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Der Beitrag von Friedrich von Borries und Mara Recklies ist der Zwischenstand eines Design- und Forschungsprojektes, das sich selbst untersucht. Er ist ein erster Versuch einer Theorie des interventionistischen Designs. Die Autoren plädieren für eine selbstreflexive, autoethnografische Perspektive als Methode der Designforschung, um die politische Dimension des Gegenstandes freizulegen.
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Seitenzahl: 15
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Friedrich von Borries, Mara Recklies Design als Intervention
Über experimentelle Forschung
Design ist bis heute kein präzise umrissenes Feld. In Zuschreibungen wie »Grafik«, »Industrie«, »Produkt«, »Ausstellungs«-Design zeigt sich die immense Breite der mit Design benannten Praxen der Gestaltung. Im englischen Sprachgebrauch, und auch hierzulande, unterscheidet man Fashion-, Urban-, Interior-, Environmental-, Game-, Stage- oder Service-Design, und dies sind nur einige Beispiele, tatsächlich ist die Spanne noch wesentlich größer. Gleichzeitig sind innerhalb der eng umschriebenen Teilgebiete die disziplinären Selbstverständnisse höchst different; verstehen sich die einen als Künstler oder zumindest als »Autoren«, sehen sich andere als rein kommerzielle Dienstleister.
Dabei bleibt der politische Charakter von Design oft unbeachtet. Das politische Moment des Designs manifestiert sich in seiner Alltäglichkeit; Design betrifft alles und alle. Es prägt unsere Wahrnehmung und unseren Geschmack, beeinflusst unsere Alltagshandlungen, drückt bestehende Ordnungen aus und beeinflusst sie zugleich.
Design konstituiert Identität. Dabei ist es kein Unterschied, ob Nationalflaggen, das Logo von Vereinen oder Fußballmannschaften kollektive Identitäten prägen oder Modefirmen, Einrichtungshäuser oder Getränkehersteller uns Schablonen anbieten, mit denen wir unsere individuelle Identität auszubilden versuchen. Design ist auch ein entscheidender Faktor für die individuelle Ästhetisierung des Selbst – in Form des Umgangs mit dem eigenen Körper, der bewussten Kleiderwahl, der Einrichtung der Wohnung und des Sich-Umgebens mit schönen Dingen. Darüber hinaus steht Design in einem unmittelbaren Zusammenhang mit Produktionsmöglichkeiten und -bedingungen.
Durch Design wird aber nicht nur das Reale, das Alltägliche und Gewöhnliche gestaltet, sondern auch das Besondere. Design kann auch Möglichkeitsräume aufzeigen und so Utopien entwerfen. Ein Beispiel dafür liefert der vielleicht erste »Gesellschaftsdesigner«, der englische Philosoph, Staatsmann und Schriftsteller Thomas Morus. Sein berühmtes Werk Utopia