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Rätselhafte Morde zeichnen in Dresden, in der Sächsischen Schweiz und im Erzgebirge eine Spur des Grauens. Die zahlreichen Tötungsdelikte weisen eine Gemeinsamkeit auf. Mittelalterliche Praktiken, die mit mysteriösen Artefakten verbunden sind. Ein skrupelloser Serientäter legt die Leichen an verschiedenen und bekannten Brunnen in der Dresdner Innenstadt ab. Die Spezialisten und die Kommissare der gebildeten Soko Brunnen in Dresden vermuten Selbstjustiz als Motiv. Ist das Phantom unter honorigen Bürgern, die Anhänger der prunkvollen Zeit des Königreiches Sachsen sind, zu finden? Es gibt Verbindungen zu einem spektakulären Mordfall im Bankenzentrum von Frankfurt am Main. Stehen sie im Zusammenhang mit den vielen verschwundenen Millionen aus dem DDR-Vermögen und dem als verschollen geltenden Goldbestand der DDR? Es gibt einen komplexen, bis ins Ausland reichenden Fall von Wirtschaftskriminalität zu lösen.
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Seitenzahl: 237
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Für meine Dresdener Freunde!
Gute Unterhaltung
mit einem weiteren
„Dresden-Krimi“.
Hildegard von Falkenburg
- Richterin
Benno von Falkenburg
- Anwalt
Christa Kleinschmidt
- Staatsbibliothek DD
Petra Förster
- Journalistin
Ralf Förster
- HK Kripo DD
Bernd Borchardt
-Unternehmer
Norbert Heinze
- Privatier
Robert Wagner
- Student
Julia Bender
- Partnerin von Bernd
Peter Busch
- LKA DD
Gerald Schön
- Oberstaatsanwalt
Volker Münch
- Chef Sicherheitsfirma
Yvonne Seidel
- Investment-Bankerin
Horst Brauner
- Pathologe
Constanze Hielscher
- Verkäuferin
Richard Simon
- Pädophiler
Irene Brandt
- OK Kripo DD
Egon Walther
- Entlassener Häftling
Wolfgang Schomann
- IT-Spezialist
Sofia Kovalenko
- Ukrainerin
Ana Groykowa
- Pseudonym Sofia K.
Dr. Wolfgang Schreiber
- Schönheitschirurg
Werner Schaller
- Pseudonym N. Heinze
Ines Hartmann
- OK Kripo Frankfurt/M.
Sonja Schuster
- Vers. Kauffrau
Oleg Kusnow
- Inkasso
Tim Boldt
- Pilot
Henriette Claus
- Schneiderin
Heike Bruns
- Übergriffopfer
Karim Hazrat
- Asylsuchender
Alvaro Garcia
- Polizei Havanna
Sven Bremer
- BKA Fahnder
Sancho
- Drogendealer
Rainer Scholz
- HK Kripo Chemnitz
Peter Berger
- Rentner
Prolog
Vor 800 Jahren
Im Jahr 2002
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Buchempfehlung
Leseprobe
Kapitel 1
Kapitel 2
Buchankündigung
Leseprobe
Kapitel 1
Anmerkung
Vor 800 Jahren
Die Ruhe in dieser klaren Sommernacht wurde nur unterbrochen durch das laute Geläuf von vier galoppierenden Pferden. Auf einem der Pferde saß ein Mann, über dessen Kopf ein Sack gestülpt war. Sein Brauner wurde von einem der anderen Reiter geführt. Davor und dahinter galoppierten jeweils zwei Reiter auf schwarzen Hengsten.
Das Ziel hatten sie vor Augen. Weit voraus schon zu erkennen, die Burg Schwarzberg, eine Höhenburg auf 210 Meter an einem Felssporn gelegen. Die Reiter trieben ihre nass verschwitzten Pferde voran. Vor dem Ritt zum Anstieg war eine kurze Erholungspause vorgesehen.
In der Wirtsschänke „Zur schwarzen Hand“ angekommen, wurden die Männer freudig begrüßt. Jeder, der Anwesenden wusste: Das Burggericht wird bald tagen. Es wurde vom Burgherrn gehalten. Burggraf Bastian von Schwarzberg herrschte in einem kleinen Territorium. Er hatte es vom Fürstbischof als Lehen bekommen. Ein Dank für die geleisteten Militäraufgaben. Bastian von Schwarzberg führte die Rechtsprechung durch, das Burggrafengericht.
Auf seiner Burg lebten neben seiner Familie und seinem Gefolge auch ein Ritter. Insgesamt 75 Menschen. Soldaten, Köche, Knechte, Mägde. Einige Handwerker für Waffenschmiede. Der ansässige Ritter wurde schon als Kind militärisch erzogen. Wuchs über Page und Knappe zu Hartmut, Ritter der schwarzen Hand.
In der Wirtsschänke ging es laut zu. Es war die tägliche Regel, die Nacht wurde zum Tag. Der Alkohol floss. Die Hemmungen fielen. Die Männer zogen die Weiber über die Tische zu sich herüber. Widerstand war zwecklos. Es gab nur ein Gesetz: das des Stärkeren. Eine Todsünde war der Missbrauch von Kindern. Dagegen hatte der zur Verurteilung auf die Burg gebrachte verstoßen. Er hatte eine 10-Jährige missbraucht. Nachdem die Pferde sich erholt und erfrischt hatten, ging es weiter. Die Ringmauer der Burg wurde erreicht, sie war dick und mächtig. Das Burgtor war durch ein Fallgitter gesichert. Es hob sich und ließ die Reitergruppe herein. Die „Gerichtsverhandlung“ ließ nicht lange auf sich warten. Der Festgenommene bereute seine Tat, beteuerte nie wieder so etwas tun zu wollen. Flehte um Gnade. Das Urteil war eindeutig. Schuldig. Todesstrafe. Fünf schwarze Hände zeigten nach unten. Das Urteil wurde sofort vollstreckt. Dem Verurteilten wurde mit der Schwertklinge der Kopf abgeschlagen. Dieser wurde ins Dorf gebracht, dort aufgespießt und als Trophäe der Macht von Burggraf Bastian von Schwarzberg ausgestellt.
Im Jahr 2002
Unvergessen ist das Hochwasser, das hauptsächlich die Sächsische Schweiz traf und bis nach Dresden hineinführte. Bei Wiederaufbauarbeiten wurde das Unfassbare Wirklichkeit. Ein Bagger legte eine mysteriöse Beerdigungsstätte frei. Die sofort eingeleitete Bergung der Skelette brachte eine Anzahl von über 200. Das unheimliche Prozedere der Bergung dauerte tagelang. Eines hatten alle Skelette gemeinsam: Es fehlte der Schädel. Die Spezialisten stellten fest, dass ein präzise ausgeführter Schwertschlag zur jeweiligen Enthauptung geführt haben musste. Eine Sonderkommission aus Forschern über mittelalterliche Gerichtsprozesse aus dem Archiv der Staatsbibliothek kam zu einem sensationellen Ergebnis: In alten Schriften gab es den Hinweis auf die Ritter der schwarzen Hand. Sie wurden vom Burggrafen beauftragt, für „Ordnung und Sicherheit“ zu sorgen. Für die Verbrecher, die zur Sühne ausgeführter Delikte auf die Burg gebracht wurden, gab es nur ein Urteil: die Todesstrafe. Über einige Monate wurde fieberhaft nach dem Verbleib der Schädel gesucht. Nachdem sie in einer Höhle entdeckt wurden, begann die Zuordnung zu den Skeletten von den Spezialisten der Pathologie.
Im Oktober des Jahres 2023
1
Dresden
„Ich werde ein ausgedehntes Wochenende in der Sächsischen Schweiz wandern. Endlich etwas Gemeinsamkeit mit Christa.“
„Christa Kleinschmidt? Von der Staatsbibliothek?“
„Ja, von der SLUB, eine der größten wissenschaftlichen Bibliotheken Deutschlands.“
„Ich weiß, dort gibt es 138.000 Werke, auch mit großem kulturellem Wert.“
„Ja, unheimlich und interessant. Ihr Spezialgebiet ist die Sichtung krimineller Delikte aus der mittelalterlichen Zeit. Die Digitalisierung der vielen Burgen. Pläne und Karten, historischen Aufzeichnungen von Verbrechen und Ereignissen. Auch militärischer Konflikte.“
„Ist es bei euch etwas Privat etwas Neues?“ Hauptkommissar Peter Busch lächelte seine Schwester an. „Und falls ja?“ Er schweift vom Thema ab. „Das Wandergebiet. Keine einfache Auswahl. Es gibt bestimmt über 1000 Felsen für Kletterer, mehr als 1100 Kilometer markierte Pfade, Steige und Wege zum Wandern. Wilde Schluchten, viel Sandstein, zerklüftete Tafelberge und Felsriffe. Typische Hütten. Nur 30 Km von Dresden entfernt. Alles, was das Herz an der Entdeckung von Naturwundern begehrt. Die Entscheidung fiel auf die Burgruine Schwarzberg, auch Goßdorfer Raubschloss oder Burg Schwarzbach genannt. Ganz in der Nähe des Flusses, der in die Sebnitz mündet.“
„Zu dem unheilvollen historischen Ort wollt ihr?“
„Ja, Christa unterstützt eine Studiengruppe, die über das Thema ihre Masterarbeit schreiben wollen.“
„Ja, das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden.“
„Na, denn, mal ganz weg von der Arbeit wäre besser für dich.“
„Ich weiß, übrigens, unsere Unterkunft ist die Pension Schwarzbachtal.“
„Okay, Bruderherz. Dicker Kuss! Wünsche dir viel Spaß und gute Eindrücke.“
Zur gleichen Zeit
Gerald Schön, seines Zeichens Oberstaatsanwalt in Dresden, griff zu seinem Prepaid-Handy. Er hatte eine dringende Nachricht abzusetzen.
„Was, Richard Simon wird entlassen? Der Mann hat doch 15 Jahre bekommen.“
Die Richterin rechnet nach. „Acht Jahre sind vergangen. Untersuchungshaft eingeschlossen. Wie kann das sein?“
„Gute Führung. Ja, der verfluchte Kinderschänder wird in zwei Tagen entlassen. Montag, acht Uhr früh! JVA Bautzen.“
„Danke für die Information.“
Hildegard von Falkenburg ist Richterin, tätig am Landgericht in Dresden am Sachsenplatz. Sie ist bekannt für ihre gradlinige Haltung und Härte bei der Findung des Strafmaßes. Dem Landgericht übergeordnet sind das Oberlandesgericht Dresden sowie der Bundesgerichtshof.
Sie nahm ein anderes Prepaid-Handy und wählte eine Rufnummer.
„Ja, bitte?“
„Montag muss ein Paket abgeholt werden. JVA-Bautzen. Acht Uhr.“
Ohne eine Antwort zu geben, legte ihr Bruder, der Rechtsanwalt Benno von Falkenburg auf.
Am nächsten Tag
„Kriminalhauptkommissar Peter Busch. Haben Sie es wirklich geschafft?“
„Helm aufsetzen, den Mund zuhalten, es wird windig auf dem Motorrad!“ Beide lachten lauthals, gaben sich fest die Hand. „Es sind 45 Kilometer, wir brauchen eine gute Stunde.“ Die Fahrt ging über Stolpen, Cunnersdorf, Ehrenberg. Auf der Hauptallee wurde der Landgasthof Schwarzbachtal erreicht.
„Christa, woher stammt der Begriff „Goßdorfer Raubschloss“? Klingt ja sehr verwegen.“
„Den Überlieferungen nach haben um 1400 wiederholt Raubritter aus Böhmen dort ihr Unwesen getrieben. Überwiegend im Sebnitztal und Bad Schandau. Die Burgruine vermutlich als Quartier genutzt. Im Zuge der Hussitenkriege wurde sie teilweise zerstört. Die Burg gelangte Jahrzehnte später dann in den Besitz von Kurfürst Friedrich II. von Sachsen.“
Wirklich verwegen ist das Wandergebiet Schwarzbachtal. Zu sehen sind die alten Brückenaufleger der Schmalspurbahn, Durchquerung des 63 Meter langen Tunnels zwischen dem Goßdorfer Raubschloss und Goßdorf, der Wag am Schwarzbach entlang. Ein beliebtes Ziel ist der Hutberg mit seinen 336 Metern. Nachdem Peter Busch und Christa Kleinschmidt einen wundervollen Rundwanderweg unternommen hatten, genossen sie die saisonale Küche ihrer Unterkunft.
Nach dem Essen trafen sie die drei Personen der von Christa Kleinschmidt betreuten Studiengruppe. Es folgten anregende Gespräche am Kamin.
„Sie sind Polizist. Hat mir ihre Freundin verraten.“
„Na ja, hier als Wanderer. Nicht im Dienst. Ihr forscht über Mord und Totschlag im Mittelalter?“
„Ja, spannendes Thema. Geht um unsere Masterarbeit.“
„Und, schon etwas entdeckt?“
„Uns beschäftigen die Überlieferungen zu den Rittern der schwarzen Hand. Irgendwie alles sehr seltsam, unheimlich zugleich. Die Spuren führen bis in die Zeit des Königreiches Sachsen.“
„Siehst du, Schatz, heute kannst du etwas lernen.“ Christa lächelt und gibt Peter Busch einen Kuss.
Anschließend gab es anregende Gespräche mit den Teilnehmern der Studiengruppe.
Peter Busch ahnte nicht, dass er schon unmittelbar mit einem neuen Fall beschäftigt sein wird.
2
Dresden
Es gab Zeiten, da waren Schatzsucher noch mit Spaten und Schaufel unterwegs. Unvergessen die Schatzsuche: die damalige Anzeigenkampagne des bundesdeutschen DDR-Nachlassverwalters.
GESUCHT: DAS DDR PARTEIVERMÖGEN! GEBOTEN: 5 MILLIONEN!
Es war der spektakulärste Versuch der Bundesregierung, an den Kommunisten-Schatz zu gelangen. Der Betrugsumfang in Verbindung mit der Währungsunion wurde auf 20 Milliarden Mark beziffert! Es gab ein gigantisches Ausmaß von Unterschlagung des DDR-Vermögens. KoKo, NVA, MfS, SED-Partei und Organisationen, Unterschlagung von Finanzmitteln zum Abzug der GUS-Truppen. Das war im Jahr 1994. Immerhin hat ZERV, die Zentrale Ermittlungsstelle für Regierungs- und Vereinigungskriminalität, rund 2,5 Milliarden Euro eingetrieben. Genauer das Referat 2, Regierungskriminalität.
Volker Münch arbeitete damals im Team von Benno von Falkenburg bei ZERV an der Aufklärung und Verfolgung eines Dokumentenfundes. Für das Beiseiteschaffen des MfS-Vermögens waren Kader vorgesehen, die mit Firmenneugründungen ein weitverzweigtes internationales Geschäft mit falschen Identitäten absichern sollten. Nachdem er aus dem Polizeidienst ausgeschieden war, gründete Volker Münch die Sicherheitsfirma SECURITY MOBIL. Spezialisiert auf Begleitschutz.
Etwas später
Moritzburg
Die Begegnung von zwei Männern führte zu einer außergewöhnlichen Unterhaltung.
„Hier kann man es aushalten.“
„Ja, eine herrliche Gegend. Besonders im Herbst.“
„Ein ausgedehnter Spaziergang um den See hat wirklich etwas ganz Besonderes.“
„Am wichtigsten sind Bedürfnisse, die nicht erfüllt werden. Ich spreche von dem Wunsch nach Sicherheit.“
„Ja, durchaus. Die Menschheit steht an einem Scheideweg. Jetzt ist die Richtung wichtig. Auf welche Seite sich der einzelne Mensch schlägt. Auf die Seite des Lichts oder die Seite der Dunkelheit.“
„Sie sind ein Anhänger der „Violetten Ausstrahlung?“
„Die Farbe Lila verleiht eine magische Wirkung auf den Geist. Die psychische Offenbarung wird umgesetzt. Wir sind mittendrin. Die Menschheit erlebt eine große Reinigung. Es gibt eine Entscheidung zu treffen. Bei den Guten oder bei den Schlechten dabei zu sein.“
„Wer sind denn die Guten?“
„Die Menschen, die universelle Gesetze des Lebens anwenden. Liebe, Wahrhaftigkeit. Sie tragen die Farben Rot und Blau in sich. Gemischt wird daraus Violett.“
„Die Zeichen sind vorhanden. Wir sehen sie jeden Tag deutlicher. Was mit der Natur geschieht. Mit der Luft, dem Wasser, den vielen Arten, die für immer verloren gehen. Die Katastrophen nehmen zu. Die Gewalt unter den Menschen auch. Und die Ordnung in unserer Gesellschaft, zerbricht langsam. Neid, Missgunst, die menschlichen Werte verblassen.“
„Ja, das ist die eine Seite der Medaille. Dann gibt es noch die andere. Hinter jeder Idee steht ein Wunsch. Wie wäre es mit Gerechtigkeit?“
„Und, haben wir die in unserer Gesetzgebung?“ Für einen Moment blickten sich die beiden Männer an. Sie sahen sich tief in die Augen. Volker Münch reichte Norbert Heinze die Hand. Durch den ausgeführten Händedruck erkannten sie sich als Freimaurer.
Volker Münch begann zu sprechen.
„Ich war Ermittler bei. ZERV in Berlin, seit Gründung 1991 bis zur Auflösung am 31.12.2000. 50 % der Verdächtigen im Bereich Wirtschaftskriminalität stammten übrigens aus westdeutschen Bundesländern. Leichte und mittelschwere Taten, meistens zwischen 1990 und 1995 begangen, verjährten 10 Jahre nach der Einheit. Wir ermittelten in über 20.000 Fällen, davon ca. 4000 während der DDR-Zeit begangene. Es gab Prozesse, Verurteilungen und Haftstrafen. Leider ist aber auch vieles ungeklärt geblieben.“
„Genau. Zum Beispiel arbeiten sicherlich die verschollenen Reste der DDR-Milliarden ertragreich vor sich hin.“
Volker Münch begann zu lächeln. „Die Vergangenheit verfolgt uns bis in die Gegenwart.“ Danach fragt er nach: „Haben Sie früher etwas damit zu tun gehabt?“ Er bemerkte, dass der fremde Mann begann nachzudenken. „Die rote Gudrun, noch ein Begriff?“
„Der Engel des Todes. Klar, ein düsteres Kapitel der DDR-Geschichte.“
„Ja, mit einem tragischen Ende.“
„Sorry, ich muss jetzt los. Kann ich Sie telefonisch erreichen? Wir sollten unser Gespräch fortsetzen. Haben Sie eine Karte von sich?“
Die beiden Männer tauschten ihre Visitenkarten aus. „Na, dann, Herr Schaller, wünsche ihnen noch einen guten Tag.“
„Ebenso Herr Münch.“ Norbert Heinze sah, wie Volker Münch raschen Schrittes über die lange Brücke fortging, um in den Vorhof des Schlosses zu gelangen. Wie er mit einem festen Handschlag seine dort wartenden Mitarbeiter begrüßte. Es dauerte nicht lange, dann näherten sich in wenigen Minuten Abstand zahlreiche Männer. Sie trugen Hut und Mantel, der jedem über die Knie hinunter zu den blank geputzten, schwarzen Lackschuhen reichte. Die Handflächen der Männer waren von einem schwarzen Handschuh aus Seidenmaterial bedeckt.
Norbert Heinze beobachtete mit einem Fernglas, wie Volker Münch einen Rollstuhlfahrer begleitete. Zumindest so lange, wie die Personen der erlauchten Gruppe komplett das Schloss aufgesucht hatten.
War er ein Zeuge geworden? Gehörten die seltsam gekleideten Männer einer Bruderschaft an? Vielleicht sogar einen Geheimbund? Er machte einige Fotos und ein Video. Dokumentierte so die unerwartet erlebte Situation.
Etwas später
Die illustre Gesellschaft bildete im großen Saal des Schlosses einen Kreis. Von der Decke wurden an festen Seilen gebundene Banner in der Größe von 90x150 cm herabgelassen. Sie waren zweifarbig gehalten in Beige und Rotbraun. In der Mitte waren in Schwarz die fünf Finger einer Hand mit der Handfläche aufgedruckt. Die feierliche Atmosphäre wurde durch die Anwesenheit von zwölf Personen, die jeweils brennende Fackeln in ihren Händen halten, eindrucksvoll unterstrichen.
Benno von Falkenburg blieb im Rollstuhl und begab sich mittig in den gebildeten Kreis. Alle Männer hoben den Zylinderhut. Hielten den schwarzen Handschuh an ihrer Brust. Es folgte eine mit einem lauten Beifall endende Rede. Kernpunkt war der 200. Jahrestag der Gründung des Bündnisses für ein großes und gerechtes Sachsen, dem BGS. Die gesamte Zeremonie dauerte 60 Minuten.
Die Herren verließen das Schloss in regelmäßigen Abständen.
Sie bestiegen die schwarzen Limousinen, die exakt geplant vorfuhren.
Benno von Falkenburg sprach noch einige Minuten mit Volker Münch.
3
Dresden
Das alte, typisch Dresdener Haus im Gründerzeitstil, hatte schon bessere Zeiten gesehen. Hinter dem hohen Eisenstabszaun mit den aufgesetzten Eisenspitzen sah es ungepflegt aus. Der Garten war gekennzeichnet von hohem Grasbewuchs. Herabfallendes Laub wurde nicht weggeräumt.
Der junge Mann hatte heute wieder mehrere Briefe abzuholen. Oftmals normale, aber auch größere Umschläge. Er schaute auf die 32 Namensschilder, aufgeklebt am großen Einheitsbriefkasten, der am Eisenstabszaun befestigt ist. Entnahm einige Briefe. Bestieg wieder das abgestellte Fahrrad und begab sich zum nächsten, weitaus luxuriöseren und größeren Haus.
Der Student kommt zweimal in der Woche zu dem braun angestrichenen Haus in der Waldparkstraße, wo der Putz an vielen Stellen schadhaft ist, die Fensterrahmen schon Risse aufweisen und die vergitterte Fensterscheibe in der alten dunklen Haustür einen Riss hat.
Er konnte am heutigen Tag dreizehn von der Post zugestellte Briefe entnehmen.
„Wozu die Eile?“, sagte er zu sich.
Er bestieg wieder sein Fahrrad und fuhr zur Elbe hinunter. Stellte das Geländerad unter die schweren Träger der BLAUEN WUNDER Brücke in Dresden-Blasewitz. Er begab sich zum kleinen Pavillon der bekannten Gaststätte und Biergarten SCHILLER GARTEN und bestellte ein Hefeweizen, genoss eine Brezel.
Für die Arbeit, die erhaltene Post einzuscannen und an verschiedene E-Mail-Adressen in den im DARKNET gehaltenen Accounts zu senden, plante er vier Stunden Zeit ein. Er fühlte sich dann wie ein wandelndes Lexikon. Hatte seit längerer Zeit aufgegeben, alles zu lesen.
Robert Wagner wusste, dass er das absolute Vertrauen von Bernd Borchardt besaß. Bei den 32 Unternehmen handelt es sich um
„Briefkastenfirmen“. Sie bestanden nur auf dem Papier. An dem angegebenen Geschäftssitz gab es zwar den Briefkasten, aber im Haus keinerlei Büro- oder Geschäftsräume. Die Verwaltung ist an einem ganz anderen Ort. In Havanna auf Kuba.
Hauptanliegen ist es, Geldflüsse zu verschleiern. Angebote, Bestellungen, Verträge nicht öffentlich zu machen. Eventuelle Haftungsansprüche und geltende Rechtsvorschriften zu umgehen.
Bernd Borchardt hatte das „Geschäft“ von Gudrun Johann, der „Roten Gudrun“ übernommen. Sie betrieb Steuerhinterziehung im großen kriminellen Stil, war gefürchtet als „Engel des Todes“.
Nach deren Tod führte er die Geschäfte und zahlreiche dubiose Konten aus Havanna weiter. Vermehrte gekonnt das Vermögen der Frau, das ursprünglich zu großem Teil aus unterschlagenen DDR-Vermögen stammte.
Für die Kommunikation nutzte Robert Wagner den TOR-Browser genutzt. Die installierten E-Mail-Adressen wurden mehrfach um die Welt geschickt, so wurde die IP-Adresse verschleiert.
Es gibt nun mal das DARKNET. Es ist gesichert mit Bitdefender Internet Security.
Als VPN-Dienst nutzte er Nord VPN. Für ihn ist das Tummeln auf der Suchseite Grams angesagt. Und vor allem die oft nicht zugänglichen Seiten von FACEBOOK in China, dem Iran oder manchen Ländern Afrikas. Für den jungen Studenten eine lohnende Beschäftigung.
Seine Informationen gibt er später verschlüsselt an Bernd Borchardt.
Vor einigen Monaten
Genf
An einer schwach leuchtenden Laterne, auf dem mit herabfallendem Laub versehenen Weg am Genfer See, lag ein umgekippter Rollstuhl.
Gudrun Johann wird vor keinem Richter dieser Welt mehr erscheinen. Ihre Flucht aus der Vergangenheit war eine Flucht vor ihrem Schicksal. Der schwarze Kater Pedro rekelt sich auf dem weißen Ledersofa. „Den nehmen wir mit.“
„Klar, auf jeden Fall, mein Wolf.“
Bernd Borchardt war am Ziel. „Die Alte war wie ein toter Gaul. Ich war noch etwas junges Futter.“
Schließlich konnte er seinen Plan umsetzen. Es war nicht schwer, die Bremse am Rollstuhl zu manipulieren. Am Beginn des abschüssigen Weges zum Genfer See brauchte die Pflegerin Julia Bender nur den Rollstuhl loszulassen.
„Ein bedauerlicher Unfall. Niemand wird auf uns kommen. Wir lebten die Monate praktisch inkognito in Genf.“
Bernd Borchardt ging in den Computerraum. Setzte sich an den Schreibtisch und gab das Passwort ein.
„PEDRO“. Er empfing die gesendeten Dateien und machte die notwendige Bearbeitung. Dann schaltete er die 32 Monitore ein. 4 Reihen mit jeweils 8 Monitoren. Zog die speziell angefertigte Gesichtsmaske von Gudrun Johann über seinen Kopf. „MISSION IMPOSSIBLE. Von Tom Cruise gelernt?“
Ohne auf Julia zu antworten, setzte sich Bernd an den Schreibtisch und begann mit eingespielten Tonaufnahmen die Konferenz zu leiten. Er zeigte die Ziffern des Nummernkontos bei der Schweizer Bank.
Jeder Teilnehmer führte eine Überweisung von 1,25 Millionen aus, teilweise in EURO, US-Dollar, Schweizer Franken und norwegische Krone sowie englischem Pfund und aus Südafrika RAND. Es war ein perfekter Plan. Über 145 Millionen SFR sind jetzt auf dem Nummernkonto 750292-95-1 der SUIZZE PRIVAT BANKING registriert.
Julia Bender hatte sich den Mantel ausgezogen. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie hatte dafür gesorgt, dass es so ausging. Sie hatte als Krankenschwester viele Leben gerettet, nun war sie für den Tod verantwortlich. „Es gibt Heilige und Sünder.“ Während sie sprach, ging sie auf Bernd zu. Der antwortete cool. „Also nur Sünder!“
Als BKA-Agent Rainer Michel hatte er das Kartell LEOPARD jahrelang im Blick gehabt. Nun gelang es ihm, dem Leoparden das Fell übers Ohr zu ziehen.
„Du hast unser Leben gerettet!“
Er umarmte Julia und gab ihr einen langen Kuss. Was von Erinnerungen an Gudrun Johann übrig blieb, war eine, jetzt im Kamin, verbrennende Gesichtsmaske. Die letzte Erinnerung an die rote Gudrun, dem Engel des Todes.
Etwas später
Die Maschine der KLM, Flug KL 0685, stand zur Abfertigung bereit am Gate des Flughafens Genf.
„Wurde eine Verspätung angekündigt?“
Julia Bender beruhigt Bernd Borchardt. „Nein, warum?“
„Weil wir schon fast 30 Minuten hier warten.“
Zwei Männer kamen aus entgegengesetzten Seiten auf die Reihe 15 des BOEING Fliegers zu. „Frau Bender, Herr Borchardt?“
„Ja, was gibt es?“ Die Beamten zeigten ihre Ausweise. „INTERPOL! Es gibt einige Fragen. Würden Sie bitte mit uns kommen?“
Bernd Borchardt zwinkerte Julia zu.
„Ist Teil des Plans, Liebling. Die können uns nichts beweisen. Wir wollen doch die Kohle noch lange ungestört genießen.“
Zur gleichen Zeit
Im Terminal T 2 zog Norbert Heinze seinen Hut etwas tiefer in sein Gesicht, legte den Trenchcoat-Mantel über seinem Arm. Langsam ging er in Richtung Bistro. „Bitte einen doppelten BAILEYS auf Eis und eine Tasse Kaffee mit Milch.“
„Gerne der Herr, sonst noch einen Wunsch?“
„Den NACHT-EXPRESS bitte.“
Norbert Heinze las die Überschrift: ENGEL DES TODES. Dann überflog er den Bericht über den Todesfall einer lange gesuchten Deutschen aus Dresden. Ein Mann in einem schwarzen Anzug sprach ihn an. „Sie haben etwas für mich?“
„Wenn sie etwas für mich haben?“
Zwei Umschläge wechselten den Besitzer. Norbert Heinze hatte Fotos und einen USB-Stick in den Umschlag gelegt. „Danke für die Informationen. Wir werden uns kümmern. Ihr neuer Ausweis hat eine hervorragende Qualität. Gefällt ihnen Werner Schaller? Den Flug haben wir für sie gebucht.“
„Danke!“
„Dann guten Flug. Und bleiben Sie gesund, Herr Schaller.“
Wieder im Jahr 2023
4
Havanna
„Es war ein 1990 ein alter Treffpunkt in dem in die Jahre gekommenen Hotel in Ostberlin. Das gegenseitige Misstrauen war spürbar zwischen den ehemaligen Offizieren der MfS und den Agenten des BND. Es ging um den „Ankauf“ von Daten über Vermögenswerte. Die Richtung wies in die Schweiz. Zur Credit Suisse. Das Bankgeheimnis stand im Weg. Riesige Beträge, aus Nazi-Zeiten, jetzt aus DDR-Zeiten. Die Bundesrepublik jeweils der Rechtsnachfolger. Interessanter war aber die Benennung von verschobenen Geldern zu russischen Banken. Milliarden von veruntreuten Vermögen. Dabei als Motiv ein krimineller Hintergrund, aber auch ein ideologischer. Grundlage war die Zusammenarbeit von Geschäftspartnern aus der Bundesrepublik und alten Genossen aus der DDR. Und das funktionierte mehrere Jahre lang.“
„Und du warst dabei?“
Julia Bender ist stets begeistert, wenn Bernd Borchardt aus der früheren Zeit erzählt.
„Ja, mir hat es Spaß gemacht, im Hintergrund an der Seite von Gudrun mitwirken zu können.“
„Klar, viele Milliarden sind in die bundesdeutsche Staatskasse zurückgeflossen.“ Bernd lächelt verschmitzt. „ZERV hat viel erreicht. Viele offene Fragen sind aber geblieben. Vieles wurde unter den Tisch gekehrt. Vieles schlummert in den Archiven des BND.“
Genüsslich schaut er auf die zahlreichen Kontoauszüge verschiedener Anlageinstitute. „Geld ist nie weg. Hat immer nur ein anderer!“
„Noch ein Glas von dem köstlichen Rotwein, mein Wolf?“
„Ja, bitte.“
„Was ist aus ZERV geworden? Was machen die Spezialisten der Polizeieinheit aus Berlin jetzt?“
„Es gab 700 bis 800 damals. Einige sind noch im Dienst, einige sind ausgeschieden. Machten sich selbstständig als Rechtsanwälte, Detektive, gründeten Sicherheitsfirmen. Arbeiten bei Banken. Sind gefragte Leute. Nutzten ihre Kontakte.“
„Zum Beispiel auch zu dir?“
„Du fragst zu viel. Warum interessiert dich das?“
„Na, ja.“
„Eifersüchtig?“
„Ist Yvonne Seidel lediglich für dein Investment zuständig, oder kann sie dir auch noch mehr bieten?“ Bernd Borchardt antwortete darauf nicht.
„Ich muss nächste Woche nach Frankfurt am Main.“
Julia Bender hatte aufmerksam zugehört. Machte sich ihre eigenen Gedanken, entwickelte eine kritische Distanz, reflektierte, um zu verstehen und begann einen Plan zu schmieden. Sie ist sich ganz sicher, dass die vielen Insider-Informationen aus der Ära Gudrun Johann, für die sie damals als Pflegerin tätig war und Details zur Identität von Bernd Borchardt ihr Macht verleihen: Bernd Borchardt alias Rainer Michel, dem Sohn von Klaus Borchardt, den die verfluchten Genossen auf dem Gewissen hatten. Er konnte wenig Zeit mit seinem Vater verbringen. Die fürsorglichen Genossen brachten ihn in ein Dresdener Kinderheim unter. Dort wuchs er auf. Sozialistisch erzogen. Oft wachte er nachts schweißgebadet auf, hatte einen der vielen Träume, sah seine Peiniger. „Sei lieb zu Genosse Oberst.“ Es schmerzte Bernd. Sein Hass wuchs. Wurde jedes Jahr größer. Später entschloss er sich zu einem fertig formulierten Plan. Einen Plan, der in seinem Gehirn den Hass wachhielt. Er gewann das Vertrauen von Gudrun, erwiderte ihre Zuneigung. Das Ziel war klar: Rache, Vergeltung und das Erbe antreten. Ein gigantisches Vermögen.
Für ihre Mithilfe zum Tod der alten Frau in Bern gibt es keinen Beweis. Okay, außer Bernd. Der wusste natürlich, wie es ablief. Natürlich hatte er sie damit in der Hand. Was Julia Bender nicht ahnte, war, dass damals am „Unfallort“ am Genfer See, etwas entfernt stehend, ein groß gewachsener Mann sich aufhielt, seinen Hut dabei tief ins Gesicht gezogen. Der Reverskragen von seinem Trenchkotemantel war hochgekrempelt.
Er hatte sich eine Zigarette angezündet, machte einige tiefe Züge und schaute auf das sich im Mondlicht spiegelnde Wasser des ruhigen Sees. Wenig später schmiss er die Zigarettenkippe auf den Weg, trat sie aus, machte einige Fotos und folgte mit großem Abstand der Frau, die den Rollstuhl geschoben hatte.
5
Bautzen
Richard Simon lächelte den Justizvollzugsbeamten verschmitzt an. „Sie werden mir fehlen!“ Er hatte eine Antwort nicht erwartet, warf noch einmal einen Blick in seine Zelle zurück und folgte dann dem Beamten. Aufgrund des psychologischen Gutachtens von Susanne Reuter wurden ihm sieben Jahre „geschenkt“. Der Weg zum Tor der Haftanstalt Bautzen I, bekannt als „Gelbes Elend“ kam ihm sehr kurz vor. Gefesselt in seinen Gedanken an die baldige Freiheit, genoss er die letzte Begleitung der Beamten.
Das „Gelbe Elend“ diente bereits von 1933 bis 1945 als nationalsozialistisches Gefängnis. Von 1945 bis 1950 als russisches Speziallager. Unter konstruierten Anschuldigungen saßen hier damals Oppositionelle ein. Ab 1950 wurde die Deutsche Volkspolizei Hausherr. Seit 1990, dem sächs. Justizministerium unterstellt.
Es ist nun schon für ihn das zweite Mal, dass Richard Simon die Entlassungshandlung erlebte. Er saß politisch verfolgt ein im „Speziallager 4“, dem Inbegriff des DDR-Unrechts.
Ihm ging es wie Tausende. Schlimm zu ertragen war die damalige Unterbringung in Bautzen II, dem
„Stasi-Knast“.
Als letzten Gefallen rief man Richard Simon ein Taxi. Es hielt unweit der gelben Gebäudefassade.
„Wo soll es hingehen, junger Mann?“
„Junger Mann, ist gut gesagt. Aber passt schon, fühle mich heute wie neugeboren.“
Richard Simon hustete kurz und gab dann das gewünschte Ziel an. „Dresden-Mitte, Behringstraße. Das sind 65 Kilometer, Fahrzeit 1 Stunde. Macht 140 Euro. Bitte im Voraus zahlen. Sorry.“
Richard Simon sah einen schwarzen VW-Golf heranfahren. Ein Mann stieg aus, ging auf ihn zu.
„Richard Simon?“
„Ja. Wer will das wissen?“
„Ein Freund, der es gut mit ihnen meint!“
Der Mann beugte sich ins Taxi, gab dem Taxifahrer einen Zwanziger. „Sie können wieder fahren.“
Unentdeckt ließ er einen schwarzen
Seidenhandschuh in das Taxi fallen.
Kurz danach wandte sich der Mann dem verdutzt schauenden Richard Simon zu.
„Steigen Sie ein. Kostet nichts.“
„Acht Jahre, eine lange Zeit.“
„Ja, aber besser als 15! Das deutsche Strafsystem ist auf Resozialisierung ausgelegt.“
„Da musst du im Knast also ein Netter sein.“
„Na, ja, es beginnt mit dem Eignungstest, um arbeiten zu dürfen. Da muss dir die
Gefängnispsychologin ihren positiven Bescheid geben.“
„Susanne Reuter.“
„Ja, die ist zwar schon im Rentenalter, hat, aber ich glaube so einen 20-Stunden-Job.“
„Hast du denn schon eine Bleibe?“
„Erstmal in Dresden in ein günstiges Hotel. Für die
„Backpacker“, die Rucksackreisenden, ist ein Schlafraum eingerichtet. Die Woche rund 150 Euro. Danach beginnt die Jobsuche. Wenn ich eine Arbeitsstelle bekomme, dann ist auch eine Wohnungsanmietung möglich.“
Volker Münch setzte seinen Fahrgast in der Hotelunterkunft MEININGER ab. Hörte noch ein Dankeschön sagen. Anschließend telefonierte er.
„Paket abgeholt. Lagert jetzt im MEININGER am Wiener Platz.“
„Danke, wir kümmern uns um den Weitertransport.“
In der Nacht des nächsten Tages
Richard Simon atmete die kühle Herbstluft ein. Presste die Augen auf, sah das schwarze Ledersofa inmitten des kahlen Raumes. Plötzlich schaute er in ein grelles Licht.
„Was wollt ihr von mir?“
„Das Gericht der „Schwarzen Hand“ sorgt für Gerechtigkeit.“ Wenig später spürte er eine Taubheit und ein Kribbeln in den Beinen, dann einen stechenden Schmerz in seiner Brust.
„Kinderschänder bekommen bei uns die Todesstrafe!“
„Wer seid ihr? Ich habe meine Strafe abgesessen.“ Vor Richard Simon wird ein Schädel gelegt. Eine Männerstimme sagte: „Er hat das Schwert eines Ritters der schwarzen Hand gespürt.“
Dann sprach die Stimme leise: „Du hast deine Würde verloren.“
Richard Simon spürte nicht mehr, wie eine riesige Welle ihn fortriss. Starke Arme drückten seinen Kopf in das kalte Wasser des Brunnens. Der Mann hatte keine Chance. Der in den Brunnen gelegte Schädel war für ihn die Zugabe als kleine Denkaufgabe für die Ermittlungen der Polizei. Die Visitenkarte der „Schwarzen Hand“.
Der tempelartige Rundbau am Albertplatz, bekannt als „Artesischer Brunnen“, wird bald Ort reichhaltiger Polizeiarbeit sein.
Einige Stunden später
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