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Im Osten von Ettringen liegt das Gut Ostettringen. Es gehörte lange Zeit den Grafen von Rechberg und Rothenlöwen. Später kaufte diese Adelsfamilie auch noch Piestern dazu. Hier werden vor allem Quellen zu diesem Gut vorgestellt und Daten zur Gutsverwalterfamilie Waldraff gebracht.
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Seitenzahl: 77
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Vorwort
Geschichte des Gutes
Ostettringer Flur, Mitte des 19. Jahrhunderts
Gutsverwalter August Waldraff
Marie Waldraff erinnert sich an das Gut Ostettringen
Der Pisternhof
„Wiedergeltinger Stiftteile“
Aus den Revisionsberichten
Tauschvertrag
Es geht hier nicht darum, eine detaillierte Geschichte von Ostettringen und dem Piesternhof zu schreiben. Hierzu wäre weitere Forschungsarbeit notwendig gewesen, aber schon „Corona“ erschwert den Zugang zu Archiven.
Die hier aufgeschriebene, allgemeine Geschichte von Ostettringen stützt sich auf die Dissertation von Rudolf Vogel und auf das Landkreisbuch „Unterallgäu“. Ergänzt wird diese durch Archivmaterial aus einem Privatarchiv in Amberg.
Voriges Jahr besuchte mich ein Nachkomme des früheren Gutsverwalters Waldraff und gaben mir einige Bilder von Ostettringen und der Familie Waldraff.
In letzter Zeit fragte mich ein Freund, ob es wichtig ist, solche Hefte zu publizieren, da sie von fast niemand gelesen werden. Anscheinend denkt auch die Heimatpflege des Unterallgäus so. Ich bin anderer Meinung. Lokalgeschichtliche Themen sind wohl nur von geringem Interesse. Andererseits bin ich überzeugt, dass diese Hefte der Wissenschaft, wenn auch in sehr geringem Umfang, zuarbeiten. Weiter wird hier aus Quellen gearbeitet und diese Quellen bleiben sonst in Archiven unentdeckt oder niemand kennt dieses Material, wenn es sich in Privatbesitz befindet.
Dieses Büchlein soll keine Konkurrenz zu einer „Ettringer Geschichte“ sein. Es ging mir ausschließlich darum, dass Material aus Privatbesitz veröffentlicht wird, um die „Ettringer Geschichte“ weiter zu ergänzen.
Der Verfasser
Hinweis: transkripierte Originaltexte in Privatbesitz sind kursiv gedruckt.
Ostettringen, Ölgemälde, Ende 19. jahrhundert, Privatbesitz
Die erste Erwähnung von zwei Höfen in „Ostern Oetringen“ stammt von 1278.
Schwaben war Welfenland. Ein Dienstmanne der Welfen war wohl der Ronsberger Volkmar. Dieser hatte um 1270 in Ettringen Güter und vielleicht auch einen Hof in Ostettringen. Zugleich war er Vogt des Hl.-Geist-Spitals in Kaufbeuren. Vogt hieß damals, dass er die weltlichen Interessen des Spitals vertreten und vor allem vor Gericht verfechten musste. Dieser schenkte wohl einen Hof in Ostettringen dem Kaufbeurer Spital. Um 1522 kam dieser Hof dann an das Kloster St. Ulrich und Afra nach Augsburg.
Den zweiten Hof in Ostettringen verkaufte 1549 das Augsburger Domkapitel an Hans von Rechberg. Dieser verkaufte ihn bereits zwei Monate später an seinen Schwager Bartholomäus Welser. Vielleicht konnte Welser vom Augsburger Ulrichskloster auch den ersten Hof erwerben. Welsers Sohn Christoph schenkte 1589 wohl beide Höfe von Ostettringen der St. Jakobs Pfründe in Augsburg. Diese verkaufte Ostettringen an den Markgrafen Karl von Burgau. Wahrscheinlich 1618 kam Ostettringen an den Landsberger Bürgermeister Johann Erhart und bald darauf an Hans Thomas von Triembach. In der Zwischenzeit waren aus zwei Höfen vier geworden, allerdings wurden nur drei Höfe bewirtschaftet. Schließlich fiel Ostettringen, ähnlich wie Amberg, an das Kurhaus Bayern. Kurfürst Ferdinand Maria schenkte Ostettringen 1674 seinem Bruder Maximilian Philipp. Dieser ließ in Ostettringen ein Bräuhaus bauen, welches Anfang des 18. Jahrhunderts abbrannte und erst 1778 wieder errichtet wurde.
Ostettringen um 1880
Nach dem Tod von Maximilian Philipps Witwe Mauritia Febronia 1706 – ihre Ehe blieb kinderlos - übernahm die Hofkammer in München die Bewirtschaftung von Ostettringen. Dann ging das Gut von 1767 bis 1782 an den kurfürstliche Truchseß Franz Xaver von Markreiter, dann an Graf Josef Baumgarten-Frauenstein über. 1806 versuchte der Staat das Gut wieder zurück zu erhalten, scheiterte aber am Widerstand der Gräfing Josefa Baumgarten. Nun gibt es eine Lücke. 1826 war jedenfalls der Prozeß „Staat gegen Baumgarten“ noch nicht entschieden. Anscheinend gewannen die Baumgarten diesen Prozess. 1835 verkaufte jedenfalls Franz Graf von P[B]aumgarten Ostettringen an Carl Graf von Geldern.
Auszug aus dem Hypotheken-Buche der Gemeinde Ettringen und Ostettringen für den Grafen C. Th. v. Geldern2, nach 1838, wohl 1839
Das Landgut Ostettringen
dazu gehören
An Gebäuden
der Sommerkeller
das Bräuhaus
Die vorhandenen Ökonomengebäude mit Hofraum zu 1 Tagw. 82
Dez. und 2 Tagw. 2 Dez[imal]. äußerem Hofraum.
An Gärten
1 Tagw. 13 Dez.[imal] Gemüsegarten
1 Tagw. 9 Dez. Hopfengarten
An Äckern und Wiesen
318 Tgw. 19 Dez. Äcker
392 Tgw. 90 Dez. Wiesen
An Waldungen
99 Tgw. 79 Dez. Gernteiche und Ochsenau
An Weidenschaften
35 Tagw. 65 Dez.
Walzende eigene Grundstücke
Wiese: 3 Tagw. 88 Dez. Moos
Waldung: 3 Tagw. 35 Dez. Gernholztheil
Oedung: -, 57 Dez. Viehweidplon
Frohnrecht
Von 8 Bauern und 25 Söldner aus dem Dorfe Ettringen
Fischrecht
Im Mühlkanal
An Gewerbegerechtigkeiten
Auf diesem Gute haften die reale Brauerey „Bierschank“ und „Brantwein-Brennerey“ Gerechtigkeit, auch befindet sich dabei eine eigene Mahl=Walzmühle dann sämtl. Zugehörungen des Gutes. Werth nach gerichtl. Schätzung vom 4. Mai 1836: 159.267 fl [Gulden] Einhundertfünfzig-neuntausendzweihundertSechzigsie-ben Gulden Die Gebäude sind der Brandassekuranz einverleibt mit 25.100 fl darauf haftet,zum k.[königlichen] Rentamte Türkheim 429 fl 6 xr jährlich Bodenzins
Besitzer, Besitztitel etc,.
1/I den 12. Dezember 1836
Geldern, Carl Graf von, K.[königlicher] Kämmerer zu München, durch Kauf von dem Franz Grafen v. Paumgarten, Oberst u. Flügeladjutant Sr. Majestaet der Königs, laut Kaufs-Vertrag vom
19. Novmr [November] 1835
2./II den 19. Oktober 1839
Schenkenberg Max Joseph von, genannt Schenkelberg, Gutsbesitzer von Goldenberg, Kanton Zürich, Schenkenberg im Kanton Aarau, - und Fabrikbesitzer in Rapperswil, Kanton St. Gallen, erkauft laut Kaufbrief vom 11/12 August u. 19. Oktober 1839, von Karl Theodor Graf von Geldern
Zu kaufen
sind nah von den Piestern
Schlechten
Artmeestetter
3 Tagwerk
Ortlieb
15 Tagwerk
Spettel
7
70 Dezal.
Zink
10
Gabriel
7
70
Scheffel
13
Lutzenberger
2
Spettel
8
Klaunzler
4
50
Mühlhanser
15
Pfeifer
4
Haerle Bauer
9
28
90
Haas von Genach
5
Hafner von
Ettringen
6
81 Tagwerk
Gut Ostettringen, Postkartenausschnitt, um 1900
1839 erwarb das Gut Ostettringen Max Joseph von Schenkenberg von Karl Theodor von Geldern.
Kaufvertrag
zwischen dem kgl. Kämmerer Herrn Grafen Carl Theodor v. Geldern
und dem Guts= und Fabrikenbesitzer H. Max Joseph
Schenkenberg, genannt Schenkelberg
abgeschlossen am 11/12 August 1839
Herr Graf Carl Th. von Geldern verkauft an Herrn M. J. v.
Schenkenberg seine, im kgl. Landg. [königliches Landgericht]
Türkheim gelegenen Besitzungen welche bestehen:
I a) aus den zum Landgute Ostettringen gehörigen gesamten Gebäuden und circa 865 Tagw. 79 Dez.[Dezimal] Gebäuderaum, Gärten, Ackerland, Strasen, Waldungen, Torfstichen und Oedungen,
b) aus dem ebenfalls daselbst befindlichen Bräuhause und Weiß= und Braunbier, dann Schankgerechtigkeit im weißen und braunen Bier,
c) Brandweinbrennung
d) Mahl- und Walzmühle zu eigenem Bedarf
e) Schmidte, Faßbindung, beide ebenfalls zum eigenen Bedarf
f) Fischrecht im Mühlkanal und dem Rechte, aus der Wertach den Wasserbedarf für das Gut und dessen Gewerbe einzuleiten.
g) den Dominicalrenten, bestehend aus Frohnden, welche acht Bauern aus dem benachbarten Dorfe Ettringen und 25 Söldner von ebendaselbst alljährlich zu leisten haben, und darin bestehen, daß jeder der 8 Bauern 4 halbe Tage alljährlich auf dem Gute zu ackern, und jeder der 25 Söldner zwey ganze Tage unter der Sichel gegen den herkömmlichen Recompenz auf dem Gute zu schneiden hat,
II aus dem am 23ten September 1836 von Anton Zech aus der Wirtschaft zu Siebnach erkauften zwey Waldparzellen laut Katasterauszug 37 Tagwerk 82 Dez. haltend,
III der im Markte Türkheim gelegenen, dem Herrn Grafen Carl Theodor v. Geldern bisher zugehörigen realen Tafernen Wirtschaft zur Krone mit sämmt= lichen circa 40 Tagwerk haltenden, zu diesem Wirth= schaftsanwesen gehörigen Feld und Wiesgrün= den, und den auf diesem Anwesen befindlichen Rechten und Befugnissen.
Sämtliche Verkaufs Objecte gehen in der Eigenschaft an Herrn v. Schenkenberg über welcher Herr Graf von Geldern sie bisher besessen hat und von heute an gehen auch alle Lasten jeder Art, wie selbe auf den Gebäuden, dem verkauften Gesammt-Grund-Eigenthum, den Gewerben und Frohnden ruhen, selbe nirgens Staats wie Gemeindelasten seyn, oder aus sonstigen, wie immer Namen habenden Paßivservituten bestehen, auf den Herrn Käufer über. Der Kaufschilling für Eingangs benannte Kauf und Verkaufs Objecte ist auf 107.400 fl seyn Einmaltausent und sieben Tauschen, vierhundert (Rest fehlt)
Verzeichniß derjenigen Gegenstände, welche nach Verhandlung vom 23ten Februar 1848 aus dem ursprünglichen Inventar ausgeschieden und als gesetzliche Pertierungen des Guts erklärt worden sind.
Bezeichnung des Gegenstandes
Schätzungen
f
xr
drei Fenster
48
zwei Mühlscheiben
1
30
ein großer messingner
Hahnen
2
42
drei große Rad-Aufzwickzangen
30
ein Schneidform und ein Ambos
79
ein Schraubstock
32
ein Branntwein und Brenner Aparat
50
eine Habertruhe
1
30
ein Schleifkorb und Schleifstein ohne Werber
30
ein steinerner Grund
10
ein Backtrog
3
eine Mehltruhe
4
ein kupferner Kessel
8
ein Drehstuhl
6
eine BranntweinbrennereiMaschine
50
eine Bräupfanne
1500
ein meßingner?
66
ein Maischkasten
30
ein kupferner Grund
80
eine Bierkühle
150
eine kleine Kühle
30
ein Gährgeschirr
30
ein Wandtäschchen
1
einen furnierschneid Maschine
30
einen Schmiedblasebalg
25
zwei Leitern
1
ein blechener Kuchofen
10
ein fichtenes Küchengeschirr=
gestell
36
ein Kleiderschrank
8
drei lange Geländerbenke
6
einen Schüßel=Rahmen
30
Zur Bestätigung des richtigen Vertrages unterzeichnen Ettringen den 11 Dezember 1855, Sixtus Weh, August Aldinger Josef Bersch - Königliches Landgerichts Commißion, Behringer Assessor
Herr Max Joseph v. Schenkenberg macht die Anzeige, daß er das Gut Ost=Ettringen durch Kauf nebst den in obiger Police bezeichneten Gegenständen an sich gebracht habe und wünscht daher, daß die Versicherung auf seinen Namen und für seine Rechnung von nun an fortbestehe, ebenso, wie solche im Anhange vom 7 Februar 1837 festgestellt wurde, wovon hiemit Vormerkung genommen wird.
München 16 Novbr. 1839 pp Al v Eichthal Carl v Eichthal
Ostettringen, Ausschnitt aus einer Postkarte, um 1910
Auszug aus dem Kaufvertrag zwischen Carl Theodor Graf v Geldern, Königl. Kämmerer und M. Jos. v Schenkenberg, genannt Schenkelberg, Gutsbesitzer von Goldenberg im Canton Zürich, Schenkenberg im Canton Arau und Fabriken-Besitzer in Rapperswil Canton St. Gallen3
……. Gulden Reichswährung vereinbart, und wird auch nachstehende unter beiden Herrn Contrahenten bestimmte Art und Weise berichtiget