Der Schlund - Stefan S. Kassner - E-Book

Der Schlund E-Book

Stefan S. Kassner

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Beschreibung

Das Leben hat es nicht gut gemeint mit Adelheid. Schien ihr als junge und schöne Frau die Welt zu Füßen zu liegen, zwang die Liebe zu ihrem Mann Elmar sie in eine Ehe und schließlich Mutterrolle, mit der sie sich nie richtig anfreunden konnte. Elmar, der stets versucht, seine Frau zufriedenzustellen, kommt bei einem Unfall ums Leben. Adelheid bleibt mit den achtjährigen Zwillingen Joseph und Karl zurück, überfordert mit der Aufgabe, sich selbst und ihre Söhne zu versorgen. Unter den Wurzeln eines abgestorbenen Baums im Wald entdeckt sie ein Loch, aus dem verführerische Stimmen zu ihr sprechen. Alles, was sie in den Schlund werfe, würde sie verbessert zurückerhalten. Adelheid folgt der Aufforderung, und tatsächlich erhält sie die Dinge verbessert zurück, die sie in den Schlund wirft. Was wäre, wenn sie nicht nur Dinge so verbessern könnte? In Adelheid reift eine unheilvolle Idee heran.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Table of Contents

Titelseite

Impressum

Widmung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Grafik

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Epilog

Der Autor

Stefan S. Kassner

 

Der Schlund

Der Barde #2

 

Phantastische Novelle

 

 

 

Ashera Verlag

Impressum

Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wäre rein zufällig.

 

Die Zwischentexte zu dem Barden Manchego stammen von Alisha Bionda.

 

Bisher in dieser Reihe erschienen:

Die Menschenfresserin von Marc Stroot

Der Schlund von Stefan S. Kassner

 

Erste Auflage im März 2025

 

Copyright © 2025 dieser Ausgabe by

Ashera Verlag

Hochwaldstr. 38

51580 Reichshof

[email protected]

www.ashera-verlag.net

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder andere Verwertungen – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags.

Covergrafik: pixabay

Coverlayout: Atelier Bonzai

Innengrafik: Pixabay

Szenentrenner: pixabay

Redaktion: Alisha Bionda

Lektorat & Satz: TTT

Vermittelt über die Agentur Ashera

(www.agentur-ashera.net)

Für Alisha

Danke für Dein Vertrauen

Kapitel 1

 

Der Nebel lag dicht und drückend auf dem Wald, grub sich zwischen die Bäume und verwandelte die Luft in eine zähe Flüssigkeit, an der Adelheid mit jedem Atemzug zu ersticken drohte. Es waren jene Tage, die diesen verhassten Ort noch unerträglicher machten. Kein Vogel war zu hören, kein Laut eines anderen Tieres. Eine eigentümliche Stille, die kalt in sie drang.

Noch bevor die beiden Jungen panisch aus dem Nebel stoben, wie zwei Hagelkörner aus einer dunklen Wolke, wusste Adelheid, dass etwas Schlimmes geschehen war. Ihre Gesichter, obwohl sie einander so ähnelten, zeigten einen unterschiedlichen Ausdruck derselben Empfindung: Erschrecken.

Während Karls Mimik trotz des starken Gefühls eine gewisse Ruhe behielt, war Josephs Gesichtsausdruck panisch. „Mutter! Mutter!“, schrie er und wedelte mit den Armen, während sie auf sie zustürzten. Seine Stimme überschlug sich, und neben Angst, die mit eiskalten Fingern nach ihrem Herzen griff, spürte Adelheid Wut aufwallen. Sie verzieh dem Jungen nicht, dass er sich nicht im Griff hatte und ebenso wenig, dass er sie so nannte. Die Heftigkeit dieses Impulses überraschte sie selbst.

Die Brüder hatten sie erreicht, und Joseph hatte bereits Luft geholt, um ihr zu berichten, was sie so erschreckt hatte. Doch Adelheid gebot ihm, zu schweigen, und wandte sich stattdessen Karl zu, der mit gerunzelter Stirn dastand. „Was ist geschehen, Karl?“

„Vater wollte einen Baum fällen, einen besonders mächtigen. Beim dritten Axthieb hat sich ein großer Ast gelöst und stürzte herab.“

Die eiskalten Finger hielten ihr Herz nun fest umfasst und drückten unbarmherzig zu. „Wo?“, fragte sie mit tonloser Stimme. „Führt mich sofort dorthin!“

Die Jungen eilten los, und Adelheid folgte ihnen in den Nebel, der so dicht war, dass sie nur wenige Meter weit sehen konnte. Für einen Augenblick fürchtete sie, die Jungen könnten die Stelle nicht mehr wiederfinden. Aber es war Joseph, der die Führung übernommen hatte. Joseph, dessen Orientierungssinn untrüglich war. Er würde jeden Ort wiederfinden, selbst in finsterster Nacht. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, warum sich der Herrgott entschieden hatte, diese Fähigkeiten auf zwei Söhne zu verteilen, anstatt sie in einem Vollkommenen zu vereinen.

Endlich hatten sie die Stelle erreicht.

Da lag er!

Noch bevor sie den erkalteten Körper berührte und die blutige Wunde am Hinterkopf sah – sie und die Zwillinge hatten den großen Ast beiseitegezerrt – wusste sie, dass ihr Mann, ihre große Liebe, tot war. Beim Blick in seine leeren Augen überfiel sie ein Gefühl von Einsamkeit, das sie fröstelnd zusammenfahren ließ. Eine Endgültigkeit, die sie nicht begreifen konnte und wollte. Nun saß sie hier fest. War diesem Ort auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Erst jetzt, da sie neben Elmars Leiche hockte und vorsichtig mit den Fingern über seine Wange strich, wurde ihr bewusst, dass sie bis zum heutigen Tag, bis zu dem Moment, als ihre Brut aus dem Nebel brach, gehofft hatte, diese Episode ihres Lebens wäre eben dies: Eine Episode.

Elmar war der Grund. Dafür, dass sie diesem Ort zugestimmt, dieses Leben ertragen, Kinder in die Welt gesetzt hatte. Als sie ihn kennenlernte, war sie jung gewesen. Hatte das Dorf, in dem sie aufgewachsen und das nur einen Tagesmarsch von ihrer Hütte mitten im Wald entfernt war, wie ihr früheres Leben hinter sich lassen wollen. Dann trat Elmar in ihr Leben, und ihre Liebe zu ihm drängte ihre Ambitionen in den Hintergrund. Wohl auch, weil Elmar sie von Anfang an in den Mittelpunkt gestellt hatte, ihr das Gefühl gab, eine Prinzessin zu sein, trotz ihrer eher ärmlichen Lebensweise.

Von dem Tag an dachte sie nicht mehr darüber nach, diesen Ort zu verlassen, sie war sogar zu ihm in die Hütte im Wald gezogen. Und während die Hitze ihrer Liebe nach und nach erkaltete, knüpften neu auftretende Verpflichtungen einen immer dicker werdenden Strick, der sie an diesen Ort und dieses Leben fesselte. Der mächtigste Strang waren die Zwillinge, die sie Elmar gebar.

„Ist Vater tot, Adelheid?“, fragte Joseph überflüssigerweise.

Dennoch stimmte sie gnädig, dass er sie nun wieder mit ihrem Namen ansprach, wie sie es wünschte. Elmar hatte seine Söhne sehr nah an sich herangelassen, sogar zwischen sie und ihn. Adelheid hatte früh für sich beschlossen, dass ihre Kinder nicht die gleiche Nähe verdienten wie ihr Mann.

In der Ferne vernahm sie ein Rascheln, das einzige Geräusch, bevor sich erneut die Stille über den Wald legte. Adelheid nickte stumm, wobei sie in Elmars leere Augen starrte, während die Trauer, geschwängert vom schweren Moosgeruch des Waldes, mit jedem Atemzug tiefer in sie drang. Die Brust schnürte sich ihr zusammen, und sie musste den Kopf in den Nacken legen, um nach Atem zu ringen. Knapp über ihr verloren sich die Baumstämme im Nebel.

Hier hockte sie nun, in ihrem Gefängnis. Die Jungen sahen sie an, mit Tränen in den Augen, und sie fragte sich, ob sie ihnen gestatten sollte, ihr nahezukommen.

---ENDE DER LESEPROBE---