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Der Sophienlust Bestseller darf als ein Höhepunkt dieser Erfolgsserie angesehen werden. Denise von Schoenecker ist eine Heldinnenfigur, die in diesen schönen Romanen so richtig zum Leben erwacht. Das Kinderheim Sophienlust erfreut sich einer großen Beliebtheit und weist in den verschiedenen Ausgaben der Serie auf einen langen Erfolgsweg zurück. Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, mit Erreichen seiner Volljährigkeit, das Kinderheim Sophienlust gehören wird. Denise von Schoenecker reichte ihrem Mann den Telefonhörer. »Es ist für dich.« Am Ende der Leitung meldete sich ein Kai Sander. Alexander von Schoenecker erinnerte sich, den Geschäftsmann bei einem Symposium in Frankfurt kennengelernt zu haben. Davon erzählte er seiner Frau nach dem kurzen Telefonat mit Kai Sander. »Er bat, uns besuchen zu dürfen. Ich habe ihn für heute Nachmittag eingeladen.« »Wird das nur ein reiner Höflichkeitsbesuch?«, fragte Denise. Alexander schüttelte den Kopf. »Den Eindruck hatte ich nicht. So gut haben wir uns auch damals vor einem Jahr in Frankfurt nicht kennengelernt.« »Lassen wir uns überraschen.« Denise ging in die Küche, um Martha zu informieren. »Wir haben heute Nachmittag zum Kaffee Besuch, Martha.« »Ja. Geht in Ordnung, Frau von Schoenecker.« Martha war an überraschende Gäste gewöhnt. So etwas brachte sie schon lange nicht mehr aus der Fassung. Denises Söhne Dominik und Henrik verbrachten den Nachmittag in Sophienlust.
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Seitenzahl: 123
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Denise von Schoenecker reichte ihrem Mann den Telefonhörer. »Es ist für dich.«
Am Ende der Leitung meldete sich ein Kai Sander. Alexander von Schoenecker erinnerte sich, den Geschäftsmann bei einem Symposium in Frankfurt kennengelernt zu haben. Davon erzählte er seiner Frau nach dem kurzen Telefonat mit Kai Sander. »Er bat, uns besuchen zu dürfen. Ich habe ihn für heute Nachmittag eingeladen.«
»Wird das nur ein reiner Höflichkeitsbesuch?«, fragte Denise.
Alexander schüttelte den Kopf. »Den Eindruck hatte ich nicht. So gut haben wir uns auch damals vor einem Jahr in Frankfurt nicht kennengelernt.«
»Lassen wir uns überraschen.« Denise ging in die Küche, um Martha zu informieren. »Wir haben heute Nachmittag zum Kaffee Besuch, Martha.«
»Ja. Geht in Ordnung, Frau von Schoenecker.« Martha war an überraschende Gäste gewöhnt. So etwas brachte sie schon lange nicht mehr aus der Fassung.
Denises Söhne Dominik und Henrik verbrachten den Nachmittag in Sophienlust. Daher waren Denise und Alexander im Haus, als Kai Sander ankam.
Denise stand zufällig am Fenster, als der Besucher aus seinem Wagen stieg. »Hat er etwas davon gesagt, dass er Kinder mitbringt?«
»Nein!« Alexander trat neben seine Frau. »Das sind ja gleich zwei! Jetzt ahne ich, warum er kommt.«
Denise beobachtete die beiden Mädchen, die jetzt unsicher an dem Herrenhaus von Gut Schoeneich emporblickten. »Sie sehen aus wie Zwillinge. Hat er damals in Frankfurt über seine Kinder gesprochen?«
Alexander überlegte. »Ich kann mich nicht daran erinnern.«
»Hast du ihm von Sophienlust erzählt?«, fragte Denise weiter.
»Allerdings.« Alexander erinnerte sich, über das Kinderheim gesprochen zu haben.
Die beiden Mädchen mochten etwa vier Jahre alt sein. Es waren tatsächlich Zwillinge. Denise schloss sie fast augenblicklich in ihr Herz.
Schüchtern waren die Mädchen neben der Haustür stehen geblieben. Denise sah, dass sie sich bei den Händen hielten. Beide hatten Ponyfransen und trugen das dunkle Haar bis auf die Schultern.
»Das sind meine Töchter Isa und Jutta«, stellte Kai Sander vor, nachdem er Denise und Alexander begrüßt hatte. »Ich habe sie mitgebracht, weil ich sie nicht allein im Hotel lassen wollte. Kommt her und sagt guten Tag«, forderte er die beiden auf.
Gemeinsam machten die Zwillinge zwei Schritte nach vorn, gemeinsam knicksten sie. Dabei hielten sie sich immer noch an den Händen und sagten so leise guten Tag, dass man es kaum verstand.
Denise bückte sich, um die beiden Mädchen zu begrüßen. Sie tat es mit dem ihr eigenen Charme, der auf Kinder immer wirkte. Und tatsächlich gelang es ihr, ein schwaches Lächeln auf die verschüchterten Gesichter zu zaubern.
Während Alexander mit seinem Gast das Wohnzimmer betrat, führte Denise die Kinder in die Küche zu Martha. Hier bekamen Sie Kakao und Kuchen und fühlten sich offensichtlich wohler als in der Gesellschaft des Vaters.
Denise entging nicht, dass Isa und Jutta ziemlich verstört waren. Sie war neugierig, was Kai Sander dazu zu sagen hatte. Irgendwie war ihr der Mann unsympathisch. Warum, das konnte sie noch nicht sagen. Da sie nicht voreingenommen sein wollte, wandte sie sich mit besonderer Freundlichkeit an den Besucher.
»Ich muss mich zuallererst einmal bei Ihnen entschuldigen, gnädige Frau«, erwiderte Kai.
»Wofür wollen Sie sich entschuldigen?«
»Ich hätte Ihrem Mann schon am Telefon sagen müssen, dass ich nicht allein komme. Aber ich befinde mich in einer verzweifelten Situation. Und ich hatte einfach Angst, Sie würden meine Bitte ablehnen.«
»Die Kinder mitzubringen?«, fragte Denise.
Kai Sander senkte den Blick. »Es geht nicht nur darum. Ich möchte Sie bitten, die Kinder vorübergehend in Ihrem Heim aufzunehmen.«
Denise und Alexander wechselten einen Blick.
»Ich dachte mir, das fällt Ihnen leichter, wenn Sie Isa und Jutta gesehen haben«, fuhr Kai fort. »Sie sind brav und machen überhaupt keine Schwierigkeiten.«
»Das glaube ich Ihnen«, sagte Denise. »Die beiden sind so brav, dass sie schon fast verstört wirken.«
»Kein Wunder, sie haben erst vor zehn Tagen ihre Mutter verloren. Meine Frau starb ganz plötzlich.«
Betroffen sprachen Denise und Alexander ihr Beileid aus. Dabei wunderte sich Denise nur ganz flüchtig, dass Kai Sander einen hellen Anzug mit auffallend farbenprächtiger Krawatte trug. Dafür gibt es sicher einen Grund, dachte sie und schob den Gedanken beiseite.
»Claudias plötzlicher Tod war ein schwerer Schock für die Kinder«, fuhr Kai Sander fort. »Natürlich bemühte ich mich sofort um ein Kindermädchen, um Isa und Jutta bei mir behalten zu können. Aber erstens war es schwer, so schnell eine geeignete Kinderschwester zu finden, und außerdem stellte ich fest, dass die gewohnte Umgebung deprimierend auf die Mädchen wirkte. In jedem Zimmer suchten sie die Mutter.«
»Das ist nur allzu verständlich.« Voller Mitleid dachte Denise an die Zwillinge, die jetzt bei Martha in der Küche saßen.
»Ich bin geschäftlich sehr viel unterwegs«, fuhr Kai Sander fort. »Gerade in der nächsten Zeit. Die Vorstellung, Isa und Jutta allein in meiner Züricher Wohnung lassen zu müssen, unter der Aufsicht eines fremden Menschen …« Er zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich hätte keine ruhige Minute mehr. Außerdem stellte ich mir vor, dass Isa
und Jutta unter Kindern am schnellstens über den Schock hinwegkommen.«
»Das ist absolut richtig«, pflichtete Denise ihm bei. Sie hatte sich schon entschlossen, die Kinder zu behalten.
Alexander sah ihr das an. »Ich glaube, meine Frau wird Ihnen helfen«, sagte er zu Kai Sander.
Dessen verkrampfte Züge entspannten sich. In diesem Moment tat er Denise leid. Was musste der arme Mann durchgemacht haben. Deshalb sagte Denise: »Selbstverständlich können Sie Isa und Jutta hierlassen, Herr Sander. Ich glaube, ich verspreche nicht zu viel, wenn ich Ihnen versichere, dass sich die beiden bei uns wohlfühlen werden.
»Ich glaube es Ihnen«, sagte Kai Sander erleichtert. »Allein die Umgebung ist ja schon paradiesisch. Aber ich möchte noch einmal betonen, dass es nur vorübergehend ist.« Bei dieser Erwähnung trat eine gewisse Schärfe in seine Stimme.
Denise hörte das sofort. »Das ist ganz in unserem Sinne. Wir haben in Sophienlust so viel Dauergäste, dass wir immer nur in ausgesprochenen Notfällen Kinder aufnehmen können. Natürlich bin ich trotzdem bereit, in vorübergehenden Notfällen auszuhelfen.«
»Dann sind wir uns ja einig«, sagte Kai Sander erleichtert. »Ich möchte Ihre Zeit auch nicht länger in Anspruch nehmen.«
»Aber Sie werden sich das Kinderheim doch sicher ansehen wollen?«
»Dazu bleibt mir leider keine Zeit mehr, gnädige Frau. Aber ich werde die Besichtigung bei nächster Gelegenheit nachholen.«
Seltsam, dachte Denise, er will nicht einmal sehen, wie und wo seine Kinder untergebracht werden. Sie ging in die Küche, um Isa und Jutta zu holen. »Euer Vati möchte sich von euch verabschieden. Er fährt jetzt wieder weg.«
»Müssen wir hierbleiben?«, fragte eines der Mädchen.
Denise überlegte, ob es nun Isa oder Jutta war. Die beiden konnte man wirklich kaum auseinanderhalten.
»Ihr bleibt eine Zeit lang hier«, erklärte sie den beiden Mädchen vorsichtig.
Sie nahmen es widerspruchslos hin. Auch den Abschied vom Vater. »Ich lasse euch bestimmt nicht lange allein«, versprach er.
Isa und Jutta nickten nur. Sie weinten nicht. Als der Vater in seinen Wagen einstieg, winkten sie ihm pflichtbewusst nach. Dabei fassten sie sich wieder bei den Händen. Es war, als suche eines beim anderen Schutz. Gerührt legte Denise ihren Arm um die beiden.
»Ein seltsamer Gast«, murmelte sie, als Kai Sander abgefahren war.
Alexander nickte. »Da muss ich dir ausnahmsweise recht geben.«
Normalerweise ließ sich der nüchterne Alexander von Schoenecker nicht von Gefühlen oder unbegründeten Ahnungen leiten. Das, was sich nicht beweisen ließ, existierte für ihn nicht. Und seine Abneigung Kai Sander gegenüber konnte er weder begründen, noch erklären. Trotzdem war sie da. »Ich möchte nur wissen, was mich an ihm stört«, sagte er halblaut.
»Darüber denke ich schon die ganze Zeit nach«, gab Denise zu. »Wahrscheinlich ist es seine Art. Jetzt bringe ich die Kinder erst einmal nach Sophienlust. Tust du mir bitte den Gefallen und rufst Frau Rennert kurz an, damit sie Bescheid weiß?«
Alexander versprach es. Er wartete, bis Denise mit den Kindern in ihrem Wagen saß. Dann ging er ins Haus. »Ihr könnt mich Tante Isi nennen«, sagte Denise zu den beiden Mädchen, die sich auf dem Beifahrersitz aneinanderkuschelten. Sie nickten folgsam. Ihre dunklen Augen blickten jetzt unsicher und ängstlich drein.
Auf der kurzen Fahrt erzählte Denise ihnen von Sophienlust. Von den Kindern und von den Tieren. Aber es gelang ihr nicht, die beiden Mädchen aus ihrer Reserve zu locken. Vielleicht haben die Kinder von Sophienlust mehr Glück, dachte sie.
Der Wagen rollte in den Park von Sophienlust. Vor dem Herrenhaus bremste Denise. »Wir sind da.«
Isa und Jutta kletterten aus dem Wagen.
Fast gleichzeitig öffnete sich die Tür, und Else Rennert trat aus dem Haus. Auch sie mochte die süßen Mädchen auf Anhieb. »Das ist aber eine Überraschung.« Sie kam die Treppe herab.
»Isa und Jutta«, stellte Denise vor. »Ich kann sie bis jetzt noch nicht auseinanderhalten. Wer von euch ist Isa?«
»Ich«, sagte das Mädchen neben Denise schüchtern.
»Guten Tag, Isa.« Else Rennert reichte der Kleinen die Hand. Dann begrüßte sie Jutta.
Inzwischen hatte Denise einen kleinen Koffer vom Rücksitz ihres Wagens gehoben. »Hat mein Mann Sie angerufen?«
Die Heimleiterin nickte. »Ich weiß Bescheid. Allerdings fand ich noch keine Gelegenheit, die anderen Kinder zu informieren.«
»Das mache ich gleich selbst«, sagte Denise.
Kaum hatten sie die Halle betreten, da waren sie auch schon von Kindern umringt. Aus allen Winkeln des Hauses kamen sie. Eine geplante Überraschung hätte nicht perfekter gelingen können.
»Isa und Jutta sind Zwillinge«, erklärte Denise laut. »Sie werden eine Zeit lang bei uns bleiben.« Sie gab Frau Else Rennert ein Zeichen.
Die Heimleiterin nahm Isa und Jutta bei der Hand und stieg mit den beiden in den ersten Stock hinauf.
»Ihr bleibt hier«, sagte Denise zu den anderen Kindern. »Ich habe euch noch etwas zu sagen.«
»Über die Zwillinge?«, fragte Henrik vorlaut.
Denise nickte. »Ihr Vati hat sie heute Nachmittag gebracht. Die Mutter ist vor zehn Tagen gestorben.«
Das brachte die unterdrückte Stimmung augenblicklich zum Schweigen, und Denise fuhr fort: »Deshalb möchte ich, dass ihr Isa und Jutta besonders rücksichtsvoll behandelt. Sprecht nicht über die tote Mutter. Das ist noch zu schmerzlich.«
»Wir werden ganz besonders lieb zu ihnen sein«, sagte Pünktchen, die zum Stamm von Sophienlust gehörte. »Du kannst dich auf uns verlassen, Tante Isi.«
»Ich danke euch.« Lächelnd stand Denise auf. Sie freute sich immer wieder über den Kameradschaftsgeist der Kinder.
»Fährst du jetzt nach Hause, Mutti?«, fragte Dominik, Denises Ältester. Alle riefen ihn nur Nick.
»Ich komme mit«, sagte er, als Denise nickte.
Sein Halbbruder Henrik konnte sich wieder einmal nicht entscheiden. Einerseits wollte er mit nach Hause fahren, um von der Mutter alles über die neuen Kinder zu erfahren, andererseits wollte er aber auch dabeisein, wenn sich die Kinder von Sophienlust mit Isa und Jutta anfreundeten.
»Was ist mit dir, Henrik?«, fragte Denise.
»Ich …, ich weiß noch nicht.«
»Viel Zeit zum Überlegen bleibt dir nicht. Ich fahre jetzt nach Schoeneich zurück.« Denise erriet die innere Zerrissenheit ihres Jüngsten. »Bleib noch ein bisschen da und komm später mit dem Fahrrad nach Hause«, schlug sie ihm vor.
»Gut. Aber du musst versprechen, mir alles noch einmal zu erzählen, was du Nick erzählst.«
»Ich werde Nick nicht viel erzählen, weil es nicht mehr zu erzählen gibt«, sagte Denise amüsiert. Sie kannte Henriks unersättliche Neugier nur zu gut. »Mehr, als ich euch erzählt habe, weiß ich selbst nicht.«
»Und woher kennst du den Vater der Zwillinge?«, fragte Nick, als er neben seiner Mutter im Wagen saß.
Sie erzählte es ihm.
»War er nett?«, bohrte Nick weiter.
Denise schüttelte lachend den Kopf. »Du bist ja fast genauso schlimm wie Henrik.«
»Ach, Mutti«, beschwerte sich Nick enttäuscht. »Ich habe doch nur gefragt, ob er dir sympathisch war.«
»Er hat einen ordentlichen Eindruck gemacht«, sagte Denise ausweichend.
»Das klingt aber nicht gerade begeistert, Mutti.«
»Man kann ja auch nicht von jedem Menschen begeistert sein.«
Sie hatten Gut Schoeneich erreicht. Während Denise ihren Wagen in die Garage lenkte, fuhr sie fort: »Herr Sander brauchte Hilfe, und wir haben ihm geholfen. Mehr kann ich dir im Moment selbst nicht sagen.« Von seinem Stiefvater erfuhr Nick, dass Kai Sander in Zürich wohnte. »Ist er Schweizer?«
»Nein. So viel ich weiß, hat er nur seinen Wohnsitz in die Schweiz verlegt. Aus geschäftlichen Gründen.«
»Ist er noch jung?«
Alexander zuckte mit den Schultern. »Ich schätze ihn auf vierzig. Sein genaues Alter kenne ich nicht.«
*
Inzwischen hatten Isa und Jutta in Sophienlust ein Zimmer bekommen.
Schwester Regine und Pünktchen halfen beim Auspacken. »Habt ihr überhaupt keine Spielsachen mitgebracht?«, fragte Pünktchen verständnislos.
Jutta schüttelte den Kopf. »Vati wollte das nicht«, sagte Isa.
»Aber warum nicht?«
»Weiß nicht.«
Pünktchens Blick wanderte zwischen den beiden hin und her. Hatte nun Isa oder Jutta geantwortet? Es gab kein Merkmal, das die Zwillinge voneinander unterschied. »Bist du Isa?«
»Nein, das bin ich!«
Schwester Regine musste lachen. »Mach dir nichts draus, Pünktchen. Mir geht es genauso. Kann euch euer Vati eigentlich auseinanderhalten?«, wandte sie sich an die Zwillinge.
Isa lächelte, zum ersten Mal. Dabei schüttelte sie den Kopf. »Meistens bringt er uns durcheinander. Nur Mutti weiß immer, mit wem sie spricht.«
Schnell wechselte Schwester Regine das Thema. Die Kinder hatten offensichtlich noch nicht begriffen, dass ihre Mutter tot war. Sie wandte sich an Isa. »Gibt es nicht irgendetwas, was dich von deiner Schwester unterscheidet? Vielleicht ein Muttermal oder so etwas?«
Isa schüttelte zögernd den Kopf. »Was ist ein Muttermal?«
Pünktchen erklärte es ihr.
»So etwas haben wir nicht«, sagte Jutta. »Aber Isa hat längere Zehen.«
Pünktchen und Schwester Regine mussten lachen. »Leider können wir nicht jedes Mal eure Zehen anschauen, wenn wir wissen wollen, wer Isa und wer Jutta ist. Aber mit der Zeit werden wir euch schon kennenlernen.«
Von draußen wurde an die Tür geklopft. Gleich darauf trat Heidi ein. »Ich habe euch etwas zum Spielen gebracht«, sagte sie zu Isa und Jutta. Im Arm trug sie mindestens fünf Puppen.
Schwester Regine sah, wie die Augen der Zwillinge aufleuchteten. »Ihr dürft euch jeder eine Puppe aussuchen.«
»Wirklich?« Isa trat zu dem Bett, auf das Heidi die Puppen gelegt hatte. »So eine habe ich zu Hause auch. Sie heißt Susi.« Sie griff nach einer kleineren Puppe mit langem blondem Haar.
»Du darfst sie behalten«, erlaubte die Kinderschwester.
»Für immer?« Isas Augen wurden groß.
»Für immer«, bestätigte Schwester Regine großzügig. Sie konnte Isa einfach nicht enttäuschen.
Isa presste die Puppe an sich. Zum ersten Mal wirkten ihre kindlichen Züge gelöst. »Darf sie Susi heißen?«
»Selbstverständlich.«
Jutta hatte sich für eine Babypuppe entschieden, die Mama rufen konnte. Sie war fast so groß wie ein Neugeborenes und trug einen blauen Strampelanzug. »Es ist ein Junge«, erklärte Heidi altklug.
»Woran sieht man das?«, wollte Jutta wissen.
»An der Farbe natürlich! Alle Buben sind blau angezogen und alle Mädchen rosa. Wusstest du das nicht?«