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Der Obdachlose Afroamerikaner, Vietnam-Veteran und Fremdenlegionär, Bruce Damon hinterlässt ein Tagebuch des Grauens. Beschrieben sind Erlebnisse aus seiner Kindheit in einem Kinderheim in Los Angeles. Er war Opfer in einem Machtspiel von Kinderpornografie, Missbrauch, Rassendiskriminierung und Polizeigewalt. Das Westwood-House einer Hollywood-Diva birgt etliche Geheimnisse. Gibt es Zusammenhänge mit einigen, unaufgeklärten Mordfällen in der Hollywood-Schickeria? Geben weitere gefundene Tagebücher den Ermittlern Aufklärung, was wirklich geschah? Gute Nerven sind beim Lesen angebracht.
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Seitenzahl: 202
„Wenn Träume sterben,
stirbt die ganze Welt.“
Prolog
Kapitel 1
15. Mai 2020, 8.30h
March 09, 1965
March 12, 1965
March 18. 1965
March, 31. 1965
Am nächsten Tag
Juno, 12. 1965
Im Sommer des Jahres 1944
Kapitel 2
August, 12. 1944
Oktober, 15. 1944
November, 10. 1944
Januar, 20. 1945
April, 10. 1945
In der kommenden Nacht
Kapitel 3
Vier Wochen später
October, 15. 1945
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Einige Tage später
Kapitel 7
Kapitel 8
Am kommenden Tag
Kapitel 9
Eine Woche später
Kapitel 10
Drei Tage später
Zur gleichen Zeit
Kapitel 11
Eine Woche später
April, 12. 1954
Juno, 12. 1965
September, 15. 1965
Im Jahr 1966
Kapitel 12
March, 8, 1966
September, 10. 1968
January, 15. 1969
February, 12. 1969
April, 16. 1969
April, 12. 1984
Einige Monate später
November, 08. 1984
March, 8. 1985
The List
Kapitel 13
10. Juni 1985, 22.35 h
Zur gleichen Zeit
Vor einigen Tagen
June, 10. 1985
Kapitel 14
Zur gleichen Zeit
Kapitel 15
Kapitel 16
Drei Stunden später
Juno, 15. 1985
Juno, 20. 1985
14 Tage später
Kapitel 17
Kapitel 18
Am selben Tag
Einige Tage später
Kapitel 19
Zur gleichen Zeit
Am kommenden Tag
In der kommenden Woche
Kapitel 20
Wenig später
Einige Stunden später
Kapitel 21
Eine Woche später
Kapitel 22
Kapitel 23
Zur gleichen Zeit
Jahr 1970, in Cranbrook.
Einige Jahre später, 1992
Kapitel 24
Im Jahr 1996
Kapitel 25
Kapitel 26
In der vorherigen Nacht
Am kommenden Tag
Einige Wochen später
Am nächsten Morgen
Einige Tage später
Kapitel 27
Zur gleichen Zeit
Im Juli 2009 in Los Angeles
Kapitel 28
Einige Wochen später
Einige Jahre später
Im Mai 2020
Kapitel 29
15. Juni 2020, 11.35 h
Am kommenden Tag
Am kommenden Tag
Kapitel 30
Einige Stunden später
Am nächsten Tag
Kapitel 31
Kapitel 32
Wenig später
Eine Woche später
Kapitel 33
Epilog
Je näher ich an den Berg kam, so größer wurde er.
Der Berg des Grauens.
Ihn zu erklimmen hatte in meinem Leben alles verändert.
Machte es zu einem Alptraum, als der Teufel im Kinderheim von BRENTWOOD meine dunkle Hautfarbe suchte.
Meine Seele rief und mein Schicksal als farbiger Menschen gelenkt hat.
Der Schmerz hatte die Angst gebrochen.
Viele Jahre vergingen, aber die Tagebücher des Grauens blieben.
Es zogen dunkle Wolken über Los Angeles.
Als ein Zeuge von WESTWOOD-HOUSE quälte mich ein tödlicher Hass.
Ja, ein Jeder hat Kindheitserinnerungen, meine waren einerseits geprägt von oft tagelange Unruhen, Plünderungen, brennenden Autos und einem knüppelnden Polizeiaufgebot.
Geprägt von Gewaltexzessen in einem unvorstellbaren Umfang.
Ich habe meinen Vater, meinen Bruder sehr früh verloren.
Entrissen aus dem Elternhaus fand ich
Obhut in einem von einer Kirchengemeinde betreuten Kinderheim in BRENTWOOD.
Ich war als Kind einer pädophilen Schickeria in Los Angeles ausgeliefert.
Schutzlos, missbraucht. Jahrelang war ich perversen Machtspielen ausgesetzt.
Die Antworten auf die vielen Fragen sind unerbittlich.
In der honorigen Gesellschaft von HOLLYWOOD Gesellschaft und nicht nur dort war ich gefangen in einem Netzwerk von Pädophilen, einer Kinderporno-Filmproduktion.
Ich diente als junger Soldat meinem Land im Vietnam-Krieg.
Jahrelang war ich Legionär in der französischen Fremdenlegion in Afrika.
Ein Held der Wüste.
Der Hass wurde real, wuchs in mir.
Meine Bestimmung wurde mir täglich klarer.
Die Details des Rassenhasses waren überall weiter lebendig.
Ja, ich habe Schuld auf mich geladen.
Lebte in L.A. In Kanada, dann in Kalifornien in Malibu und wieder in L.A.
Zuletzt begleitet von wenig Habseligkeiten.
Meine vier Tagebücher sind mein Zeuge.
Ich bin BRUCE DAMON und erzähle aus meinem Leben.
Zur
Erinnerung
an
George Floyd
„Ich kann nicht atmen!“
Los Angeles
Ein weißer Bürger aus dem Nachbarhaus hatte die Polizei angerufen.
Der jämmerliche Haufen von altem Fleisch, hustend und schweißgebadet, lag etwas abseits der Sunset Strip in West Hollywood. Nahe dem ROXY.
Eingehüllt in einem heruntergekommenen Mantel, an den Füßen zerlumpte Schuhe.
In der Nähe Reste von einer Mischung aus Buzz, Exotica und Zoom.
Erstritten unter Gleichgesinnten.
„Bis du verrückt, die Bullen rufen? Lass das Elend verrecken. Diese schwarze Sau.
Der steckt uns nur an.“
Lieutenant Cliff Foster, Cop aus Berufung, hatte für heute an einen ruhigen Tag gedacht.
Es waren CORONA Zeiten.
38.450 Fälle in LA County.
Nun einer mehr.
Erhöht er auch die mit 1.839 amtlich bestätigte Todesopfer-Zahl?
„He, Bulle, ist doch geil. Dein Tag fängt doch gut an. Früh mit deiner Alten geschlafen, leckeres Frühstück gratis, der Tag beginnt mit herrlichem Sonnenschein. Fehlt doch nur noch sich mit COVID-19 anzustecken.“
„Halte doch einfach deine Schnauze. Mach deine Arbeit oder verpiss dich.“
LAPD Cop Cliff Foster rief ein CORONA Team.
Das, fast wie Soldaten in Atom-Schutzkleidung im 2.Weltkrieg aussehende Hilfspersonal las den am ROXY angebrachten Schriftzug:
THANK YOU FRONTLINE WORLD.
Für den 84- jährigen war es eher schwierig.
Viele überlastete Krankenhäuser in Los Angeles und in ganz Kalifornien.
Es gab wenig Chancen auf eine dem Notfall gerecht werdende Intensivstation.
„Der Mann hat keine Papiere. Und nun?“
„Schieben sie das Bett hinter den Planen zu den anderen auf dem Flur.“
„Beatmung?“
„Die jungen Kranken. Bis Alter 60.
Anweisung! Ist so. Klar?“
Die junge Helferin mochte nicht widersprechen.
Der lästige Papierkram zehrte mehr an den Nerven der Stationsleiterin als die Fülle der Patienten. Mittlerweile war Routine eingekehrt. Sie hatte keine Zeit und auch keine Lust sich mit Angehörigen zu streiten.
Der jetzt Eingelieferte wird wohl kein Besuch bekommen.
Cliff Foster machte ein Foto von dem Alten und fuhr nochmal nach HOLLYWOOD.
Nur wenige Passanten waren zu der Zeit unterwegs. Die meisten von ihnen trugen eine Mund-, Nasenschutz-Maske. Er zeigte mehreren das Bild. „Der Alte? Hemingway auf Urlaub? Das ist Bruce.“
Der Cop notierte. „Hat Bruce auch einen Nachnamen? Angehörige?“
„Das glaub ich eher nicht. Seinen Nachnamen kenne ich nicht. „Hat er sein Tagebuch dabei gehabt? Jeden Tag hat er da reingeschrieben.
Na ja, fast jeden. Also manchmal. So das wichtigste.“ Noah Sanders gab sich Wortkarg.
Der LAPD Cop fuhr noch einmal ins Krankenhaus. Lief schnell zur Krankenstation, wo die Corona`s untergebracht sind.
„Der Alte hat es nicht geschafft. Sorry.“
„Wo sind seine Sachen?“
„Sachen?“
„Ja, hatte er was bei sich?“
Wenig später brachte die Pflegerin einen Plastikbeutel. „Okay, Danke.“
„Wenn es hilft?“
Cop Cliff Foster hatte Dienstpause.
Er fuhr schnell mit seinem Dienstwagen zu Hause vorbei. Seine Freundin war notgedrungen im Home-Office tätig.
„Hi, Schatz.“ Sie begegneten sich mit dem gebotenen Abstand.
„Was hast du denn mitgebracht. Für mich?“
„Kann sein.“
Er legte auf den Küchentisch eine Plastikplane und schüttete den Inhalt des Beutels aus.
Seine Erwartung fand Bestätigung.
In der Hand hielt er das
DIARY 2
„Das sind ja mindestens 80 Seiten.
Wahnsinn.“
„Schau mal. Viele Zeichnungen.“
„Das sieht nach einem Vermächtnis aus.“
„Ich habe mir schon so etwas gedacht. Der Mann lebte zuletzt auf der Straße. Heute gestorben. CORONA. An oder mit ist egal. Er hatte bestimmt Krankheiten oder ein schwaches Immunsystem.“
„Ich muss los. Kannst ja mal darin herum blättern.“
Cliff wusste, dass seine Freundin Ashley überaus neugierig war. Berufsbedingt. Sie war schließlich eine freie Fotografin.
Und als Frau ohnehin.
Ashley Burns liebte ihren Job. In CORONA-Zeiten konnte sie ihn nur schwer auszuüben.
Das Tagebuch war an vielen Seiten verschmutzt. Hatte viele Wasserflecken.
Einige Seiten waren herausgerissen.
Wie stellte sich Cliff das vor? Herumblättern.
Klar, er musste die Sachen von dem Mann im Revier abgeben. Das Tagebuch inklusive.
Sie entdeckte gleich am Anfang eine Zahl: 2.
Gab es mehrere Tagebücher?
Ashley Burns schaute auf die niedergeschriebenen Einträge.
Jeweils mit Datum versehen. Das Tagebuch 2 beschrieb Erlebnisse des Mannes aus den Jahren 1954 bis 1965.
Es fehlten Zeiten. Auch Seiten. Gab es Geheimnisse?
Ashleys Spannung stieg und wurde nur noch von ihrer Neugierde übertroffen.
Was sie zu lesen bekam, war eine Mischung von Mysteriös bis Grausam.
Wer war der Mann?
Oh, mein Gott, was hatte ihr Freund da mitgebracht?
Und wenn es noch mehrere Tagebücher gab, was wird noch alles darin geschrieben stehen?
Kann ein fast vergilbtes Foto Aufschluss geben?
Es zeigte vier Menschen mit großer Zuneigung verbunden.
Ein Mann, eine Frau, ein Kind und einen Jungen.
Ashley Burns sah das Foto lange an.
War auf der Rückseite des Fotos eine Information, ein Datum, ein Hinweis auf den Fotografen?
Sie drehte es um. Schwach, aber zu erkennen, war von einem Datum noch die Jahresangabe: 1943. Und ein Stempel des Fotografen. Aber was hatten 7 senkrechte Striche und ein waagerechter zu bedeuten?
Ashley las einige Einträge im Tagebuch.
Mam. Wo bleibst du?
Polizei. Es soll ein Selbstmord sein. Warum? Niemals. Mam.
Niemals.
Friedhof Westwood.
Ashley Burns hörte ein Auto vorfahren.
Es war der Dienstwagen von Cliff Foster.
Sein Partner stieg mit aus.
Sie verabschiedeten sich freundschaftlich.
Cop Tyler Mitchell war die ganze Woche mit Cliff Foster im Einsatz.
Meistens im Bezirk South Central.
Ashley hatte schnell das Tagebuch beiseite gelegt und an den Kühlschrank gegangen.
Sie wollte beschäftigt aussehen.
„Wie war dein Tag, Schatz?“
„Alles wie immer. Idioten. Haben in einen Laden eingebrochen. Diebstähle neben zu.
Scheiß CORONA.“
Um die Sicherheit war es in Los Angeles schlecht bestellt.
Gangs an jeder Ecke. Die sich sogar untereinander bekämpften. Das „Gangland“ beginnt südlich der Interstate 10 und reicht von Inglewood und Hawthorne über Eastside bis Carson und Comton.
Er drückte Ashley. „Und bei dir?“
„Ich habe Fotos hochgeladen.
„Von den Reichen und Schönen?“
„CORONA unterscheidet da nicht.“
„Ja, ein bekannter Entertainer ist gestorben.
Roy Horn.“
„Der mit den weißen Tigern.“
„Ja, sehr traurig.“
„Wo hast du denn das Tagebuch hingelegt?
Schon mal rein geblättert?“
„Zwei Fragen auf einmal. Welche soll ich dir zuerst beantworten?“ Cliff lachte.
„Sehe es schon, das Tagebuch.“
DIARY 2
„Ich muss morgen alles abgeben.“
Ashley zeigte Cliff die Seiten, die sie schon gelesen hatte.
Dann blätterten sie weiter.
Was sie zu lesen bekamen, klang wie aus einem HOLLYWOOD-THRILLER.
„Das ist ein Tagebuch des Grauens. Wir müssen herausbekommen, wer der Mann ist.“ Cliff schmiss das Buch in eine Ecke des Sofas. „Bruce. Wer bist du? Was hast du für ein Geheimnis mit in den Tod genommen.“
Mam. Ich lebe für die RACHE.
Einige Seiten waren unleserlich.
Kaffeeflecken. Stücke vom Papier waren herausgerissen worden.
Dann sahen sie weitere Zeichnungen.
Ashley Burns machte Fotos von den Seiten.
„Das ist doch nicht verboten.“
„Kommt darauf an, was du damit machen willst.“
„Hallo, wie bist du denn drauf? Das kann die Story meines Lebens sein.“
„Oder dein Leben kosten.“
„Denk gar nicht erst daran!“
„Liebst du mich?“ Ashley kannte die Masche, wie man von einem Mann alles bekommen kann.
„Hast recht. Dumme Idee.“
„Komm, ich zeige dir etwas Besseres.“
„Jetzt gleich?“
Sie zerrte den Cop in die Küche. Zog ihren Pullover aus und setzte sich auf die Küchen Anrichte.
„Noch mehr Fragen?“
Lachend zog Cliff sie an sich und gab ihr einen langen Kuss.
Cliff Foster krabbelte am frühen Morgen von der Matratze des Bettes seiner Freundin.
Er spürte die zunehmend gewordene Erregung von Ashley, wusste, wie es in ihrem Inneren aussah.
“Mach die Augen zu, du kannst noch ausschlafen!“
Ashley hatte ihren Kopf an seine Schulter gelegt. Er blickte nochmals auf das Tagebuch und sagte:
“Du willst es behalten?“
„Wenn es wirklich diesen alten Mann betrifft, brauche ich es auf jeden Fall. Es ist zu einer persönlichen Angelegenheit geworden.“
Sie nahm das Tagebuch und zeigte Cliff das Foto. Dann blätterte sie zu einem Datum:
Mam. Der erste. Es werden noch mehr. Ich werde sie alle töten. Die Teufel von WESTWOOD.
Auf der Fotorückseite sieht nun auch Cliff die Striche. Waren damit acht Personen skizziert, die umgebracht wurden?
„Oh, mein Gott. Wen können wir zurate ziehen?“
„Meinen Bruder bei der L.A. TIMES?“
„Chris?“
„Ja. Er kann in den Archiven alles durchsuchen. 1965 und weitere Jahre.
Morde. Unfälle. Vermisste.“
„Und dann?“
„Der Fotograf. Der Stempel?“
Ashley Burns zeigte Cliff den Eintrag mit dem Todesdatum der Mutter. „Das wird die beste Spur sein.
Darüber werden wir den Namen der Familie herausbekommen.“
„Cliff, sehe es doch mal so: Wir haben das Tagebuch 2. Es gibt also bestimmt ein Tagebuch 1. Vielleicht auch noch Tagebuch 3, das das Jahr ab 1969 beschreibt und dann das Tagebuch 4. Mal angenommen, nur mal so angenommen, Tagebuch 1 beschreibt die Kindheit von Bruce, dann kann es der Schlüssel für die beschriebene Rache in Tagebuch 2 sein.“
„Schlaf noch ein wenig.“
„Sei doch nicht so stur, Cliff.“
Ashley rechnete in Gedanken weiter.
Bei Beginn der Aufzeichnungen in Tagebuch 2 musste Bruce so um die 18-20 Jahre alt gewesen sein.
Das Tagebuch 1 also seine Kindheit beschrieben. So ab 8-10 Jahre.
„Ich bin nicht stur, ich bin Polizist.“
„Eben drum!“
„Ja, aber nicht beim FBI!“
„Dann müssen wir denen das zeigen!“
Die Beiden sehen sich an.
„Okay!“
„Ja, scheiß Idee. Hallo, Bruce ist ein SCHWARZER, einer von uns!“
„Genau, deshalb ist es jetzt eine persönliche Angelegenheit geworden.“
„Wir brauchen das Tagebuch 1. Ich werde nochmal in die Obdachlosen-Szene gehen.
Dieser Noah Sanders. Der kann mehr wissen als er bisher sagte.“
„Ja, und ich telefoniere mit Chris. Wir müssen uns an einem neutralen Ort treffen.“
Chris Burns arbeitet schon seit Jahren bei der LOS ANGELES TIMES.
Dass er die richtige Person war, um Nachforschungen anzustellen, lag auf der Hand.
Er ist einer der Redakteure für den Sparten Bereich Kriminalität in L.A. Country.
Cliff Foster musste eine schwere Entscheidung treffen.
Das Zurückhalten von Gegenständen kann ihn seinen Job kosten.
Eine eventuelle Straftat verbergen, ebenso.
Er, als Schwarzer, ohnehin oft von den weißen Vorgesetzten angegangen, in einer skrupellosen Polizeitruppe.
Wo Weiße bei den kleinsten Vergehen die Schwarzen niederknüppelten.
Nein, er konnte nicht Objektiv sein.
“Amy Damon?”
Der in der Soldaten-Uniform gekleidete Mann streckte der dunkelhäutigen Frau die Hand entgegen.
Neben einem Blumenstrauß und einen Brief hatte der Soldat eine Medaille dabei.
Samuel Damon war begeistert in den Krieg gezogen. OPERATION OVERLORD.
Der Weckruf für die Freiheit in Europa.
Die Alliierte Invasion begann am 6. Juni.
Schätzungsweise 65.700 Tote.
Samuel Damon war bei den Landstreitkräften. Stolz hatte er sich im Mai von seinem Sohn Bruce verabschiedet.
Das Foto mit dem 8-jährigen, seinem älteren Bruder und den Eltern ziert nun als schmerzliches Andenken das Sideboard im Wohnzimmer.
Omaha Beach war der mit mehr als zehn Kilometer Länge der ausgedehnteste Landungsabschnitt.
Unterteilt in acht Landungszonen.
Samuel Damon kämpfte an der Seite vieler tapferer Kameraden als Freiwilliger in der US-Armee.
Meistens waren es auch Dunkelhäutige.
Easy Red war der, mit rund 2 Kilometer, längste Abschnitt.
Die Amerikaner erlitten hier die meisten Verluste. Es war ein Inferno.
Samuel Damon war dabei, als gegen 9.00 Uhr am Abschnitt Dog White der erste Durchbruch begann.
Unterstützt von anderen Kompanien und den Rangern des 5. Bataillons gelang es den steilen Strandabschnitt zu ersteigen und ins Hinterland vorzudringen.
Er kämpfte besessen, verzweifelt, half Kameraden. Immer wieder schlugen die Geschosse aus den Bunkerbefestigungen ein.
Hunderte wurden regelrecht durchgesiebt.
Samuel sah sie neben ihm sterben.
In einer Gefechtspause schrieb er noch einen kurzen Brief.
Er hockte dabei neben einem ausgebrannten Fahrzeug und nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Feldflasche.
„GOTT GIBT, GOTT NIMMT. Wenn es so sein soll tue ich es für Euch. Für Eure Freiheit.
Ich liebe Euch unendlich.
Das gibt mir die Kraft hier zu sein. Auf dem Schlachtfeld.
Möge unser Vaterland im eigenen Land von Krieg verschont bleiben.
Wir werden siegen.
Dein, Euer Samuel.“
Ich, gerade 8 Jahre geworden, sah meine Mam zusammenbrechen.
Musste mit ansehen, wie meine Familie zerbrach. Meine hübsche, junge Mutter begann zu schreien, zu weinen, verzweifelt trommelte sie dem Überbringer der Nachricht mit Ihren Händen auf dessen Brust.
Pa starb mit nur 34 Jahren.
Er kam 1910 zu Welt. In Deutsch-Südwestafrika. Es war in dem Land in Afrika der Diamanten-Rausch ausgebrochen, in Kolmannskuppe. Von 1908 bis 1913 war die Diamanten-Produktion auf Ihrem Höhepunkt.
In der lebensfeindlichen Umgebung eines Strandes in einem Wüstengebiet lebten damals bis zu 400 Menschen. In den Jahren wurden unvorstellbare 4.693.321 Karat im Wert von über 150 Millionen M (Mark 1871) abgebaut.
Es entstanden Unterkünfte, Dienstgebäude, ein E-Werk, ein Krankenhaus, eine Schule und auch für das Vergnügen war gesorgt mit einem Ballsaal, Theater, Turnhalle und Kegelbahn.
Sogar ein Salzwasser-Schwimmbad gab es.
Eine Eisfabrik sorgte für Blockeis.
Es wurde eine Großküche betrieben, gab einen Emma-Laden und eine Metzgerei.
Grand- Pa war bei der Gesellschaft beschäftigt, die die Versorgungsbahn betrieb.
Eine Schmalspurbahn, die aus dem 1000 Kilometer entfernten Kapstadt alles zum täglichen Leben, inklusive Wasser transportierte.
Und zunehmend auch das Baumaterial, Einrichtungen, Maschinen. Das kam meistens aus Deutschland und wurde in Lüderitz angelandet.
Das diamanten enthaltene Gebiet erstreckte sich über rund 500 Kilometer nördlich und südlich der Lüderitz-Bucht längs der Küste.
Sandstürme, nächtliche Seenebel, Wasser- und Vegetationslosigkeit. Die Gegend war überschüttet von Steinen, Geröll und Klippen.
Die diamanten führenden Sandschichten stammen ungefähr aus der Braunkohlenzeit, schwankten zwischen mehreren Millimetern bis zu einigen Metern. Durchschnittlich 5 bis 6 Karat. Aber auch bis zu 33 Karat wurden gefunden.
Um die Ansprüche der entdeckten Felder gab es oft Schwierigkeiten, um die Rechte der Besitzer klarzustellen.
Sein Leben verlor Grand Pa auf tragische Weise.
Er geriet 1913 in einen Streit, wollte einem Schwarzen helfen und wurde erschossen.
Ein Weißer hatte einen Diamanten gestohlen.
Sie haben das dem Freund von Grand Pa untergeschoben.
Der Weiße war der Sohn des Minendirektors.
Grandma mit dem kleinen Samuel, meinem Pa, wurden mit mehreren Frauen in die USA gebracht.
So wuchs Samuel in Los Angeles auf.
Hatte auch eine schwere Kindheit, lebte in Armut und fand das Glück bei Amy.
„Kann ich noch etwas für sie tun?“
Amy Damon hörte nicht mehr hin.
Sie legte sich auf das Bett im Schlafzimmer.
Ich, Ihr Schatz, der kleine Bruce, legte sich daneben.
Gemeinsam warteten wir auf Luke.
Mein Bruder kam wenig später von der Arbeit.
An diesem Tag ich mit den ersten Zeilen in meinem Tagebuch.
Ich hatte es zur Einschulung bekommen.
Einige Jahre lag es davor nur herum.
DIARY 1
Mam weint.
Pa Samu kommt nie mehr wieder.
Für meine junge Mutter brach eine Welt zusammen.
Arbeitslos, gefangen in einem schwachen sozialen amerikanischen Netz.
Ohne Mittel.
Sie war mit Pa zusammen, dann auf einmal nicht mehr.
Nie hätte es eine Trennung von ihrem Mann geben können. Nun hat ein Deutscher Soldat es so gewollt. Oder war es GOTT?
Wie war Pa Samuel gestorben?
Aufrecht? War er schwer verletzt?
Hat er noch gelitten? War er sofort tot? Wo ist er nun? Wo ist sein Grab? Gab es ein überhaupt ein Grab? Wurde sein Körper verstümmelt? Waren es Bomben?
Die vielen Fragen betäubte Mam wochenlang.
Mit Tabletten.
Immer öfter erschien Amy Damon nicht zu Arbeitsstelle. Ihr Vorarbeiter in der Firma, einer Großwäscherei, war Ihr im Prinzip wohlgesonnen. Kannte ihre Umstände. Nach mehrmaligen Verwarnungen konnte er aber auch nichts mehr verhindern.
Amy wurde gekündigt.
Es kam, wie es kommen musste.
Mit Alkohol wurden nun die Sorgen betäubt.
Erst kam der Arzt.
Dann die Behörde.
Später die Kündigung des kleinen Wohnhauses.
Und es dauerte nicht mehr lange, dann kam die Polizei.
Mam im Krankenhaus. Ich bin bei Nachbarn.
Es war die Vorschrift.
Die ließ keinen Spielraum.
Vorbeugende Fürsorgeerziehung für minderjährige Hilfsbedürftige: Entfernung aus der bisherigen Umgebung zur Verhütung von drohender Verwahrlosung.
Meine Mam, Amy Damon, wurde aus dem Krankenhaus in eine Anstalt verlegt.
Sie musste vor sich selbst geschützt werden.
Die weißen Pfleger gingen nicht behutsam mit meiner Mam um.
Immer wieder musste sie ruhig gestellt werden.
Besuch wurde zugelassen nur in Anwesenheit eines oder manchmal sogar zwei Pflegern.
Es dauerte Wochen bis mein Bruder Luke zu Ihr gelassen wurde.
Luke war Heroinsüchtig.
Seine Probleme wurden immer größer.
Zur Finanzierung seiner Sucht wurde er kriminell.
Als Mitglied einer schwarzen Gang beging er Einbrüche in Villen.
Wo ist Mam?
Ich war beliebt in der Nachbarschaft.
„Wir können Dich nicht länger bei uns behalten. Junge, Du schaffst das.“
Die gut gemeinten Worte der dicklichen Frau, selbst Mutter von drei Kindern hatte ich noch bei meiner Ankunft im Kinderheim in BRENTWOOD im Kopf.
Nun klangen andere Töne.
„Stell Dich neben die anderen Jungen. Dort an die Wand.“
Ich musste mich komplett nackend ausziehen.
Die Afroamerikaner mussten sich getrennt von den weißen Jungen aufstellen.
Die Schulkleidung wurde für die Neuen ausgegeben.
Dazu die Hausordnung. Inklusive Anweisungen für Verhalten der weißen Bevölkerung gegenüber.
„Der neue Schwarze ist hart anzupacken.
Dass es ganz klar ist. Für den Neger gelten keine Sonderregelungen.“
„Sie meinen, ihn der Gruppe zuzuführen?“
„Nein, wir müssen den Negerjungen erst brechen“, sagte der Arzt.
„Okay, ich nehme das persönlich in die Hand.“
Das von der Kirche geführte Kinderheim lag in einem Park Nahe von Brentwood.
Es waren in getrennten Häusern die Jungen und die Mädchen untergebracht.
Gemeinsamer Kontakt war strengstens untersagt.
Es war ein verborgenes System.
Recht und Ordnung wurden radikal umgesetzt.
Diese Woche kamen neben mir noch sechs Kinder.
Drei Jungen.
Drei Mädchen.
Brentwood. War eine Woche in einer Kammer im Keller eingeschlossen.
Mir war aufgefallen, dass einige Kinder nachts nicht im gemeinsamen Schlafsaal waren.
Es war dunkel. Kalt.
Alle zwei Stunden wurde ich von Mason Dorce wachgerüttelt.
Auch nachts.
Schlaf?
Der Pfleger hielt mich ständig wach.
Ich musste seine Schuhe putzen.
Danach die vom Personal im Keller Kohlen-Briketts stapeln.
Mehrfach.
Immer wieder den extra umgefallenen Kohlenstapel neu aufrichten.
Total von schwarzem Kohlenstaub übersät musste ich dann in den Waschraum gehen, mich nackend ausziehen und unter die kalte Dusche stellen.
„Du bist ja immer noch Schwarz. Damon!“
„Ich werde Dir schon Sauberkeit beibringen.“
Es folgten verbale Entgleisungen über Neger im Allgemeinen und Abschaum im Besonderen. „Deine Mutter kostet dem Staat Geld. Du kostest dem Staat Geld. Du verstehst das Kleiner, Du hast etwas zurückzugeben.“
„Ich höre nichts, Damon.“
„Ja.“
„Jawohl. Damon. Es heißt: Jawohl.“
Mason Dorce nahm einen Wasserschlauch und spritzte mehrere Minuten eiskaltes Wasser auf den Jungen.
Der Pfleger machte ein Foto.
„Du kannst es auch besser haben.“
„Junge, ich will doch nur Dein Bestes.“
„Die Gruppe“ waren ausgesuchte Individuen für Gewaltexzesse pädophiler Männer.
Bin sehr dankbar.
Jetzt auch in die Gruppe gekommen.
In der Nacht malte ich in meinem Tagebuch.
Andere Kindergesichter.
Darüber das Gesicht einer weinenden Sonne.
Es waren erste Zeichen, wie ich die Welt und meine persönliche Umgebung im Detail sah.
Einige Gesichter malte ich braun. Andere ließ ich weiß.
Es waren die Gesichter von den Jungen Daniel, Jake und Jordan.
Alyssa war heute Morgen nicht zum Frühstück erschienen.
„Mr. Mason, wo ist Alyssa?“
„Was kümmert es Dich?“ Dann sagte er eiskalt: „Was meinst Du wohl, warum Du jetzt in der Gruppe bist?“
„Du hast übrigens heute Küchendienst.“
In der Küche war ich mit Madison und Nicole zusammen.
„Hier, kannst abtrocknen.“
„Was hast Du denn da am Arm?“
Bruce sah bei Nicole blaue Flecken. Nicole drehte sich weg.
„Madison, wo wart Ihr gestern Nacht. Wo ist Alyssa?“ Bruder Johannes kam in den Raum.
„Alles gut bei Euch?“
Er streichelte die beiden Mädchen über das Haar.
„Gut, dass du mithilfst Bruce.“
Dann suchte der Bruder Mason Dorce. „Das ist doch Scheiße. Was ist gestern passiert?“
„Dumm gelaufen. Die kleine Schwarze hat den Arzt gebissen. Er wollte Ihr eine Spritze geben. Dumm gelaufen. Sie ist weggerannt.
Was sollte ich machen?“
„Aufpassen. Du Idiot. Und die anderen Mädchen haben blaue Flecke. So war das nicht vereinbart.“
„Und, wo ist das Mädchen jetzt?“
„Sie ist eine Gefahr geworden. James Walther hat mir den Auftrag gegeben sie zu beseitigen.“
Ist der Arzt verrückt geworden?“
Bruder Johannes, mit Namen Loghan Shriver war außer sich.
“Es ist, wie es ist, Bruder“, sagte Mason Dorce.