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Willkommen bei der »Detektei für tierische Angelegenheiten« – der neuen, spannenden Kinderbuchreihe von Bestsellerautor Sven Gerhardt!
Die Schnüfflerbande, das sind Theo, Elsa und Hamster Mister Marple. Ihre Spezialität sind »tierische Angelegenheiten« aller Art, was nicht zuletzt Mister Marple zu verdanken ist, der für diese Fälle ein besonders feines Spürnäschen hat. Auch wenn Theo und Elsa total unterschiedlich sind, halten sie immer fest zusammen und können so fast jeden Fall lösen.
So ein Hamsterleben ist ganz schön langweilig: schlafen, fressen, wieder schlafen, wieder fressen. Doch Mister Marple weiß, dass er zu Großem bestimmt ist. Täglich macht er Klimmzüge an der Käfigstange, um sich für den Tag fit zu halten, an dem seine detektivischen Fähigkeiten zum Einsatz kommen. Nur Theo hat noch immer nicht kapiert, dass Mister Marple kein gewöhnlicher Hamster ist. Da trifft es sich ganz gut, dass eines Tages Elsa in Theos Leben poltert. Im Gegensatz zu Theo sprüht sie nur so vor Abenteuerlust. Und tatsächlich, es dauert nicht lange, da stecken Theo, Elsa und Mister Marple mitten in ihrem ersten Detektivfall: Dackel Bruno wird vermisst, und die Schnüfflerbande setzt alles daran, ihn wiederzufinden …
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 92
Kapitel 1 Frische Luft
Kapitel 2 Ein Hamster macht sich bereit
Kapitel 3 Kalter Kaffee
Kapitel 4 Verschwundene Hunde
Kapitel 5 Ich glaub, ich sehe Gespenster
Kapitel 6 Ein Hamster auf dem Dach
Kapitel 7 Wir brauchen Beweise
Kapitel 8 Nächtliche Verfolgungsjagd
Kapitel 9 Noch ein Schnüffler
Kapitel 10 Mister Marples großer Auftritt
Kapitel 11 Frau Wieschnowski gibt Gas
Kapitel 12 Eiskalte Belohnung
»Wusstest du eigentlich, dass auf dem Bildschirm eines Smartphones mehr Bakterien zu finden sind als auf einer Klobrille?«
Ich ließ das Handy meines Vaters sofort auf den Tisch fallen und hielt meine Hände ganz dicht vors Gesicht. Natürlich wusste ich, dass man Bakterien nicht mit bloßem Auge sehen konnte. Aber allein die Vorstellung, dass dort auf meinen Fingern gerade Abertausende von kleinen Bazillenviechern rumkrabbelten, jagte mir einen Schauer über den Rücken.
Mein Vater reichte mir eines der Desinfektionstücher, die in jedem Zimmer griffbereit lagen.
In diesem Haus hatten Bakterien und Bazillen keine Chance.
Meistens zumindest. Denn mein Vater kämpfte gerade gegen eine heftige Erkältung.
»Diese Viren werden immer unverschämter«, hatte er mit verschnupfter Stimme gekrächzt, als er am Mittwoch von der Arbeit kam. In den folgenden Tagen hatte er das abgedunkelte Schlafzimmer nur selten verlassen und meine Mutter hatte ihm hin und wieder eine Tasse Tee oder ein paar Scheiben Zwieback durch den Türspalt geschoben. Heute war er das erste Mal wieder auf den Beinen, machte aber immer noch einen sehr wackeligen Eindruck.
»Geh doch einfach mal ein bisschen an die frische Luft, Theo«, sagte meine Mutter und lächelte milde. »Um herauszufinden, wie das Wetter draußen ist, brauchst du kein Smartphone.«
»Ja, genau«, pflichtete ihr mein Vater bei. »Hier drin steckst du dich ohnehin nur an.«
Ich fand zwar, dass mein Vater mit seiner Sorge etwas übertrieb, aber vielleicht hatte er auch recht. Und da ich ohnehin nichts Besseres zu tun hatte, beschloss ich, nach draußen zu gehen. Ich schnappte mir meine Jacke und meine Schuhe und streifte mir noch meine neongelbe Warnweste über, ohne die ich nie aus dem Haus ging. Und so stand ich schließlich in unserem kleinen Vorgarten und hatte keine Ahnung, was ich hier draußen machen sollte. Die dunklen Wolken am Himmel sahen so aus, als würden sie jeden Moment platzen. Laut Papas Wetter-App sollte es heute noch kräftig regnen. Ich zog den Reißverschluss meiner Jacke bis zum Hals zu und konzentrierte mich einfach nur darauf, die frische Luft einzuatmen. Das tat erstaunlich gut und war viel besser als der stickige Mief in unserer Wohnung, der nach einer Mischung aus Desinfektionsmittel, Salbeitee und frisch gepressten Orangen roch.
Ich schloss die Augen und sog den Sauerstoff in gleichmäßigen Zügen tief in meine Lunge. Ich stellte mir vor, wie sich kleine Luftblasen ihren Weg durch meine Luftröhre bahnten und anschließend in die unzähligen Verästelungen meiner Lunge abbogen. In den Bläschen saßen mikroskopisch kleine Astronauten in blauen Anzügen, die Steuerknüppel in den Händen hielten. Die Luftblasen-Raumschiffe hatten vorne kleine Greifarme, mit denen sie aus den Tiefen meiner Lunge fiese Viren holten, die dann wild zappelnd und schimpfend mit jedem Ausatmen nach draußen befördert wurden. Diese Viren sahen echt übel aus. Ihre von Warzen übersäten runden Körper waren giftgrün, sie hatten leuchtend rote Augen und aus ihrem Gebiss mit den vielen kleinen, spitzen Zähnen lief glibberiger Sabber. Doch die Luftblasen-Raumschiffe machten ganze Arbeit und ließen den Eindringlingen keine Chance.
»Verzieh dich, du miese Kreatur!«, rief ich einem besonders fies aussehenden Virusschurken hinterher und nahm einen weiteren, tiefen Atemzug.
»Geht’s noch?«, sagte eine empörte Stimme.
Ich brauchte eine Weile, bis ich begriff, dass es nicht der kleine Schurke aus meiner Lunge war, der soeben zu mir gesprochen hatte. Erschrocken riss ich die Augen auf. Nur wenige Zentimeter vor mir stand ein wildfremdes Mädchen, das ziemlich genauso groß war wie ich. Es konnte mir daher direkt in die Augen schauen.
»Was fällt dir ein, mich einfach so zu beschimpfen?« Sie stemmte die Arme in die Hüften und sah ziemlich sauer aus.
»Ich … Ich, also … Ich hab doch nicht mit dir geredet«, stotterte ich und lief rot an.
»Mit wem denn dann?«, fragte das Mädchen und schaute sich in unserem Vorgarten um.
»Na, mit den …« Ich klappte meinen Mund wieder zu. Manchmal war es besser, nicht alles zu erzählen. Es musste zudem auch ziemlich bescheuert ausgesehen haben, wie ich so im Vorgarten stand und mit geschlossenen Augen kleine Raumschiffe ein- und ausatmete.
»Kann das sein, dass du ein bisschen plemplem bist?« Das Mädchen trat einen Schritt zurück und musterte mich. Dann blieb ihr Blick an meiner Warnweste hängen.
»Was machst du eigentlich in unserem Garten«, fragte ich und verschränkte die Arme vor der Brust, so als könnte ich dahinter meine Weste verstecken.
Ihr Gesichtsausdruck wurde nun freundlicher und sie zeigte auf das Haus mit dem verwilderten Garten am Ende unserer Straße.
»Wir sind gestern hier eingezogen. Und als ich eben am Fenster stand, hab ich dich gesehen – was ja auch nicht so schwer ist. Du leuchtest ja wie ein Feuerwerkskörper!« Sie grinste und streckte mir ihre Hand entgegen. »Ich bin Elsa.«
Ich sah mir ihre Hand an. Sie war schmutzig. Was mich auch nicht weiter wunderte, denn das Haus am Ende der Straße war eine Bruchbude. Und der Garten sah aus wie ein Urwald. Wer dort einzog, durfte kein Problem mit Dreck haben. Doch aus irgendeinem Grund gab ich ihr meine Hand.
»Ich heiße Theo.« Ich zog meine Hand schnell wieder zurück und hielt sie mit gespreizten Fingern von mir. »Ich wollte dich echt nicht beschimpfen. Ich war bloß in Gedanken.«
»Schon gut«, sagte Elsa. »Ich kenn das.«
»Wirklich?«, fragte ich erleichtert.
»Nein.«
Dann lachte sie und im gleichen Moment plumpste ihr ein riesiger Regentropfen auf die Nase. Einen Moment später fing es an, wie aus Eimern zu schütten.
»Ich geh mal besser rein«, sagte ich und hüpfte so schnell ich konnte unter das Vordach unseres Hauseingangs.
»Ja, ich auch«, sagte Elsa, winkte kurz und trottete seelenruhig durch den prasselnden Regen nach Hause.
Nachdem ich mir meine Hände gewaschen hatte, rannte ich hoch in mein Zimmer. Von meinem Fenster aus konnte ich das Haus mit dem verwilderten Garten gerade noch sehen. Unvorstellbar, dass dort jemand eingezogen war. Mein Vater sagte immer, dass das Haus die ganze Straße verschandelte. Es war auch wirklich ein krasser Gegensatz zu den gepflegten Häusern mit den frisch gemähten Rasen und den bunt bepflanzten Blumenbeeten. Aber als ich mir das Haus jetzt genauer ansah und mir vorstellte, dass Elsa dort mit ihrer Familie wohnte, fand ich es plötzlich gar nicht mehr so schlimm. Ich selbst hätte in solch einem Haus trotzdem nicht wohnen wollen. Und in dem Garten tummelten sich vermutlich Spinnen, Würmer und anderes Ungeziefer.
Ein leises Rascheln riss mich aus meinen Gedanken. Es kam aus dem Käfig von Mister Marple, meinem Hamster. Er krabbelte verschlafen aus seinem Häuschen, um nach etwas Futter zu suchen. Normalerweise schlief er tagsüber, aber manchmal, so wie jetzt, bekam er dabei tierischen Hunger. Als ich merkte, dass Mister Marple im Halbschlaf nichts Essbares in seinem Käfig fand, streute ich ihm etwas Futter direkt vor die Nase. Sofort stopfte er sich die Leckereien in seine Backen, blickte mich zufrieden mit seinen kleinen schwarzen Augen an und verschwand wieder in seinem Häuschen.
Seinen Namen hat er übrigens meiner Lieblingsdetektivin aus einer Reihe von Kriminalgeschichten zu verdanken. In den Büchern heißt sie Miss Marple, aber da mein Hamster ein Männchen ist, hatte ich ihn einfach Mister Marple genannt.
Ich liebte Detektivgeschichten und las jeden Abend einige Kapitel vor dem Schlafengehen. Manchmal waren die Geschichten so spannend, dass ich vor lauter Aufregung nicht einschlafen konnte. Da war es sehr praktisch, dass Mister Marple nachtaktiv war. Ich erzählte ihm einfach alles, was in den Geschichten vorkam und mir Angst machte. Der Trick dabei war, dass ich mir vorstellte, dass mein Hamster jedes Wort verstand. Ich glaubte, wenn man mit jemandem über seine Angst redete, wurde sie automatisch kleiner.
Mister Marples Schnüffler-Protokoll:
Dass ich Mister Marple heiße, ist kein Zufall. Ich habe Detektivblut in meinen Adern und ein besonders feines Schnüfflernäschen. Theo wird das schon noch kapieren, auch wenn er manchmal eine echte Schnarchnase ist.
Heute zum Beispiel stand er eine halbe Ewigkeit am Fenster und hat nachdenklich nach draußen geglotzt. Ich musste ganz schön mit der Streu rascheln, bis er mich endlich beachtet hat. Aber ich will mich nicht beschweren. Immerhin hat er mir dann doch noch etwas Futter gegeben. Zwar nur wieder dieses trockene Zeug, das immer so in den Backen kratzt, aber was soll’s. Ist ja schließlich kein 5-Sterne-Hotel hier. Ich hau mich jetzt erst mal wieder aufs Ohr. Heute Abend möchte ich fit sein, denn Theo wird mir bestimmt wieder von dem Buch berichten, das er gerade liest. Ultraspannend ist das! Und von der alten Detektivin in den Geschichten kann man echt was lernen. Würde mich übrigens nicht wundern, wenn meine zukünftigen Heldentaten auch mal in Büchern aufgeschrieben werden …
Am nächsten Morgen war ich mal wieder hundemüde vom langen Lesen und Reden mit Mister Marple. Nur musste er, im Gegensatz zu mir, nicht frühmorgens in die Schule, sondern konnte den ganzen Tag gemütlich vor sich hin schnarchen.
Mein Schulweg führte mich am Haus von Elsa vorbei. Normalerweise beachtete ich es gar nicht, aber jetzt wusste ich, wer dort wohnte, und deshalb schaute ich es mir genauer an. Es sah tatsächlich nicht mehr ganz so heruntergekommen aus. In einigen Fenstern hingen Gardinen und neben der Haustür stand ein Topf mit frischen Blumen. Gerade als ich am Haus vorbei war und noch einen flüchtigen Blick in den verwilderten Garten warf, rief jemand meinen Namen.
Es war Elsa. Sie hopste mit einem großen Sprung alle Stufen von der kleinen Treppe vor der Haustür auf einmal hinunter. Dann rannte sie winkend auf mich zu.
»Wollen wir zusammen zur Schule gehen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, stapfte sie neben mir her.
»Ist mein erster Tag in der neuen Schule«, sagte sie aufgeregt, und es stellte sich heraus, dass sie ab jetzt in meine Parallelklasse ging.