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Das Gebet (arab. as-Salah) gehört zu den "Fünf Säulen" des Islam. Darüber hinaus gibt es im Islam viele unterschiedliche Gebete wie das Freitagsgebet, das Festgebet oder das Totengebet. Im vorliegenden Buch werden die wichtigsten Gebete im Islam schrittweise erläutert. Das Buch ist vor allem für AnfängerInnen eine sehr gute und pädagogische Anleitung zum Erlernen der Gebete im Islam. Im Buch sind alle Gebete sind in transkribieter Form sowie in deutscher Übersetzung.
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Ali-Özgür Özdil
Hamburg 2020
Herausgegeben vom Islamischen Wissenschafts- und Bildungsinstitut e.V.
Inhaltverzeichnis:
Vorwort
1. Einleitung
2. Die rituelle Waschung (wudu)
3. Gebetsruf zum Gebet der Morgendämmerung
4. Gebet der Morgendämmerung (salât al-Fadjr)
5. Gebetsruf zum Pflichtgebet (iqâma)
6. Mittagsgebet (salât az-Zuhr)
7. Nachmittagsgebet (salât al-‘Asr)
8. Abendgebet (salât al-maghrib)
9. Nachtgebet (salât al-Ischâ’)
10. Witr Gebet (salât al-witr)
11. Der Niederwurf beim fehlerhaften Gebet
12. Freitagsgebet (salât al-Djumu‘a)
13. Festgebet (salât al-Eid)
14. Das Tarâwîh Gebet
15. Totengebet
ANHANG
a) Der Gebetsruf
b) Das Gebet im Überblick
c) Gebetstexte mit Übersetzung
d) Tabelle: Gebetsabschnitte
Gelobt sei Allah, der Barmherzige, der Gnädige, der die Herzen der aufrichtig Gläubigen mit Liebe erfüllt. Gepriesen sei der Prophet und Gesandte Gottes Muhammad (Friede sei mit ihm), der uns befohlen hat: „Betet so, wie ihr mich habt beten sehen.“ Lob auch seiner Familie und seinen Gefährten, die uns allen schöne Vorbilder sind.
Wir beginnen dieses Buch mit dem Namen Gottes, des Barmherzigen, des Gnädigen, damit alles darin gesegnet ist, denn der Prophet (s.a.s.) sprach: „Jede Tat, die ohne die basmala begonnen wird, ist fruchtlos.“ (Überliefert bei Baihaqi)
Mir wurde bereits 2004 der Wunsch aufgetragen, ein Gebetsbuch in Deutsch zu schreiben, damit deutsche und deutschsprachige Muslime „verstehen“, was sie in Arabisch beten. Das vorliegende Buch habe ich dann im Jahre 2005 begonnen. Daher liegt den LeserInnen nun ein Buch vor, dass alles mit pädagogischer Exaktheit beschreibt, mit anderen Worten: Das Buch spricht mit Ihnen!
In der Hoffnung, dass Sie – liebe Leserin, lieber Leser – in den Dialog treten mit diesem Gebetsbuch und die Stimmen in Arabisch und Deutsch hören und verinnerlichen, widme ich dieses Buch allen Menschen, die sich vor ihrem Schöpfer und Erhalter demütig verneigen und niederwerfen.
Folgenden Tipp möchte ich Ihnen noch mitgeben: Wenn Sie sich gereinigt haben und entspannt vor Ihren Schöpfer treten, um mit Ihm zu sprechen, um Ihm zu danken und Ihn zu lobpreisen, dann schließen sie kurz die Augen, atmen Sie tief ein und aus, neigen Ihre Gedanken auf Ihr Herz und stellen sich vor Ihrem geistigen Auge vor, dass Sie genau vor der Kaaba stehen würden. Dann erst heben Sie Ihre Hände als Zeichen Ihrer Hingabe vor Gott und werfen Ihren Alltag hinter sich. Wenn Sie nun die Gebete sprechen, dann versuchen Sie sich jede Silbe vor Augen zu führen, als wenn Sie sie an einer unsichtbaren Leinwand ablesen würden und versuchen Sie, bei sich zu bleiben.
Laut den Quellen des Islam, Koran und Sunna, ist es für alle volljährigen und geistig gesunden Muslime Pflicht, an fünf verschiedenen Tageszeiten zu beten und so den Kontakt zu ihrem Schöpfer und Erhalter aufrecht zu halten, Ihm zu danken und Ihn zu lobpreisen.
Der Koran ist das Wort Gottes und enthält die Offenbarungen (die Worte und die Zeichen) Gottes. Die Sunna ist die Lebenspraxis des Propheten Muhammad (Allahs Friede und Segen auf ihm).
Die fünf Gebetszeiten werden eingeteilt in
- Gebet der Morgendämmerung (salât al-Fadjr)
- Mittagsgebet (salât az-Zuhr)
- Nachmittagsgebet (salât al-‘Asr)
- Abendgebet (salât al-maghrib)
- und Nachtgebet (salât al-Ischâ’)
Alle Gebete beginnen und enden zu einer bestimmten Tageszeit:
Für das Gebet der Morgendämmerung hat man von Beginn der Morgendämmerung bis zum Sonnenaufgang Zeit. Für das Mittagsgebet hat man bis zum Nachmittag und für das Nachmittagsgebet, bis zum Sonnenuntergang Zeit. Das Abendgebet verrichtet man kurz nach Sonnenuntergang und für das Nachtgebet hat man bis kurz vor der Morgendämmerung Zeit.
Was jedoch, wenn man ein Gebet nicht zu seiner Zeit verrichten kann?
Es ist durchaus möglich, dass man verhindert ist, ein Gebet zu seiner Zeit zu verrichten. Dann ist man verpflichtet, das versäumte Gebet nachzuholen. Wenn man z.B. unterwegs war, von der Schule, der Ausbildung oder Arbeit gekommen ist oder ein Gebet aus Nachlässigkeit vergessen hat, so muss man erst das Gebet verrichten, dass gerade an der Reihe ist (z.B. das Abendgebet) und muss dann das versäumte Gebet (z.B. das Nachmittagsgebet) nachholen. Hat man auch das Mittagsgebet versäumt, dann muss man nach dem Nachmittagsgebet auch dieses nachholen.
Allah spricht im Koran (Sure 20, Vers 14): „Ich bin Gott. Es gibt keinen Gott außer mir. Darum diene mir und verrichte, meiner (in Ehrfurcht) gedenkend, das Gebet!“
Zur Bedeutung des Gebets sagt der Prophet Muhammad (Allahs Friede und Segen auf ihm), dass es „der Stützpfeiler der Religion“ ist. Wer immer es einhält, hält seine Religion aufrecht, und wer immer es nachlässt, lässt seine Religion einstürzen.
Das Gebet besteht aus Danksagungen und Lobpreisungen Gottes und dient dazu, zu allen Tageszeiten ein Zwiegespräch mit unserem Schöpfer zu halten. Als die Gefährten des Propheten (s.a.s.) ihn fragen, warum er denn so viel bete, wo er doch sowieso ins Paradies kommen werde, meint er: „Soll ich nicht einer der Dankbaren sein?“
Seiner Tochter Fatima sagte der Prophet (s.a.s.), als er sie zum Gebet der Morgendämmerung weckte: „Wach auf meine Tochter. Denn, dass dein Vater ein Prophet ist, rettet dich nicht vor dem Feuer der Hölle.“ Demnach soll sich niemand auf seine Herkunft berufen, denn wir alle sind vor Allah gleich und tragen Verantwortung für unser Leben.
Das Gebet beinhaltet,
das aufrechte Stehen: Dies symbolisiert die Standhaftigkeit der Gläubigen;
dass Sich-Verneigen und Wiederaufrichten: Dies symbolisiert, dass wir jedes Mal, wenn wir von den Lasten des Lebens niedergedrückt werden, von Gott wiederaufgerichtet werden;
dass Sich-Niederwerfen: Beim Niederwurf berühren wir mit sieben Körperteilen den Boden: Mit der Stirn, mit den Handflächen, mit den Knien und mit den Zehenspitzen. Der Niederwurf symbolisiert unsere Demut vor Gott. Geschützt wie ein Baby in der Gebärmutter seiner Mutter, verbindet sich der Mensch mit seiner Ursubstanz, der Erde;
das Sitzen.
Der Grund für die besondere Form des Gebets im Islam, in dem geistige Konzentration und bestimmte körperliche Bewegungen miteinander verknüpft sind, liegt darin, dass der Islam die Einheit von Glauben und Handeln betont. Das Schöpfungsziel des Menschen beinhaltet die vollkommene Koordination und Harmonie der geistigen und materiellen Aspekte menschlichen Lebens. Diesseits und Jenseits sind nicht voneinander zu trennen bzw. wie eine Aussage des Propheten (s.a.s.) lautet: „Das Diesseits ist das Saatfeld für das Jenseits.“
Zur Erinnerung: Seht euch alle Gebetshaltungen auf den Bildern im Anhang an!
Alle Gebete sind von ihrem Inhalt her gleich. Nur die Anzahl der Gebetsabschnitte (rek’at) ist unterschiedlich. Wer also ein Gebet mit zwei Abschnitten – z.B. das Gebet der Morgendämmerung – gelernt hat, ist in der Lage, auch die anderen Gebete zu verrichten.
Im Folgenden wird die Bedeutung der fünf Gebete gemäß der hanafitischen Rechtsschule (nach dem Rechtsgelehrten Abû Hanîfa, gest. 767) erklärt. Muslime, die einer der anderen anerkannten Rechtsschulen angehören, beten die Gebete etwas anders. Was jedoch die vorher zu erfüllenden Bedingungen anbetrifft, stimmen alle Rechtsschulen miteinander überein.
Vor dem Beten müssen mehrere Bedingungen erfüllt werden:
Dazu gehört,
eine rituelle Reinigung;eine saubere Kleidung, die alle intimen Körperteile bedeckt;dass das Gebet zu seiner jeweiligen Zeit verrichtet wird;dass die Qibla, d.h. die genaue Gebetsrichtung bestimmtwird;die Absichtsäußerung (niyyah) für das jeweilige Gebet.
Im Gebet müssen folgende Bedingungen erfüllt werden:
dass das Gebet mit dem Eröffnungs-Takbîr, also mit „Allâhu Akbar“ („Gott ist größer“) beginnt;
dass jeder Gebetsabschnitt mit der „al-Fâtiha“ begonnen wird und das nach der „al-Fâtiha“ ein weiterer Teil aus dem Koran rezitiert wird;dass man beim Gebet steht, sich verneigt, sich Niederwirft und sitzt;dass beim Niederwurf die Stirn gemeinsam mit der Nase den Boden berührt;dass beim Sitzen das „at-Tahiyyâtu“ Gebet gesprochen wird; und das man am Ende des Gebetes nach rechts und links abgrüßt.
Als erstes möchten wir die rituelle Reinigung beschreiben.
Vor dem Gebet waschen wir uns rituell. Diese Waschung nennt man auf Arabisch „wudû’“, auf Persisch „abdest“. Wir äußern erst die Absicht, dass wir uns rituell reinigen möchten.
Als erstes waschen wir dann dreimal die rechte Hand und dreimal die linke Hand;wir spülen dreimal mit der rechten Hand den Mund aus;wir geben dreimal mit der rechten Hand etwas Wasser in die Nase und reinigen sie dann mit der linken Hand;wir waschen dreimal unser ganzes Gesicht;wir waschen dreimal den rechten Arm und dreimal den linken Arm, bis zu den Ellenbogen;wir streichen uns mit der nassen Hand über den Kopf;wir waschen uns mit den Fingern in und hinter den Ohren;wir streichen uns mit der nassen Rückhand den Nacken;und zuallerletzt waschen wir dreimal den rechten und dann dreimal den linken Fuß bis zu den Knöcheln.
Vor dem Gebet ruft der Muezzin – das ist der Gebetsrufer – alle Gläubigen zum Gebet.
4x Allâhu Akbar
2x Aschhadu an lâ ilâha illâ Allâh
2x Aschhadu anna Muhammadan Rasûl Allâh
2x Hayy alâ-s-Salâ(h)
2x Hayy alâ-l-Falâh
(2x as-Salâtu khairun min an-Naum)
2x Allâhu Akbar
1x Lâ ilâha illâ Allâh
Deutsche Übersetzung:
4x Gott ist größer
2x ich bezeuge, dass es keine Gottheit gibt außer Allah
2x ich bezeuge, dass Muhammad der Gesandte Gottes ist
2x kommt zum Gebet
2x kommt zum Heil
2x das Gebet ist wertvoller als der Schlaf*
2x Gott ist größer
1x es gibt keine Gottheit außer Allah
*Den Zusatz, 2x „as-Salâtu khairun min an-Naum“ – das Gebet ist wertvoller als der Schlaf –, gibt es nur während des Gebetsrufes der Morgendämmerung.
Gereinigt begeben wir uns nun zum Gebet. Das Gebet heißt auf Arabisch „as-Salâh“, auf Persisch „Namaz“.
Der Platz an dem wir beten möchten, muss sauber sein. Daher benutzen wir meistens einen Gebetsteppich. Den Gebetsteppich legen wir so hin, dass wir in Richtung Mekka beten, wo sich die Kaaba befindet. Die Stadt Mekka, in der um 570/571 n. Chr. der Prophet Muhammad (Allahs Friede und Segen auf ihm) geboren wurde, liegt auf der arabischen Halbinsel. Und dort befindet sich die vom Propheten Abraham a.s. zusammen mit seinem Sohn Ismael a.s. erbaute Kaaba, die laut Koran, das erste Gotteshaus auf Erden ist. Sie zeigt uns die „Qibla“, d.h. die Gebetsrichtung an, die sich von Deutschland aus südöstlich befindet. Die Gebetsrichtung können wir mit einem Kompass bestimmen.
Achtung: In der Beschreibung der folgenden Gebete sind die Gebetstexte lediglich in der Umschrift und in deutscher Übersetzung vorhanden. Die arabischen Gebetstexte befinden sich dagegen im Anhang unter "Gebetstexte mit Übersetzung".