Die Kober - Alois Epple - E-Book

Die Kober E-Book

Alois Epple

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Beschreibung

Das erste Bild von Pankraz Kober entstand 1818. Das letzte Bild malte sein Sohn Joseph 1874. Pnkraz Kober ist ein Maler des Übergangs. Joseph Kober ein Nazarener. Ihre Bilder finden sich hauptsächlich in mittelschwäbischen Kirchen.

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Alfred Sommer zum 75. Geburtstag gewidmet

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Einleitung

Pankraz Kober

Joseph Kober

Karl (Carl) Joseph Kober

Karl Anton Kober 203

Leonhard Kober

Abgekürzt zitierte Literatur

Vorwort

1995 brachte ich ein kopiertes Büchlein über die Malerfamilie Kober1 heraus. Es war meine Reaktion auf die Nazarenerrenaissance in Bayerische-Schwaben.

In der Zwischenzeit hat das Interesse an den schwäbischen Nazarenern nachgelassen, aber die Erkenntnisse haben zugenommen. So will ich, nach fast 30 Jahren, diese Arbeit, wesentlich erweitert, wieder erscheinen lassen.

Josef und Adelheid Hiller haben umfangreiche Ahnenforschung ihrer Familie, zu der auch die Kober gehören, betrieben und sie mir zur Verfügung gestellt. Frau Margret Class, Harsenwinkel und Herrn Hubert Freudhöfer, Augsburg stellten mir Material zur Verfügung. Schon vor langer Zeit machte mich Herr Ludwig Gierse, Köln auf den „Verein zur Verbreitung religiöser Bilder“ in Düsseldorf aufmerksam. Ihnen allen sei herzlichst für Ihre Mithilfe gedankt.

1 Keine Beziehungen dürften zwischen „unserer“ Koberfamilie und einem Karl Kober bestehen, welcher um 1870/80 im Landkreis Aichach als Distrikttechniker arbeitete.; vgl. Paula, S. CXXV, 89, 288, 355,447

Einleitung

Die Kober, eine Scharfrichter- und Wasenmeisterfamilie, mit anderen Familien gleichen Berufes verwandt und verschwägert, waren in Illertissen ansässig. Franz Dominikus Kober (1682 – 1749) ging nach Edenhausen2, einem Dorf in der Klosterherrschaft Ursberg. Er war Söldner, Scharfrichter und Wasenmeister. 1731 ist in den Klosterakten erwähnt, dass das Kloster Ursberg für 800 fl ein neues Haus für Franz Dominikus Kober in Edenhausen erbauen ließ.3 Im Jahre 1805 kaufte sein Sohn Johann Adam Kober (1734 – 1806) die Edenhausener Wasenmeisterei.4 Am 5. Februar 1806 durften, wegen des schlechten Wetters, bei der Beerdigung des greisen Henkers und Wasenmeisters Adam Kober der Begräbnisgottesdienst mit zwei hl. Messen zelebriert werden.5 1812 richtete der 21jährige Scharfrichter Peter Kober (* 1791), Sohn des Edenhauser Wasenmeisters Johann Kaspar Kober (1761 – 1833) und Enkel des Johann Adam Kober, im königlichen Landgericht Ursberg, einen Mörder mit dem Schwert.6 Später wurde er Scharfrichter des Grafen Stadion in Münsterhausen. Ein Bruder von ihm, Alois Kober (1803 – 1880) übernahm 1829 von seinem Vater die Sölde in Edenhausen und musste deshalb seine Brüder auszahlen, neben Peter, auch den Priester Johann Adam (*1804) und Pankraz (1796 – 1832). Insgesamt hatten Johann Kaspar Kober mit seiner Frau Barbara mindestens 12 Kinder7, von denen allerdings einige bald nach ihrer Geburt starben.

Abb.1 Vorsatzblatt eines Gebetbuches: „Johann Caspar Kober“, Vater von Pankraz Kober (Privatbesitz)

2 Hiller

3 Lohmüller, S. 124

4 Lohmüller, S. 221

5 Lohmüller, S. 224

6 Lohmüller, S. 229; im Heimatmuseum Krumbach ist der Richtstuhl, die Urkunde und ein kleines Kreuz von den Nachkommen Peter Kobers.

7 Peter *1791, Franz Xaver * 1792, Franz Josef * 1794, Johann Pankraz * 1796, Alois Narzissus *1797, Maria Viktoria * 1798, Barbara * 1800, Erasmus * 1801, Alois * 1803, Johann Adam *1804, Andreas * 1806, Ignaz * 1808

Pankraz Kober8

Biographie9

Johann Pankraz Kober wurde am 10. Mai 1796 in Edenhausen geboren. Seine Mutter Barbara (27.11.1768 – 26.11.1832), geb. Igel, war die Tochter des Scharfrichters von Weißenhorn. Sein Vater Johann Kaspar Kober (5.1.1761 – 12.1.1833) war Scharfrichter, Söldner und Wasenmeister in Edenhausen, Hs.Nr. 3.

Wahrscheinlich ging Pankraz zu Konrad Huber in Weißenhorn in die Malerlehre. Für diese Vermutung spricht:

Seine Mutter stammte aus Weißenhorn und Konrad Huber porträtierte ihren Vater Jakob Igel.

10

Pankraz Kober übernahm in seinen Arbeiten öfter Motive aus Bildern von Konrad Huber.

In Kissendort arbeiteten beide zusammen.

Bilder in Wittislingen, Staufen (Gde. Syrgenstein) und Söfflingen werden Konard Huber, aber auch Pankraz Kober zugeschrieben.

11

Am 27. Januar 1820 kaufte Pankraz Kober vom Rotgerber Georg Fischer für 550 fl ein halbes Haus in Kirchheim. Pankraz war also 23 Jahre alt und hatte seine Malerlehre wohl schon einige Zeit beendet. Drei Wochen später heiratete er in Kirchheim die 19jährige Kreszentia Sedelmayr, Tochter des Gerichtsdieners. Trauzeuge war sein Vetter Michael Igel, Scharfrichter in Derndorf. In Kirchheim werden ihnen drei Kinder12 geboren:

1820 Carolina

1823 Joseph

1824 Karl Joseph

Die Taufpaten seiner Söhne waren Joseph Hugo Graf Fugger und Carolina Gräfin Fugger.

Am 18. Januar 1828 verkaufte Pankraz Kober sein Haus in Kirchheim an die Geschwister Sedelmayer und zog nach Göggingen. Dort starb er am 10. Januar 1832, erst knapp 35jährig, an Lungensucht. Seine Witwe heiratete am 6. Juli 1839 den Maler Johann Andreas Braunsberger aus Kallmünz in der Oberpfalz.

Abb. 2a,b,c: „Kauf-Brief für die Kinder des Gerichts-Dieners Carl Sedlmayr / ausgestellt von dem Kunstmahler Pancraz Kober v. hier“ (Privatbesitz)

Pankraz Kober als Freskant

Als Pankraz Kober 1822 in Erpfting sein erstes, nachgewiesenes Fresko malte, war die Zeit der barocken Freskomalerei schon längst vorbei. Die meisten Pfarr- und Klosterkirchen waren ausgemalt und der Zeitgeist forderte schlichte Einfalt und stille Größe. Sein Landsmann Johann Baptist Enderle (1725 – 1798) versuchte in den 1780er Jahren seine Fresken noch dem Klassizismus anzupassen, was einen Qualitätsverlust seiner Malerei bedeutete.13 Sein Lehrer Konrad Huber (1752 – 1830) malte Fresken, welche noch die barocke Ausbildung verraten aber schon in den Klassizismus gehören.14 Anders war die Situation in München. Dort war die Freskentradition fast abgebrochen und erst Peter von Cornelius (1783 – 1867) konnte sie, in Rom erlernt, in den 1820er Jahren in München neu begründen.15

Pankraz Kober, der wohl bei Konrad Huber das Freskieren erlernte, stand in der ländlichen, schwäbischen Freskiertradition und gehörte nicht zur romantischen Münchener Nazarenerschule. In seinen Fresken spürt man noch die Rokoko-Tradition Bayerisch-Schwabens, manchmal zeigt sich aber auch schon der zeitgemäße Klassizismus.

Kath. Pfarrkirche St. Michael in Erpfting

Nachdem die Pfarrkirche zu klein geworden, wird 1822 das Kirchenschiff durch Joseph Köpfle aus Landsberg erweitert.16 Pankraz Kober erhält den Auftrag zur Ausmalung der Kirche:17

Vertrag mit H. Kober Maler aus Kirchheim

betref des hier zu fertigenden Platfonds in der Pfarrkirche

Nach erhaltens hochgnädiger Bewilligung Sr. Excellens herr

Präsidenten und Hofmarks herren von Igling und Erpftingen H.

Freiherren von Donersberg18 sind Herrn Pankraz Kober Maler aus

Kirchheim im Mindeltal und die Unterfertigte Kirchenstiftungs

Pfleger darin übereingekommen Herr Kober will den Platfond der

hiesigen Pfarrkirchen im Lanaghause der vorgezeigten Skizze „Der

Sturz des Luzifers durch den Hl. Erzengel Michael“ den bisherigen

Kirchenpatron ganz gleichförmig al fresco malen in einer Länge von

30 und einer Breite von 20 Schulen nebst Vasen und Arabesken über

den Fensterstöcken und mit richtiger Zeichnung, möglichstem

Fleisse, haltbarer Farbe bis längst 3 Wochen vor Michaeli [29.9.]heurigen

Jahrs fertig machen, und zwar für den Preis u. baare Summa 200 fl

--x zweihundert Gulden. Jedoch soll ihme von titl. Pfarrer

Altegger19 Kost, Wohnung u. Verpflegung frei gereicht und zugegeben

werden. Ito gegen H. Kober für Anaschaffung der Requisiten an

Farben Pinseln selbst zu sorgen mit Ausnahme des sichern Gerüstes,

welches vom Baue der Kirch stehen bleiben muß.

So getreulich zugesagt und versprochen

Erpfting den 19ten Juni 1822

Stiftungspfleger alda

Pankraz Kober erhält also den Auftrag, an die Decke des Kirchenschiffes den „Engelsturz“ zu freskieren und über die Fenster Verzierungen zu malen. Dafür hat er gut zwei Monate Zeit und Kober muss diesen Auftrag auch umgehend ausgeführt haben, da im Rechnungsbuch20 unter „Ausgaben 1822“ steht: Der Maler Kober erhielt baar 200 fl.

Vier Jahre später bekommt Pankraz Kober den Auftrag, an die Chordecke die „Emmaus-Szene“, umgeben von den drei göttlichen Tugenden und den vier Evangelisten, zu freskieren. Auch dieser Auftrag wurde sofort ausgeführt und Kober wird im gleichen Jahr hierfür bezahlt:

Schein

Der Unterzeichnete bekommt für Ausmalung des Plavons im Chor zu Erpfting baar 55 fl fünfzigfünf Gulden durch den titl. Pfarrer zu Erpfting unter heutigem erhalten zu haben.

Erpfting den 31. Juli 1826

Pankratius Kober Mahler von Kirchheim.21

Diese Fresken wurden bereits von 1841 bis 1846 durch den Cornelius-Schüler Georg Lacher (1809 – 1882) übermalt.

Der „Emmausgang“ dürfte ausgesehen haben wie das gleichthematische Fresko, welches Kober ein Jahr später in die Kirche in Derndorf malte. Auch die „göttlichen Tugenden“ und die „vier Evangelisten“ freskierte Kober noch einmal in der Kirche in Westerringen.

Bei der Kirchenrenovierung zwischen 1966 und 1970 wurden einige Kober-Fresken wieder freigelegt. So sieht man heute, wenngleich stark überarbeitet, folgende Koberfresken:

am südlichen Chororatorium: Christus und die Samariterin am Jakobsbrunnen,

am nördlichen Chororatorium: Noli me tangere,

an der unteren Emporenbrüstung

22

: Christus vertreibt die Händler aus dem Tempel,

an der oberen Emporenbrüstung

23

: David spielt Harfe, wohl ähnlich den „Davidfresko“ in Derndorf,

Scheinprofilierungen an den Fenstern. Es könnte sich hierbei um die im Vertrag von 1822 erwähnten

Vasen und Arabesken über den Fensterstöcken

handeln.

Diese Bilder zeigen nicht ein kraftlos gewordenes Rokoko24, sondern eine bescheidene Malerei bei der man deutlich den Einfluss von Konrad Huber erkennen kann. Als Kober seine letzten Fresken an die Emporenbrüstung in der Kirche in Westerringen malt, liefert der München Akademieprofessor Joseph Schlotthauer (1789 – 1869) ein Hochaltarbild im Nazarenerstil nach Erpfting und wieder zehn Jahre später werden Kobers Fresken durch Nazarener Fresken von Georg Lacher übermalt. Die Tradition der schwäbischen Barockfreskenmalerei war damit endgültig vorbei.

Auf die Kartag 1826 malte Pankraz Kober ein „Heiliges Grab“ für die Erpftinger Kirche. Er erhielt dafür 14 Gulden.25 Es ist nicht mehr erhalten.

Schein

Der Unterzeichnete hat für Malung des Hl. Grabes u. großer Vorlagen zu Erpfting durch H. Pfarrer Altegger daseltbst baar erhalten 14 fl zehnvier Gulden

Erpfting den 12. Mart. 1826

Pankratius Kobler Mahler von Kirchheim26

Kath. Pfarrkirche St. Ulrich in Oberschöneberg27

1825 oder 1827 soll Pankraz Kober für 200 fl die Decke freskiert haben und zwar

im Chor mit den „Symbolen für Glaube, Hoffnung, Liebe und die Anbetung des Allerheiligsten durch zwei Engel,

im Langhaus

den hl. Ulrich in der Schlacht auf dem Lechfeld und

Jesus am Jakobsbrunnen.

Von den heute nicht mehr vorhandenen Fresken kann man sich eine Vorstellung machen, da Pankraz Kober diese Themen auch in anderen Kirchen malte.

Kath. Filialkirche St. Vitus in Derndorf28

1827 malte Pankraz Kober sieben Fresken in die barocken Stuckrahmenfelder in der Kirche in Derndorf, einem Kirchheim benachbarten Dorf:

Hl. Vitus in der Glorie,

Jesus mit zwei Jüngern auf dem Weg nach Emmaus,

Zwei Engel tragen das hl. Kreuz,

Kreuzauffindung durch die hl. Helena,

Verherrlichung des Kreuzes,

Kaiser Heraklius bringt das Kreuz nach Jerusalem,

David spielt auf der Harfe.

Abb. 3: Hl. Vitus, Pankraz Kober, Derndorf, 1827

Die schlichte, tafelbildartige Komposition ist wegen der (Ver-) Restaurierung schwer zu bewerten. Sie zeigt den Kirchenpatron. Vitus steht auf einer Wolke. Aus dem Himmelsloch ergießen sich Gnadenstrahlen auf den Heiligen. Ein Engel kniet zu seiner Rechten, während ein anderer an seiner linken Seite Martyrerpalme und –kranz hält. Neben ihm liegt ein umgestoßener Kessel, in dem Vitus gemartert wurde. Vergleicht man dieses unglücklich restaurierte Fresko mit dem im gleichen Jahr gemalten Altarblatt für Oberschöneberg, so erkennt man motivische Übereinstimmungen. Augenfällig ähnlich sind die Engel, besonders derjenige, der die Martyrerpalme hält. Auch im Aufbau entsprechen sich Altarbild und Deckenfresko.

Abb. 4: Emmausgang, Pankraz Kober, Derndorf, 1827

Das östliche Langhausfresko zeigt den „Emmausgang“ (Lk 24, 13). Der Auferstandene ist mit blauem Untergewand und rotem Mantel gekleidet. Seine beiden Begleiter tragen orientalisch Mäntel, einer einen blauen und einer einen gelben. Damit zeigen die Mäntel die drei Primärfarben und korrespondieren mit dem kräftigen Dunkelbraun des Vordergrundes und dem Grün eines Baumes. Nach hinten werden die Farben heller. Im Dunst sind rechts Jerusalem und links eine Felsformation zu erkennen. Die Tageszeit des Emmausganges ist durch ein Abendrot angedeutet. Die Komposition ist wieder wie ein Tafelbild angelegt. Tiefe erhält das Bild durch das Aufblasen der Farben nach rückwärts, ein Barockprinzip (Farbperspektive). Kober dürfte in der Kirche in Erpfting das gleiche Fresko schon gemalt haben. Als Tafelbild findet es sich ähnlich in der Kirche in Oberrohr, 1818 gemalt.

Abb. 5: Zwei Engel tragen das hl. Kreuz, Pankraz Kober, Derndorf, 1827