewölbekeller voller rätselhafter Schätze? Den gibt es nur bei Herrn Blomster! Sein Schulkiosk bietet neben leckeren Brötchen und kühlen Getränken allerhand Geheimnisse, die den Schulalltag ganz schön durcheinanderwirbeln.
Serena, Anton, Mascha und Cem freuen sich schon riesig auf die Schulübernachtung – mit Nachtwanderung, Lagerfeuer und Lesenacht. Als dann auch noch Herr Blomster als Aufsichtsperson einspringt, sind lustige Überraschungen garantiert. Doch dann verschwindet plötzlich Cem. Und das ist nicht das einzige Mysteriöse, was in dieser sternenklaren Nacht passiert.
Eine Schule voller Geheimnisse! Die neue spannende Buchreihe von Bestsellerautor Sven Gerhardt mit bestärkenden Botschaften für mehr Offenheit, Toleranz und Neugierde aufs Leben.
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Seitenzahl: 108
Eine Schulübernachtung mit Überraschungen
Mit Illustrationen von Marie Braner
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© 2024 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der
Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Alle Rechte vorbehalten
Illustrationen: Marie Braner
Lektorat: Almut Schmidt
Umschlaggestaltung: Marie Braner und Lena Ellermann, Potsdam unter Verwendung einer Illustration von Marie Braner
aw · Herstellung: AJ
Satz und E-Book-Konvertierung: GGP Media GmbH Pößneck
ISBN 978-3-641-29687-2V002
www.cbj-verlag.de
Prolog
1. Kapitel: Ein Tennisball im Klassenzimmer
2. Kapitel: Eine willkommene Aushilfe
3. Kapitel: Chips statt Müsliriegel
4. Kapitel: Große Schwester und beste Freunde
5. Kapitel: Knusper, knusper knäuschen
6. Kapitel: Boing, doing, klick und klack
7. Kapitel: Verstecken im Dunkeln
8. Kapitel: In der Falle
9. Kapitel: Licht an, Licht aus
10. Kapitel: Zeitreise mit Süßspeise
11. Kapitel: Film ab!
12. Kapitel: Nächtliche Ausreißer
13. Kapitel: Eine Überraschung kommt selten allein
14. Kapitel: Federball im Dunkeln
15. Kapitel: Sterne aus der Vergangenheit
16. Kapitel: Morgenstund hat Brötchen im Mund
17. Kapitel: Alles wie immer?
Epilog
Rezepte
Danksagung
Der Blick in den Sternenhimmel faszinierte Meta von Magnolien bereits seit ihrer Kindheit. Die Vorstellung, dass das Weltall unendlich war, ließ ihr Forscherinnenherz auch noch später als erwachsene Frau schneller pochen. Wo, wann und wie waren die Sterne, Planeten und Sonnensysteme entstanden? Gab es da draußen vielleicht sogar noch andere Lebewesen? Würde es den Menschen irgendwann gelingen, zum Mond zu fliegen? All diese Fragen gingen Meta immer wieder durch den Kopf.
Sie ließ ihren Blick über die großen Bögen Architektenpapier schweifen, die vor ihr ausgebreitet auf dem Tisch lagen. Nach einiger Zeit tippte sie auf das Papier und lächelte zufrieden. In ihrer Schule würden die Kinder nach Antworten auf diese Fragen suchen können, dafür würde sie sorgen – und zwar genau an der Stelle, die ihr Finger gerade auf dem Lageplan markierte.
»Frische Blumen sind wie ein freundliches Lächeln«, sagte Herr Blomster und stellte wie jeden Morgen einen bunten Strauß auf den Tresen seines Kiosks.
»Wenn Sie meinen …«, erwiderte Herr Pi und schnäuzte sich in sein kariertes Stofftaschentuch. Der Mathelehrer sah Herrn Blomster mit glasigen Augen an und bat um eine Flasche Orangensaft.
»Sie sollten besser nach Hause gehen und sich auskurieren«, sagte der Hausmeister und reichte ihm das Getränk. Herr Pi zuckte mit den Schultern, legte ein paar Münzen auf den Zahlteller und schlich anschließend noch langsamer als sonst über den Schulhof davon.
»Wenn wir nicht gleich bei ihm Mathe schreiben würden, könnte er einem fast leidtun«, meinte Mascha, die als Nächste an der Reihe war. Sie deutete auf einen der bunten Donuts, die ihr von der Glasvitrine des Kiosks entgegenstrahlten. »Ich brauche Nervennahrung.«
»Darf es sonst noch was sein?«, fragte Herr Blomster und legte das Gebäck auf eine Serviette mit Blumenmuster.
»Na ja, haben Sie irgendwas in Ihrem Keller, das mir bei der Mathearbeit helfen könnte? Vielleicht einen unsichtbaren Taschenrechner oder einen Roboter, der für mich die Aufgaben löst?«, scherzte Mascha. »Ich hab zwar wie verrückt gelernt, aber manchmal sitze ich bei einer Klassenarbeit da und mein Kopf ist vor Aufregung plötzlich so leer wie mein Sparschwein.«
Der Hausmeister kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Hm … warte mal kurz!«
Er verschwand über die Wendeltreppe im Gewölbekeller unter dem Kiosk. Dort waren unzählige Dinge gelagert, die die Schulgründerin Meta von Magnolien vor langer Zeit von ihren vielen Reisen mitgebracht hatte. Herr Blomster verwaltete all diese Gegenstände und nannte den Keller seinen Fundus. Man hörte ein Rumpeln und ein Scheppern, bevor Herr Blomster mit einem weißen Tennisball in der Hand wieder am Tresen erschien.
Mascha sah ihn enttäuscht an. Sie hatte auf etwas Außergewöhnlicheres gehofft.
»Diesen Ball drückst du einfach so fest du kannst zusammen, sobald die Aufregung kommt«, erklärte Herr Blomster und reichte ihn Mascha.
»Okay«, murmelte sie und drehte den Ball prüfend in ihrer Hand. Der weiße Filz hatte grüne Flecken und an einer Stelle hatte ihn jemand mit einem schwarzen Stift beschriftet. »Hier steht May, 1905. Was hat das zu bedeuten?«, wollte Mascha wissen.
»Keine Ahnung. Vielleicht hat meine Urgroßmutter Meta ihn damals im Mai gekauft.«
»Ist ja auch egal. Danke jedenfalls!«, meinte Mascha und trabte mit Donut und Ball davon.
Aus Meta von Magnoliens Tagebuch
Wimbledon, London
8. Juli 1905:
Was für ein Triumph! Meine Freundin May, die ich vor ein paar Tagen bei einem Empfang in London kennengelernt habe, hat es wirklich spannend gemacht. Nach einem dramatischen Spiel stand sie als Siegerin des berühmten Tennisturniers auf dem Podest. Sie ist damit die erste Amerikanerin, die hier gewinnen konnte! Ich habe vor Begeisterung so laut gejubelt, dass die feine Gesellschaft, die um mich herum auf den Rängen saß, empört die Köpfe nach mir umdrehte. May fand das so lustig, dass sie mir nach dem Spiel den Ball überreichte, mit dem sie den entscheidenden Punkt erzielt hatte.
Mascha schluckte den letzten Bissen des Donuts hinunter, wischte sich den Mund mit der Serviette ab und betrat gemeinsam mit Serena, Cem und Anton den Klassenraum.
»Wird schon schiefgehen!«, scherzte Cem und setzte sich auf seinen Platz. Er war vor Klassenarbeiten immer die Ruhe selbst. Mascha beneidete ihn darum.
Herr Pi verteilte wie in Zeitlupe die Arbeitsblätter. Dabei schnaufte er wie eine alte Dampflok. Maschas Aufregung wurde dadurch noch größer, denn sie saß an einem der hinteren Tische. Je länger der Mathelehrer zum Austeilen brauchte, umso weniger Zeit hatte sie für die Aufgaben. Als Mascha endlich ihr Blatt bekam, waren ihre Mitschülerinnen in der vordersten Reihe schon am Rechnen. Hastig las sie sich die erste Aufgabe durch. Sie brauchte drei Versuche, um zu verstehen, was dort stand. Aber wie sollte sie die Aufgabe bloß lösen? Alles, was sie bis eben im Kopf gehabt hatte, verschwand plötzlich. So als würde jemand bei einer vollen Badewanne den Stöpsel ziehen. Unaufhaltsam strömte das Gelernte wie in einem Strudel in den Abfluss.
Sie griff nach dem alten Tennisball und drückte ihn mit aller Kraft zusammen. Ihre Finger standen unter Hochspannung. Dann ließ sie den Ball los und spürte, wie sich ihre Hand entspannte. Sie wiederholte das einige Male und plötzlich schien sich ihr Badewannenkopf langsam wieder zu füllen. Nachdem sie die erste Aufgabe halbwegs gut bearbeitet hatte, wurde sie ruhiger und tauchte schließlich voll und ganz in die Welt der Zahlen ein.
»Und, wie ist es bei dir gelaufen?«, fragte Serena in der nächsten Pause. Sie nahm auf der Bank unter dem Magnolienbaum Platz, ihrem Lieblings-Pausentreffpunkt.
»Puh, zuerst war ich ziemlich aufgeregt. Aber der Ball, den Herr Blomster mir gegeben hat, hat echt gewirkt.« Sie reichte Serena den alten Tennisball.
Serena sah Mascha fragend an. »Wie hat dir dieses olle Ding denn geholfen?«
»Wenn man ihn zusammendrückt, verschwindet die Aufregung mit der Zeit.«
»Ah, verstehe.« Serena nickte. »Meine Schwester hat auch so einen knautschigen Anti-Stress-Ball. Seit sie ihren neuen Freund hat, benutzt sie den ziemlich oft.«
Mascha musste lachen. »Aber wie war es bei dir? Hast du alle Aufgaben gelöst?«
»Ja, ich glaub schon. Mathe ist ja nicht so mein Problemfach.« Serena rutschte ein Stück näher an Mascha heran, um Cem und Anton Platz zu machen, die aufgeregt angerannt kamen.
»Leute, es gibt Neuigkeiten!«, japste Anton und ließ sich neben Serena auf die Bank fallen. »Herr Pi ist gerade nach Hause gegangen. Wir haben gehört, wie er vorher mit Frau Sturholz-Rebmüller gesprochen und sich für den Rest der Woche krankgemeldet hat.«
»Der Arme sah echt fertig aus«, meinte Mascha. »Herr Blomster hatte ihm auch schon geraten sich auszuruhen.«
»Das Problem ist nur, dass er bei unserer Schulübernachtung am Donnerstag als Betreuer eingeplant war«, sagte Cem.
»Stimmt«, bestätigte Mascha. »Hoffentlich fällt die jetzt nicht aus!«
»Frau Yilmaz wird bestimmt einen Ersatz für Herrn Pi finden«, meinte Serena. Dann hielt sie plötzlich inne. »Aber bitte nicht …« Sie sah ihre drei Freunde entgeistert an, die wie aus einem Mund hinzufügten: »Herrn Achilles!«
»Beruhigt euch mal, Kinder!« Frau Yilmaz hatte Mühe, gegen den Lärm in der Klasse anzukommen. »Wir werden ganz bestimmt eine Lösung finden.«
Die Nachricht, dass Herr Pi krankheitsbedingt ausfiel, hatte sich schnell herumgesprochen. Und da sich die Kinder schon seit Wochen auf die geplante Schulübernachtung freuten, war die Aufregung nun groß.
»Ich habe gerade mit Frau Sturholz-Rebmüller gesprochen. Sie hat vorgeschlagen, Herrn Achilles zu fragen, ob er für Herrn Pi … äh, ich meine für Herrn Pitzorek, einspringen kann.«
Die letzten Worte gingen in lautstarkem Protest unter. Der Sportlehrer war in der Klasse nicht besonders beliebt.
»Der wird uns mit seinem ständigen Gebrüll doch die ganze schöne Stimmung verderben!«, rief Lena.
»Und bestimmt wird er uns schon morgens um fünf zum Frühsport wecken«, ergänzte Tim. »Da übernachte ich lieber zu Hause.«
Nun redeten erst recht alle wild durcheinander und Frau Yilmaz ließ sich seufzend auf ihren Stuhl sacken. Die Vorfreude auf die Übernachtung schien gerade wie eine Seifenblase geplatzt zu sein.
Ein lautes Klopfen an der Tür sorgte schließlich für Ruhe. Herr Blomster betrat mit einer Packung Kreide in der Hand den Raum.
»Ich hoffe, ich störe nicht. Ich wollte Ihnen doch noch ein bisschen Nachschub bringen.« Er legte Frau Yilmaz lächelnd das Päckchen auf das Pult.
Das Gesicht der Klassenlehrerin hellte sich plötzlich auf. »Sie stören ganz und gar nicht! Haben Sie in der Nacht von Donnerstag auf Freitag schon etwas vor?«
Herr Blomster sah die Lehrerin verwundert an.
»Wir brauchen noch eine Begleitperson für unsere Schulübernachtung«, erklärte sie.
Wieder gingen ihre letzten Worte im Lärm der Kinder unter. Doch diesmal war es kein Protestgeschrei, sondern Jubel.
Kurz vor Schulschluss trafen Frau Yilmaz und Herr Blomster die Schulleiterin im Lehrerzimmer. Frau Sturholz-Rebmüller war zwar nicht begeistert davon, dass Herr Blomster für Herrn Pi einspringen wollte, aber da Herr Achilles meinte, dass er vermutlich sowieso keine Zeit hätte, war sie schließlich einverstanden.
Herr Blomsters Herz machte einen kleinen Freudensprung. Als Schüler hatte er Ausflüge, Klassenfahrten und Schulübernachtungen geliebt. Das alles war zwar schon eine halbe Ewigkeit her, aber an die Ereignisse von damals konnte er sich so gut erinnern, als wäre es gestern gewesen. Das schönste Erlebnis seiner Schulzeit war ohne Zweifel ein Ausflug an einen nahe gelegenen See gewesen, an dessen Ufer er gemeinsam mit seiner Klasse gezeltet hatte. Herr Blomsters Großvater, der damals der Hausmeister der Meta-von-Magnolien-Schule war, hatte die Zelte im Vorfeld aufgebaut und alles vorbereitet. Ausgestattet mit Metas Ausrüstung, die sie auf ihren vielen Reisen dabeigehabt hatte, glich der Platz einem Expeditionslager. Das Abendessen hatten sich die Kinder aus dem See geangelt und der Großvater hat die Fische dann über dem offenen Feuer gebraten. Das Teewasser wurde mit Gaskochern erhitzt und als Geschirr dienten verbeulte Blechnäpfe. Es war Abenteuer pur!
Doch nicht nur die Ausflüge begeisterten ihn damals, sondern auch der tägliche Unterricht. Meta von Magnoliens Idee einer Schule, in der man die unterschiedlichsten Dinge jederzeit praktisch ausprobieren konnte, war zu dieser Zeit noch sehr lebendig gewesen. Ja, Herr Blomster war wirklich gerne in die Schule gegangen. Und am Nachmittag half er seinem Großvater oft im Schulgarten oder durchstöberte mit ihm den Gewölbekeller unter dem Kiosk. Dass er später selbst einmal der Hausmeister dieser Schule werden würde, stand für ihn schon früh fest. Es war genau das, was er wollte, und zudem auch ganz im Sinne der Schulgründerin. In der Schulordnung war bis heute zu lesen, dass nach Möglichkeit immer ein direkter Nachfahre Meta von Magnoliens den Posten des Hausmeisters übernehmen und ihre gesammelten Schätze verwalten sollte.
Frau Sturholz-Rebmüller war diese Regelung ein Dorn im Auge. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie Herrn Blomster vermutlich längst vor die Tür gesetzt. Der Kiosk mit dem alten Gerümpel im Keller und Herrn Blomsters eigenartige Ideen passten nicht in ihre moderne Vorstellung von Schule.
»Nur damit das klar ist«, sagte die Schulleiterin und sah den Hausmeister streng an. »Frau Yilmaz hat das Sagen bei der Übernachtung und Sie sind nur die Aushilfe.«
»Natürlich«, antwortete Herr Blomster. »Aushelfen ist schließlich mein Spezialgebiet.«
Die Nachricht, dass Herr Blomster wirklich bei der Schulübernachtung mit dabei sein würde, sorgte am nächsten Tag natürlich für größte Begeisterung in Frau Yilmaz’ Klasse. Für Herrn Pi bastelten sie eine Karte, mit der sie ihm gute Besserung wünschten. Alle Kinder unterschrieben darauf, und Mascha notierte ganz klein neben ihrem Namen, dass sich Herr Pi mit dem Korrigieren der Mathearbeit gerne viel Zeit lassen dürfte.