Mister Marple und die Schnüfflerbande - Die Erdmännchen sind los - Sven Gerhardt - E-Book

Mister Marple und die Schnüfflerbande - Die Erdmännchen sind los E-Book

Sven Gerhardt

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Beschreibung

Ein neuer Fall für die Schnüfflerbande!

Aufruhr im Tierpark: Die Erdmännchen haben Nachwuchs bekommen und die kleinen Tiere sind die große Attraktion. Doch fast täglich verschwindet eins der Kleinen. Der Direktor ist ratlos. Es gibt weder Einbruchspuren noch haben sich die Tiere einen Fluchtweg gebuddelt. Ein klarer Fall für Theo, Elsa und Mister Marple! Um mehr über das mysteriöse Verschwinden der Tiere herauszufinden, wird Mister Marple als Spezialist für Sondereinsatzkommandos kurzerhand ins Erdmännchengehege eingeschleust. Ob das gut geht?

Die Schnüfflerbande, das sind Theo, Elsa und Hamster Mister Marple. In ihrer Zentrale auf dem alten Schuppendach ermitteln sie in »tierischen Angelegenheiten« aller Art.

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Seitenzahl: 95

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Mit Illustrationen von Nikolai Renger

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

© 2020 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München Alle Rechte vorbehalten Innenillustrationen und Cover: Nikolai Renger Umschlaggestaltung: Lena Ellermann, Potsdam aw · Herstellung: AJ Satz und E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck ISBN: 978-3-641-25677-7V002www.cbj-verlag.de

Inhalt

Kapitel 1    Bunte Blätter

Kapitel 2    Wie vom Erdboden verschluckt

Kapitel 3    Verdeckte Ermittlungen

Kapitel 4    Sprachprobleme

Kapitel 5    Umweltaktivisten halten zusammen!

Kapitel 6    Leuchtende Augen

Kapitel 7    Allererste Soja-Sahne

Kapitel 8    Alles nur Theater?

Kapitel 9    Des Rätsels Lösung?

Kapitel 10    Die Verwandlung

Kapitel 11    Die Party beginnt

Kapitel 12    Die Earth Görlz schlagen zu

Extra    Mister Marples hamsterstarke Tipps zum Verstehen von Tieren

»Verstehen heißt mit dem Herzen hellsehen.«

Victor Hugo

KAPITEL 1

Bunte Blätter

»Ich hab mal gelesen, dass sich auf der Schale von Wassermelonen Bakterien befinden können, die Krankheiten verursachen.«

»Oh Mann, Theo! Und ich hab mal gelesen, dass man von zu viel Nachdenken Kopfschmerzen bekommen kann!«, sagte Elsa und schob sich ein riesiges Stück Melone in den Mund. »Es gab sogar schon mal jemanden, der so viel nachgedacht hat, dass sein Kopf geplatzt ist!«

»So ein Quatsch!«, entgegnete ich. Gleichzeitig wusste ich aber auch, dass Elsa recht hatte. Ich machte mir einfach zu viele Gedanken.

Wir saßen in unserer Zentrale für tierische Angelegenheiten, die sich auf dem Dach des alten Schuppens in Elsas Garten befand. Die Sonne knallte und es gab bei diesem Wetter eigentlich nichts Besseres als ein saftiges Stück Wassermelone! Deshalb schob ich die Gedanken an irgendwelche Keime auch ganz schnell beiseite und biss herzhaft hinein.

Mein Hamster Mister Marple steckte seinen kleinen Kopf aus der Tasche meiner gelben Warnweste, die ich immer trug, wenn ich unser Haus verließ.

»Ich glaube, er will auch was abhaben«, sagte Elsa und hielt ihm lächelnd ein Stück der Frucht vor die Nase. Geschickt stopfte sich Mister Marple die Melone in die Backe und verzog sich wieder in meine Tasche.

Ich lehnte mich auf meinem Klappstuhl zurück und genoss die Sonne, die an einigen Stellen durch das dichte Blätterdach unserer Zentrale in mein Gesicht schien. Als ich meine Augen schloss, sah ich kleine, bunte Punkte in der Dunkelheit flimmern. Je fester ich die Augen zusammenkniff, umso mehr funkelte es. Woher diese kleinen Glühdinger wohl kamen? Krabbelten die etwa an der Innenseite meiner Augenlider entlang und fingen immer dann an zu leuchten, wenn es ihnen zu dunkel wurde? Sofort schoss mir ein Gedanke durch den Kopf: Was, wenn diese Punkte nicht nur unter meinen Augenlidern saßen, sondern meinen ganzen Körper besiedelten? Vielleicht war es in mir drin gar nicht so stockdunkel, wie ich vermutete, sondern es glitzerte und blinkte wie in einer Einhorn-Disko.

»Erde an Theo!«, holte mich Elsa aus meinen Gedanken. Vor Schreck riss ich meine Augen auf und ein Sonnenstrahl blendete mich so sehr, dass ich die Augen sofort wieder zukneifen musste.

»In welchen fernen Welten bist du mit deinen Gedanken gerade unterwegs?«, fragte sie und reichte mir noch ein Stück Wassermelone.

Elsa erwartete natürlich keine Antwort. Sie wusste, dass meine Fantasie manchmal mit mir durchging und ich dann für einen Moment nicht bei der Sache war.

»Ich finde, es wird höchste Zeit, dass wir mal wieder einen ordentlichen Fall vor die Nase bekommen«, sagte sie stattdessen und wischte sich den roten Melonensaft von der Backe.

Elsa hatte recht. Unser letzter Fall lag schon Ewigkeiten zurück. Als Schnüfflerbande hatten sich Elsa und ich zusammen mit meinem Hamster Mister Marple auf Kriminalfälle spezialisiert, die irgendetwas mit Tieren zu tun hatten. Mein Hamster verfügte nämlich über außergewöhnliche Fähigkeiten und er verstand tatsächlich jedes Wort! Das hatte ich vor einiger Zeit herausgefunden.

Seinen Namen hatte Mister Marple übrigens meiner Lieblings-Detektivin zu verdanken. Ich liebte nämlich Detektivgeschichten – vor allem die von Miss Marple. Da mein Hamster ein Männchen war, hatte ich aus der Miss einfach einen Mister gemacht.

Damals konnte ich jedoch noch nicht ahnen, dass er tatsächlich einmal dabei helfen würde, echte Kriminalfälle zu lösen. Einen besseren Namen hätte ich mir daher nicht für ihn einfallen lassen können. In unserem Team war er vor allem für die schwierigen Sondereinsatzkommandos zuständig.

»Oh, das muss der Zeitungsbote sein!«, jubelte Elsa, als ein grässliches Quietschen von der Straße bis zum Schuppendach hochdrang.

»Wieso quietscht der denn so?«, fragte ich und stellte mir einen Mann vor, der so alt war, dass seine Gelenke ächzten und knarzten, während er Zeitungen austeilte.

»Doch nicht der Zeitungsbote! Unser alter Briefkasten macht so einen Lärm«, prustete Elsa los und wäre vor lauter Lachen fast vom Stuhl gefallen.

Das machte natürlich deutlich mehr Sinn. Vor allem, wenn man Elsas Haus kannte.

Man konnte es durchaus als Bruchbude bezeichnen und der Garten war der reinste Urwald. Dass der rostige Briefkasten an der Haustür solche Töne von sich gab, war eigentlich kein Wunder.

Von meinem Liegestuhl aus beobachtete ich, wie Elsa in einem Affenzahn vom Schuppendach kletterte, durch den Garten sprintete und schließlich hinter dem Haus verschwand. Da ich selbst unter Höhenangst litt, brauchte ich zum Auf- und Absteigen deutlich länger. Ich sicherte mich dabei immer mit einem Klettergurt ab und setzte außerdem noch einen Helm auf. Immerhin war die Strickleiter, die auf das Schuppendach führte, extrem wackelig.

So schnell sie verschwunden war, tauchte Elsa auch schon wieder in der Zentrale auf.

»Meine Lieblingszeitung«, sagte sie mit einem breiten Grinsen, ließ sich zufrieden auf ihren Stuhl plumpsen und zog den Schwung bunter Werbeblätter hervor, der zwischen dem grauen Zeitungspapier steckte.

»Sag bloß, du liest diesen Werbekram?«, fragte ich verwundert.

»Natürlich!«, entgegnete Elsa. »Mittwochs sind immer die meisten Prospekte drin!« Sie blätterte eine riesige Broschüre eines Elektronik-Handels auf und verschwand fast komplett dahinter.

»Ich schaue mir jede Seite an und stelle mir vor, dass ich mir genau eine Sache davon aussuchen darf. Manchmal ist es echt schwer, sich zu entscheiden!«

Elsa war doch immer für eine Überraschung gut. Bei uns zuhause wanderten diese Werbeblätter immer sofort in die Papiertonne und ich fragte mich jedes Mal, ob es irgendjemanden gab, der diese Dinger las. Jetzt hatte ich eine Antwort darauf.

»Boah, von dieser Seite würde ich den Tablet-PC nehmen! Den könnten wir super für unsere Ermittlungen gebrauchen!«

Da sich Elsa alle Werbeprospekte gesichert hatte, schnappte ich mir den Teil der Zeitung, der neben Veranstaltungstipps auch ein paar Meldungen aus unserer Stadt enthielt.

Was dort zu lesen stand, war fast immer gähnend langweilig. Es ging um goldene Hochzeiten, die letzte Jahreshauptversammlung des Männergesangsvereins und die Eröffnung eines neuen Versicherungsbüros. Bei einem Artikel stockte mir jedoch plötzlich der Atem.

»Elsa!«, sagte ich aufgeregt. »So wie es aussieht, haben wir einen neuen Fall!«

Mister Marples Schnüffler-Protokoll:

Hab ich das im Halbschlaf gerade richtig verstanden – ein neuer Fall? Das wurde auch langsam mal Zeit! Ich habe ja grundsätzlich nichts gegen den Tagesablauf schlafen – essen – schlafen, aber für einen Meisterdetektiv wie mich ist das auf Dauer etwas langweilig. Vor allem, weil sich unter meinem bildschönen Fell mittlerweile das ein oder andere Speckröllchen gebildet hat. Ich muss also dringend wieder trainieren und ein paar Runden in meinem Laufrad drehen. Denn in den entscheidenden Momenten einer Ermittlung kommt es nicht nur darauf an, einen klaren Kopf zu haben. Nein, man muss auch topfit sein für die ein oder andere Verfolgungsjagd. Ich weiß, wovon ich rede. Doch jetzt möchte ich erst mal wissen, um was es in dem neuen Fall überhaupt geht!

KAPITEL 2

Wie vom Erdboden verschluckt

»Oh ja! In dieser Sache ist auf jeden Fall die Zentrale für tierische Angelegenheiten gefragt!«, sagte Elsa aufgeregt. »Wir müssen unbedingt in den Zoo – und zwar so schnell wie möglich!« Sie lief wie ein aufgescheuchtes Huhn auf dem Schuppendach hin und her und stemmte die Arme in die Hüfte. »Lies den Artikel bitte noch mal vor, Theo!«

»Zum vierten Mal?«, jammerte ich und verdrehte die Augen.

»Ja, bitte!«

»Na gut … Also: ›Mysteriöses Verschwinden der Erdmännchen. Im städtischen Zoo herrscht große Aufregung. Nachdem die Erdmännchen-Familie kürzlich vier Junge bekommen hat (unsere Zeitung berichtete), wurden die kleinen Kerle die große Attraktion des Hauses. Die Besucher kamen in Scharen, um die ausgesprochen süßen Jungtiere zu bestaunen. In der Nacht von Samstag auf Sonntag letzter Woche verschwand jedoch eines der Tiere auf bisher unerklärliche Weise. Seit Dienstag wird ein weiteres Tier vermisst. Wir vermuteten die Tiere zunächst in einem eingestürzten Bau. Deshalb haben wir die komplette Außenanlage umgegraben, jedoch ohne Erfolg. Außerdem haben wir das verglaste Gehege überprüft, aber es ist ohne Zweifel dicht. Wir können uns das Verschwinden daher absolut nicht erklären, sagt Marianne Mangustow, leitende Tierpflegerin der Erdmännchen- und Wildschwein-Abteilung. Auch Zoodirektor Carl Beckenhag ist besorgt: So etwas habe ich in meiner 40-jährigen Laufbahn noch nicht erlebt. Wir hoffen inständig, dass nicht noch weitere Erdmännchen verschwinden und die vermissten Tiere wieder wohlbehalten auftauchen. Der Zoo ist nach wie vor regulär geöffnet, der Direktor bittet jedoch alle Besucher um sachdienliche Hinweise.‹«

Während ich Elsa den Artikel vorlas, lief sie immer schneller auf dem Schuppendach auf und ab. Nun stoppte sie und sah mich mit entschlossenem Blick an.

»Wir dürfen keine Zeit verlieren!«, sagte sie und kletterte im nächsten Moment die Strickleiter herunter.

»Was hast du vor?«, rief ich ihr hinterher, obwohl ich die Antwort auf die Frage natürlich kannte.

Sie zerrte ihr Fahrrad aus dem Schuppen und sah mich streng an: »Los, komm in die Gänge!«

Ich zog meinen Helm auf und sicherte mich mit meinem Klettergurt. »Ich muss aber um Punkt sechs Uhr zum Abendessen wieder zuhause sein!«, rief ich Elsa hinterher, doch da war sie bereits nicht mehr zu sehen.

Der Zoo befand sich etwas außerhalb unserer Stadt und ein frisch geteerter Fahrradweg führte direkt dorthin. Die Bezeichnung Zoo war auch etwas übertrieben. Genau genommen war es nicht mehr als ein kleiner Tierpark. Es gab keine Elefanten, Löwen, Gorillas oder ähnliches, sondern hauptsächlich Rehe, Wildschweine, einen verschüchterten Luchs, zwei altersschwache Giraffen (die vor Jahren mal die Attraktion waren), einige Greifvögel und eben die Erdmännchen.

Die von meinem Vater empfohlene Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h musste ich auf dieser Fahrt leider des Öfteren überschreiten. Elsa trat so fest in die Pedale, dass man meinen konnte, sie befinde sich auf der entscheidenden Etappe der Tour de France.

Ich spürte, dass sich Mister Marple in meiner Westentasche unruhig hin und her bewegte. Vermutlich war ihm diese Geschwindigkeit auch nicht geheuer. Dabei fiel mir auf, dass ich für meinen Hamster gar keinen Helm hatte! Das war eigentlich unverantwortlich und so dachte ich den Rest der Fahrt verzweifelt darüber nach, wo ich eine sichere Kopfbedeckung für ihn herbekommen sollte.

Nur mit Mühe konnten wir einen freien Abstellplatz für unsere Räder finden. Den vielen Autos und Fahrrädern nach schien der Zoo mal wieder rappelvoll zu sein. Seit die Erdmännchen Nachwuchs bekommen hatten, war hier immer eine Menge los, und der Artikel in der Zeitung hatte wahrscheinlich für noch mehr Andrang gesorgt.

»Bestimmt wollen alle die übrigen Erdmännchen-Jungen sehen, bevor sie auch noch verschwinden«, vermutete ich.

»So weit darf es überhaupt nicht kommen!«, protestierte Elsa und kramte einen 5-Euro-Schein aus ihrer Hosentasche. Dann studierte sie das Schild mit den Eintrittspreisen und schüttelte den Kopf. »Letztes Jahr hat das hier für Kinder nur 2,50 Euro gekostet. Jetzt wollen sie 3,50 haben!«

Ich zog meinen Brustbeutel hervor und kippte den Inhalt in meine Hand. »Punktlandung«, sagte ich, nachdem ich die Münzen zusammengerechnet hatte. »Ich hab genau zwei Euro. Kannst du mir den Rest leihen? Hamster werden ja wohl hoffentlich freien Eintritt haben.«

»Ach du Schreck, sieh dir das an!«, sagte Elsa, als wir wenig später zum Erdmännchen-Gehege kamen. Eine riesige Menschenmasse scharte sich vor dem verglasten Auslauf, und bei dem Versuch, etwas näher an die Tiere zu kommen, wurden wir fast erdrückt. Da ich Angst um Mister Marple hatte, verzog ich mich ganz schnell aus dem Gewühle und nahm auf einer Parkbank Platz, die etwas abseitsstand. Vorsichtig lugte ich in meine Westentasche und war sehr erleichtert, als mich Mister Marple mit seinen kleinen braunen Augen anschaute und seinen klitzekleinen Daumen nach oben hielt.

So wie es aussah, befanden sich alle Gäste des Zoos bei den Erdmännchen. Vor den anderen Gehegen herrschte gähnende Leere, und die Handvoll Rehe, die sich an ihrem Zaun die Stupsnasen platt drückten und neidisch zu den Erdmännchen schauten, taten mir etwas leid.

Auf der Bank neben mir saß ein Mann mit einer tiefschwarzen Sonnenbrille, der lässig die Beine übereinandergeschlagen hatte und das Spektakel am Gehege vor sich beobachtete. Ich vermutete, dass seine Frau oder seine Kinder irgendwo in der Menschtraube steckten und er sich für die kleinen Tiere nicht sonderlich interessierte.

»Und – hast du was gesehen?«, fragte ich, als sich Elsa wenig später aus der Menge quetschte und schnaufend neben mir Platz nahm.

»Ja«, antwortete sie kurz und reckte und streckte sich, so als müsse sie ihre Knochen wieder in die richtige Position bringen. »Die zwei Kleinen sind echt süß! Wirklich eine Schande, dass die anderen verschwunden sind.«

»Hast du einen Plan, was wir jetzt machen sollen?«, fragte ich. Elsa sah unauffällig zu dem Mann mit der schwarzen Sonnenbrille.

»Lass uns zu den Rehen gehen«, schlug sie vor und hopste von der Bank.

Sobald wir den Zaun erreichten, rannten die scheuen Tiere davon und blieben schließlich in sicherer Entfernung stehen, um uns zu beobachten.

»Ich wollte nicht, dass der Typ neben uns unser Gespräch mitbekommt«, sagte Elsa. »Während der Ermittlungen müssen wir sehr vorsichtig sein.«

»Hab ich mir gedacht«, antwortete ich verständnisvoll. »Aber wie gehen wir jetzt weiter vor?«

»Ich würde gerne mal mit dieser Marianne Mangustow sprechen«, meinte Elsa und sah sich suchend um.

»Du meinst die Tierpflegerin? War die nicht eben bei den Erdmännchen?«

»Hab sie da nicht gesehen.«

»Dann lass uns mal bei den Wildschweinen schauen!«

Beim Wildschwein-Gehege war ungefähr so viel los wie in einem Freibad bei Starkregen. Die Tiere dösten gelangweilt in der Sonne und rümpften nur kurz ihre Rüssel, als sie Elsa und mich am Zaun erblickten.

»Da hinten!«, sagte ich und zeigte auf eine Tierpflegerin, die einen Schubkarren vor sich herschob. »Vielleicht ist sie das.«

Wir liefen um das Gehege und erreichten die Pflegerin, die gerade dabei war, einen Sack Futter sowie eine Ladung Bananen in ihren Karren zu laden. Auf ihrer grünen Latzhose war auf einem Aufnäher deutlich M. Mangustow zu lesen.

»Dürfen wir Ihnen ein paar Fragen zu den Erdmännchen stellen?«, erkundigte sich Elsa sofort. »Wir wollen einen Bericht für die – äh – Schülerzeitung schreiben.«

»Dazu habe ich schon alles gesagt«, brummte Marianne Mangustow und kippte einen Eimer voll Äpfel scheppernd auf die Ladefläche. »Außerdem habe ich keine Zeit – ihr seht ja, was hier los ist!« Ohne sich nach uns umzuschauen, verschwand sie in einem der kleinen Gebäude neben dem Wildschwein-Gehege.

Elsa sah mich überrascht an und ich hob ratlos meine Augenbrauen. Dann schnappte ich mir einen der Äpfel, die aus dem Schubkarren gekullert waren, und wir setzten uns unter einen Baum.

»Eine wirklich unfreundliche Person«, sagte ich und holte Mister Marple aus meiner Westentasche. Ich brach ihm ein Stück vom Apfel ab und er fing direkt an, daran zu nagen.

»Ich finde sie nicht nur unfreundlich, sondern sogar verdächtig«, sagte Elsa und ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Sehr verdächtig.«

»Was denkst du, Mister Marple?«, fragte ich. Mein Hamster hörte kurz auf zu nagen, zuckte mit den Schultern und knabberte dann genüsslich weiter.

Mister Marples Schnüffler-Protokoll:

Wie um alles in der Welt soll ich denn abnehmen, wenn mir meine beiden Schnüfflergehilfen ständig irgendwelche Delikatessen vor die Nase halten? Ich weiß, ich müsste ja nicht zugreifen, aber mein Hamsterinstinkt lässt mir da leider keine Wahl. Egal – bei der Erdmännchen-Sache ist ohnehin eher mein Detektivinstinkt gefragt. Ehrlich gesagt ist es mir noch etwas zu früh für Verdächtigungen. Wir brauchen auf jeden Fall noch weitere Informationen. Klar, diese Marianne Mangustow ist auf jeden Fall verdächtig – immerhin hat sie am meisten mit den Erdmännchen zu tun. Aber wie besagt ein altes Detektivsprichwort: »Nichts ist trügerischer als eine offenkundige Tatsache.« Eine Tatsache ist zum Beispiel auch, dass ich dieses schöne Stück Apfel hier in der Hand halte. Aber dass das unglaublich lecker ist, dafür brauche ich keine weiteren Beweise … hmmjammjamm …

KAPITEL 3

Verdeckte Ermittlungen

Es war zehn vor sechs und eine Lautsprecherdurchsage teilte uns mit, dass der Zoo in wenigen Minuten schließen würde. Auf dem Weg zum Ausgang gingen wir noch mal bei den Erdmännchen vorbei und hatten Glück – die Besuchermassen waren bereits abgezogen und so konnten wir uns die Tiere und das Gehege ungestört anschauen.

»Die sind wirklich süß«, gab ich Elsa recht, als ich die beiden Jungtiere durch den Auslauf flitzen sah. »Unglaublich, dass irgendjemand diese Tiere stiehlt und ihnen womöglich noch was antut.«

»Das stimmt. Komm, wir schauen uns mal etwas um«, meinte Elsa und nahm die Verglasung, die das Gehege umgab, genauer unter die Lupe.

Ich spürte, wie Mister Marple seinen Kopf aus meiner Westentasche steckte. Seine rechte Backe war ganz dick. Vermutlich hatte er darin die Reste des Apfelstücks zwischengelagert. Er putzte sich mit seinen Pfoten das Gesicht, rieb sich die Augen und warf dann einen konzentrierten Blick auf die Erdmännchen. Damit auch er alles sehen konnte, ging ich ganz langsam um die Glasscheibe herum.