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In einem kleinen französischen Hafenstädtchen liegt eine prächtige Luxusyacht – die Heimat von „The king“, einem einzigartigen Goldfisch, der das Leben des reichen Amerikaners Harry Blackwood und seiner Frau Maud vollständig beherrscht. Der goldene Fisch soll magische Fähigkeiten besitzen, die Glück und langes Leben versprechen. Doch als der neugierige Kater Pierre an Bord kommt, gerät das Schicksal des wertvollen Fisches ins Wanken. In dieser bezaubernden und humorvollen Geschichte treffen Wohlstand, Aberglaube und tierische Instinkte aufeinander, und am Ende stellt sich die Frage: Wer ist hier wirklich der König?
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Seitenzahl: 22
Friedrich Wolf
Der Goldfisch „The king“ und der Kater Pierre
ISBN 978-3-68912-355-0 (E–Book)
Die Erzählung wurde dem Buch „Bummi – Tiergeschichten für große und kleine Kinder“ von 1951 entnommen.
Das Titelbild wurde mit der KI erstellt.
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An der azurblauen Küste Südfrankreichs lag eine große silbergraue Motorjacht. Sie gehörte dem reichen jungen Amerikaner Blackwood, Harry Blackwood. Die Jacht war nicht wie die anderen Luxusboote mit vielen Wimpeln über die Toppen geflaggt; sie trug außer dem Sternenbanner nur noch die chinesische Fahne mit einem seltsamen Schriftzeichen. Dies aber war „The king“ zu Ehren.
Die ganze Jacht hatte man eigentlich nur für „The king“ gebaut. Auch dass sie die tausend Meilen von Amerika nach Südfrankreich gefahren war, geschah wegen „The kings“ Gesundheit, der nach dem Urteil hervorragender Ärzte diesen Klimawechsel brauchte.
„The king“ war ein Goldfisch.
Natürlich kein gewöhnlicher Goldfisch – das besagt schon sein Name „The king“: der König. Er war Mr. Blackwoods Gattin Maud in Hongkong von einem uralten Chinesen namens Fung, wie dieser sagte, „mehr geschenkt als verkauft“ worden, obschon der Preis für das Fischchen immerhin zehntausend amerikanische Dollar betrug.
Damit hatte es nun diese Bewandtnis.
Mr. Blackwood, der sich ebenso wie Maud zu Hause furchtbar langweilte, war mit seiner jungen Frau in Hongkong in einen Antiquitätenladen getreten, um irgendeinen Gegenstand aus der Tsin- oder Mingdynastie zu erwerben: einen Silberspiegel mit einer Fassung aus metallenem Filigran, das wie glitzernde Spinnweben um ihn lag, eine Mandarinmütze mit einem Edelsteinknopf aus violettem Amethyst, gelbem Beryll und blauem Saphir oder einen Kimono aus schwarzer Seide mit eingestickten rosa Flamingos. Und da stieß Maud plötzlich einen Schrei aus. Sie stand vor einem Glasbassin, in dem kleine rote Korallenbäume, winzige weiße Seerosen und zierliche gelbe Jaspisbrücken sich unter Wasser befanden. Und zwischen dieser submarinen Wunderlandschaft glitt ein seltsames Fischchen ruhig daher, verschwand zwischen den roten Korallenbäumchen, tauchte unter den Jaspisbrücken wieder auf und ruhte – ein goldener Fleck – neben den winzigen Seerosen. Maud war wie gebannt von dem Anblick dieser Unterwasserwelt. Sie war entzückt und begehrte sogleich, das kleine Aquarium zu erwerben. Doch der alte Chinese erklärte, das Bassin und vor allem der Goldfisch seien unverkäuflich. Jetzt wurde auch Mr. Blackwood begierig auf das seltene Objekt; er fragte, was denn an dem kleinen Aquarium so wertvoll sei? Der alte Chinese erwiderte, dass in dem Goldfisch „The king“ die Seele eines vor Tausenden Jahren verstorbenen Weisen verborgen und wiedererstanden sei. „The king“ habe die Fähigkeit, seinem Besitzer Glück und langes Leben zu verleihen, zugleich mit der Gabe, die geheimen Gedanken der Menschen zu erraten.