Die Erlösung - Magurno Nadine - E-Book

Die Erlösung E-Book

Magurno Nadine

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Beschreibung

Was passiert, wenn deine grosse Liebe plötzlich zu deinem grössten Feind wird? Und die letzte Hoffnung auf dem Menschen ruht, den du am meisten hasst? Die Gitter sind verschlossen und dahinter steht Cadan in seiner vollen Grösse. Seine schwarzen Haare hängen ihm verschwitzt ins Gesicht. Sein Atem geht schnell und die Fingerknöchel, mit denen er die Gitterstäbe umfasst, treten weiss hervor. Er ist sauer. «Würdest du mir bitte erklären, warum zum Teufel ich hier eingesperrt bin?» Sein Blick ist kalt, als er zu mir aufsieht, genau wie seine Stimme. Etwas stimmt nicht. Etwas an ihm ist anders. Ich weiss nur noch nicht was.

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Für meine JungsWenn ihr wollt, könnt ihr alles erreichen

Die Liebe fragt nicht, was richtig und was falsch ist. Die Liebe trifft dich einfach. Mitten ins Herz.

Und bleibt dort bestehen. Ein Leben lang

Cadan Breen

Die Erlösung

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Epilog

DANKSAGUNG

Prolog

Taylor

Ich wälze mich hin und her. Schweiss rinnt mir über die Stirn und ich kann meinen Atem nicht kontrollieren. Wieder erfasst mich eine Panikattacke, wie ich sie in den letzten Monaten schon mehrmals durchlebt habe. Ich habe sie vor ihm verborgen, weil ich nicht wollte, dass er sich Sorgen macht. Der Verlust zerreisst mich innerlich und lässt jeden Tag ein weiteres Stück von mir absterben. Die Ungewissheit macht mich fertig. Mir sind die Hände gebunden und ich bin verzweifelt.

«Eins, zwei, drei, vier……atmen…eins, zwei…»

Mein Beruhigungs-mantra wiederhole ich dreimal, bis sich meine Atmung wieder normalisiert und meine Sinne fokussiert werden. Oh Gott, er fehlt mir so sehr. Ich liege auf unserem Bett in den Hamptons und eine Träne rollt über meine Wange auf das Kissen, welches schon durchnässt ist. Wie soll ich das bloss überleben?

Der Tag beginnt und ich setze mich widerwillig auf. Ich muss in Bewegung bleiben, sonst werde ich verkümmern, wie mein gebrochenes Herz. Ich lasse das Wasser in der Dusche an und streife mir die Kleidung ab. Warme Schauer laufen mir über den Kopf, durchnässen meine langen Haare und vermischen sich mit meinen Tränen. Ich vermisse ihn so sehr, dass es mir das Herz zerreisst. Die Hoffnung, dass ich ihn retten kann, egal wie, ist das einzige, dass mich noch aufrecht stehen lässt. Ich muss kämpfen, für ihn, für uns. Auch wenn es aussichtslos erscheint. Ich drehe mir das Wasser aus den Haaren und steige aus der Dusche. Durch den Dampf hat sich der grosse Spiegel beschlagen und ich muss mit der Hand drüber wischen, um mein Spiegelbild zu betrachten. Die letzten Monate sind nicht spurlos an mir vorbeigegangen. Das tägliche Training hat meinen Körper definiert. Es haben sich Muskeln geformt, an denen ich früher nicht mal geahnt habe, dass es dort Muskeln geben könnte. Wie sehr sich doch mein Leben in so kurzer Zeit verändert hat. Mit den noch nassen Händen reibe ich mir über das Gesicht. Die dunklen Ringe unter den Augen sind in den letzten Wochen verschwunden und doch scheint die Traurigkeit geblieben zu sein. Ich drehe mich um und betrachte mein Tattoo. Meine Flügel sind versteckt. Ich spüre sie unter der Haut. Seit er mich verlassen hat, habe ich wie verrückt trainiert. Ich kann jetzt grössere Distanzen ohne Unterbruch fliegen. Ob er wohl stolz auf mich ist? Alles an mir und um mich erinnert mich an ihn. Wird es je wieder so sein wie vorher? Bevor er mir entrissen wurde? Bevor er in der Dunkelheit verschwunden ist?

Ein Klingeln reisst mich aus meiner Erinnerung an den Mann, den ich so abgöttisch liebe. Verwirrt schaue ich auf meine Uhr. Es ist sieben Uhr morgens. Zu früh. Es gibt nur drei Personen, die diese Nummer haben. Zwei davon sind hoffentlich in einem Hotelzimmer im Plaza miteinander beschäftigt. Also kann es nur noch einer sein. Etwas stimmt nicht. Ich ziehe mir rasch meine Yoga Hose an und binde mir meine nassen Haare zu einem losen Dutt. Mein Handy liegt auf dem Bett und als ich den Anrufer Name erkenne, läuft es mir kalt den Rücken runter. Was zum Teufel?!

«Hallo.»

Meine Finger krallen sich um das Gerät und ich fange an zu zittern, als ich seine Stimme höre.

«Taylor...ich bin es...» Sein Atem geht schneller und ich höre Lärm im Hintergrund. Was tut er da?

«Ian was ist los? Wo bist du?» Mit dem eingeschalteten Freisprecher schnappe ich mir meine Sneakers und ziehe sie an.

«Tay, ich weiss nicht was passiert ist…aber er ist weg...»

Ich halte in der Bewegung inne und meine Augen weiten sich. «Was meinst du damit, er ist weg? Wo ist er hin?!»

«Fuck Taylor ich habe keine Ahnung!» Er schickt noch ein paar weitere Flüche hinterher.

«Er hat mich KO geschlagen. Er konnte sich befreien, wie auch immer er das angestellt hat...ich weiss es nicht. Als ich zurückkam, war die Zelle leer und das letzte was ich noch weiss ist, dass mich jemand von hinten angegriffen hat. Ich bin erst gerade wieder zu mir gekommen.»

Meine Haare auf den Armen stellen sich auf. Das darf doch nicht wahr sein! Ian sollte Cadan nicht aus den Augen lassen, bis wir eine Lösung für unser Problem gefunden haben. Und jetzt ist er einfach weg.

«Ian, seit wann ist er weg?» Ich laufe im Schlafzimmer hin und her. «Wieviel Uhr ist es?» Die Nervosität in Ians Stimme ist nicht zu überhören. Seine Panik färbt sich auf mich ab.

«Scheisse Ian! Bei uns ist es sieben Uhr morgens.» Einen Moment höre ich nichts und dann wieder lautes Fluchen. «Oh Gott…es ist über zwölf Stunden her...er hat mich tatsächlich über zwölf Stunden ausgeknockt dieser verdammte Bastard!»

Mein Blut gefriert zu Eis. Zwölf Stunden. Das würde reichen um…. Ich will den Gedanken gar nicht erst aussprechen, aber ich muss. «Ian, konzentrier dich!

Wo würde er hingehen?» Ian schnaubt und seine Worte laufen mir eiskalt den Rücken hinunter.

«Du weisst genau, wohin er gehen würde...»

Ich schnappe mir das Handy und renne die Treppe hinunter. In der Küche angekommen, schalte ich die Beleuchtung ein. Meine kleine Reisetasche liegt unter dem Tresen bereit, falls es zu einer Notsituation kommen sollte. Und die Tatsache, dass der Mann, den ich abgöttisch liebe, nun ein gefallener Engel ist und sich nur noch an seine dunkle Seite erinnert, die dazu noch auf Rache aus ist, wahrscheinlich gerade auf dem Weg hier her ist, sehe ich als verdammte Notsituation an.

Ians Stimme begleitet mich weiterhin.

«Da Cadan seine Flügel nicht mehr hat, wird er auf herkömmlichem Weg fliegen müssen, um zu dir zu gelangen. Nicht umsonst haben wir ihn in Irland festgehalten.»

Er scheint es nicht zu begreifen. «Dir ist aber schon klar, dass er locker in zwölf Stunden von Irland hierherreisen kann?!»

Stehe ich kurz vor einem Herzanfall? Wahrscheinlich.

Habe ich Panik? Ganz klar.

«Mach dich nicht verrückt Taylor. Du bist noch in den Hamptons? Ich habe meine Flügel noch. Ich kann in zwei Stunden bei dir sein. Bleib wo du bist! Ich komme und hole dich. Er wird dich nicht anrühren, das schwöre ich!» Ian legt auf und ich schmeisse mein Handy in die Tasche. Wie zum Teufel soll ich zwei Stunden hier warten?! Ist ihm überhaupt bewusst, zu was sein Bruder fähig ist?! Er hasst mich wie die Pest und er wird mich nicht einfach gehen lassen, nicht, nachdem was ich ihm angetan habe. Ich kann nicht einfach hier warten und auf Ian hoffen. Er wird nicht rechtzeitig hier sein. Ich muss selber fliegen oder Alice anrufen.

«Streng dich an Taylor!» Ich versuche ruhig durchzuatmen. «Was soll ich tun?»

«Oh Baby, ich wüsste einiges, dass du tun könntest.»

Seine Stimme lässt mich erstarren. Ich schliesse die Augen, um mich vor der Realität zu verbergen. Ein Schauer streift über meinen ganzen Körper. Seit Monaten habe ich ihn nicht gehört, geschweige denn berührt. Seine Stimme jetzt zu hören, ist wie ein Liebkosen meines ganzen Körpers. Obwohl mir klar ist, dass er nicht mehr derselbe ist, nicht mehr mein Cadan ist, könnte ich vor Erleichterung losheulen.

Langsam drehe ich mich um. Da steht er. Seine dunkle Gestalt lehnt am Türrahmen zur offenen Terrasse. Kalte Meeresluft weht die Vorhänge auf und bilden einen hellen Kontrast zu ihm. Er sieht verboten gut aus. Seine schwarzen Haare sitzen perfekt nach hinten gegelt. Ein paar einzelne Strähnen haben sich gelöst und fallen ihm ins Gesicht. Seine Lippen haben sich zu einem schiefen Lächeln gehoben. Sein Gesicht wirkt dadurch, dass er sich wahrscheinlich länger nicht rasiert hat, noch dunkler als zuvor. Sein Körper ist perfekt und seine dunkle Kleidung schmiegt sich an ihm wie eine zweite Haut.

Er stösst sich von der Türe ab und schreitet langsam auf mich zu. Seine Finger fahren nachdenklich über sein Kinn.

«Zum Beispiel könntest du dich über den Tresen bücken und laut meinen Namen schreien, während ich dich von hinten ficke.» Er kommt näher. Ich weiche einen Schritt zurück und stosse gegen die Arbeitsplatte. «Oder du gehst vor mir auf die Knie und nimmst meinen Schwanz in den Mund, damit du nicht zu viel quatschst.»

Ich muss leer schlucken. Mein Körper würde ihn am liebsten bespringen, um das Ziehen zwischen den Beinen zu lösen und mein Herz zu beruhigen, das wie wild schlägt. Doch mein Verstand schreit nur noch

Hau ab! Und zwar schnell!

«Cadan hör zu, es tut mir leid was geschehen ist. Ich kann es nicht rückgängig machen. Bitte vergib mir. Ich weiss wir kriegen das hin, wir kriegen dich wieder hin.»

Er ist beim Tresen angekommen. Nur noch dieses Möbelstück steht zwischen uns. «Mich hinkriegen?»

Er kneift seine Augen zusammen und ein Grinsen erscheint auf seinem Gesicht. Kein Grinsen, das mich weich werden lässt. Sondern einst das mir sagt, ich solle endlich meine Beine in die Hände nehmen und schleunigst das Weite suchen. «Baby du musst mich nicht hinkriegen. Ich war noch nie so klar im Kopf wie jetzt. Und das verdanke ich wohl dir.»

Er geht um den Tresen herum und jetzt steht er nur ein paar Zentimeter von mir entfernt. Ich kann seinen Duft riechen. Er hat sich nicht verändert. Sein Bauch berührt meine Brust und ich stosse den angehaltenen Atem aus. Mir war bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht bewusst, dass ich ihn angehalten habe.

Ich versteife mich, als Cadan mit seinen Fingern über meine Arme nach oben fährt. Wie gerne würde ich mich im Augenblick verlieren und ihn berühren. Aber meine Hirnzellen, die nicht von meiner Libido gesteuert werden, scheinen noch zu funktionieren. Ich ziehe meine Arme zurück und erst da wird mir klar, dass sich dadurch meine Brust noch mehr an ihn drückt. Sein Knurren fährt mir durch Haut und Knochen.

«Fass mich nicht an!»

Ich hebe meinen Kopf und sehe ihm zum ersten Mal richtig in die Augen. Das Weiss in seinen Augen ist vollkommen verschwunden. Nur noch das seelenlose Schwarz ist vorhanden. Er ist zu einem kompletten Vampir geworden. Seine Engelsseite ist verschwunden und wird nicht wieder kommen. Während er mir hier so nahe ist, muss ich mir das immer wieder in Erinnerung rufen. Meinen Cadan gibt es nicht mehr…

Er hebt eine Hand und löst meine nassen Haare aus dem unordentlichen Dutt und wickelt sich ein paar Strähnen um die Finger.

«Mmmhhh dieser Duft.» Er riecht an meinen Haaren, während seine andere Hand sich auf meinen Hals legt. Eine Träne löst sich aus meinem Augenwinkel. Er legt seine kalten Lippen darauf und küsst sie weg. Mit dem Mund fährt er weiter hinunter, bis er an meinem Mund angelangt ist. Ich fühle, wie er meine Unterlippe mit der Zunge streift und sie zwischen seine Zähne zieht. Cadan löst sich nur soweit von mir, bis sie mit einem Plopp wieder zurückschnellt und er mir wieder in die Augen sehen kann.

«Aber weisst du was Baby. Weisst du was der ultimative Gefallen wäre, den du mir machen könntest?»

Der Griff um meine Haare wird stärker und seine Finger drücken gegen meinen Hals. Ich weiche seinem Blick nicht aus. Bleib standhaft Taylor!

«Du könntest ganz einfach verrecken!»

Kapitel 1

Cadan

Davor

«Warum können wir nicht einfach fliegen?» Der Koffer liegt offen auf dem Bett und Taylor wirft ein paar Kleider hinein. «Ich meine, wir haben beide Flügel. Da könnten wir doch einfach so losfliegen, statt den Flieger zu nehmen?»

Sie ist süss, wenn sie sich aufregt. Ich trete hinter sie und schlinge meine Arme um ihre Taille. «Baby, ganz ehrlich, ich will dich nicht kleiner machen als du bist, aber wir haben noch zu wenig das Fliegen geübt. Es wäre zu riskant für dich. Auch wenn ich dich gerne so nah wie möglich an mir habe, möchte ich dich nicht auf halber Strecke einsammeln müssen.» Ich drücke ihr einen Kuss aufs Haar und schnuppere kurz an ihr. Lavendel. Mein Lieblingsduft.

Nach meinem Telefongespräch mit Alice haben Taylor und ich beschlossen, dass wir den nächsten Flug nach Dublin nehmen. Da meine private Maschine aus unerklärlichen Gründen seit unserem Ausflug nach Aspen spurlos verschwunden ist, sind wir auf öffentliche Flüge angewiesen. Danke Ian!

Taylor dreht sich um und schürzt ihre Lippen. Sie ist der Inbegriff von Schönheit und Sex. Ich liebe diese Frau so sehr, dass es mich innerlich verbrennt. «Ach komm schon. Ich kann fliegen. Ich weiss, wie ich meine Flügel einsetzen muss. Unser Flug geht erst in fünf Stunden.» Sie schlingt ihre Arme um meinen Hals. «Was wollen wir denn so lange machen?»

Das wäre dann wohl mein Stichwort. Meine Hände wandern hinunter auf ihren Po und ich packe zu. Taylor lässt ein Kreischen los und ich hebe sie auf meine Hüfte. Ihre Mitte drückt angenehm auf meinen Schwanz. Diese Frau macht mich wahnsinnig. Ich halte sie mit einer Hand fest und schmeisse mit der anderen den Koffer vom Bett.

Ihr Lachen lässt ihren ganzen Körper vibrieren. «Jetzt muss ich wieder von vorne anfangen du Grobian!» Ich lege mich mir ihr aufs Bett und fahre mit der Zunge über ihren Hals. «Das ist mir scheissegal. Ich will dich jetzt!»

Sie krallt ihre Finger in meine Haare und zieht sanft daran, so wie ich es liebe. «Dann nimm mich Cadan. Ich gehöre dir.»

Mein Mund trifft auf ihren und unsere Zungen finden sich sofort. Ihr leises Stöhnen treibt mich noch mehr an. Während ich mich mit einer Hand abstütze, damit ich sie nicht mit meinem Gewicht erdrücke, lasse ich meine andere Hand nach unten wandern, fahre ihr über das nackte Knie nach oben zu den kurzen Shorts. Meine Finger schieben sich oben in den Bund und ich treffe auf ihre Mitte. Ich muss mich zusammen-reissen, dass ich nicht schon komme.

«Oh Gott Baby, du bist schon so feucht für mich.» Ich schiebe zwei Finger in sie und Taylor reagiert sofort mit einem Aufschrei. Ihre Fingernägel bohren sich in meinen Rücken, während ich meine Hand hin und her bewege. «Zieh dich aus!»

Sie löst ihre Hände von mir und zieht sich ihr Top über den Kopf. Da sie keinen BH trägt, liegt sie nun oben ohne vor mir. Ihr braunes Haar liegt ausgefächert auf der Decke, ihre blauen Augen haben sich voller Erregung verdunkelt, ihre Lippen sind leicht geöffnet und die prallen Brüste mit den rosa Spitzen scheinen mich zu locken. Sie war noch nie begehrenswerter, noch nie perfekter als jetzt.

«Cadan…» Mein Name kommt flüsternd aus ihrem Mund. Ihre Wangen röten sich und ich merke an der Art, wie sie atmet, dass sie nahe dran ist. Ich senke meinen Kopf und sauge an ihrer Brustspitze während meine Hand sie weiter bearbeitet. Sie drückt ihre Mitte gegen mich und ihr Keuchen und Stöhnen wird immer lauter.

«Ich komme gleich Cadan, ich komme…» Taylor drückt sich vom Bett ab und ich werde immer schneller, damit sie ihren Höhepunkt noch länger geniessen kann. Sie zittert am ganzen Leib und presst meine Finger zusammen. Es ist spektakulär ihr dabei zuzusehen, wie sie die Kontrolle verliert. Mein kleiner Wirbelwind. Mein Mädchen.

Sobald sie sich beruhigt hat und sie wieder zu Atem gekommen ist, drehe ich sie um, damit sie mit dem Bauch auf dem Bett liegt. Ich hebe ihr Becken an und sie zeigt mir eine schöne Aussicht auf ihren Hintern. Meine Hand wandert über ihren Rücken und nach unten und ich ziehe ihr die Shorts aus.

«Bist du bereit?» will ich von ihr wissen und positioniere mich hinter ihr. Sie zieht mich über die Schulter hinweg an und nickt. «Immer.»

Mehr brauche ich nicht und ich versenke mich mit einem Stoss in ihr. Taylor wirft ihren Kopf nach hinten und ihr langes Haar legt sich über ihren Rücken und verdeckt teilweise das Flügeltattoo. Während ich in sie stosse lasse ich meine Hände über ihren Körper gleiten. Noch nie habe ich bei jemanden so empfunden. Noch nie war mein Leben so vollkommen wie mit ihr. Noch nie hatte ich ein Zuhause.

«Komm für mich Cadan.» Sie drückt sich mir entgegen und ich kann nicht länger an mich halten. Ich packe fest zu und werde wahrscheinlich ein paar blaue Flecken hinterlassen, aber ich kann nicht anders. Ihr Duft, ihre Stimme, ihr Körper lässt alles verschwimmen. Sie presst sich um mich zusammen und mit einem Aufschrei pumpe ich das letzte Mal in sie, während mein Höhepunkt wie Elektrizität durch meinen Körper fliesst.

Sobald die letzten Wellen verebbt sind, löse ich mich von ihr und eile ins Bad. Taylor hat sich ins Bett gelegt, als ich zurückkomme und ihr ein warmes Tuch reiche, um sich zu säubern. Ich lege mich zu ihr und küsse sie sanft auf den Mund. «Ich liebe dich bis zum tiefsten Punkt meiner Seele…»

Sie legt mir einen Finger auf den Mund und unterbricht mich, um selbst den Satz zu beenden. «…und darüber hinaus.»

Ihr Kopf liegt auf meiner Brust und wir starren vor uns hin. Ich versuche das Unausweichliche hinauszuzögern, aber die Realität sieht leider anderes vor. «Wir sollten uns fertig machen. Sonst geht der Flug ohne uns.» Ihr Kopf hebt sich und sie sieht mir direkt in die Augen. «Bist du bereit deinem Vater und Bruder gegenüber zu treten?»

Ich schiebe ihr ein paar lose Haarsträhnen hinters Ohr. «Deine Sicherheit hat für mich oberste Priorität. Ich werde alles dafür geben, damit du eine Zukunft hast.» Ich setzte mich auf. «Wenn das bedeutet, dass ich mich ihnen stellen muss, gegen sie kämpfen muss, dann werde ich es tun. Du bist jetzt mein Leben, Taylor. Du gehörst mir und ich beschütze was mir gehört.»

Nackt wie sie ist, setzt sie sich rittlings auf mich und fährt mit ihren Fingern durch meine verstrubelten Haare. «Ich liebe dich Cadan und ich werde an deiner Seite kämpfen, egal was auf uns zukommen wird. Meine Zukunft ist deine Zukunft. Ohne dich, gibt es kein mich. Es gibt nur uns.» Tränen schimmern in ihren Augen. Sie hat Angst, weil sie nicht weiss, was auf uns zukommen wird. Auch ich habe Angst, darf es jedoch vor ihr nicht zeigen. Sie braucht meinen Halt und den soll sie auch bekommen. Ich wische ihr die Tränen weg und küsse sie kurz.

«Na los kleiner Wirbelwind, machen wir uns auf den Weg.»

Taylor

Zum zweiten Mal mache ich mich daran meinen Koffer zu packen. Obwohl ich die Unterbrechung sehr genossen habe, muss ich mich jetzt doch beeilen. Da ich keine Ahnung habe, was uns in Irland erwarten wird, packe ich von allem was ein. Cadan hat Angst. Ich konnte es vorhin in seinen Augen sehen, aber ich weiss, dass er stark sein will, stark sein muss. Nicht nur für mich, sondern auch für sich selbst. Er muss sich seiner Familie stellen, das was noch davon übrig ist. Und ich befürchte, dass ich nicht so eine grosse Hilfe dabei sein werde. Klar hat mich Cadan in den letzten Monaten so gut es ging ausgebildet. Wir hatten täglich Training in verschiedenen Kampfstilen und ich habe mich gar nicht so schlecht geschlagen. Und doch habe ich das Gefühl, dass es noch ein weiter Weg ist, bis ich mein volles Potenzial erreicht habe und ihm eine wahre Hilfe sein kann.

In der Hoffnung, dass wir nach dieser Reise eine gemeinsame Zukunft planen können, hieve ich meinen Koffer vom Bett und mache mich auf den Weg in die Küche. Cadan sitzt an der Theke und trinkt noch einen Kaffee. Ich stelle den Koffer vor die Haustüre und geselle mich zu ihm.

«Wird Alice uns in Dublin in Empfang nehmen?» Ich genehmige mir einen Schluck aus seiner Tasse und setze mich neben ihn. Er trinkt noch den Rest aus, wäscht die Tasse im Spülbecken und legt sie zum Abtropfen ins Gestell. «Jep. Sie weiss Bescheid und hat alles für uns organisiert. Ein Wagen wird uns abholen und uns ins Hotel bringen.»

Er wirkt distanziert. Bevor ich darauf eingehen kann, höre ich von draussen eine Hupe. «Unser Uber ist da.»

Cadan schnappt sich unsere Koffer und seine Jacke. Den Schlüsselbund habe ich bereits eingesteckt und folge ihm. «Was meinst du, soll ich unserer Nachbarin Bescheid geben?» Ich bin verunsichert, wie es weitergehen wird. «Baby, wir kommen wieder. Das schwöre ich.»

Als ob er meine Gedanken lesen könnte. Ich atme tief durch und wende mich vom Haus ab. «Alles klar.» Ich schliesse ab und lasse die Schlüssel in meiner Handtasche verschwinden. Bei unseren Arbeitsstellen haben wir uns offiziell in den Urlaub verabschiedet. Und da Cadan sein eigener Chef ist, musste eigentlich nur ich meinem Vorgesetzten Rechenschaft ablegen. Was jedoch auch kein Problem war, da wir fast nie Kontakt haben.

Sobald Cadan unser Gepäck im Kofferraum verstaut hat, hält er mir die Türe auf. Mit einem letzten Blick zurück steige ich ein. Cadan folgt mir und zieht mich nahe an sich heran. «Zum Flughafen bitte.» gibt er unserem Fahrer das Ziel an. «Alles wird gut Baby.»

Zu diesem Zeitpunkt war mir nicht klar, wie sehr er sich geirrt hat.

Kapitel 2

Cadan

Planmässig ist unser Flugzeug gelandet und während wir auf unser Gepäck warten, telefoniere ich bereits mit Alice. Da Irland in der Zeitrechnung fünf Stunden vor Amerika ist, haben wir hier bereits elf Uhr abends. Dazu kommen noch die fast acht Stunden Flug. Taylor neben mir fallen fast die Augen zu und sie hält sich die Hand vor den Mund, um ein Gähnen zu unterdrücken. Sobald wir hier draussen sind, schaffe ich sie ins Hotel und lege sie ins Bett. Trotz meiner eigenen Müdigkeit muss ich noch eine Weile wach bleiben. Alice und ich haben noch einiges zu besprechen.

«Bis nachher.» Ich beende den Anruf und wende mich Taylor zu. «Alles okay bei dir?» Sie sieht mir müden Augen zu mir auf. «Alles gut. Ich bin nur ein bisschen müde.» Ich lege ihr die Arme um die Schulter und ziehe sie an mich. «Alice hat uns ein Zimmer im Shelbourne organisiert. Sobald wir dort sind, kannst du dich zurückziehen. Ich werde mich noch kurz mit ihr zusammensetzen.»

«Ach was, ich halte schon durch…» Sie gähnt wieder herzhaft. «…ich bin fit. Ich begleite dich.» Kleiner Sturkopf.

Als unsere Koffer auf dem Band erscheinen, schnappe ich sie mir und wir machen uns auf den Weg nach draussen. Gott sei Dank haben wir noch Sommer und es ist angenehm warm. Ich muss nicht lange suchen. Alice kommt uns entgegen und fängt ohne Umschweife an, mich auf den aktuellen Stand zu bringen. «Sie stehen unter Beobachtung. Wir wissen, wo sie wohnen.»

Während Alice mir alles Wissenswerte erzählt, steigen wir in den schwarzen SUV. Taylor auf der Rückbank und ich auf der Beifahrerseite. Alice fährt vom Bordstein weg Richtung Stadt. Es ist ein komisches Gefühl wieder hier zu sein. Zwar bin ich Dublin geboren und aufgewachsen, das ist aber Jahrzehnte her und seitdem war ich auch nicht mehr hier. Warum Gabriel und Ian hier sind, ist mir immer noch ein Rätsel. Was wird passieren, wenn ich ihnen gegenüberstehe? Was ist ihr Ziel und wie weit sind sie bereit dafür zu gehen?

Meine Gedanken überschlagen sich und ich versuche mich auf Alice zu konzentrieren.

«Ich denke, dass sie wieder in Kontakt sind mit Lucifer. Er wurde zwar damals von den Erzengeln ausgebremst, aber soviel ich weiss, ist er wieder zurück.» Bei der Erwähnung von Lucifer stellen sich meine Nackenhaare auf. Ich blicke auf die Rückbank und sehe mir die schlafende Taylor an.

Lucifer hat ihre Erweckung damals mit Gewalt erzwungen. Er wollte sie als eine Art Zuchtstute halten. Mit ihr Nachkommen erzeugen und mit ihnen den Krieg gegen den Himmel gewinnen. Er wollte seine eigene Armee erschaffen und die Hölle über uns schwappen lassen. Mit der Hilfe der Erzengel konnten wir damals seine Pläne verhindern und Taylor retten. Ich wende mich wieder nach vorne.

«Was denkst du sind seine Pläne? Will er einen zweiten Versuch starten?» Sie zieht die Schultern in die Höhe.

«Ich habe keine Ahnung. Aber wir werden es herausfinden.»

Bis wir im Hotel ankommen, verweilen wir in angenehmer Ruhe. Ich blicke einfach nicht durch. Jedes mögliche Szenario geht mir durch den Kopf. Aber ich komme nicht darauf, was hier los ist. Was bezwecken Gabriel und Ian? Und was hat Lucifer damit zu tun? Das Ganze gefällt mir überhaupt nicht.

Alice parkt den Wagen in der Garage des Hotels. Sie reicht mir die Schlüsselkarte zu unserem Zimmer. «Ihr habt die Präsidentensuite. Ich habe es auf unbestimmte Zeit gebucht.» Sie öffnet die Türe und geht zum Kofferraum. Ich folge ihr.

«Wen hast du auf sie angesetzt?» Ein leichtes Grinsen erscheint auf ihrem Gesicht. «Samuel natürlich. Was denkst du denn.» War ja klar. Samuel ist ein verrückter Ire und hat schon so manche «Gefälligkeit» für uns erledigt. Ich habe keine Ahnung war er eigentlich sonst so treibt, aber Alice vertraut ihm und deshalb werde ich das auch.

«Was läuft da eigentlich zwischen dir und Samuel?» Will ich wissen während ich unsere Koffer hervorziehe. Ihre Wangen röten sich leicht. Aha, erwischt! «Nichts Ernstes keine Sorge. Ich lebe nur für meinen Job.» Versichert sie mir.

«Du und Ian habt für mich oberste Prio. Auch wenn dein Bruder zurzeit nicht auf dem richtigen Weg ist. Wir werden ihn zurückholen. Ihr seid meine Jungs und das wird sich nie ändern.» Ihre Augen werden glasig und ich hoffe, nicht nur für sie, sondern auch für mich, dass sie Recht behält und wir Ian wieder auf den richtigen Weg führen können.

Die hintere Türe des Autos öffnet sich und Taylor kommt heraus. Ihre Haare fallen ihr offen über den Rücken und sie streckt sich so weit nach oben, dass ihr Pullover auch nach oben rutscht und ein schöner Streifen nackter Haut zum Vorschien kommt. Herrgott, sogar wenn wir mitten in einem Familiendrama stecken und sie einen Abdruck vom Sitzpolster auf der Backe hat, sieht sie einfach umwerfend sexy aus. Mein Körper reagiert automatisch auf sie und ich merke, wie sich die Hitze in meiner Mitte sammelt und mein Rücken kribbelt.

Anscheinend ist meine Faszination für Taylor so offensichtlich, dass sich Alice neben mir räuspert. «Soll ich dir ein Taschentuch reichen? Ich glaube du sabberst ein bisschen.» Lächelnd schüttelt sie den Kopf. «Kinder.»

Ich blicke zu ihr herunter, da sie gerade mal 1.55m gross ist und ich mit meinen 1.90m sie um einiges überrage. «Was soll das heissen? Kinder? Du bist gerade mal fünfzig Jahre älter als ich.» Sie schliesst den Kofferraum. «Genau mein Lieber. Das und die Tatsache, dass ich dich unter meine Fittiche genommen habe, machen mich zu so etwas wie deiner Erziehungsberechtigten.»

Mir bleibt der Mund offenstehen. «Dein Ernst? Du stehst auf meiner Gehaltsliste. Somit wäre ich eigentlich dein Vormund.» Witzle ich. «Nein Schätzchen.» Sie tätschelt meine Wange. «Das zeigt nur, wie gut ich bin. Du bezahlst mich dafür, dass ich dein Vormund bin.»

Und damit lässt sie mich samt Koffer stehen und macht sich Richtung Aufzug auf. «Wir sehen uns morgen früh.» Und weg ist sie.

Taylor tritt neben mich. «Sie scheint gute Laune zu haben.» Ich sehe zu meinem Mädchen herab.

«Nebenwirkungen der Liebe schätze ich mal.» Mein Mund drückt sich auf ihren Haarschopf und sie gähnt wieder herzhaft. «Das musst du mir genauer erzählen. Aber zuerst brauche ich mal eine Dusche und was zu Essen.» Genau in diesem Moment fängt ihr Bauch an zu grummeln. «Zimmerservice?» frage ich sie und ihre Mundwinkel heben sich schnell. «Oh ja, Zimmerservice.»

Natürlich konnte ich es nicht lassen und habe mich in der Dusche zu ihr gesellt. Wer könnte einer nackten und nassen Taylor schon widerstehen. Ich jedenfalls nicht. Die Frau hat mich in der Hand und es ist ihr noch nicht mal bewusst.

In einen übergrossen weissen Bademantel eingewickelt, ihr Haar offen und feucht darüber drapiert sitzt sie auf dem Bett und schaufelt sich Waffeln mit Ahornsirup in den Mund. Seit sie ihre Erweckung hatte und wir fast täglich Kampfsport trainieren, hat sie einen extremen Appetit entwickelt. Was ihrer Figur jedoch keineswegs geschadet hat. Sie hat Kurven an den richtigen Orten, ihre Muskeln sind definierter aber immer noch weiblich, ihre Brüste haben ein gutes C Körbchen ihr Po ist einfach der Hammer, schön rund wie ein Pfirsich. Zum Reinbeissen.

Während sie auf dem Bett rumlümmelt, isst und sich eine Serie auf dem Fernseher ansieht, sitze ich auf dem Stuhl daneben und checke meine Mails. Das Geschäft muss trotz meiner und Ians Abwesenheit weiterlaufen. Da Alice auch mit in Dublin ist, musste ich kurzerhand Simon von der Geschäftsleitung als meine Stellvertretung einsetzen. Meine Bedenken wurden aber schnell weggewischt, gemäss den neuesten Rückmeldungen läuft alles einwandfrei. Wenigstens etwas das richtig läuft.

Taylor schaltet den Fernseher aus und leckt sich noch den letzten Sirup von den Fingern, als sie sich erhebt und auf mich zukommt. Ich lege mein Handy auf den Beistelltisch neben dem Stuhl und schenke ihr meine volle Aufmerksamkeit. «Hast du genug gegessen?»

Ich ziehe sie am Gürtel des Mantels zwischen meine Beine. Sie hebt ihn leicht an und setzt sich dann rittlings auf mich. «Ich bin pappsatt.» sie streicht mir mit den Lippen über das Kinn. «Aber ich hätte nichts gegen ein Dessert.» flüstert sie mit rauchiger Stimme. Ihre Hände wandern über meinen nackten Oberkörper. Ein leichter Schauer durchfährt mich, als ihre Finger über meine Arme streichen. Es fühlt sich einfach gut an. Sie fühlt sich gut an.

Auch wenn ich sie noch so gerne hier auf der Stelle vernaschen würde, es ist kurz nach ein Uhr in der Nacht und wir müssen uns morgen früh mit Alice treffen. Wir müssen uns ausruhen um bei Kräften zu bleiben. Mit viel Widerwillen nehme ich ihre Hände und lege sie mir auf die Schultern. Sie sieht mir in die Augen und ich kann darin so viel Liebe sehen, wie ich sie auch für sie empfinde. In so vielerlei Hinsicht sind wir uns ebenbürtig. Sie hat die weissen Flügel zu meinen schwarzen. Wir ergänzen uns perfekt.

«Lass es uns für heute ruhig angehen. Ich möchte dich heute Nacht ganz nahe bei mir haben. Ohne dass wir uns verausgaben. Ich möchte dich einfach halten. Wäre das okay für dich?» Ich streiche ihr ein paar lose Strähnen hinters Ohr. Ihr Lächeln erwärmt mich.

«Natürlich. Solange du bei mir bist, ist mir alles recht.»

Taylor steht auf und zieht mich mit sich aufs Bett. Wir legen uns unter die Decke und ich ziehe sie weit zu mir, dass sie ihren Kopf auf meine Brust legen kann. Ihr Bein liegt auf meinem und ihre Hand auf meinem Bauch. Der typische Lavendelduft schleicht sich in meine Nase und ich atme tief durch.

Kurz bevor mich der Schlaf übermannt, fragt sie mich, ob ich bereit bin für morgen. Und ich muss ihr ehrlich antworten und zugeben, dass ich es nicht weiss.

Kapitel 3

Taylor

Ich sitze auf dem Bett und ziehe mir mein Top über. Die Nacht war kurz und ich habe nicht gut geschlafen. Jedes Mal, wenn ich kurz vor dem Einschlafen stand, drifteten meine Gedanken zu Ian und Gabriel ab und ich wachte abrupt wieder auf. Niemand weiss, was die zwei vorhaben und das macht mich irre. Ich hasse Überraschungen, egal in welcher Lebenslage. Aber Überraschungen, die möglicherweise tödlich enden könnten, sind mir die unerwünschtesten.

Cadan liegt vor dem Bett am Boden und macht seine täglichen Crunches. Dieser Mann ist eine richtige Sportskanone. Ich habe mich zwar auch schon verbessert, werde aber wahrscheinlich nie sein Niveau erreichen können. Dafür bin ich eine zu grosse Naschkatze. Ich schaue auf die Uhr. «Alice kommt in fünfzehn Minuten. Hast du alles?»

Ich streife mir noch einen dünnen Pullover über und binde mir meine Haare zu einem hohen Pferdeschwanz. Er beendet sein Training und zieht sich ein schwarzes Shirt an, das sich eng an seinen Bauch schmiegt und seinen Bizeps hervorhebt. Ich triebgesteuert? Neeee.

Wir stecken unsere Handys in die Gesässtaschen und machen uns auf den Weg in die Lobby. Unten angekommen, kommt Alice gerade durch die Drehtüre beim Eingang. Hinter ihr erscheint ein grosser Mann, er ist locker zwei Köpfe grösser als sie und sieht aus wie ein Bodyguard. Ein irischer Bodyguard versteht sich, da er unverkennbar rote Haare hat, die er jetzt nach hinten gegelt hat. Die Sonnenbrille und das vollständig schwarze Outfit machen den Look komplett.

Wir setzen uns auf ein paar Sofas, die am Rande der Lobby stehen. Cadan und ich sitzen nebeneinander auf einem und Alice mit dem Riesen gegenüber von uns. «Samuel, Cadan kennst du ja bereits. Das ist seine Freundin Taylor Simmons.» stellt mich Alice ihrem Nachbarn vor. Ich strecke ihm die Hand aus und sie verschwindet fast in seiner grossen Pranke.

«Freut mich sehr dich endlich kennenzulernen. Dein Ruf eilt dir voraus, Funkelchen.»

Funkelchen? Echt jetzt? Cadan neben mir muss ein Schmunzeln unterdrücken und ich stosse ihn gegen die Rippen. «Wie komme ich den zu diesem zweifelhaften Spitznamen?» möchte ich von Samuel wissen. Dieser kann sein Lachen nicht zurückhalten und man hört es durch die ganze Lobby.

«Naja Schätzchen, dein Auftritt bei Lucifer hat sich ziemlich schnell herumgesprochen. Es gibt glaube ich nur sehr wenige, die noch nicht von dem Engel mit den glänzenden Flügeln gehört hat.» Meine Augen werden gross. Ich wusste nicht, dass ich jetzt eine Art Berühmtheit in der übernatürlichen Welt sein sollte. Wenn also Samuel darüber Bescheid weiss, muss er doch zwangsläufig auch dazu gehören?! Er scheint meinem Gedankengang zu folgen.

«Ganz richtig gedacht. Ich bin ein Dämon. Aber keine Angst, nicht die Art mit fletschenden Zähnen und so. Ich bin eher der kuschlig anschmiegsame Typ.» Und sein Blick findet den von Alice, die mit gerötetem Gesicht zu ihm aufsieht. Jetzt wird mir klar, woher ihre gute Laune kommt.

«Wie sieht die Lage aus?» erkundigt sich Cadan bei Samuel. Das Lachen verschwindet und er wird wieder ernst. «Als Alice anrief und mir mitteilte, was bei Lucifer passiert war und Gabriel und Ian unauffindbar sind, habe ich sofort meine Hilfe angeboten.» Mit einem Nicken bedankt sich Cadan bei ihm. Samuel lächelt schief. «Kein Problem. Ich würde alles für diese Frau tun.» Verlegen schaut Alice zur Seite. Wenn die Umstände nicht so kompliziert wären, würde ich gerne mehr über ihre Gemeinsamkeiten erfahren. Aber solche Themen sind momentan zweitrangig.

Samuel berichtet, wie er auf die Spur der beiden gekommen ist und dass seine Gefolgsleute sie bis nach Irland verfolgt haben. «Sie wohnen in einem kleinen Cottage. Ungefähr eine halbe Stunde ausserhalb von Dublin. Wir wissen nicht, was sie vorhaben. Ihr müsst also auf der Hut sein, wenn ihr sie stellt. Von Lucifer haben wir noch nichts gehört oder gesehen. Die Gerüchte besagen jedoch, dass etwas am Laufen ist.»

Alice gibt uns die genaue Adresse des Cottage durch und Cadan speichert sie auf seinem Handy. «Ich werde mich gleich auf den Weg machen. Je eher wir das beenden, desto eher können wir in unser Leben zurück.»

Ich stehe mit ihm auf und merke erst, als ich loslaufen will, dass er mir seine Hand auf den Bauch gelegt hat und mich sanft zurückschiebt. Verwirrt blicke ich zu ihm auf. «Was denkst du was du gerade tust?» «Ähm, ich komme mit dir?!»

Alice und Samuel stehen jetzt ebenfalls auf. «Nein, das tust du nicht. Du wirst hierbleiben. Ich weiss nicht was mich erwarten wird. Dir darf nichts passieren.» Die beiden neben uns schauen in verschiedene Richtungen und versuchen unser Streitgespräch zu ignorieren.

«Cadan, ich glaube das seht nicht zur Debatte. Ich komme mit und fertig der Diskussion. Ich habe ein Recht darauf dabei zu sein. Es betrifft mich genau so sehr wie dich!» Meine Stimme wird lauter und ich muss mich zusammenreissen, damit sich die Leute nicht nach uns umdrehen. Cadan zieht mich zur Seite. «Du hast Recht, die Diskussion ist hiermit beendet, Du wirst nicht mitkommen. Ich werde nicht riskieren, dass du drauf gehst. Du wirst hierbleiben, sonst…»

Ich trete nahe an ihn heran, nur noch ein Blatt Papier würde gerade noch zwischen uns passen. «Sonst was?» fordere ich ihn heraus. Seine dunklen Augen werden noch schwärzer und bohren sich in meine. «Sonst wirst du mich von einer Seite kennenlernen, die dir ganz sicher nicht Spass machen wird! Haben wir uns verstanden?!»

Seine Nasenflügel blähen sich und ich sehe die Wut, die sich ihn ihm aufgestaut hat und auszubrechen droht. Meine Kehle ist wie ausgetrocknet und ich muss leer schlucken. Er meint es ernst. Ich trete einen Schritt zurück, damit er sich beruhigen kann. «Wir sehen uns später.»

Und damit wendet er sich ab und lässt mich zurück.

Cadan

Mit schnellen Schritten gehe ich Richtung Aufzug und hämmere auf den Knopf ein. Ich muss hier raus. Der Gedanke, dass Taylor etwas zustossen könnte, macht mich fast wahnsinnig. Wie kann sie bloss so ein Sturkopf sein? Begreift sie denn nicht, dass sie noch nicht soweit ist, um einen solchen Kampf zu bestreiten. Sie ist zu wichtig für mich. Ich kann nicht riskieren, dass ihr etwas zustösst. Ich könnte nicht mehr leben, wenn sie nicht mehr bei mir wäre.

Nachdem ich ein paar Mal tief durchgeatmet habe, sehe ich wieder klarer. Mir wird bewusst, dass ich sie nicht einfach so stehen lassen kann. Sie wird nicht mitkommen, das ist klar, aber ich muss mich anständig von ihr verabschieden. Das ist nur fair. Gerade als ich mich wieder umdrehe, um zu ihr zurückzukehren, erscheint eine Gestalt in der Drehtüre. Ich halte in meiner Bewegung inne. Eine Gestalt, die ich schon auf den ersten Blick erkenne. Jemanden, den ich schon sehr lange nicht mehr zu Gesicht bekommen habe. Und dessen Gesicht ich doch jeden Tag im Spiegel sehe, da es meinem so sehr gleicht.

Ian steht in der Lobby und starrt mich mit weit aufgerissenen Augen an. Sein Blick wandert von mir zu Taylor und bleibt an ihr hängen. Seine Augen schliessen sich, fast schmerzhaft und ich kann sehen, wie ein lautloses «Fuck» über seine Lippen kommt.

Noch bevor einer der anderen ihn registriert hat, bin ich schon durch die Lobby gestürzt und presse ihn mit meinem Gewicht gegen die nächste Wand. Mit einem dumpfen Aufprall entweicht ihm die Luft. Um keine grössere Szene zu machen, lege ich meinen Mund nahe an sein Ohr.

«Gib mir einen verdammten Grund…nur einen…der mich davon abhält dir hier und jetzt die Eingeweide aus dem Bauch zu reissen!»

Seine braunen Augen finden meinen Blick. Er hat eindeutig gealtert. Was er alles gesehen und erlebt haben muss, wird wahrscheinlich über meine Vorstellungskraft gehen, Aber er ist diesen Weg gegangen, nicht ich, Meine Hand presst sich gegen seinen Hals und ich würde ihm am liebsten die Luft abdrücken, bis er blau anläuft.

«Cadan…wenn du mich jetzt umbringst…kann ich dir gar keinen Grund nennen…» röchelt er mühsam hervor. Eine warme Hand legt sich über meine. Ihre Wärme holt mich aus meiner Trance und Lavendel steigt mir in die Nase. Ian blickt über meine Schulter und sein Blick wird weicher. Was soll denn das jetzt?

«Cadan.» Taylor rüttelt an meiner Hand, die auf Ians Hals liegt. «Lass ihn los! Sonst erfahren wir nie, was er will.» Mit grösster Anstrengung lasse ich von ihm ab und trete einen Schritt zurück. Alice und Samuel erscheinen hinter uns. «Ian, was tust du hier?» will Alice von ihm wissen. «Wo ist Gabriel?»

Ian reibt sich über die gerötete Kehle und löst seinen Blick, der immer noch auf Taylor ruht, und wendet sich an Alice. «Er ist auf der Jagd. Ich habe den Moment genutzt, um zu euch zu gelangen.» Er sieht wieder Taylor an. «Wir haben einiges zu besprechen.»

«Warum sollte ich dir trauen? Du hast uns verraten, du hast Taylors Schwester umgebracht und hast dafür gesorgt, dass Lucifer ihre Erweckung gewaltsam herbeiführt.» Meine Arme sind vor meiner Brust verschränkt und ich versuche damit Taylor hinter mir zu halten. Er wendet sich wieder mir zu.

«Ich weiss Bruder, aber glaub mir, ich kann euch helfen Gabriel zu stoppen.»

Kapitel 4

Ian

Was habe ich mir bloss dabei gedacht hierher zu kommen? Eigentlich sollte ich mich von ihnen fernhalten, aber es war unmöglich. Sobald Cadan aus dem verdammten Flugzeug gestiegen ist, konnte ich ihn fühlen. Mir war klar, dass er wegen mir und Gabriel hier sein muss. Was ich jedoch nicht erwartet habe ist, dass er Taylor mitbringen würde.

Seit ihrer Erweckung habe ich sie nicht mehr gesehen. Ihr Anblick, wie sie sich aufgebäumt hat und ihre Flügel sich ausbreiteten. Es war ein Traum. Sie war so faszinierend und zugleich angsteinflössend. Wie ein schöner Todesengel direkt vom Himmel gesandt. Schon vorher war sie eine atemberaubende Schönheit, aber jetzt, als Engel, da ist sie einfach unvergleichlich. Als ich sie vorhin in der Lobby erblickt habe, ging ein warmer Schauer durch meinen Körper und wie gerne wäre ich einfach auf sie zugegangen, hätte sie gepackt und…

Ich fülle meine Handflächen mit kaltem Wasser und spritze es mir ins Gesicht. Alle Gedanken an Taylor muss ich wegwischen. Sie wird nie mehr in mir sehen als das Arschloch, das ich bin. Sie wird immer meinem Bruder gehören und das wird sich nicht ändern.

Konzentrier dich Ian. Du bist nicht wegen ihr hier, sondern um deinen Vater zu stoppen. Ich schliesse den Wasserhahn und trete aus dem Bad in Cadans und Taylors Zimmer. Alle sitzen im Wohnzimmer und starren mich mit erwartungsvollen Augen an. Ausser Taylor, sie blickt zu Boden auf den Teppich. Ich verfluche mich dafür, was ich ihr angetan habe.