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Beiträge zur sächsischen Militärgeschichte zwischen 1793 und 1815 Heft 29 Nach dem Übergang der sächsischen Truppen zu den Verbündeten musste die Armee nach den Neuformierungen vom Mai und August zum dritten Mal innerhalb eines Jahre und parallel zu Landwehr und Banner Ende 1813 neu errichtet werden. Uniformierung und Ausrüstung sowie die Schwierigkeiten bei deren Beschaffung werden ebenso beschrieben wie die unter fremden Gouvernement vorgenommene Organisation. Die Offizierslisten mit den Ständen 11/1813 – 04/1814 und 05/1815 sind von besonderer Bedeutung, da in Sachsen für 1814 keine Stamm- und Rangliste erschien.
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Beiträge zur sächsischen Militärgeschichte zwischen 1793 und 1815
Heft 29
Abb. 01 Mannschafts-Tschako (Foto private Sammlung)
1. Einleitung
2. Organisation
2.1 Allgemein
2.2 Die Organisation vom 01./13.12.1813
2.3 Die Stärkeentwicklung
2.4 Die Teilung der Armee und die Neuformation vom Juli 1815
2.5 Sonstiges
2.5.1 Die Mannschaftsgröße
2.5.2 Die Offiziersburschen
2.5.3 Die Offizierspferde
3. Die Uniformierung
4. Die Bewaffnung und Ausrüstung
4.1 Die Bewaffnung
4.1.1 Die Gewehre
4.1.2 Die Seitengewehre
4.2 Die Ausrüstung
4.3 Die Orden
4.4 Die Fahnen
5. Die Kriegsgesetze
6. Quellen
7. Anlagen
01 Die Offizierslisten des mobilen Teils der Heeresinfanterie zum 01./30.11.1813 nebst den Veränderungen bis zum April 1814
02 Die zum Wartegeld ausgesetzten Offiziere der Infanterie mit Beginn Wartegeldbezug ab November 1813 – Februar 1814
03 Verzeichnis der Offiziere, welche als noch in Gefangenschaft befindlich geführt werden vom 10.03.1814
04 Die Offizierslisten des mobilen Teils der Heeresinfanterie zum März bzw. Mai 1815
05 Auszug aus dem Armeebefehl vom 12.11.1813
06 Traktament, Löhnung, Portionen und Rationen
07 Ergänzungen zu den Jahren 1810 – 1813
07.1 Die Beschaffung der Infanterie-Gewehre
07.2 Bemerkenswertes aus den Berichten der Musterinspektoren vom Jahre 1811
07.3 Die großen, grauen Leinwandsäcke von 1811/12
07.4 Die „Cassenbillets“
07.5 Die Anrechnung fremder Kriegsdienste auf die Dienstzeit
Nach dem Übergang der sächsischen Truppen bei Leipzig hatte sich die Lage für Sachsen nicht wie erhofft gebessert, sondern eher noch verschlechtert. Das Land war nach wie vor von fremden Truppen besetzt, der König sogar als Kriegsgefangener nach Berlin gebracht und die Armee durfte wieder für fremde Interessen ins Feld ziehen. Die aktive Beteiligung der sächsischen Armee am „Befreiungskampf“ des Jahres 1814 ist in dem Bucher’schen Werk1 ausführlich beschrieben, auf welches ich den interessierten Leser hinweisen möchte.
Bevor jedoch die Sachsen sich am „Befreiungskampf“ beteiligen durften, musste die Armee wieder reorganisiert und auf die Stärke gebracht werden, die man zuvor den Franzosen stellungspflichtig gewesen war. Um ihren patriotischen Eifer für die alliierte Sache unter Beweis zu stellen, durften die ehemaligen Rheinbündler zusätzlich eine – den Linientruppen in Stärke gleiche – Landwehr aufstellen.
Welche Kraftanstrengungen in dem vom Krieg verheerten, von den Alliierten besetzten und unter fremden Gouvernement stehenden Land gemacht werden mussten, kann man sich wohl kaum wirklich vorstellen.
Die Aktenlage für die Infanterie von Ende 1813 bis Mitte 1815 ist durchwachsen. Es sind zwar viele Akten für diesen Zeitraum vorhanden, die sich aber meist nur am Rande oder im laufenden Text versteckt mit den in diesem Heft behandelten Themen beschäftigen.
Vorherrschend und sich wie ein roter Faden durch die interessanten Textstellen ziehend sind die Themen Offiziere und Mannschaften, Gewehre und Ausrüstung.
Zur Ergänzung konnten seitens der Memoirenliteratur die Erinnerungen der Herren von Larisch2 und Vollborn3 zugezogen werden.
Nicht versäumen möchte ich auf das Werk von Capefigue/Zezschwitz hinzuweisen4, welches einen guten Überblick über die politischen Zustände und den Vorfällen bei den sächsischen Truppen im Jahr 1815 gibt.
Der freundlichen Unterstützung von Herrn Steffen Poser vom Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig verdanke ich die Möglichkeit, in diesem Heft eine zeitgenössische Abbildung zweier Infanteristen (der Gebrüder Patzsch) aus dem Jahr 1815 zeigen zu können, die – abgesehen von den von späterer und fremder Hand hinzugefügten Bärten und Sporen – eine uniformkundliche Rarität ersten Ranges darstellt.
Weiterhin enthalten ist eine Reihe von in den 1980ern entstandenen Fotos aus privaten Sammlungen, die damals zugängliche Originale zeigen. Hier danke ich meinem Freund Jörg Hensel für dessen Unterstützung.
Bedanken möchte ich mich beim Team des Hauptstaatsarchives Dresden für die wiederum problemlose Bereitstellung von Akten und Kopien. Ein besonderer Dank geht an Frau Petra Weickert, die sich wohl langsam wie meine persönliche Kopistin vorkommen muss.
Ich habe mir erlaubt, in diesem Heft in der Anlage 07 einer Reihe von Informationen einfließen zu lassen, die für den Zeitraum 1810 – 1813 (bei einigen auch darüber hinaus) von Interesse sein können – wie die Themen Infanteriegewehre und Kassenbillets – und zum besseren Verständnis der Gesamtsituation betragen können.
Sprotta-Siedlung im Dezember 2014
Abb. 02 Etat eines Linien-Regiments (aus Stamm- und Rangliste 1815)
1 Ludwig Ferdinand Bucher „Der Feldzug des dritten deutschen Armee-Corps in Flandern im Befreiungskriege des Jahres 1814“, Leipzig 1854. Es ist im Netz auffindbar und kann heruntergeladen werden.
2 Capefigue – 1814 und 1815 / Der Wiener Congreß und das heutige Europa nebst actenmäßiger Darstellung der Königl. Preuß. Decimation des, seinem Eide treu geblienbenen Sächsischen Heeres, von einem alten Sächs. Veteranen – Grimma 1847
3 A. von Larisch – Oberst von Larisch, Ein Zeit- und Lebensbild – Dresden 1888
4 Friedrich Vollborn – Erlebtes (IV) vom 16.03.1814 bis mit 02.01.1816 – Norderstedt 2014
Der mit der Reorganisation der sächsischen Armee beauftragte russische Generalleutnant Thielmann gab der Infanterie am 29.10.1813 folgende Einteilung:
1 prov. Grenadier-Regiment zu 3 Bataillonen mit gesamt 2.706 Mann5
1. prov. Linien-Regiment zu 3 Bataillonen mit gesamt 2.724 Mann6
2. prov. Linien-Regiment zu 3 Bataillonen mit gesamt 2.724 Mann
1 prov. Regiment leichter Infanterie zu 3 Bataillonen mit gesamt 2.716 Mann7
1 Bataillon Fußjäger mit gesamt 403 Mann8
Diese Truppenteile setzten sich wie folgt zusammen:
prov. Grenadier-Regiment
I. Btl. Leib-Grenadier-Garde, II. Btl. ehem. Btl. König, III. Btl. die verbleibenden Grenadiere aller Regimenter
1.prov. Linien-Regiment
I. Btl. Niesemeuschel, II. Btl. Low, III. Btl. Anton
2.prov. Linien-Regiment9
I. Btl. Rechten, II. Btl. Friedrich10, III. Btl. Steindel
prov. Regiment leichter Infanterie
I. Btl. LeCoq, II. Btl. Sahr; III. Btl. neu zusammengestellt.
Da neben der Heeresinfanterie noch 22 Bataillone Landwehr-Infanterie zu je 830 Mann und 1 Regiment Banner-Infanterie aufgestellt wurde bzw. werden musste, beeinträchtigte dies die Reorganisation der Heeresinfanterie erheblich11. So machten sich die Armeebehörden12 (u.a. der Generalmajor von Mellentin als Kommandeur aller Depots in Sachsen), der Generalmajor von Vieth (als Chef der Landesbewaffnung verantwortlich für die Aufstellung der Landwehr) und der Generalmajor von Carlowitz (als Chef des Banners) die Rekruten streitig.
Die Kommunikation zwischen diesen Einzelbehörden war in dieser hektischen Zeit nicht die beste13.
Zum 01.11.1813 wurde ein 3.prov. Linien-Regiment listenseitig aufgestellt. Es enthielt fast nur Kader von noch in Gefangenschaft befindlichen Offizieren14. Diesem Regiment, dem die aus der Gefangenschaft zurückkehrenden Unteroffiziere und Mannschaften nach Vollzähligmachung der beiden ersten Regimenter zugeteilt wurden, sollten aufgrund der ausbleibenden Gefangenen15 1.200 Mann aus der Landwehr-Reserve zur Komplettierung überwiesen werden. Diese sollten am 08.02.1814 in Oschatz eintreffen. Allein konnte diese Zahl nicht aufgebracht werden, so dass vor der Hand nur 45016 Mann aus der Landwehrreserve gestellt wurden. Das 1. Bataillon sollte am 16.03.1814 und das 2. Bataillon am 24.03.1814 marschbereit17 sein18.
Zum 01.12.1813 trat eine neue Organisation in Kraft, die von der am 29.10.1813 abwich. Nach dieser neuen Einteilung wurde der mobile Etat des prov. Grenadier-Regiment und der 3 Linien-Regimenter zu je 2225 Mann (in 3 Bataillonen), der beiden leichten Regimenter zu je 1478 Mann (in 2 Bataillonen) und des Jäger-Bataillon zu 683 Mann festgesetzt.
Die beim prov. Grenadier-Regiment durch den gegenüber der Formierung vom 29.10. verminderten Etat überzähligen rund 500 Mann sollten dem 2.Grenadier-Bataillon überwiesen werden. Nach Auswahl der grenadiermäßigen Mannschaft war die verbleibende Mannschaft dem 1.prov. Linien-Regiment zu überweisen19. Dieser Schritt wurde u.a. deshalb notwendig, weil der Stamm des 2.Grenadier-Bataillons aus Musketieren (Bataillon König) bestand.
Die Ende November/Anfang Dezember stattgefundene Formierung der beiden leichten Regimenter (zu je 2 Bataillonen) aus dem provisorischen leichten Regiment und dem Jäger-Bataillon aus dem Jägerkorps wurde für diese Truppenteile als bereits am 01.11.1813 stattgefunden angeordnet20.
Interessant ist der Umstand, dass aktenseitig vom 28.11. – 07.12.1813 ein Jäger-Regiment21 auftaucht. Evtl. bestand die Absicht, nur ein leichtes Regiment zu 3 Bataillonen aufzustellen und dazu ein Jäger-Regiment mit 2 Bataillonen, was gesamt 5 Bataillone ergibt. Letztendlich hat man sich aber für 4 leichte Bataillone und nur 1 Jäger-Bataillon entschieden.
Die am 01.12. verkündete und am 13.12.1813 durchgeführte Neuorganisation befahl folgende Etats:
Ein Linien-Infanterie-Regiment zu 3 Bataillonen:
1 Stab mit insgesamt 41 Mann
1 Oberst
1 Stabsfourier
1 Oberstleutnant
3 Fahnenjunker
2 Majors
1 Rgt.s-Tambour
3 Adjutanten
2 Btl.s-Tambours
1 Rgt.s-Quartiermeister
8 Hautboisten 1.Klasse
1 Rgt.s-Chirurg
12 Hautboisten 2.Klasse
2 Btl.s-Chirurgen
3 Büchsenmacher und -schäfter
12 Kompanien mit insgesamt 2.184 Mann
6 Capitaines 1.Klasse
12 Fouriers
6 Capitaines 2.Klasse
12 Chirurgen
12 Premierleutnants
96 Korporals
24 Sousleutnants
36 Tambours
12 Feldwebel
24 Zimmerleute
24 Sergeanten
1908 Gemeine
Der Feld-Gesamtetat betrug 2.225 Mann.
Das Depot war mit 5 Offizieren und 240 Mann festgesetzt22.
Ein leichtes Infanterie-Regiment zu 2 Bataillonen:
1 Stab mit insgesamt 14 Mann
1 Oberst
1 Rgt.s-Chirurg
1 Oberstleutnant
1 Btl.s-Chirurg
2 Majors
1 Stabsfourier
2 Adjutanten
2 Stabshornisten
1 Rgt.s-Quartiermeister
2 Büchsenmacher
8 Kompanien mit insgesamt 1.464 Mann
4 Capitaines 1.Klasse
8 Chirurgen
4 Capitaines 2.Klasse
64 Korporals
8 Premierleutnants
24 Hornisten
16 Sousleutnants
8 Tambours
8 Feldwebel
16 Zimmerleute
16 Sergeanten
1280 Schützen
8 Fouriers
Der Feld-Gesamtetat betrug 1.478 Mann.
1 Depot mit insgesamt 166 Mann:
1 Capitain
1 Chirurg
1 Premierleutnant
8 Korporals
2 Sousleutnants
3 Hornisten
1 Feldwebel
1 Zimmermann
2 Sergeanten
144 Schützen
2 Fouriers
Ein Jäger-Bataillon:
1 Stab mit insgesamt 15 Mann
1 Kommandant
1 Btl.s-Chirurg
1 Major
1 Stabs-Fourier
1 Adjutant
8 Waldhornisten
1 Rgts.-Quartiermeister
1 Büchsenmacher
4 Kompanien mit insgesamt 668 Mann
2 Capitaines 1.Klasse
4 Chirurgen
2 Capitaines 2.Klasse
32 Oberjäger
4 Premierleutnants
12 Hornisten
8 Sousleutnants
8 Zimmerleute
4 Feldwebel
120 Jäger
8 Sergeanten
460 Scharfschützen
4 Fouriers
1 Depot mit insgesamt 48 Mann
1 Premierleutnants
3 Oberjäger
1 Sousleutnant
2 Hornisten
1 Feldwebel
8 Jäger
1 Fourier
20 Scharfschützen
1 Chirurg
Die nach der Völkerschlacht zur Sicherung von Leipzig und später bei der Belagerung von Torgau verwendeten sächsischen Truppen gingen am 14.11.1813 von Torgau nach Merseburg ab, um sich dort der notwendigen Neuformierung zu unterziehen. Bereits ab dem 01.12. ging der marschfertige Teil23 zur Nordarmee ab. Der Ausmarsch wurde aber am 12.12. im Thüringischen unterbrochen und in Querfurt Quartier bezogen, da die sächsischen Truppen nun zum III. deutschen Armeekorps unter den Befehlen des Herzogs von Sachsen-Weimar bestimmt waren. Die gewonnene Zeit wurde genutzt, um die Truppen zu vervollständigen.
Am 02.01.1814 brachen von Querfurt auf:
I.-III. Bataillon vom prov. Grenadier-Regiment
II.+III. Bataillon vom 1. prov. Linien-Regiments
II.+III. Bataillon vom 2. prov. Linien-Regiment
I.+II. Bataillon vom 1. leichten Regiment
II. Bataillon vom 2. leichten Regiment24
Jäger-Bataillon
Unterdessen wurde in Sachsen an der Komplettierung der Truppen gearbeitet, was für die Infanterie nicht nur wegen des hohen Krankenstandes besonders schwierig war. Die neben der Heeres-Infanterie noch aufzustellenden 22 Bataillone Landwehr-Infanterie zu je 830 Mann waren nicht nur im Hinblick auf die Rekruten sondern auch im Bezug auf die Ausrüstung deutlichst spürbar.
Die erste Kolonne der Verstärkung – und mit dieser das I. Bataillon des 2.prov. Linienregiments25 – traf am 12.03.1814 in Brüssel ein. Am 25.03. folgte mit der 2.Kolonne26 das I. Bataillon des 1.prov. Regiments. Mitte April traf die 3.Kolonne bei der Armee in Belgien ein. Bei dieser befanden sich das I. Bataillon des 3.prov. Linien-Regiments und das I. Bataillon des 2.leichten Regiments.
Im Nachfolgenden wird die Stärkeentwicklung an Hand der Effektivstärken (Stärke vor kommandiert, Urlaub, blessiert, krank, Arrest) und der präsenten Stärken27 (Stärke nach kommandiert, Urlaub, blessiert, krank, Arrest) aufgeführt.
Grenadier-Bataillone
Die Sollstärke eines Bataillons zu 4 Kompanien betrug 728 Mann, die des Stabes 6 Mann.
mobiles 2.Grenadier-Bataillon
präsente Stärke
Das aus dem übergegangenen Bataillon König formierte Grenadier-Bataillon hatte am 26.10.1813 56728 (Effektivstärke) bzw. 546 (präsente Stärke) Mann.
mobiles 3.Grenadier-Bataillon
Effektivstärke
Linien-Regimenter
Die Sollstärke eines Bataillons zu 4 Kompanien betrug 728 Mann, die des Stabes 41 Mann.
mobiles 1.Linien-Regiment
Effektivstärke
Aus dem Depot zu Merseburg wurden am 01.01.1814 für das II. Bataillon 284 Mann31