Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Seit fast einem halben Jahrhundert schreibt Alois Epple aus Türkheim Gedichte in schwäbischer Mundart. Er veröffentlichte einige in zwei Büchlein und wenige wurden im BR gesendet. Nun fasst er alle in diesem Büchlein zusammen.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 60
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Vorwort
Die Freude, ein Schwabe zu sein
Politischer Hoigada
Resignation
Abschied von der Fremde
Holderstrauch
Aus laudr Liab
Psychologie
Diegescheidesten Leute
Emanzipation
Vom schwäbischen Lachen
Schwäbisches Mordengedicht
Abendgedicht
Ein aufrichtiger Mann
Das Spiel
Dauhoi
Man kann es fast nicht glauben
Handlung und Rede
Stress
So leabed mir
So luaged d’Leit bei eis aus oder Fünf der Sieben Schwaben
Gelbfiaßler
Spiegelschwaub
Allein
Der Philosoph
Zur Erschließung unserer Berge
Ländliche Ruhe
Heimat ist…
Mach doch koina Sprich oder Schwäbische Frustration
Mode
S’Buzzala
Das Hochhaus
Spaziergang
Feiner Unterschied
Das schwäbische Gedicht
Ein Sommertag am Fluß
Der Vormittag
Der Nachmittag
Der Abend
Lustige Gedichtlein
Vom Barfußlaufen
Weihnachtsgedichte
Krippenszenen – schwäbische Weihnachtsgedichte
herbergsuche
die hirten auf dem feld
weihnachten
anbetung der hirten
die heiligen drei könige
die flucht nach ägypten
Es war 1976. Ich hatte einige Freunde in mein neun-Quadrameter-Zimmer in einem Münchner Studentenheim eingeladen, darunter auch Peter Bradatsch1. Er hatte seinen ersten Gedichtband veröffentlicht und las uns daraus vor. Dann gab er mir sein Gedichtbüchlein mit der Widmung: Meinem allerersten Fan und Freund Alois, Juni 76, Peter Bradatsch. Ich war von Peters Gedichten begeistert und ein wenig dachte ich mir: Vielleicht soll ich es auch einmal probieren mit dem Dichten.
Ein knappes Jahr später saß ich allein zu Hause. Meine Mutter und meine Schwester waren in der Arbeit und ich hatte Semesterferien und keine Lust, zu studieren. So kam mir der Gedanke, es mit dem Dichten doch einmal zu probieren. In einer knappen Stunde hatte ich mein erstes Gedicht fertig: „Die Freude ein Schwabe zu sein“. Da meine Schrift schlecht lesbar und vieles im Text überschrieben und durchgestrichen war, wollte ich es abtippen. Ich hatte zwar eine Schreibmaschine, aber die hatte kein Farbband. So kam mir der Einfall, zwei Blätter mit einem Kohlepapier dazwischen in die Maschine zu spannen und zu tippen. Bald war das Gedicht getippt und auf dem Durchschlag auch lesbar. Ich schickte es an den BR, Bayerisch Herz, Ausgabe Schwaben. Nach vier Tagen, am 21. April 1977, erhielt ich von Robert Naegele2 folgende Zeilen: Lieber Herr Epple, Ihr Gedicht gefällt mir. Ich werde versuchen es in einer der nächsten Bairisch Herz – Ausgaben Schwaben Sendungen unterzubringen. (21.6. oder 18.9.) So ermutigt begann ich weitere Gedichte zu schreiben. Bald schon konnte ich meine Gedichte im Selbstverlag veröffentlichen. Brief von Peter Bradatsch am 21. März 1978: Lieber Alois, leider – ich hoffe, Du entschuldigst mich – komme ich erst heute dazu, Dir ganz, ganz herzlich für Deine Gedichte zu danken. Sie gefallen mir außerordentlich gut, und schon allein die Tatsache, so etwas Schönes aus Türkheim zugesandt zu bekomme, hätte mich sehr gefreut. Daß ich mich dann auch noch in Deinem Vorwort entdecke … Ich kann mich nur recht sakkrisch bei Dir bedanken und hoffe (und wünsche Dir), daß der ersten Sammlung bald eine ebenso gelungene zweite folgen möge! Aber es wird Dir sicherlich gelingen, eine Muse zu finden, die Dir den inspirierenden Kuß auf die zerfurchte Stirn drückt. Herzliche Grüße aus München und ein schönes Osterfest Peter Bradatsch.
Angeregt von Peter schrieb ich Ende Herbst Weihnachtsgedichte und schickte diese wieder an den BR. Robert Naegele war wieder sehr angetan und versprach mir, sie beim BR unterzubringen. Ich bekam folgende Zeilen: Lieber Herr Epple, Dank für Brief und Gratulation zu Weib und Kind! – Wenn Sie Neues- Altes festio, haben, vermittle ich ein Gespräch mit Frau Dr. Lehner, sehr musisch neue Leiterin des Schwabenspiegels – Am Samstag lese ich Ihre D’Hita auf’m Feld. beim Schwäbischen Adventsingen Kongreßhalle Augsburg, 15.00 und 20.00 Uhr. Sie wissen, daß ich Ihre Sachen mag. […] Gutes schönes für Sie und Ihre Familie Ihr Robert Naegele
Allerdings konnte selbst er sich gegen das Establishment im „Schwabenspiegel“, wie Franz R. Miller, nicht durchsetzen. Da begriff ich, dass es mit dem Dichten nicht getan ist, man muss auch Beziehungen haben bzw. aufbauen. Hierzu hatte ich weder Zeit noch Lust. Ich hörte vorerst auf, Gedicht zu schreiben.
Als ich schon in Rente war, wurde ich wieder als Versleschreiber gefragt. Ich hielt damals monatlich im „Bäuerle“ in Türkheim einen „Hoigada“ und zur Faschingszeit sollte der lustig werden. Also schrieb ich einige Späße und Witze auf schwäbisch auf, um sie dort vorzutragen. Bei Spaziergängen mit meinem Hündlein überlegte ich mir witzige Reime und sobald ich daheim war wurden sie notiert.
Vor ungefähr zwei Jahren rief mich Lothar Bidmon aus Weißenhorn an und sagte, dass er an einer Gedicht-Anthologie zu Bayerisch-Schwaben arbeitet und ob ich etwas dazu beitragen will. Also kramte ich in meiner Unordnung einige Gedichte heraus. Und vor einigen Monaten kam ein Anruf von Rosemarie Mair: Sie arbeitet am Literaturportal Bayern und will wissen, ob es in Türkheim Dichter gibt. Beide Telephonate brachten mich auf die Idee, wenigstens meine Gedichte in einem Büchlein zusammen zu stellen.
Zum Schluss noch ein Hinweis: Ich bin es leid, mein „Manuskript“ wieder und immer wieder zu lesen und dabei immer wieder Fehler zu finden. Einen Lektor aber kann ich mir nicht leisten und ein solcher wäre wohl für schwäbische Gedichte auch schwer zu finden. Also wird der Leser dieses Büchleins wohl mit einigen (Tipp-)Fehlern leben müssen.
1 Der Autor Peter Bradatsch, 1950 in Berchtesgaden geboren, lebt in München. Er studierte in München Kommunikations- und Theaterwissenschaft sowie Politik. Von 1977 bis 1990 war er als Produzent bei der Bavaria-Film für Programme der unterschiedlichsten Genres verantwortlich. Bradatsch verfasste u.a. die Drehbücher zu 24 „Krimistunden“ der ARD und eigenen Geschichten, die unter dem Titel „Waschen - Schneiden – Umlege“ erschienen sind. Seit 1990 ist Peter Bradatsch freier Autor, schrieb „Franzi“, 43 Folgen für „Café Meineid“ und war Co-Autor der Drehbücher für die BR-Serie „München 7“ von Franz Xaver Bogner. Daneben entstanden die Theaterstücke „Dreckats Gschirr“ (nach „Dirty Dishes“ von Nick Whitby) für das Münchner Volkstheater, „Der Hoffnungsträger“ (Städt. Bühnen Augsburg) sowie „Von Katzen träumen“.
2 Robert Naegele wurde 1925 in Nattenhausen geboren. Nach Lehre, Soldat, Gefangenschaft, Lehre nahm er Schauspielunterricht. Von 1950 bis 1973 trat er an Bühnen in ganz Deutschland auf. Er wirkte in über 250 Fernsehproduktionen und bei Kinofilmen mit. Er ist ver Verfasser von acht Schwabenbüchern, von Theaterstücken und Hörspielen. Naegele starb 2016 in München.
Das erste Gedichtbändchen von Alois Epple, Türkheim 1978
Die Freude, ein Schwabe zu sein3
(1. Fassung)
Wenn ma mi fraugt,
ob i mi frai,
daß i a Schwaub ben,
dann sag i: „ja mei:-
friaher war mer des gar id rechd,
mid dem saudomma Dialekt
hau i mi id rechd ausdrucka kenna,
em Aufsatz auf dia hochdeidsch Schbrauch
miassa bsenna.
Id so orginell sei kenna, wia eisra bairischa
Nachbaura,
dia kenned bloß blattla, jodla, saufa ond
haura;
koi Politikr id wera kenna, koi Soldat aus
Eisa,
wia d’Berlinr, d’Hamburgr, d’Hessa – halt
d’Breisa,
zur Amore nix dauga wia d’Italienr,
nix vo der Musik vrstau, wia bsonders
d’Weanr,
koin Harem mit em Haufa Weibr id hau,
id amaul des tschentlmenlaik vo da
Engländr däd mr stau,
koi „wey“ of laif wia d’Amerikaner,
koin freia Sex wia d’Schweda hammr,