Die kleine Inseltöpferei - Teil 1 - Fenna Janssen - E-Book

Die kleine Inseltöpferei - Teil 1 E-Book

Fenna Janssen

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Beschreibung

Porzellanmalerin Nella glaubt ihren Ohren kaum, als ihr Freund Florian verkündet, dass sie gemeinsam in den Urlaub fahren. An die Nordsee. Dabei hat Nella im schönen Meißen nach einer allzu abenteuerlichen Kindheit auf den Straßen und Campingplätzen ganz Europas endlich ein festes Zuhause gefunden und dachte, auch Florian könne gut aufs Verreisen verzichten. Doch als Nella dann auf Langeoog auf den charmanten Jack trifft und seine kleine Töpferwerkstatt entdeckt, weiß sie plötzlich nicht mehr, was sie will …

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Über Fenna Janssen

Fenna Janssen wurde in Lübeck geboren und wuchs in Hamburg auf. Viele Jahre war sie als Journalistin für diverse Zeitungen tätig. Inzwischen arbeitet sie erfolgreich als Autorin und bleibt auch in ihren Büchern ihrer norddeutschen Heimat treu.Im Aufbau Taschenbuch sind bereits ihre Romane »Der kleine Inselladen«, »Das kleine Eiscafé« sowie »Die kleine Strandbar« erschienen. Bei Rütten und Loening ist »Ein Sommer in Rimini« lieferbar.

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Fenna Janssen

Die kleine Inseltöpferei - Teil 1

Träume in Pastell

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Über Fenna Janssen

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1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

Impressum

So geht es weiter ...

1. Kapitel

Die Kundin drehte den Wandteller um, fixierte dessen Unterseite mit ihrem Blick und runzelte die Stirn.

»Ich dachte, das hier wäre echtes Meißener Porzellan.«

»Ist es auch«, erwiderte Nella mit einem freundlichen Lächeln.

»Aber wo sind dann die gekreuzten Schwerter?« Die Frau sprach von dem weltbekannten Zeichen, das jedes einzelne Stück aus der Porzellanmanufaktur zierte.

Nella wollte zu einer Erklärung ansetzten, die sie im Laufe der Jahre bestimmt mehrere tausendmal abgegeben hatte. Doch da wandte sich die Kundin schon vom Tresen ab und rief laut durch den kleinen Verkaufsraum: »Hermann! Komm sofort her! Die wollen uns hier irgendeinen Mist aus China andrehen!«

Frechheit!, dachte Nella. Sie straffte die Schultern und hob das Kinn, als nun der Begleiter auftauchte. Beide waren um die fünfzig und fuhren mit ihrem Wohnmobil kreuz und quer durch Deutschland. Eben noch hatte Nella sich geduldig den langen Reisebericht angehört, bis die Kundin endlich Interesse an dem Wandteller gezeigt hatte. Nella hatte ihn abgenommen und über den Tresen gereicht. Er war wunderschön verarbeitet und in rosafarbenen und hellblauen Pastelltönen bemalt. Weinreben rankten sich um den äußeren Rand. In der Mitte begegneten sich zwei fein gezeichnete Schwalben in der Luft. Vielleicht befanden sie sich auf ihrem Hochzeitsflug. Oder sie trafen sich zufällig – wenn Nella oft genug darauf schaute, schienen sie vor ihren Augen zu tanzen. So einen Effekt hinzubekommen, war alles andere als leicht. Nella wusste das. Schließlich war sie selbst ausgebildete Porzellanmalerin. Fabrikware aus Asien würde da niemals heranreichen.

Während das Ehepaar nun gleichermaßen empört die Rückseite des Tellers betrachtete, sagte Nella: »Dieses Stück ist echte Handarbeit, das kann ich mit einem Zertifikat beweisen. Es stammt nur nicht aus der berühmten Manufaktur, sondern aus dem Atelier eines Kunsthandwerkers. Sehen Sie? Die Krone ist sein Zeichen, denn er heißt Ludwig Krone. Er beliefert unser Geschäft seit Jahren mit seinen Arbeiten. Wir finden, seine Motive sind einzigartig und seine Arbeitsweise ist tadellos. Er …« Sie merkte, dass sie zu viel redete und klappte den Mund zu.

Das Ehepaar tauschte einen kurzen Blick. Dann schaute der Mann Nella an, wobei sein Gesicht überrascht aufleuchtete.

Nella kannte das schon. Mit ihren nackenlangen schwarzen Haaren, den strahlend hellblauen Augen, ihrer blassen Haut und ihrer zierlichen Figur sah sie wie ein junges, unschuldiges Mädchen aus und strahlte gleichzeitig eine Sinnlichkeit aus, die sie allerdings selbst noch nie an sich wahrgenommen hatte. Ihr war das stets ausgesprochen peinlich, und so atmete sie auf, als der Mann nun endlich wieder wegsah.

»Sehr hübsch«, sagte die Kundin. »Aber wir sind nicht so weit gefahren, um – ähm – anderes Porzellan zu kaufen. Haben Sie nicht was mit den Schwertern? Es soll ein Hochzeitsgeschenk für unsere Tochter sein.«

»Ich finde diese Schwalben eigentlich recht hübsch«, bemerkte ihr Mann Hermann. »Die sehen aus, als würden sie sich nach einer langen Trennung endlich wiederfinden.«

Nella staunte. »Jeder sieht etwas anderes darin«, bemerkte sie, senkte aber den Kopf, damit er sie bloß nicht noch einmal anstarrte.

»Alles schön und gut«, warf die Kundin ein. »Aber ich will was mit Schwertern.«

Also nahm Nella den Wandteller wieder an sich und hängte ihn an seinen Platz zurück. Dann breitete sie vor dem Ehepaar eine Auswahl der Meißener Porzellanmanufaktur aus. Ein paar Vasen waren darunter, von klein bis groß genug für Sonnenblumen, ein zwölfteiliges Teeservice, mehrere Wandteller und sogar zwei Suppenterrinen von beachtlichen Ausmaßen. Letztlich entschied sich das Paar für zwei Kaffeebecher mit Blumenmotiven. Nellas Meinung nach waren sie nicht halb so schön wie Ludwig Krones Arbeit, aber sie trugen das begehrte Zeichen mit den gekreuzten Schwertern und waren zudem erschwinglich.

Zufrieden zogen die Touristen ab.

Während Nella die verschiedenen Stücke zurück an ihren Platz räumte, kam Florian aus dem Büro.

»Na, kein gutes Geschäft gemacht?«

Nella bemühte sich um ein Lächeln. Ihr Freund kannte sie ziemlich gut, und er ahnte sicherlich, dass sie dem Paar zur Strafe für den verschmähten Wandteller am liebsten das teure Teeservice verkauft hätte.

»Zwei Becher«, erwiderte sie grummelnd.

Florian nickte. »Du weißt doch, Kleinvieh macht auch Mist. Besser zwei Becher als gar nichts.«

»Klar.« Sie sah zu ihm hoch und ließ ihr Lächeln breiter werden, auch wenn Florian Berger vielleicht nicht unbedingt Mister Wonderful war. Seine Neigung zu hängenden Schultern ließ ihn immer ein bisschen erschöpft aussehen und seinen grauen Augen und seinem aschblonden Haar hätte sie nur zu gern etwas mehr Farbe verpasst, wäre Florian denn eine Zeichnung gewesen und nicht ein lebendiger Mensch. In jedem Liebesfilm hätte er die Rolle des gutmütigen besten Freundes gespielt, und nicht die des heißblütigen Helden.

Na und?, fragte sie sich nicht zum ersten Mal. Darauf kam es schließlich nicht an. Florian hatte andere Qualitäten. An seiner Seite verspürte Nella eine Sicherheit, die sie in ihren frühen Lebensjahren schmerzlich vermisst hatte.

Kurz lehnte sie sich an ihn und hoffte auf eine liebevolle Umarmung. Aber Florian lachte nur verlegen auf.

»Nicht in der Öffentlichkeit, Mäuschen.«

Nella mochte es nicht, Mäuschen genannt zu werden. Und welche Öffentlichkeit? Niemand außer ihnen war jetzt im Geschäft.

Trotzdem löste sie sich von ihm, nickte und fragte: »Brauchst du mich noch? In einer halben Stunde schließen wir sowieso, und ich würde gern ein bisschen raus an die frische Luft gehen.«

Florian zog die Brauen zusammen. »Eigentlich wollte ich in Ruhe die Buchführung weitermachen. Wenn dann Kunden kommen …«

»Das schaffst du schon.«

Auf einmal hatte sie es eilig, fortzukommen. Sie verstand selbst nicht, warum. Es ging ihr doch gut an Florians Seite. Sie war zweiunddreißig Jahre alt und hatte ihren Platz gefunden. Neuerdings jedoch überkam sie manchmal eine innere Unruhe, die sie nicht verstand. Sie hoffte, es läge nur daran, dass Florian sich mit seinem Antrag so viel Zeit ließ. Seit fünf Jahren waren sie jetzt ein festes Paar – wie lange wollte er eigentlich noch warten?

Weil er wohl spürte, dass sie verstimmt war, drückte er sie nun doch kurz an sich.

Nella stellte sich auf die Zehenspitzen, gab ihm einen schnellen Kuss auf die Wange und verließ dann das Geschäft. Draußen blieb sie erst einmal stehen und sog tief die Luft ein. Es war ein milder Nachmittag Mitte Juni, und das Leben spielte sich vorwiegend draußen ab. Einheimische wie Touristen genossen einen Bummel durch die Altstadt oder saßen in einem der vielen Straßencafés. Nella blickte hoch zum Burgberg mit dem Dom und der imposanten Albrechtsburg, und sofort fühlte sie sich ruhiger. Diese Stadt mit ihren geschichtsträchtigen Bauten vermittelte ihr wie immer ein Gefühl von Sicherheit und Zugehörigkeit. Seit sie, kaum volljährig, hierhergezogen war, hatte sie ihre Entscheidung nie bereut.

Kurz drehte sie sich um. Das Geschäft »Porzellan Berger« gehörte seit drei Generationen Florians Familie und lag direkt am Marktplatz. In dem altrosa verputzten Haus mit seinem schmucken Treppengiebel war im Erdgeschoss der Verkaufsraum eingerichtet. Die Wohnung darüber stand leer, seit Florians Eltern nach Teneriffa gezogen waren. Er selbst begnügte sich mit der winzigen Mansarde unter dem Dach.

Nella seufzte nun doch. Wenn er nur endlich zur Sache kommen würde! Dann könnten sie sich die größere Wohnung gemütlich einrichten, eine Familie gründen und ein wunderbares, ruhiges Leben führen. Nichts anderes wünschte sie sich.

Und Florian? Manchmal zweifelte Nella an seinen Absichten. Dann fragte sie sich, ob diese ganze schöne Zukunft, die sie sich seit Jahren ausmalte, möglicherweise nur ein Phantasiegebilde war, das in Kürze ausradiert sein würde.

Sie wandte sich ab und beschloss, zum Elbufer zu gehen. Der Blick aufs Wasser übte stets eine beruhigende Wirkung auf sie aus.

Weit war sie nicht gekommen, als ihr Handy klingelte.

»Hallo, Mama.«

»Rate mal, wo wir sind!«

Das war so ungefähr die dümmste Frage, die ihre Eltern ihr stellen konnten, und Nella verzog das Gesicht. Sie bog in die Elbstraße ein und setzte ihren Weg fort, während sie sagte: »Ostern wart ihr irgendwo in der Provence. Ich schätze, es gibt zu viele Möglichkeiten, deswegen versuche ich es gar nicht erst.«

»Komm schon, Nella-Kind. Gib dir ein bisschen Mühe.«

Sie mochte es auch nicht, Nella-Kind genannt zu werden. Warum glaubte alle Welt bloß, sie müsste verniedlicht werden, nur weil sie klein und zierlich war?

»Ich komme wirklich nicht darauf. Außerdem …«

»Was denn?«

»Ach, nichts.«

Um ein Haar hätte sie gesagt, was sie wirklich dachte: Dass es sie kein bisschen interessierte, wo sich ihre Eltern derzeit befanden. Oder, um ganz ehrlich zu sein: Dass sie wünschte, Mandy und Georg Hansen wären ein normales Ehepaar im Rentenalter, das in einem hübschen Häuschen auf der anderen Elbseite lebte, gern im Garten arbeitete und sich auf Enkelkinder freute.

Bloß war an Mandy und Georg gar nichts normal. Als Deutschland vor mehr als dreißig Jahren wiedervereinigt worden war, hatte sie nichts mehr in der sächsischen Provinz gehalten. Damals waren sie ungefähr in Nellas Alter gewesen. Sie hatten sich einen gebrauchten Bus gekauft und waren in die Welt hinausgefahren. Georg war Kunstmaler und verdiente sich ein bisschen Geld mit Porträts, Mandy nahm Putzstellen an, wenn sie irgendwo länger blieben. Sie waren arm, oft hatten sie kaum etwas zu essen. Aber die Freiheit war für sie das höchste Gut, und sie änderten ihren Lebensstil auch nicht, als an der Costa Brava ihre Tochter zur Welt kam.

Als Kind hatte Nella geglaubt, alle Menschen würden so leben wie sie. Immer unterwegs, immer am Rande des Existenzminimums. Erst als sie älter wurde, fiel ihr auf, dass andere Leute ein festes Dach über dem Kopf hatten, ihre Kinder zur Schule schickten und höchstens einmal im Jahr eine Urlaubsreise unternahmen.

Nella wurde von Mandy unterrichtet, und je älter sie wurde, desto mehr wuchs ihre Sehnsucht nach einer Heimat. Die kleine Stadt Meißen wurde zum Ziel ihrer Träume. Von dort stammte ihre Familie, und das wenige, das Mandy und Georg erzählten, bestärkte sie in ihrem Wunsch. Meißen klang wunderbar normal, das Leben dort versprach ruhig und vielleicht sogar ein wenig langweilig zu sein.