Der weinende Kalif - Ali Özgür Özdil - E-Book

Der weinende Kalif E-Book

Ali Özgür Özdil

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Beschreibung

Könige, Sultane oder Kalifen hatten oft ihrer eigenen Schreiber. Diese haben unter anderem Briefe und Urkunden verfasst. Historiker wiederum haben sich mit Ereignissen wie z.B. schlachten befasst. Vor allem die Biographien der ersten vier Kalifen oder männlicher Herscherr im osmanischen Reich sind gut dokumentiert. Im vorliegenden Buch befinden sich neben einigen historischen Angaben vor allem mündlich überlieferte Erzählungen, die vor allem das Ziel haben, aus allen Geschichten eine Lehre zu ziehen. Diese lassen sich auch auf unsere Zeit beziehen.

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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Ali Özgür Özdil

Der weinende Kalif

Dieses Buch widme ich Taha NasBookRix GmbH & Co. KG81371 München

Inhalt

Der Treueeid eines Mörders

Der Kalif Umar und die alte Frau

Drei Fragen

Ali´s Halfter

Und der Kalif begann zu weinen

Himmet Dede und der Kalif Harun ar-Raschid

Lade alle zum Iftar ein, die zum Gebet kommen

Ein Blatt Papier von Harun ar-Raschid

Ich ernenne dich zum Wesir

Ach Harun, ach!

Bist du zufrieden mit deinem Leben?

Ein Feuer, das selbst nach Jahren im Herzen brennt

Hülagü und der Gelehrte Qadihan

Der Tod eines Sultans

Das Gebet des Melikşah I.

Ratschläge al-Ghazzalis an den Sultan Sandjar

Der Hufschmied Nalıncı Baba und der Sultan Murad Han III.

Sultan Murad Han und der intelligente Jüngling aus Üsküdar

Tıkandı Baba

Sultan Selim und der Dichter Vehbi

Sag, was hat der Prophet gesagt?

Sultan Süleyman der Prächtige und die Ameisen

Sultan Süleymans Traum

Mimar Sinan und das schiefe Minarett

Drei Wünsche des Sultans Süleyman

Mimar Sinan und die Wassernot Istanbuls

Des Königs Rätsel

Ein Finger für ein Leben

Ein Jagdhund für einen Dichter

Selbst, wenn du ein König wärst, wäre deine Macht begrenzt

Ich habe heute noch so viel vor

Goldfrüchte

24 Goldtaler

Faden durch ein Nadelöhr

Nasreddin Hodscha und der Esel des Sultans

Nasreddin Hodscha und der Elefant des Timur

„Deli“ oder „Waliy“?

Gott hat mich gesehen

Nicht was, sondern wie man es sagt

 

Vorwort

In den verschiedenen Regionen des islamischen Herrschaftsbereichs waren die Sultane die politischen Machtinhaber. Unter diesen befanden sich wiederum die Emire (Fürsten). Über allen befand sich jedoch der Kalif, der das höchste religiöse und politische Oberhaupt aller Gläubigen war. Alle Kalifen waren „Khalifat-un-Nabiy“, also Nachfolger des Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm).

 

Die Liste der Kalifen ist sehr lang. Die berühmtesten sind die ersten vier: Abu Bakr as-Siddiq (632-634), Umar ibn al-Khattab (634-644), Uthman in Affan (644-656) und Ali ibn Abi Talib (656-661). Diese werden als die „Khulafa ar-Raschidin“ (die rechtgeleiteten Kalifen) bezeichnet. Ihnen folgen 14 Kalifen aus dem Hause der Umayyaden (661-750), die im Jahre 750 von den 59 Kalifen der Abbasiden (in Bagdad und in Kairo) abgelöst wurden (750-1258). Parallel zu diesen gab es 16 Kalifen der Umayyaden in Cordoba, 14 Kalifen der schiitischen Fatimiden, 11 Kalifen der Almohaden und schließlich 11 Kalifen der Osmanen.

 

Das deutet auf eine sehr reiche Geschichte hin, zumal die Kalifen und Sultane ihre Schriftführer hatten, die historische Ereignisse dokumentierten. Zusätzlich zu diesen Dokumenten lassen sich jedoch unzählige Legenden finden, die über Kalifen und Sultane erzählt werden.

 

Hier nun eine kleine Auswahl mit Geschichten über vier Kalifen, 14 Sultane, fünf Könige und einen Prinzen.

 

1. Der Treueeid eines Mörders

Als der Kalif Umar sich gerade mit seinen Freunden unterhielt, kamen drei junge Männer zu ihnen und einer von ihnen sagte: „O Kalif, dieser hier hat unseren Vater getötet. Bitte tut, was nötig ist!“

 

Umar wandte sich dem Beschuldigten zu und fragte ihn: „Stimmt das, was sie dir vorwerfen?“

 

Der junge Mann sagte: „Ja, es stimmt.“

 

„Dann erzähle, wie es passiert ist!“, sagte der Kalif und der Mann begann zu erzählen: „Dort, wo ich herkomme, bin ich ein wohlhabender Mensch. Ich war mit meiner Familie auf einem Ausflug. Das Schicksal brachte uns schließlich an jenen Ort, wo diese Menschen hier leben. Unter meinen Pferden befindet sich ein besonderes Pferd, nachdem sich jeder umsieht, der es erblickt. Was immer ich unternommen habe, ich konnte leider nicht verhindern, dass mein Pferd etwas Obst aus dem Garten dieser Leute fraß. Daraufhin kam der Vater dieser Männer völlig wutentbrannt aus dem Haus gelaufen und hat mein Pferd mit einem Stein beworfen und getötet. Ich konnte mich leider nicht beherrschen und habe ihn ebenfalls mit einem Stein getroffen, woraufhin auch er starb. Ich wollte weglaufen, doch diese beiden haben mich gefangen. Das ist, was vorfallen ist.“

 

„Dann gibt es nichts mehr dazu zu sagen“, sagte der Kalif Umar. „Darauf steht die Todesstrafe, zumal du deine Schuld zugegeben hast.“ Daraufhin wandte sich der Mann mit einer Bitte an den Kalifen: „Mein Herr. Ich habe eine Bitte an euch. Mein Vater hatte uns viel Gold hinterlassen. Da mein Bruder noch nicht volljährig war, hatte ich seinen Anteil begraben. Solltet ihr meine Strafe sofort vollziehen, würdet ihr einem Waisenkind seines Rechts berauben und würdet euch bei Gott Schuld aufladen. Wenn ihr mir drei Tage Frist gewährt, dann erledige ich erst meine Angelegenheit und während meiner Abwesenheit lasse ich jemand anderen an meiner statt hier.“

 

Der Kalif sagte: „Du bist hier ein Fremder. Wer würde denn eine solche Verantwortung für dich übernehmen?“

 

Der junge Mann sah sich um und sagte: „Dieser hier wird an meiner statt hier bleiben“ und zeigte auf den Prophetengefährten Amr ibn al-As (r.a.). Der Kalif wendet sich Amr zu und sagte: „O Amr! Du hast gehört, was der junge Mann gesagt hat.“ „Ja, ich bürge für ihn“, antwortete Amr, ohne zu zögern und man ließ den Mann ziehen.

 

Es vergingen die Tage und der dritte Tag neigte sich auch schon langsam dem Ende. Aber von dem jungen Mann fehlte jede Spur. Einige Leute kamen daraufhin zum Kalifen und baten ihn, Amr anstelle des Mannes hinzurichten oder einen Opfer-Täter-Ausgleich an die Geschädigten zu zahlen. Die beiden Söhne des getöteten Mannes lehnten dies jedoch ab. Der Kalif sagte daraufhin: „Macht euch keine Sorge. Wenn der Bürge selbst mein Vater wäre, würde ich die Strafe ausführen!“ Auch Amr sagte: „Ich stehe zu meinem Wort!“ Plötzlich gab es eine Regung im Volke und der junge Mann erschien in der Menge.

Der Kalif fragte den Mann neugierig: „Mein Sohn, du hättest jeden Grund gehabt, nicht zu erscheinen. Wieso bist du gekommen?“

 

Der Mann sagte mit erhobenem Haupt: „Damit ihr nicht sagt, ich hätte mich nicht an mein Versprechen gehalten.“

 

Dann wandte sich der Kalif Amr zu und fragte diesen: „Amr, du kanntest diesen jungen Mann überhaupt nicht. Wieso hast du für ihn gebürgt?“

 

„Er hat zwischen so vielen Menschen, mich ausgesucht. Ich habe es akzeptiert, damit niemand sagt, dass die Menschlichkeit gestorben sei,“ antwortete Amr.

 

Daraufhin sagten plötzlich die Söhne des Beschuldigten: „Wir ziehen unsere Forderung zurück.“

 

Der Kalif fragte schließlich auch sie, warum sie das taten, wo sie doch eine Wiedervergeltung für die Tötung ihres Vaters forderten, und sie antworteten: „Damit niemand sagt, dass niemand mehr übriggeblieben sei, der vergibt.“

2. Der Kalif Umar und die alte Frau

 

Ibn Abbas überliefert uns was geschah

als er einmal auf den Straßen von Medina unterwegs war:

 

Eines Nachts, beim nach Hause gehen

habe ich im Dunkeln einen Mann gesehen

 

Ich näherte mich ihm, denn ich glaubte ihn zu kennen

und dann konnte ich im Mondlicht sein Gesicht erkennen

 

Es war der Kalif Umar, der von Tür zu Tür lief

während das Volk von Medina noch schlief

 

Ich grüßte ihn und er grüßte zurück

so entschloss ich mich mit ihm zu gehen, ein Stück

 

Er wollte wohl wie immer nach dem Rechten sehen

so begannen wir zusammen im Mondlicht zu gehen

 

Bis wir an die Grenze von Medina kamen

in ein Viertel der Ärmsten der Armen

 

Aus einem Zelt hörte man das Weinen von Kindern

„Komm!“ sagte Umar, „lass uns ihren Schmerz lindern“

 

Eine alte Frau hockte vor einem Topf und tat so, als würde sie kochen

doch es kochte nur Wasser, so dass wir kein Essen rochen

 

„Versucht zu schlafen“ sagte sie den Kindern, „es ist noch nicht gar“

obwohl sie wusste, dass im Topf kein Essen war