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Die Wertach kommt aus dem Allgäu und mündet bei Augsburg in den Lech. Auf dem Fluß wurde vor allem Holz geschwemmt und geflößt. Flößerdörfer waren Pforzen, Frankenhofen, Stockheim und Schlingen. Schwierigkeiten gab es immer wieder bei der Durchflößung durch wittelbacher Herrschaftsgebiete.
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Seitenzahl: 102
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Die Flößerei auf Iller und Lech war nicht nur bedeutender, sie ist auch besser erforscht, als die Flößerei auf der Wertach.1 Aber auch auf der Wertach wurde geflößt. Hierzu gibt es Material im Staatsarchiv in Augsburg. Auch in einigen Lokalgeschichten wird hierüber berichtet.
Die Arbeit zieht sich schon über mehrere Jahre hin. Es gab nie einen konkreten Anlass, sie fertig zu stellen. Allmählich machte sich Lustlosigkeit breit. Ich hoffe, dass man dies diesem Büchlein nicht zu sehr anmerkt und über Tippfehler ohne Ärgernis hinweg liest. Hauptziel dieses Büchleins ist, auf das Phänomen der Wertachflößerei aufmerksam zu machen.
Falls in den Fußnoten nicht erwähnt, wurden hier folgende Quellen ausgewertet:
StAAugsburg: Kurbayerische Herrschaften, Akten 1835
(Floßfahrten auf der Wertach bei Türkheim 1742 – 1766)
StAAugburg: Bezirk Schwaben 14064 (Die Floßfahrt auf der Wertach)
StAAugsburg: Fürststift Kempten, Archiv Akten 1967
StAAugsburg: Fürststift Kempten, Archiv Akten 2335
1 So ist bei Josef Bärtle: Die Flößerei auf schwäbischen Flüssen, Stuttgart 1933, die Wertachflösserei gar nicht erwähnt!
Geographie
Verlauf der Wertach
Zuflüsse der Wertach
Einzugsgebiet der Wertach
Geologie
Klima
Frühe Geschichte der Flößerei
Was geflößt wurde
Herkunft des Holzes
Absatzmarkt, Bezieher von Floßgut
Triften, Schwemmen
Schäden durch Flößen und Triften
Flößer
Das Floß
Herrschaftsgebiete, Zoll
Hindernisse für die Flößerei
Durchfahrt in den Lech
Zeit des Flößens
Quantität
Floßhaltestelle in Türkheim
Ende der Flößerei auf der Wertach
Reliefkarte vom Einzugsgebiet der Wertach
Verlauf der Wertach
Die Wertach entsteht im südöstlichen Oberallgäu durch den Zusammenfluss des Kaltenbrunnenbaches und des Eggbaches zwischen Oberjoch und Unterjoch und fließt nach Norden. Früher war es ein typischer Gebirgs- und Voralpenfluss mit breitem, sich ständig verlagerndem Flussbett, ausgedehnten Schotterbänken und übers Jahr stark wechselnder Wasserführung.
Bei Türkheim liegt die sogenannte „Wertachgabel“. Hier geht der flache Talboden nach Westen hin ohne Höhenunterschied in den weiten Talboden der kleineren Flossach über. Nach der letzten Eiszeit floss die Wertach hier zeitweise durch das Flossachtal zur Mindel.
Im nördlichen Stadtgebiet Augsburgs mündet die Wertach in den Lech.
Zu den größeren am Alpenrand entspringenden Nebenflüssen, welche in die Wertach einmünden, zählen die Starzlach und der Waldbach. Ab jetzt erhält die Wertach vom Westen nur kleinere Bäche, während im Osten die bedeutenderen Flüsse Gennach und Singold2 ungefähr parallel zur Wertach fließen. Die Gennach fließt dann in der Höhe von Schwabmünchen in die Wertach. Als letzten Zufluss nimmt die Wertach in Göggingen über den aus- und dann wieder rückgeleiteten Fabrikkanal die Singold auf.
linke Zuflüsse
rechte Zuflüsse
Kaltenbrunnenbach (Quellbach)
Eggbach (Quellbach)
Weißenbach
Weißenbach
Starzlach
Mühlbach
Peterlesbach
Holderbach
Eberlesbach
Reichenbach
Sennenbach
Katzenbächle
Waldbach
Kessengraben
Luttenbach
Lobach
Fürgenbach
Geltnach
Kirnach
Siechengraben
Eybach
Spittelbach
Irseer Bach
Schwarzach
Riedgraben
Gennach
Scharlach
Feldgießgraben
Diebelbach
Singold
2 Bis 1588 gehörte die Singold noch nicht zum Flussgebiet der Wertach. Sie floss an Augsburg vorbei und mündete als Senkelbach in den Lech. Am 6. September 1588 brach die Singold nach heftigem Regenwetter nördlich von Göggingen in die Wertach aus. 1589 grub man weiter flussabwärts einen neuen Anstich von der Wertach zum alten Bett der Singold, dem heutigen Holzbach und ein Wertachwehr wurde gemauert, um Wasser aus der Singold, welche ja in die Wertach durchgebrochen war, zu gewinnen und der Flößerei die Möglicheit zu geben, an eine stadtnähere Lende zu gelangen. StAAugsubrg, Regierung 14064
Das Einzugsgebiet der Wertach ist 35,10 km2 groß. Bis etwas nördlich des Grüntensees ist das Einzugsgebiet der Wertach recht schmal. Dann erweitert es sich. Zahlreiche kleinere Bäche und Zuflüsse speisen sie nun. Durch die Zuflüsse von Lobach, Kirnach und Geltnach verdoppelt sich das bisherige Einzugsgebiet. Danach verschmälert sich das Einzugsgebiet. Seit der letzten Eiszeit drängte die Wertach, wie übrigens auch der Lech, ab der Mündung der Kirnach nach Westen. Das Einzugsgebiet wird asymmetrisch. Allerdings fließen die größeren östlichen Zuflüsse Gennach und Singold noch ein Stück parallel zur Wertach, so dass das größere Einzugsgebiet einstweilen keine vermehrte Wasserzufuhr vom Osten her für die Wertach bedeutet. Erst ab Schwabmünchen erhöht die Gennach die Wasserführung der Wertach wesentlich. Das Einzugsgebiet verengt sich nun auch im Osten bis zur Mündung in den Lech.
Einzugsgebiet von Wertach, Lech, Schmutter und Zusam
Der geologische Untergrund des Einzuggebietes der Wertach sind südlich von Kaufbeuren hauptsächlich Jungmoränen. Im davon nördlichen Einzugsgebiet befindet sich Quartärschotter auf der Molasse des Tertiärs. Sowohl bei den Moränen, als auch beim Schotter sickert der Niederschlag gut bis zur Molasse durch oder wird durch Bäche in die Wertach geleitet.
Wo die Wertach sich in die Molasse einschneidet entstehen Quellen.
Je näher man zu den Wertachquellen nach Süden kommt, umso mehr nimmt der Jahresniederschlag zu. So ist der Jahresdurchschnittswert (1981 – 2010) in
Augsburg
767 mm,
Türkheim
987 mm,
Kaufbeuren
1154 mm.
Je weiter man nach Süden geht, um so niedriger werden die Jahresdurchschnittstemperaturen. Es gibt mehr Schneetage und die Schneeschmelze setzt später ein.
Der Wasserpegel der Wertach variiert übers Jahr stark. Besonders zur Zeit der Schneeschmelze im Frühjahr kann die Wertach Hochwasser führen. Allerdings dauert die Schneeschmelze, welche sich auf die Wasserführung der Wertach auswirkt, nicht lange, da das Einzugsgebiet nicht weit hinein und hinauf in die Berge reicht.
Längere Regenperioden lassen den Fluss rasch anschwellen. Im Winter, wenn der Niederschlag als Schnee gebunden ist, sowie im Sommer und Herbst, wenn es im Einzugsgebiet wenig Niederschlag gibt, führt auch die Wertach wenig Wasser. Heute gleichen einige Stauseen diese Schwankungen der Wasserführung etwas aus.
Es wird erwähnt, dass schon seit Karl dem Großen auf der Wertach geflößt wurde.3 Den erste Hinweis zur Flößerei auf der Wertach gibt es 1301.4 Das Kloster Irsee gestattete in diesem Jahr, mit Genehmigung von König Albrecht (1255 – 1308) und auf Geheiß der Klostervögte Heinrich und Konrad Ramschwag, seinen Müllern, für die Floßfahrt nach Augsburg, an der Wertach Durchlässe zu errichten5 und ein Augsburger Baumeister verhandelte mit dem Kloster Irsee über die Holzflößerei auf der Wertach nach Augsburg6.
1304 wird der Stadt Augsburg die Floßfahrt durch die Wertachbrücke bei Hiltenfingen erlaubt7, der Abt von Irsee und Hermann von Agawang erlauben den Augsburgern das Flössen auf der Wertach in ihrem Gebiet8 und die Augsburger dürfen an den Wertachwehren bei Thalhofen und Pforzen gegen eine Bezahlung von 20 Pfund Heller Floßdurchfahrten anlegen.9
aus dem „Augsburger Urkundenbuch, Bd. I, Augsburg 1874, S. 156
aus: Paul von Stetten: Geschichte der Stadt Augsburg, Bd.I, S. 86/87
1345 soll bei der Hammerschmiede bei Pforzen ein Wehr mit einer Floßgasse gebaut worden sein.10 Im gleichen Jahr erwirbt die Stadt Augsburg das Recht, bei der Mühle in Altdorf (Biessenhofen) und bei Thalhofen ein Floßwehr in der Wertach zu errichten. 11 Vielleicht baute man in diesem Jahr bei der Hammerschmiede, nördlich von Kaufbeuren, eine Floßgasse.
1346 bestimmt Kaiser Ludwig (1282 oder 1286 – 1346), dass man mit den larn [leeren] und beladen Flözzen auf der Wertach von dem Ursprung nutz in den Lech fahren sollen und mögen Und mer on nuzen an unser on allermands irrung und hindernis. Und mer das in das nemand wern oder sie davon irren oder beschrenken wolle wer dann die selben angreife und beschädigem, es sein die Burger von Augspurg oder anders iemand, die habet der an wider uns noch wider das Reich…12 Noch 1743 wendet sich der Kemptener Abt Reichlin von Meldegg (1743 – 1804) an die stadt Augsburg. Er erinnert an das privilegium Ludocivianu, de ao 1346 . Allerdings fragt er sich, ob dieses auf die kemptl. unnd obere algäyl. wertach angewendet werden kann, da die Wertach nicht ganzjährig geflost werden kann. sondern nur bey anfallendem grossen gewässer [Wasserfühung] und nur geringe, und zu keinem kommercio selbe sich umb so weniger anmassen sollen.
Urkunde von Kaiser Ludwig d. Bayer von 1346
In einer Urkunde von 1347 verspricht Pfarrer Johannes der Wabrer von Stockham [Stockheim] den Bürgern von Augsburg, dass die Wertach für den Verkehr mit Flößen offen gehalten werde. Zudem gestattete er zu diesem Zweck den Bau eines Wehrs mit Durchlass an der Mühle.13.
1437 bestimmt der Rat der Stadt Augsburg, dass die Flösse nicht länger als eine Wochen in den stadtbächen liegen dürfen. Damit sind wohl hauptsächlich die Lechflösse betroffen.14
1462 oder 1468 stritt sich die Reichsstadt Augsburg mit Herzog Ludwig IX. von Baiern-Landshut (1417 – 1479). Der Herzog versuchte die Stadt Augsburg vom Umland abzuschneiden. Zu diesem Zweck ließ der Herzog in die Wertach bei Türkheim, Ettringen und Hiltenfingen Pfähle einrammen, um so den Fluss für Flöße, die Holz in die Reichsstadt bringen sollten, zu sperren. Den Augsburgern gelang es jedoch, unter dem Schutz von Bewaffneten, die Pfähle wieder herauszureißen und 40 mit Holz beladene Flöße in die Stadt zu bringen.15
Um 1550 erhielt die Stadt Augsburg gnadenhalber vom Hochstift Augsburg, durch dessen Gebiet die Wertach fließt, und Bayern16 die Erlaubnis, auf der Wertach zu triften.17
Am 14. Februar 1557 wendet sich der Bischof von Augsburg, durch dessen hochstiftisches Gebiet die Wertach auch fließt, an den Abt von Irsee wegen der Holzschwemmung.18
1760 erkundigt sich Kurfürst Max Joseph (1756 - 1825) beim Hofkammerrat und Pflegskommissario Joseph Anton von Hofweller in Türkheim, ob es bestimmte Vorschriften über die Flößerei auf der Wertach gibt. Hofwellers Antwort lautet, dass man in der Registratur nichts darüber gefunden hat.
3 Franz Essenwanger: Aus der Geschichte des Dorfes Irsingen, 2Buchloe 1935; Der Wasserbau an den öffentlichen Flüssen im Königreich Bayern, II. Bd., 1886, S. 100
4 Vgl. Text zur Ausstellung Klaus-Dieter Körber: Alles fließt! Flößerei in Augsburg, auf dem Lech und der Donau, 07.07.–07.10.2018 im Grafischen Kabinett in Augsburg; auch erwähnt bei Peter Nowotny: An den Ufern der Wertach, Immenstadt 2001
5 Alex Schilcher: Geschichte des Dorfes Schlingen, 1957, S. 99; Walter Pötzl: Die Geschichte des Klosters Irsee im Mittelalter, in: Das Reichsstift Irsee, Weißenhorn 1981, S. 11
6 Christoh Emmendörffer u.a (Hg.): Wasser Kunst Augsburg, Regensburg, 2018, S. 47
7 Urkundenbuch der Stadt Augsburg 1, S. 156 (Chr. Meyer 13054); Josef Deißler: Flößen auf Lech und Wertach, in: Alt Füssen Nr. 1,2, 4. Jg.; Rudolf Vogel (Hg.): Landkreis Schwabmünchen, 2Augsburg 1975, S. 194 (Vogel meint, dass es sich hier um den ältesten Nachweis der Floßfahrt auf der Wertach handelt!)
8 Der Wasserbau an den öffentlichen Flüssen im Königreich Bayern, II. Bd. 1886, S. 100
9 Der Wasserbau an den öffentlichen Flüssen im Königreich Bayern, II. Bd. 1886, S. 100; L. Weißflach: Die Wertachflößerei, in: Kaufbeurer Geschichtsblätter, Bd. 8, Nr. 4, 1978, S. 111 - 115
10 zit nach Robert Rapp u.a.: Die Wertach, 3Augburg & Nürnberg 2021, S. 39; Peter Nowotny: An den Ufern der Wertach, Immenstadt 2001
11 Alex Schilcher: Geschichte des Dorfes Sclingen, 1957, S. 99; Josef Deißler: Trift und Flößerei auf Lech und Wertach, in: Alt Füssen, Nr. 1,2, 4, Jg. 1928
12 StAA, Reichsstadt Augsburg, Urkunde Nr. 102; auch erwähnt bei Siegfried Kaulfersch und Rudolf Fickler: Straße – Flößerei – Post – Eisenbahn, in: Landkreis Unterallgäu, Mindelheim 1987, S. 633; Alex Schilcher: Geschichte des Dorfes Schlingen, 1957, S. 99: Josef Deißler: Trift und Flößerei auf Lech und Wertach, in: Alt Füssen nr 1,2, 4. Jg., 1928; Der Wasserbau an den öffentlichen Flüssen im Königreich Bayern, II. Bd., 1886, S. 100; L. Weißflach: Die Wertachflößerei, in: Kaufbeurer Geschichtsblätter Bd. 8, Nr. 4, 1978, S. 111 - 115
13 Josef Deißler: Trift und Flößerei auf Lech und Wertach, in Alt Füssen Nr 1,2, 4. Jg. 1928; Peter Novotny; An den Ufern der Wertach, 2001
14 Josef Deißler: Trift und Flößerei auf Lech und Wertachm, in: Alt Füssen, Nr. 1,2, 4 Jg. 1928
15 Alex Schilcher: Geschichte des Dorfes Schlingen, 1957, S. 99; Rudolf Vogel (Hg.): Landkreis Schwabmünchen, 2Augsburg 1975, S. 54; Städtechroniken Bd. 22, S. 219; Johann Georg Lori: Die Geschichte des Lechrains 2. Bd., um 1765, S. 203
16 Es sind wohl die Herrschaften Mindelheim und Schwabegg gemeint!
17 Josef Deißler: Trift und Flößerei auf Lech und Wertachm, in: Alt Füssen, Nr. 1,2, 4. Jg. 1928
18 Walter Eberle: Irseer Flößermetten, in: Kaufbeurer Geschichtsblätter, Bd. 14, Nr. 10, 1998