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Kaum sind die Allgäu-Agenten auf der Alpe Gschwenderberg angekommen, erleben sie auch schon die erste Überraschung: Unbekannte machen sich an der Alpe zu schaffen. Der Gefahr ins Auge blickend bleiben Johannes, Maximilian, Luis, Luise und Marie dennoch auf der Alpe und wollen herausfinden, was die Unbekannten hier oben zu suchen haben. Im Zuge ihrer Ermittlungen geraten sie jedoch sehr schnell in ein gefährliches Abenteuer...
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Seitenzahl: 110
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Für
Matthias
Claudia
Felix
Alina
Evelyn
Johannes Kuhlermann (11 Jahre)
Johannes macht seinem Nachnamen alle Ehre: er will der Coolste in seiner Schule sein. Deswegen lässt er sich von den anderen nicht gerne etwas sagen. In der Klasse ist er ebenso der Anführer wie bei den Allgäu-Agenten.
Maximilian von Sonten (12 Jahre)
Maximilian ist der älteste Allgäu-Agent. Er ist sehr vernünftig und hat immer eine Lösung parat. Computer sind sein großes Hobby. Er ist ein Musterschüler und sehr intelligent.
Luis Neuberth (11 Jahre)
Luis ist neu im Allgäu und kommt zu Johannes in die Klasse. Er ist der typische Mädchenschwarm und stiehlt Johannes mehr als einmal die Show.
Luise Helsig (11 Jahre)
Luise ist bei den Allgäu-Agenten, weil sie und Maximilian sich schon sehr lange kennen. Sie ist die heimliche Liebe von Maximilian, aber Luise schwärmt nur noch von Luis.
Marie Kuhlermann (10 Jahre)
Marie ist die Schwester von Johannes. Ohne sie gäbe es die Allgäu-Agenten vielleicht gar nicht. Wenn Johannes nämlich Marie nicht mitnimmt, kann er die Allgäu-Agenten vergessen, sagen die Eltern.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Luis stand ganz alleine auf dem großen Schulhof, während die anderen Kinder fröhlich miteinander spielten. Hin und wieder jagte ein Mädchen oder ein Junge an ihm vorbei und schaute ihm in die himmelblauen Augen. Ansonsten nahm kaum einer Notiz von ihm. Es war sein erster Tag in dieser Schule und sein erster richtiger Tag im Allgäu. Seine Familie war erst am Wochenende hierher gezogen und Luis hatte kaum Zeit, sein neues Zuhause kennenzulernen. Da stand er nun mit seiner Schultasche auf dem Rücken und wusste gar nicht, wohin er sollte. Irgendwer wird sich schon um mich kümmern, ging Luis durch den Kopf. Plötzlich kamen zwei Jungs auf ihn zu. Sie tuschelten miteinander und zeigten immer wieder auf ihn.
„He, was bist denn du für einer?“, fragte ihn der Junge mit wirren dunklen Haaren.
„Wer will das wissen?“, fragte Luis selbstbewusst zurück.
Der Junge ging auf Luis zu und packte ihn am Kragen.
„Kleiner“, brummte er, „ich bin der Johannes. Und ich rate dir, dich nicht mit mir anzulegen. Verstanden?“
Luis nickte, was er aber schnell bereute. Johannes war nicht größer als er, eher kleiner. Er hatte eine schmächtige Gestalt und Luis war sich sicher, dass er im Ernstfall mit ihm fertig geworden wäre.
„He“, rief Johannes, ließ Luis wieder los und schaute zu seinem Freund, „Maximilian, hast du auch Lust auf eine Cola vom Bäcker unten?“
„Bist du verrückt?“, antwortete Maximilian, „du weißt genau, dass wir das Schulgelände nicht verlassen dürfen. Wenn das der Kiefermann mitkriegt, bist du dran.“
„Ach, der Kiefermann“, winkte Johannes ab, „der kriegt doch nicht mal mit, wenn hier ein Panzer über den Hof fährt.“
Johannes löste sich von Maximilian, schaute sich auf dem Schulhof kurz um und marschierte dann laut pfeifend vom Schulgelände. Maximilian schüttelte nur den Kopf.
„Der muss es immer übertreiben“, sagte er.
„Was ist das denn für einer?“, wollte Luis wissen.
„Johannes?“, fragte Maximilian, „das ist so was wie der Chef auf dem Schulhof. Ach,was sag ich, das ist der Chef in der Schule. Alle haben vor ihm Respekt und keiner traut sich etwas gegen ihn zu sagen.“
„Und du?“, fragte Luis.
„Ich bin Johannes bester Freund“, meinte Maximilian, „ich glaube, ich bin der einzige, der mit ihm klarkommt. Eigentlich ist er ganz in Ordnung. Wie heißt du eigentlich?“
„Ich heiße Luis“, sagte Luis, „ich bin neu hier. Weißt du, wo die fünfte Klasse ist?“
„Oje“, lächelte Maximilian.
„Oje?“, fragte Luis überrascht, „was meinst du mit oje?“
„Dann bist du in der Klasse von Johannes“, erklärte Maximilian.
„Ja und?“, schnaufte Luis, „meinst du, ich habe vor dem Angst?“
Inzwischen war Johannes von seinem Ausflug zurück und hatte sich mit einer Cola, einer Brezel und einer Tüte Gummibärchen ausgestattet. Kaum hatte er Luis und Maximilian erreicht, läutete die Schulklingel.
„Wo musst du hin?“, fragte Johannes Luis.
„Ich glaube, ich bin in deiner Klasse“, antwortete Luis.
„Wir sehen uns heute Mittag“, warf Maximilian ein, „am vereinbarten Treffpunkt. Wie immer. Bis dann.“
Maximilian verschwand in Richtung Schuleingang. Johannes nahm Luis ins Schlepptau und brachte ihn ins Klassenzimmer. Dort wurde Luis von allen gründlich gemustert und begutachtet. Neben einem Mädchen in der ersten Reihe war noch ein Platz frei. Luis setzte sich neben sie und ihm fielen sofort die langen dunkelblonden Haare und die blauen Augen des Mädchens auf. Im Gesicht verteilt waren einige kaum sichtbare Sommersprossen zu erkennen.
„Luise“, sagte das Mädchen und streckte Luis die Hand entgegen.
„Das ist ja lustig“, lächelte Luis.
„Dass ich Luise heiße?“, wunderte sich das Mädchen.
„Nein“, antwortete Luis, „ich heiße so ähnlich wie du. Ich heiße Luis.“
„Der Huber kommt!“, schrie plötzlich ein Junge, der an der Klassenzimmertür Schmiere stand.
Sofort spritzten alle aufgeregt durch das Zimmer und jeder suchte seinen Platz. Als Herr Huber das Klassenzimmer betrat, standen alle auf und begrüßten ihren Lehrer. Dieser machte ein finsteres Gesicht und sah ziemlich wütend aus. Er pfefferte seine Aktentasche auf den Schreibtisch neben der Tafel und blickte ernst zu seinen Schülern. Seine Augenbrauen zuckten vor Aufregung. Die Kinder hatten inzwischen wieder Platz genommen. Es war mucksmäuschenstill in der Klasse. Keiner sprach ein Wort.
„Herr Kiefermann hat sich bei mir beschwert“, eröffnete Herr Huber seine Rede, „wie oft habe ich euch schon gesagt, dass ihr während der Unterrichtszeit das Schulgelände nicht verlassen dürft? Wie oft? Ich verstehe das nicht.“
Die Klasse schwieg.
„Der Direktor ist sich sicher, dass es einer meiner Schüler gewesen ist, der mal eben zum Bäcker gelaufen ist. Das ist verboten!“, schimpfte Herr Huber und wurde immer lauter.
Johannes rutschte auf seinem Stuhl in Deckung.
„Ihr wisst ganz genau“, schimpfte Herr Huber weiter und hatte die Maximal-Lautstärke fast erreicht, „dass das verboten ist und hart bestraft wird. Wollt ihr denn unbedingt ein paar Tage Schulausschluss haben?“
So hatte sich Luis seinen Start in die neue Klasse nicht vorgestellt. Herr Huber schien noch gar nicht wirklich bemerkt zu haben, dass ein neuer Schüler in seiner Klasse saß.
Der Lehrer stapfte hinüber zum Schreibtisch und stützte sich mit beiden Armen auf.
„Ich möchte jetzt sofort wissen, wer das war. Sofort!“, befahl Herr Huber und schaute seine Klasse sehr ernst an.
Die Mädchen und Jungen schwiegen. Jeder wusste, dass Johannes derjenige war, der den Schulhof unerlaubt verlassen hatte. Aber keiner traute sich, ihn zu verraten. Jeder wusste, dass es sicher schmerzhaft werden könnte, wenn man Johannes vor dem Lehrer bloßstellen würde. Alle schwiegen. Johannes grinste verschmitzt und lehnte sich beruhigt nach hinten. Er hatte seine Klassenkameraden gut im Griff – dachte er.
Doch dann stand Luis auf.
„Ich weiß, wer den Schulhof unerlaubt verlassen hat“, sagte Luis leise.
Durch die Klasse ging ein Raunen. Luise zupfte Luis am Ärmel, um ihn zur Besinnung zu bekommen. Sie wusste, was ihm blühen würde. Luis schubste Luise zur Seite. Herr Huber schritt auf den Jungen zu und schaute ihn überrascht an.
„Du bist wohl der neue Schüler?“, fragte Herr Huber, „Luis Neuberth heißt du, ist das richtig?“
Luis nickte.
„Ich begrüße dich in deiner neuen Klasse“, sagte Herr Huber überaus freundlich, „da hast du ja einen tollen Start erwischt.“
Johannes saß angespannt auf seinem Stuhl. Er malte sich bereits aus, was er mit Luis anstellen würde. Den bösen Blick, den er Luis zuwarf, sah dieser gar nicht, da er mit dem Rücken zu Johannes stand.
„So“, fuhr Herr Huber fort, „und du willst also wissen, wer den Schulhof unerlaubt verlassen hat?“
Erneut nickte Luis.
„Dann bin ich aber mal gespannt“, grinste Herr Huber und verschränkte die Arme vor seinem Bauch.
In der Klasse war eine unerträgliche Spannung. Jeder wartete gespannt darauf, ob der Neue es wagen würde, Johannes zu verraten. Luis nutzte diese Spannung gerne aus und ließ sich mit seiner Aussage extrem viel Zeit. Ehe er etwas sagte, drehte er sich zu Johannes um und erntete dessen bösen Blicke. Seine neuen Klassenkameraden versuchten ihm Zeichen zu geben, nichts zu verraten.
„Na, Luis Neuberth?“, forderte Herr Huber, „willst du uns denn nun verraten, wer den Schulhof unerlaubterweise verlassen hat?“
„Das war…“, sagte Luis leise.
„Na?“, forderte der Lehrer wieder.
„Das war…ich“, erklärte Luis, „es tut mir Leid. Aber ich habe nicht gewusst, dass man den Schulhof während der Pausen nicht verlassen darf. Ich bin neu hier und ich habe nichts zu essen dabei gehabt. Fliege ich jetzt von der Schule?“
Allein das erstaunte Gesicht von Johannes hätte ihn verraten können, aber Herr Huber war ebenso überrascht.
„Bist du da sicher, Luis?“, fragte der Lehrer ungläubig.
„Aber natürlich bin ich mir sicher“, antwortete Luis verschmitzt, „oder glauben Sie, ich würde Sie jetzt sogar noch anlügen?“
Johannes konnte nicht fassen, was gerade geschah. Der Neue schien ihm die Show zu stehlen. Der hat es ganz schön drauf, ging ihm durch den Kopf. So viel Mut hätte er ihm gar nicht zugetraut.
„Dann werde ich dir als erste Amtshandlung eine Hausordnung zukommen lassen“, räusperte sich Herr Huber, „damit das nicht noch einmal vorkommt.“
Luis setzte sich wieder und Herr Huber drehte sich zur Tafel, um das Thema der Stunde anzuschreiben. Luise grinste Luis an und auch die anderen warfen ihm überraschte
Blicke zu. Johannes schickte ihm aus der letzten Reihe den erhobenen Daumen als Dankesgruß. Weder Johannes noch Luis konnten die nächste Pause abwarten. Herr Huber schenkte dem Vorfall keine weitere Beachtung mehr und kümmerte sich um die neuesten Mathe-Formeln.
Bald ertönte der Pausengong, Herr Huber beendete seinen Unterricht wie immer sehr pünktlich und verließ den Raum. Johannes war der Erste, der bei Luis am Tisch stand.
„Hey, Alter“, lobte er, „du bist ja mutiger als ich dachte.“
„Du hast Johannes gerettet“, ergänzte Luise, „wenn der Huber herausgefunden hätte, dass Johannes derjenige gewesen war, der den Schulhof verlassen hat, hätte der garantiert mindestens eine Woche zuhause bleiben müssen. Und Johannes kämpft sowieso schon mit der Versetzung.“
„Das war echt voll cool von dir“, lobte Jo-hannes erneut, „so einen wie dich können wir brauchen.“
„Brauchen?“, wunderte sich Luis, „was heißt das?“
„Johannes und ich haben eine Bande“, erklärte Luise, „und mutige Jungs wie dich können wir immer brauchen.“
„Eine Bande?“, fragte Luis misstrauisch nach, „ist das nicht so ein lächerlicher Kinderkram?“
„Wir sind die besten hier im Allgäu“, prustete Johannes, „das solltest du nicht vergessen.“
„Naja“, schnaufte Luis, „sehr mutig scheint ihr ja nicht zu sein. Sonst hättest du dich nämlich gemeldet. Man soll zu dem stehen, was man gemacht hat.“
„Bist wohl ein kleiner Klugscheißer, was?“, lästerte Johannes, „es hat dich ja keiner gezwungen, dich zu melden.“
„Pfft“, machte Luis.
„Aber immerhin hast du mich gerettet und deshalb würde ich dich gerne in die Bande mitaufnehmen“, meinte Johannes.
„Ich bin auch dabei“, sagte Luise.
„Und Maximilian“, ergänzte Johannes, „den kennst du doch schon.“
„Muss man da so ne Mutprobe machen, oder was?“, wollte Luis wissen.
„Ach was“, winkte Johannes ab, „das ist Kinderkram. Außerdem hättest du deine Mutprobe bereits bestanden.“
Diese Neuigkeit wollten Johannes und Luise sofort Maximilian mitteilen. Sie fanden ihn auf dem Pausenhof. Maximilian war von der Idee, Luis in die Bande aufzunehmen, weniger begeistert.
„Was wollen wir mit so einem Pimpf?“, meckerte er.
„Luis hat Mut“, sagte Johannes bestimmend, „auf jeden Fall hat er mehr Mut als du.“
„Ja und?“, wehrte Maximilian ab, „wir müssen schon Marie mit uns rumschleppen. Das reicht!“
„Marie ist meine Schwester, klar?“, brauste sich Johannes auf, „sie muss dabei sein, sonst bin ich auch nicht dabei. Du weißt genau, dass meine Eltern mich dazu zwingen, Marie mitzunehmen. Ich habe das auch nicht gewollt.“
„Na also“, fuhr Maximilian fort, „dann müssen wir Luis nicht auch noch mitnehmen. Wir sind schon zu viert.“
„Vergiss nicht, Max“, zeterte Johannes, „wer der Boss ist. Ich habe hier zu bestimmen. Luis ist dabei, ob es dir passt, oder nicht!“
„Außerdem können wir einen mutigen Jungen brauchen“, verteidigte Luise, „du bist unser Computerhirn, Maximilian. Das ist eben deine Stärke. Luis hat jede Menge Mut, das hat er gerade bewiesen. Ich bin auf jeden Fall dafür, dass Luis bei uns mitmacht.“
„Nur, weil wir uns schon ewig kennen, brauchst du mir noch lange nicht in den Rücken fallen“, meckerte Maximilian.
„Ich falle dir gar nicht in den Rücken“, wehrte sich Luise, „ich sage nur meine Meinung.“
„Ääh, Leute“, unterbrach Luis die Diskussion, „vielleicht fragt ihr mich mal, ob ich überhaupt in eurer Bande mitmachen möchte.“
Das Wort »Bande« sagte Luis mit verzogenem Gesicht und er rollte die Augen dabei. Nach wie vor hielt er eine Bande für Kinderkram. Luise und Johannes drehten sich zu Luis um und schauten ihn fragend an. Luis grinste die anderen an und ließ sich mit der Antwort sehr viel Zeit.
„Was ist?“, forderte Johannes, „willst du nun mitmachen, oder nicht?“
„Wo ist denn überhaupt eure Bande?“, fragte Luis, „ich meine, wo trefft ihr euch eigentlich?“
„Wir wohnen alle in Sonthofen“, erklärte Luise, „und du?“
„Ich jetzt auch“, bestätigte Luis, „und wo habt ihr euer Hauptquartier?“
Bei dem Wort »Hauptquartier« verzog Luis wieder sein Gesicht.
„Wir treffen uns immer an der Skateranlage“, erklärte Johannes, „bist du nun dabei?“
„Ich weiß nicht“, überlegte Luis.
„Was weißt du nicht?“, wollte Luise wissen.
„Das weiß ich auch nicht“, lächelte Luis.