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Ein geheimes Vermächtnis.
Nachdem ihre Mutter bei Unruhen in Ägypten umgekommen ist, wird Amanda von einer deutschen Familie adoptiert und wächst in Deutschland auf. Doch die vagen Erinnerungen an die ersten Lebensjahre führen dazu, dass sich sie ihr Leben lang mit der Frage beschäftigt: Wer bin ich? Nach einer gescheiterten Ehe und dem Tod ihrer Adoptiveltern lernt Amanda als erwachsene Frau eine alte Dame kennen, die sie bis zu deren Tod pflegt. Auf dem Sterbebett bittet Gita sie, das Kind ihrer seit Jahren verschollenen Tochter Josiane zu suchen, damit es sein Erbe antreten kann. Zögernd beginnt Amanda die beinahe aussichtslose Suche. Als einzige Hinweise erhält sie einen Brief, der die Nachricht über Josianes Tod enthält, eine alte Münze und ein seltsamen Rätselspruch ...
Ein Roman über Tanz, Liebe und die Frage, welchen Weg man gehen muss, um sich selbst zu entdecken.
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Seitenzahl: 641
ANDREA SCHACHT
DieHerrindesLabyrinths
ROMAN
ISBN 978-3-8412-0554-4
Aufbau Digital,
veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, Februar 2013
© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin
Bei Aufbau Taschenbuch erstmals 2013 erschienen; Aufbau Taschenbuch ist eine Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG
Dieser Titel ist die Neuarbeitung eines Romans, der erstmals im Jahr 2006 unter dem Pseudonym Kathy DeBrett erschienen ist.
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlages zulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das öffentliche Zugänglichmachen z.B. über das Internet.
Umschlaggestaltung Büro Süd, München
unter Verwendung eines Motivs Arcangel Images, © Irene Lamprakou
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www.aufbau-verlag.de
Ein Honigtopf für alle GötterEin Honigtopf für die Herrin des Labyrinths
(kretische Inschrift um 1400 v. u. Z.)
Buch lesen
Innentitel
Inhaltsübersicht
Informationen zum Buch
Informationen zur Autorin
Impressum
Inhaltsübersicht
Teil I
KAPITEL 1
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KAPITEL 4
KAPITEL 5
KAPITEL 6
KAPITEL 7
KAPITEL 8
KAPITEL 9
KAPITEL 10
KAPITEL 11
KAPITEL 12
KAPITEL 13
KAPITEL 14
KAPITEL 15
KAPITEL 16
KAPITEL 17
KAPITEL 18
KAPITEL 19
KAPITEL 20
KAPITEL 21
KAPITEL 22
KAPITEL 23
Teil II
KAPITEL 24
KAPITEL 24
KAPITEL 25
KAPITEL 26
KAPITEL 27
KAPITEL 28
KAPITEL 29
KAPITEL 30
KAPITEL 31
KAPITEL 32
KAPITEL 33
KAPITEL 34
KAPITEL 35
KAPITEL 36
KAPITEL 37
KAPITEL 38
KAPITEL 39
KAPITEL 40
KAPITEL 41
KAPITEL 42
KAPITEL 43
KAPITEL 44
KAPITEL 45
KAPITEL 46
KAPITEL 47
KAPITEL 48
KAPITEL 49
KAPITEL 50
KAPITEL 51
KAPITEL 52
KAPITEL 53
KAPITEL 54
KAPITEL 55
KAPITEL 56
KAPITEL 57
KAPITEL 58
KAPITEL 59
KAPITEL 60
KAPITEL 61
KAPITEL 62
KAPITEL 63
Teil III
KAPITEL 64
KAPITEL 65
KAPITEL 66
KAPITEL 67
KAPITEL 68
KAPITEL 69
KAPITEL 70
KAPITEL 71
KAPITEL 72
EIN UNGEWISSER WEG IN DIE MITTE
Magie
Es gab eine Zeit in meinem Leben, in der sich nichts mehr bewegte. Es ging nicht mehr vorwärts, es ging nicht mehr rückwärts, und oben und unten konnte ich auch kaum noch voneinander unterscheiden. Ich war müde, einfach müde und antriebslos, und kein Arzt hatte eine Erklärung für diesen faden Zustand. Mir fehlte etwas. Ein Funke, ein Antrieb, ein Hauch von Leidenschaft. Dazu kam auch noch, dass mich die Frage nach meiner eigentlichen Identität immer stärker bedrängte.
Seit ich denken konnte, lauerte irgendwo in den Abgründen meines Bewusstseins dieses quälende »Wer bin ich wirklich?«. Wenn ich morgens in den Spiegel sah, dann nickte mir im kalten Neonlicht eine nüchterne Pflegerin ungeschminkt zu, die Kranken und Gebrechlichen in ihrem Leid beistand. Kam ich nach Hause, wurde ich die verständnisvolle Mutter eines heranwachsenden Genies. Abends spielte ich die gefällige Partnerin eines langweiligen Pantoffelhelden. In der Vergangenheit war ich eine pflichtbewusste, aber dennoch enttäuschende Tochter konservativer Eltern gewesen. Andere Nebenrollen spielte ich auch, manche recht gerne, andere widerwillig. Ein paar spielte ich inzwischen nicht mehr. Beispielsweise die lustvolle Rolle der ekstatischen Tänzerin und Geliebten. Die gab ich nur einmal. Dann nie wieder. Aus guten Gründen, denn sie hatte mir keinen großen Applaus, sondern nur namenlosen Schmerz und Trauer eingebracht.
Kurz und schlecht – ich sah mich selbst in meinen unterschiedlichen farblosen Kostümen durch die verstaubten Kulissen meines Lebens streifen. Doch dahinter blieb ich nur das namenlose Kind, das sich angstvoll vor der dunklen, der entsetzlichen Frau in Schwarz versteckte, die mir meine Identität gestohlen hatte.
Eine Freundin bemerkte schließlich meine desolate Verfassung und machte mir einen Vorschlag, der mir, milde gesagt, etwas befremdlich erschien. Sie wollte mit Hilfe irgendwelcher verborgenen Kräfte meinem Leben eine positive Wendung geben. Nicole behauptete, sie verstehe etwas von derartigen Zauberkunststücken, denn sie sei eine Hexe. Ich ließ sie also machen und lächelte im Stillen etwas über ihr naives Vertrauen in diesen Hokuspokus.
Eines Tages berichtete sie mir schließlich, der magische Akt sei vollzogen, sie habe die alten Göttinnen angerufen, auf dass sie von nun an mein Schicksal zum Besseren lenkten. Die Göttinnen hingegen schienen nicht geneigt zu sein, sich Nicoles Anweisungen zu fügen, denn es geschah nichts.
Dachte ich, aber dann begannen die Dinge in Schwung zu kommen.
Aber ich will nacheinander berichten, auf welche Weise die Beherrscherinnen der Nacht in mein Leben eingriffen. Wie sie an den Biegungen des verschlungenen Weges auf mich lauerten und wie sie mich in dem seltsamen Labyrinth begleiteten, durch das ich mich hindurchwinden musste. Bis ich dort in der Mitte den Honigtopf fand. Buchstäblich und auch in vielerlei anderer Bedeutung.
Der Tod der alten Dame
Es war kurz nach zwei Uhr nachts, als mich das Telefonklingeln weckte. Schlaftrunken meldete ich mich, wurde aber sofort wach, als ich Nicoles Stimme hörte.
»Amanda, kannst du gleich kommen? Gita verlangt nach dir.« Dann folgte ein Schluchzen. »Es … es geht ihr nicht gut.«
»Ich komme sofort!«, sagte ich leise, um Ulli nicht zu stören. Er jedoch hatte sich beim Klingeln nur mit einem leisen Schnarcher auf die andere Seite gedreht und die Decke über die Ohren gezogen. Der Anruf kam nicht ganz unerwartet, denn in den letzten Tagen hatte sich Gita Halstenberg immer weiter von uns zurückgezogen.
Die alte Dame war meine Patientin, ich pflegte sie seit beinahe zwei Jahren. Anfangs brauchte sie nur etwas Hilfe bei den Bewegungen außer Haus, aber dann wurde sie schließlich schwächer, war an den Rollstuhl gebunden, und seit zwei Monaten hatte sie das Bett nicht mehr verlassen können. Gita war fünfundachtzig, und wenn auch ihre körperlichen Kräfte nachgelassen hatten, ihr Geist war noch immer klar und beweglich. Sie wohnte in einem alten, großen Haus, einer wundervoll renovierten Villa aus der Zeit der Jahrhundertwende, und wurde von Nicole und mir betreut. Nicole arbeitete als eine Art Sekretärin bei ihr, organisierte den Haushalt und war vor allem die Freundin von Gitas Sohn Ferdinand. Beide wohnten seit einiger Zeit mit in dem weitläufigen Haus.
Ich hatte mich so lautlos wie möglich fertiggemacht, doch nichts entgeht meinem großohrigen Sohn. Er öffnete die Tür seines Zimmers, als ich durch den Flur schlich.
»Ist was passiert, Baba?«
Da ich es mir zur Aufgabe gemacht hatte, Patrick immer die Wahrheit zu sagen, wäre ein beschwichtigendes: »Nein, nein, geh nur wieder schlafen!« jetzt völlig unglaubwürdig gewesen. Also sagte ich ihm, wie die Situation sich darstellte.
»Nicole hat angerufen. Ich denke, Gita liegt im Sterben. Sie will mich sehen, darum fahre ich zu ihr. Ich weiß nicht, wie lange ich weg bin. Kannst du dir dein Frühstück morgen selbst machen?«
»Nein, denn ich komme mit. Ich mag Gita.«
»Aber Patrick, du kannst doch nicht die ganze Nacht …«
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