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Den hochsensiblen Ole zieht es immer wieder in die Maisfelder um das Haus seiner Eltern. Stundenlang hält er sich bei der Vogelscheuche auf, scheint mit der zu kommunizieren. Flüstert er die Worte: ‚Mio, Mio, Mio‘, lockt das einen Schwarm von Raben an. Als zwei seiner Schulkameraden ihn im Maisfeld jagen und er schließlich tödlich verletzt wird, stirbt er zu Füßen der Vogelscheuche. Schon bald sind es seine Verfolger, die im Maisfeld die Worte: ‚Mio, Mio, Mio‘ zu hören glauben ...
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Title Page
Impressum
Widmung
Zitat
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Der Autor
Stefan S. Kassner
Halloween-Novelle
Ashera Verlag
Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wären rein zufällig.
Copyright © 2022 dieser Ausgabe by Ashera Verlag
Ashera Verlag GbR
Hauptstr. 9
55592 Desloch
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Covergrafik: Pixabay
Szenentrenner: AdobeStock
Redaktion: Alisha Bionda
Lektorat & Satz: TTT
Vermittelt über die Agentur Ashera
(www.agentur-ashera.net)
Für Timo
Aus tiefstem Herzen: Danke!
„Sei dies Wort das Trennungszeichen! Vogel, Dämon, Du mußt weichen!
Fleuch zurück zum Sturmesgrauen, oder zum pluton’schen Heer!
Keine Feder lass zurücke mir als Zeichen Deiner Tücke;
Laß allein mich dem Geschicke – wage nie Dich wieder her!
Fort und laß mein Herz in Frieden, das gepeinigt Du so sehr!“
Sprach der Rabe: „Nimmermehr!“
(Aus: Edgar Allan Poe – Der Rabe)
Der Wind senkte sich zwischen die Reihen der Stauden und wiegte sie sanft. Ließ sie raschelnd wispern. Ihr flüsternder Choral umgab den jungen Mann, der in ihrem Zentrum saß, während die Sonne am Himmel herabstieg und diesen warmen Spätsommertag bald dem Mond überlassen würde. In der Lichtung zwischen den Stauden erhob sie sich vor ihm in die Höhe. Trotz ihrer Schlichtheit, nur ein paar Lumpen auf einem Stecken in der Erde, entfaltete ihre Gestalt eine eindrückliche Präsenz. Aus der Ferne dachte man tatsächlich, dass jemand dort stand.
Warum es Ole immer wieder dorthin zog? Warum er in jeder freien Minute dort hockte, die Vogelscheuche anstarrte, mit ihr auf eine fremde Art zu kommunizieren schien? Seine Eltern Ingrid und Bernd, die ihren stillen Sohn über alles liebten, stellten sich ebenfalls diese Fragen. Doch der Junge, der an anderen Orten unsicher und scheu war, der Schwierigkeiten hatte, sich auszudrücken, weil sich das Stottern eisern um seine Kehle legte, sobald er sprach, fand hier Ruhe. Hier war Ole der Dirigent, dessen Orchester ihm still lauschte.
Er war nicht still. Betrachtete man ihn genau, war die Bewegung seiner Lippen sichtbar. In seiner Nähe waren die Worte zu hören, die er unablässig murmelte. Wie einen Gebetsvers, der ihn in seinen Bann geschlagen hatte: Mio, Mio, Mio.
Die drei Worte, eine kurze Pause, dann wieder von Neuem. Der Wind griff sie auf, legte sich unter sie, wie er es mit den Flügeln der Vögel tat, trug sie fort. Bis sie gehört wurden. Was auch immer diese Worte bedeuteten, wahrscheinlich hätte Ole selbst das nicht sagen können, die Raben schienen sie zu verstehen. Begriffen sie als Aufforderung, Lockruf. Es dauerte meist nicht lange. Wenn Ole seinen Platz eingenommen und zu murmeln begonnen hatte, trafen die Raben ein. Ein Schwarm von dreißig, vielleicht fünfzig Tieren. Drei von ihnen ließen sich auf der Vogelscheuche nieder. Stets die Gleichen. Einer von ihnen hatte einen weißen Kopf, was ihn deutlich von seinen Artgenossen unterschied. Und tatsächlich war er ihr Anführer, hatte seinen Platz auf dem Haupt der Vogelscheuche, während zwei Raben auf den Armen der Scheuche, links und rechts saßen.