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Friedrich Wolfs Drama entfaltet ein vielschichtiges Bild einer Generation, die von den Fronten des Ersten Weltkriegs zurückkehrt und keinen Frieden findet – weder in der eigenen Seele noch in einer Welt, die von politischen Umbrüchen und sozialer Not geprägt ist. In den ukrainischen Dörfern, die von Krieg, Armut und revolutionärem Geist durchdrungen sind, steht der Kriegsgefangene Peter Buck im Zentrum. Er kämpft zwischen Loyalität, Überlebenswillen und einer neuen politischen Idee, die Hoffnung auf eine gerechtere Welt weckt. Das Schauspiel zeigt die Zerrissenheit von Soldaten, Bauern und Arbeitern, die sich gegen Ungerechtigkeit und Machtstrukturen erheben, und thematisiert die Suche nach Heimat und Menschlichkeit. Mit eindringlicher Sprache schildert Wolf den Widerstand und die Solidarität der einfachen Menschen, die sich gegen Krieg und Unterdrückung stemmen. Ein zeitloses, intensives Werk, das die tiefgreifenden Folgen des Krieges und den menschlichen Willen zu Freiheit und Gerechtigkeit beleuchtet – ein Plädoyer gegen Krieg und für Solidarität, aktueller denn je.
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Seitenzahl: 97
Veröffentlichungsjahr: 2025
Friedrich Wolf
Peter kehrt heim (Bajonette und Brot)
Ein Stück von der deutschen Okkupation der Ukraine 1918
ISBN 978-3-68912-431-1 (E–Book)
Geschrieben in Moskau 1936.
Das Titelbild wurde mit der KI erstellt.
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v. Leers, Hauptmann und Kompanieführer
Hufschlag, Kompaniefeldwebel
Wrede, Unteroffizier, früher Student
Kupitz, Bursche des Hauptmanns
Münzner, Infanterist
Buck, Kriegsgefangener, Heimkehrer
Professor, Kriegsgefangener, Heimkehrer
Lutz, Kriegsgefangener, Heimkehrer
Der alte Boländer, deutscher Armbauer in der Ukraine
Heiner, deutscher Armbauer in der Ukraine
Philipp, deutscher Armbauer in der Ukraine
Mutter Hert, Heiners Mutter
Erna, Heiners Schwester
Sattler, Dorfschulze, Kulak
Madame Keller, Gutsbesitzerin, Witwe
Bernatzki, zaristischer Oberst a. D.
Dr. Peters, Ingenieur von Blohm & Voss
Gascha, ukrainische Arbeiterin bei Madame
Wanjko, ukrainischer Bauer
Ein verwundeter ukrainischer Bauer
Das Stück spielt am Bahndamm einer Station bei Odessa, in einem deutschen Kolonistendorf der Südukraine, in der deutschen Bahnhofswache in Nikolajew.
Die Zeit: Anfang April 1918 bis Mitte Januar 1919.
„Milch bleibt Milch und Mensch bleibt Mensch …“
Verladerampe einer ukrainischen Bahnstation zwischen Odessa und Nikolajew. Frühlingsabend im April 1918. An der Böschung des Bahndammes liegen drei Männer in abgetragenen, feldgrauen Uniformen: die Heimkehrer Buck, Lutz und der Professor. Lutz und Buck tragen alte deutsche Militärkappen, der Professor, ein fünfzigjähriger Vollbart, eine breitrandige Russenmütze und eine zerschlissene Sanitätsbinde um den Arm. Über einer Feuerstelle aus ein paar Ziegelsteinen hängt ein Kochgeschirr. Der Professor packt aus einem alten Sanitätstornister Brotrinden, Grütze, Tee, teilt alles in drei Teile. Buck geht zur Verladerampe, brummt mit, während Lutz und der Professor bereits aus voller Kehle singen.
LUTZ und PROFESSOR:
Komm vom Gebirge gestiegen,
Wo die Lawine rollt,
Seh zu den Füßen ich liegen
Schlösser im Abendgold.
Schöner aber und besser
Denn alles Glück, das ich fand,
Denn alle Berge und Schlösser
Bist du, mein Hei-mat-la-and …
PROFESSOR: Genug, Jungens, wo rollen hier Lawinen, da wir jetzt schon drei Wochen durch den Staub der ukrainischen Steppe ziehn, die flacher ist als mein Handteller – exakter, schärfer, peinlicher – wo liegen hier Schlösser?
LUTZ:Für mich liegen hier – mit großartiger Handbewegung – Berge und Schlösser, soviel du willst, weil es nämlich heimwärts geht. Singt.
Schöner aber und besser
Denn alles Glück, das ich fand,
Denn alle Berge und Schlösser
Bist du, mein Heimatland, bist du, mein Hei-mat-land …
Er zieht eine kleine Kiste unter sich weg, aus deren einem Loch der Kopf einer Gans schaut, aus zwei Seitenöffnungen ihre Flügel; er spricht zu ihr.
Hörst du, „Elli“, heim geht es, heim!
PROFESSOR: Solltet lieber mal nach Speck und Salz gehn, ihr Nachtigallen.
LUTZzur Gans: Nachtigallen nennt uns der Karbolfähnrich, dabei bist du weiß und mächtig wie ein Schwan.
PROFESSORbefühlt sie: Und fett wie ein Spanferkel.
LUTZ: Fort mit deinen Metzgerhänden! „Elli“ streichelnd. Hat sie nicht wunderbare Augen, ganz wie meine Elli in Berlin!
BUCKvon der Rampe her: Kameraden!
LUTZhinzu: Was ist?
BUCKan einem Waggon, liest: Eisenbahn-ober-direktion Karlsruhe! Strahlend, als erzähle er eine wunderbare Geschichte. Ein Waggon, der nach Deutschland fährt, nach Karlsruhe …
PROFESSORnahe heran, fast feierlich: Unbestreitbar: Eisen-bahn-ober-direktion Karlsruhe.
BUCK glücklich, wie im Traum: … und dann geht’s noch bei Worms über die große Brücke, über den Rhein, grün und kristallklar ist der wie Gebirgswasser und breit wie ein ganzer See, und dann noch eine halbe Stunde, dann kommt Landau …
PROFESSOR: Wo deine Mutter und dein kleines Mädel …
BUCK: Schnell, Professor, du weißt doch etwas von Entfernungen?
PROFESSORnimmt Papier und Bleistiftstummel aus dem Mützenrand: Wie weit ist es? Nun … Odessa–Bukarest–Wien–München, sagen wir 2000 Kilometer, und dann München–Karlsruhe nochmals 400 Kilometer … 2 500 Kilometer in dreieinhalb Tagen.
BUCKleise: In vier Tagen daheim? Streichelt den Waggon, will sich schnell unten auf die Wagenachse legen.
PROFESSORzieht ihn wieder hervor: Mach keinen Blödsinn, Peter! Wo ein Waggon steht, da steht auch Militär …
Stimmen, Wagenräder; mit Säcken kommen einige Bauern: der alte Boländer, Heiner, Philipp und Erna.
BOLÄNDERabsetzend: Geh einer zum Feldwebel.
LUTZ: Sakra, die Muschiks sprechen ja deutsch!
PROFESSORzu Boländer: Grüß Gott, Vater, woher des Wegs?
BOLÄNDER misstrauisch: Von … da unten.
PROFESSOR: Ist das eine Antwort, lieber Freund?
BOLÄNDER: Woher kommt denn ihr?
LUTZmit Handbewegung: Von … dahinten.
PROFESSORschnell: Aus Krassnojarsk, dem Gefangenenlager in Sibirien, sind auf der Heimkehr nach Deutschland.
LUTZzu Boländer: Vater, mir dreht sich der Magen um vor Kohldampf, habt ihr da im Sack nicht was Nahrhaftes für mich und „Elli“?
BOLÄNDER: Ist alles abgewogen auf Sack und Kilo.
PROFESSORstolz: Deutsche Wirtschaft.
PHILIPP: Ja, die deutschen Soldaten können rechnen; bei uns in Landau …
BUCKaufhorchend: In Landau?
PHILIPP: Nun ja, in Landau, in unserm Dorf da unten.
BUCK: In eurem Dorf da unten … Erregt, packt ihn. Mensch, ich bin doch aus Landau, aus Landau in Deutschland!
ERNA: Aus Landau in Deutschland?
PROFESSOR: Aus dem eure Vorväter kamen. Schulmeisternd. Und wann?
BOLÄNDER: Vor über hundert Jahren, sagt man.
PROFESSOR: Richtig. Bedeutsam. Von der großen Katharina – exakter, schärfer, peinlicher – seit 1763. Die war ja eine deutsche Prinzessin, die wusste genau, weshalb sie ihre deutschen Brüder als Kolonisten hierher in die Steppe holte.
ERNAmit Buck beiseite: Ist bei euch auch Steppe, Soldat?
BUCK lachend: Steppe? Nein. Aber Städte mit fünfstöckigen Häusern und Trams und Fabriken … Kann sich nicht genugtun. Und Wiesen mit fettem Klee und Schlüsselblumen und Berge mit Wein und Hopfen, so weit du sehen kannst, und dann der Rhein, blaugrün und breit.
Bahnwache, kommt heran: Gefreiter Kupitz und Münzner; Gewehr, Stahlhelm, umgeschnallt.
KUPITZzu den Bauern: Abladen! Gegen Lutz: Und du Wilddieb?
LUTZ: Nichts „Wilddieb“. „Elli“ schützend. In Ehren erworben und großgezogen.
Feldwebel Hufschlag mit dickem Notizbuch vorn im Rockschlitz, links von ihm Unteroffizier Wrede. Die Bauern haben sich vor dem Mächtigen schon halbmilitärisch aufgebaut, ebenso die Heimkehrer.
KUPITZ meldend: Drei Fuhrwerke aus den deutschen Dörfern. Nimmt von Boländer die Lieferungsscheine, gibt sie dem Feldwebel.
FELDWEBELliest: Hundertsechzig Pud Getreide, wo zweihundert zu liefern? – Nun?
BOLÄNDER: Euer Wohlgeboren …
FELDWEBEL: „Wohlgeboren“ ist hier ein Affendreck! Ich bin der Feldwebel Hufschlag, verstanden?
BOLÄNDER: Herr Feldwebel, es ist im Dorf nichts mehr aufzutreiben.
FELDWEBELpolternd: Weil die Bauern sich drauflegen mit ihrem dicken Hintern. Wir werden ja sehen! Zu den Heimkehrern. Was sind denn das für gefleckte Hyänen?
LUTZstramm, in seinen Lumpen: Kriegsfreiwilliger Lutz, Reserve-Infanterieregiment 103, aus dem Gefangenenlager …
PROFESSORvorstürzend zum Unteroffizier: Otto! Junge! Du hier?
WREDEihn erkennend: PROFESSOR?
FELDWEBEL: Hier ist wohl alles aus dem Häuschen?
PROFESSORaußer sich vor Freude: Das ist doch der Otto, mein Discipulus in Deutsch und Geschichte, mein Sorgenkind, ein Lausebengel … na, Otto, wann waren die Karolinger und die salischen Kaiser? Nun – exakter, schärfer, peinlicher – alles vergessen? Packt ihn am Ohr.
WREDE haut ihm auf die Finger: Wohl wahnsinnig, Mann! Nehmen Sie die Hacken zusammen, wenn ich mit Ihnen rede!
PROFESSORwie versteinert, hilflos: Otto, so sprichst du mit deinem alten Professor, der zwei Jahre in Sibirien lag …
FELDWEBELvorwitternd: Und der mir jetzt vielleicht einmal sein Soldbuch zeigt und seine Erkennungsmarke, der Herr Sibirienprofessor! Hat dessen Jacke geöffnet, darunter die nackte Brust. Also, ohne Erkennungsmarke schleicht das hier um die deutsche Armee, wie die Buschräuber, wie …
LUTZ: Wir wollen heim, Herr Feldwebel!
BUCKerregt: Nach Deutschland, ich habe ’ne Mutter, im Badischen, am Rhein, seit 1915 habe ich sie nicht gesehn, und auch mein fünfjähriges Mädel – ist jetzt wohl schon acht – meine Frau ist tot, aber mein Mädel, und da steht dieser Eisenbahnwaggon …
LUTZ: Dieser Waggon Nummer 71482 nach Karlsruhe …
FELDWEBELauf ihn zu: „Dieser Waggon Nummer 71482 nach Karlsruhe …“ Plötzlich. Dein Notizbuch!
LUTZ: Ich habe keins, Herr Feldwebel.
FELDWEBELnimmt seine Mütze, reißt das Mützenfutter auf: Deine Aufzeichnungen, du Hyäne! Da er nichts findet, zum Unteroffizier: Allen die Köpfe rasieren!
WREDE: Befehl.
FELDWEBEL: Meint ihr, wir wissen nicht, wie es der griechische König damals machte? Zwinkernd. Was, Unteroffizier?
PROFESSORmit Blick auf Unteroffizier: Hat er Ihnen von einem griechischen König erzählt!? Das sieht ihm ähnlich! Empört. Der Perserkönig Darius schrieb seinem Sklaven Nikandros einen Geheimbrief auf den rasierten Schädel, ließ ihm die Haare wachsen und sandte ihn …
FELDWEBEL: … an seine Agenten. Wie gut du das weißt, mein Täubchen, du Russenmoses mit der Russenmütze! Schlägt ihm die Mütze vom Kopf.
PROFESSORbebend: Erlauben Sie, Herr Feldwebel, ich bin für mein Vaterland mit siebenundvierzig Jahren als Freiwilliger ausgerückt.
FELDWEBEL: Ein Bolschewik bist du, verstanden? Rote Hetzer sind alle, die aus den Lagern kommen, an keinen Gott glauben und mit zehn Weibern unter einer Decke schlafen. Hände vorzeigen! Während die Heimkehrer ihre Hände vorstrecken. Pfui Teufel, ihr Schmierlapps, Pfoten wie die Zigeuner … und wie eure Gebeine in der Montur hängen, ihr sibirischen Waldaffen! Man muss euch erst wieder zu Menschen machen! – Verstanden, Unteroffizier?
WREDEschmunzelnd: Befehl, Herr FELDWEBEL!
FELDWEBELzu den Bauern: Vorwärts, zum Hauptmann!
Mit den Bauern ab; nur Erna bleibt bei den Getreidesäcken.
WREDE„freundlich“: Also, Kameraden, gestattet, wenn wir jetzt uns wieder einmal als gebildete Lebewesen unterhalten. Der Größe nach angetreten, marsch, marsch!
BUCKenttäuscht: Fängt’s damit wieder an?
WREDE: Damit fängt alles an, seit Adam und Eva. – Zu Kupitz und Münzner. Laden – sichern!
Die beiden schauen einen Augenblick den Unteroffizier an, werfen dann die Gewehrkammern auf und legen Patronenstreifen ein.
WREDEohne zu schreien: Stillgestanden! Einzeln im langsamen Schritt an mir vorbei – Abstand halten – der Vollbart nochmals zurück, aber etwas plötzlich, wenn ich bitten darf! Professor muss zurück, kommt wieder vorbei an dem Unteroffizier, der auf sein Seitengewehr gestützt wie ein General auf einem Feldherrnhügel dasteht. Das Köpfchen höher – Beine freier weg – mal herkommen der Freiwillige! Professor kommt heran. Sagen Sie mal, Freiwilliger, Ihnen gefällt wohl das Kriegsspielen nicht mehr? Professor sieht ihn an. Sollt euch schämen vor dem deutschen Mädel da! Überall müsst ihr auffallen durch deutsche Disziplin, deutsche Sauberkeit, deutsche Kultur! Und grade hier in der Ukraine, die seit Urzeiten von den Ostgoten und Deutschen besiedelt ward …
PROFESSOR zusammenzuckend: Falsch! Lange vor den Ostgoten wohnten die Griechen und Skythen in der Ukraine; Odessa, Cherson, Sebastopol– alles griechischeNamen …
WREDE: Hier im Dienst rede nur ich! – Stillgestanden! Knie–e beugt!
Professor blickt hilflos auf die Heimkehrer und die Soldaten mit schussbereitem Gewehr, geht in Kniebeuge, stützt sich dabei auf.
WREDE: Hände nach vorn!
Gascha, ein kräftiges ukrainisches Mädchen von etwa dreiundzwanzig Jahren, kommt mit zwei Milchkannen.
GASCHA: Brauchen die Soldaten Milch?
WREDE: Störe hier nicht! Zu den drei andern. Weitermachen!
Die zwei Heimkehrer marschieren mit scharfer Kopfwendung an dem Unteroffizier vorbei.
WREDEplötzlich: Achtung! Alles vorn bei der Lokomotive antreten! Marsch! Marsch! Die Heimkehrer rennen nach links, der Professor will mit; Wrede drückt ihn wieder in die Kniebeuge. Bemühe dich nicht, alter Freund! Zu Münzner. Du meldest, falls er aufsteht! Mit Kupitz ab.
Kurzes Schweigen, währenddessen Gascha Milch aus der großen Kanne in eine kleine schüttet und die Soldaten beobachtet.
GASCHA zu Professor: Setz dich doch hinten auf die Hacken, Väterchen, dann hast du’s ganz bequem.
PROFESSORversucht es: Wahrhaftig … wunderbar, direkt genial.
GASCHA: Siehst du.
PROFESSOR: Ein gutes Mädel, wie heißt du?
GASCHA: Gascha.
PROFESSORimmer in Kniebeuge: Deutsche?
GASCHA: Ukrainerin, meine Mutter ist Russin; ich diene bei der deutschen Gutsherrin Madame Keller.
PROFESSOR: Siehst du, etwas deutsches Blut muss doch in dir sein?
GASCHA: Weshalb?
PROFESSOR: Hast so etwas Frisches, Gesundes.
GASCHA: Ja, frisch sind die Deutschen. Wie ein Sturm rücken die vor.
ERNA: Und einen gesunden Appetit haben sie auch.
GASCHA: Müssen Soldaten haben.
ERNAauf den Säcken: Requirieren das letzte Korn, bald sind wir ratzekahl.
GASCHA: Dafür ist Krieg.
MÜNZNERdazwischen: Seit Brest–Litowsk ist Frieden.
PROFESSOReifernd: Frieden? Erst wenn hier unsre Kultur gesichert ist! Wir Deutschen bilden hier den kulturellen und militärischen Schutzwall gegen das asiatische Barbarentum!
GASCHA: Wie klug du bist!
PROFESSOR: Ich halt’s auf den Hacken nicht mehr aus. Kniet.
GASCHA: Bist ja ganz schwach; hier ein Becher Milch! Gibt ihm. Siehst du, Milch bleibt Milch, und Mensch ist Mensch.
MÜNZNERnimmt, während er sich umschaut, von Gascha ebenfalls schnell einen Becher: Bin auch bloß ein Mensch.
GASCHA: Übertreib nicht!
MÜNZNERleiser: Was meinst du denn? Mit verhaltener Erregung. Ich will hier kein Schloss erben und keine Bauernwirtschaft; aber heim will ich, heim, zu meiner Frau, meiner Arbeit; bin schon vier Jahre weg.
GASCHAbetrachtet ihn: Bist ein strammer Junge, wirst auch noch ein Jährlein aushalten.
MÜNZNERgegen sie: Vier Jahre schon, Mädel!
ERNA: Die ist selten eisern, wie ein deutscher Soldat!
Unteroffizier Wrede mit Kupitz und den zwei Heimkehrern, die jetzt in frischen Mützen im Gleichschritt heranmarschieren. – Kupitz stülpt dem Professor schnell eine neue Soldatenmütze über. Die zwei Bahnposten und drei Heimkehrer haben sich zu einer Linie aufgebaut. – Hauptmann v. Leers und der Feldwebel mit den Bauern von links.
WREDEmeldend: Ein Unteroffizier, zwei Mann Bahnwache, drei Heimkehrer angetreten.
HAUPTMANN: Rühren! Zu den Bauern: