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Joseph Frey (1808 - 1872) war Fassmaler und Nebenerwerbslandwirt in Schmiechen. Sein Neffe Karl Frey (1836 - 1900) studierte an der Akademie in München und spezialisierte sich auf Porträtmalerei. Er schuf aber auch drei Kreuzwegserien. Hierbei orientierte er sich an der Nazarenermalerei. Er wohnte in Egling an der Paar. Neben der Malerei führte er die königliche Postagentur in Egling und betrieb eine kleine Landwirtschaft.
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Seitenzahl: 72
Es war im Jahre 2003, anlässlich der Jubiläumsausstellung über den Maler Johann Mutter in der Säulenhalle in Landsberg, als ich mit Herrn Huschka, Vorstandsmitglied des Historischen Vereins in Landsberg, ins Gespräch kam. Dabei erwähnte ich, dass ich von Seiten meiner Großmutter, eine geborene Frey, einen Kunstmaler Karl Frey in der Familie hatte, von dem ich noch drei Porträts und die Immatrikulationsurkunde der Akademie in München vom 18. März 1861 besitze. Herr Huschka zeigte sich sofort interessiert und meinte, dass ich doch Nachforschungen anstellen solle. Diese könnte man dann für einen Aufsatz in den „Landsberger Geschichtsblättern“ verwenden. Im Ruhestand war es mir möglich, die Sache in Angriff zu nehmen. Das Interesse vom Historischen Verein wurde mir dadurch bestätigt, dass sich Herr Anton Lichtenstern und Herr Dr. Alois Epple bei mir meldeten und mir ihre Unterstützung und Mitarbeit anboten. Ein gemeinsamer Besuch bei Herrn Pfister, Kirchenrestaurator in Heinrichshofen, ergab, dass es nicht nur einen Karl Frey als Kunstmaler gab, sondern auch einen Joseph Frey, der überwiegend Fassmaler war. Herr Pfister übergab uns auch eine Liste seiner in Erfahrung gebrachten Werke dieser beiden Künstler. Weitere Hinweise über Mal- und Fassarbeiten von Joseph Frey fanden sich auch in dem Kirchenführer von Egling a.d. Paar. Zunächst gab es Schwierigkeiten, den Maler Joseph Frey einzuordnen. In der Chronik von Schmiechen und Unterbergen – ein ganz hervorragendes Werk – wurde ich jedoch fündig. Hieraus ergab sich, dass 1831 ein Fassmaler, aus Prittriching stammend, eine Witwe Elisabeth Schöpf geheiratet hat. Dann fand ich in der Chronik noch eine Zeichnung des Schmiechener Kirchplatzes um 1835 von Joseph Frey sowie den Hinweis über Fassung der Altäre in der Kirche von Unterbergen. Da die Großeltern „unseres“ Karl Frey ebenfalls aus Prittriching stammten, begab ich mich ins Gemeindearchiv nach Prittriching. Mit der dankenswerten Hilfe von Frau Brigitte Heigl konnte ich bald feststellen, dass die Eltern von Joseph Frey aus Prittriching waren und sechs Kinder hatten, das jüngste war Joseph Frey. Gleichzeitig ergab sich der Nachweis, dass sein Bruder Johann Georg, der 1830 nach Egling zog und dort Landarzt war, der Vater von „unserem“ Karl Frey ist. Jetzt war endlich meine Vermutung bestätigt, dass es sich bei den beiden Malern um Onkel und Neffen handelt. Während man in Prittriching und in Schmiechen keine Nachkommen der Freys mehr findet, gibt es in Egling noch Nachfahren von Lorenz Frey, dem ältesten Bruder von Joseph Frey.
Ein weiteres interessantes Detail ergab sich beim Fotografieren der Porträts von Karl Frey, die im Besitz der Familie Gottfried Grad sind.1 Die Familie Grad besitzt eine eigene Familienchronik (Familien-Beschreibung), die einmal von einer verwandten Lehrerin, Frau Urban, ausgearbeitet wurde. Diese Chronik war mir auch bei meinen Recherchen sehr hilfreich. Aus meinen Unterlagen waren bisher zwei Brüder von Karl Frey ersichtlich, doch jetzt tauchte auch noch eine Schwester mit Namen Rosa auf, die einen Johann Baptist Grad heiratete. Damit war nun klar, weshalb die Familie Grad diese Porträts von Karl Frey besitzt. Zwei der Porträts zeigen seine Schwester Rosa und ihren Mann.
Weiter war mir bekannt, dass mein Bruder Herbert und mein Cousin Gotthard Bilder von Karl Frey besitzen. Was ich jedoch nicht mehr wusste war, dass mein Cousin Gotthard Wiedmann in Augsburg auch ein Kinderbild hat, das Maria Frey mit einem Jahr und zwei Monaten zeigt (Vermerk auf der Rückseite). Maria Frey war die älteste Tochter von Karl Frey und unsere Großmutter, die einen Gotthard Wiedmann (Großvater) von Egling geheiratet hatte. Leider haben wir sie nicht mehr persönlich kennen gelernt. Das „Porträt einer schönen Dame“, das mein Cousin in Augsburg hat, gibt uns gewisse Rätsel auf und lässt keine hundertprozentige Zuordnung zu. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass es sich um Karl Freys Ehefrau Theresia handelt, die schon sehr jung verstorben ist. Wenn es eine Auftragsarbeit gewesen wäre, wäre es mit Sicherheit nicht mehr im Besitz der Nachkommen und aller Wahrscheinlichkeit nach auch von ihm signiert worden. Da Fotografieren erst ab 1871 richtig aufkam, kann man davon ausgehen, dass er seine gut-aussehende Ehefrau auch einmal porträtiert hat. Vor allem das Bild der Tochter Maria, die geboren wurde als die Ehefrau 28 Jahre alt war, lässt vermuten, dass das Gemälde um diese Zeit (1877/78) entstanden ist. Die Nachfrage bei meiner Cousine Maria Schuster (geb. Wiedmann) ergab, dass sie auch vier Ölbilder hat, die möglicherweise von Karl Frey stammen. Bei meinem Fototermin bei ihr konnte ich feststellen, dass von der Malweise her (glatter Pinselstrich) und den jeweils gut gemalten Gesichtern die Bilder durchaus von unserem Urgroßvater sein könnten. Ein kleines Jagdbild trägt sogar in der rechten Ecke die Initialen „KF“ (Karl Frey) und die Jahreszahl „1866“.
Mein Bestreben war, alles so gut wie möglich zu recherchieren, aber oft kam ich einfach nicht weiter. Vor allem die Frage, ob Joseph Frey, der laut Chronik zweimal verheiratet war, auch Nachkommen hat, konnte ich nicht herausbekommen. Die Einsichtnahme in das noch vorhandene Matrikelbuch der Pfarrgemeinde Schmiechen von 1854-1916 ergab lediglich das genaue Todesdatum von Joseph Frey.
Bei Karl Frey war das wesentlich einfacher, da mein Vater eine Ahnentafel hinterlassen hatte, die bis ins 18. Jahrhundert zurück reicht. Mein Ehrgeiz war auch, von allem was ich finden konnte, ein Bild-Archiv der Werke dieser beiden Künstler anzulegen. Leider ist dies nicht ganz zu meiner Zufriedenheit ausgefallen, da das Fotografieren von Ölbildern, je nach Lichteinfall, sehr schwierig ist und es deshalb leicht zu Verspiegelungen kommt.
Bei Herrn Dr. Alois Epple möchte ich mich ganz besonders bedanken. Er hat ebenfalls sehr viel Zeit investiert und ist an Stellen fündig geworden, auf die ich als Laie nicht gekommen wäre. Auch seine Beurteilung und Einordnung der Maler brachte für mich völlig neue Erkenntnisse. Er war es auch, der den Vergleich der Mutter Anna auf dem Altarbild von Großhausen mit dem Porträt der Mutter Katharina Frey anstellte. Beim Besuch der Kirche in Schmiechen konnten wir feststellen, dass Karl Frey ganz offensichtlich das rechte Seitenaltarbild für sein Altarbild in die Kirche in Großhausen kopierte. Dieser Altar in Schmiechen stammt von dem bekannten Historienmaler Ferdinand Wagner (16. August 1819 - 13. Juni 1881) aus Schwabmünchen, der unter die Nazarener einzuordnen ist. Auch der Kreuzweg in der Schmiechener Pfarrkirche ist ein Werk von Ferdinand Wagner. Ein Vergleich zeigt, dass Karl Frey diesen weitgehend für den Eglinger Kreuzweg als Vorbild genommen hatte, was jedoch nicht außergewöhnlich war, da kaum ein Maler 14 Kreuzwegstationen neu konzipieren wollte. Ob eine persönliche Beziehung zwischen den beiden Malern bestanden hat, kann nicht belegt werden. Ferner danke ich Herrn Dr. Epple, dass er sich bereit erklärt hat, mit mir diese Gedenkschrift anlässlich des 170. Geburtstages von Karl Frey herauszugeben.
Mein Dank gilt auch allen, die mir behilflich waren und die mir erlaubten Fotos von ihren Gemälden für mein Bild-Archiv zu machen sowie den Personen, die mir freundlicher Weise Zugang zu den Kirchen und Kapellen ermöglichten.
Herrn Klaus Münzer (1. Vorstand des Historischen Vereins Landsberg) danke ich besonders für die Veröffentlichung eines Aufsatzes über Joseph und Karl Frey in den „Landsberger Geschichtsblättern“, 104. Jahrgang, 2005. In der neuen Ortschronik von Egling soll ebenfalls ein Artikel über Karl Frey erscheinen.
Egling, im Mai 2006
Hermann Wiedmann
1 Bernhard . Müller-Hahl: Ortsgeschichte von Egling und Heinrichshofen, 1854, S. 82
Seit der ersten Ausgabe der Gedenkschrift über Karl Frey und seinen Onkel Josef Frey im Jahr 2006 haben sich einige neue Erkenntnisse ergeben, die nunmehr in einer zweiten Auflage zum 120. Todesjahr von Karl Frey ihren Niederschlag finden sollen.
Bereits im August 2008 erfuhr ich von Gottfried Grad, dass die Familie Franz Wörle in Heinrichshofen ebenfalls ein Porträtbild, gemalt von Karl Frey, besitzt. Bei einem Besuch der Familie Wörle stellte sich heraus, dass es ein Porträt von Johann Baptist Grad ist, der in zweiter Ehe mit der Schwester Rosa von Karl Frey verheiratet war. Ein fast gleiches Bild besitzt auch die Familie von Gottfried Grad, das bereits in der ersten Auflage aufgeführt ist.
Mein ganz besonderer Dank gilt Christopher Vila, dem 1. Vorstand des Kultur- und Heimatvereins von Egling. Von ihm erfuhr ich im Jahr 2019, dass es in Schwandorf (Oberpfalz) ein Porträt von Karl Frey gibt, das er 1874 malte und dem Bürgermeister Christian Augustin zur Verleihung seiner Ehrenbürgerwürde gewidmet wurde. Des Weiteren hat mir Christopher Vila von der Akademie in München eine Auszug aus dem Matrikelbuch beschafft, mit der Eintragung von Karl Frey in der Antikenklasse. Noch einen Hinweis gab er mir zur Kirche in Beuerbach. Auch hier war Karl Frey tätig, er malte das Hochaltarbild des Hl. Benedikt im Jahr 1878.