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Kaum erreichen Tore, Milo und Lars die Eberstadter Tropfsteinhöhle, kommt es in der Höhle zu einer Explosion. Glücklicherweise ist nicht viel passiert, doch irgendwer scheint dafür sorgen zu wollen, dass die Höhle für Besucher geschlossen wird, denn immer wieder kommt es zu kleinen Unglücken. Wer steckt hinter diesen Anschlägen? Da bald das neue Besucherzentrum eingeweiht werden soll, beginnt für die drei Freunde ein Wettlauf mit der Zeit. Und sie haben schon eine heiße Spur...
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Seitenzahl: 87
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Glück im Unglück
Die Eberstadter Tropfsteinhöhle
Knapp verfehlt
Ein seltsamer Schlüssel
Unverhoffte Überraschung
Tore auf Abwegen
Rettung für die Tropfsteine
Der große Tag
Bereits am Vormittag hatten sich die drei Freunde Tore, Milo und Lars mit ihren Rädern auf den Weg in Richtung Eberstadter Tropfsteinhöhle gemacht. Ein langer und beschwerlicher Weg durch kühle Wälder und freie Felder in sengender Sonne lag hinter ihnen und fast mit letzter Kraft erreichten sie den großen Parkplatz unterhalb der Höhle. Das neue Besucherzentrum, das in wenigen Tagen eingeweiht werden sollte, war dicht umringt von zahlreichen Touristen. Der moderne Bau stellte das Bindeglied zwischen Geolehrpfad und der Besucherhöhle dar und lag direkt oberhalb eines kleinen Sees, der an zwei Seiten in felsige Abhänge eingebettet war. Gerade machte sich eine Gruppe Menschen auf den Weg zum Eingang der Höhle, der etwas oberhalb des modernen Besuchergebäudes lag. Der Weg dorthin führte an dem kleinen See entlang auf eine Anhöhe. Dort stand das ehemalige Kassenhäuschen, das durch das neue Besucherzentrum ersetzt wurde.
„Wenn wir uns beeilen“, rief Lars mit einem Blick auf die Uhr, „schaffen wir es noch zu der Führung, die gleich startet.“
„Sollen wir uns nicht lieber zuerst ein wenig ausruhen?“, schnaufte Tore und zeigte auf den kleinen See, „dort finden wir bestimmt ein lauschiges Plätzchen.“
„Ich bin auch fix und fertig“, stöhnte Milo, „lasst uns am See ausruhen.“
Lars stimmte seinen Cousins widerwillig zu und folgte ihnen. Ein schmaler Grasstreifen lud zum Verweilen ein. Die Freunde sicherten ihre Räder und machten es sich am Ufer bequem. Tore und Milo zogen ihre Schuhe und Socken aus und ließen ihre nackten Füße im Wasser baumeln. Lars blieb im Schatten sitzen und lehnte sich an einen Baum. Aus der Ferne waren Stimmen zu hören, die zeitweise vom Gezwitscher der Vögel übertönt wurden.
Bautz – krachte es plötzlich und die drei Jungen schreckten hoch. Wenige Sekunden nach dem Knall stieg eine dichte Staubwolke in den Himmel auf. Menschen schrien wild durcheinander.
„Was ist passiert?“, schrie Lars.
„Lasst uns schnell nachsehen“, schlug Tore vor.
„Da ist irgendwas explodiert“, vermutete Milo.
Tore, Milo und Lars liefen am Besucherzentrum vorbei den kleinen Anstieg hinauf. Menschen, die von oben bis unten eingestaubt waren, rannten ihnen entgegen. Als die Kinder eine kleine Hütte erreicht hatten, konnten sie den Höhleneingang sehen. Aus ihm quoll eine dichte Staubwolke und immer wieder tauchten hustende Besucher aus ihr auf.
„Da drinnen ist irgendwas in die Luft geflogen“, rief einer.
„Die Höhle ist einfach eingestürzt“, hustete ein anderer.
An der Hütte standen ein Mann und eine Frau, die sich angeregt unterhielten. Tore, Milo und Lars hörten, wie sich der Mann immer wieder entschuldigte und die Frau mit »Frau Ministerin« anredete.
„Herr Hinzelmann“, beruhigte die Ministerin den Mann, „wir sollten uns lieber um die Verletzten kümmern. Kommen sie!“
Die Ministerin und Herr Hinzelmann liefen an den drei Freunden auf eine Familie zu, die eben hustend aus der Höhle kam. Hinter der Familie sausten zwei junge Männer aus der Höhle und schauten die Ministerin ernst an. Es hatte den Anschein, als hätten sie der Frau etwas in die Hand gedrückt, ehe sie das Gelände verließen. Weitere Menschen kämpften sich durch die Staubwolke ins Freie. Zahlreiche Helfer fanden sich ein und kümmerten sich um die Besucher. Nur wenige Augenblicke später hörte man aus der Ferne Martinshörner, die sich der Höhle näherten. Tore, Milo und Lars unterstützten die Helfer so gut sie konnten. Scheinbar war niemand ernsthaft verletzt worden. Die meisten Besucher kamen wohl mit dem Schrecken davon und mussten lediglich wegen des Staubs husten. Schon brausten die ersten Rettungswagen um die Ecke. Zahlreiche Sanitäter stiegen aus den Fahrzeugen und kümmerten sich um die Verunglückten.
„Wie viele Menschen sind noch in der Höhle?“, rief ein Feuerwehrmann, der eben seine Handschuhe anzog.
„Es müssten alle draußen sein“, entgegnete ein Mann mit einer Taschenlampe.
Herr Hinzelmann mischte sich ein und erklärte, dass der Mann mit der Taschenlampe der Höhlenführer sei und diese bei einem Unglück als letzter verlassen würde. Inzwischen hatte sich die Staubwolke etwas gelockert und die Sanitäter hatten die Lage im Griff. Die Ministerin kam auf Herrn Hinzelmann zu und sofort begann dieser wieder, sich für das Unglück zu entschuldigen.
„Was hat der denn für ein Problem?“, meinte Tore.
„Die Ministerin“, erklärte ein Mann, um den sich die Kinder kümmerten, „ist hier, um das Besucherzentrum einzuweihen. Ist doch klar, dass die Verantwortlichen die Höhle von ihrer besten Seite zeigen möchten. Da kommt solch ein Unglück eigentlich zum falschen Zeitpunkt.“
„Was ist denn überhaupt passiert?“, fragte Milo.
„Das weiß ich gar nicht so genau“, erzählte der Mann, „wir waren ziemlich weit in der Höhle unterwegs, als es plötzlich einen lauten Knall gab. Dann nahm uns eine riesige Staubwolke die Sicht. Unser Höhlenführer hatte uns angewiesen Ruhe zu bewahren und ihm zu folgen. Vielleicht hat dieser seltsame Mann...“
Der Mann unterbrach mitten im Satz und schreckte auf.
„Der Mann und das Mädchen“, rief er lautstark, „sie sind noch da drin.“
„Was meinen Sie?“, fragte Tore.
„In der Höhle haben ein Mann und ein Mädchen abseits der Gruppe die Tropfsteine begutachtet. Sie gehörten aber nicht zu uns. Die waren schon vor uns in der Höhle.“
Der Mann stand auf und lief auf einen der Feuerwehrmänner zu. Tore, Milo und Lars folgten ihm. Kaum hatte der Mann von den beiden Vermissten berichtet, rief der Feuerwehrmann ein paar Kollegen zu sich. Im Eiltempo stattete sich die Truppe mit Atemgeräten und Lampen aus und marschierte auf den Höhleneingang zu. Tore, Milo und Lars blieben mit dem Mann zurück. Herr Hinzelmann kam auf sie zu.
„Was ist los?“, fragte er aufgeregt.
„Abseits unserer Gruppe war ein Mann mit einem Mädchen. Keine Ahnung, was die da gemacht haben. Ich fürchte, die sind noch da drin.“
„Wir werden sie bestimmt retten“, versuchte Herr Hinzelmann der Ministerin zu erklären, die sich zu ihnen gestellt hatte.
Die Ministerin winkte nur ab und schaute gespannt in Richtung Höhleneingang. Die Feuerwehrmänner waren längst in der Höhle verschwunden und zahlreiche Schaulustige hatten sich versammelt, um die Rettungsaktion zu verfolgen. Inzwischen waren die meisten Besucher versorgt und der leitende Notarzt meldete Herrn Hinzelmann, dass keine ernsthaften Verletzungen zu beklagen seien. Tore, Milo und Lars stierten wie alle anderen auch auf den Höhleneingang, aus dem immer noch Staub drang. Der Kommandant der Feuerwehr stand in unmittelbarer Nähe der drei Freunde und so konnten Tore, Milo und Lars hören, als sich das Rettungsteam aus der Höhle meldete.
„Wir haben noch niemanden gefunden!“, krächzte eine Stimme aus dem Funkgerät.
„Verstanden, over“, antwortete der Kommandant.
„Unsere Männer haben alles im Griff“, berichtete Herr Hinzelmann der Ministerin, die das Geschehen ebenfalls verfolgte.
„Herr Hinzelmann“, sagte die Ministerin, „es ist nicht angebracht, dass Sie als Verantwortlicher die Sache herunterspielen, aber es ist momentan viel wichtiger, dass die beiden Vermissten aus der Höhle geholt werden. Über alles andere können wir uns gerne später unterhalten.“
Der Mann erschrak und hielt inne. Tore, Milo und Lars mussten trotz der angespannten Lage leise kichern. »Schleimer« flüsterte Lars den beiden anderen ins Ohr.
„Habt ihr etwas gefunden?“, rief der Kommandant in sein Funkgerät.
„Keine Spur!“, meldete die Gegenseite.
Hier und da hustete jemand, ansonsten war es ruhig auf dem Platz. Alle warteten gespannt, ob die Retter mit ihrem Einsatz erfolgreich waren.
„Sind Sie sicher, dass tatsächlich noch jemand in der Höhle ist?“, fragte der Kommandant den Mann, der von den beiden Vermissten berichtete.
„Ich bin mir ziemlich sicher“, nickte der Mann.
„Vorhin sind aber zwei Männer aus der Höhle gekommen“, meldete Milo, „die sind gleich verschwunden. Waren die das vielleicht?“
„Das waren meine Bodyguards“, fiel die Ministerin Milo sofort ins Wort, „die waren aber bei der Gruppe dabei. Sie sollten sich auch ein Bild von der Höhle machen.“
Mit dieser Antwort gaben sich alle sehr schnell zufrieden und warteten weiter gespannt ab. Noch immer hatte sich die Staubwolke am Höhleneingang nicht vollständig aufgelöst. Ohne Atemschutz hätte man die Höhle nicht betreten können. Zwischenzeitlich hatten ein paar Polizisten damit begonnen, Zeugen zu dem Unglück zu befragen. Ihre Arbeit war noch nicht abgeschlossen, als plötzlich das Funkgerät des Feuerwehrkommandanten zu rauschen begann.
„Wir haben zwei Personen gefunden. Allem Anschein nach handelt es sich um einen Mann und ein junges Mädchen.“
„Sind sie wohlauf?“, fragte der Kommandant.
„Der Mann ist bei Bewusstsein, das Mädchen nicht“, meldete die Stimme aus dem Funkgerät.
„Wir brauchen sofort medizinische Versorgung und Tragen am Höhleneingang“, rief der Feuerwehrmann den Sanitätern entgegen.
Umgehend machte sich ein weiteres Helferteam bereit, um die beiden Verletzten am Höhleneingang zu übernehmen. Die Schaulustigen verfolgten gespannt das Geschehen.
„Wir werden beide Personen problemlos bergen können“, berichtete die Stimme aus dem Funkgerät.
„Hier draußen ist alles bereit“, bestätigte der Kommandant.
Tore, Milo und Lars ließen den Höhleneingang nicht mehr aus den Augen. So spannend hatten sie sich ihren Ausflug zur Tropfsteinhöhle nicht vorgestellt. Da! Eben konnte man das Licht der Scheinwerfer am Höhlenausgang zappeln sehen. Dem Licht folgte die Gruppe der Retter. Ein Feuerwehrmann trug ein Mädchen auf dem Arm und zwei andere führten einen Mann aus der Höhle. Tore, Milo und Lars schauten die beiden Vermissten an und bekamen einen riesen Schreck.
„Professor Nussbaum“, rief Lars.
„Lisa“, schrie Tore und rannte auf die Retter zu.
Im letzten Moment erhaschte ihn ein Feuerwehrmann und zog Tore zurück. Dieser wehrte sich mit Händen und Füßen, konnte sich aber nicht befreien.
„Lassen Sie mich los“, tobte er, „das ist meine Freundin. Sie sollen mich loslassen. Ich will zu ihr. Was ist mit ihr? Warum reagiert sie nicht?“
Tore war außer sich. Milo und Lars kamen herbeigeeilt und versuchten ihn zu beruhigen. Die Retter führten den Professor an Tore, Milo und Lars vorbei. Der Wissenschaftler blieb kurz stehen und schaute die drei Jungen an und lächelte gezwungen.
„Macht euch keine Sorgen“, hustete er, „Lisa wird wieder ganz gesund. Ich verspreche es euch.“
Tore schaffte es, Lisa wenigstens kurz über das Gesicht zu streicheln, ehe die Sanitäter sie auf die Trage legten und zum Krankenwagen brachten.
„Kennt ihr den Professor?“, fragte sie auf einmal Herr Hinzelmann.
„Ja“, antwortete Lars, während Milo noch immer seinen Bruder beruhigte, „wir haben ihn und seine Tochter kennen gelernt, als er die Kriegsstollen in Obrigheim untersucht hat. Seine Tochter und wir sind inzwischen gute Freunde. Lisa ist sogar die richtige Freundin meines Cousins.“
„Wohin werden sie gebracht?“, wollte Tore wissen.
„Ich denke, man bringt sie ins Buchener Krankenhaus“, antwortete Herr Hinzelmann, „dort werden sie gut versorgt. Macht euch keine Sorgen.“