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Küken Puffie ist überzeugt: In seinen Adern fließt das salzige Blut eines Freibeuters. Schnell ist der Plan gefasst, zur Küste zu reisen, denn dort muss es ein Piratenschiff geben. Puffie weiß das von einer Postkarte, die auf den Hühnerhof geweht wurde. Selbstverständlich wird das abenteuerlustige Küken von seinen besten Freunden JoJo und Lola begleitet, und sie begeben sich auf ihre abenteuerliche Reise. Doch dann müssen die drei Wunsch-Piraten feststellen, dass alles ganz anders ist, als sie vermuteten. Nicky DeMelly, Stefan S. Kassner und Isabel Renner erzählen in ihrem Episodenroman über die Abenteuer von drei Küken-Freunden, deren Traum es ist, als Piraten über die Meere zu segeln und Abenteuer zu erleben. Doch manchmal kommt es anders, als man denkt.
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Die Kükenpiraten
Impressum
KAPITÄN PUFFIE
JOJO IN NOT
LOLA UND DIE ETWAS ANDEREN PIRATEN
Die Autoren
Stefan S. Kassner
Isabell Renner
Nicky DeMelly
Stefan S. Kassner, Isabel Renner & Nicky DeMelly
Episodenroman
Ashera Verlag
Impressum
Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wäre rein zufällig.
Erste Auflage im Dezember 2024
Copyright © 2024 dieser Ausgabe by
Ashera Verlag
Hochwaldstr. 38
51580 Reichshof
www.ashera-verlag.net
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder andere Verwertungen – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags.
Covergrafik: pixabay; AdobeStock
Kapitel-/Innengrafiken: pixabay; AdobeStock
Szenentrenner: pixabay
Coverlayout: Atelier Bonzai
Redaktion: Stefan S. Kassner
Lektorat & Satz: TTT
Vermittelt über die Agentur Ashera
(www.agentur-ashera.net)
Stefan S. Kassner
„Das ist aber auch ein niedlicher Flauschi! Na, du Kleiner? Bist du nicht ein ganz niedlicher Flauschi?“
Puffie wich der fleischigen Hand aus, die nach ihm greifen wollte.
Er hasste es, wenn Bauer Viktor Besuchern des Hühnerhofs erlaubte, nach dessen Bewohnern zu sehen. Diese dickliche Mamsell mit dem lächerlichen roten Schlapphut, der rosa berandeten Sonnenbrille und den rotglühenden Pausbacken war eine von der Grabscherfraktion. Das hatte Puffie ihr gleich angesehen und eigentlich in den Stall fliehen wollen. Als hätte sie dies geahnt, hatte Fräulein Pausbäckchen aber eines ihrer voluminösen Beine vor dem Eingang platziert: kein Durchkommen!
Fräulein Pausbäckchen hatte unterdessen der Ehrgeiz gepackt. Als würde sie durch Wasser schwimmen, griffen ihre Hände aus und vor allem nach Puffie, der sich geschickt ihrem Zugriff entziehen konnte. In einem letzten Versuch machte Fräulein Pausbäckchen einen großen Schritt auf Puffie zu und ruderte erneut mit den Armen. Da der abgestellte Fuß aber im morastigen Boden keinen Halt fand, rutschte der andere nach vorne.
„Herrjemine!“, kreischte Fräulein Pausbäckchen, während ihr vorderer Fuß immer weiter nach vorne glitt und sich damit stetig vom hinteren entfernte.
Puffie beobachtet gespannt und amüsiert, wie die Mamsell, die ein geblümtes Kleid trug, Zentimeter um Zentimeter in den Spagat gezwungen wurde. Ihre vormals roten Wangen glühten.
„Oh nein! Aua! Oh nein!“
Die Menschen können schon eigentümliche Dinge von sich geben, dachte Puffie.
Mittlerweile sah Fräulein Pausbäckchen aus, als würde ihr Kopf gleich explodieren, ihr Rumpf hatte sich dem matschigen Boden genähert. „Das ist doch … oh nein!“, war das Letzte, was sie hervorbrachte, bevor sie noch einmal mit den Armen ruderte, um zu ihrer rechten Seite, das Gesicht voran, im Dreck aufzuschlagen. Sonnenbrille und Schlapphut flogen ihr vom Kopf und landeten ebenfalls im Morast.
„Frau Pickdorf!“, tönte es von hinten. „Ich hoffe, Sie haben sich nichts getan?“ Es war Bauer Viktor, der eiligen Schrittes auf die wie ein gefällter Baum daliegende Dame zustürmte.
Es kostete ihn Mühe, Fräulein Pausbäckchen auf den Rücken zu rollen. Von den roten Bäckchen war nichts mehr zu erkennen, denn das gesamte Antlitz war unter einer braunen Morastschicht verborgen.
Puffie brach in Gackern aus, was dazu führte, dass sich in der braunen Fläche, die Fräulein Pausbäckchens Gesicht bedeckte, zwei weiße Punkte zeigten. Sie hatte die Augen geöffnet, und trotz der Schicht aus Matsch in ihrem Antlitz war zu erkennen, dass sie beleidigt dreinblickte. Das ließ Puffie nur noch mehr gackern.
Bauer Viktor hatte mittlerweile Fräulein Pausbäckchens Arme gefasst und zog daran. „Sie müssen mithelfen“, sagte er, wobei ihm ein gewisser Ärger anzuhören war.
„Aber wie? Es ist so glitschig!“, schrie Fräulein Pausbäckchen.
Inzwischen hatte auch der Rest des Hühnerstalls mitbekommen, dass es etwas zu beobachten gab. JoJo und Lola, Puffies Kükenfreunde, gesellten sich zu ihm.
„Die wird er niemals hochbekommen!“, kommentierte JoJo die Szene und sollte Recht behalten.
Kaum war es Bauer Viktor gelungen, Fräulein Pausbäckchens Allerwertesten um wenige Zentimeter vom Boden zu heben, ertönte ein dröhnendes Geräusch aus seinem Allerwertesten, und im nächsten Augenblick rutschten ihm die Füße weg. Er platzierte denselben ebenfalls im braunen Morast.
„So eine verdammte Scheiße!“, brüllte Bauer Viktor und funkelte die Hühner- und Kükenschar wütend an, die gackernd vor ihm stand. „Findet ihr das etwa lustig!“, krakeelte er.
„Diese Hühner! Da stimmt etwas nicht mit diesen Hühnern.“ Fräulein Pausbäckchen versuchte, sich mit den Händen hochzustemmen, rutschte aber immer wieder ab. „Die sind mir unheimlich“, fuhr sie fort und sah Puffie an und zeigte mit dem schlammigen Zeigefinger auf das Küken. „Der da, das ist ein ganz durchtriebener Halunke.“
Der Stolz ließ Puffie eine aufrechte Haltung einnehmen. Endlich jemand, der ihn sah, wie er sich selbst wahrnahm. Er war kein niedliches Küken, er war ein Halunke, ganz genau!
Seit Pollies Erzählungen spürte er diese tiefe Sehnsucht nach Abenteuer. Als dann auch noch eine Postkarte mit einem Bild von einem Piratenschiff auf den Hühnerhof geweht war, wusste er, dass Freibeuterblut durch seine Adern floss. Er wollte Planken unter seinen Zehen spüren und keinen Dreck und den Schnabel in die Meeresbrise halten anstatt in den Güllegeruch, der von den benachbarten Feldern herüberwehte.
Puffies Mutter Hennriette warf ihrem Sohn einen tadelnden Blick zu. Ihr war ein flauschig-braver Puffie lieber als ein Pirat, der nach Schätzen suchte. Puffie wusste, dass er das später im Hühnerstall zu hören bekommen würde. Dass er ein Küken war und lernen musste, sich wie ein Hahn zu benehmen, zu dem er heranwachsen würde.
Bei der Vorstellung, so zu werden wie Otis, der Gockel, der die Hühnerschar anführte, musste sich Puffie schütteln. Otis machte nichts Anderes als den ganzen Tag durch den Matsch zu stolzieren und hin und wieder sein dämliches: ‚Kikerikie‘ in die Welt zu krakeelen. Nichts für Puffie. Er wollte zu fremden Ufern aufbrechen, mit einer Crew, die noch nicht einmal den Tod fürchtete.
Bauer Viktor stand mittlerweile wieder und versuchte, sich den Dreck vom Hosenboden zu wischen, ein aussichtsloses Unterfangen. „Frau Pickdorf, ich versuche noch einmal, Ihnen aufzuhelfen, aber Sie müssen mitarbeiten.“
„Ich kann das nicht, wenn die alle zuschauen!“ Fräulein Pausbäckchen, alias Frau Pickdorf, deutete mit bebenden Lippen auf die Hühnerschar, die, immer noch gackernd, vor ihr stand.
„Na gut.“ Bauer Viktor ging auf die Tiere zu. „Macht, dass ihr reinkommt.“ Mit den Händen trieb er das Federvieh in den Stall und verschloss den sogar.
Wie Frau Pickdorf von ihm aus dem Morast geborgen werden konnte, sah Puffie daher nicht mehr. Ächzen und Stöhnen von außerhalb des Stalls ließen vermuten, dass es keine einfache Aufgabe war.
„Puffie.“ Mutterhenne Hennriette betrachtete ihren Sohn, und der wusste, dass jetzt die Standpauke kommen würde. „Wir müssen uns Bauer Viktors Anweisungen fügen.“
„Aber das habe ich doch.“
„Das gilt auch für seine Freunde und Bekannten. Schließlich ist er derjenige, der uns füttert, uns ein Zuhause gibt.“
Puffie hätte am liebsten entgegnet, dass er auf dieses Zuhause gerne verzichten würde. Ein Bretterverschlag, der im Nirgendwo im Dreck stand. Was war mit seinen Träumen, dem Ort, an dem er sich zu Hause fühlte: Dem Ozean, auf einem Schiff mit gesetzten Segeln und einer Brise, die durch sein Gefieder strich?
Aber es half nichts, sich seiner Mutter zu widersetzen, das wusste Puffie aus Erfahrung, und so nickte er, damit das Gespräch schnell zu Ende war.
Seine Mutter sah ihn prüfend an, als nehme sie ihm die Zustimmung nicht ab, dann nickte sie ebenfalls. „Du wirst noch verstehen, was ich meine, wenn du älter bist“, sagte sie.
Puffie hielt den Schnabel. Auch das hatte er schon häufig gehört, und dennoch würde seine Mutter keinen Kommentar seinerseits dulden.
Er schlenderte in die hintere Ecke des Stalls, was beiläufig wirken sollte, aber durchaus einem Plan folgte. Dort hatte er in einer Ecke unter dem Stroh etwas versteckt. Bauer Viktor vergaß diese Ecke jedes Mal, wenn er den Stall ausmistete, und sie wurde von den Hühnern gemieden, somit stellte sie das perfekte Versteck dar.
Mit seinem Füßchen schob Puffie das Stroh zur Seite und erblickte das, was er dort versteckt hatte: ein Piratenschiff. Natürlich nicht das komplette Schiff, sondern die Postkarte, die es zeigte. Außerdem war Schrift auf die Karte gedruckt, die Puffie leider nicht lesen konnte. Lesen war etwas, das ihnen nicht beigebracht wurde, dafür artig sein und picken. In was für einem gestörten Kükenkuckucksheim musste er leben!
Puffie war sicher, dass die Schrift den Hinweis gab, wo das Schiff zu finden war. Und wo es ein Schiff gab, waren Piraten nicht weit. Und Piraten waren stets auf der Suche nach Crewmitgliedern. Woher Puffie so viel über Piraten wusste?
Eine Zeit lang hatte ein Papagei die Hühnerfarm besucht. Puffie war er sogleich aufgefallen. Sein Gefieder hatte ein leuchtendes Rot, und seine Flügel und Schwanzfedern waren sogar grün und blau gewesen. Die anderen Hühner hatten Angst vor dem Fremden mit dem großen weißen Schnabel gehabt, aber Puffie war neugierig, und so waren sie ins Gespräch gekommen. Pollie, wie der Papagei hieß, hatte Puffie erzählt, dass er früher einem gefährlichen Piratenkapitän gehört habe.
Es war das erste Mal gewesen, dass Puffie von der Existenz von Piraten erfahren hatte. Pollie kam fortan jeden Tag vorbei, und für eine Körnermahlzeit, die Puffie abzweigte, erzählte er ihm von seinem Leben auf dem Piratenschiff, meist auf der Schulter von Kapitän Sturmnase sitzend, der seinen Namen seiner scharfkantigen Nase verdankte, mit der er den Wind zerteilen konnte.
Irgendwann war Pollie dann nicht mehr erschienen. Ob er zu Kapitän Sturmnase zurückgekehrt war? Puffie glaubte das, denn wenn Pollie von seiner Zeit auf dem Schiff erzählte, schwang eine Sehnsucht in seiner Stimme mit, die einen mitriss. Puffie glaubte dann, selbst den Wellengang unter den Füßen und das Rauschen der Wellen in seinen Ohren hören zu können.
Mit Schnabel und Krallen schob er das Stroh wieder über der Karte zusammen, um sie so zu verbergen. Er wusste nicht, ob jemand sie ihm wegnehmen würde, wollte das aber nicht herausfinden. Das Betrachten des Schiffes war, wie durch ein Fernglas zu schauen und etwas zu erblicken, das man herbeisehnte, und sich darauf zu freuen, dieses Ziel bald zu erreichen. Die Postkarte stellte somit einen großen Wert für ihn dar.
Die Frage war nur, wie er dorthin gelangen sollte?
„Und du glaubst, das funktioniert?“
Lola nickte. „Stell dich mal neben ein Ei, dann wirst du feststellen, dass du kaum größer als eines bist. Müssten uns ein bisschen zusammenquetschen.“
Puffie nickte. Auch, wenn sein Bauch rumorte, Lolas Plan könnte aufgehen.
„Was ist mit JoJo?“, fragte Lola.
Genau diese Frage hatte sich Puffie schon mehrfach gestellt und bislang keine Antwort gefunden.
„Er ist auf jeden Fall mutig“, sagte Lola, die wohl selbst nach einer Antwort auf ihre Frage suchte.
„Genau das könnte aber auch ein Problem sein“, gab Puffie zu bedenken.
JoJo war mutig, fast schon furchtlos, brachte sich und seine Freunde dadurch aber häufig in Schwierigkeiten. Ein zweischneidiges Schwert, wie Otis sagen würde. Einen Ausdruck, den er gerne verwandte, aber in diesem Zusammenhang, fand Puffie, passte er besonders gut.
„Aber JoJo ist unser Freund, und man kann sich immer auf ihn verlassen“, hielt Lola dagegen.
„Das stimmt“, lenkte Puffie ein. Wenn er ehrlich war, JoJos Entschlusskraft konnte außerdem nicht schaden. Puffie wollte es wirklich machen, spürte Unruhe und Angst. Nicht auszuschließen, dass die ihm im entscheidenden Moment einen Strich durch die Rechnung machte. Das durfte er nicht zugeben, schließlich konnte sich ein Pirat kein Zaudern erlauben, aber noch war er ja keiner, und da war jemand wie JoJo, der sich kopfüber in jedes Abenteuer stürzte, nicht verkehrt. „Wir treffen uns heute Nacht, wenn alle schlafen, für eine Besprechung.“
Lola nickte. „Ich sage JoJo Bescheid.“
„Ich hoffe, er hält den Schnabel.“
„Keine Sorge. Ich sage ihm noch nicht, worum es geht. Nur, dass wir uns treffen.“ Lola schnalzte. Ein cooler Laut, den sie immer von sich gab, wenn sie glaubte, alles im Griff zu haben. Puffie beneidete sie um ihre lockere Art und hätte sich gewünscht, so schnalzen zu können wie sie, aber er bekam es nicht hin. Obwohl Lola einen ganzen Tag versucht hatte, es ihm beizubringen.
Puffie deutete mit seinem Schnabel zu seiner Mutter Hennriette, die neben Lolas Mutter Hennah stand und sie beobachtete. „Wir sollten zu unseren Müttern gehen, sonst werden die noch misstrauisch.“
Lola schnalzte wieder.
„Was macht ihr denn für ein Gesicht?“, fragte Hennah, während ihr Kopf vor- und zurückzuckte.
Es fiel Puffie schwer, sie länger anzuschauen, da ihr Kopf niemals stillhielt. Wie Lola das aushielt, ihrer Mutter lange Zeit zu zuhören?
Puffie betrachtete seine Mutter. Selbst wenn sie ihm oft auf die Nerven ging, er hatte er es mit ihr weitaus besser erwischt als Lola mit Hennah.
„Wir haben nur Hunger“, sagte Lola, und Puffie war froh, dass sie die Antwort übernommen hatte. Bei ihm bestand nämlich die Gefahr, sich zu verplappern. Lola konnte eine Lüge rausknallen, ohne dass ihr ein Gackern entfuhr.
„Es sollte jeden Moment so weit sein.“ Hennahs Kopf zuckte vor und zurück, und dann zuckelte sie in Richtung Öffnung des Hühnerstalls, durch den das Tageslicht hineinfiel.
Bauer Viktor streute stets um dieselbe Zeit Körner aus. Einmal für morgens und einmal am Nachmittag. Es war Zeit für die nachmittägliche Streuung, wie die Hühnerschar wusste. Gackernd und scharrend strebten sie nach draußen, wobei eine feste Hackordnung verhinderte, dass sie einander in der Öffnung des Hühnerstalls in die Quere kamen.
Voller Vorfreude auf die Körnermahlzeit reihten sie sich auf und verstummten. Es gab keine Körner, auch keinen Bauern Viktor, der nahte. Die Hühner blieben aufgereiht stehen, vereinzelt plusterte sich eines auf, hier und da ertönte ein: ‚Pock, Pock, Pock‘, aber die Fütterung blieb aus.
Als es dämmerte, wurde ihnen klar, dass sie keine Fütterung mehr zu erwarten hatten. Bauer Viktor ließ diese zum ersten Mal ausfallen. Schnell war klar, was der Grund dafür war.
„Du hättest deinen Sohn zur Ordnung rufen sollen“, gackerte Helene, ein besonders kräftiges Huhn, dem es, nach Puffies Meinung, nicht schadete, eine Mahlzeit auszulassen.
„Es ist doch nicht Puffies Schuld.“ Hennriette stellte sich vor ihren Sohn, um den sich nun weitere Hühner gruppierten.
„Wessen Schuld soll es ansonsten sein?“ Hennja, ein junges Huhn, selbst gerade erst dem Kükenalter entwachsen, aber sich scheinbar daran nicht mehr erinnernd, scharrte mit dem Fuß.
Bald hatten sich die Bewohner des Hühnerstalls aufgeteilt. Auf der einen Seite die Hühner, die keine Küken hatten, auf der anderen die Eltern-Hennen. Nicht der erste Konflikt dieser Art. Oft ging es darum, dass die Küken zu laut, zu ungezogen waren oder ansonsten den Alltag der anderen Hennen störten. Nicht alle der Kükenlosen waren dies freiwillig. Puffie hatte mitangehört, dass seine Mutter mit Hennah darüber gesprochen hatte, dass die kräftige Helene selbst gerne Mutter werden würde, aber scheinbar etwas mit ihren Eiern nicht stimmen würde. Die waren nämlich, im Gegensatz zu Helenes Gestalt, deutlich kleiner als die der anderen Hühner. Hennah hatte daher gemutmaßt, dass in solch einem kleinen Ei kein Küken heranreifen könne.
Und Puffie hatte überlegt, ob das stimmte, oder ob in kleinen Eiern nicht einfach kleine Küken heranwuchsen?
„Meine Damen!“, ertönte es, und Otis landete zwischen den beiden Lagern. Er plusterte sich auf und ließ seinen Kopf in die Höhe schnellen, so dass sich sein Hahnenkamm voll entfaltete. „Was ist denn der Anlass für diese Unruhe?“
Otis hatte ein nervöses Auge. Wenn er sich aufregte, zwinkerte es unentwegt, so auch jetzt. Das sorgte dafür, dass es den Hühnern, ebenso den Küken, schwerfiel, ihn ernst zu nehmen. Heute jedoch, schien selbst Otis‘ Zwinkerauge die Wogen nicht vollends glätten zu können.
Zumindest gelang es ihm aber, dass beide Lager verstummten, und sich fortan ignorierten, was besser war, als sich Anschuldigungen an die Schnäbel zu werfen. So kehrten die Hühner zurück in den Stall, und als die Nacht hereinbrach, schlief eines nach dem anderen ein.
Nur Puffie blieb wach, nicht, weil das Treffen mit Lola und JoJo bevorstand, sondern weil ihm der heutige Tag bewusst gemacht hatte, dass er nicht hierhergehörte. Die verärgerten Hühner hatten Recht, er verursachte nur Ärger, was daran lag, dass sein Platz nicht in einem Hühnerhof lag.
Als Puffie glaubte, dass alle Hühner, auch seine Mutter Hennriette, tief schliefen – Otis hatte einen eigenen Schlafplatz in einem separaten Stall – stand er leise auf und schlich sich zur Öffnung des Stalls.
Es dauerte nicht lange, da gesellten sich Lola und JoJo zu ihm.
„Was ist denn los?“, wollte JoJo wissen, aber Puffie wartete, bis sie noch etwas weiter vom Stall entfernt waren.
„Wir hauen ab“, sagte er.
JoJo machte große Augen. „Echt jetzt? Wohin?“
„An die Küste, zum Meer“, sagte Lola.
„Super!“ JoJo machte einige Schläge mit den Flügeln, das tat er stets, wenn er sich freute.
Puffie bewunderte JoJos Entschlossenheit. Ohne zu wissen, wohin sie genau wollten, freute er sich und war mit von der Partie.
„Wenn morgen die Eier abgeholt werden, fahren wir mit.“
„Cool!“ JoJo flatterte wieder mit den Flügeln.
„Du musst dir aber genau unseren Plan anhören und merken, sonst klappt es nicht.“ Puffie sah JoJo eindringlich an.
„Okay, alles cool.“
„Hast du alles finden können?“ Puffie wandte sich an Lola.
„War nicht einfach, aber sollte passen“, gab die zurück.
Puffie nickte. „Dann hör mir genau zu“, sagte er zu JoJo.
„Puffie? Puffie?“
„Lola?“
„JoJo? Wo steckst du verdammt?“
Die drei Küken hörten die Rufe ihrer Mütter, erst wütend, dann immer sorgenvoller. Puffie musste zugeben, dass er das nicht bedacht hatte. Ein flaues Gefühl im Magen ließ die Frage aufkommen, ob er das Richtige tat?
Doch es war bereits zu spät, denn das Aufheulen des Motors kündigte an, dass es losging. Der Wagen rumpelte über den Hof, der voller Schlaglöcher war, und erreichte den Feldweg.
Puffie hatte die Eierschale von seinem Kopf gestoßen und konnte nach hinten von der Ladefläche des LKW sehen, wie sie sich vom Hühnerhof und ihren Eltern entfernten. Ein eigentümliches Gefühl. Noch nie war er außerhalb des Hofes gewesen.
„Hat doch prima geklappt“, ertönte es rechts von Puffie. Es war JoJo, der ebenfalls den Deckel seines Ei-Verstecks heruntergestoßen hatte.
„Ich hoffe nur, meine Mama macht sich nicht zu viele Sorgen. Sie ist doch ohnehin schon so nervös.“ Lola sah über den Rand der Eierschale Puffie und JoJo an.
Puffie überlegte, wie eine noch nervösere Hennah aussah, wollte sich das aber lieber nicht vorstellen.
„Und der Wagen bringt uns jetzt bis zum Meer?“, wollte JoJo wissen.
Puffie zuckte zusammen. Das war in der Tat eine gute Frage und zudem eine, die er nicht beantworten konnte. Den Hof zu verlassen war bereits eine so große Aufgabe gewesen, dass er, von diesem Punkt an, den Plan nicht weiter durchdacht hatte. „Öhm“, machte er, was Besseres fiel ihm nicht ein.
„Quatsch!“, sagte Lola. „Was soll das Meer denn mit Eiern?“
Ebenfalls eine Frage, auf die Puffie keine Antwort wusste. Wo gingen die Eier überhaupt hin? Ob die zu anderen Hennen gingen, die sie ausbrüteten?
„Und wie kommen wir dann zum Meer?“ JoJo hatte den vorderen Teil der Schale weggepickt, sodass eine Art Sessel entstanden war, in dem er bequem sitzen konnte.
„Uns wird schon was einfallen“, antwortete Puffie und hoffte, dass seine Stimme zuversichtlicher klang, als er sich fühlte. Momentan empfand er nämlich vor allem Furcht, dass sie eine große Dummheit begingen. Dann dachte er an die Karte und das Schiff darauf, leider hatte er die nicht mitnehmen können, und sagte sich, dass ein richtiger Pirat keine Angst hatte. Er stürzte sich kopfüber in das Abenteuer. Bald würden sie das Meer sehen und auf einem echten Piratenschiff anheuern. Das würde nur gelingen, wenn man sie als furchtlose Gesellen erkannte. Wie hatte Fräulein Pausbäckchen ihn genannt? Halunke. Ganz genau. Puffie war ein Halunke, und ein Halunke fand immer einen Weg. Oder?
„Wir können ja jemand nach dem Weg fragen.“ Lola sah sich um.
„Und wen? Etwa die Eier?“ JoJo kicherte.
„Natürlich nicht. Ich meinte, wenn wir anhalten.“ Lola schnalzte.
„Wir bräuchten eine Karte.“ JoJo überkreuzte die Beinchen, in der Hoffnung, lässig auszusehen. „Echte Piraten haben doch eine Karte.“
„Aber nicht, um ein Schiff zu finden, sondern für einen Schatz. Eine Schatzkarte.“ Puffie schüttelte den Kopf, dennoch stimmte, was JoJo sagte. Sie wussten nicht, in welche Richtung sie mussten, noch nicht einmal, wie weit der Weg war.
Er betrachtete JoJo und Lola, die immer noch aufgeregt und zuversichtlich wirkten, und beschloss, seine Bedenken für sich zu behalten. Es würde nichts nutzen, dass sich die beiden auch noch Sorgen machten. Vor allem würde es seine Freibeuterqualitäten in Frage stellen.
Die kurze Nacht und das stete Wiegen des LKW sorgten dafür, dass die drei Küken bald einschliefen und erst erwachten, als der Wagen mit einem Ruck zum Stehen kam. In diesem Augenblick wurde Puffie ihr Fehler bewusst, denn sie hatten die Schalen der Eier, die sie zur Tarnung genutzt hatten, zerstört, so würden sie entdeckt werden.
„Schnell! Wir müssen da rüber“ rief er und deutete mit seinem Flügel auf die Seite der Ladefläche. Dort stand die Plane, mit der der Wagen abgedeckt war, etwas über, was ein gutes Versteck abgeben sollte. Neben dem Transporter waren bereits Schritte im Kies zu hören. Der Fahrer würde bald um den LKW herumgegangen sein und mit dem Abladen beginnen.
Puffie und Lola hatten unter der Plane Stellung bezogen, aber JoJo saß noch immer in seiner Eischale.
„Was ist los?“, zischte Puffie.
„Ich hänge fest.“ Wie um das zu bestätigen, versuchte JoJo, aus der Schale zu steigen, doch sein linker Fuß hatte sich darin verhakt. Die Schritte waren fast schon hinten an der Ladefläche angekommen.
Ohne weiter darüber nachzudenken, rannte Puffie los. Das Geräusch der Schritte war verklungen, der Fahrer machte sich daran, die Ösen der Plane zu lösen. Puffie erreichte JoJo und erkannte sogleich das Malheur. Mit seinem Schnabel pickte er JoJos Fuß frei, doch gerade, als ihm das gelungen war, fiel Tageslicht auf die Küken. Der Fahrer hatte die Abdeckung nach oben geklappt und würde sie jeden Augenblick entdecken.
„Komm!“ Puffie zog JoJo hinter ein Ei und duckte sich hinter das daneben.
Der Fahrer, ein grobschlächtiger Mann, trat auf die Ladefläche und schnappte sich ein paar Eierpaletten, unter denen auch die war, auf der sich JoJo und Puffie hinter den Eiern versteckt hielten. Vor sich das Ei, hinter sich die Brust des Fahrers, konnte Puffie nicht erkennen, wohin sie getragen wurden.
Ein Klingeln ertönte, dann änderte sich das Licht, und die Paletten wurden abgestellt.
„Habe hier deine Lieferung“, ertönte es von oben.
„Sehr gut. Darauf habe ich schon gewartet.“
„Dann noch einen schönen Tag.“
„Moment. Erst mal schauen, ob die Ware in Ordnung ist. Schließlich weiß ich ja nicht, ob du wieder mit Bleifuß unterwegs warst.“
Vorsichtig spähte Puffie um das Ei herum und erblickte eine Frau mit grauen Haaren und einer schmalen Brille, die ihrerseits auf die Eierpaletten hinabsah.
„Siehst du, hab‘ ich es doch geahnt“, sagte die Frau und deutete auf die Eierschalen von Puffies, Lolas und JoJos Versteck, die in der Reihe unmittelbar vor JoJos und Puffies aktuellem Unterschlupf lagen. „Da sind ja welche kaputt.“
„Das kann nicht sein, ich bin vorsichtig gefahren.“
„Die Eier sagen etwas Anderes.“
„Du glaubst den Eiern mehr als mir?“
Zwei Gesichter schoben sich in die Nähe der Eier, dann ertönte ein Aufschrei der Frau: „Küken, da sind Küken rausgeschlüpft.“
„Na, siehst du? Hab ich doch gesagt, dass es nicht an meiner Fahrweise lag.“
„Ich kann doch keine Eier verkaufen, die befruchtet sind!“, rief die Frau und stemmte die Hände in die Hüften. „Die bringst du gleich zurück. So etwas ist mir ja noch nie passiert. Stell dir mal vor, meine Kunden wollen die Eier essen und finden Küken darin. Dann kann ich meinen Laden dichtmachen.“
Puffie erstarrte. Er konnte nicht glauben, was er da hörte: Eier essen? Niemals hätte er für möglich gehalten, dass die Eier dafür abtransportiert wurden. Das waren Massenmörder! Ob Bauer Viktor das wusste? Und was würde mit ihm und den Anderen geschehen, wenn sie sie in die Finger bekämen?
„Wir müssen hier weg!“, rief er in Richtung JoJo und kletterte hinter dem Ei hervor.
„Vorsicht!“, rief die Frau. „Die hauen ab!“
Der Fahrer griff nach den Küken, doch die wichen geschickt aus.
„Du da lang!“, rief Puffie und zeigte in die entgegengesetzte Richtung, in die er sich aufgemacht hatte. Es war am besten, sich aufzuteilen, das wusste er noch von Hahn Otis – einer der wenigen sinnvollen Ratschläge, die der zu berichten gehabt hatte. Wobei Puffie zugeben musste, dass er nicht geglaubt hatte, diesen Rat einmal anwenden zu müssen.
JoJo befolgte Puffies Anweisung, und jeder von ihnen näherte sich der entgegengesetzen Seite der Ladentheke, auf der die Eierpalette stand.
„Jetzt machen Sie doch was!“, echauffierte sich die Frau.
„Was soll ich denn machen? Ich bin Lieferant und kein Hühnerbauer“, maulte der Fahrer.
Puffie sah die Kante herunter. Das war zu tief, um einfach hinabzuspringen! Er fuhr herum und sah, dass JoJo das ebenfalls entschieden hatte und zurückgelaufen war. Noch ehe Puffie richtig begreifen konnte, was JoJo tat, war der vom Verkaufstresen auf den Bauch des Fahrers gesprungen und ließ sich daran nach unten gleiten.
Damit hatte der Fahrer nicht gerechnet und ließ JoJo gewähren. Das brachte Puffie auf die gleiche Idee. Er steuerte auf die Frau zu, die mit offenem Mund den am Fahrer herabgleitenden JoJo fixierte und sprang dann an deren Bauch, der von einer Schürze bedeckt wurde.
„Was zum …“, stieß die Frau hervor und glotzte Puffie an, der am Stoff hinunterrutschte. Das ging einfacher als erwartet. Kurze Zeit später erreichte er den Boden, sah sich um und erblickte JoJo, der unter einem Regal verschwand.
Puffie stürmte los.
„Da!“, schrie die Frau. „Halten Sie es auf!“
Mit großen Schritten stürmte der Fahrer hinter Puffie her. Der steckte all seine Energie in den Sprint, war aber chancenlos. Seine kleinen Kükenbeinchen konnten nicht mit den Schritten des Fahrers mithalten. Puffie sah sich um. Der Fahrer hatte schon die Hand nach ihm ausgestreckt, gleich würde die sich um Puffie legen. Der verharrte, bis er die Fingerspitzen des Fahrers am Gefieder spürte und drückte sich in diesem Augenblick vom Boden ab. So entwischte er der Faust, die sich unmittelbar unter seinen Füßen schloss und wetzte los.
„Es entkommt!“, kreischte die Frau.
Der verdutzte Fahrer wollte sich aufrappeln und loslaufen – zeitgleich. Dabei geriet er ins Straucheln, fiel über seine Füße und krachte mit dem Oberkörper gegen das Regal, unter dem JoJo Zuflucht gefunden hatte.
Mit einem Geräusch, das an Donnergrollen erinnerte, kippte das Regal um und stürzte gegen das benachbarte, das wiederum seinen Nachbarn umriss, was schließlich, schräg gegen die Wand des Ladens gelehnt, zum Stehen kam.
„Herrgott! Was machen Sie denn da? Sie ungeschickter Tölpel!“, schrie die Frau.
Der Fahrer saß mit blutender Nase vor dem ersten Regal, mit dem er die unheilvolle Kettenreaktion in Gang gesetzt hatte. „Au! Au! Au!“, jammerte er.
Zeit, zu verschwinden, befand Puffie. Machte einen Fieplaut in JoJos Richtung, der den auch richtig verstand und sich Puffie anschloss. Die Küken rannten, so schnell es ihre kleinen Beinchen zuließen, zur Tür. Dort stand bereits Lola, die das ganze Chaos mit großen Augen beobachtete.
„Sie bluten mir alles voll!“, war die Frau aus dem Laden noch zu vernehmen, dann waren Puffie und JoJo durch den geöffneten Türspalt gehuscht. Vor dem Laden erstreckte sich eine weite Wiese, die von einigen Bäumen umfriedet wurde, und die Küken fanden hinter einem davon Schutz.
„Das war knapp“, befand JoJo.
Puffie konnte nur nicken, er musste erst zu Atem kommen.
„Was für eine Show!“ Lola war außer sich. „Damit habt ihr definitiv Piraten-Qualitäten bewiesen.“ Sie wandte sich an Puffie: „Und vor allem du. Wie du JoJo gerettet hast, ganz großes Kino!“
„Wirklich?“ Puffie spürte, wie sich der Stolz kribbelnd in seiner Brust ausbreitete.
„Auf jeden Fall!“ Lola nickte anerkennend. „Die Gefahr war unmittelbar vor dir und du hast ihr ins Gesicht gespuckt!“
„Total hast du das“, kommentierte JoJo.
Puffie hörte die Stimme seiner Mutter, die sagte, dass es: ‚Das hast du total‘ heißen müsste und das auch so gar kein Satz sei, aber er freute sich zu sehr über JoJos Lob, um den Moment mit solchen Belehrungen kaputtzumachen.
„So so, gespuckt hat er“, ertönte eine Stimme.
Die drei Küken hielten inne und sahen sich um, konnten jedoch niemand erblicken.
„So klein und flauschig und dennoch wehrhaft“, kam es von oben.
„Wer spricht da?“, fragte JoJo und nahm sogleich seine Kampfstellung ein. Er behauptete nämlich steif und fest, Kügo zu beherrschen, eine Küken-Kampftechnik, die er erfunden hatte. Mehr als seine Kampfposition, bei der er die Flügelspitzen vor den Körper hielt, hatten Puffie und Lola jedoch nie zu sehen bekommen.
Etwas landete vor den Küken im Gras und hatte zuvor offenbar im Baum gesessen. Es war eine grau-getigerte Katze, der das linke Ohr fehlte. Mit ihren grünen Augen fixierte sie die drei Ausreißer. „Ich“, maunzte sie und fügte, als sie die verständnislosen Blicke der Küken bemerkte, hinzu: „Ich spreche hier.“
„Wer bist du?“, fragte Lola.
Die Katze begann, die drei zu umrunden. „Namen“, schnurrte sie. „Sind doch nur Schall und Rauch. Nennt mich, wie ihr möchtet.“
„Kitty?“, fragte JoJo.
Die Katze lachte, doch es war kein Laut, der zum Mitlachen ansteckte. Puffie war mulmig zumute. „Wir könnten deine Hilfe gebrauchen“, versuchte er es.
Die Katze blieb vor ihnen stehen, setzte sich und legte ihren Schwanz um ihre Pfoten. „Hilfe?“, fragte sie. „Dachte ich es mir doch, dass ihr euch verlaufen habt.“
„Nicht verlaufen. Wir sind unterwegs zum Meer“, erklärte Lola.
„Zum Meer, was?“ Die Katze legte den Kopf schief. „Und was möchten drei Küken am Meer?“
„Die gefürchtetsten Piraten werden, die die Welt je gesehen hat“, antwortete JoJo.
„Piraten, was?“ Die Katze wiegte ihren Kopf, als müsse sie das, was sie gehört hatte, zunächst verarbeiten. „Folgt mir“, schnurrte sie.
Sie ging weiter voraus, und je tiefer sie in den Wald vordrangen, desto dunkler und kühler wurde es. Auch das Unterholz wurde immer dichter. Während die Katze vor ihnen scheinbar mühelos jedes Hindernis erklomm oder sogleich übersprang, mussten die Küken oft einen Umweg machen, um es zu umgehen, oder darunter durchzukriechen.
Puffie grübelte derweil weiter, wo ihm dieses Tier schon einmal begegnet war, und blieb plötzlich wie angewurzelt stehen. Lola, die unmittelbar hinter ihm lief, prallte gegen ihn und rief: „Hey! Was soll das?“
Mit weit aufgerissenen Augen drehte sich Puffie zu ihr um.