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Der Autor beschreibt authentisch, lebhaft und gnadenlos echt seine erlebte Zeit als Wehrpflichtiger bei der Bundeswehr im Jahr 1968. Erklärt schonungslos seine Erlebnisse. Ablauf der Grundausbildung, Übungen, Biwaks, Waffenhandhabung. Schikane und Spaß, Freude und Pflicht, ertragenes Leid. Erlebte Kameradschaft. Soldat im Höhepunkt des Kalten Krieges. Ein Buch, das gerade in den spannungsgeladenen Zeiten der Weltgeschichte, mit zahlreichen tobenden Kriegen, Wettrüsten, politischer Unsicherheit aufrüttelt, zum Nachdenken anregt.
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Seitenzahl: 139
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Am 24.2.2022 begann Russland den
Angriffskrieg auf die Ukraine. Viele Jahre, seit 2014, „nur“ als Konflikt angesehen, hat sich für das freie Europa eine neue Situation ergeben. Wir Bürger erleben täglich die Ängste und die Schrecken mit, die viele Menschen ereilt. Zerstörung, Tote, Verletzte, Zivilisten und Soldaten. Auf beiden Seiten. Es sollen bereits über 1 Million sein!
Zweifel kommen auf. Was ist Propaganda? Was ist die Wahrheit? Jeder darf sehen, was er möchte. Darf für Waffen sein. Den Frieden schnell herbeisehnen. Was auf der Welt passiert, ist keine Ausnahme. Es ist eine Entwicklung. Die Achse der Mächtigen verschiebt sich. Neue Player sind dazugekommen. Starke Player. Wirtschaftlich starke. Eine neue Weltordnung ist das Ziel. Die „Achse des Bösen“ ist stärker denn je. Unsere Demokratie ist in Gefahr. Krieg ist wieder im Kopf. Nur 1000 Km entfernt!?!
„Zeitenwende“. Der Verteidigungsminister will Deutschland „kriegstüchtig“ machen. Bei dem Ausdruck und den Gedanken an Krieg, läuft es mir kalt den Rücken hinunter. Die Personalstärke der Bundeswehr hat sich praktisch halbiert. Die bislang nur ausgesetzte Wehrpflicht soll aufgehoben und wieder eingeführt werden.
Dieses Buch soll aufzeigen, was Wehrpflicht bedeutet, beinhaltet, was auf junge Menschen eines Tages wieder zukommen kann. Jede Zeit im Leben hat ihre Besonderheiten. Auch gewisse Herausforderungen.
Gerade als junger Mensch fragt man sich, wohin die Reise gehen soll. Mit dem Beruf, dem Leben überhaupt. Erfüllt man seine Bürgerpflicht, zu dienen? Das Szenario Bundeswehr umgehen? Studieren? Ersatzdienst anstreben?
Die Gesetzmäßigkeit machte damals auch bei mir keine Ausnahme. Voran das Wehrpflichtgesetz. Die gesetzliche Pflicht männlicher deutscher Staatsbürger zur Ableistung von Wehrdienst in den Streitkräften der Bundesrepublik Deutschland.
Die Bundeswehr hatte damals eine Stärke von 500.000. Eine Mischung aus Wehrpflichtigen, Zeit- und Berufssoldaten. Wehrpflicht? Was ist das, wie war das damals? Ich habe es erlebt. 21 Jahre alt, besser jung. 1968.
Nachstehend meine Erinnerungen an diese Zeit. An die Zeit des Kalten Krieges.
Beim Lesen gibt es viel zu schmunzeln. Auch bestimmt zum Lachen. Aber auch Kritisches, Ernstes, über das man und ich damals nicht lachen konnte.
UNS WERNER war 1968 einer von 180.000 einberufenen Wehrpflichtigen. Einer von über 450.000 Erfassten.
Mit fast 21 Jahren war ich einer der „Alten“. Die meisten Rekruten waren 18 oder 19. Ich wurde bei der ersten Musterung „zurückgestellt“. Aus medizinischen Gründen. UNS WERNER wehruntauglich. Verursacher war die Unterfunktion meiner Schilddrüse.
Zwei Jahre später wollte man auf den „Soldaten Werner“ nicht verzichten. 1,93 groß. Gardemaß. 95 Kg schwer. Sportlich, athletisch. Doch verständlich, oder? Die weibliche Spezies in meiner Familie hatte Bedenken. Werner und Bundeswehr: das passte nicht zusammen. Aber UNS WERNER ein Kriegsdienstverweigerer? Mein Vater tobte.
„Ein deutscher Mann dient! Erst durch den Militärdienst wird ein Junge zu einem richtigen Mann“.
Offen gesagt, ich sah das auch so. Und gleich vorangeschickt, ich folgte gerne der Einberufung. Konnte natürlich nicht im Geringsten ahnen, was auf mich zukam. Drill, okay. Disziplin, okay! Kameradschaft, okay. Aber Schikane, ein vielfach überzogenes Obrigkeitsdenken und damit auch verbundene Handlungen? Das war die Tagesordnung. Ja, ich hoffe nicht überall und bei jedem. Ich erlebte es. War UNS WERNER aufmüpfig? Korrektheit, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit. Bei einigen Vorgesetzten, Kameraden, Unteroffizieren und Ausbildern vermisste ich diese Tugenden. Erwartete eine Balance zwischen Kontrolle und Respekt.
Natürlich ließ ich mir nichts gefallen. Steckte eher die Strafen ein. War kein
„Arschkriecher“. Bekam mehrmals Arrest, kam in den Bau, die Militärpolizei holte mich von zu Hause ab. Ich wurde verdächtigt, an einem Spionagefall beteiligt gewesen zu sein.
Ich wurde aber auch zum Vertrauensmann gewählt. Bekam eine Stabsdienstelle in der Kompanie. War einer der Trainingspartner des Bataillonskommandeurs! Spielte oft mit ihm Badminton. Sport, indem ich gut war.
Mein Großvater nahm am 1. Weltkrieg teil. War in Rumänien eingesetzt. Er hat überlebt. Die 10 Brüder meiner Großmutter nicht. Sind gefallen. Mein Vater nahm am 2. Weltkrieg teil. Als Gebirgsjäger in Norwegen. Überlebte, kam in die Gefangenschaft und 1946 sehr krank zurück. Aus Erzählungen meiner 6 Jahre älteren Schwester kenne ich viele Episoden des von meiner Familie erlebten 2. Weltkrieges. Den Infernos. Über unser zerbombtes Haus im Bremer Westen. Kann so eine Zeit wiederkehren?
Kapitel I: Vor der Wehrzeit
Kapitel II: Der Grundwehrdienst
Kapitel III: Besondere Erinnerungen
Kapitel IV: Schikane
Kapitel V: Spaß, Streiche, Mutproben
Kapitel IV: Meine Selbstständigkeit
Kapitel VII: Ohne Werner geht es nicht
Kapitel VIII: Natoalarm
Kapitel IX: Soldatendienst 2.0
Kapitel X: Die Verdächtigung
Kapitel XI: Die Entlassung
Kapitel XII: Zeitzeuge Werner
Kapitel XIII: Die Wirklichkeit
Anhang: Textauszüge aus meinen Romanen
Buchempfehlung: Werners Biografie
Wenn ich mich heutzutage im Alter von 77 Jahren auf meine Lebenserfahrung und Gelassenheit berufe, lasse ich dabei nicht meine aufregende Jugendzeit zurück.
Ich erinnere mich und kann durchaus sagen, dass ich in einem strengen Elternhaus aufwuchs. Immerhin war mein Vater vorbelastet. Sein Vater war ein hoher Beamter, Oberregierungsrat. Mein Großvater verpflichtete meinen Vater, dass aus mir „etwas werden sollte“. Das war eine Bürde für ihn. Unsere Familie hat internationalen Charakter. USA, Australien, Schweden.
Meine Zuneigung zur Musik der BEATLES oder ROLLING STONES teilte nur meine Schwester. Sie musste oft einstecken, was ich „verbrochen“ hatte. Ob ich als Junge beim Fußballspielen eine Scheibe zerschossen hatte, 1964 den BEATLES-Club in Bremen gründete. Als Kontakt die Telefonnummer des Vaters. Und vor allem, als ich mein 1. Auto, den „Franzosen“, 2 CV von Citroën, die „Ente“ 1965 in der Straße unseres Wohnhauses in Bremen-Walle versteckte. Natürlich wurde er umgetauscht in einen „Deutschen“, einen VW.
Politisch war ich bereits als junger Mensch sehr interessiert. Mich interessierten die Hintergründe und Zusammenhänge.
Ich erlebte die Zeiten von „Rechts und Links“ in der Gesellschaft. Die Mitte war eher wenig ausgeprägt. Ich erlebte die militärische Aufrüstung. Den Umgang mit der Nachkriegsordnung. Die Auseinandersetzung zwischen den Klassenfeinden. West und Ost.
Kapitalismus und Kommunismus. Das damit verbundene Feindbild. Die Gegensätze von NATO und Warschauer Pakt. Die Tatsache, dass in beiden deutschen Staaten mehr als eine Million Soldaten stationiert waren.
Unsere Bundeswehr, 500.000 Mann und Frau stark, von Schichten der Bevölkerung eher als „Freizeitarmee“ gesehen wurde. Die NVA der DDR wurde stärker eingeschätzt. Ich sah das anders. Empfand die Bundeswehr als gut und modern ausgerüstet. Vor allem auch notwendig.
Die Hippie-Generation wuchs. Atomkraft nein Danke. Friedensmärsche gegen die USA-Politik. Der Vietnam-Krieg, in den die USA 1964 eingetreten waren, galt als Stellvertreter-Krieg der Supermächte.
Nachdem 1965 die Amerikaner Bomben geworfen hatten, griff die Sowjetunion und auch China zugunsten von Nord-Vietnam ein. 1968 gab es die ersten Brandanschläge. Sie waren die Vorgänger auf das, was kommen sollte und als die RAF-Geschichte viele Jahre unser Land beschäftigte. Ich erlebte den Terror auf der Straße, auch in Bremen.
Im Januar 1968 wagten jugendliche Bremer den Aufstand. Die Jugend rebellierte. Tugenden wie Gehorsam, Ordnung, Fleiß, Bescheidenheit, Anpassung, Unterordnung, Zurückhaltung und Pflichterfüllung wurden zunehmend infrage gestellt. Abkehr von Tradition; Freiheitsdrang, Emanzipation, Lebenslust kamen in den Vordergrund. Die Rollenzuweisung von Familie und Geschlechtern geriet ins Wanken.
Rudi Dutschke trat in Bremen in der „Lila Eule“ auf. Dem Treffpunkt einer eher linksgerichteten Jugend. Die Freizeitkultur verband sich mit der politischen. Der Lebensstil begann sich zu verändern.
Vordenker war Fritz Teufel. Ein Kämpfer gegen die Spießigkeit. Das Revoluzzerhafte fand nicht meine Zustimmung. Ich stand für eine offene und gewaltfreie Kommunikation.
Ich hatte dieselben Probleme mit der Welt. War aber kein Teil der 68er-Bewegung. Bin aber der 68er-Generation zugehörig. Teilte wie viele einige Themen. Dazu gehörte der Umgang mit der Nachbearbeitung des Nationalsozialismus. Eine Verbesserung der Bildungspolitik. Entwicklung einer moderneren Gesellschaft. Vor allem auch die Werte- und Rassendiskriminierung in den USA. Der Tod von Martin Luther King. 1968 war ein turbulentes, entscheidendes Jahr. Geprägt von politischen und kulturellen Veränderungen. Auch oder gerade einige der damaligen Verirrungen setzten Schubkräfte frei. Der revolutionäre Geist wirkt bis heute.
Man war damals in der Bundesrepublik Deutschland erst mit 21 volljährig. Mit 20 Jahren heiratete ich. Da musste noch das Jugendamt seine Zustimmung geben. Meine Freundin erwartete ein Kind. Die Aussichten waren also „blendend“. UNS WERNER als Vater bald einberufen zur Bundeswehr. Zum Grundwehrdienst. Mit 18 wurde ich aus gesundheitlichen Gründen bei der Musterung zurückgestellt. Befund: Unterfunktion der Schilddrüse. Also trat ich nach der Lehrzeit im Lehrbetrieb meine erste Stelle als Angestellter an. In der Buchhaltung. Der Chef, Inhaber des Familienunternehmens ,ein Choleriker. Jedenfalls manchmal in der Woche. Oft am Freitag und am Montag. Ich kündigte. Unter solchen Voraussetzungen wollte ich nicht arbeiten. Immerhin fand der Sohn des Inhabers meine Entscheidung „schade“. Er hätte mich gerne behalten.
Meine Eltern waren gar nicht begeistert von meiner „Familienplanung“ und meiner Künftigen. Das ließen sie auch spüren. Ich zog zu Hause aus. Zog mit 20 in meine erste eigene Wohnung. Kohlenheizung. Aber eben günstige Miete. 183 DM. Mein Vater stimmte zu. Dachte damit sei Frieden, der „undankbare Junge“ endlich aus dem Haus.
Damit meine Ehefrau arbeiten konnte, bedarf es meiner Einwilligung. So war das damals. Die Rechte der Frau wurden 1962 ergänzt. Ab da konnte die Ehefrau immerhin ein eigenes Konto eröffnen. Ohne Zustimmung des Mannes. Erst seit 1977 durften nun auch Frauen ohne Erlaubnis des Ehemannes arbeiten und sind nicht länger verpflichtet, den Haushalt zu führen. Meine Ersparnisse gingen gegen null. Autokauf, Heirat, Wohnungsmöbel. Aber immerhin waren meine Finanzen in Ordnung. Ich hatte keine Kredite, das Konto war nicht überzogen. Ich machte einige Nebenjobs. Damit konnte ich alles bezahlen und anschaffen.
Für die bald anstehende Wehrdienstzeit hatte ich auch einen Finanzplan. Der Wehrsold betrug 90 DM. Ich konnte mir gut vorstellen, mit meinem VW Mitfahrer zu bekommen. So kamen 100-200 DM herein.
Natürlich musste ich von dem Geld noch tanken. Und ganz wichtig, ich hielt mir meine Nebentätigkeit als Buchhalter bei einem Gastronomen in Bremen aufrecht. Gerade dieser Umstand sollte mein Leben zu einem späteren Zeitpunkt kräftig beeinflussen. Zu zweit geht eigentlich alles leichter. Mit den zunehmenden Monaten der Schwangerschaft wurden die Einnahmen weniger. Ich bemühte mich zwar, das Zeitungsaustragen meiner Ehefrau mitzugestalten. Das ging aber organisatorisch nicht lange gut. Einige Zeitungskunden bemängelten die Zustellung.
Der Winter stand an. 1967 waren keine guten Weihnachten. Im kalten Januar 1968 musste ich in die Kaserne umziehen. Es ging nach Rotenburg/Wümme. 50 Km von Bremen.
Politisch hatten wir in der Bundesrepublik eine CDU-geführte Bundesregierung unter einem Kanzler Kurt Georg Kiesinger. Erstmals in einer Koalition mit der SPD. Vizekanzler war Willy Brandt. Kurt Georg Kiesinger war nicht unumstritten. In seine Amtszeit fiel die Einführung der Notstandsgesetze und die Verjährung von Nazi-Kriegsverbrechern. Seine Dienstzeit im Reichsaußenministerium führte zu Diskussionen.
Die Bundeswehr übernahm den militärischen Auftrag im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung mit „Foreward Strategy“ (deutsch: „Vorwärtsstrategie“), die die NATONorth Atlantic Treaty Organization in ihrem Dokument MC 14/1 festschrieb. Sollte hinter der innerdeutschen Grenze beginnen. Als NATO-Plan galt die NATO-VORNEVERTEIDIGUNG. Gegen einen Angriff des Warschauer Pakts. Der konventionell überlegen war. Antwort die „Nukleare Teilhabe“, die Abschreckung durch die USA.
Wenn der Einberufungsbescheid ins Haus flattert, kommt in der Regel keine Freude auf. Nach § 21 des Wehrpflichtgesetzes (WPflG). Ort, Zeitpunkt und Dauer sind angegeben. Ehrlich gesagt, ich freute mich auf einen neuen Abschnitt in meinem Leben. Die gerade nicht gut verlaufene berufliche Phase, vielleicht auch die Wohnungsbedingungen, der Umstand als frisch Verheirateter, was ich eigentlich gar nicht sein wollte, die Schwangerschaft meiner jungen, gleichaltrigen Ehefrau, die große Verantwortung, die damit einherging. Der Einschnitt im Verdienst. Fühlte ich mich überfordert? Durchaus möglich. Ich las die Einberufungsvorschriften. Bart kurz, Haare kurz. Einfinden in Rotenburg/Wümme. Lent-Kaserne. Tag, Uhrzeit. Den Ort fand ich günstig gelegen, in der Nähe Bremens, gute Verbindung. Mit dem Auto knapp eine Stunde Fahrzeit. Hätte schlimmer kommen können.
Von Kopf bis Fuß, von der Mütze bis zu den Socken: Wenn Rekruten in die Bundeswehr eintreten, erhalten sie zuerst einmal jede Menge an Kleidungsstücken und persönlicher Ausrüstung. Bezeichnung: Das Gerödel.
Rund 65 Kg umfassten die 100 Teile. Über hundert Einzelteile erhalten Rekrutinnen und Rekruten bereits zu Beginn ihrer Dienstzeit.
Ob für Gefechts- und Formal-Dienst, Sport, Schießausbildung oder Ausgang. Ist in dem Set enthalten. Für jeden Zweck die richtige Ausrüstung und die Bekleidung.
Koppel, an der viele Taschen, Magazine, Verbandsmaterial oder die ABC-Atomar-Biologisch-Chemisch-Maske angebracht werden. Einiges an Schuhwerk. Kampfstiefel, Knobelbecher, Sportschuhe, Ausgehschuhe.
Ausrüstung für das Überleben im Gelände: Essgeschirr, Klappspaten, Schlafsack und Zelt. Hinzu kommt die Schutzausrüstung für den Kampf: Helm, Schutzweste, Schutzbrille und mehr. Der Seesack. Spannend wurde es bei der Waffenausgabe. Ich bekam das G3, die Braut des Soldaten.
Körperlich fit zu sein, ist eine Voraussetzung für den Dienst. Den meisten Platz, später im zugewiesenen Spind, nehmen die Feldanzüge ein. Der Feldanzug, die Uniform, in der man die Soldatinnen und Soldaten gelegentlich auch auf den Straßen oder beispielsweise beim Bahnfahren sieht. Gibt in verschiedenen Ausführungen, ausgelegt für unterschiedliche Witterungsverhältnisse.
Stationiert war ich im Fernmeldebataillon 120. In der Ausbildungskompanie 8. Die Unterkunft bestand aus einem Flachbau. Von einem langen Flur gingen viele Zimmer ab. Schlafräume, Dusch-, Wasch, Toilettenräume. Ich habe das eher alte und schäbige Gebäude noch in bester Erinnerung. Es gab Ofenheizung. Und das im ganzen Gebäude, auch bei den Unteroffizieren. Immerhin konnte ich mir mein Bett aussuchen. Ich schlief im Etagenbett unten. Der Spind direkt neben dem Bett. Auch ein Fenster, das war mir wichtig. Da ich früh in der Kaserne war, konnte ich es mir aussuchen. Jeder Standort hat seine Eigenheiten. Ein großes Gelände.
Kasernen, Exerzierplätze. Sporthallen.
Werkhallen. Der 1. Abschnitt ist die Allgemeine Grundausbildung. Dauer 3 Monate. Die Grundausbildung findet zu größtenteils im Gelände statt und zwar bei Sonne, Wind, Regen, Hitze oder Kälte. UNS WERNER trat als Funker an. Funker Werner Heinecke. Die ersten 12 Wochen sind hart, danach wird es ruhiger. Vorrangig die Erlernung des Soldatentums. Umgang mit Waffen und Ausrüstung. Dem Formaldienst.
Marschieren, Exerzierdienst. Melden, Antreten. Kompanieaufstellung. Grüßen lernen. Ansprechen der Dienstgrade lernen.
Märsche, Nachtmärsche, Kampieren, Gefechte üben. Deckungen bauen im Gelände. Lernen, Feuer anzulegen. Leben, Überleben im Feld lernen. Und Ordnung lernen. Auf dem Zimmer, im Spind. Stiefel putzen, Knöpfe annähen, Unterwäsche waschen.
Wecken. Das Wecken erfolgte während der Grundausbildung um 5.00 Uhr. Nach der Körperhygiene und dem Anziehen erfolgt die Stärkemeldung und die Stubenkontrolle.
Danach geht es zum gemeinsamen Frühstück in der Truppenküche. Die eigentliche Ausbildung beginnt in der Regel um 07:00 Uhr. Natürlich hatte die Waffenkunde einen hohen Stellenwert. Das G3 lernen zu lieben.
Mit verbundenen Augen aus- und zusammenbauen. Damit zu schießen und zu treffen. Ein Feuergefecht lernen. Alles muss sitzen. Jeder kampfbereit sein. Deckung lernen. Das Tarnen. Lautlos die Stellungen beziehen. Mit Sandsäcken, aber auch mit Moos, Erdreich und was die Natur sonst noch so hergibt. Gut getarnt und geschützt sein. Andererseits ein freies Schussfeld in die Richtung, aus der Feindkräfte vermutet werden, zu haben. Alle sind in Stellung.
Achten auf die Kommandos des Gruppenführers, warten auf seinen Befehl.
„Fertig machen zum Feuerüberfall!“ Das bedeutet: Niemand schießt, bevor das Kommando dazu kommt. Absolute Stille. Aus dem Nichts erfolgen dann die Schüsse. Aus Gewehren der Gruppe gleichzeitig. Der Feind soll nicht oder nur schwer ermitteln, wie viele Waffen auf ihn schießen. Ich hatte bei einem Biwak einen Scheißjob. Melder. Ganz vorne, vor der Gruppe. Wach bleiben, die ganze Nacht. Zigarette? Todesurteil. Das Feuer ist kilometerweit zu sehen. Und ein Gewehr schießt 800 Meter weit! Das Gefecht verlief erfolgreich. Doch die Lage spitzte sich zu. Bei der Übung simulierten Patronen, die Farbe hinterlassen. Du warst entweder tot, verwundet oder gefangengenommen.
Der Feinddruck wurde kontinuierlich stärker.
Immer mehr gegnerische Kämpfer rücken an.
Zusätzlich liegt laut dem Szenario Artilleriefeuer auf den Stellungen der Rekruten. Der Zugführer hat die oberste Kommandogewalt. Er befahl gruppenweise sofort auszuweichen. Das bedeutet geordneter Rückzug. So schnell wie möglich und im Eilmarsch vom Feind absetzen. Jeder Rekrut muss zeigen, was er in den Wochen zuvor gelernt hat.
Fitness. Körperlich und mental. Ein zentraler Bestandteil der Grundausbildung. UNS
WERNER war ein guter Schütze. Bekam Belobigungen. Der Name Werner, jeder dachte dabei an „Werner Beinhart“ bekam in der Truppe Qualität. Ich Sonderurlaub. Weniger Beachtung bei der Spindkontrolle. Anfangs war das noch anders gewesen. Bei den Kameraden war ich beliebt. Ich half einigen Schwächeren. Bei den langen Märschen. Mein Zimmernachbar hatte Blasen an den Füßen.
Konnte nur unter starken Schmerzen laufen.
Ich trug sein Gepäck mit. Das brachte mir ein Diszi. Das war nicht gewünscht. Nur Härte zählte, Ausdauer. Die Schwachen wurden doppelt bestraft. Unter Aufsicht extra Runden laufen um den Exerzierplatz. 50 Liegestütze machen.
Drill. Üben bis zum Umfallen. Bis alles im Schlaf sitzt. Dazu gehört auch Waffendrill.
Es gab einen „Wettbewerb“ untereinander der beiden Ausbildungskompanien 1+2.
Gerechtigkeit? Ein Fremdwort. Für mich nicht. Ich kämpfte darum. Hatte später oft die Gelegenheit, dem Bataillonskommandeur in meiner Position „Vertrauensmann der Mannschaften“ die Wahrheit zu sagen.
Wegducken war nicht mein Ding. Offenheit bevorzugte ich. Je weiter nach oben waren die Dienstgrade okay. Der Kompaniechef, ein Hauptmann, der Spieß, ein Hauptfeldwebel.
Die Leute in der Verwaltung. Gemein waren einige der Ausbilder. Unteroffiziere und Feldwebel. Lag es an deren Ausbildung? An ihrem mangelnden Weiterkommen in der