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Sie wurden nicht zur Legende wie die schöne Kaiserin Sisi von Österreich, aber die drei Gemahlinnen der deutschen Hohenzollernkaiser haben regen Anteil an der Geschichte ihrer Epoche genommen und waren hoch gebildete Frauen, die sich für ein liberaleres Deutschland einsetzten: Augusta von Sachsen-Weimar (1811–1890), Viktoria (1840–1901), königliche Prinzessin von Großbritannien, und Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein (1858–1921).
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Vollständige E-Book-Ausgabe der im Piper Verlag erschienenen Buchausgabe
3. Auflage 2014
ISBN 978-3-492-96897-3
© Piper Verlag GmbH, München 2008 Covergestaltung: semper smile, München Covermotiv: picture-alliance/akg-images Datenkonvertierung: CPI books GmbH, Leck
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Vorwort
Während das Interesse an der schönen »Sisi«, der bewunderten Kaiserin Elisabeth von Österreich, auch noch hundert Jahre nach ihrem Tod ungebrochen zu sein scheint, sind hingegen die drei deutschen Kaiserinnen, die etwa zur gleichen Zeit wie die Habsburgerin gelebt haben, nahezu in Vergessenheit geraten. Vergebens sucht man nach neueren Publikationen über die Gemahlinnen von WilhelmI., FriedrichIII. und WilhelmII. (Meist tauchen sie nur als Randfiguren in Veröffentlichungen über das Leben ihrer berühmten Männer auf.) Dabei hatten auch die Hohenzollern, was ihre Frauen betraf, weitaus mehr aufzuweisen als nur die früh verstorbene und verklärte Königin Luise von Preußen, Mutter WilhelmsI., des ersten Kaisers des 1871 gegründeten Deutschen Reiches.
Zwar waren alle drei Monarchinnen keine außergewöhnlichen Schönheiten wie »Sisi« und Luise, jene Ikonen allgemeiner Verehrung, und wirklicher Beliebtheit bei ihrem Volk erfreute sich lediglich Auguste Viktoria (1858–1921), die letzte deutsche Kaiserin.
Doch gerade die beiden anderen, Kaiserin Augusta (1811–1890) ebenso wie Kaiserin Victoria (1840–1901), letztere die älteste Tochter der Queen Victoria von England, waren ausgesprochen interessante und hochgebildete Frauen, die sich zudem in hohem Maße der Politik verschrieben hatten und ernsthaft bemüht waren, die reaktionären Verkrustungen Preußens und des Deutschen Reiches durch liberale Impulse aufzubrechen.
Daß es ihnen nicht gelungen ist, nicht gelingen konnte, lag nicht allein daran, daß sie in Otto von Bismarck einen übermächtigen Kontrahenten hatten. Die lange Regierungszeit WilhelmsI. und der frühe Tod FriedrichsIII., des »99-Tage-Kaisers«, spielten ebenso eine Rolle wie interne familiäre Konflikte. So hofften beide Kaiserinnen letzten Endes vergeblich auf ein liberales Deutschland, ein Deutschland, das allerdings Auguste Viktoria, Ehefrau WilhelmsII., ohnehin nicht haben wollte, deutschnational und konservativ, wie sie empfand.
Hinter jeder Kaiserin verbirgt sich ein mehr oder minder tragisches Schicksal. Augusta, eine hochbegabte Prinzessin, die am liberalen und kunstsinnigen Weimarer Musenhof unter der Obhut Goethes aufgewachsen war, kam mit knapp 18Jahren in das militärisch-nüchterne Berlin, wo sie mit Wilhelm von Preußen, dem späteren Kaiser, einen Mann heiratete, dessen Herz nach wie vor an einer anderen hing. Augusta, in dieser unglücklichen Ehe gefangen, war zwar bemüht, ihr eigenes Leben zu führen, gleichwohl aber sah sie sich in der Pflicht, ihrem ihr intellektuell unterlegenen Ehemann den ihrer Meinung nach richtigen politischen Weg zu weisen. Dieser Aufgabe widmete sie sich mit unglaublicher Energie, auch wenn sie einsehen mußte, daß ihr Kampf für ein freiheitlicheres Deutschland vergeblich war, spätestens, seitdem WilhelmI. 1862 Bismarck zum preußischen Ministerpräsidenten ernannt hatte. Hoffnungen hatte Augusta zunächst in ihren einzigen Sohn gesetzt, den Kronprinzen Friedrich Wilhelm, und in dessen junge Frau Victoria. Sie vertraten die gleichen gemäßigt liberalen Ansichten, bis schließlich Differenzen zwischen den beiden Frauen dazu führten, daß sich ihre Wege sowohl politisch als auch menschlich trennten.
Die selbstbewußte, ehrgeizige Victoria unterschied sich in vielem von ihrer Schwiegermutter und war zudem nicht bereit, sich trotz ihres jugendlichen Alters weiter von dieser »erziehen« zu lassen, wie Augusta es gewünscht hätte. Mit hochgesteckten Plänen war die Princess Royal 1858 nach Preußen gekommen: gemeinsam mit ihrem überaus geliebten Mann wollte sie dazu beitragen, daß Preußen in eine konstitutionelle Monarchie nach britischem Vorbild verwandelt werden sollte, um schließlich die Führung in einem friedlich geeinten Deutschland zu übernehmen. Die Chancen schienen damals, zur Zeit der »Neuen Ära«, äußerst günstig zu stehen. Doch dann mußte »Vicky« schon nach wenigen Jahren miterleben, wie all ihre Pläne und Hoffnungen nach und nach zunichte gemacht wurden.
Als sie dann endlich den Thron bestieg (1888), war ihr Gemahl, Kaiser FriedrichIII., bereits vom Tode gezeichnet, und als er starb, geriet auch sie in Deutschland schon bald in Vergessenheit. Victorias wohl größte Enttäuschung aber war, daß ihr ältester Sohn Wilhelm, aus dem sie einen liberalen Friedrich den Großen hatte machen wollen, das genaue Gegenteil von dem wurde, was sie sich erträumt hatte, auch wenn sie selbst daran nicht so ganz unschuldig war. Unglücklicherweise hatte sie zudem geglaubt, ihre Schwiegertochter Auguste Viktoria würde politisch die gleichen Ziele wie sie verfolgen, ein fataler Irrtum.
Dona, wie die junge Holsteinerin im Familienkreis genannt wurde, war keineswegs gewillt, die liberalen Überzeugungen ihrer Schwiegermutter zu übernehmen, geschweige denn, sie an den Ehemann weiterzugeben– im Gegenteil. Ohnehin alles gutheißend, was ihr kaiserlicher Gemahl dachte und tat, bestärkte sie ihn nur in seiner Hybris, seiner Haßliebe zu England und seinem Irrglauben, ein »Instrument des Himmels« zu sein. Und doch war Auguste Viktoria, wenngleich bei weitem nicht so klug wie ihre Vorgängerinnen, die volkstümlichste der drei Kaiserinnen, eine geliebte »Landesmutter«, die so ganz dem damaligen Idealbild der deutschen Frau zu entsprechen schien: die liebevolle Gattin und Mutter, die ihren Ehemann nach eigenem Gutdünken schalten und walten ließ und sich ganz auf Kinder, Kirche und Karitas beschränkte. Ihr Leben verlief weitgehend störungsfrei, bis schließlich nach dreißig Jahren auf dem Thron mit dem Kaiserreich auch ihre Welt zusammenbrach. Es fiel Dona sehr schwer, sich in ihr Schicksal zu fügen, zumal sie schon von Krankheit gezeichnet war, doch für ihren geliebten Mann nahm sie die Einsamkeit des holländischen Exils in Kauf, die Trennung von der Heimat, ihren Kindern und Enkeln.
Keine der drei Frauen hatte zwar am Ende ihres Lebens das erreicht, was sie sich einmal erträumt hatte. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, sollten die Schicksale der deutschen Kaiserinnen die Beachtung finden, die ihnen so lange vorenthalten worden ist
KAISERIN AUGUSTA
Gemahlin Kaiser WilhelmsI.
Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach
*30.September 1811 in Weimar
⚭11.Juni 1829 mit Wilhelm von Preußen,
König 1861, Dt. Kaiser 1871–1888
†7.Januar 1890 in Berlin
»Feuerkopf«, so pflegte Kaiser WilhelmI. »in vertraulichen, aus Verdruß, Respekt und Wohlwollen gemischten Stimmungen die Gemahlin zu bezeichnen und diesen Ausdruck mit einer Handbewegung zu begleiten, die etwa sagen wollte: ›Ich kann nichts ändern.‹ Ich fand diese Bezeichnung außerordentlich treffend; die Königin war, solange nicht physische Gefahren drohten, eine mutige Frau, getragen von einem hohen Pflichtgefühl, aber auf Grund ihres königlichen Empfindens abgeneigt, andere Autoritäten als die ihrige währen zu lassen.«
Otto von Bismarck
Kindheit und Jugend am Weimarer Musenhof
»Eine Prinzessin darf niemals müde sein«
Ob es wohl ein Glücksstern war, jener hell leuchtende Komet, der am 30.September 1811 am mitternächtlichen Himmel strahlte? So hoffte man zumindest in Weimar. An jenem Montag nämlich hatte die zweite Tochter des erbprinzlichen Paares von Sachsen-Weimar das Licht der Welt erblickt, ein gesundes kleines Mädchen, das sechs Tage später auf die Namen Marie Luise Augusta Katharina getauft wurde.
Augustas Mutter war die russische Großfürstin Maria Pawlowna (1786–1859), eine Enkelin Katharinas der Großen und nach dem schmeichelnden Urteil Goethes »eine der besten und bedeutendsten Frauen ihrer Zeit«. Von Augustas Vater wußte hingegen niemand etwas Vergleichbares zu sagen. Nachdem Maria Pawlowna 1804 mit Carl Friedrich den Bund fürs Leben geschlossen hatte, dem Sohn des brillanten Großherzogs Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach, muß ihr schon bald klargeworden sein, daß sie keinen kongenialen Partner gefunden hatte. Carl Friedrich galt zwar zu Recht als lieber Mensch, war aber offenbar etwas steif, langweilig und nach dem Urteil seiner Zeitgenossen zu schließen eher dumm. Die Schuhe seines vitalen Vaters waren ihm von Anfang an zu groß, denn der Horizont des Erbprinzen war eher bescheiden: Bis zu seinem Tod im Jahr 1853 blieb seine Lektüre im wesentlichen auf Märchen beschränkt. Und doch erfreute er sich, nachdem er 1828 die Herrschaft über das Herzogtum angetreten hatte, als gutmütiger und leutseliger Landesvater bei seinem Volk großer Beliebtheit.
Dazu freilich hatte auch Maria Pawlowna ihren Teil beigetragen. Seitdem sie am 9.November 1804 nach Weimar gekommen war, hatte sich der kleine Hof durch St.Petersburger Pracht, Pomp und Geld nachhaltig verändert. Man hatte also nicht nur unter dem politischen Aspekt eine wichtige Brücke nach Rußland geschlagen, auch in finanzieller Hinsicht erwies sich die Verbindung als warmer Regen, denn nun flossen dem vergleichsweise armen Land beachtliche Mittel zu, die Hof und Staat zugute kamen und die angespannte Finanzlage spürbar erleichterten. Doch die Weimarer hätten die junge Russin ohnehin liebgewonnen. Die damals 18jährige Tochter des Zaren PaulI. (1754–1801) hatte sich gleich von Anfang an klug in die neuen und eher bescheidenen Verhältnisse eingefügt und zugleich ihre Umgebung mit Freundlichkeit und jugendlichem Charme verzaubert. Sicherlich entscheidend für ihre Beliebtheit aber war Maria Pawlownas unermüdliche Fürsorge für Kranke und Bedürftige, was ihr in späteren Jahren den Ehrennamen »Engel der Armen« einbrachte.
Augusta, ihre drei Jahre ältere Schwester Marie und der jüngere Bruder, Erbprinz Karl Alexander (*1818), wuchsen so auf, wie Fürstenkinder damals zumeist aufzuwachsen pflegten. Vater Carl Friedrich hielt sich, was die Kindererziehung betraf, eindeutig im Hintergrund. Doch auch die vielbeschäftigte Maria Pawlowna kümmerte sich um das Wohl des erbprinzlichen Nachwuchses eher im Sinne einer »Richtlinienkompetenz«, deren Umsetzung wiederum in den Händen der Kinderfrau lag, einer mütterlichen Dame namens Amalie Batsch, an der vornehmlich Augusta zeit ihres Lebens mit zärtlicher Liebe gehangen hat– einer Liebe, die, wie sich aus ihren zahlreichen Briefen unschwer erkennen läßt, weitaus inniger war als die zu ihrer eigenen Mutter, mit der sie eine eher förmliche Korrespondenz zu führen pflegte. Und doch hat Augusta ihrem »geliebten Bätschchen«, wie sie ihre Erzieherin bis zu deren Tod im Jahr 1847 bezeichnete, die aufopferungsvolle Arbeit nicht immer ganz leicht gemacht.
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