Die besten Ärzte - Sammelband 71 - Katrin Kastell - E-Book

Die besten Ärzte - Sammelband 71 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

Willkommen zur privaten Sprechstunde in Sachen Liebe!

Sie sind ständig in Bereitschaft, um Leben zu retten. Das macht sie für ihre Patienten zu Helden.
Im Sammelband "Die besten Ärzte" erleben Sie hautnah die aufregende Welt in Weiß zwischen Krankenhausalltag und romantischen Liebesabenteuern. Da ist Herzklopfen garantiert!

Der Sammelband "Die besten Ärzte" ist ein perfektes Angebot für alle, die Geschichten um Ärzte und Ärztinnen, Schwestern und Patienten lieben. Dr. Stefan Frank, Chefarzt Dr. Holl, Notärztin Andrea Bergen - hier bekommen Sie alle! Und das zum günstigen Angebotspreis!

Dieser Sammelband enthält die folgenden Romane:

Chefarzt Dr. Holl 1836: Die kleine Lügnerin
Notärztin Andrea Bergen 1315: Die zärtliche Trösterin
Dr. Stefan Frank 2269: Hochzeit in Eis und Schnee
Dr. Karsten Fabian 212: Geliebte zarte Heiderose
Der Notarzt 318: Wer sich die Hände in Unschuld wäscht ...


Der Inhalt dieses Sammelbands entspricht ca. 320 Taschenbuchseiten.
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Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 562

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Katrin Kastell Marina Anders Stefan Frank Ulrike Larsen Karin Graf
Die besten Ärzte - Sammelband 71

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben

Für die Originalausgaben:

Copyright © 2014/2016/2018 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Vervielfältigungen dieses Werkes für das Text- und Data-Mining bleiben vorbehalten.

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2024 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Covermotiv: © Photoroyalty / Shutterstock

ISBN: 978-3-7517-7818-3

https://www.bastei.de

https://www.luebbe.de

https://www.lesejury.de

Die besten Ärzte - Sammelband 71

Cover

Titel

Impressum

Inhalt

Chefarzt Dr. Holl 1836

Die kleine Lügnerin

Die Notärztin 1315

Die zärtliche Trösterin

Dr. Stefan Frank 2269

Hochzeit in Eis und Schnee

Dr. Karsten Fabian - Folge 212

Die wichtigsten Bewohner Altenhagens

Geliebte zarte Heiderose

Der Notarzt 318

Wer sich die Hände in Unschuld wäscht …

Guide

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Contents

Die kleine Lügnerin

Ein Kind braucht dringend Hilfe

Von Katrin Kastell

Die Eltern der achtjährigen Sabine haben sich zuletzt nur noch gestritten, und jetzt ist der Papa von zu Hause ausgezogen.

Für Sabine ist die Trennung ein Schock, der aus dem fröhlichen, ausgeglichenen Mädchen eine Außenseiterin macht. Statt durch gute Noten fällt sie jetzt durch Aggressionen und freches Verhalten auf.

Als sie nach einer Prügelei in der Schule in die Notaufnahme der Berling-Klinik eingeliefert wird, sitzen Mama und Papa plötzlich wieder einträchtig an ihrem Bett. Ganz so wie eine richtige Familie.

Sabine tut es fast leid, als sie noch am selben Tag entlassen wird. Doch jetzt weiß sie, was sie tun muss: Sie muss länger in der Klinik bleiben, damit die Eltern Tag für Tag gemeinsam an ihrem Bett sitzen und sich auf diese Weise wieder näherkommen. Im Kopf des kleinen Mädchens nimmt ein fataler Plan Gestalt an …

„Ich will aber wach bleiben, bis der Papa kommt! Er hat versprochen, mir heute Abend eine Geschichte zu erzählen!“

„Bienchen, der Papa muss länger arbeiten. Wenn er heimkommt, schaut er bei dir rein und gibt dir einen schmatzenden Kuss!“, tröstete Marianne Salamander ihre siebenjährige Tochter.

„Aber er hat es versprochen!“ Sabine schwankte zwischen Tränen und Empörung.

„Schatz, nicht traurig sein! Der Papa macht es wieder gut. Am Wochenende hat er frei, und dann ist er nur für dich da.“

„Hat wieder jemand nicht aufgepasst und einen Autounfall gebaut, und der Papa muss ihm das Leben retten?“, fragte das Kind ein wenig altklug.

Die Mutter nickte.

„Das ist gemein! Warum kann nicht jemand anders Leben retten, und der Papa kommt zu uns?“

„Das weiß ich auch nicht, Bienchen.“ Liebevoll deckte Marianne Salamander ihr Kind zu.

„Singst du für mich?“, bat die Kleine.

„Aber natürlich! Du bist mein größter und einziger Fan. Für dich singe ich immer!“ Marianne stimmte ein Schlaflied an. Ihre Altstimme klang wie Samt und hüllte das Mädchen in einen warmen Kokon ein. Das Lied wiegte es in den Schlaf.

Als ihre Tochter eingeschlafen war, blieb die Mutter noch lange an ihrem Bett sitzen und betrachtete sie zärtlich.

Warum machte Olaf nur alles falsch? Beim Gedanken an ihren Mann wurde sie traurig. Ihm entging so viel. Sabine wurde viel zu schnell groß und würde im Handumdrehen erwachsen sein.

***

Dr. Olaf Salamander arbeitete als Notarzt in der Berling-Klinik in München. Marianne wusste, dass er seine Zeit nicht unnütz verschwendete, sondern anderen Menschen in Not half, wenn er Sabine und sie einmal mehr enttäuschte. Sie wusste, dass er ein guter Mensch war und sich bemühte, in seinem Beruf Gutes zu tun. Ein Trost war das nicht.

Marianne war einsam. Sosehr sie sich gemeinsam mit ihrem Mann auch ein Kind gewünscht hatte, so war es doch nie ihre Absicht gewesen, dieses Kind alleine großzuziehen. Sie hatte von einem lebendigen Familienleben geträumt. Bei den Träumen war es bisher geblieben.

Olaf war einfach nie da. Er arbeitete in der Notaufnahme, übernahm Dienste mit dem Notarztwagen und nahm ständig an Fortbildungen teil, die meist nicht in München stattfanden. Selbst wenn er zu Hause war, zog es ihn magisch zu dem Stapel medizinischer Fachzeitschriften auf seinem Schreibtisch, der nie kleiner werden wollte.

Marianne arbeitete wieder halbtags in einer großen Kanzlei als Steuerberaterin, seitdem Sabine in den Kindergarten gegangen war – inzwischen ging sie schon zur Schule. Ganz ohne Beruf wäre ihr zu Hause die Decke auf den Kopf gefallen. Auch sie schätzte berufliche Herausforderungen und wurde an die schwierigen Fälle gesetzt.

Ein Stück weit konnte sie ihren Mann daher durchaus verstehen. Dennoch fand sie nicht richtig, wie er seine Familie konsequent auf den zweiten Platz in seinem Leben verwies. In erster Linie war er Ehemann und Vater und erst in zweiter Linie Arzt – so sah sie das zumindest.

Nachdem sie die Küche fertig hatte, machte Marianne sich eine Flasche Rotwein auf und schenkte sich ein Glas ein. Sie machte kein Licht an, sondern saß im Dunkeln im Wohnzimmer und ließ ihre Gedanken schweifen.

War das ihr Leben? Wollte sie, dass es so weiterging? Alles in ihr lehnte sich gegen diese Vorstellung auf. Sie hatte nicht geheiratet und eine Familie gegründet, um letztendlich alleine zu sein. Ihr lag an einer liebevollen Beziehung zu ihrem Partner und an gelebten Gemeinsamkeiten.

Liebte sie Olaf? Die Frage traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Natürlich liebte sie ihn. Er war ihr Mann! Seit zehn Jahren waren sie zusammen, und es hatte vor ihm keinen Mann gegeben, der ihr auch nur annähernd so viel bedeutet hatte wie er. Und doch blieb die Frage in ihrem Sinn: Liebte sie ihn noch?

Um neunzehn Uhr hatte er an diesem Donnerstagabend zu Hause sein wollen, und nun ging es auf dreiundzwanzig Uhr zu. Er hatte angerufen und ihr gesagt, dass es später werden würde. Das tat er immer. Im Grunde gab es nichts, was sie ihm vorwerfen konnte, denn bei allem, was er tat, war er bedacht und auf seine Weise rücksichtsvoll. Selbstverständlich tat er es nicht aus egoistischen Motiven, sondern weil er ein guter Mensch war.

Eine grollende Wut stieg in ihr hoch. Nicht einmal böse durfte sie ihm sein, wenn er Tag für Tag seine Versprechen brach und nie da war, wenn sie ihn brauchte. Durfte man einem halben Heiligen, der sich für das Wohl der Menschheit derart ins Zeug legte, böse sein? Durfte man diesem Musterbild eines Retters Vorwürfe machen, wenn er vor Erschöpfung grau im Gesicht dann doch irgendwann aus der Klinik kam?

Marianne war es leid, sich permanent zurückzunehmen und Verständnis aufzubringen. Sabine und sie waren auch noch da, und auch sie wollten gerettet werden. Sie hatte keinen Heiligen geheiratet, sondern einen Mann, um mit ihm zu leben. Gab es für Olaf nur seinen Beruf und die Karriere, dann hätte er keine Familie gründen dürfen, fand sie.

Kurz nach Mitternacht hörte sie, wie sich sein Schlüssel im Schloss der Wohnungstür drehte. Leise schlich er herein, um niemanden zu wecken – ganz der rücksichtsvolle Ehemann. Als er das Licht im Wohnzimmer anmachte und sie im Sessel entdeckte, fuhr er erschrocken zusammen.

„Um des lieben Himmels willen! Hast du mich erschreckt! Warum sitzt du denn im Dunkeln?“, fragte er erstaunt.

„Da denkt es sich besser, wenn die Gedanken düster sind. Olaf, so geht es nicht weiter!“

Er gähnte, und sie konnte sehen, wie müde und erledigt er war. Das gewohnte Mitgefühl, Fürsorge und Zuneigung bereiteten ihr ein schlechtes Gewissen. Er hatte einen langen Tag gehabt und gehörte ins Bett. Das war nicht der richtige Zeitpunkt, um Probleme zu wälzen, denn am anderen Morgen musste er wieder früh raus.

„Lass uns am Wochenende einmal in aller Ruhe reden, wenn du ausgeschlafen hast!“, ruderte sie zurück und stellte sich und ihre Bedürfnisse wie immer in die zweite Reihe.

„Marianne, es tut mir so leid!“

Die Miene kannte sie. Aus dem gemeinsamen Wochenende würde wieder nichts werden.

„Doktor Krämer ist krank geworden, und sie brauchen dringend jemanden für den Bereitschaftsdienst im Notarztwagen, und da konnte ich doch nicht Nein sagen. Das verstehst du doch? Nächstes Wochenende habe ich regulär Dienst, aber am Wochenende darauf, da habe ich dann frei und …“

Marianne hörte ihm nicht mehr zu. Sie stand auf und ging ins Badezimmer und dann ins Bett. Es hatte keinen Sinn. An alldem würde sich nie etwas ändern. Gegen die Rettung der Menschheit hatte sie als einsame Frau keine Chance.

„Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte er besorgt, als er sich neben sie legte.

„Mit mir ist alles in bester Ordnung, Olaf. Du dagegen solltest deine Prioritäten überdenken! Sabine hat heute Abend geweint, weil sie unbedingt auf dich und die versprochene Geschichte warten wollte.“

„Das mache ich wieder gut! Wir holen das nach!“, versprach er.

„Wir sind keine Kinder mehr, Olaf, und irgendwann begreift man im Leben, dass man nichts nachholen kann. Noch weint Sabine, wenn du fortbleibst. Irgendwann wird sie sich daran gewöhnt haben und dich nicht mehr vermissen – genau wie ich.“

„Marianne, sei nicht sauer! Es war eine Massenkarambolage auf der A8, und alle mussten mit anpacken. Drei Tote hat der Unfall gefordert. Da konnten wir nichts mehr tun. Schlimm! Warum fahren die Leute nicht vorsichtiger?“, berichtete Olaf noch ganz benommen von dem Leid, das er gesehen hatte.

„Wenn du darauf wartest, dass die Leute keine Unfälle mehr bauen und gesund bleiben, bis du dich an uns erinnerst, dann wird das nie sein“, unterbrach Marianne ihn spitz.

„Ich bin Arzt und …“

„Ja, du bist Arzt. Das ist es, was du zurzeit bist, Olaf, und ausschließlich das. Vater, Ehemann – das solltest du sein, aber du bist es nicht. Olaf, ich schaffe das nicht alleine. Ich kann unsere Familie nicht ohne dich zusammenhalten. Zu einer Beziehung gehören immer zwei und zu einer intakten Familie Vater und Mutter. Entweder du nimmst deinen Platz ein, oder …“ Sie sprach es nicht aus.

Das musste sie auch nicht, denn sie hörte ihren Mann leise schnarchen. Er war eingeschlafen. Marianne Salamander lag noch sehr lange wach, und ihre Gedanken drehten sich in einem Karussell, das nicht anhalten wollte, sosehr sie sich auch darum bemühte, ihm zu entkommen.

Sie war zutiefst unglücklich und wusste nicht, wie viel Zeit sie Olaf noch geben konnte, um zu erkennen, dass er etwas ändern musste, wenn er sie nicht verlieren wollte. Auf Dauer konnte und wollte sie so nicht weitermachen.

***

„Doktor Salamander, herzlichen Dank, dass Sie so kurzfristig eingesprungen sind!“, bedankte sich Dr. Stefan Holl, der Leiter der Berling-Klinik, bei seinem Kollegen. „Das nächste Mal überlegen Sie sich das bestimmt dreimal nach dem Hölleneinsatz heute.“

„Grippewelle und Wintereinbruch – Doktor Krämer ist ein Glückspilz. Einen besseren Zeitpunkt, um sich zu erkälten, hätte er nicht finden können. Trotzdem ein armer Wicht. Lieber arbeiten und gesund sein, als immerzu die Nase putzen und keine Luft bekommen“, antwortete Olaf und kämpfte vergeblich gegen das Gähnen an.

„Da haben Sie auch wieder recht. Wir brauchen unbedingt noch einen Notarzt, damit es nicht jedes Mal zu so einem Engpass kommt, wenn einer ausfällt. Die Stelle ist von der Verwaltung längst genehmigt, und ich muss nur noch einen passenden Bewerber finden. Leider ist das nicht so einfach, wie ich es mir wünschen würde.“

Die Ärzte standen in der Einfahrt der Rettungswagen und beobachteten müde, wie das nächste Team losfuhr. Es war Samstagabend Ende Januar, und das Notfallteam hatte seit dem frühen Morgen keine Pause gehabt. Der Winter war mit Macht über München und das umliegende Land hereingebrochen, und es wollte nicht mehr aufhören zu schneien. Die Räumfahrzeuge waren hoffnungslos überfordert, und auf den Straßen herrschte Chaos.

Eine Unfallmeldung jagte die andere, und für Olaf, der mit dem Notarztwagen vom Morgen an draußen unterwegs gewesen war, hatte das erste Problem schon darin bestanden, irgendwie an die Unfallstellen heranzukommen. Der Schnee fiel dicht und machte es den Rettern so schwer wie jedem anderen Autofahrer, ihr Ziel zu erreichen.

„Soll ich noch einmal rausfahren?“, bot Olaf dem Klinikleiter an, weil er wusste, dass es nach wie vor eng war und jede Hand gebraucht wurde.

„Nein! Sie gehen heute nur noch heim und genehmigen sich ein warmes Bad“, bestimmte Stefan Holl. „Heute Nacht und in den nächsten Tag soll das Schneetreiben weitergehen. Wir müssen alle Pausen machen. Alles andere hat keinen Sinn. Ich regle noch ein paar Dinge, dann versuche ich auch, irgendwie durchzukommen und zu meiner Familie zu fahren.“

Olaf nickte müde. Er war froh, keinen weiteren Einsatz überstehen zu müssen, denn ihm fielen vor Erschöpfung fast die Augen zu.

„Ich haue mich gleich hier in einem der Bereitschaftszimmer aufs Ohr. Bis ich durch dieses Chaos heimkomme, ist die Nacht rum“, meinte er und gähnte. „Dann bis morgen früh in alter Frische!“

„Das ist weise“, sagte Stefan Holl mit einem Blick auf die Uhr und überlegte, ob er es ihm nachmachen und in der Klinik bleiben sollte.

Es war nach zwanzig Uhr. Selbst wenn er es schaffte, zu seiner Frau und seinen vier Kindern heimzufahren, würde er vor Müdigkeit nur ins Bett fallen und nichts von ihnen haben. Das Risiko, sich bei diesem Wetter ins Auto zu setzen, war das eigentlich nicht wert.

„Besser wäre es wohl, wenn ich auch hier übernachte. Mal sehen, was Julia dazu meint. Ich hatte mich sehr auf dieses Wochenende mit meiner Familie gefreut. Meine zwei Großen, Marc und Dani, wollten eigentlich für den Rest der Familie kochen und die Küche übernehmen. Das haben sie uns zu Weihnachten geschenkt. Natürlich ohne festen Termin, und wir haben einmal zu oft gespöttelt. Dieses Wochenende wollten sie ernst machen.“ Er lächelte ein wenig traurig.

„Und jetzt wird ohne Sie geschlemmt?“, wollte Olaf wissen.

„Na, das wäre das Allerletzte!“ Dr. Holl grinste. „So leicht kommen mir die Zwillinge nicht davon, obwohl ich mir nicht so ganz sicher bin, ob ihre Kochkünste eine wahre Gaumenfreude sind. Wir haben es auf unbestimmte Zeit verschoben.“

„Ist Ihre Familie bei solchen Dingen immer so flexibel?“

„Anders geht es nicht bei unserem Beruf, oder? Ich meine, es gibt genug äußere Termine, an denen sich nichts ändern lässt. Wir verpassen auch so schon viel zu viel. Zum Glück konnte ich gestern Abend absehen, dass ich das Wochenende in der Klinik sein werde.“

„Unser Bienchen ist jetzt sieben“, sagte Olaf.

„Schon? Wie die Zeit vergeht!“, rief Dr. Holl. Seine Fachrichtung war die Gynäkologie, und er hatte Marianne Salamander während ihrer Schwangerschaft betreut und Sabine auf die Welt geholt.

„Ja! Sie ist eine kleine Dame geworden, ein Schulmädel und wollte kurz vor Weihnachten das erste Mal heiraten. Das junge Glück hat sich dann allerdings nach den Ferien zerstritten. Gott sei Dank! Ich bin noch nicht bereit für einen Schwiegersohn!“

Sie lachten, aber Olaf wurde gleich wieder ernst.

„Meine Tochter ist mir das Kostbarste, und ich bedauere sehr, dass ich so viel weg bin. Sie ist zu klein, um zu begreifen, dass ich keine andere Wahl habe. Gestern hat sie mich am Telefon gefragt, ob ich nicht Finanzer werden könne.“

„Finanzer?“, fragte Dr. Holl schmunzelnd.

„Der Papa ihrer besten Freundin arbeitet beim Finanzamt, und sie hat mitbekommen, dass er abends immer zur selben Zeit heimkommt und an den Wochenenden zu Hause ist. Meine Kleine möchte lieber einen Finanzer zum Papa haben und keinen Onkel Doktor.“

„Kluges Mädchen! Für meine vier Kinder und meine Frau ist es auch nicht leicht. Natürlich habe ich versucht, ein guter Vater zu sein und für sie da zu sein, aber bei unserem Beruf glänzt man zwangsweise viel zu oft durch Abwesenheit. Wichtige Schulaufführungen – ein Notfall, und alle Versprechungen sind ungültig. Familienfeste – ein Notfall, und ich stürme davon, obwohl die Gäste gerade erst kommen. Das ist nicht schön und stellt für eine Familie immer wieder eine Härteprobe dar.“

„Wie geht Ihre Familie damit um?“

„Ich habe das große Glück, dass meine Frau Julia selbst Ärztin ist und aus einer Arztfamilie stammt. Obwohl sie für unsere Kinder den Beruf aufgegeben hat, weiß sie, unter welchen Zwängen ich stehe. Sie hat mir nie Vorwürfe gemacht und vieles alleine übernommen, was wir eigentlich gemeinsam hätten entscheiden und tun sollen. Es ist, wie es ist“, antwortete Stefan Holl.

Er spürte, dass Dr. Salamander nicht ohne Grund fragte. Vielleicht brachte seine Frau nicht genügend Verständnis für seine oft langen Arbeitszeiten auf.

„Marc und Dani, unsere Zwillinge, sind jetzt zwanzig. Sie studieren und gehen ihre eigenen Wege. Es freut mich, dass Marc auch Arzt werden möchte – trotz der Erfahrungen mit mir als Vater. Da kann ich zumindest nicht alles falsch gemacht haben“, erzählte der Klinikleiter.

Olaf erfuhr, dass Chris, das mittlere Kind der Holls, mitten in der Pubertät steckte und seine Eltern oft schrecklich peinlich fand.

„Und dann kommt er manchmal und schmust verspielt wie als kleiner Bub. Ich gebe mir große Mühe, als Gesprächspartner präsent zu sein, wann immer er es braucht. Ob mir das immer so geling, ist fraglich, aber mehr als bemühen kann ich mich nicht.“

Er zuckte die Schultern. Stefan Holl hatte gelernt, nicht nur anderen, sondern auch sich selbst, mit Güte zu begegnen. Keiner konnte mehr als sein Bestes geben.

„Und dann gibt es da noch Juju, unser Nesthäkchen. Sie ist elf und eine Künstlerin darin, sich die Aufmerksamkeit zu holen, die sie braucht. Um sie mache ich mir da am wenigsten Sorgen. Sie macht das toll.“

Der Chefarzt verstummte kurz und dachte einen Moment nach, ehe er fortfuhr.

„In einigen Jahren, wenn meine Kinder erwachsen sind und selbst Kinder haben, werden sie mir unter Umständen Vorwürfe machen und sagen, dass ich zu oft und immer, wenn es wichtig war, in ihrer Kindheit gefehlt habe. Verdenken könnte ich es ihnen nicht. Mir ist wichtig, dass sie zu jeder Zeit wissen, wie lieb ich sie habe und dass sie mir wichtig sind. Solange sie das wissen, ist es gut.“

Olaf ging nach dem Gespräch nachdenklich in sein Bereitschaftszimmer. Er merkte sehr wohl, dass es Marianne in den letzten Monaten nicht gut ging. Ihre Unzufriedenheit zeigte sich in allem, was sie sagte und tat. Wusste sie, dass er Bienchen und sie liebte und dass sie ihm das Wichtigste waren?

Kaum. Er nahm sich fest vor, daran etwas zu ändern, als er nach dem Telefon griff, um Marianne zu informieren, dass er an diesem Abend nicht heimkam.

„Gut! Schlaf gut!“, reagierte sie gleichgültig, was ihn irritierte.

„Ich komme bei dem Schnee kaum durch und …“

„Es ist in Ordnung, Olaf!“, unterbrach sie ihn kühl.

„Marianne, ich weiß, ich habe in diesem Winter zu viel gearbeitet. Das mache ich gut. Ich verspreche es dir! Wir werden im Frühling viel gemeinsam unternehmen. Vielleicht kann ich in Bienchens Osterferien ein paar Tage Urlaub bekommen und dann …“

„Das sehen wir dann, Olaf.“

„Ihr fehlt mir und …“

„Ist noch etwas? Ich bin wirklich müde und habe keine rechte Lust zu reden.“

Er schluckte. So kannte er seine Frau gar nicht. Er hatte sich in eine lachende und ständig vor sich hin summende und lachende Marianne verliebt. Ihr Frohsinn und ihre Heiterkeit hatten ihn besonders angezogen, weil er selbst eher ernst war. Wo waren ihr unvergleichliches Lachen und ihr Humor geblieben? Was war nur passiert? War er allein für die Verbitterung in ihrer Stimme verantwortlich?

„Wie geht es Bienchen?“, fragte er und wollte zu gerne doch noch das Eis brechen, um ihr sagen zu können, wie sehr er sie liebte.

„Wenn dich das tatsächlich interessiert, solltest du dich häufiger um sie kümmern. Schlaf gut!“ Sie legte auf.

Olaf wählte ihre Nummer noch einmal und hoffte inständig, dass das Gespräch nur unterbrochen worden war. Marianne nahm nicht mehr ab. Sie hatte keine Lust, mit ihm zu reden. Ihr Maß war voll, und sie wusste nicht mehr, ob es sich überhaupt lohnte, um diese Ehe zu kämpfen.

Sabine hatte den ganzen Nachmittag auf ihren Papa gewartet und sich am Abend in den Schlaf geweint, obwohl ihre Mutter alles getan hatte, um das Kind zu trösten. Immer und immer wieder hatte Marianne der Kleinen beteuert, wie lieb der Papa sie habe und dass er immer an sie dachte.

Die Worte kamen der Mutter nach diesem Tag leer und bedeutungslos vor. Es waren Floskeln. Vielleicht stimmte es sogar, und Olaf liebte sein Kind. Das änderte nichts daran, dass er es bitter enttäuschte – wieder und wieder und wieder. Bienchen hatte etwas Besseres verdient.

Marianne war es vollkommen egal, warum Olaf als Ehemann und Vater versagte. Gründe, Erklärungen und Entschuldigungen interessierten sie nicht mehr. Er versagte, und sie war es leid, ihm alles nachzusehen und die Scherben hinter ihm aufzuräumen. Es war genug!

Olaf überlegte, ob er nicht doch noch heimfahren sollte, aber an diesem Abend konnte er das Ruder nicht mehr herumreißen. Er war zu müde zum Streiten. Marianne und er mussten reden, aber dafür waren sie zu erregt und viel zu erschöpft im Augenblick. Es war besser, einen ruhigeren Moment abzuwarten.

***

„Papa!“ Sabine war voller Freude, als ihr Vater am Sonntagnachmittag nach Hause kam, und rannte auf ihn zu. Er breitete die Arme aus, fing sie auf und drehte sich lachend mit ihr im Kreis.

„Papa, Mama und ich haben eine ganz lange Schneewanderung im Park gemacht mit meinem Schlitten. Das war toll. So viel Schnee!“, erzählte die Kleine begeistert. Bis Sabine gegen zwanzig Uhr zu Bett ging, belegte sie ihren Vater voll und ganz mit Beschlag und war selig, ihn endlich einmal für sich zu haben.

Olaf genoss die Zeit mit seinem Kind und entspannte sich, als er Marianne ein paarmal lächeln sah. Es war noch nichts verloren, dachte er erleichtert. Jede Ehe lief durch bessere und schlechtere Phasen. Das war ganz normal. Sie schafften das!

Zum Einschlafen erzählte er Sabine eine lange Geschichte, in der es natürlich um eine wunderschöne Prinzessin ging, die wundersame Abenteuer erlebte und dabei überall neue, faszinierende Freunde fand.

„Nicht aufhören, Papa!“, murmelte das Kind, als es kaum noch die Augen offen halten konnte, und er erzählte weiter, bis es eingeschlafen war. Dann deckte er seine Tochter zärtlich zu und schlich aus dem Zimmer.

Marianne saß im gemeinsamen Arbeitszimmer an ihrem Schreibtisch und sah Unterlagen durch. Sie hob kaum den Kopf, als ihr Mann zu ihr trat, und arbeitete weiter. So hatte er sich den Abend nicht vorgestellt. Ein wenig hilflos blieb er neben ihrem Stuhl stehen und wartete.

„Bienchen konnte gar nicht genug bekommen von der Geschichte“, sagte er, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen.

„Sie mag deine Geschichten“, kam es knapp zurück.

„Trinken wir zusammen noch einen Tee und reden?“, fragte er.

„Olaf, ich muss das durcharbeiten. Morgen kommt ein wichtiger Klient ins Büro, und ich muss mich vorbereiten.“

„Du warst gestern Abend so wütend und …“, begann er, ohne auf ihre Worte zu achten.

„Stopp! Du hast das ganze Wochenende gearbeitet, an dem du eigentlich Biene übernehmen wolltest, falls du dich erinnerst. Ich bin zu nichts gekommen und werde die halbe Nacht hier sitzen, um mich morgen einigermaßen zu schlagen.“

„Das tut mir leid, aber ich dachte, wir könnten …“

„Ich muss arbeiten, Olaf!“, brachte sie ihn zum Schweigen. „Ich mag keine Notfallopfer aus Autowracks ziehen oder im Akkord Leben retten, aber auch ich habe Klienten, die sich auf mich verlassen.“

„Das weiß ich doch, aber wir müssen reden!“, beharrte er. Ihre unverhüllte Wut machte ihm Angst.

Marianne legte den Ordner beiseite und musterte ihn zornig. Wollte sie reden, dann schlief er ein oder überging es. Wollte er reden, dann hatte sie alles wegzulegen und musste bereit sein. Damit war Schluss! Sie war auch ein Mensch.

„Was willst du mir denn diesmal versprechen? Osterferien? Den Weihnachtsmann in Bermudashorts und im Osterhasenkostüm? Wird dir das nicht langweilig? Olaf, es tut mir leid, sollte ich die Erste sein, die dir das sagt, aber die Welt dreht sich nicht nur um dich. Ich habe auch ein Leben!“, fauchte sie mühsam beherrscht.

Sabine schlief, und sie wollte das Kind nicht durch Streit und Geschrei wecken. Für das Mädchen war das Wochenende doch noch auf eine schöne Weise ausgegangen, und so sollte es bleiben.

„Du warst doch mit Sabine draußen und hast gesehen, was auf den Straßen los war, Marianne! Was hätte ich denn tun sollen? Ich bin nun einmal Notarzt. Ich …“

„Du! Du! Du!“, explodierte sie gegen ihren Willen doch und erhob unwillkürlich die Stimme. Wütend baute sie sich vor ihm auf. „Immer geht es nur um dich, den armen, überarbeiteten Arzt, auf den man Rücksicht nehmen muss. Es reicht! Lass mich einfach hier sitzen und arbeiten! Geh raus, Olaf! Bitte! Ich will nichts sagen, was ich später bereue, und heute Abend ist zu viel Druck im Kessel.“

„All die Vorwürfe habe ich nicht verdient. Ich habe nur meine Arbeit gemacht und …“

„Die versuche ich hier auch zu tun, aber da du mir das nicht erlaubst und auch nicht auf meine Warnungen hörst, trägst du die Verantwortung für das, was gleich passiert. Du willst unbedingt reden? Gut, dann reden wir!“ Sie ging ihm voraus ins Wohnzimmer, weil das Arbeitszimmer direkt neben dem Kinderzimmer lag.

„Sabine hat in den letzten Tagen ständig geweint, und ich war immerzu damit beschäftigt, sie zu trösten. Unser Sonnenschein, der so gerne lacht, war untröstlich. Ich weiß, du hast die Menschheit gerettet. Wie könnte ich das vergessen?“, höhnte sie und konfrontierte ihn damit, welche Auswirkungen sein Verhalten auf seine Tochter hatte.

„Du bist unfair und tust gerade so, als ob ich absichtlich weggeblieben wäre, aber …“

„Das ist egal, Olaf. Es ist absolut egal, warum du nicht da warst. Ich war da. Ich habe Tränen getrocknet und war Mama von morgens bis abends und immer allein. Glaubst du, das ist schön? Glaubst du, nur Sabine weint? Wir sind keine Familie. Wir sind überhaupt nichts“, tobte sie.

Einmal in Rage geraten, musste alles heraus, was sich in den vergangenen Monaten in ihr aufgestaut hatte. Das war der Grund gewesen, warum sie das Gespräch an diesem Abend lieber vermieden hätte, aber wenn er es so wollte, dann musste er sich auch anhören, was sie zu sagen hatte.

„Das stimmt doch nicht! Gut, die Winterzeit ist in der Klinik immer besonders schlimm. Weihnachts- und Winterurlaub, Kollegen werden krank und dann die Flut an Patienten – es ist die heftigste Phase des Jahres. Spätestens in zwei, drei Monaten wird es ruhiger“, rechtfertigte sich Olaf.

„Dann kommt die Osterzeit und dann der Sommerurlaub, an dem du eine Vertretung nach der anderen machst. Sei ehrlich, Olaf, wann hast du dir je wirklich Zeit für uns genommen, seit Sabine auf der Welt ist? Wann warst du wirklich da? Du lebst für deine Karriere, und dagegen wäre auch nichts einzuwenden, wenn du mich nicht geheiratet und eine Familie gegründet hättest.“

„Du und Sabine, ihr seid meine Welt. Zu euch komme ich nach Hause. Ohne euch würde ich das alles, was ich an Elend und Kummer sehe, gar nicht ertragen. Ihr seid meine Freude, mein Ausgleich. Ihr …“ Er wollte ihr so gerne verständlich machen, wie wichtig ihm diese Familie war, an deren Sinn sie zweifelte.

„Wenn das so ist, warum bin ich dann derart einsam?“

Olaf verstummte augenblicklich und sah sie ungläubig an. Sie war einsam?

„Mich macht die Einsamkeit mürbe, Olaf. Ich kann bald nicht mehr.“

Sprachlos stand er vor ihr. Was sie da sagte, konnte er nicht nachvollziehen. Hatten sie denn in unterschiedlichen Welten gelebt in diesen Jahren? Erinnerte sie sich nicht an all die schönen Momente, die ihm so kostbar waren? Wie konnte sie sich einsam fühlen, wenn er bei ihr war? Ihre Einsamkeit kränkte ihn bis ins Mark.

„Wenn du so einsam bist, warum bleibst du dann bei mir?“, fragte er rau.

„Weil ich immer gehofft habe, dass du aufwachst. Ich habe gehofft, du erinnerst dich wieder daran, wie sehr du dir eine Familie gewünscht hast.“

„Wir sind eine Familie.“

„Nein, das sind wir nicht! Eine Familie verbringt Zeit miteinander. Man interessiert sich füreinander und hat ein gemeinsames Leben.“

„Aber das haben wir doch! Ich begreife dich nicht“, rief er verständnislos.

„Wie heißt Sabines Klassenlehrerin? Versteht sich Sabine mit ihr? Was weißt du über den Steuerberater, für den ich arbeite? Fühle ich mich in seiner Firma wohl? Wie geht es mir gesundheitlich?“, bombardierte sie ihn mit Fragen.

Olaf konnte keine einzige der Fragen beantworten, und das machte ihn wütend.

„Ist es meine Schuld, wenn du mir nichts erzählst? Ich erzähle dir alles, was mich beschäftigt, und lasse dich an allem Anteil nehmen.“

„Es stimmt nicht, dass ich nichts erzähle. Du hörst nur nicht zu. In Gedanken bist du meist schon wieder in der Klinik oder bei dem nächsten Fachartikel, den du unbedingt sofort und gleich lesen musst, um medizinisch auf dem Laufenden zu sein. Du hörst nicht zu. Du bekommst kaum etwas mit, und ich habe genug!“, schleuderte sie ihm ins Gesicht.

Wortlos standen sie sich gegenüber, und jeder von ihnen schäumte vor Wut.

„Es ist besser, wenn ich heute Nacht in der Berling-Klinik schlafe, finde ich. Du hast doch so viel zu tun, da will ich dich nicht stören. Ausnahmsweise scheine ich doch etwas mitbekommen zu haben“, sagte Olaf beleidigt. „Ganz so taub, wie du denkst, kann ich nicht sein.“

„Schön für dich! Wenn es nach mir geht, kannst du gleich in deiner Klinik bleiben. Ich muss doch ohnehin alles alleine regeln und habe keine Hilfe“, antwortete Marianne zornig und war nahe daran, ihm den Koffer vor die Tür zu stellen. Sie brauchte ihn nicht. Wenn er nicht mehr zu geben hatte, dann war sie ohne ihn besser dran.

„Dann gehe ich jetzt! Gute Nacht!“ Er zog die Tür laut hinter sich ins Schloss, als er aus der Wohnung stürmte.

An Sabine hatten während des Streites weder Marianne noch Olaf gedacht. Das Mädchen war bei den ersten lauten Worten aufgewacht und hatte alles mitbekommen. Starr vor Angst lag es im Bett und wusste nicht, was es tun sollte. Normalerweise stritten Mama und Papa nie.

Sabine verstand nicht wirklich, was sich ihre Eltern da an den Kopf warfen und worum es dabei ging. Eines aber war ihr ganz klar, sie war schuld. Die Mama war ärgerlich, weil sie geweint hatte. Und der Papa und die Mama stritten wegen ihr.

Als ihr Vater aus der Wohnung stürmte, hielt es Sabine nicht mehr im Bett. Sie wollte ihren Eltern sagen, dass sie von nun an immer lieb sein wollte und nicht mehr weinen würde. Sie wollte, dass alles wieder gut war und der Papa und die Mama sich lieb hatten.

„Papa!“, rief sie ihrem Vater nach. „Papa! Nicht fortgehen! Bitte! Ich will auch ganz lieb sein! Bitte!“

Olaf hatte in seinem Zorn das Treppenhaus gewählt und rannte die vier Stockwerke nach unten. Er hörte seine Tochter nicht. Marianne eilte betroffen zu ihrem Kind und zog die schluchzende Sabine in ihre Arme.

„Schatz, das war nicht für deine Ohren bestimmt. Der Papa und ich, wir waren böse aufeinander und haben gestritten, aber es wird alles wieder gut. Auch wenn man sich sehr lieb hat, muss man manchmal streiten, wenn man unterschiedlicher Meinung ist“, versuchte sie dem Kind zu erklären und hoffte, dass sie nichts versprach, was sie am Ende nicht halten konnte.

„Der Papa kommt doch wieder?“, fragte Sabine verstört, und am liebsten wäre sie ihrem Vater in ihrer Not und Angst hinterhergelaufen.

Marianne nahm das Telefon und rief ihren Mann auf dem Smartphone an. Sie war froh, dass er ihren Anruf annahm. Er saß in seinem Wagen in der Tiefgarage des Hauses und hatte keine Ahnung, was er tun sollte.

„Sabine hat uns gehört und ist außer sich vor Angst.“

„Ich bin gleich oben!“

Gemeinsam brachten sie Sabine irgendwann dazu, wieder einzuschlafen, dann sahen sie sich verlegen an. Sabines Verzweiflung hatte sie ernüchtert.

„Das war keine Glanzleistung von mir“, entschuldigte sich Olaf niedergeschlagen. „Es tut mir leid! Ich hätte deine Warnung ernst nehmen müssen und dich nicht zum Reden zwingen dürfen. Es war der falsche Zeitpunkt, du hast zu tun.“

„Olaf, dieser Streit war lange überfällig. Mir tut es wegen Sabine auch leid, aber ich denke, es ist wichtig, dass wir endlich offen reden. Wir haben ein Problem, und wenn wir nicht ganz schnell anfangen, etwas dagegen zu tun, bin ich nicht sicher, ob unsere Beziehung dem standhält.“

***

Nach dem Streit konnte sich Marianne an dem Abend nicht mehr auf ihre Arbeit konzentrieren. Mit einem unguten Gefühl ging sie stattdessen ins Bett und am Montagmorgen relativ unvorbereitet in eine wichtige Besprechung. Das war ganz und gar nicht ihre Art, und im Stillen setzte sie es auf die Liste von Olafs Verfehlungen.

Ihr war übel vor Aufregung, aber das sah ihr keiner an. Souverän begrüßte sie die drei Herren eines aufstrebenden Unternehmens, die unzufrieden mit ihrem derzeitigen Steuerberater waren und an einen Wechsel dachten. Ihnen ging es darum, deutlich weniger Steuern zu zahlen.

Eigentlich hatte Marianne anhand der Unterlagen, die ihr zur Verfügung gestellt worden waren, bereits Strategien erarbeiten wollen, die eine Steuerersparnis für das spezielle Unternehmen möglich machten. Da sie sich nicht eingearbeitet hatte, redete sie eher über allgemeine Möglichkeiten und Ansätze, ohne konkret zu werden.

Ihr Chef, Theo Mehl, war im Konferenzraum und nahm an der Besprechung teil. Ihr war klar, dass sie mit viel Glück die Klienten täuschen konnte, ihn nicht. Es war ihr peinlich, und sie sah kaum in seine Richtung. Fachlich und menschlich schätzte sie ihn sehr und wollte ihn nicht enttäuschen.

Nach Beendigung ihres Vortrages nickten die Herren anerkennend und wirkten durchaus beeindruckt. Sie hatten kaum Fragen, und Marianne konnte sie gut und umfassend beantworten. Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie trotz allem neue Kunden für das Büro gewonnen hatte.

Es war Mittagszeit, und Theo Mehl lud die Herren zum Mittagessen in ein vornehmes Restaurant ein. Normalerweise wäre auch Marianne bei solchen Anlässen dabei gewesen, aber da sie nur halbtags arbeitete und Sabine bereits bei einer Klassenkameradin auf sie wartete, verabschiedete sie sich noch im Büro von den Klienten.

„Danke für Ihre äußerst informative Einführung in die Arbeitsweise Ihres Büros. Sie haben uns alle beeindruckt mit Ihren Ansätzen, von denen wir uns viel versprechen“, lobte sie der Unternehmenschef.

Marianne war das unverdiente Lob unangenehm, aber sie bedankte sich herzlich und war froh, als sie wieder in ihrem Auto saß. Sie hasste es, mittelmäßige Leistungen zu erbringen, und das eben war weniger als mittelmäßig gewesen. Wenn dennoch alles gut lief, lag das mehr an ihrem Charisma und ihrem weiblichen Charme als an ihrer Fachkompetenz. Das ärgerte sie mehr, als es sie freute, weil sie es eigentlich nicht nötig hatte.

Sabine war an dem Tag sehr anhänglich und hing an den Rockschößen ihrer Mutter, wie sie es seit Langem nicht mehr getan hatte. Der Streit ihrer Eltern und die Überzeugung, dafür verantwortlich zu sein, hatten das Kind völlig verstört.

Montags hatte Sabine nur bis elf Uhr Schule und durfte dann immer mit zu ihrer Freundin Gabriele nach Hause gehen, bis Marianne sie dort nach Arbeitsende abholte. Wie bei einigen ihrer Klassenkameraden waren auch Gabrieles Eltern geschieden. Die Trennung lag über ein Jahr zurück und die Scheidung keine drei Monate. Die Wunden lagen noch offen.

Marianne und Claudia Jakob verstanden sich gut und unterstützten sich gegenseitig, seit ihre Töchter zusammen in den Kindergarten gekommen waren. Zum Glück besuchten die Mädchen nun auch dieselbe Grundschule, und so waren sie bereits ein eingespieltes Team.

Claudia Jakob arbeitete nachts, um sich und ihr Kind durchzubringen. Unterhalt von ihrem Mann hatte sie bisher noch keinen gesehen. Die neue Gefährtin ihres Mannes hatte inzwischen ein Kind bekommen, und er verdiente nicht so gut, um zwei Familien finanzieren zu können. Claudia hätte sein Gehalt pfänden lassen können, aber das wollte sie nicht. Trotz allem war er der Vater ihres Kindes.

Morgens kam die junge Frau nach den anstrengenden Nächten, in denen sie mit einer Putzkolonne durch Bürotürme jagte, verständlicherweise schwer aus dem Bett. Sie war dankbar, dass Marianne Gabriele abholte und zusammen mit Sabine in die Schule brachte. So konnte sie sich noch einmal für eine Stunde hinlegen. Die Mütter halfen sich, wo immer es ging.

Seit Gabrieles Papa nicht mehr da war, fühlte sich Sabine bei den Jakobs allerdings nicht mehr richtig wohl. Sie war ihm kaum je begegnet, weil er genau wie ihr eigener Papa immer bei der Arbeit gewesen war, aber dennoch war es anders gewesen, solange er noch dort gewohnt hatte.

Jetzt lachte Gabrieles Mama seltener und war immer gehetzt. Alles musste schnell gehen, und sie verlor leicht die Nerven und schrie, was sie früher nie getan hatte. Gabriele und Sabine gaben sich Mühe, aber manchmal ging es den Mädchen zu schnell. Sie kamen nicht hinterher.

„Wann kommt denn dein Papa wieder?“, hatte Sabine die Freundin einmal gefragt, als er schon ein paar Wochen nicht mehr dort gewohnt hatte.

Gabriele hatte traurig mit den Schultern gezuckt.

„Ich weiß nicht. Mama sagt, er hat jetzt eine andere lieber als sie, und mich kann er auch nicht mehr in seinem Leben brauchen. Aber der Papa sagt, dass er mich noch lieb hat. Na ja, aber Zeit hat er keine mehr für mich, und wenn er sagt, dass er kommt, um mich abzuholen, kommt er nicht. Vielleicht hat die Mama recht.“

„Warum bist du geschieden?“, fragte Sabine Claudia Jakob, als sie an diesem Mittag zusammen am Tisch saßen und aßen.

„Warum möchtest du das wissen? Hat deine Mama etwas über mich gesagt?“, fragte Claudia misstrauisch zurück. Sie wusste, dass hinter ihrem Rücken über sie geredet wurde. Seit sie sich von ihrem Mann getrennt hatte und mit allem alleine dastand, ging immer wieder einmal etwas schief.

Arbeiten, Gabriele versorgen und all den Terminen in der Grundschule, zu denen sie erscheinen sollte, gerecht werden, das war so, als würde sie versuchen, mit fünf Bällen in der Luft zu jonglieren. Es überforderte sie, und sie war nur noch müde.

Mit Marianne verstand sie sich von all den Müttern am besten, und von ihr hatte sie sich bisher nie verurteilt gefühlt. Bedeutete Sabines Frage, dass nun auch Marianne sich mit den anderen die Zunge wetzte?

„Die Mama? Nö! Ich will es nur wissen, weil, weil … Die Mama und der Papa haben sich gestritten, und wenn die Mama sich auch scheiden lässt, dann …“ Sabine wusste nicht weiter.

Claudia begriff, dass die Frage nichts mit ihr zu tun hatte und dass das Kind sich Sorgen machte. Ihre Miene wurde weich.

„Sabine, eine Scheidung ist eine sehr ernste Sache, über die man vorher lange und gründlich nachdenkt. Streiten ist nichts Schlimmes. Im Gegenteil, auch wenn man sich lieb hat, muss man manchmal streiten. Das ist wichtig. Mach dir keine Sorgen!“, tröstete Claudia sie.

Sabine wollte ihr gerne glauben, aber die Angst blieb, und als ihre Mutter sie kurz darauf abholte, tat sie alles, um ihr zu zeigen, wie gut es ihr ging. Noch einmal sollten ihre Eltern auf keinen Fall wegen ihr streiten. Sie lachte, hüpfte herum und war dabei sehr laut, ohne es zu merken.

„Bienchen, was ist denn heute nur mit dir los? Kannst du einen Gang herunterschalten?“, bat Marianne nach einer Weile, ohne den Zusammenhang zu erkennen.

„Ich mag den Schnee! Heut haben wir in der Pause einen Schneemann gebaut. Bauen wir auch einen Schneemann?“

„Schatz, erst machst du deine Hausaufgaben, und dann schauen wir weiter!“

Für Marianne wurde es ein langer Tag, und als Olaf kam, war es nicht weniger anstrengend. Sie behandelten sich mit erlesener Höflichkeit und fassten sich in allem mit Samthandschuhen an. Nach Sabines Reaktion konnten sie ihren Streit unmöglich weiterführen, und so umspielten sie die Unstimmigkeit mit Freundlichkeiten.

„Der ist für Sie, Frau Salamander! Bei diesem Schneetreiben brauchen wir Frühlingsboten um uns, finde ich“, sagte Theo Mehl am anderen Morgen, als er in Mariannes Büro trat, und reichte ihr einen bunten Tulpenstrauß.

„Verdient habe ich die Blumen nicht. Es tut mir leid, dass ich nicht vorbereitet war. So etwas kommt nie wieder vor!“, beteuerte sie.

„Wir können nicht immer vorbereitet sein, und es ist entscheidend, improvisieren zu können. Sie waren großartig gestern, obwohl sie kaum mehr als heiße Luft verblasen haben. Während des Mittagessens haben die Herren Sie immer wieder gelobt und möchten unbedingt, dass Sie ihren Fall bearbeiten. Das Ergebnis zählt“, meinte er gelassen.

Theo Mehl war Anfang fünfzig und gut zwanzig Jahre älter als Marianne. Seine Frau war vor drei Jahren an Brustkrebs gestorben, und er vermisste sie. Ganz langsam hatte er sich aus seiner Trauer herausgearbeitet und konnte den Verlust inzwischen annehmen.

Von den fünf Mitarbeitern, die für ihn arbeiteten, war Marianne fachlich bei Weitem die qualifizierteste. Er mochte sie aber nicht allein wegen ihrer Kenntnisse. Es war ihre heitere, warmherzige Art, die ihm besonders nach dem Tod seiner Frau gutgetan hatte.

Seit ein paar Monaten aber konnte er beobachten, wie sie immer ernster wurde. In ihren Augen stand Traurigkeit, und das berührte ihn. Gerade weil er wusste, wie gerne sie lachte und scherzte, konnte ihm nicht entgehen, dass sie es kaum noch tat.

„Frau Salamander, Sie wissen, wenn Sie einmal über etwas reden wollen, dann steht meine Tür Ihnen immer offen“, sagte er spontan, als er den Raum schon verlassen wollte.

Verwundert sah Marianne ihm nach. Warum sagte ihr Chef so etwas? Es trieb sie um, weil sie diese seltsame Bemerkung einfach nicht einordnen konnte. War er doch unzufrieden mit ihren Leistungen? Sie überdachte ihre Arbeit, aber bis auf die missglückte Besprechung am Tag zuvor hatte sie sich nichts vorzuwerfen. Bevor sie am Mittag ging, klopfte sie an seiner Tür.

„Herr Mehl, entschuldigen Sie, aber mir ist Ihre Bemerkung vorhin ständig durch den Kopf gegangen. Ist etwas nicht in Ordnung mit meiner Arbeit? Das gestern wird eine Ausnahme bleiben“, sprach sie das Thema direkt an. Es war ihr lieber, so etwas gleich zu klären, anstatt sich unnötig den Kopf zu zerbrechen.

„Aber nein doch! Ich bin mehr als zufrieden und hätte Sie gerne den ganzen Tag hier. Sollten sich Ihre Verhältnisse je derart ändern, dass Sie eine ganztägige Tätigkeit in Betracht ziehen, sind Sie herzlich willkommen.“

„Dann ich es gut!“ Marianne war erleichtert, sah ihn aber noch immer etwas fragend an.

„Ich dachte nur, falls Sie …“ Nun wurde er verlegen. Die Bemerkung war ihm eher herausgerutscht. „Mir ist aufgefallen, dass es Ihnen seit einer Weile nicht gut geht, und ich wollte im Grunde nur sagen, dass ich da bin, sollten Sie einmal jemanden zum Reden brauchen. Entschuldigen Sie, wenn ich damit vielleicht eine Grenze überschritten habe! Das wollte ich wirklich nicht“, rückte er schließlich mit der Sprache heraus.

Marianne traten Tränen in die Augen. Olaf war ihr Mann, aber ihm fiel nicht auf, wie es ihr ging. Ihr Chef dagegen bemerkte es und machte sich Gedanken. Seine Aufmerksamkeit und Anteilnahme taten ihr gut, und zugleich machten sie ihr bewusst, wie weit es mit ihr gekommen war.

„In meiner Familie läuft gerade einiges nicht wirklich rund“, deutete sie an. „Mein Mann und ich …“ Sie brach ab, weil es ihr doch zu persönlich war, um ihm gegenüber in die Tiefe zu gehen.

„Meine Frau und ich haben in unserer Ehe mehr als eine Krisenzeit durchlaufen. Hinterher standen wir uns jedes Mal noch näher. Es lohnt sich, umeinander zu kämpfen, auch wenn es an die Substanz geht“, machte er ihr Mut.

Dankbar lächelte Marianne ihn an, und es tat gut, um einen Menschen zu wissen, der hinter ihr stand. Das Ausmaß ihrer Einsamkeit erschreckte sie. Es war ihr selbst nicht klar gewesen.

***

In Sabines Osterferien machte die Familie keinen Urlaub. Das Thema wurde nach dem Streit nicht mehr angesprochen. Olaf meldete sich für eine Fortbildung in Hamburg an, die er unter keinen Umständen verpassen durfte, wie er dachte. Marianne sagte nichts dazu. Überhaupt sprachen sie nur noch wenig miteinander.

Der Streit war ein Paukenschlag gewesen, auf den eine sachliche Auseinandersetzung und Gespräche hätten folgen müssen. Das taten sie nicht, und so verhallte der Paukenschlag, und der Alltag ging weiter, als ob es ihn nie gegeben hätte. Das Paar entfremdete sich beständig voneinander.

Olaf arbeitete weiterhin zu viel und brachte sich auch, wenn er zu Hause war, nach Mariannes Ansicht kaum in die Familie ein. Marianne hielt an der Oberfläche alles aufrecht für Sabine, aber innerlich gab sie ihre Träume leise auf und zog mit bitterer Kompromisslosigkeit Bilanz.

Mitte Juli, kurz vor Beginn der Sommerferien, wurde Sabine acht. Sie hatte die halbe Klasse eingeladen, und es war eine aufwendige Ritterburgparty im Park geplant. Olaf versprach seiner Tochter hoch und heilig, an dem Sonntag da zu sein.

„Das lasse ich mir doch nicht entgehen, wenn meine Prinzessin Geburtstag hat!“, beteuerte er lachend. „Du wirst das schönste Burgfräulein von allen sein und den Rittern reihenweise die Herzen brechen.“

„Nö! Ich will ein Ritter sein, reiten und Drachen jagen und tolle Abenteuer erleben. In der Burg bleibe ich nicht sitzen und warte die ganze Zeit, bis was passiert“, meinte sie voller Tatendrang. „Mama sagt, Burgfräuleins und Prinzessinnen hatten einen warmen Kamin in der Burg und sonst keiner. Und da saßen die dann und warteten. Soooo langweilig!“

„Wenigstens war ihnen nicht kalt“, gab ihr Vater pragmatisch zu bedenken.

„Ach Papa! Das ist doch nichts. Nein, ich werde Ritter und nehme am Turnier teil. Mama sagt, der Gewinner bekommt einen tollen Preis.“ Sabine freute sich unbändig auf ihre Geburtstagsfeier.

„Eigentlich müsstest du am Rand sitzen und ein Taschentuch von dir, das wäre dann der große Preis. Möchtest du nicht gerne ein Taschentuch überreichen?“, neckte er sie.

„Igitt!“

Sie alberten herum, bis Olaf sie ins Bett brachte, und Marianne hörte zu, ohne sich zu äußern, solange ihre Tochter in der Nähe war.

„Versprich es ihr nicht, wenn du es nicht halten kannst, Olaf!“, meinte sie sachlich, als sie alleine waren. „Die Enttäuschung ist schlimmer, wenn sie falsche Erwartungen hat.“

„Warum unterstellst du mir immer böse Absichten? Natürlich werde ich da sein und dir helfen, die wilde Horde zu bändigen! Das ist doch selbstverständlich.“ Ihr Misstrauen ärgerte ihn immer öfter. Merkte sie denn nicht, wie viel Mühe er sich gab? Musste sie immerzu an ihm herumkritisieren und ihm das Gefühl geben, ein miserabler Vater zu sein? Sabine fand ihn nicht miserabel, das war sein einziger Trost.

„Dann ist es ja gut!“, sagte Marianne nur, ohne zu verhehlen, dass sie ihm nicht glaubte.

„Du hast dich derart verändert, dass ich dich kaum noch kenne. Immer bist du negativ und siehst nichts Gutes. Also wirklich!“, hielt er ihr vor.

„Mir scheint, wir haben uns beide verändert. So ist das wohl, wenn die Flitterwochen vorbei sind und der Alltag siegt“, antwortete sie kühl und ging ins Arbeitszimmer, wo noch Arbeit auf sie wartete, die sie unbedingt erledigen wollte.

Das Paar hatte einen gemeinsamen Sommerurlaub an der Nordsee geplant und dort ein kleines Ferienhaus auf Norderney gebucht. Olaf hoffte, dass der Urlaub ihnen half, wieder etwas zueinanderzufinden. Mariannes Einsamkeit war ansteckend.

In der Klinik, wenn er sich um seine Patienten kümmerte, war er in seinem Element, und es ging ihm gut. Dort fühlte er sich nie verlassen und verloren. Zu Hause umfingen ihn diese Gefühle, sobald Sabine nicht da war. Ihm war kalt neben seiner Frau, und all seine Versuche, das Klima zwischen ihnen zu erwärmen, ließen die Temperaturen nur noch weiter sinken. Er war ratlos.

Olaf war überhaupt nicht klar, welche Aufgabe er genau wie Marianne unbewusst seiner Tochter übertrug. Sabine entspannte die Atmosphäre zwischen ihren Eltern und sorgte dafür, dass es ihnen gut ging. Was es für eine gerade einmal Achtjährige bedeutete, so eine Verantwortung zu tragen, bedachte keiner von ihnen. Sie ahnten nicht, wie viel ihre Tochter mitbekam.

Sabine brachte ihre Eltern zum Lachen und tat alles, damit sie nicht so ernst und traurig waren. Sie lachte und tanzte für sie. Sie sang und erzählte für sie. Sie rannte und spielte und kasperte für sie. Sie liebte ihre Mama und ihren Papa und wollte, dass sie froh waren – um jeden Preis.

Abends weinte sie sich manchmal in den Schlaf. Sie biss dabei ins Kopfkissen und war ganz leise, damit die Mama und der Papa sie nicht hörten. Das Kind hätte nicht erklären können, warum es nicht aufhören konnte zu weinen. Die Tränen brachen aus ihm hervor und halfen ihm, mit dem ungeheuren Druck und der Last zu leben, für die es noch viel zu klein war.

Am anderen Morgen aber wurde wieder gelacht und geplaudert. Selbst in der Schule war Sabine der reinste Sonnenschein. Sie zeigte keinem, wie sie sich fühlte und welche Ängste und Albträume sie umtrieben. Man konnte den Erwachsenen nicht trauen. Sie redeten miteinander, und redete man mit einem, erzählte er es ganz gewiss der Mama.

Claudia Jordan hatte Marianne von Sabines Frage und ihren Befürchtungen erzählt. Marianne hatte ihre Tochter darauf angesprochen. Sie hatte Sabine beruhigen wollen und ihr stattdessen nur klargemacht, dass man niemandem trauen durfte.

***

Dreizehn fröhliche Kinder kamen zu Sabines Geburtstag in den Park. Dort war ein Ritterpavillon aufgebaut und mit viel Liebe eine Art Turnierplatz improvisiert worden. Claudia Jakob hatte Marianne mit Rat und Tat unterstützt, und die Frauen hatten sich selbst übertroffen.

Die Kinder kamen in den abenteuerlichsten Kostümen. Viele der Mädchen waren aufwendig als Prinzessinnen gewandet und stolzierten eitel und stolz daher. Sabine war ein schwarzer Ritter und tobte ausgelassen mit den Jungs. Alle hatten Spaß, und manchmal blieben Spaziergänger stehen und beobachteten schmunzelnd das fröhliche Turniergeschehen.

Kurz nach der Begrüßung gab es zuerst Torte und Eis. Nach dem Turnier sollten dann Hähnchen und Pommes gebracht werden für die kampfesmüde Schar. Das war Sabines Lieblingsessen, und sie hatte es sich zu ihrem Geburtstag gewünscht. Alles war geplant für einen perfekten Tag.

Das Mädchen war im siebten Himmel. An diesem Tag war Sabine einfach nur ein glückliches Kind und strahlte von einer Backe zur anderen. Alle ihre Freunde waren gekommen, und der Papa und die Mama redeten und lachten miteinander. Ein schöneres Geburtstagsgeschenk konnte es für das Kind nicht geben. Die Welt schien endlich wieder in Ordnung zu sein.

Marianne und Claudia hatten die Turnierspiele gut vorbereitet, und die Kinder machten mit Begeisterung mit. Olaf half, wo immer er gebraucht wurde, und freute sich am bunten Treiben der Kinder. Es war sein freier Sonntag, und er hatte in der Berling-Klinik extra Bescheid gesagt, dass er unter keinen Umständen gerufen werden konnte – egal was kam. Er wollte sein Versprechen unbedingt halten.

Das Turnier hatte eben begonnen, und die Kinder legten sich mit Feuereifer ins Zeug, als eine Notfallsirene erklang. Ein Feuerwehrwagen raste direkt am Park vorbei. Selbst die Kinder hielten kurz inne und sahen dem roten Feuerwehrauto nach. Nur Sekunden verstrichen, dann folgten ein zweites und ein drittes.

Das Martinshorn verstummte von da an für Minuten nicht mehr. Von allen Seiten kamen Fahrzeuge. Auf die Feuerwehr folgten Polizei, Rettungswagen und Notarztfahrzeuge. Olaf wusste aus Erfahrung, was das bedeutete. Irgendwo lief ein Großeinsatz, und bei dem Aufwand, der betrieben wurde, gab es viele Opfer.

Hilflos sah Olaf zu seiner Tochter hinüber. Ihre Blicke trafen sich. Er deutete auf die Rettungswagen und schnitt eine Grimasse des Bedauerns und der Entschuldigung. Sabine nickte ernst und winkte ihm zu gehen. Für sie war klar, dass ihr Papa gehen musste, wenn es einen Notfall gab. Er war Superman und musste die Welt retten – so war das nun einmal.

Marianne, die es beobachtete, dachte darüber vollkommen anders. Sie ging zu ihrem Mann, und in ihr kochte die Wut hoch. Das war zu viel! Er überspannte den Bogen.

„Du hast frei, und du hast es ihr versprochen!“, sagte sie mahnend und baute sich wie eine Rachegöttin vor ihm auf.

„Mein Gott, Marianne, du siehst doch, was da los ist! Ich kann doch nicht Kindergeburtstag feiern und heile Welt spielen, wenn mein Paar Hände irgendwo dringend gebraucht wird. Das musst du doch verstehen! Es geht um Menschenleben!“

„Du wirst gebraucht! Genau hier! Notfälle wird es immer geben, aber heute hast du frei, und deine Tochter feiert ein Fest. Olaf! Bitte!“ Streng und zugleich bittend sah sie ihn an.

Er war hin- und hergerissen. Für den Arzt in ihm war es undenkbar, in so einer Situation im Park zu bleiben. Großalarm bedeutete, dass jeder Arzt, der greifbar war, kommen sollte, und er wusste, dass es ein Großalarm war, noch bevor er sein Handy eingeschaltet hatte.

Andererseits spürte er, dass es ein entscheidender Moment für seine Ehe war. Marianne war nicht mehr bereit, ihm zu verzeihen, dass er ihren Vorstellungen und Erwartungen nicht gerecht werden konnte. Ging er, würde es Konsequenzen haben. Blieb er, konnte er sich das als Arzt nicht verzeihen.

Was sollte er nur tun? Olaf wollte seine Ehe und seine Familie nicht gefährden. Er liebte sein Kind, und er liebte auch seine Frau. Sie steckten in einer Krise, und es war nicht leicht, aber für ihn gehörten sie zusammen. Konnte es denn sein, dass er sich zwischen seiner beruflichen Verantwortung und seiner Familie entscheiden musste? Das war doch verrückt!

„Ich rufe in der Klinik an, Marianne. Vielleicht ist es halb so schlimm, und sie haben genug Leute, dann bleibe ich, aber …“

„Und wer zwingt dich anzurufen? Du hast frei, und niemand kann von dir erwarten, dass du dich freiwillig meldest. Bedeuten wir dir denn überhaupt nichts? Sind wir ein netter Zeitvertreib, wenn die Welt ihren Retter einmal kurz entbehren kann, und das war es schon? Olaf, tu das nicht! Nicht heute!“ Es war eine Drohung.

„Marianne, ich muss anrufen. Ich bin Arzt!“ Es war ein Flehen, aber ihre Miene blieb hart und unnachgiebig. Als er sein Smartphone nahm, lachte sie höhnisch auf.

„Ich wusste, dass du dein Versprechen brichst – wie immer!“

Olaf ignorierte ihre Bemerkung und rief in der Klinik an, um sich zu informieren.

„Es ist ein Großbrand in einem Seniorenheim. Die Notaufnahme ist jetzt schon überfüllt, und sie brauchen jeden, der in der Stadt ist. Ich kann nicht hierbleiben“, teilte er ihr nach dem Gespräch mit und wandte sich automatisch zum Gehen.

„Wenn du jetzt gehst, dann ist es vorbei, Olaf. Dann musst du nicht wiederkommen. Ich möchte das so nicht mehr haben, und wenn wir dir nichts bedeuten, dann möchte ich, dass du uns fernbleibst.“ Sie schrie nicht. Ihre Stimme war nicht einmal lauter als gewöhnlich. Es klang mehr wie eine Feststellung als eine Drohung.

Wie oft mochte sie diese Worte schon in ihrem Kopf formuliert haben? Olaf schauderte innerlich, aber er konnte nicht anders. Er war Arzt.

„Das kann nicht dein Ernst sein!“ Fassungslos sah er sie an.

„Das ist mein Ernst! Schon dass du angerufen hast, war empörend und weit jenseits der Grenze. Wenn du gehst, dann war es das! Ich mache nicht mehr mit. Mir reicht es!“ Marianne war selbst erstaunt, wie leicht es ihr fiel, diese Worte auszusprechen.

Olaf zögerte für einen Moment, aber dann wandte er sich ab und rannte zu seinem Wagen, um zur Klinik zu fahren. Welche Konsequenzen sein Handeln auch haben mochte, er war Arzt und konnte nicht untätig bleiben bei so einem Notfall. Er musste gehen.

Marianne sah ihm voller Verbitterung nach. Er hatte sich entschieden. Was den Erwachsenen entging, war Sabines Reaktion. Das Mädchen hatte seine Eltern immer im Blick, und für das Geburtstagskind war die Feier vorüber.

Für das Mädchen war es ganz selbstverständlich gewesen, den Papa gehen zu lassen, so gerne sie ihn auch weiter bei ihrer Party gehabt hätte. Die Martinshörner und die Flotte an Rettungsfahrzeugen hatten nicht nur Sabine, sondern die ganze Kinderschar fasziniert, aber auch erschreckt. Sabine begriff instinktiv, dass es eine Ausnahme war – ein Notfall.

Erst als das Mädchen beobachtete, wie seine Mama zu ihrem Papa ging, erstarrte es. Jede Freude verschwand aus seiner Miene und Haltung. Etwa fünfzehn Meter standen die Eltern entfernt, und Sabine verstand kein Wort von ihrem Gespräch, aber sie spürte genau, um was es dabei ging.

Dort wurde über ihr Leben entschieden, und sie hatte keine Mitsprache. Wieder war sie der Auslöser, aber ändern konnte sie nichts. Als ihr Vater losrannte und ihre Mutter sich mit eisiger Miene umdrehte, war es dem Mädchen plötzlich übel.

Marianne sah, dass etwas nicht mit ihrer Tochter stimmte, und eilte zu ihr. Für sie stand fest, dass Olaf schuld war wie an allem anderen auch. Sabine war traurig seinetwegen. Wie sollte es anders sein? Er hatte ihr schließlich versprochen, wenigstens an ihrem Geburtstag für sie da zu sein, und nicht einmal das schaffte er.

„Was ist denn?“, fragte die Mutter und nahm Sabine in den Arm, die gewürgt hatte.

„Mir ist schlecht!“

„Kein Wunder – zu viel Kuchen und Eiscreme. Ich habe dir gesagt, dass du noch etwas Raum für das Hähnchen lassen sollst!“

„Schon wieder gut, Mama! Da ist noch ganz viel Platz!“, beruhigte die Kleine sie und bemühte sich zu lachen, obwohl sie mit den Tränen kämpfte.

„Dein Vater ist zur Klinik gefahren und arbeitet“, informierte Marianne sie und rechnete mit Entrüstung und Tränen.

„Das ist ein großer Notfall, da muss er helfen, Mama!“, verteidigte Sabine ihren Papa und klang mehr wie eine Erwachsene, die mit einem Kind sprach als umgekehrt.

„Tja, dann muss er das tun, Bienchen, aber wir müssen heute feiern und es uns gut gehen lassen. Mein Schatz ist heute acht Jahre alt geworden und ist jetzt eine richtige Dame!“

„Ich bin ein Ritter und keine Dame!“, stellte Sabine automatisch richtig. Ihr war nicht mehr nach feiern, aber sie wollte ihre Mutter nicht enttäuschen.

„Gut, du Ritter! Wir setzen das Turnier fort“, sagte Marianne. Ihre Tochter hatte einen heiteren und schönen Geburtstag verdient, auch wenn Olaf mit seinem Egoismus alles verdorben hatte. Umso mehr wollte die Mutter, dass aus dem Fest ein unvergessliches Ereignis für Sabine wurde. Dafür legte sie sich ins Zeug.

„Was ist denn los? So viele Rettungswagen! Weiß Olaf etwas?“, fragte Claudia neugierig, als Marianne wieder zu ihr herüberkam.

„Es brennt wohl in einem Altenheim, und ohne meinen Mann, den Superdoktor, sterben alle. Er hat sich freiwillig zum Dienst gemeldet am Geburtstag seiner Tochter. Claudia, ich habe die Nase voll. Ich werde mich von Olaf trennen und noch einmal neu anfangen!“, teilte Marianne ihr mit.

Claudia sah sie forschend an und sagte erst einmal nichts. Den Frauen gelang es, das Turnier wieder aufleben zu lassen und mit den Kindern zu Ende zu spielen. Es gab eine Siegerehrung, und dann kamen die Hähnchen, und die Party verlief ansonsten wie geplant und war ein voller Erfolg.

„Das war ein klasse Geburtstag, Sabine!“, schwärmten die Gäste, als sie nach und nach von ihren Eltern abgeholt wurden, und waren rundum zufrieden.

Sabine lächelte und lachte und funktionierte, aber in ihr herrschte nichts als Angst. Etwas an ihrer Mutter war anders. Sie spürte, dass alles anders war, und wagte nicht zu fragen. Fragen und Tränen machten immer alles schlimmer.

„Bitte, bitte, lieber Gott, lass meinen Papa bald heimkommen, und lass alles gut sein! Bitte, bitte, lieber Gott! Ich werde auch ganz brav sein und nie wieder frech, und … und ich mache alles, was Mama sagt! Bitte!“ Diese Litanei ging wie ein Endlosgebet durch ihren Kopf.

„Überlege dir genau, was du machst!“, riet Claudia Marianne, bevor sie Gabriele rief, die wie ihre Mutter dabei geholfen hatte, alles wieder aufzuräumen und sauber zu machen.

„Wie meinst du das?“

„Sabine und Olaf stehen sich nahe. Im Moment bist du verletzt und enttäuscht und denkst, was du tust, ist gut für Sabine und dich, aber das muss nicht so sein. Olaf versorgt euch gut, ist da, wann immer sein Beruf es erlaubt, und er ist ein liebevoller Papa. Gerade kommt dir das wie nichts vor. Ich weiß. Und doch ist es sehr viel.“

„Würdest du dich nicht mehr trennen, wenn du die Wahl noch einmal hättest?“, fragte Marianne etwas schnippisch, weil sie sich unverstanden und gemaßregelt fühlte.

„Marianne, ich hatte keine Wahl. Mein Mann war seit einem Jahr mit einer anderen Frau zusammen, als ich es zufällig erfahren habe. Sie erwartete ein Kind von ihm, und er wohnte mehr bei ihr als bei Gabriele und mir. Er hat Fakten geschaffen.“

„Olaf schafft auch Fakten. Wir interessieren ihn nicht.“

Claudia wollte noch etwas sagen, aber dann blieb sie stumm. Es hatte keinen Sinn.

***

Olaf wusste nicht, was er tun sollte, als es in der Notaufnahme gegen einundzwanzig Uhr ruhiger wurde und die Krise überwunden war. Es herrschte wieder Normalbetrieb, und es gab keinen Grund mehr für ihn, länger zu bleiben, aber nach Hause zog es ihn nicht.

Ließ Marianne ihn in die Wohnung, wenn er heimfuhr, oder warf sie ihn hinaus, wie sie es angekündigt hatte? Sollte er in dieser Nacht lieber in der Klinik bleiben und in einem der Bereitschaftszimmer schlafen? Dann konnte sie sich etwas beruhigen und dachte vielleicht anders über die Angelegenheit.

Er hatte Sabine den Tag verdorben, indem er ihre Geburtstagsparty mittendrin verlassen hatte, und er wollte es durch einen weiteren Streit mit Marianne nicht noch schlimmer machen für sein Kind. Andererseits widerstrebte es ihm, sich von Marianne so behandeln zu lassen. Er mochte sie verletzen, aber was sie tat, verletzte ihn nicht weniger.



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