Die Heuhaufen-Halunken - Gülleduft und Großstadtmief - Sven Gerhardt - E-Book

Die Heuhaufen-Halunken - Gülleduft und Großstadtmief E-Book

Sven Gerhardt

0,0
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

»Droht dir ein Feind mit arger List,
brauchst du nur 'ne Menge Mist«


Die Heuhaufen-Halunken sind aufgeregt: Endlich besuchen sie Alfons und Marius in ihrer Filiale in Berlin. Doch kaum angekommen, gibt es Ärger, denn die Villa von Marius' Eltern, in der sie untergebracht sind, liegt mitten im Revier von Kalle und seiner Großstadt-Gang. Natürlich sind ihnen die Halunken ein Dorn im Auge und so legen sich die Stadtganoven sofort mit ihnen an: Als mahnende Warnung sprühen sie eine unmissverständliche Botschaft an die Hauswand und bringen den Pool mit Waschmittel zum Überschäumen. Das lassen die Halunken natürlich nicht auf sich sitzen und rächen sich mit einem Halunken-Plan in guter alter Bauerntradition!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 97

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.
– Für Miriam. Lass uns mal wieder nach Berlin fahren! –
© 2018 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 MünchenAlle Rechte vorbehaltenInnenillustrationen und Cover: Vera SchmidtUmschlaggestaltung: Sandra Filić / Illustration Pfeil: Freepik.comaw • Herstellung: AJSatz: Uhl + Massopust, AalenReproduktion: ReproLine Mediatem, MünchenISBN 978-3-641-21744-0V003
www.cbj-verlag.de

Inhalt

1 Kehrt im Dorf der Frühling ein, wird es wohl bald Frühling sein

2 Schickt jemand Post dir raus aufs Land, geschieht danach meist allerhand

3 Hinter Wiese, Feld und Wald erscheint der Rest der Welt schon bald

4 Das ist die Berliner Luft, Luft Luft, mit dem ganz besondren Duft, Duft, Duft

5 Suchst du nach Abenteuern in der Stadt, zeigt sie dir schnell, was sie zu bieten hat

6 Trifft ein Halunke einen Schuft, bringt das meistens dicke Luft

7 Droht dir ein Feind mit arger List, brauchst du nur ’ne Menge Mist

8 Willst du in Ruhe Pläne machen, lass es vorher richtig krachen

9 Ist die Arbeit erst getan, fängt man schon mal zu schnarchen an

10 In der allergrößten Not hilft oft nur noch Pferdekot

11 Verlässt dich plötzlich mal die Kraft, hast du vermutlich viel geschafft

12 Weht der Wind dir mal entgegen, folgt darauf nicht immer Regen

13 Um den Kummer zu vergessen, hilft manchmal ein Abendessen

14 Willst du deinen Tag genießen, musst du einfach Frieden schließen

»Dieses Kaff nervt«, brummte Meggy, als sie an einem regnerischen Tag im April aus ihrem Fenster schaute und vor Langeweile fast umkam. Ein langer Winter lag hinter Dümpelwalde und alle Bewohner sehnten sich nach dem Frühling. Doch dieser schien noch keine Lust zu haben in Dümpelwalde einzuziehen, was man auch irgendwie verstehen konnte. Schließlich lag das kleine Dorf am Ende der Welt. Na ja, fast zumindest. Denn das Ende der Welt war wohl eher das fünf Kilometer entfernte Sumpflitz. Dort führte nur eine einzige Straße hinein, die dann irgendwo in einem Acker endete. Und soweit Meggy wusste, gab es hinter diesem Acker nicht mehr als nur vermatschte Wiesen soweit das Auge reichte. Bald jedoch würden in der ganzen Gegend die Apfelbäume blühen, die es hier in Unmengen gab, und auf den vermatschten Wiesen würden endlich wieder Blumen wachsen. Nur war von alldem bisher leider noch keine Spur zu sehen, und so träumte Meggy wie so oft von San Francisco, der Stadt, in der es niemals kalte Winter gab und in der sich die Ganoven auf den buckeligen Straßen wilde Verfolgungsjagden mit der Polizei lieferten.

Meggy wollte später einmal Gangsterbraut werden und dafür hatte sie auch die besten Voraussetzungen. Schließlich war sie die Anführerin der sagenumwobenen Heuhaufen-Halunken – einer Bande, die Autos knacken konnte, illegale Boxkämpfe veranstaltete und sogar über eine Filiale in Berlin verfügte.

Meggy

• richtiger Name: Margarethe

• Alter: 10

• Berufswunsch: Gangsterbraut

• Anführerin und kreativer Kopf der Bande

• Halunken-Spezialität: Pläne schmieden und Aufgaben verteilen

Schorsch (Meggys Bruder)

• richtiger Name: Georg

• Alter: 9

• Berufswunsch: Profiboxer

• ist extrem frech, aber manchmal auch extrem nett

• Halunken-Spezialität: bekommt mit seinen Fäusten jede Tür auf

Knolle*

• richtiger Name: Ben

• Alter: 9

• Berufswunsch: Restaurant-Tester

• ist etwas faul und träge

• Halunken-Spezialität: Gaunereien, die irgendwas mit Essen zu tun haben

* Seinen Spitznamen hat Knolle als kleines Baby bekommen. Damals hatte er nämlich eine Nase, die aussah wie eine Kartoffel. Das Beweisfoto hängt noch bei ihm zu Hause im Wohnzimmer. Mittlerweile sieht seine Nase aber ganz normal aus.

Alfons

• Alter: 11

• Ist in Dümpelwalde aufgewachsen, wohnt aber seit letztem Sommer in Berlin

• Berufswunsch: darüber macht er sich noch keine Gedanken

• ist sehr schlau, aber manchmal etwas dickköpfig

• Halunken-Spezialität: er kann einfach alles besorgen

Lotte (Cousine von Meggy und Schorsch)

• Alter: 6

• Berufswunsch: auf keinen Fall Prinzessin!

• hat es als Nachwuchs-Halunke faustdick hinter den Ohren

• Halunken-Spezialität: wenn sie ihr zuckersüßes Lächeln aufsetzt, kann ihr niemand böse sein

Marius

• Alter: 10

• wohnt in Berlin und ist neuestes Mitglied der Heuhaufen-Halunken

• Berufswunsch: irgendwas mit Computern

• ist ziemlich schüchtern, aber dafür extrem lernfähig

• Halunken-Spezialität: Internet-Recherche

Das Problem war nur, dass die Heuhaufen-Halunken schon seit einer halben Ewigkeit kein krummes Ding mehr gedreht hatten. Zumindest kam es Meggy so vor. Ihre letzte glorreiche Halunken-Aktion hatte im letzten Herbst stattgefunden, als sie die berüchtigten Miesmann-Zwillinge in einem Boxkampf besiegt hatten. Damals waren Alfons und Marius über die Ferien aus Berlin nach Dümpelwalde gekommen. Doch seitdem hatte sich die Bande nicht mehr komplett treffen können. An Weihnachten war Marius zwar mit seinem Vater bei Oma Hertha zu Besuch, aber Alfons konnte leider nicht kommen. Das lag zum einen daran, dass seine Eltern viel arbeiten mussten, zum anderen hatte Alfons ein neues Hobby, das sehr viel Zeit kostete. Jede freie Minute verbrachte er in einem Jugendhaus, das viele Angebote für Kinder und Jugendliche aus seinem Viertel bot. Und so war Alfons nun Teil einer Hip-Hop- und Breakdance-Gruppe, die eigene Lieder schrieb und akrobatische Tänze einstudierte.

Als Alfons Meggy am Telefon von seinem neuen Hobby berichtete, konnte sie nicht verstehen, was an der Sache so toll sein sollte und wie das vor allem wichtiger sein konnte als ihre Bande. Klar, Hip-Hop mochte sie auch, aber beim Thema Tanzen dachte sie sofort an die Trachtentanzgruppe, die es in Dümpelwalde gab. Spannend klang das für sie daher überhaupt nicht. Obwohl, für gelangweilte Stadtkinder war das vielleicht ein passendes Hobby.

Bis vor ein paar Monaten hatten die Heuhaufen-Halunken nichts von Stadtkindern gehalten, doch dann lernten sie Marius kennen und merkten, dass sie mit dem ein oder anderen Vorurteil ziemlich falschlagen.

»Wenn wir uns das nächste Mal sehen, zeig ich dir ein paar Moves«, hatte Alfons noch am Telefon gesagt, und Meggy hatte »Klar, gerne« geantwortet und sich kichernd vorgestellt, wie Alfons mit einer Tracht bekleidet zu Hip-Hop-Musik tanzte.

Seit dem Telefonat war eine ganze Weile vergangen. Meggy vermisste ihre beiden Berliner Freunde und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als mit den Heuhaufen-Halunken endlich wieder ein neues Abenteuer zu erleben. Dass sich dieser Wunsch schon sehr bald erfüllen würde, konnte sie in diesem Moment noch nicht ahnen.

»Dass dir das so viel Spaß macht, ständig auf dieses Ding einzudreschen«, sagte Meggy verständnislos, als sie ihrem Bruder beim Boxtraining in der Scheune zusah, wo sich das Hauptquartier der Heuhaufen-Halunken befand.

Schorsch hatte vor einigen Wochen einen Boxsack von seinen Eltern zum Geburtstag geschenkt bekommen, und der hing jetzt im Bandenquartier der Halunken, das hinter einem großen Stapel Heuballen versteckt war. Dort gab es auch eine gemütliche Sitzecke mit einem alten Sofa, einem kleinen Tisch und einigen Obstkisten, die mit Kissen bestückt ideale Sitzgelegenheiten waren. In der Ecke stand ein kleiner Kühlschrank, der meist gut gefüllt war. Momentan herrschte darin jedoch gähnende Leere. Das mobile Apfelcafé, das Meggys und Schorschs Mutter betrieb, machte gerade Winterpause. Und so fehlte von den leckeren Apfeldelikatessen, die ihre Mutter normalerweise für das Café herstellte, und von denen auch immer welche in dem kleinen Kühlschrank der Halunken landeten, jede Spur. Ein weiterer Grund sich auf den Frühling zu freuen, wenn der Duft von frischem Apfelkuchen wieder das Quartier der Halunken füllte und eisgekühlte Saftflaschen darauf warteten, in einem Zug leer getrunken zu werden.

Schorsch verbrachte täglich mehrere Stunden in der Scheune und trainierte. Bei dem miesen Wetter gab es auch keine bessere Beschäftigung. Außerdem kam er damit jeden Tag seinem großen Ziel ein bisschen näher, Profiboxer zu werden – so wie sein großes Vorbild Kuno Hammerstein. Dieser war nämlich der erste und bisher einzige Profiboxer, den Dümpelwalde hervorgebracht hatte. Vermutlich war er sogar die berühmteste Person, die jemals in diesem Dorf gelebt hatte. Immerhin wäre er einmal fast Weltmeister geworden. Schorsch wollte nicht nur fast Weltmeister werden, sondern so richtig. Und deshalb versetzte er seinem Boxsack noch mal einen kräftigen Schlag, bevor er sich erschöpft aufs Sofa plumpsen ließ.

Meggy saß neben ihm und ließ ihren Blick betrübt durch das Quartier der Halunken schweifen.

»Ich vermisse Alfons und Marius. Und den Frühling vermisse ich auch«, brummte sie und verschränkte dabei bockig die Arme.

»Geht mir genauso«, stimmte Schorsch ihr zu und zog seine Boxhandschuhe aus. Dann saßen die beiden eine ganze Weile schweigend nebeneinander und dachten an die Zeiten, als ihre Bande noch komplett war.

Dass zwei Mitglieder der Halunken in Berlin lebten, machte Meggy oft zu schaffen. Ohne Alfons und Marius konnten sie keine großen Pläne schmieden. Natürlich waren Meggy, Schorsch, Knolle und Lotte in der Zwischenzeit nicht untätig, aber es waren eben nur kleine Ganovenstreiche, die sie zu viert durchführten.

Da war zum Beispiel die Sache mit Lottes Zahnarztbesuch: Lottes Mutter wollte an einem kalten Januartag mit ihrer Tochter zur Kontrolle zum Zahnarzt nach Bröckelbach fahren. Da Lotte aber panische Angst davor hatte, sorgten die Halunken dafür, dass sie verschont blieb. Sie kippten eimerweise Wasser auf den Hof rund um das Auto von Lottes Mutter, sodass eine spiegelglatte Eisfläche entstand, die es unmöglich machte, von der Stelle zu kommen. Bis Meggys Vater den Hof mit Salz wieder einigermaßen freibekommen hatte, war es bereits zu spät, um zum Zahnarzt aufzubrechen.

Ein anderes Mal hatten die Halunken den Schulbus kurzzeitig lahmgelegt. Um eine Deutscharbeit in der ersten Stunde nicht mitschreiben zu müssen, hatte Meggy eine dufte Idee gehabt: In Dümpelwaldes einzigem Kaugummiautomaten gab es seit einiger Zeit kleine Stinkbomben, die der absolute Renner bei den Kindern waren. Lotte, als erfahrene Kaugummistöpslerin, hatte es geschafft, fünf von den stinkenden Dingern aus dem Automat zu holen. Meggy hatte dafür ihr ganzes Taschengeld geopfert. Als Meggy und die anderen an besagtem Morgen in den Bus stiegen, hatten sie innerhalb kürzester Zeit das Gefährt so eingenebelt, dass der Fahrer bereits kurz nach Dümpelwalde rechts ranfahren musste, weil der Gestank nicht mehr auszuhalten war. Knolle, der am Abend vorher einen großen Topf Bohnen mit Speck verdrückt hatte, leistete mit seinen fürchterlichen Blähungen seinen ganz eignen duftenden Beitrag. Es dauerte eine knappe halbe Stunde, bis der Bus weiterfahren konnte und die Sache mit der Deutscharbeit hatte sich für diesen Tag erledigt.

Aber das waren eben nur kleine Halunken-Aktionen gewesen. Meggy wollte endlich mal wieder einen ganz großen Plan schmieden.

»Post für die Heuhaufen-Halunken!«, durchbrach ihre Mutter plötzlich die Stille. Sie wedelte mit einem Brief und Meggy und Schorsch sprangen gleichzeitig auf, um nach ihm zu schnappen.

Meggy erwischte ihn zuerst.

»Ladies first«, sagte sie grinsend und warf einen Blick auf den Absender, obwohl sie sich natürlich denken konnte, von wem der Brief stammte.

»Der ist von Alfons und Marius!«, rief sie begeistert und hüpfte zurück auf das Sofa.

Sie kramte ihr Taschenmesser aus der Hosentasche, um den Umschlag zu öffnen.

»Warte!«, unterbrach sie Schorsch. »Wir müssen zuerst Knolle und Lotte holen. Immerhin ist der Brief ja an die Heuhaufen-Halunken adressiert.«

Keine fünf Minuten später saß der Dümpelwalder Teil der Halunken auch schon im Hauptquartier zusammen, um die Nachricht zu lesen, die ihnen ihre Berliner Filiale geschickt hatte.

An die Heuhaufen-Halunken stand in einer mit dem Computer geschriebenen Schrift auf dem Umschlag, der oben links das Logo von dem Bauunternehmen trug, das Marius’ Vater leitete. Meggy fühlte sich richtig gut, als sie den Umschlag öffnete. Aus ihrer einstigen Kindergartenbande war nun eine professionelle Sache geworden.

»Nun lies schon vor!«, sagte Schorsch ungeduldig. Meggy faltete das Papier auseinander und staunte. Der ganze Brief war mit dem Computer geschrieben und sah dadurch ziemlich erwachsen aus. Fast so wie die Versicherungsschreiben ihres Vaters, die er an seine Kunden schickte.

Meggy räusperte sich kurz und begann zu lesen:

»Juhu! Wir fahren nach Berlin!«, jubelte Schorsch und riss Meggy den Brief aus der Hand, um ihn noch mal in Ruhe zu lesen.

Auch Meggy freute sich riesig über die Einladung. Endlich würden die Heuhaufen-Halunken wieder etwas zusammen unternehmen. Und eine kleine Auszeit von Dümpelwalde würde ihnen sicherlich auch mal guttun. Die Vorfreude auf Berlin ließ ihre eben noch herrschende Langeweile schlagartig verschwinden.

Knolle war ebenso begeistert. »Ich liebe Berliner!«, sagte er und schleckte sich dabei mit der Zunge über die Lippen. »Vor allem die gefüllten!«

Lotte sah ihn fragend an. Aber weil sich alle freuten, freute sie sich einfach mit.

»Wir müssen das sofort mit unseren Eltern besprechen!«, meinte Meggy. Sie war voller Energie und ihr Gangster-Instinkt sagte ihr, dass in Berlin mit Sicherheit ein großes Abenteuer auf die Halunken wartete.

Kurze Zeit später schwirrten die Freunde aus, um ihren Eltern von dem Brief zu erzählen. Nach ein paar Telefonaten und dem Wälzen von Terminkalendern stand fest: Die Dümpelwalder Heuhaufen-Halunken würden schon in zwei Wochen nach Berlin fahren!

Lottes Mutter bestand allerdings darauf, die Kinder zu begleiten. Auch wenn Meggy natürlich lieber ohne Erwachsene unterwegs gewesen wäre, war sie irgendwie froh, dass sie nicht die Verantwortung für Lotte übernehmen musste. In Dümpelwalde war das meistens kein Problem, aber Berlin war riesig. Außerdem war Lottes Mutter ja auch ganz nett.

Da das Haus von Marius’ Eltern sehr groß war, würden dort alle Halunken zusammen unterkommen. Und Meggy freute sich schon auf den Swimmingpool, von dem Alfons erzählt hatte. Mitte April würde es zwar vermutlich noch zu kalt sein, um darin zu schwimmen, aber alleine die Vorstellung irgendwo zu wohnen, wo es einen eigenen Pool gab, gefiel ihr ausgesprochen gut.

Mit jedem Tag, der von nun an verging und die Reise näherkommen ließ, wuchs die Aufregung der Heuhaufen-Halunken. Die große Langeweile hatte endlich ein Ende und sogar der Frühling schickte seine ersten Boten nach Dümpelwalde.

»Du weißt schon, dass wir nur für drei Tage verreisen und nicht für drei Monate«, witzelte Schorsch, als er Knolles riesigen Koffer sah, den er mühsam ins Quartier der Halunken zog.

»Du hast ja keine Ahnung, wie viel Hunger ich bekomme, wenn ich auf Reisen bin«, erwiderte dieser und dicke Schweißperlen liefen ihm übers Gesicht. Doch Schorsch hatte durchaus eine Ahnung davon: Als sie letzten Sommer mit dem alten Volvo, der nun als mobiles Apfelcafé diente, an den Plörrsee fahren wollten, hatte Knolle ähnlich viel Gepäck dabei gehabt.

»Das heißt, dein Koffer ist voller Proviant?«, versicherte sich Schorsch und Knolle nickte.

»Und wo sind dann deine Klamotten?«

Knolle zeigte auf den kleinen Rucksack, den seine Mutter hinter ihm hertrug.

Schorsch musste lachen. Das war mal wieder typisch Knolle.

Schorsch selbst hatte nur eine Sporttasche mit den nötigsten Sachen gepackt. An der Seite der Tasche baumelten seine Boxhandschuhe, die er überallhin mitnahm.

Meggy hatte sich den schicken Wanderrucksack ihrer Mutter geliehen. Sie benötigte nicht viel Gepäck und konnte Taschen-Schleppen und Koffer-Ziehen ohnehin nicht leiden.

Endlich war der große Tag gekommen, an dem die Dümpelwalder Heuhaufen-Halunken ihre Filiale in Berlin besuchen würden. In wenigen Stunden würden sie Alfons und Marius wiedersehen.