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Der Beitrag "Der Mensch ist kein Ding" wurde von Fromm selbst als einer seiner wichtigsten Aufsätze angesehen (weshalb er immer wieder auf ihn verweist). Es gehe darum, die Psychologie in ihrer Begrenztheit zu sehen, statt den Menschen psychologisch „dingfest“ machen zu wollen und wie eine Reiz-Reaktionsmaschine zu begreifen. Fromms Hauptthese lautet: Das „legitime Ziel der Psychologie ist ein negatives: die Beseitigung von Entstellungen und Illusionen, nicht ein positives, nämlich die volle und ganze Kenntnis des menschlichen Wesens“. Gerade die Psychologie stehe in der Gefahr, den Menschen zu verdinglichen, wenn sie sich nicht als „negative Psychologie“ verstehe.
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Seitenzahl: 23
(Man Is Not a Thing)
Erich Fromm(1957a)
Als E-Book herausgegeben und kommentiert von Rainer Funkaus dem Amerikanischen Carola Dietlmeier, überarbeitet von Rainer Funk
Erstveröffentlichung unter dem Titel Man Is Not a Thing, in: Saturday Review, New York 40 (16. 3. 1957), S. 9-11, dann in leicht veränderter Fassung unter dem Titel On the Limitations and Dangers of Psychology, in: W. Leibrecht (Hg.), Religion and Culture. Essays in Honor of Paul Tillich, New York (Harper and Bros.), 1959, sowie 1963 in E. Fromm: The Dogma of Christ and Other Essays, New York (Holt, Rinehart and Winston). In deutscher Übersetzung erschien der Beitrag erstmal 1965 unter dem Titel Über die Grenzen und Gefahren der Psychologie in: E. Fromm, Das Christusdogma und andere Essays, beim Szczesny Verlag. Die von Carola Dietlmeier besorgte Übersetzung fand in überarbeiteter Form Eingang in die Erich Fromm Gesamtausgabe in zehn Bänden, Stuttgart (Deutsche Verlags-Anstalt) 1980, Band VIII, S. 21-26.
Die E-Book-Ausgabe orientiert sich an der von Rainer Funk herausgegebenen und kommentierten Textfassung der Erich Fromm Gesamtausgabe in zwölf Bänden, München (Deutsche Verlags-Anstalt und Deutscher Taschenbuch Verlag) 1999, Band VIII, S. 21-26.
Die Zahlen in [eckigen Klammern] geben die Seitenwechsel in der Erich Fromm Gesamtausgabe in zwölf Bänden wieder.
Copyright © 1957 by Erich Fromm; Copyright © als E-Book 2015 by The Estate of Erich Fromm. Copyright © Edition Erich Fromm 2015 by Rainer Funk.
Die wachsende Popularität der Psychologie[1] in unseren Tagen wird von vielen als vielversprechendes Zeichen dafür gewertet, dass wir uns der Verwirklichung der delphischen Forderung „Erkenne dich selbst“ nähern. Ohne Zweifel gibt es Anhaltspunkte für diese Auffassung. Der Gedanke der Selbsterkenntnis wurzelt in der griechischen und jüdisch-christlichen Tradition. Er ist Bestandteil einer aufklärerischen Haltung. James und Freud waren tief in dieser Tradition verwurzelt, und sie haben zweifellos dazu beigetragen, diesen positiven Aspekt der Psychologie in unsere Gegenwart hineinzutragen. Diese Tatsache darf aber nicht dazu führen, gewisse andere Aspekte des gegenwärtigen Interesses an der Psychologie zu ignorieren, die für die geistige Entwicklung des Menschen gefährlich und zerstörerisch sind. Von eben diesen Aspekten handelt der folgende Beitrag.
In der kapitalistischen Gesellschaft hat die Menschenkenntnis eine besondere Funktion angenommen, eine Funktion und Bedeutung, die sich von dem Sinn des „Erkenne dich selbst“ ziemlich unterscheidet.