Hikma - Ali Özgür Özdil - E-Book

Hikma E-Book

Ali Özgür Özdil

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Beschreibung

Wer liebt sie nicht, die Weisheiten großer Denker/innen, oder Zitate, die zum Nachdenken anregen. "Mache Fehler, aber wiederhole sie nicht und lerne aus ihnen", lautet z.B. ein Zitat, das einer Überlieferung des Propheten Muhammad ähnelt, die lautet: „Der Gläubige darf nicht vom selben Loch zweimal gestochen werden!“ (Überliefert bei Buhari).

Es wird auch überliefert: „Die Weisheit (Hikma) ist das verlorene Gut eines jeden Gläubigen. Er nimmt sie, wo immer er sie findet.“ (Überliefert bei at-Tirmidhi). Das heißt, egal woher eine Weisheit stammt, und sei es von Buddha oder Konfuzius, man soll von ihr profitieren.

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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Ali Özgür Özdil

Hikma

Weisheit des Islam

Dieses Buch widme ich Murat HasköyBookRix GmbH & Co. KG81371 München

Inhalt

 

Buda geçer yâ hû

Fahruddin ar-Râzi und die Gäste des Wissens

Die Liebe zur Welt

Bist du ein Mensch oder ein Wurm?

Rumi und die vier Tore

Wer Ihn kennt, beschreibt Ihn nicht, wer Ihn beschreibt, kennt Ihn nicht

Zwei Brüder in zwei Welten

Die schönste Blume der Welt

Gottesmann oder Gottesleugner?

Honigsucht

Abu Hanifa und seine Mutter

Geld oder Gebet

Wie leicht ist es, dir dein Wissen zu nehmen?

Gib niemals auf!

Das Kamel und der Mahlstein

Nasreddin Hodscha und Literaturkritik im 14. Jahrhundert

Der Hutmacher Ibrahim Ağa

Aus einem Bären wird kein Freund

Der Mann ohne Schuhe

Ein Verrückter in der Moschee

Ein Brunnen, der Muslimen verboten ist

Die Ameise und der Honig

Ein Mantel für einen Sohn

Der Satan und das gefesselte Kalb

Der Mann, der den Teufel verprügeln wollte

Der Gottesmann, der Wünschelbaum und der Satan

Hunde und Wölfe

Zehn Goldtaler für deine Zähne

Die Großzügigkeit des Hâtim at-Tâ'î

Großzügiger als Hâtim at-Tâ'î

Die Garnspinnerin-Moschee in Konya

Der Morgen hat einen Herrn

Eine alte indische Geschichte

Der Sinn des Lebens

Wen um Hilfe bitten?

Die Botschaft ist angekommen

Kaffee im Anhang

Eine Tasse Kaffee birgt in sich die Erinnerungen aus 40 Jahren

Der Milchverkäufer

Wer jemandem eine Sorge nimmt

Im letzten Augenblick

Dr. Ishan und das Gebet der Großmutter

Alptraum

Verantwortung

Der Gelehrte und der Pferdehalter

Wofür werden wir entlohnt?

Wenn ein Sturm aufkommt, schlafe ich

Schinasi

Ömer freut sich auf seinen Vater

Ein Schuh, der wertvoller ist als alle Schuhe der Welt

Vertrauen

Das ´Ibadah-Pferd

Frikadelle

Der Besteckhändler-Diamant

Ein richtiger Mann

Die Kunst, den Juwelier zu finden

Das nennt man „das Leben“

Der hungrige Derwisch

Der mysteriöse Mann rechts vom Imam

Das Gebet des kleinen Jungen

Wozu hat Allah diesen Käfer erschaffen?

Eine Ware, deren Menge immer gleich bleibt

Ein Lederbeutel mit 1000 Goldtalern

Die Legende vom ersten Schuh

Arkadasch

Wir haben „Ubuntu“ gemacht

Das schönste Haus der Welt

Der weinende Kommandant

Gibt es eine andere Tür, an die wir klopfen können?

Das Wissen Abu Hanifas

Ich weiß es nicht!

Wieviel Erde braucht der Mensch?

Eine Rosine für einen Bettler

Saqada-Säulen

Dieser Kummer

Reiße nicht die Brücken ab!

Hatam, der Schwerhörige

Eine Ramadan-Tradition im Osmanischen Reich

Für welche meiner Taten komme ich ins Paradies?

Die drei Siebe

Wenn Geld seinen Zweck erfüllt

Bâyazîd Bistâmî und der Schmied

Ein Heilmittel für Sünden

Was ist Zuhd?

Ein Grundstück im Paradies

Ein Herz wie ein Ozean

Eine Frage der Perspektive

Erzähle es niemadem

 

1. Vorwort

Wer liebt sie nicht, die Weisheiten großer Denker/innen oder Zitate, die zum Nachdenken anregen. Mache Fehler, aber wiederhole sie nicht und lerne aus ihnen, lautet z.B. ein Zitat, das einer Überlieferung des Propheten Muhammad ähnelt, die lautet: „Der Gläubige darf nicht vom selben Loch zweimal gestochen werden!“ (Überliefert bei Buhari).

Es wird auch überliefert: „Die Weisheit (Hikma) ist das verlorene Gut eines jeden Gläubigen. Er nimmt sie, wo immer er sie findet.“ (Überliefert bei at-Tirmidhi). Das heißt, egal woher eine Weisheit stammt, und sei es von Buddha oder Konfuzius, man soll von ihr profitieren.

Im Folgenden befinden sich Weisheiten aus der islamischen Geistesgeschichte, die ich gehört, gelesen und übersetzt habe.

2. Bu da geçer yâ hū

 

Eines Tages kam ein Reisender in eine Ortschaft, wo er nach einer Unterkunft suchte. Die Leute sagten ihm: „Wir sind arm, kennen aber einen gutherzigen reichen Mann, der dir sicherlich eine Unterkunft bieten kann.“ Als er den Mann fand, danke er ihm und lobte ihn wegen seines Reichtums. Dieser sagte jedoch nur: „Auch das geht vorbei“. Am nächsten Tag setzte der Reisende seine Reise fort.

Auf dem Rückweg kam er jedoch erneut in diese Ortschaft und wollte seinen Gastgeber besuchen. Doch die Leute sagten: „Es gab einen Brand und er hat all sein Hab und Gut verloren. Nun arbeitet er für jemand anderen.“ Unser Reisender besuchte ihn und teilte ihm seine Trauer über dessen Zustand mit. Doch dieser antwortete erneut mit: „Ach, auch das geht vorbei.“

Jahre später besuchte unser Reisender erneut diese Ortschaft und seinen Gastgeber. Mit Erstaunen erfuhr er von ihm, dass sein Arbeitgeber verstarb und ihm alles vererbt hatte. Nun war er sogar noch reicher als zuvor. Der Reisende sagte glücklich: „Erst warst du reich, dann arm, und nun bist du noch reicher!“ Doch der Mann gab ihm erneut dieselbe Antwort: „Auch das geht vorbei“.

Der Reisende verließ erneut diesen Ort und kam erst nach einigen Jahren wieder zurück. Seinen Gastgeber suchend, erfuhr er, dass dieser inzwischen verstorben war. Als er sein Grab aufsuchte, sah er auf dem Grabstein die Inschrift „Bu da geçer yâ hū“ – auch das geht vorbei. Unser Reisender dachte sich „was soll denn danach noch vorbeigehen?“ Nachdenklich verließ er erneut diesen Ort.

Auf seinem Rückweg sah er, dass die Ortschaft von einer Überschwemmung heimgesucht wurde und selbst der Grabstein verschwunden ist. Nun begriff er die Aussage seines weisen Gastgebers.

Eines Tages beauftragte der Sultan seine weisen Berater mit einer Aufgabe. Sie sollten ihm einen Ring machen, der ihn, immer wenn er traurig ist, glücklich und immer, wenn er glücklich ist, traurig machen sollte. „Was für ein Ring kann so etwas leisten?“ dachten sich seine Berater. Sie reisten durch das ganze Land und suchten nach einem solchen Ring. Als unser Reisender davon erfuhr, sagte er den Beratern: „Schreibt auf einen Ring »Bu da geçer yâ hū«“ und erzählte ihnen seine Geschichte. Sie taten, was er sagte, und überbrachten dem Sultan diesen Ring.

Jedes Mal, wenn der Sultan glücklich war, warf er einen Blick auf seinen Ring und wurde sich über die Vergänglichkeit seines Glücks bewusst. Und wenn ihn eine Trauer überkam, sah er wieder auf seinen Ring und wusste, dass auch jede Trauer ein Ende haben musste.

 

Egal welche Freude oder welche Trauer ihr gerade empfindet, vergesst niemals, dass diese nicht ewig dauern.

 

2. Ar-Râzi und die Gäste des Wissens

 

Fahruddin ar-Râzi wirkte in der Gegend um Herat. Als er eines Tages mit ca. 300 berittenen Schülern und Gelehrten nach Herat kam, kamen ihn regelmäßig viele Menschen besuchen, darunter auch die Fürsten und die angesehenen Leute Herats. Mit der Zeit sprach sich jedoch herum, dass es eine bestimmte Person gab, die weder kam noch das Interesse zeigte, ar-Râzi zu besuchen. Man vermutete, dass das eventuell ein Gegner ar-Râzis sein könnte.

 

Einer der Reichen Herats lud daraufhin ar-Râzi in seinen Garten zum Essen ein sowie jenen Mann, der der Gesellschaft ar-Râzis bisher ferngeblieben war. Die Absicht des Gastgebers war, diese beiden Personen zusammenzuführen. Als ar-Râzi dem Mann begegnete, fragte er ihn: „Warum bleibt ihr unserer Gesellschaft fern?“

 

Der Mann antwortete ihm: „Ich bin ein armer Mensch. Mein Erscheinen würde euch keinen Nutzen bringen, noch würde mein Fernbleiben euch schaden. Beschäftigt euch lieber mit wichtigen Leuten.“

 

Diese Antwort brachte ar-Râzi zum Nachdenken, so dass er den Drang verspürte, ihm weitere Fragen zu stellen: „Sagt mir, denn ich bin nun noch neugieriger geworden; warum besucht ihr uns nicht?“

 

Der Mann sagte: „Ihr sollt gesagt haben, es sei eine Pflicht der Muslime, euch zu besuchen. Wieso soll es den Muslimen eine Pflicht sein, euch zu besuchen?“

 

„Ich bin einer der Gelehrten des Islams. Wer zu mir kommt, kommt eigentlich nicht meinetwegen, sondern ist ein Gast des Wissens“, antwortete ihm ar-Râzi.

 

„Dann erzählt mir“, sagte der Mann, „das Ziel des Wissens ist doch die Gotteserkenntnis. Wie kennt ihr Allah?“

 

„Ich habe mindestens 100 Beweise für Seine Existenz“, sagte ar-Râzi.

 

„Wenn dies so ist“, sagte der Mann, „könnt ihr mir sagen, sind Beweise nicht dafür da, um die Zweifel aus dem Weg zu räumen? Ihr müsst also eine Menge Zweifel haben, um diese mit so vielen Beweisen aus dem Weg zu räumen. Dabei hat Allah mir einen solchen Glauben geschenkt, dass sich in meinem Herzen noch nicht einmal ein Zweifel in der Größe eines Atoms befindet.“

 

Nach dieser Antwort folgte ein langes Schweigen. Ar-Râzi erhob sich von seinem Platz und sagte dem Mann: „Reicht mir bitte eure Hand, dass ich sie küssen kann. Ihr seid kein einfacher Mensch, wie ihr behauptet, sondern das Beispiel für die Erhabenheit in Glauben und Aufrichtigkeit. Sagt mir nun endlich, wer ihr seid, damit ich nicht weiter in Neugier verweile.“

 

Daraufhin beugte sich einer der anderen Gäste zu ar-Râzi und sagte ihm leise ins Ohr: „Die Person, mit der ihr euch unterhaltet, ist Najm ad-Din Kubra.“

Ar-Râzi fiel dann auf die Knie und sagte: „Bitte nehmt mich unter euren Schülern auf, damit auch ich von eurem Wissen profitieren kann.“

 

3. Die Liebe zur Welt

 

Ibn al-Arabi, der einst in Bagdad etwas zu erledigen hatte, begab sich auf eine lange Reise. Unterwegs traf er an einem Flussbecken auf einen Mann im Derwischgewand, der damit beschäftigt war, Fische zu fangen. Ibn al-Arabi näherte sich ihm und grüßte ihn. Der Mann grüßte zurück, deutete auf eine Strohhütte und sagte: „Ich lebe dort in dieser Strohhütte und fange täglich zwei Fische. Einen Fisch für mich und einen für Gäste wie euch. Ibn al-Arabi nahm daraufhin die Einladung des Mannes an.

Während sie Fisch aßen, fragte der Mann ihn nach dem Ziel seiner Reise. Als Ibn al-Arabi „Bagdad“ sagte, freute sich der Mann sehr und sagte: „Dort kenne ich einen Gottesmann, den ich sehr liebe. Könntet ihr ihn besuchen und ihn um einen Rat für mich bitten?“

 

„Wenn ich schon auf dem Weg dorthin bin, warum nicht“ sagte ibn al-Arabi und setzte kurze Zeit später seine Reise fort.

 

Als er in Bagdad ankam, erledigte er erst seine eigenen Angelegenheiten und machte sich anschließend auf die Suche nach dem Gottesmann, den der Derwisch ihm beschrieben hatte.

 

Als er dort ankam, stand er vor einer großen Villa mit Wächtern und vielen Bediensteten. Man gewährte ihm eine Audienz und er lernte den Besitzer kennen. Nach einer gewissen Weile, berichtete er ihm von dem Derwisch und das dieser um einen guten Rat gebeten habe. Als der Mann sagte: „Sage ihm, er soll die (Liebe für diese) Welt von seinem Herzen entfernen!“, wunderte sich ibn al-Arabi sehr, hüllte sich jedoch in Schweigen und machte sich auf die Rückreise.

 

Nach einigen Tagen kam er wieder an den Ort zurück, wo er den Derwisch getroffen hatte. Als der Derwisch ibn al-Arabi sah, fragte er voller Aufregung: „Hat er mir etwas geraten?“

 

Als ibn al-Arabi sagte: „Ja, er riet euch, die (liebe zu dieser) Welt aus eurem Herzen zu entfernen“, fiel der Derwisch mit einem lauten Schrei in Ohnmacht. Nachdem er von seiner Ohnmacht erwachte, sagte ibn al-Arabi voller Erstaunen: „Das ist merkwürdig. Der Mann, der euch riet, die Liebe zu dieser Welt aus eurem Herzen zu entfernen, lebt selbst in großem Reichtum, hat Wächter und Bedienstete. Ihr wiederum lebt in einer Strohhütte und gerät in diesen Zustand? Was ist das Geheimnis in dieser Angelegenheit?“

 

Nach einem kurzen Seufzer sagte der Derwisch: „Ja, ihr seht, dass ich nicht mehr besitze von dieser Welt, als das, was ihr gesehen habt. In meiner Strohhütte habe ich jedoch einen Wasserkrug, den ich für die rituelle Gebetswaschung benutze. Doch jedes Mal, wenn ich mich zum Gebet hinstelle oder Gott lobpreise, muss ich ständig an diesen Krug denken, dass ihn mir jemand stehlen könnte, dass er zerbrechen oder verlorengehen könnte. Mein Freund, der Gottesmann, mag zwar viele Güter besitzen, sie bilden aber kein Hindernis zwischen ihm und Gott. Mein wertloser Wasserkrug hingegen bildet einen Vorhang zwischen mir und Gott. Deshalb hat dieser wertvolle Mensch mir diesen Ratschlag gegeben.“

 

Die Worte des Derwischs beeindruckten ibn al-Arabi sehr. Vielleicht haben auch wir so etwas wie diesen Krug in unseren Herzen, der wie ein Vorhang zwischen uns und unserem Schöpfer ist.

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Ein Reisender besuchte einen Derwisch und fragte ihn: „Warum besitzt ihr keine Möbel?“

„Wo sind eure Möbel?“, fragte der Derwisch zurück.

„Ich bin auf der Durchreise“, erwiderte der Mann.

„So wie ich“, sagte der Derwisch.

4. Bist Du ein Mensch oder ein Wurm?

 

Ein Mann, der glaubte ein Wurm zu sein, rannte immer davon, wenn er einen Vogel oder ein Huhn sei. Irgendwann brachten sie ihn zu dem andalusischen Gelehrten Ibn al-Arabi (1165-1240) aus Murcia, damit er ihn von diesem Minderwertigkeitskomplex heile. So wurde er geheilt und durfte wieder unter die Leute. Glücklich verließ er die Heilanstalt und trat mit der Überzeugung „ich bin gar kein Wurm, sondern ein Mensch“ vor die Tür. Doch plötzlich überkam ihn ein Zweifel: „Ich weiß jetzt zwar, dass ich ein Mensch bin, aber wissen das auch die Vögel?“

 

Das Wissenschaftsprojekt „1001 Inventions“ zeigt die zivilisatorischen Errungenschaften aus dem Goldenen Zeitalter des Islam. Von ca. 5 Mio. wissenschaftlich relevanten Dokumenten sind bisher lediglich 50.000 übersetzt worden. Doch eines ist bereits jetzt bewiesen: Viele der modernen Erfindungen (Fotographie, Flugmaschinen etc.) basieren auf diesen Errungenschaften.

 

Der Leiter des Projektes Dr. Hassani sagt: „Muslime müssen keine Minderwertigkeitskomplexe gegenüber dem Westen haben, wenn sie ihre eigene Wissenschaftsgeschichte studieren. Das aber reicht nicht aus. Sie müssen auch dem Westen beweisen, dass sie keine Würmer sind.“