Tore, Milo & Lars - Das Geheimnis am Katzenbuckel - Marco Banholzer - E-Book

Tore, Milo & Lars - Das Geheimnis am Katzenbuckel E-Book

Marco Banholzer

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Beschreibung

Tore, Milo & Lars verbringen die Ferien auf dem Katzenbuckelturm. Bereits bei der Anreise beginnt das Abenteuer. Ein junger Mann droht im Katzenbuckelsee zu ertrinken. Die Freunde retten ihn und erfahren von einem Geheimnis am Katzenbuckel. Und dieses Geheimnis scheint wie ein Fluch auf dem erloschenen Vulkan zu liegen, denn auch im Turm finden Tore, Milo & Lars keine Ruhe. Jemand möchte sie scheinbar vertreiben. Ob das etwas mit dem Geheimnis am Katzenbuckel zu tun hat?

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Inhaltsverzeichnis

Rettung in letzter Sekunde

Abgetaucht

Geheimnisvoller Fund

Spuren über Spuren

Nächtliche Suche

Ein schwerer Koffer

Unbekannte Besucher

Auf alten Spuren

Rettung in letzter Sekunde

Wieder einmal war Schloss Neuburg in Obrigheim nahezu restlos ausgebucht und es gab kaum Platz für Tore, Milo und Lars. Onkel Albert schlug deshalb vor, dass die Kinder die Ferien im Katzenbuckelturm verbringen könnten. Milo, der immer etwas mehr Angst hatte als sein Bruder Tore und sein Cousin Lars, war von dieser Idee nicht sonderlich begeistert. Dennoch wollte er kein Spielverderber sein und fuhr anstandslos mit.

„Das werden bestimmt tolle Ferien“, versicherte Philipp, „und mit dem Turm habt ihr eine echt abenteuerliche Unterkunft.“

„Wie meinst du das?“, fragte Milo misstrauisch.

„Naja“, erzählte Philipp, „der Katzenbuckel ist mit über sechshundert Metern die höchste Erhebung hier im Odenwald. Da der Katzenbuckelturm direkt oben am Gipfel steht, hat man eine herrliche Aussicht. Dummerweise steht er mitten im Wald und damit fernab von jeder Zivilisation.“

„Das ist doch prima, wenn wir keine Nachbarn haben“, rief Tore begeistert, „dann können wir so laut sein, wie wir wollen und stören niemanden. Blöd nur, dass uns niemand schreien hört, wenn uns jemand überfällt. Nicht wahr, Milo?“

„Blödmann“, schnauzte Milo, während er Tore einen Hieb versetzte.

„Du kannst uns gerne hier absetzen“, lenkte Lars ab und zeigte auf das Restaurant, das nach der steilen Anfahrt zum Katzenbuckel vor ihnen auftauchte.

„Aber Kinder“, meinte Philipp, „ich bringe euch so nah wie möglich an den Turm, damit ihr das schwere Gepäck nicht allzu weit tragen müsst.“

Philipp steuerte den Wagen am Restaurant vorbei und lenkte ihn auf Wunsch der Kinder in die erste Parklücke. Tore, Milo und Lars stiegen aus und genossen die frische Luft. Der Sommer zeigte sich von seiner besten Seite. Der Himmel war tiefblau, kaum eine Wolke war zu sehen. Aus dem Wald blies ein angenehm kühler Wind und die Kinder freuten sich bereits auf den Turm. Auf ihren Turm.

„Ihr müsst vorsichtig sein“, mahnte Philipp, „der Turm birgt ein seltsames Geheimnis.“

„Was denn für ein Geheimnis?“, wollte Milo wissen.

„Man erzählt sich, dass mancher Kompass auf dem Turm verrücktspielt“, erklärte Philipp, „von seltsamen Abweichungen ist da die Rede. Wenn ihr einen Kompass dabei habt, könnt ihr das mal ausprobieren.“

„Das werden wir sicher tun“, schmunzelte Lars, „kommt Jungs, wir machen uns auf den Weg.“

Philipp hob die letzten Gepäckstücke aus dem Kofferraum und stöhnte, als er Tores Rucksack griff.

„Was hast du denn alles eingepackt?“, lachte er.

„Nur ein bisschen Proviant, damit wir nicht verhungern“, erklärte Tore.

„Erwartest du noch deine ganze Schulklasse?“, lästerte Philipp und stellte die schwere Tasche ab.

Tore lachte und auch Lars und Milo konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. Nachdem alles ausgeladen war, setzten sie ihre Rucksäcke auf, schnappten die übrigen Gepäckstücke und verabschiedeten sich von Philipp. Bepackt wie Maultiere marschierten die Kinder am Parkplatz entlang in Richtung Katzenbuckelsee. Lars führte die Truppe an und Milo kroch mit seinem schweren Rucksack und einer ebenso schweren Tasche hinter Tore her. Kaum hatten sie einen weiteren Parkplatz erreicht, hörten sie plötzlich laute Rufe. Lars blieb stehen und setzte seine Taschen ab.

„Hört ihr das?“, fragte er und hielt sich den Zeigefinger vor den Mund.

„Da ruft jemand um Hilfe“, war sich Tore sicher.

„Das kommt von da unten“, überlegte Lars und zeigte auf einen sichtbaren Einschnitt im Gelände.

Dort zeichnete sich ein schmaler Pfad ab. Lars wies die anderen an ihre Taschen an die Seite zu stellen und rannte los. Rechts und links des Pfades erhoben sich schroffe Felsen. Der Weg wurde schnell breiter und die Kinder konnten einen kleinen See erkennen, der in das felsige Gelände eingebettet war. Der See war nicht größer als zwei Fußballfelder und schien – zumindest auf den ersten Blick – sehr flach zu sein. Ziemlich genau in der Mitte des Sees wedelte ein Mann mit den Armen und paddelte immer wieder im Wasser, um nicht unterzugehen.

„So helft mir doch“, schrie er, „ich kann nicht schwimmen. Hilfe!“

Tore, Milo und Lars blieben vor Schreck für eine Sekunde lang wie angewurzelt stehen, ehe sie hektisch nach einer Rettungsmöglichkeit suchten. Schließlich versuchten sie am Ufer entlang näher an den Verunglückten zu kommen. Auf dem Weg dorthin entdeckten sie im Gebüsch etwas, das aussah wie ein hölzernes Boot. Der Mann im Wasser paddelte weiter um sein Leben, tauchte hin und wieder für Sekunden unter, bevor er laut prustend wieder auftauchte. Unaufhörlich rief er um Hilfe. Tore, Milo und Lars legten das Boot mit bloßen Händen frei und zogen ohne Rücksicht auf Verletzungen Gestrüpp und dornige Äste weg. Bald konnten sie den Kahn zum Ufer ziehen.

„Los!“, schrie Lars, „ab damit ins Wasser. Helft mir!“

„Woher willst du wissen, dass es wasserfest ist?“, rief Tore.

„Wir werden wohl keine Zeit haben, das zu überprüfen“, antwortete Lars schnell, „los, packt mit an!“

Mit aller Kraft zerrten die drei Kinder das Boot ins Wasser. Mitsamt Schuhen und Strümpfen stapften sie in den See und sprangen in das Gefährt. Da sie keine Ruder hatten, paddelten sie aufgeregt mit den Armen. Lars lehnte sich links und Tore rechts über die Planken. Milo wies den beiden den Weg. Pausenlos und unermüdlich knallten die Arme der beiden ins Wasser und setzten das Boot langsam in Bewegung. Der Mann tauchte inzwischen immer länger unter. Die Jungen mussten sich beeilen. Zentimeter um Zentimeter schob sich das Boot näher an den Ertrinkenden heran. Tore und Lars kämpften, als ginge es um ihr eigenes Leben. Milo saß angespannt hinter ihnen und drückte ganz fest die Daumen.

„Ihr habt es gleich geschafft“, rief er aufgeregt, „nur noch ein paar Meter.“

„Hilfe!“, schrie der Mann panisch, als er kurz mit dem Gesicht aus dem Wasser tauchte.

Tore und Lars setzten ihre gesamten Kräfte ein, bis das Boot endlich den Mann erreichte. Dieser griff in letzter Sekunde nach Tores Hand. Woher Tore die Kraft nahm, wusste er nicht, doch gelang es ihm den Mann soweit aus dem Wasser zu holen, dass dieser sich an den Planken festhalten konnte. Lars und Milo kamen Tore zu Hilfe und gemeinsam zogen sie den Mann, der kräftig hustete und schwer atmete, in das Boot hinein. Wie ein nasser Sack plumpste der Gerettete auf den Boden und die drei Jungen paddelten zurück Richtung Ufer. Langsam atmete der Mann, der kaum älter als zwanzig Jahre zu sein schien, etwas ruhiger. Obwohl es ziemlich warm war, zitterte er vor Kälte.

„Wir müssen ihn schleunigst ans Ufer bringen“, befahl Lars.

Tore, Milo und Lars ruderten so gut sie konnten und erreichten bald das rettende Ufer. Der Verunglückte hatte sich inzwischen deutlich erholt und half kräftig mit, das Boot an Land zu ziehen. Danach ließ er sich auf den Boden fallen und atmete tief durch.

„Das war Rettung in letzter Sekunde“, schnaufte er erschöpft, „ich bin euch ein Dankeschön schuldig.“

„Das ist schon in Ordnung“, winkte Lars ab und schüttelte seine nassen Schuhe ab.

„Was ist denn überhaupt passiert?“, wollte Tore wissen.

„Ich bin mit meinem Schlauchboot auf dem Wasser gewesen. Plötzlich bin ich an irgendetwas hängengeblieben. Mein Schlauchboot hat einen Riss bekommen und ehe ich etwas machen konnte, ging es unter. Dummerweise kann ich nicht schwimmen, wisst ihr?“

„Was haben Sie denn auf dem See gewollt?“, wollte Milo wissen.

„Mein Junge“, lachte der Mann, „ihr müsst wirklich nicht »Sie« zu mir sagen. Ich heiße Norbert.“

Die drei Kinder stellten sich nacheinander vor und Milo wiederholte seine Frage.

„Ich habe etwas gesucht“, erklärte Norbert.

„Etwas gesucht?“, staunte Lars, „auf dem Wasser?“

„Sicher wisst ihr, dass der Katzenbuckel ein Vulkan gewesen ist, oder?“

„Ein echter Vulkan?“, fürchtete sich Milo, „heißt das, er könnte jederzeit wieder ausbrechen?“

„Nein“, lachte Norbert, „das tut er sicher nicht. Der Katzenbuckel ist zuletzt vor mehreren Millionen Jahren ausgebrochen. Da müsst ihr keine Angst mehr haben.“

„Dann stehen wir sozusagen genau auf dem Krater?“, interessierte sich Lars.

„Auch diese Frage muss ich verneinen“, grinste Norbert, „ich meine, es ist so um 1970 gewesen. Da hat man hier Sprengungen durchgeführt und genau an dieser Stelle ist Grundwasser zutage getreten. Der eigentliche Krater ist ganz woanders.“

„Aber was genau hast du gesucht?“, fragte Tore.

„Der Katzenbuckel birgt ein Geheimnis. Das erzählt man sich. Von unterirdischen Kammern ist da die Rede und von seltsamen Dingen, die hier vorgehen.“

„Meinst du das mit dem Kompass, der sich komisch verhält, wenn man auf dem Turm steht?“, wollte Lars wissen.

„Das ist gar nicht so seltsam“, klärte Norbert auf, „das Gestein oben am Gipfel ist ziemlich magnetithaltig. Da kann ein Kompass schon mal durcheinander kommen. Aber das Geheimnis, das ich suche, ist von anderer Natur. Irgendwo hier unter dem Wasser soll eine geheime Höhle sein, so sagt man zumindest. Keine Ahnung, wie das sein kann. Aber ich habe diese gerne finden wollen. Tja, und jetzt sitze ich hier, bin pudelnass und friere. Ich kann euch gar nicht sagen, wie dankbar ich euch bin, dass ihr mich gerettet habt. Aber ich sollte jetzt zusehen, dass ich nach Hause und aus den nassen Sachen komme. Ich wohne hier gleich um die Ecke in Waldkatzenbach.“

„Deshalb kennst du dich hier so gut aus“, meinte Tore.

„Nicht ganz“, nickte Norbert, „das haben wir in der Schule gelernt. Ist aber schon eine Weile her. Normalerweise wohne ich woanders, aber zurzeit mache ich hier, äh, Urlaub. Ja, ich mache hier Urlaub.“

Mit diesen Worten stand Norbert auf und verabschiedete sich. Mit seinen nassen Schuhen hinterließ er auf dem trockenen Boden eine unverkennbare Spur. Tore, Milo und Lars beschlossen, den Kahn zurück ins Gebüsch zu schieben, ehe sie ihren Weg zum Turm fortsetzten. Gemeinsam zogen sie das schwere Boot durch das Dickicht zurück an seinen Platz. Jetzt, da das Holz mit Wasser vollgesogen war, war es noch schwerer. Die Jungen mussten sich kräftig anstrengen, schafften es am Ende aber doch, das Boot wieder genau dort abzustellen, wo sie es gefunden hatten. Um es etwas zu verdecken, warfen sie Gestrüpp darüber. Niemand sollte erkennen, dass sie sich den Kahn ausgeliehen hatten. Gerade als sie fertig waren und zurück zu ihrem Gepäck wollten, stand plötzlich ein kräftiger, großer Mann am Ende des Weges. Er schien sehr aufgeregt zu sein und fuchtelte mit den Armen. Offensichtlich war er deutlich älter als Norbert.

„He da“, rief er, „was treibt ihr da? Ihr habt hier nichts verloren.“

Sein fast kahler Kopf glänzte in der Sonne, Schweiß rann ihm von der Stirn und wurde von einem kräftigen Oberlippenbart gebremst. Der Mann wirkte sehr kraftvoll und baute sich wie eine Mauer vor den Kindern auf.

„Das ist kein Privateigentum“, meckerte Lars mutig, „den See kann jeder besichtigen.“

„Besichtigen ja, aber nicht rumschnüffeln“, brummte der Mann, „verschwindet hier, der See ist gefährlich.“

„Der ist doch ganz flach“, erwiderte Tore.