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Niklas Nielsen verbringt mit seiner Familie die Ferien am Schönberger Strand. In der Nacht scheint es im Haus zu brennen. Niklas Nielsen ist sicher, dass ein Brandstifter unterwegs ist, aber niemand will ihm glauben. Bei der Jagd nach dem Schönberger Feuerteufel bekommt Niklas Nielsen Unterstützung von Tim, der mit einem ganz anderen Problem kämpft: Er möchte etwas gegen die Verschmutzung der Ostsee durch Plastikmüll tun. Gemeinsam packen die beiden Jungen ihre Abenteuer an und erleben Sommerferien der ganz besonderen Art ...
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Seitenzahl: 148
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Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Beißender Geruch stieg Niklas Nielsen in die Nase, als er aufwachte. Um ihn herum war alles dunkel. Wo war er? Es fiel ihm schwer die Augen offenzuhalten. Niklas Nielsen musste gähnen und dabei spürte er erneut den seltsam beißenden Geruch. Eines war sicher, er lag nicht in seinem Bett. Vorsichtig tastete Niklas Nielsen den Untergrund, auf dem er lag, ab. Ein Sofa, dachte er. Dann fiel es ihm wieder ein. Mit seiner Familie war er erst heute Nachmittag in der Ferienwohnung am Schönberger Strand angekommen. Die Wohnung kannte er noch nicht. Langsam erinnerte er sich an immer mehr Details. Nur dieser seltsame Geruch, den konnte er nach wie vor nicht zuordnen.
In der Dunkelheit musste sich der Junge in der noch unbekannten Ferienwohnung erst einmal orientieren. Er erinnerte sich plötzlich wieder daran, dass er noch eine Sendung schauen wollte. Darauf hatte er sich die ganze Fahrt über gefreut. Eine kleine Belohnung, wie er fand, nach der langen Urlaubsfahrt. Familie Nielsen war viel später am Schönberger Strand angekommen als geplant. Viele Staus und ein Unfall auf ihrer Strecke hatten deutlich Zeit gekostet. Seine Eltern waren von der Anreise sehr müde und wollten früh ins Bett.
»Wenn du den Fernseher nicht allzu laut stellst, kannst du deine Sendung gerne noch ansehen«, hatte Herr Nielsen gesagt.
Niklas Nielsen hatte zwar ein eigenes Zimmer in der Ferienwohnung, aber darin war kein Fernseher. Deshalb blieb er alleine im Wohnzimmer auf dem gemütlichen Sofa liegen. Irgendwann muss er jedoch eingeschlafen sein. Müde rieb sich der Junge die Augen und sah sich im Zimmer um. Durch die Terrassentür und die Fenster fand ein wenig Licht den Weg in den Raum. Der Fernseher war nicht mehr an. Hatte er ihn im Schlaf selbst ausgeschaltet? Niklas Nielsen fand keine Antwort. Erneut erwischte ihn dieser beißende Geruch. Der Junge spürte, wie der Gestank langsam die Nase hochstieg, sich auf seiner Lunge ausbreitete und ihn zum Husten zwang. Was war das nur? Er konnte den Duft nicht zuordnen. Es roch nicht nach verbranntem Papier, auch nicht nach verkohltem Holz. Auch brennendes Gummi roch anders. Was war das nur? Mitten in der Nacht konnte er kaum etwas erkennen. Die Laterne auf der Straße war viel zu weit weg, als dass diese das Wohnzimmer der Ferienwohnung komplett ausleuchten konnte. Süßlich roch es in dem Zimmer und Niklas Nielsen musste erneut husten. Sein erster Gedanke war, dass es einen Kurzschluss im Sicherungskasten gegeben haben könnte. Langsam erhob sich Niklas Nielsen vom Sofa. Mit seinem Fuß angelte er nach seinen Schuhen, die irgendwo unter dem kleinen Wohnzimmertisch verschwunden waren. Während er die Schuhe anzog, schnüffelte Niklas Nielsen vorsichtig, aus welcher Richtung der unangenehme Geruch kommen könnte. Zögerlich stand der Junge auf und tastete sich zum Lichtschalter an der Wohnungstür. Die Ferienwohnung bestand aus dem großen Wohnraum, in dem auch eine Küchenzeile und eine Essecke Platz fanden. Darüber hinaus gab es zwei Schlafzimmer, die durch zusätzliche Türen von dem großen Wohnbereich abgegrenzt waren. In einem dieser Zimmer schliefen die Eltern von Niklas Nielsen. Die Tür war geschlossen. Als der Junge das Licht anknipste, überlegte er kurz, ob er seine Eltern wecken sollte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es kurz nach Mitternacht war. Lange hatte Niklas Nielsen also noch nicht geschlafen. Seine Eltern schliefen schon deutlich länger. Sollte er sie wecken? Nach der langen Anreise hatten sie eine ruhige Nacht verdient, beschloss Niklas Nielsen. Leise suchte der Junge nach dem Sicherungskasten. Immer wieder traf ihn eine Wolke des beißenden Geruchs, die ihn husten ließ. Hinter einer Metallklappe fand Niklas Nielsen schließlich den Sicherungskasten. Vorsichtig roch er an den einzelnen Sicherungen, aber hier schien alles in Ordnung zu sein. Der Geruch kam nicht von hier, da war sich Niklas Nielsen sicher. Immer noch versuchte er herauszufinden, nach was es tatsächlich gerochen hatte. Eine ausgeblasene Kerze war es ebenso wenig wie schmelzendes Plastik. Aber was konnte das sein? Wieder musste er husten. Schnell presste Niklas Nielsen seine Hand vor die Nase und seinen Mund, damit er nicht mit seinem Husten seine Eltern aufwecken würde. Bald redete sich der Junge ein, dass der Geruch vielleicht normal sei und die neuen Möbel so seltsam riechen würden. Doch das wäre ihm am Mittag bereits aufgefallen, als er mit seiner Familie die Ferienwohnung betreten hatte. Völliger Quatsch. Nein, das konnte es nicht sein. Die Herdplatte in der Küchenzeile war ausgeschaltet und es roch auch nicht, als wäre etwas auf dem Herd angebrannt. Niklas Nielsen hatte das Gefühl, dass sich der Geruch leicht verstärkt hatte. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, die Eltern zu wecken? Lange überlegte der Junge, was er tun sollte.
Inzwischen hatte er alle Ecken der Unterkunft untersucht. Auch im Badezimmer schien die Ursache des Geruches nicht zu finden zu sein. Was nun? Niklas Nielsen stand inmitten des großen Wohnzimmers und überlegte. Immer wieder schlich eine Brise des seltsamen Duftes in seine Nase. Er konnte sich nicht einfach ins Bett legen, die Zimmertür schließen und schlafen. Tausende Gedanken schossen ihm in wenigen Sekunden durch den Kopf. Niklas Nielsen beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen. Nachdem er in der Wohnung nichts finden konnte, überlegte er, im Hausflur auf die Suche zu gehen.
Auf leisen Sohlen tapste er zur Wohnungstür. Vor dem Schlafzimmer der Eltern blieb er kurz stehen und lauschte an der Tür. Leise hörte er seinen Vater schnarchen. Wieder spürte er ein Kribbeln im Hals. Schnell nahm er die Hand vor den Mund und unterdrückte die Hustenattacke so gut es ging. Nur zwei Schritte vom Schlafzimmer der Eltern entfernt erreichte der Junge die Wohnungstür. Die Mutter hatte die Tür abgeschlossen, als die Eltern zu Bett gegangen sind. Der Schlüssel steckte im Schloss. An ihm baumelte ein ovaler Anhänger mit der Aufschrift „App. 13“.
»Das haut ja hin«, flüsterte Niklas Nielsen, als er langsam den Schlüssel drehte, um die Tür zu öffnen, »Appartement dreizehn, meine Glückszahl. Das war ja eigentlich klar.«
Plötzlich hörte er draußen jemanden husten. Offenbar fiel der seltsame Geruch nicht nur Niklas Nielsen auf. Mit einem lauten „Klack“ entriegelte das Schloss. Leise drückte Niklas Nielsen die Türklinke nach unten. Ehe er die Tür öffnete, drehte er sich noch einmal in Richtung Schlafzimmer. Dort blieb alles ruhig. Dann zog er langsam und leise die Tür auf. Kaum war die Tür einen Spalt breit geöffnet, wurde der beißende Gestank stärker und Niklas Nielsen spürte sofort wieder einen Hustenreiz. Kurz verschloss der Junge die Wohnungstür und unterdrückte mit der flachen Hand vor seinem Mund den Hustenreiz. Schnell zog er ein Taschentuch aus der Hosentasche und hielt es vor seinen Mund. Anschließend öffnete er die Tür und sah hinaus auf den Flur. Eine Notbeleuchtung erhellte den Raum. Niklas Nielsen blickte zur Haustür. In diesem Moment schloss die Türe des Ferienhauses mit einem kurzen Quietschen und einem unüberhörbaren „Klack“. Niklas Nielsen erschrak.
»Ist da gerade jemand abgehauen?«, fragte er sich leise. Ohne lange zu überlegen sauste er auf leisen Sohlen zurück ins Wohnzimmer. Durch die breite Terrassentür konnte er im fahlen Mondlicht erkennen, dass tatsächlich irgendwer eiligst das Gelände verlassen wollte. Ob Mann, ob Frau, ob Kind - das konnte der Junge nicht erkennen. Plötzlich schlug sein Herz schneller. Was spielte sich hier ab? Hatte jemand absichtlich diesen ekelhaften Gestank verursacht? Er hatte doch kurz zuvor jemanden husten hören. War das derjenige, der gerade davongelaufen war? Aufgeregt huschte er zur Wohnungstür zurück und lief auf den Hausflur. Kaum hatte er den Flur betreten, musste er husten. Außer ihm schien niemand hier zu sein. Sofort presste er sein Taschentuch vor Mund und Nase. Eilig blickte er sich in dem breiten Flur um. Plötzlich fiel ihm etwas auf, was ihm einen riesigen Schrecken einjagte. Von der Kellertreppe, die direkt neben der Haustür nach unten führte, schlich weißer Dampf herauf.
»Feuer!«, dachte Niklas Nielsen laut.
Für ein paar Sekunden blieb er regungslos stehen.
»Feuer!«, sagte er erneut, aber im Schreckzustand brachte er dieses Wort nur sehr leise über seine Lippen.
Dann erst wurde ihm bewusst, dass er, seine Familie und alle, die dieses Haus bewohnten, in großer Gefahr waren.
»Feuer! Es brennt! Feuer!«, schrie er ganz laut und rannte zur Haustür, um den Flüchtenden unter Umständen doch noch zu erwischen.
Doch dieser war sicher längst über alle Berge. Oder war der Unbekannte nach draußen gerannt, um die Feuerwehr zu rufen? Aber wo ist er dann hin? Niklas Nielsen machte auf dem Absatz kehrt und raste in die Ferienwohnung zurück. Er durfte jetzt keine Zeit mehr verlieren.
»Feuer! Es brennt!«, rief er und rannte zu seinen Eltern ins Schlafzimmer, »Mama, Papa, wacht auf! Es brennt! Wir müssen hier raus! «
In Sekundenbruchteilen waren seine Eltern aufgesprungen und rochen ebenfalls den beißenden Geruch.
Nachdem sich Niklas Nielsen vergewissert hatte, dass seine Eltern wach waren, rannte er sofort nach draußen. Obwohl der Flüchtende sicher schon über alle Berge war, wollte der Junge noch lange nicht aufgeben. Vielleicht würde er irgendwas Verdächtiges sehen oder finden. Oder es würde sich tatsächlich aufklären, ob der Unbekannte die Feuerwehr gerufen hatte. Als er über den Flur zur Haustür rannte, kratzte erneut der beißende Geruch in seinem Hals. Ein Mann eilte die Treppen herunter, als Niklas Nielsen die Haustür erreichte. Er hatte ein Handy am Ohr und telefonierte aufgeregt. Hastig rief er die Adresse des Ferienhauses in das Telefon. Hinter dem Mann kamen immer mehr Menschen die Stufen herunter und drängten nach draußen an die frische Luft. Überall hustete jemand und manche schrien panisch. Schnurstracks sauste Niklas Nielsen wieder nach draußen. Er war sich ganz sicher, dass der Brand absichtlich gelegt worden war. Und er war der einzige, der den vermeintlichen Brandstifter gesehen haben könnte. Niklas Nielsen war sich sicher, dass der Unbekannte, den er gesehen hatte, nicht davongerannt war, um die Feuerwehr zu rufen. Das machte für den Jungen keinen Sinn. Aber würde man ihm glauben, wenn er erzählen würde, was er gesehen hatte? Er musste etwas finden, das seine Beobachtungen stützte. Viele der Bewohner hatten inzwischen den Vorgarten erreicht. Fassungslos vergewisserten sie sich immer wieder, ob tatsächlich alle Bewohner die rettende Freiheit erreicht hatten. Niklas Nielsen hatte inzwischen schon wieder andere Sorgen.
»Wo rennst du denn hin?«, rief ihm seine Mutter aufgeregt hinterher, »Niklas, bleib hier!«
Aber Niklas konnte seine Mutter nicht hören, nein, er wollte sie in diesem Moment nicht hören. Die Straße führte in der einen Richtung zum Strand und in der anderen Richtung zur Hauptstraße. Niklas Nielsen wählte den Weg zur Hauptstraße. Wenn er wirklich einen Brandstifter verfolgen würde, dachte der Junge, dann würde dieser sicher nicht zum Strand abhauen. In der Hoffnung, vielleicht das Fluchtauto entdecken zu können, rannte Niklas Nielsen die Straße entlang. Die verkehrsberuhigte Straße führte direkt zu der Verbindungsstraße, die vom Schönberger Strand in Richtung Holm und Kalifornien führte. An dieser Hauptstraße angekommen, blickte er nach links und nach rechts, aber er konnte nichts Verdächtiges wahrnehmen. Wütend darüber, dass er keine Spur des Flüchtenden finden konnte, trat er den Heimweg an. Unterwegs wurde er von zwei Feuerwehrautos überholt, die mit Blaulicht und Tatütata um die Ecke bogen. Noch bevor Niklas Nielsen das Ferienhaus erreicht hatte, waren die Männer der Feuerwehr bereits im Haus verschwunden und untersuchten mit Atemschutzmasken den Kellerbereich. Die Feriengäste warteten vor dem Gebäude und konnten sich keinen Reim darauf machen, was da gerade passiert war. Inzwischen hatte auch ein Streifenwagen der Polizei den Einsatzort erreicht. Zwei Uniformierte stiegen aus und verschafften sich einen Überblick über die Geschehnisse. Der Mann, der offenbar die Feuerwehr alarmiert hatte, nahm sofort Kontakt zu den beiden Beamten auf. In Windeseile erklärte er ihnen, dass jemand „Feuer“ geschrien hätte. Davon sei er aufgewacht und habe sofort seine Frau geweckt. Dann habe er schon diesen seltsam beißenden süßlichen Geruch wahrgenommen. Es habe außergewöhnlich gerochen, gab der Mann an. Als er den Hausflur betreten hatte, konnte er schon den Rauch sehen und hatte die Feuerwehr gerufen. Einer der Polizisten notierte die Aussage des Mannes. Inzwischen hatten mehrere Feuerwehrmänner Decken an die wartenden Gäste verteilt, denn die Nacht war trotz Hochsommers ziemlich kühl.
Auf der Suche nach seinen Eltern kam Niklas Nielsen an dem Polizisten und an dem Mann vorbei, der die Feuerwehr gerufen hatte.
»Das ist der Junge«, sagte der Mann und deutete auf Niklas Nielsen.
Erschrocken drehte sich Niklas Nielsen um.
»Hast du das Feuer bemerkt?«, fragte der Polizist.
Niklas Nielsen nickte.
»Kannst du mir das einmal genauer erzählen?«, fragte der Polizist freundlich.
»Gerne«, nickte Niklas Nielsen erneut, »ich bin wohl vor dem Fernseher eingeschlafen und als ich aufgewacht bin, habe ich diesen komischen Geruch bemerkt. Wir sind erst heute Nachmittag hier angereist und daher habe ich zunächst gedacht, dass der Geruch normal sei. Aber als ich ständig habe husten müssen, ist mir das doch komisch vorgekommen. Zuerst habe ich den Sicherungskasten untersucht, aber da ist der Geruch nicht hergekommen. Ich habe auf dem Flur nachsehen wollen, weil ich jemanden habe husten hören. Im Flur ist der Gestank noch viel heftiger gewesen und von der Kellertreppe ist langsam etwas Dampf nach oben gekommen. Dann habe ich ganz schnell meine Eltern geweckt.«
»Das hast du sehr gut gemacht, mein Junge«, lobte der Polizist.
»Ich denke auch, dass uns der Junge das Leben gerettet hat«, stimmte der andere Mann zu, »nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn der Junge nicht sofort richtig reagiert hätte.«
Der Polizist nickte zustimmend und lächelte Niklas Nielsen an.
»Ist dir sonst irgendetwas Verdächtiges aufgefallen?«, wollte der Polizist weiter wissen.
»Da ist jemand gewesen, der schnell weggerannt ist«, erklärte Niklas Nielsen.
Der Polizist und auch der Mann zuckten erschrocken zusammen.
»Es ist jemand weggerannt?«, fragte der Polizist ungläubig, »bist du sicher?«
»Ganz sicher«, schwor Niklas Nielsen, »ich habe den Qualm erkannt und im gleichen Moment ist die Haustür ins Schloss gefallen. Ich bin dann sofort zurück in unsere Wohnung gerannt, weil wir doch eine große Terrassentür haben. Da habe ich gesehen, dass jemand vorbeigehuscht ist. Außerdem habe ich ja wie gesagt jemanden husten hören.«
»Kannst du diesen Unbekannten irgendwie beschreiben?«, fragte der Polizist.
»Leider nicht«, schüttelte Niklas Nielsen den Kopf, »es ist ja alles so schnell gegangen und durch die Gardinen an der Terrassentür habe ich nicht wirklich viel erkennen können.«
»War es denn eine Frau oder eher ein Mann?«, hakte der Polizist nach, »jung oder eher älter?«
Doch so sehr Niklas Nielsen auch überlegte, er konnte sich nicht erinnern. Er hatte ja nur für einen kurzen Moment einen Schatten gesehen, mehr nicht.
Der Mann und der Polizist sahen sich für einen Augenblick ungläubig an.
»Bist du dir denn überhaupt sicher, dass du jemanden gesehen hast?«, fragte der Polizist plötzlich.
»Ich bin mir ganz sicher, wirklich«, betonte Niklas Nielsen, »und gehustet hat ja schließlich auch jemand.«
»Dass jemand bei diesem Gestank hustet, ist ja nicht weiter verdächtig. Das kann ja auch irgendein Hausbesucher gewesen sein«, meinte der Polizist.
In diesem Augenblick kam ein Feuerwehrmann aus dem Haus und steuerte auf die kleine Gruppe um Niklas Nielsen zu. Schon auf dem Weg nahm er seine Atemschutzmaske vom Kopf und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Ein harmloser Kurzschluss«, erklärte er kurz und nickte dabei dem Mann und Niklas Nielsen zu, »nichts Schlimmes. Irgendwie ist wohl ein Kabel zu heiß geworden und hat einen Schwelbrand ausgelöst.«
Der Polizist schaute Niklas Nielsen fragend an. Der Junge konnte für einen kurzen Augenblick gar nichts sagen. Hatte er sich den Flüchtenden tatsächlich nur eingebildet? Hatte vielleicht dieser Typ die Feuerwehr gerufen? Aber der Mitbewohner auf der Treppe hatte doch die Feuerwehr an der Strippe. Das hatte Niklas Nielsen deutlich gehört. Immerhin hat der Mann die Adresse durchgegeben. Niklas Nielsen war sich sicher, dass an der ganzen Sache etwas faul war. Er konnte nicht glauben, dass alles so harmlos gewesen sein sollte, wie es der Feuerwehrmann berichtete.
»Können Sie denn Fremdverschulden ausschließen?«, fragte der Polizist den Feuerwehrmann, während er einen kritischen Blick in Richtung Niklas Nielsen warf.
»Ganz ausschließen kann man so etwas niemals«, antwortete der Feuerwehrmann, »aber in diesem Fall ist die Sache relativ klar. Ein klassischer Kurzschluss unten in der Zentralversorgung.«
Niklas Nielsen lief es zunächst eiskalt und dann brühwarm den Rücken hinunter. Er spürte wie die Schamesröte sein Gesicht ausfüllte. Inzwischen hatten sich auch seine Eltern zu ihm gestellt. Den Blick seines Vaters kannte der Junge und er verhieß nichts Gutes.
»Sie hören es«, flötete der Polizist, »ihr Junge hat sich sicherlich getäuscht. Das kommt schon mal vor.«
Herr Nielsen lächelte verlegen.
»Trotzdem sind wir ihm zu großem Dank verpflichtet. Hätte er nicht so umsichtig reagiert, wer weiß, was passiert wäre«, ergänzte der Polizist.
Niklas Nielsen stand noch immer fassungslos da. Vielleicht war es genau in diesem Moment, als er sich schwor, das Gegenteil und damit die Wahrheit zu beweisen. Er war sich absolut sicher, dass er jemanden gesehen hatte. Und dieser jemand musste etwas mit dem angeblichen Kurzschluss zu tun haben. Darin bestand kein Zweifel, zumindest für ihn.
»Aber wieso habe ich dann gesehen, wie die Haustür ins Schloss gefallen ist? Die muss doch jemand zuvor geöffnet haben«, fragte Niklas Nielsen mutig und wütend zugleich.
»Es kann durchaus sein«, erklärte der Mann von der Feuerwehr, »dass sich die Tür in dem Moment geöffnet hat, als du die Wohnungstür aufgemacht hast. Da entsteht ein Luftdruck und der kann so etwas schon mal auslösen.«
Niklas Nielsen fühlte sich ziemlich veräppelt. Wie sollte ein Luftzug die schwere Haustür so weit öffnen, dass sie kurz darauf wieder ins Schloss fallen würde? Das war ausgesprochener Schwachsinn.
»Wir sehen«, meinte der Polizist kurz, »es gibt für alles eine logische Erklärung, aber es gibt offenbar keinen Beweis dafür, dass hier ein möglicher Brandstifter am Werk gewesen ist.«
Frau und Herr Nielsen stimmten dem Polizisten durch ein deutliches Kopfnicken zu. Beide wollten ihren Sohn zurück in die Wohnung begleiten, aber Niklas Nielsen wehrte sich.
Die übrigen Bewohner des Hauses hatten inzwischen wieder den Weg zurück in ihre