Die drei !!!, 99, Spuk auf dem Campingplatz (drei Ausrufezeichen) - Ann-Katrin Heger - E-Book
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Die drei !!!, 99, Spuk auf dem Campingplatz (drei Ausrufezeichen) E-Book

Ann-Katrin Heger

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Beschreibung

Die drei !!! knacken jeden Fall! Die drei !!! freuen sich auf einen Campingtrip zum Höllensee. Gemütlich im Camper-Van schlafen, gemeinsam kochen und viel baden ist angesagt. Doch dann wird in mehrere Wohnwagen eingebrochen und die Freundinnen bemerken am See ein merkwürdiges Leuchten und unheimliche Geräusche. Hängen die Diebstähle und dieser Spuk irgendwie zusammen? Kim, Franzi und Marie nehmen die Ermittlungen auf und stoßen dabei auf unterirdische Höhlen ...

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Titel

Die drei !!!Spuk auf dem Campingplatz

Ann-Katrin Heger

KOSMOS

Impressum

Alle Angaben in diesem Buch erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Sorgfalt bei der Umsetzung ist indes dennoch geboten. Verlag und Autoren übernehmen keinerlei Haftung für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden, die aus der Anwendung der vorgestellten Materialien und Methoden entstehen könnten. Dabei müssen geltende rechtliche Bestimmungen und Vorschriften berücksichtigt und eingehalten werden.

Distanzierungserklärung

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Umschlagsabbildung: © Ina Biber

© 2023, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG

Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-440-50831-2

E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Höllenfahrt gefällig?Hundert-Prozent-TarnungStaub-SandkuchenAngriff der SeejungfrauenDetektivtagebuch von Kim JülichGeheimes Tagebuch von Kim JülichAlles weg!Wald und SeeAnalysenDer Molch macht’s!Farbe ins DunkelUndines BannDetektivtagebuch von Kim JülichLeuchtmittelIm HimmelLagerfeuerDetektivtagebuch von Kim JülichGeheimes Tagebuch von Kim JülichHöhlenforscherSchatzkisteTonlageDetektivtagebuch von Kim JülichGeheimes Tagebuch von Kim Jülich

HÖLLENFAHRT GEFÄLLIG?

Kim klickte auf das kleine Dreieck und der Film startete. Sie sah Lina, die Stiefschwester von Marie, und Anouk, ihre Freundin, die vor einem Camper-Van standen und aufgeregt winkten.

»Liebe drei !!!«, sagte Lina und deutete auf einen türkisfarbenen Van im Hintergrund. »Ihr seid unsere letzte Hoffnung.«

Nun schaltete sich Anouk ein: »Meine Eltern wollten uns zu einem Camping-Urlaub nach Süddeutschland mitnehmen, in diesem wunderschönen Traum-Van hier! Aber sie müssen kurzfristig arbeiten und können uns zwar hinfahren, aber nicht bleiben. Sie erlauben uns den Urlaub unter einer Voraussetzung: dass ihr mitkommt! Also, bitte, bitte.« Die Kamera schwenkte ins Innere des Vans.

Kim staunte. Sie kannte den alten Wohnwagen ihrer Oma, in dem alles ein bisschen muffig roch und altmodisch aussah. Dunkles Plastik und Häkelvorhang. Doch dieser Van war alles andere als verstaubt. Die Küchenzeile war aus hellem Holz gefertigt und das Sofa hatte den gleichen Türkis-Ton wie der Lack des Vans. Darauf lagen dicke, kuschelige Decken und rot-blau gepunktete Kissen. Kim hatte sofort das Bedürfnis, sich darin einzukuscheln.

»Wenn ihr Zeit und Lust habt, könnten wir zusammen nach Höllerich fahren und ein verlängertes Wochenende faulenzen und es uns gut gehen lassen. Na, was sagt ihr?«

Kim grinste. Sie wusste genau, was jedes der drei !!! dazu sagen würde. Nämlich JA!

Aus unterschiedlichen Gründen: Sie selbst, weil sie unbedingt mal ein paar Tage ganz undetektivisch die Flügel hängen lassen wollte. Franzi, weil sie das freie Leben auf dem Campingplatz liebte. Und Marie, weil sie sich nichts Stylischeres vorstellen konnte, als in so einem schicken Camper zu wohnen – und sei es auch nur für kurze Zeit.

Kim hatte ihren Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da brummte ihr Telefon bereits. Die erste Nachricht war von Marie.

Bin dabei, Stiefschwesterherz!

Zwei Sekunden später jubelte Franzi:

Frühling, Wiese und ein langes Wochenende. Juchu! Ich frage sofort meine Eltern.

»Wir kommen auch mit!« Ben und Lukas stürmten in Kims Zimmer und ließen sich auf Kims Bett fallen. Dabei knabberten sie jeder an einem Zwieback, der dick mit Marmelade bestrichen war.

Sie starrte ihre Zwillingsbrüder entsetzt an. »Runter von meinem Bett! Aber sofort!«

»Reg dich bloß ab. Glaubst du, dass du auf dem Campingplatz keine Keks-Krümel in deinem Bett finden wirst?« Ben legte den Kopf schief und sah Kim herausfordernd an.

»Woher wisst ihr überhaupt …«, zischte Kim und zerrte an Lukas’ rechtem und an Bens linkem Arm.

Ben hielt stolz ein Arzt-Stethoskop nach oben. »Ostergeschenk von Mama und Papa, du erinnerst dich? Funktioniert megagut. Besonders durch unsere hellhörigen Türen!«

Kim runzelte die Stirn. Das Schlimmste war, sie hatte Ben und Lukas das Stethoskop auch noch empfohlen. Es hätte ihr klar sein müssen, dass die beiden das Ding auch benutzen würden, um alle Geheimnisse der großen Schwester herauszubekommen.

»Wir haben Mama und Papa gerade eben schon gefragt: Du darfst mit«, sagte Lukas.

Vor Schreck quiekte Kim auf. Das wurde ja immer schöner.

»Und du kannst dich noch mal abregen. Auf uns wirst du verzichten müssen. Meinst du im Ernst, wir quetschen uns noch zu euch in den kleinen Camper-Van? Wo wir hier ein völlig schwesternfreies Wochenende vor uns haben?« Ben ließ sich betont langsam von Kims Bett rutschen. »Jooohaaatihoho«, schrie er und machte einen Kampfsport-Move, indem er abwechselnd seine Beine in die Luft kickte.

Kim verschluckte sich bei dem Versuch, nicht zu lachen.

»Ja, wir wären echt schön blöd!«, pflichtete Lukas seinem Bruder bei.

Gut, dann war alles nur halb so schlimm. Kim atmete tief ein. Das Halbschlimme allerdings war, dass Ben und Lukas keine Anstalten machten, ihr Zimmer wieder zu verlassen.

In diesem Moment drang aus dem Wohnzimmer der Jülichs ein tiefes »Sat nam. OMMMMMMMMMMM!«.

Ihre Eltern waren seit einiger Zeit auf dem Yoga-Trip.

Kim fand das gar nicht so schlecht, weil ihre Eltern viel entspannter waren als früher. Die Mantra-Singerei war ihr aber ziemlich peinlich.

Auch Ben und Lukas sahen unglücklich aus.

Da kam Kim die rettende Idee. »Mama hat etwas von einer Versuchs-Yogastunde gesagt, bei der sie euch braucht. Vor dem Abendessen!«, sagte sie und musste innerlich schmunzeln, weil sie ahnte, was gleich passieren würde.

»Echt?« Ben machte ein Gesicht, als hätte er gerade eine Spinne mit einem Blumenstrauß in der Hand gesehen.

Lukas stupste seinen Bruder an. »Erinnerst du dich? Wir haben Pjotr versprochen, ihm Mathe zu erklären!«

»Ach genau!« Ben strahlte erleichtert. »Das wird Mama verstehen, Schule geht einfach vor!«, sagte er so unschuldig wie möglich. »Tschüss. Kim, du springst doch bestimmt für uns ein, oder?« Er zuckte entschuldigend mit den Schultern.

Und SCHWUPPPPPS! waren die beiden aus dem Zimmer.

»Na also«, sagte Kim zufrieden und machte es sich auf dem Bett bequem. Nicht ohne vorher die Zwieback-Krümel, so gut es ging, von der Matratze zu fegen. »Geht doch!«

Kim hatte alles in ihren mittelgroßen grünen Rucksack hineingequetscht. Sie hatte sich an Anouks Vorgabe, so wenig wie möglich mitzunehmen, gehalten. Als sie den Rucksack neben Maries riesige goldene Stoff-Reisetasche stellte, fand sie, dass es ihr nicht nur gut, sondern sogar sehr gut gelungen war.

David und sie waren in den letzten Tagen fleißig gewesen und hatten Kissenhüllen in ihren Farben der drei !!! genäht. Kim hatte noch auf jedes der Kissen den Anfangsbuchstaben appliziert. Und natürlich gab es auch zwei Kissen für Lina und Anouk. Kim fand die beiden Mädchen echt süß. So verliebt.

Und sie konnte das Gefühl gut verstehen. Wenn sie David ansah, erging es ihr ebenso.

Der Abschied von ihm war ihr nicht leichtgefallen. Sie lächelte, als sie daran dachte, dass sie fünf Mal immer wieder zurückgelaufen war, um sich noch einen Kuss von David zu holen. Und um noch einmal in seine Gold-Sprenkelaugen sehen zu dürfen. Und ihn zu riechen. Und an sich zu drücken. Aber jetzt war sie hier in Maries Vorgarten. Alles war gut und sie freute sich auf die freie Freundinnenzeit!

Franzi hatte geschrieben, dass sie sich ein paar Minuten verspäten würde, doch Lina, Anouk und die Eltern von Anouk, Martin und Hella Rozon, wuselten bereits in der breiten Einfahrt der grevenbroichschen Villa herum.

Lina entdeckte die Gepäckstücke und schoss wie ein Gepard auf der Jagd darauf zu.

»Nee, nee!«, rief sie und sah sich dabei nach Marie um. »Entweder du oder dein Gepäck. Beides geht nicht.«

Marie blickte auf. Sie hatte es sich auf einem Liegestuhl bequem gemacht und genoss die Frühlingssonne. In der Hand hielt sie ein Glas Limonade und auf der Nase thronte eine große verspiegelte Sonnenbrille.

Kim lächelte. Ihre Freundin sah wie immer wunderschön aus. In diesem Aufzug hätte sie jedem Filmstar Konkurrenz gemacht.

»Wieso?«, fragte Marie. »Ich habe mich doch an deine Bitte gehalten und wirklich nur das Nötigste, das Allernötigste, eingepackt.«

»Nur aus Interesse: Wie viele Paar Schuhe sind da drin?« Lina stemmte die Hände in die Hüften.

Marie überlegte. »Ein Paar Turnschuhe, Hausschuhe, Sandalen für heiße Tage, Gummistiefel, falls es regnet, und natürlich noch meine feinen Ausgehschuhe.«

»Alles auspacken, bis auf die Turnschuhe und die Hausschuhe«, bestimmte Lina streng. »Ich habe den Wetterbericht gecheckt. Es wird nicht regnen und wir werden auch keine sommerlichen Temperaturen aushalten müssen.«

Anouk setzte sich zu Marie auf den Liegestuhl und lachte. »Du wirst schon sehen. Es macht Spaß, mit wenigen Sachen auskommen zu müssen. Es befreit einen und man hat viel weniger Arbeit. Weil man sich um viel weniger kümmern muss!«

Marie schob die Sonnenbrille auf die Stirn. »Ich kümmere mich sehr gerne um meine Sachen«, sagte sie. »Ich bin eine ganz wunderbare Sachen-Kümmerin.«

Kim musste lächeln. Sie wusste, dass es für Marie nicht leicht war, auf ihre Schminksachen und Wechselklamotten zu verzichten. Sie gehörten zu ihr wie das Skateboard zu Franzi und das Detektivtagebuch zu ihr, Kim.

Sie sah, wie Marie erst den türkisfarbenen Camper-Van-Traum anblickte und dann aufstand und zu ihrer Reisetasche trabte. Sie schulterte das schwere Teil. »Ich bin gleich wieder da. Ich werde meine Tasche einer Abspeckkur unterziehen.« Damit verschwand sie in der Villa.

Ein alter rostiger Kombi fuhr in die Einfahrt. Franzi sprang sichtlich abgehetzt heraus und machte sich an der Kofferraumklappe zu schaffen.

»Stefan? Kannst du mir mal helfen?«, bat sie ihren Bruder, der sie zu den Grevenbroichs gefahren hatte.

»Klaro«, antwortete er und klopfte an die Heckscheibe, trat anschließend von unten gegen den Kotflügel und KLACK! sprang der Kofferraum auf.

»Wie hast du das gemacht?«, staunte Franzi und schnappte sich ihren Rucksack.

»Reine Intuition«, erklärte Stefan. »Seit Britt schwanger ist, bin ich, was intuitives Handeln betrifft, viel besser geworden.« Sein Handy summte. Er las die Nachricht. »Wenn man vom Walfisch spricht!« Er grinste. »Ist natürlich Quatsch. Je schwangerer Britt wird, umso schöner finde ich sie«, sagte er. »Allerdings: Gedanken kann ich leider noch nicht lesen. Ich muss weiter. Britt braucht Nussschokolade! Und so wie die Nachricht klingt, braucht sie sie vor fünf Minuten.« Er zuckte mit den Schultern, stieg wieder ins Auto und brauste davon.

»Ich weiß gar nicht, was er hat. Wale sind wunderschöne Tiere«, meinte Franzi und sah ihm kopfschüttelnd hinterher.

Kim schnappte sich das Kissen mit dem großen F vorne drauf und warf es nach Franzi.

Franzi fing es auf und sagte gespielt sauer: »Herzlichen Dank. Da kommt man in völlig friedlicher Absicht und wird bereits bei der Ankunft angegriffen.« Sie betrachtete das Wurfgeschoss genauer und begann zu strahlen: »Sag bloß … David und du? Neue Kollektion? Coole Sache!« Sie schmiegte ihre Wange an den weichen Stoff. »Kommt sofort in mein Bett. Das ist nicht nur schön, sondern auch superkuschelig.«

Lina und Anouk waren mittlerweile zu ihnen gestoßen. Jede mit Kims Geschenk-Kissen in der Hand. »Dann zeigen wir euch mal, wo ihr schlafen werdet«, sagte Anouk.

So etwas hatte Kim noch nie in echt gesehen. Nur in den zahlreichen Vlogs, die sie sich zum Thema Van-Life angeschaut hatte. Vans, die so eingerichtet waren, dass man bequem über mehrere Monate darin leben konnte.

Und der Camper von Anouks Eltern war genau so ein Teil.

Er war nicht nur in einem leuchtenden Türkisgrün lackiert, sondern strahlte auch noch frisch geputzt. Das dreieckige Bettdach war ausgeklappt, damit die zukünftigen Nachtbewohnerinnen Probe liegen konnten.

Kim spitzte allerdings zuerst in den Innenraum. Sie erkannte die rot-blau gepunkteten Kissen, die sie schon auf dem Foto gesehen hatte, zusätzlich waren frische Blumen in der schüttel- und fahrfesten Vase und sie sah, dass die Küchenzeile mit gefüllten Müslidosen, leckerem Obst und Brot ausstaffiert war. Einkaufen mussten sie offensichtlich nicht mehr.

»Und hier – tata – unser Tisch«, erläuterte Anouk stolz und drückte auf einen magnetischen Schnappverschluss. Eine Holzplatte schwang heraus und Anouk stellte das Tischbein fest. Mit ein paar weiteren Handgriffen ließen sich an den Tischseiten Holzbänke ausklappen, sodass sie zu fünft bequem dort sitzen konnten. »Praktisch, oder? Wir haben mindestens drei komplett verschiedene Nutzungsmöglichkeiten. Nummer eins: kochen und essen. Nummer zwei: faulenzen. Und Nummer drei: die Betten für die Nacht!« Sie ließ Tisch und Bänke verschwinden und mit einer Drehbewegung war an der Stelle, an der der Tisch gestanden hatte, eine gemütliche Liegefläche für zwei bis drei Personen.

»Du hast den Fahrmodus vergessen«, sagte Lina. »Hier hinten dürfen noch bis zu fünf Personen mitfahren. Die Autositze können leicht ein- und ausgebaut werden.

»Wahnsinn!«, rief Franzi beeindruckt. »Unglaublich, dass wir die nächsten drei Tage in so einem Luxus-Van hausen dürfen.«

Anouks Mutter steckte den Kopf zur Tür herein.

»Luxus ist relativ«, sagte sie und deutete auf die Wände des Vans. »Sehr viel Stauraum ist nicht vorhanden. Ihr müsst euch auf das Wesentliche konzentrieren. Zumal ihr in Höchstbesetzung unterwegs seid. Mehr als fünf … das würde zu eng werden. Seid ihr sicher, dass ihr darauf Lust habt? Noch könnt ihr euch umentscheiden.«

Kim und Franzi kletterten gleichzeitig die Leiter zum Dachbett nach oben und krochen in das Dreieckszelt hinein. Grinsend guckten sie nach unten. Und dann einander an.

»Nein, hier wird nichts umentschieden«, sagte Kim. »Wir fahren!«

Nach einer weiteren halben Stunde kam Marie zurück. Die goldene Reisetasche war nun nicht mehr prall gefüllt, sondern schlabberte bei jedem ihrer Schritte gegen ihren Oberschenkel. Trotzdem war sie blendend gelaunt. »Ich habe mich getraut!«, raunte sie Kim und Franzi zu.

Franzi zog fragend die Augenbraue nach oben. »Was denn? Deine hochhackigen Schuhe hierzulassen?«

Marie rümpfte die Nase. »Das auch!«, antwortete sie. »Aber ich meine etwas anderes. Ich habe mich getraut, Holger zu schreiben, dass wir zum Höllensee fahren.«

»Gut gemacht«, sagte Franzi.

Kim strich Marie über den Arm. Maries Liebesleben war in den letzten Wochen ziemlich turbulent gewesen. Lange war Marie sich unsicher gewesen, ob ihr Herz nun weiter für Holger oder für dessen Freund Jakob schlug. Genau in dem Moment, als sie sich endgültig für ihre große Liebe Holger entschieden hatte, hatte Holger Schluss gemacht.

Marie verstand Holger und trotzdem tat ihr die Trennung sehr weh. Kim wusste, dass sie sich nichts mehr wünschte, als dass alles wieder wie früher werden würde. Allerdings war ihrer Freundin auch klar, dass sie Holger Zeit geben musste. Zeit, über alles nachzudenken und sich über seine Gefühle klar zu werden.

Trotzdem hatten ihr Kim und Franzi geraten, ab und zu den Kontakt zu Holger zu suchen. Nicht zu aufdringlich, aber so, dass Holger wusste, dass sie an ihn dachte.

»Finde ich auch«, sagte Kim. »Und unsere Mini-Ferien werden dich auf jeden Fall auf andere Gedanken bringen.«

HUNDERT-PROZENT-TARNUNG

Nach einigen Stunden bogen sie auf eine ungeteerte Straße ein. Ein bunt bemaltes Schild wies ihnen den Weg zum Campingplatz Höllensee.

Kims Magen fühlte sich vor lauter Vorfreude kribbelig an. Sie lehnte sich gegen Marie und lächelte. Dabei bemerkte sie etwas Hartes. Sie deutete auf die kleine eingenähte Tasche an Maries Fleecejackenärmel. »Autsch, deine Jacke greift mich an«, sagte sie.

Marie bedeutete Kim, ruhig zu sein. »Mein heimlich geschmuggelter Absoluter-Notfall-Lippenstift«, flüsterte sie so leise, dass niemand außer Kim sie hörte. »Bitte verrate mich nicht.«

Kim grinste. »Natürlich nicht«, flüsterte sie zurück.

Der Van stoppte und Herr und Frau Rozon wandten sich nach hinten. »Wir werden euch bei der Rezeption anmelden und den Van auf den richtigen Stellplatz fahren. In einer Stunde kommen unsere Kollegen, um uns abzuholen.«

Kim nickte. Die beiden würden zum nächsten größeren Flughafen fahren und von dort abfliegen. Frau Rozon war Pilotin und Herr Rozon Flugbegleiter in ihrer Crew.

Sie hatten Glück. Ihr Stellplatz war unter einer wunderschönen Eiche. Und sie hatten über einen kleinen Pfad direkten Zugang zum Höllensee. Die Stellplätze neben ihnen fand Kim allerdings merkwürdig. Da gab es Zäune, die eine Art Vorgarten abgrenzten, Buddha-Statuen zwischen Pflanzen und kleinen Findlingen. Unter einem Vordach stand ein Sofa und unter dem daneben hatte sich jemand eine Außenküche eingerichtet.

Franzi schien Kims verwunderten Blick bemerkt zu haben. »Das sind Dauergäste«, erklärte sie. »Die ziehen im Frühjahr her und bleiben die ganze Saison. Einige sind nur am Wochenende auf dem Campingplatz, doch manche pendeln sogar von hier zur Arbeit. Oder sind Rentner.«

Kim winkte zwei Männern. Einer von beiden versuchte ein Räucherstäbchen anzuzünden, der andere goss bedächtig heißes Wasser in eine kleine Teekanne aus Metall und rührte mit einer Art Besen darin herum.

»Herzlich willkommen«, sagte der Mann mit den Räucherstäbchen. »Ich heiße Hubert und mein Schatz hier«, er zeigte auf den anderen Mann, »das ist Max. Darf ich euch einen selbst gebackenen Schrotkeks anbieten?«

Kim verschluckte sich beinahe vor Lachen. »Schrottkeks?«, kicherte sie leise. »Nein, danke!«

»Schrot ist grob zerkleinertes Getreide«, erklärte Franzi schnell. »Hubert bietet dir einen gesunden Snack an.«

»Weiß ich doch«, antwortete Kim. »War nur so lustig.«

»Ich würde die Kekse gerne probieren!« Kurz entschlossen nahm Marie die Sache in die Hand und entschärfte die peinliche Situation. »Das sind Kim und Franzi und ich heiße Marie!« Sie zeigte auf die Teekanne, in die Max wie in Zeitlupe Wasser goss. »Ist das eine Art Teezeremonie?«

Max blickte auf und hielt den Bambusbesen in die Höhe. »Du kennst dich gut aus. Aber nein, nicht wirklich. Eine japanische Teezeremonie ist schwierig durchzuführen und geht über mehrere Tage. Allerdings versuche ich, die Dinge langsam, bewusst und mit der Aufmerksamkeit zu machen, die ihnen gebührt«, sagte er mit sanfter Stimme.

Kim seufzte. Diese bedächtige Art zu sprechen, die kannte sie seit Neuestem von Mama und Papa. Und der Urlaub schien bei den Themen anzuknüpfen, die sie – auch ganz bewusst – zu Hause lassen wollte.

Na ja. Hubert und Max schienen trotzdem sehr nett zu sein. Sie nahm sich einen der Kekse, die Hubert ihnen auf einem getöpferten Teller reichte, und probierte. Es schmeckte himmlisch. Zart und knusprig, aber doch leicht und locker!

Franzi und Marie fanden das offensichtlich auch.