Beiträge zur Geschichte von Türkheim - Alois Epple - E-Book

Beiträge zur Geschichte von Türkheim E-Book

Alois Epple

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Beschreibung

Besonders in der Barockzeit war Türkheim der herrschaftliche und kulturelle Mittelpunkt von Mittelschwaben. Hierzu werden die entsprechenden Kastenamtsrechnungen ausgewertet. Weitere Stichpunkte: Alfred Drexel, Marco d'Aviano, Herzog Maximilian Philipp und Herzogin Mauritia Febronia, Türkheim um 1900,

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Vorwort

Eigentlich wollte ich, so lange wie der Türkheimer Gemeinderat „donum vitae“ finanziell unterstützt, nichts mehr über Türkheim veröffentlichen. Um mich vor mir zu schützen, habe ich die allermeisten meiner Unterlagen über Türkheim vorsorglich im Wertstoffhof im Altpapier entsorgt. Die Unterstützung des Vereins „donum vitae“ ist anscheinend eine „heilige Kuh“ für die Marktgemeinde Türkheim. Über alles kann man in Türkheim reden, nur nicht über die Unterstützung dieses Vereins mit jährliche 120.- € durch die Gemeinde. Überspitzt ist meine Frage: Was solle der Gemeinderat Türkheim eher finanziell unterstützen: das Töten von Kindern oder die Beschäftigung mit der Geschichte von Türkheim. Die Antwort der Türkheimer Gemeinderäte lautet anscheinend: Abtreiung, oder, wie mir vor wenigen Tagen der ehem. Bürgermeister sagte: „Da kann man nichts machen!“ Für mich hat dies etwas teufliches!

Es taucht immer wieder Material auf, das es wert ist, trotz Türkheimer Gemeinderat, wenigstens gesammelt zu werden. Andere Autoren, die vielleicht ähnlich denken wie ich, sind vielleicht einmal froh, dass es in dieser Reihe bereitgestellt wird.

Dieses Heft sei Hans Ruf gewidmet. Er war der eifrigste Erforscher der Geschichte von Türkheim. Er verbrachte viel Zeit im Staatsarchiv in Neuburg an der Donau. Er arbeitete in München. So ließ er sich Archivmaterial von Neuburg ins Staatsarchiv nach München schicken und verbrachte dort oft seinen Feierabende. Er gründete in Türkheim das Heimatmuseum. Soweit ich mich zurück erinnern kann, wurde er dabei nur von dem Kunstschmied Georg Baur unterstützt. Er rief auch die Türkheimer Heimatblätter ins Leben, denn er wollte seine Forschungsergebnisse veröffentlicht sehen. Monatlich erschien ein Heimatblatt: Er schrieb es, Josef Natterer brachte einmal monatlich eine Schreibmaschine übers Wochenende zu ihm, seine Tochter Isolde tippte das Manuskript übers Wochenende, dann wurde es bei der Druckerei Obermeyer in Buchloe gedruckt, seine Frau und er trugen es aus und kassierten einen bescheidenen Betrag, der oft nicht einmal die Unkosten deckte.

Weiter forschte er Jahrzehnte lang über Türkheimer Künstler. Seine Forschungsergebnisse erschienen im Buch „Türkheimer Barock“ beim Konrad-Verlag in Weißenhorn. Es ist heute noch ein Standardwerk der schwäbischen Kunstgeschichte. Die von ihm geschriebene Chronik von Türkheim wurde anscheinend im Rathaus entsorgt (vgl. Heimatschrift Nr 2). Hans Ruf war ein umgänglicher Mensch. Wenn er am Freitagabend aus München nach Türkheim kam, so führte ihn meist sein erster Weg ins Wirtshaus. Dort wollte er erfahren, was in Türkheim so los war.

In dieser Schrift finden sich unterschiedlichste Themen zur Geschichte von Türkheim: Das Hauptkapitel sind Auszüge aus den Kastenamtsrechnungen der Herrschaft Schwabegg von der herzoglichen Zeit Türkheims bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Besonders berücksichtigt wird hierbei die Bautätigkeit an „öffentlichen“ Gebäuden, die Arbeit von Künstlern und Kunsthandwerkern und niedere Strafen. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um Streitigkeiten, oft im berauschten Zustand, und uneheliche Schwängerungen. Zusammen mit meinen Veröffentlichungen aus den Türkheimer Kirchenrechnungen liegt eine recht detaillierte Quellenlage über das gesellscfhaftliche und vor allem das küstlerische und kunsthandwerkliche Leben in Türkheim zur Barockzeit vor.

Bei den Nebenkapiteln geht es um Zufallsfunde: Um ein Bild von Herzogin Mauritia Febronia, um den sel. Marco d’Aviano und um den Bergsteiger Alfred Drexel. Es werden aber auch religiöse Bräuche erzählt, gehört doch der Autor zur letzten Generation, bei welcher diese im häuslichen Leben noch selbstverständlich praktiziert wurden. Zufällig stieß der Autor auf eine Fotoserie zu Türkheim um 1900. Die Fotos sind zwar von schlechter Qualität, sie sollen hier nur daran erinnern, dass es sie gibt. Vielleicht macht sich jemand einmal die Mühe und bearbeitet sie.

Inhalt

Alfred Drexel

Marco d’Aviano

Mauritia Feberonia

Allianzwappen von Maximilian Philipp und Mauritia Febronia

Türkheim und Umgebung (ein alter Plan)

Religiosität zu Hause – früher

Türkheim um 1900

Eine heitere Reimerei über Türkheim

Türkheim in der Barockzeit Kastenamtsrechnungen

Alfred Drexel

Alfred Drexel, der Bergsteiger aus Türkheim, der am 8./9. Juni 1934 am Nanga Parbat starb, besuchte von 1911 bis 1918 das Studienseminar in Neuburg a.d. Donau. Dann studierte er an der TH in München Maschinenbau, machte 1924 sein Diplom und war nach seinem Referendariat ab 1927 Reichsbahnrat.

Quelle: Studienseminar Neuburg – Seine Geschichte von 1638 bis 2013, Regensburg 2013, S. 228

Marco d’Aviano

Kupferstich, 29,3 x 34,2 cm, um 1680, Medaillons: Besessenenheilung, Krankenheilung, Kindersegnung, Blindenheilung Lit.: Heiligenporträts - Graph. Kabinett Göttweig, Ausstellungskat. 1988, S. 117, 118

Schon 1681 weilte der Kapuziner Marcus aus Aviano (1631 – 1699) in Türkheim und es gab hier zahlreiche Wunderheilungen durch seinen Segen. Als Geschenk erbat sich damals Herzog Maximilian Philipp die Sandalen des von hl. Papst Johannes Paul II. selig gesprochenen Kapuziners. Mit diesen war er 2.500 Kilometer durch Europa gewandert. Sie befinden sich heute in der Kapuzinerkirche in Türkheim.1 Herzog Maximilian Philipp, Inhaber der Herrschaft2 Schwabegg und Administrator von Bayern, erließ die Verordnung, die Wunderberichte zu sammeln, welche sich aufgrund der Anwesenheit des Kapuziners Marco d‘Aviano, der damals in München weilte, ereigneten aus Walter Pötzl: Marcus d’Aviano - Sein Auftritt auf dem Fronhof am 17. und 18. November 1680, in: Jahrbuch für Augsburger Bistumsgeschichte, 2020, S. 115 – 167

Als Maria Barbara Drexel, Ehefrau des herzoglichen Kastners Valentin Drexel hörte, dass Marco d’Aviano in München war, reiste sie dorthin. Auch eine Ambergerin tat das gleiche. Maria Barbara Drexel, „Haußfrau“ des Türkheimer herzoglichen Verwalters, reiste am Fest Christi Himmelfahrt, den 30. Mai 1680 nach München um an der Benediction des Kapuziners zwischen 18 und 19 Uhr teilzunehmen. Sie hatte schon vier Wochen vor Pfingsten drei Tage lang Fieber bekommen und das blieb zwei Wochen lang. Als sie vom Herzog hörte, dass Marco in München ist begab sie sich mit ihrem Mann und ihrem einjährigen Kind nach München und nahm an Christi Himmelfahrt zwischen 18 und 19 Uhr an der Benediktion teil Auch das Kind war krank, Seit seiner Geburt hatte es ein gar schweres dickes Zünglein und konnte deshalb nicht gut sprechen.

Nun war es nicht jedermann möglich, zum Seligen zu reisen. Deshalb bestand die Möglichkeit der Fernbenediktion. Am 23. November 1680 erließ der Augsburger Bischof ein Dekret. In jeder Pfarrei der Diözese Augsburg musste verkündet werden, dass der an den festen Andreas, Maria Empfängnis, Thomas, Geburt Christi, Stephan, Johannes, Silvester, Beschneidung (Neujahr) Dreikönig zwischen 9 und 10 Uhr acht Vater unser und acht Ave Maria betet, wahre Reue empfindet und noch weiteres verrichtet, der kann den Segen des seligen Kapuziners empfangen.

Zwei weitere Fern-Benediktionen:

Auf Einladung des Augsburger Fürstbischofs Johann Christoph von Freyberg (1665 – 1690) weilte der Kapuziner ab16. November 1680 in Augsburg

Der Türkheimer Jäger hatte Bauchgrimmen, „woraus ein Wind-Bruch“.

Die Fernsegnung

Felicitas Freidling aus Wiedergeltingen hörte in Wiedergeltingen predigen, dass es auch die Möglichekit der Fernbenediktion gibt. „Sie vertraute festiglich, dass ihr durch solches Mittel möge geholfen werden, betetet zu der Stunde, da die genannte priesterliche Segnung gegeben wird mit demütigem Herzen die vorgeschriebenen Form mit angehängten 8 Vater unsern und 8 Ave Maria. Sie hatte schon ein halbes Jahr hochgeschwollene offene Schenkel und deshalb große Schmerzen. Alle Arzneimittel halfen nichts. Wenn ein Loch zugewachsen war, brach ein anderes auf. Sie empfing nun die Fernsegnung und sogleich stellte sich ein Nachlassen der Schmerzen ein und die Löcher in ihren Schenkeln wuchsen sukzessive zu.

Der bekannte Bildhauer Martin Beichel in Türkheim vernahm auch die Verkündigung der Möglichkeit der Fernsegnung.

Johann Gedler, Zimmermann in Amberg auch Fernbenediktion.

1 Bemerkung: Die Sandalen, welche Marco d’Aviano in Türkheim trug, befinden sich heute in der Kapuzinerkirche in Türkheim und waren 2010 in Füssen ausgestellt. Vgl. Bayern – Italien Bayerische Landesausstellung 2010, Katalog, Veröffentlichung zur Bay. Geschichte und Kultur 58/2010, hg. vom Haus der Bay. Geschichte,, Nr. F 97 b, S. 176

2 Pötzl schreibt hier nicht ganz richtig „Grafschaft“ Schwabegg.

Mauritia Febronia

Mauritia Febronia, Bayerische Staatsgemäldesammlung, Inv.Nr. 3178 (Schloß Dachau)

Literatur: Pierre Rosenberg mit David Mandrella: Gesamtverzeichnis: Französische Gemälde des 17. und 18. Jahrhunderts in deutschen Sammlungen, o.O., o.Z., S. 226, 227

Allianzwappen von Maximilian Philipp und Mauritia Febronia

Anastasius Vochetius: Thaumaturgus Eucharisticus Augustianis Vindelicis divino munere concessus …….., Augsburg, Andreas Aperger, 1637 (StStBi Augsburg)

In einem Exemplar dieses Buches findet sich das Ex libiris von Maximilian Philipp und Mauritia Febronia. Es wird auf 1670 datiert und beschrieben in: Leiningen-Westerburg, Karl Emich Graf zu: „Fürstliche Exlibris“, in Zeitschrift der Bücherzeichen – Bibliothekenkunde und Gelehrtengeschite. Organg des Ex-Libris-Vereins in Berlin, Jg. III, 1893, S. 62

Siegel an einer Urkunde Maximilian Philipps /: Bruder Ferdinand Marias :/ welcher nach dem Tod Ferdinand Marias über den noch nicht volle 18 Jahr alten Max Emanuel die Vormundschaft als Kurverweser führte bis July 1680Sigel von Maximilian Philipp als Administrator von Baiern gezeichnet von Johann Peter Beierlein, Stadtarchiv München

Bayerische Staatsbibliothek München

Türkheim und Umgebung –ein alter Plan

Den Plan stellte mir Manfred Leinsle aus Unterrammingen zur Verfügung.

Oben sieht man Türkheim (Dürckheim) und, rechts davon, das Zollhaus (Unterirsingen). Unten reichen sich die Orte Unterrammingen, Oberrammingen, Khirchdorf und Werishofen aneinander, verbunden durch den Wertbach (Wesbach), (unterhalb), zwischen Kirchdorf und Wörishofen ist noch Droschhausen erwähnt.

Zwischen Zollhaus und Kirchdorf läuft die Straß zu Landtsperg, die Salzstraße. Auf halbem Weg steht: Die Gruben darin die … begraben liegen. Und nördlich davon: Das Urngraab ist .. von der straß nach Landsperg 15° schrieb / von einem Grab zu dem andern ist 100 Schritt

Religiosität zu Hause – früher

Als Kind spielte ich bei schönem Wetter oft im Freien, meistens auf der Straße, denn es fuhren nur wenige Autos in der Frühlingstraße. Das Spielen konnte recht intensiv sein und man vergas leicht die Zeit. Wenn aber am Abend um 18 Uhr “das Gebet“ läutete, dann rannten wir schnell ins Haus. Noch vor das Läuten aus war, wurde der „Engel des Herrn“ gebetet. An die drei „Ave Marias“ schloss sich ein „Vater unser“ und ein „Ave Maria“ „für die armen Seelen im Fegfeuer“ an.

Vor dem Mittagessen standen wir um den Tisch, vor dem Kreuz, welches im Herrgottswinkel hing, und beteten das Tischgebet. Nach dem Esssen betete man dann den „Engel des Herrn“ und für die „armen Seelen im Fegefeuer“.

Nach dem Abendessen – Milch und Kartoffel, denn man musste Kartoffel ja als Hühnerfutter sowieso kochen – wurde die Heiligenlegende vom Tage vorgelesen. Für uns Kinder war es schauerlich, wie grausam die Heiligen gemartert wurden.

Dann kamen wir Kinder ins Bett. Die Oma gab einem aus dem Kesselchen, welches bei der Türe hing, mit der befeuchteten Finger ein Kreuzzeichen auf die Stirn. Dann nahm sie noch mit dem Finger einen Tropfen Weihwasser und schlenzte den Finger, so dass der Weihwassertropfen zu Boden fiel. Dabei gedachte sie jeweils an einen Verstorbenen, den sie noch im Fegefeuer wähnte. Erreicht der Tropfen nicht den Boden, dann bedeutete dies, dass der Verstorbene im Fegefeuer noch dringend der Labung durch das Weihwasser benötigte.

Auch wenn wir Kinder das Haus verließen, um zur Frühmesse und anschließend zur Schule zu gehen, machte uns die Oma oder die Mutter mit dem Weihwasser ein Kreuzchen auf die Stirne.