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Der zwölfjährige Torben scheint alles zu haben – Spielzeug und ein riesiges Zimmer. Wonach er sich aber vor allem sehnt, sind Freunde und mehr Zeit mit seinen Eltern. Stattdessen wird der stille Junge von Rowdys aus seiner Schule regelmäßig drangsaliert. Als die ihm wieder einmal nach der Schule auflauern, flüchtet er in ein Antiquariat und entdeckt dort einen geheimnisvollen Ring mit einem Wolfskopf. Torben trägt fortan diesen Ring und hat seltsame Träume von einem dunklen Krieger. Bildet er sich alles nur ein, oder bringt der Ring diese unheimlichen Träume zu ihm?
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Titelseite
Impressum
Widmung
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Grafik
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Der Autor
Stefan S. Kassner
PhantastikNovelle
Ashera Verlag
Impressum
Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wäre rein zufällig.
Erste Auflage im Januar 2025
Copyright © 2025 dieser Ausgabe by
Ashera Verlag
Hochwaldstr. 38
51580 Reichshof
www.ashera-verlag.net
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder andere Verwertungen – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags.
Covergrafik: pixabay
Coverlayout: Atelier Bonzai
Innengrafik: pixabay
Szenentrenner: pixabay
Redaktion: Alisha Bionda
Lektorat & Satz: TTT
Vermittelt über die Agentur Ashera
(www.agentur-ashera.net)
Für meinen Vater.
Ich vermisse Dich und Deinen klarsichtigen Rat.
„Nach meiner Größe beurteilst du mich, tust du das?
Aber das solltest du nicht!“
Meister Yoda, Star Wars
Es war ihm egal! Sollten sie doch lachen, sich lustig machen. Er hatte es aufgegeben, dazugehören zu wollen. Er konnte sich das sagen, so oft er wollte. Sich über sich selbst ärgern. Tief in ihm blieb das Gefühl. Der Schmerz, den die Zurückweisung in ihm auslöste. Diese Situation hier war die schlimmste. Die entwürdigendste. Die Wahl der Mannschaften beim Völkerball. Denn stets blieb Torben als Letzter zurück. Wurde dann, weil er der letzte Verbliebene war, als unausweichliche Katastrophe erduldet, meist mit einem ‚Scheiße‘ oder ‚Oh nee‘ kommentiert. Ihm war bewusst, dass er nicht sportlich war. Er wusste auch, dass er kein Ballgefühl hatte, er stets als einer der Ersten getroffen wurde und aus dem Spiel flog, weil er zu langsam, zu dick und damit ein leichtes Ziel war. ‚Fetti‘, ‚fette Sau‘, nur einige der Beleidigungen, mit denen seine Klassenkameraden ihn bezeichneten. Mit gesenktem Blick trottete er zu der Gruppe, die sich hinter Sören versammelt hatte. Im Gegensatz zu Torben war der sportlich, bei allen beliebt, warf und fing den Ball, als wäre der eine Verlängerung seines Arms.
„Versuch, dieses Mal zumindest auszuweichen, Fetti. In Ordnung?“, empfing Sören Torben in seiner Gruppe. Nele und Emma kicherten und warfen Torben einen feixenden Blick zu. Am liebsten wäre Torben im Boden versunken oder unsichtbar, wie Susan Storm von den ‚Fantastic Four‘. Ein Film, der ihm gut gefallen hatte. Torben wusste, dass der auf einer Comicserie basierte, aber im Gegensatz zu seinen Klassenkameraden konnte er Comics nichts abgewinnen. Er las lieber Bücher wie ‚Der Herr der Ringe‘ oder ‚Die Brüder Löwenherz‘. Auch das führte dazu, dass er für komisch gehalten wurde. Torben konnte das nicht nachvollziehen, denn schließlich waren in einem Film die Bilder vorgegeben, während bei einem Buch eigene Bilder im Kopf entstanden. Das war doch viel spannender!
„Fetti! Hör auf, zu träumen!“, grölte Sören, und die gesamte Klasse brach in Gelächter aus. Mit hochrotem Kopf trottete Torben zu seiner Mannschaft, nahm einen Platz weit hinten ein. „Sören! Solche Schimpfwörter will ich hier nicht hören.“ Die Stimme von Herrn Reimers, ihrem Sportlehrer, verriet, dass er das ohne wirkliche Überzeugung sagte. Torben spürte seine Blicke, seine Ablehnung. Für den Lehrer, dessen Muskeln sich unter seinem engen Sportshirt spannten, war ein dicklicher Junge wie Torben ein Totalausfall.
Torben stand das Spiel, das eine Tortur für ihn war, durch. Wurde bereits nach kurzer Zeit von einem Ball, den Paul aus dem gegnerischen Team mit besonderer Wucht nach ihm schleuderte, getroffen und war froh, das Spielfeld endlich verlassen zu können. Er sehnte sich nach seinem Zimmer, in das er sich mit einem Buch zurückziehen konnte, um in eine der vielen Welten abzutauchen. Wo er kein Außenseiter war, sondern ein Held, der mit Schwert und Schild die Prinzessin vor dem Drachen rettete. Die Schulglocke beendete das in Torbens Augen völlig dämliche Herumgewerfe. Wer dachte sich ein derartiges Spiel aus, in dem es das Ziel war, Menschen mit einem Ball abzuwerfen?
Er drückte sich auf der Toilette herum, bis er sicher sein konnte, dass der Großteil seiner Schulkameraden mit dem Umziehen fertig sein würde. Er wollte sich nicht auch noch die Sprüche in der Umkleide anhören. Die Blicke spüren. Er war froh, die Kabine verwaist vorzufinden, zog die Sportsachen aus und stopfte sie in die teure Sporttasche von Puma. Ein Kauf seiner Eltern. Er trug nur Markenklamotten. Der hilflose Versuch seiner Eltern, ihm Beliebtheit zu erkaufen. Ein chancenloses Unterfangen. Jedes Marken T-Shirt, das hippste Paar Schuhe – an ihm verloren all diese Dinge ihre Coolness. Im besten Fall sah er aus, als wolle er sich verkleiden.
Er hatte einige Male versucht, seinen Eltern das mitzuteilen – und dann deren Blicke gesehen. Die Hoffnung, dass sich etwas ändern würde. Dass diese Schuhe, die neue Hose, endlich das Wunder vollbringen würden, aus ihm einen Jungen zu machen, der von seinen Altersgenossen akzeptiert wurde. So war er stets verstummt. Er wollte seinen Eltern nicht ihre Zuversicht nehmen. Er schulterte seinen Schulranzen, hängte sich die Sporttasche um und verließ die Turnhalle. Sport war die letzte Stunde der Woche. Die letzte schwere Prüfung, bevor er diesem Ort für zumindest ein paar Tage entfliehen konnte. Da das Haus seiner Eltern nicht weit von der Schule entfernt war, lief Torben zu Fuß. Er hätte auch das Fahrrad nehmen können, natürlich ein teures Mountainbike, das ihm seine Eltern gekauft hatten, aber er liebte es, zu gehen. Irgendwie machte das seinen Kopf frei, sorgte dafür, dass die Schwere der Anfeindungen, die er täglich in der Schule erlebte, von ihm abfiel.
In Gedanken war er schon bei dem Buch, das er zu Hause weiterlesen wollte: ‚Krabat‘ von Ottfried Preußler. Die Geschichte eines Jungen, der zu einer seltsamen Mühle gerufen und dort zum Magier ausgebildet wurde. Torben wünschte sich, dass er selbst magische Kräfte hätte. Dann könnte er sich mehr Sportlichkeit, vor allem ein besseres Ballgefühl, herbeizaubern. Torben merkte nicht, dass er verfolgt wurde. Dass Sören und seine beiden Kumpels, Justus und Paul, schon seit der Schule hinter ihm herliefen. Heute hatte sie Torbens schwaches Spiel besonders genervt. Warum ihm dafür nicht eine kleine Lektion erteilen? Als sich Torben hinhockte, um seinen aufgegangenen Schnürsenkel neu zu binden, war der richtige Moment gekommen. Sören rannte voraus, Paul und Justus waren ihm dicht auf den Fersen. Ungebremst warf sich Sören gegen den noch hockenden Torben und schleuderte ihn zu Boden. Torben schrie auf und konnte gerade noch verhindern, dass er mit dem Kopf auf dem Pflaster aufschlug.
„Na, Fetti?“, rief Sören, dessen Gesicht von Sprint und Stoß gerötet war.
Die drei Jungen hatten den am Boden liegenden Torben umstellt.
„Ausweichen kannst du echt nicht.“ Paul lachte schadenfroh.
„Aber vielleicht können wir dir das ja beibringen“, höhnte Sören und trat Torben in die Seite.
Der kommentierte das mit einem Aufstöhnen.
„Ausweichen, Fetti“, rief Justus und trat Torben ebenfalls in die Seite.