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Weihnachten kann heiter werden! »Wussten Sie schon, dass die heiligen Drei Königinnen ihren Männern die Sache mit dem Stern, dem diese monatelang hinterherlaufen mussten, bis an ihr Lebensende nie so recht geglaubt haben?« ›Weihnachten mit Robert Gernhardt‹ versammelt die witzigsten, schönsten und nachdenklichsten Gedichte, Geschichten und Zeichnungen von Robert Gernhardt zum Fest.
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Seitenzahl: 90
Robert Gernhardt
Weihnachten mit Robert Gernhardt
Herausgegeben von Johannes Möller
FISCHER E-Books
»Da ist ein Baum,
ist immer grün,
wächst nicht in der Savanne.
Wächst da, wo Deutschlands Blumen blühn,
und winters auf ihm Kerzen glühn –
wie heißt der Baum?«
»Marianne?«
Vorschlag für ein zeitgemäßes Lesebuch der zweiten Klasse
ICH BIN ERIKA.
JETZT KOMMT WEIHNACHTEN.
ICH SCHENKE VATI EIN TISCHFEUERZEUG ZU 22,50 DM.
VATI SCHENKT MICHAEL TENNISSCHLÄGER ZU 22 DM.
MICHAEL SCHENKT MUTTI EINE SCHÄLMASCHINE ZU 19,70 DM.
MUTTI SCHENKT MIR SCHALLPLATTEN IM WERT VON 18 DM.
4,50 DM MUSS ICH NOCH BEKOMMEN.
VON WEM?
ICH BIN SO GESPANNT AUF WEIHNACHTEN.
15.6. Jeman, Geschäftemachender WimS-Redakteur, schlägt auf der Elf-Uhr-Konferenz vor, stärker religiöse Themen zu berücksichtigen. Die Bildung unseres Volkes ließe auf diesem Gebiet sehr zu wünschen übrig, erklärt er und erzählt zur Veranschaulichung eine Geschichte, die ihm gestern zugetragen wurde:
»In der Schule sollen die Kinder ein Weihnachtsbild zeichnen. Der kleine Max malt Maria, Josef, den Heiland in der Krippe, Ochs, Esel und einen kleinen, runden, lachenden Mann. Wer denn das sei, will die Lehrerin wissen.
»Das ist Owi«, erklärt der Piefke. »Owi?« – »Ja, es heißt doch ›Stille Nacht, Heilige Nacht, Gottes Sohn, Owi lacht …‹«
Chefredakteur Zirfeld schweigt nachdenklich. Dann wendet er sich an Leihbischof Klamm: »Jeman hat recht. Bis morgen möchte ich alles Material über diesen Owi auf den Tisch haben, verstanden?«
»Verstanden«, nickt Klamm und das Redaktionsgespräch wendet sich wieder Frauen und Pferden zu.
daß zwar das 1000jährige Reich und der Turm von Siloah zusammengefallen sind, Weihnachten und Ostern jedoch noch nicht.
Was ist für Sie das größte Unglück? Der Schwarze Tod.
Wo möchten Sie leben? Im Eldorado.
Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück? Bekannt zu sein wie ein bunter Hund.
Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten? Die der Grünschnäbel.
Ihre liebsten Romanhelden? Der Grüne Heinrich.
Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte? Barbarossa.
Ihre Lieblingsheldinnen in der Wirklichkeit? Rosa Luxemburg.
Ihre Lieblingsheldinnen in der Dichtung? Scarlett O’Hara.
Ihre Lieblingsmaler? Grünewald.
Ihr Lieblingskomponist? Verdi.
Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Mann am meisten? Daß ihm noch vor etwas graut.
Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einer Frau am meisten? Daß sie noch erröten kann.
Ihre Lieblingstugend? Weisheit.
Ihre Lieblingsbeschäftigung? Blaudereien am Karmin.
Wer oder was hätten Sie sein mögen? Arthur Rubinstein.
Ihr Hauptcharakterzug? Preußisch-Blau.
Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten? Daß ihnen vor mir nicht graut.
Ihr größter Fehler? Daß ich so häufig preußisch bin und so selten blau.
Ihr Traum vom Glück? Weiße Weihnacht an der Côte d’Azur.
Was wäre für Sie das größte Unglück? Farbenblindheit.
Was möchten Sie sein? Ein rotierender Grüner.
Ihre Lieblingsfarbe? Schmöll.
Ihre Lieblingsblume? Goldlack.
Ihr Lieblingsvogel? Die gelb-grüne Zornnatter.
Ihr Lieblingsschriftsteller? Joseph Roth.
Ihr Lieblingslyriker? Die Blues-Barden.
Ihre Helden in der Wirklichkeit? Die Männer von Greenpeace.
Ihre Heldinnen in der Geschichte? Die Frauen vom Roten Kreuz.
Ihre Lieblingsnamen? Bianca, Violetta, Bruno.
Was verabscheuen Sie am meisten? Grausamkeit.
Welche geschichtlichen Gestalten verachten Sie am meisten? Nero und den Mann aus Braunau.
Welche militärischen Leistungen bewundern Sie am meisten? Die Teilung des Roten Meeres.
Welche Reform bewundern Sie am meisten? Die Freiheitsbewegungen der Farbigen.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen? Alles versilbern zu können.
Wie möchten Sie sterben? Hellsichtig.
Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Und nun geht’s umbra, umbra, umbra täterää.
Ihr Motto? Ich weiß, daß ich nichts weiß.
Was ihr gleich hört,
ist ein Weihnachtsgedicht,
bei dem man etwas raten kann.
Ich sag schon jetzt: Leicht wird es nicht.
Gesucht wird ein besonderer Mann:
also aufgepasst!
Wer stapft da durch den Winterwald?
Es ist ein Mann mit Bart, sprich: alt.
In einer Hand hält er was fest.
Halb scheint’s ein Sack. Halb ist’s ein Rest.
Nun schwenkt er den durch Wald und Nacht.
Ach je, wer hat den leer gemacht?
›Caramba auch!‹ schreit er besessen,
›Hab ihn ja selber leergefressen!
Tausende von Schokobohnen
Sollten brave Kinder lohnen,
Mengen schöner süßer Sachen
Alten Menschen Freude machen.
Naschsucht trieb mich zur Verzehrung:
Na! Wird das eine Bescherung?!
So. Hier endet mein Gedicht,
doch das Weihnachtsrätsel nicht.
Nein, ich frag nicht nach dem Mann,
den wohl jeder raten kann.
Vielmehr frag ich, wo er steckt.
Durch sein Vielfraßsein erschreckt,
hat sich unser Held verkrochen,
ganz versteckt. Der arme Mann!
Fangt schon mal zu suchen an.
Wo? Ich sag nur: Im Gedicht.
Aber mehr verrat ich nicht.
Also nachdenken!
Lösung siehe Anhang
An ihnen vorbeispazierend entwickle ich eine Überlegung: Daß diese drei besonders groß und rund geformten Steine früher sicherlich den Dorferzähler auf den Plan gerufen hätten.
Es waren einmal drei wunderschöne junge Männer, die wissen wollten, wer von ihnen der Schönste sei. Da trafen sie auf eine wunderschöne Frau und sprachen also: Du bist die Schönste von uns, und deshalb sollst du den Apfel aus Paris bekommen, gegen Nachnahme, bitte hier links unten quittieren!
Da aber seufzten die Dorfbewohner auf und sagten: Du bringst aber auch alles durcheinander, Dorferzähler! Die Geschichte mit Paris und dem Apfel geht ganz anders, und außerdem kennen wir sie schon. Erzähl uns was Neues!
Da hub der Dorferzähler abermals an und sprach: In Grimoli lebte einmal ein Kaufmann, der hatte drei Töchter. Eines Tages ging er auf Reisen, und da fragte er seine Töchter, was er ihnen mitbringen solle. Da sagte die älteste: Bring mir einen Edelstein mit! Darauf riefen die beiden anderen: Ich will auch einen Edelstein! Ich auch! Da aber der Kaufmann schon etwas schwerhörig war, verstand er nur, daß er drei Steine mitbringen sollte, und als er von seiner Reise zurückkehrte … »Wie langweilig!« riefen die Dorfbewohner. »Wir hatten gehofft, du hättest eine wirklich spannende Geschichte auf Lager, Dorferzähler!«
Da besann sich der Dorferzähler abermals und hub zum dritten Mal an: »Ihr kennt doch die Geschichte von den Heiligen Drei Königen …«
»Kennen wir!« riefen die Dorfbewohner.
»Nein, ihr kennt sie nicht«, sagte da der Dorferzähler. »Denn in Wirklichkeit ist sie ganz anders verlaufen.«
»Wie denn?« riefen die Dorfbewohner.
»Folgendermaßen: Die Heiligen Drei Könige folgten ihrem Stern nicht bis zur Krippe in Bethlehem, wie erzählt wird, sondern kehrten am Ortseingang auf einen, wie sie meinten, Begrüßungsschluck ein. Doch dabei blieb es nicht. Sie tranken und tranken, und als sie kein Geld mehr hatten, setzten sie ihre Geschenke als Zahlungsmittel ein, all den Weihrauch, die Myrrhe und das ganze Gold, das sie eigentlich dem Jesuskind am Abend dieses sechsten Januar hatten überreichen sollen.«
»Ja, und dann?« wollten die Dorfbewohner wissen.
»Ja, und dann schliefen alle drei heiligen Könige wie die Steine in der Kneipe ein, und Gott sandte drei Engel, sie zu bestrafen, und die beschlossen, die steingewordenen Heiligen Drei Könige am verhocktesten Ort der Toscana mit den verstocktesten Bewohnern für alle Ewigkeit abzusetzen. Dieser Ort aber war, wie ihr wohl erraten habt, kein anderer als Grimoli, weshalb …«
Da aber hatten die Dorfbewohner genug gehört und riefen: »Erzähl bitte nicht weiter, lieber Dorferzähler, denn wenn sich diese Geschichte erst einmal rumspricht, werden wir zum Gespött des ganzen Valdarno. Was willst du von uns, damit du diese Geschichte nicht weitererzählst? Du hast drei Wünsche frei!«
Da überlegte der Dorferzähler nicht lange und wünschte sich freien Wein auf Lebenszeit, ein Schock Eier und die Tochter des Großbauern zur Frau.
»Du willst meine Tochter zur Frau?« fragte der Großbauer entgeistert. »Schau sie dir doch einmal an!«
Da aber hob der Dorferzähler entsetzt die Hände und sprach: »Alles dürfen Sie von mir verlangen, nur das nicht! Außerdem habe ich ja nur drei Wünsche frei, und der Wunsch, Ihre Tochter anzusehen, würde meine ganze Wunschliste durcheinanderbringen …«
Na, und so weiter.
24.12. Das WimS-Weihnachtsfest – wie immer im engsten Kreis der weltweiten WimS-Gemeinde gefeiert – wird auch dieses Jahr zu einem vollen Erfolg. Atemlose Spannung herrscht, als Chefredakteur Zirfeld die Weihnachtsgeschichte vorliest. »Wie geht’s weiter?«, wollen alle wissen und »Was wird aus dem Kind!?«
Und so liest Zirfeld denn weiter – bis zum bitteren Ende. Da fällt es anfangs allen schwer, in echte Festtagsstimmung zu kommen, doch als die Geschenke ausgepackt werden, sind alle trüben Gedanken verflogen. Und wie immer sind es nicht die kleinen, persönlichen, sondern die großen Geldgeschenke, die allen am meisten Freude bereiten.
Das als Anregung für Sie, liebe Leser, wenn Sie uns zum nächsten Fest etwas bescheren wollen, was wir stark hoffen.
Ich schreibe ein Buch
Und mein Buch wird ein Hit
Doch Marina weiß nichts davon
Es wird »Buch des Monats«
Und ich mach meinen Schnitt
Doch Marina weiß nichts davon
Marina tut lächelnd ihre Pflicht
Sie fährt mir durchs Haar, vom Buch spricht sie nicht.
Mein Buch wird gelobt
Und ich werde geehrt
Doch Marina weiß nichts davon
Das Weihnachtsfest naht
Und mein Buch ist begehrt
Doch Marina weiß nichts davon
Sie fragt mich: Wie immer? Und bindet das Tuch
Ich sage: Genau. Und ich schweige vom Buch.
Mein Buch ist im Aufwind
Der Jubel schwillt an
Doch Marina weiß nichts davon
In der »Zeit« lobts die Frau
und im »Spiegel« der Mann
Doch Marina weiß nichts davon
Sie tut, was sie kann. Doch was sie auch tut:
Sie sagt nichts vom Buch. Und nur das tät mir gut.
Mein Buch beschäftigt
das »Fernsehquartett«
Doch Marina weiß nichts davon
Der Buchhandel wünscht
Daß er mehr davon hätt
Doch Marina weiß nichts davon