Die K-Gedichte - Robert Gernhardt - E-Book

Die K-Gedichte E-Book

Robert Gernhardt

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Beschreibung

K wie Krankheit, K wie Krebs, K wie Krieg – Robert Gernhardt stellt helle und schnelle Gedichte zu zwei düsteren Themen vor: zu seiner Krebserkrankung und zum Irak-Krieg. Widmete er sich in »Herz in Not« den Schmerzen am Herzen, so flicht er nun einer anderen Volkskrankheit einen Gedichtkranz: »Krankheit als Schangse«. Denn: Wenn einer eine Chemo macht, dann kann er was erzählen. – Was hingegen aus dem Weißen Haus und aus Bagdad berichtet wurde, das greift Robert Gernhardt in seinen Sonetten auf, die vor und während des Irak-Kriegs entstanden sind: »Krieg als Shwindle«. Krankheit und Krieg setzt der Dichter Kritik und Kunstverstand entgegen. Sein unerschrockener Humor sorgt dafür, dass ein weiteres K nicht zu kurz kommt: Komik.

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Seitenzahl: 44

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Robert Gernhardt

Die K-Gedichte

Lyrik

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Inhalt

I Krankheit als SchangseDiagnose Krebs ODER alles wird gutNachdem er von seiner Krankheit erfahren hatteSeiltänzerHabenichtsDie Woche davorGuter RatSchneiden und LeidenSchmerzbehandlungDer Dämon de PatientenDas TreffenFrühstück im Klinikum der Johann Wolfgang Goethe- Universität Frankfurt am MainLied von der HinfälligkeitWas gut tut21. April. Nach der LektüreKurznachrichtBegegnung ODER dead man walkingNachricht von der Chemotherapie ODER ein flotter DreierDie Chemo spricht5. Mai. Beginn der ChemoKrankheit als Chance Heute: Beim Hosenkauf7. Juni. Rückblick und AusblickDrei Freunde ODER XYZVor und nachDer Tag des Herrn Dichter ODER Erinnerung an bessere TageNicht mit mir7. August. Wahnsinn8. August. Chemie und WahnsinnZweierlei TherapieErmahnungVor dem SpiegelSchlaflied für AschenputtelHiob vor dem Spiegel3. September. Toscana Terapia zum ErstenHahn im Korb2002/2003 Ein JahresrückblickExempla Docent10. September. Toscana Terapie zum ZweitenEinmal Sieger, immer SiegerInvasion der Bienenfresser17. September. Toscana Terapia zum Dritten24. September. Toscana Terapia zum ViertenVon der Gewissheit1. Oktober. Toscana Terapia zum ViertenGrosse Anrufung des Heiligen FranziskusSchöne Aussichten am Morgen des vierten Oktober8. Oktober. Toscana Terapia zum Fünften7. November. Toscana Terapia zum Sechsten und Letzten12. Dezember. ComputertomographieLagebeurteilungZum guten Schluss ein wirklich guter RatII Krieg als ShwindleSonett von dem jungen Amerika und den alten EuropäernSonett von der nie versagenden Bush – Powell – Rumsfeldschen SchuldzuweisungSonett vom Schwächeln und StärkelnSonett vom Gebet des George W. Bush zu seinem GottSonett vom Versuch eines amerikanischen Pressesprechers, einem irakischen Kind den Krieg zu erklärenSonett vom Entsorgen eines DiktatorsSonett vom Lehrmeister KriegKunst als KüchenmeisterSonett von der Geburt eines KritikersSonett vom Kampf der GenerationenEine heitere Küchenszene

I Krankheit als Schangse

In memoriam Volker Kriegel

Diagnose Krebs ODERalles wird gut

Erst kam der berühmte

Schuß vor den Bug.

Zuvor war ich dumm,

hernach war ich klug.

Dann folgte der klassische

Schlag ins Kontor.

Darauf war ich klüger

als jemals zuvor.

Undenkbar, daß solch einem

blitzklugen Mann

noch irgendein Tod

etwas anhaben kann.

Nachdem er von seiner Krankheit erfahren hatte

Als säh ich meinen Hund

zum letzten Mal,

blick ich dem Hund in seine

treuen Augen.

Als sähe mich mein Hund

zum ersten Mal,

blickt er zurück, als sucht er

Treu in meinen Augen.

Als gäbe es auf dieser Welt

kein letztes Mal,

blick ich dem Hund voll Treu

in seine Augen.

Als ginge es dem Hund

ums nächste Mahl,

fragt mich sein Blick: Mein Herr,

meint »Treu« nicht einfach »Fleischwurst«?

Seiltänzer

Ich ging auf einem Seil dahin

Mir schien es eine Straße

Mit frohem Mut und heitrem Sinn:

Ich bin auf guter Straße!

Was dann geschah? Ich weiß es nicht

Wuchs ich? Verging die Straße?

Die Jahre änderten die Sicht:

Doch reichlich eng, die Straße!

Auf schmalem Steg geht's nicht so gut

Ist der noch eine Straße?

Bei jedem Schritt sinkt mir der Mut:

Das ist doch keine Straße!

Ich geh auf einem Seil dahin

Das wird nie wieder Straße

Wirkt wie ein Faden licht und dünn:

Wann lieg ich auf der Nase?

Habenichts

Habe nichts gegen das Altern.

Wie sollte ich da etwas

gegen den Tod haben?

Hat ja auch sonst niemand etwas

gegen das Altern.

Hat ja auch sonst niemand etwas

gegen den Tod.

Alterten sie sonst alle?

Stürben sie sonst alle?

Da werde ich doch wohl keine

Ausnahme machen:

Habe gar nichts gegen das Altern.

Habe schon gar nichts gegen den Tod.

Die Woche davor

Am Donnerstag wird zugelangt

Am Freitag wird ums Heil gebangt

Am Samstag wird viel Wein getankt

Am Sonntag wird noch leicht geschwankt

Am Montag wird mit Gott gezankt

Am Dienstag wird dem Herrn gedankt, denn erst

am Mittwoch geht's unter das Messer.

Guter Rat

O Mensch, halt ein vorm Krankenhaus.

Gehn dem einmal die Kranken aus,

dann greift man auch auf dich zurück,

und du verbleibst dort Stück für Stück.

Das präludiert mit etwas Darm,

dann schneidet man sich langsam warm

an Leber, Venen und Arterien -

so'n Krankenhaus kennt keine Ferien.

Greift nach den Alten, nach den Jungen,

nach deren Mägen, deren Lungen,

nach deren Lymphen, deren Zellen,

nach offnen wie versteckten Stellen,

nach Herz und Brust, nach Hirn und Hoden,

und bringt dich das nicht unter'n Boden,

dann doch auf Null. Was folgt daraus?

Mensch, halt dich fern vom Krankenhaus!

Schneiden und Leiden

Einer sagt: Wir müssen schneiden.

Einer weiß: Ich muß jetzt leiden.

Einer sagt: Jetzt kommt der Schnitt.

Einer denkt: Da machst was mit.

Einer hat was rausgeschnitten.

Einer hat nicht ausgelitten.

Einer ist der Scheidende.

Einer ist der Leidende.

Einer war der Schneidende.

Einer bleibt der Leidende.

Schmerzbehandlung

Kein rasender Schmerz,

kein brennender.

Eher

ein schlendernder Schmerz,

ein glimmender.

Aber

ein Schmerz ist ein Schmerz

bleibt ein Schmerz.

Und weil,

was da schlendert,

auch rasen kann,

und weil,

was da glimmt,

auch zu brennen vermag,

deshalb