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Der böse Zauberer Bossus reißt die Macht an sich und unterwirft die Welt. Seine Macht übt er vom Schrein des Bösen aus, den er in den Bergen versteckt hat. Durch einen Zauber verdunkelt er die Erde, die 500 Jahre währende Nacht bricht an. Terror und Willkür übernehmen die Herrschaft. Viele Fabelwesen werden von Bossus vernichtet. Doch eine Prophezeiung sagt das Ende seiner Gewaltherrschaft voraus. Dem jungen Wasgo ist es bestimmt den weisen Zauberer Jodaryon, der von Bossus gefangen gehalten wird, zu befreien. Gemeinsam nehmen sie den Kampf gegen den bösen Zauberer auf und müssen viele Abenteuer bestehen. Nachdem Bossus von seinen Gegnern, den Zauberern Jodaryon und Wasgo, besiegt worden ist, empfängt seine schwarze Seele im Fegefeuer ihre verdiente Strafe. Doch selbst in der Hölle gibt Bossus nicht auf, er wartet auf eine Möglichkeit, auf die Erde zurückzukehren und die Macht wieder an sich zu reißen. Es gelingt ihm, den Höllenfürsten Luzifer zu einem verheerenden Krieg gegen die Welt zu bewegen. Gleichzeitig droht eine zweite Gefahr! Die Vampire, eben noch im Kampf gegen Bossus zuverlässige Verbündete, terrorisieren von Transsilvanien aus die Menschen. Gefahr von allen Seiten, der Tod bedroht auch die Zauberer Jodaryon und Wasgo. Aber kampflos räumen sie das Feld nicht! Und weitere Abenteuer haben die beiden Magier zu bestehen!
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Seitenzahl: 839
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Michael Rusch, 1959 in Rostock geboren, ist von Beruf Rettungsassistent und lebte von 2013 bis 2017 in Hamburg, wo die ersten Bände der Fantasy-Reihe Die Legende von Wasgo entstanden sind. Jetzt lebt er in Lutterbek, in der Nähe der Stadt Kiel. Nachdem er zwischenzeitlich das Schreiben aufgegeben hatte, stellte er fest, dass es beim Verarbeiten von Schicksalsschlägen hilft. So entstand Ein falsches Leben, das zunächst im Selfmade-Verlag Lulu veröffentlicht wurde.
Danach wandte sich Rusch der Fantasy zu. Die ewige Nacht aus der Reihe Die Legende von Wasgo erschien im Januar 2014. Schon im September 2014 folgte der 2. Band mit dem Titel Luzifers Krieg. Es folgten am 1. Dezember 2015 und am 1. Januar 2017 die Bände 3 und 4 mit den Titeln Angriff aus dem Himmel und Bossus‘ Rache. Der letzte Band Wasgos Großvater erschien am 01.03.2018.
Nachdem Rusch Ein falsches Leben überarbeitet hatte, veröffentlichte er diesen Roman in zwei Bänden nochmals im Juli 2014 wie bis dahin alle seine bisherigen Romane mit dem AAVAA Verlag.
Am 28. Februar 2015 veröffentlichte Rusch seinen Roman Die drei Freunde in seinem Verlag Die Blindschleiche. Im Sommer 2019 entschloss er sich aus gesundheitlichen Gründen den Verlag aufzulösen und diesen Roman zu überarbeiten, den er mit BoD im Jahr 2020 neu veröffentlichte.
Auch Die Legende von Wasgo und Ein falsches Leben überarbeitete Rusch nochmals. Die Legende von Wasgo erschien in 2 Bänden mit BoD. Band 1 wurde am 1.01.2020 veröffentlicht und enthält die ersten drei und der vorliegende Band 2 die beiden letzten der ehemaligen 5 Bände. Ein falsches Leben erschien in einem Band unter dem neuen Titel Das Leben des Andreas Schneider ebenso im Jahr 2020.
Seinen ersten Horror-Roman Das Hochhaus veröffentlichte Rusch im Dezember 2020 Und seinen dystopischen Roman Der Wegbereiter im Juli 2021. Zurzeit arbeitet Rusch am 2. Band seines Romans Das Hochhaus.
Teil 1 Die ewige Nacht
Prolog
Erstes Kapitel – Der junge Zauberer
Die Flucht
Gefahr lauert überall
Die Höhle der Vampire
Der Kampf um Wasgo
Wasgos Ausbildung
Wasgos Suche nach Jodaryon
Der Adler der Weisheit und des Lebens
Zweites Kapitel – Der Kampf um die Welt
Der alte Zauberer
Wasgos Entführung
Der Aufstand wird geprobt
Wasgos Ausbildung durch Jodaryon
Die Unterwelt und die Natur
Die Wanderung durch die Berge
Der Kampf geht weiter
Die Armee der Skelette
Der letzte Kampf
Das Leben
Teil 2 Luzifers Krieg
Prolog
Vorbereitungen
Der neue Herrscher der Welt
Die Gerichtsverhandlung
Feuerzauber
Böse Absichten
Feuerzauber
Die Stadt am Fluss
Die Sitzung des Ministerrats
Das überfallene Dorf
Am Großen Bergsee
Die Höhle der Vampire
Telepathie
Eine wichtige Entscheidung
Luzifers Sorgen
Sorgen um Wasgo und Jodaryon
Luzifers Machenschaften
Luzifers Spiel mit Jodaryon
Trübe Gedanken
Jodaryons Weg
Unerwartete Unterstützung
Der Kampf mit dem Vampir
Der Gletscher
Die Schönheit des Berges
Panik am Schlafplatz
Das Tor zur Hölle
Intrigen
Wassermassen
Einer gegen acht
Luzifers Katze
Der zerstörte Berg
Träume
Eine rettende Idee
Die magischen Kräfte Luziferines
Der Herr der Vampire
Monster
David gegen Goliath
Heimweg
Tränen
Teil 3 Angriff aus dem Himmel
Prolog
Luzifer und Jodaryon
Elias
Luzifers Empfangskomitee
Noch ein Empfangskomitee
Höllenpein
Der Blaue Planet
Jodaryon
Weltbewegende Ereignisse
Der Herrscher der Bergwelt und der Chef
Die Zukunft
Reisen und wandern
Der Stützpunkt
Jodaryon und das Wunder
Der Drache Inflamma und sein Hüter
Die erste Auseinandersetzung
Der Waldgnom
Biologische Erklärungen
Das Böse
Kriegerische Handlungen
Bossus und der Teufel
Die Religion
Angst
Der Lahme
Ein neuer Anfang
Überlegungen
Die letzte Stadt
Ein Körper
Ein weltbewegendes Ereignis
Jodaryon
Heimkehr
Danksagung
Für Jessica und
Mike-Leon,
meinen lieben Enkelkindern
und
in Sehnsucht nach meinen geliebten Alpen
Diese Geschichte ereignete sich vor vielen Hundertjahren. Damals gab es auf der Erde noch zahllose Zauberer, Hexen und andere Fabelwesen. Und Menschen gab es zu dieser Zeit auch schon. Sie alle lebten manchmal friedlich und manchmal weniger friedlich nebeneinanderher.
Doch dann geschah es, dass böse Mächte von der Erde Besitz ergriffen. Die Zauberer, Hexen, Geister, Fabelwesen und Menschen sahen sich einer bösen und mächtigen Bedrohung gegenüber. Dunkle Wolken breiteten sich am Himmel aus. Fremde Wesen begannen Teile der Erde unter ihr Joch zu zwingen. Die Sonne wurde daran gehindert, auf die Erde zu scheinen.
Die Heere der Menschen, Zauberer, Hexen und anderen Wesen vereinigten sich, um das Böse zu bekämpfen. Es gab vier riesige Armeen, die sich gegen die bösen Mächte stellten. Der junge Jodaryon war kaum einhundert Jahre alt, aber trotzdem schon der Anführer der Zauberergilde, obwohl es wahrscheinlich einen anderen gegeben hätte, der aufgrund seines Alters und seiner Weisheit besser zum Anführer getaugt hätte. Aber Jodaryon war ein junger und weiser Mann, der die mächtigsten Zauber beherrschte. Wer sonst also hätte die Führung in diesem Krieg gegen die bösen Mächte übernehmen können? Nun stand er vor seiner Heeresgruppe und versuchte seine Zauberer auf den bevorstehenden Kampf einzuschwören. Mit markigen Worten versuchte er, den Mitgliedern seiner Armee Mut zu machen.
Trotz seiner Jugend war Jodaryon der berühmteste aller Zauberer. Vor allem war er der Wissensdurstigste unter ihnen. Er wollte immer alles genau wissen. Hierbei war es vollkommen egal, um welches Thema es sich handelte. Er war sogar dazu fähig, neue Zauber zu entwickeln. Man kannte Jodaryon als klugen, sanftmütigen und fröhlichen Mann. Nicht umsonst hieß er Jodaryon der Fröhliche und Gutmütige. Ein Zauberer war ein dem Menschen sehr verwandtes Wesen. Er war klug und sah wie ein normaler Mensch aus. Doch Jodaryon war ein besonders kluger Mann, der die Achtung aller Mitglieder seiner Gilde genoss.
„Lasst uns den Kampf aufnehmen, wir werden siegen. Auf lange Sicht ist es dem Bösen nicht möglich, so viel Macht zu erringen, dass es unsere geliebte Erde für immer unterjochen kann. Selbst wenn wir heute in diesem Kampf unterliegen sollten, so wird es uns möglich sein, die schwarze Macht zu einem späteren Zeitpunkt zu besiegen. Wir müssen an unsere Kraft und an unsere Fähigkeiten glauben und uns selbst vertrauen, dann kann uns nichts Schlimmes widerfahren“, sprach Jodaryon zu seinem Heer. Einhunderttausend Zauberer hörten ihm zu. Sie waren mit Schwertern und Lanzen und Schilden ausgerüstet. Die wichtigsten und wirksamsten Waffen jedoch waren ihre vielen Zaubersprüche.
Jodaryon sprach weiter: „Habt Mut, meine lieben Gefährten! Seid euch eurer Waffen bewusst und führt sie zum Wohle der Menschen, der Hexen und Geister, der vielen sprechenden und zaubernden Tiere und anderer Wesen und nicht zuletzt zu unserem eigenen Wohle! Bisher waren wir unbesiegbar und so soll es auch bleiben. Vertraut euren magischen Kräften. Der Sieg wird unser sein.“
Aus hunderttausend Kehlen erklang ein lauter Schlachtruf. Die Zauberer waren ungebrochen und sich ihrer gerechten Sache sicher.
Ähnliche Szenen spielten sich bei den anderen drei Streitkräften ab. Das Heer der Menschen war sich ebenso sicher wie das der Zauberer, dass der Sieg ihrer sein werde, ein Sieg der Gerechtigkeit. Sie glaubten, dass die bösen Mächte ihnen nichts anhaben konnten, denn die Unterstützung der Fabelwesen, Hexen und Zauberer war ihnen sicher.
Fabelwesen gab es damals noch keine. So wurden die sprechenden und zaubernden Tieren und anderen Wesen genannt, nachdem sie ausgestorben beziehungsweise ausgerottet waren.
Die Hexen und Geister, die ein Heer bildeten, sowie das der Fabelwesen waren zahlenmäßig sehr stark. Die Hexen beherrschten die Magie genauso gut wie die Zauberer. Die Fabelwesen bestanden aus seltsamen Tieren, die teilweise sogar sprechen konnten. Einige von ihnen waren fähig, magische Kräfte einzusetzen. Es gab riesige Eidechsen, die sich als Reittiere für andere Fabelwesen eigneten. Feuerspeiende Drachen sowie Gift spritzende Greife, fliegende Pferde und Zentauren gehörten zum Heer der Fabelwesen. Riesenskorpione mit großen giftigen Stacheln warteten auf den Beginn der bevorstehenden Schlacht. Außerdem gab es viele andere sprechende, feuerspeiende oder zaubernde Tiere in diesem Heer. Auch Zyklopen mit ihren riesigen Keulen standen zum Kampf bereit.
Sie alle wollten dem Feind ihre Welt nicht kampflos überlassen und glaubten an ihren Sieg. Sie mussten gemeinsam das Böse bezwingen, denn die bevorstehende entscheidende Schlacht zu verlieren, bedeutete den langsamen Untergang der friedliebenden Wesen, die die Erde zu diesem Zeitpunkt bevölkerten.
*****
Im Schrein des Bösen, der sich hoch oben auf einem Berg befand, saßen oder standen in schwarzen Gewändern mit ihren schwarzen Seelen die bösen Mächte. Es waren Geister und Zauberer, die die schwarze Magie beherrschten wie kein anderer. Ihre Umwelt in Angst und Schrecken zu versetzen, darin waren sie Meister. Ihr Anführer war der schwarze Magier Bossus, der von Luzifer auf die Erde geschickt worden war. Dem Höllenfürsten war seine Unterwelt zu klein geworden und mit Bossus und dessen Schergen wollte er die Macht auf der Erde an sich reißen.
Bossus hatte von den Bewohnern der Erde unbemerkt den Schrein des Bösen erbaut, von dem aus er seine Feldzüge gegen die Welt unternahm. Dabei errichtete er das Reich der Toten. Dafür missbrauchte er einen riesigen Wald mit hohen Bäumen und großen Sträuchern. Dieser Wald befand sich in den Tälern zwischen mächtigen Bergen und an deren Hängen. Dort, wo sich die Heere des Bossus sammelten, starben alle Pflanzen und Tiere. Nur noch den blanken Felsen sah man dort. Mit starken Zaubern hatte Bossus diesen Wald belegt und seine Heerscharen da hineingebracht. Zumeist waren es Armeen von Skeletten. Aber diese Skelette konnten kämpfen. Ausgerüstet waren sie mit Schwertern und Schilden. Das Besondere an ihnen war jedoch, dass sie kaum vernichtet werden konnten. Wurde ein Skelett besiegt, traten zwei neue an seine Stelle. Nur wem es gelang, ein Skelett zu pulverisieren, verhinderte, dass es mit zwei neuen ersetzt wurde. Das gelang nur, wenn ein guter Kämpfer dem Skelett sein Schwert dahin stieß, wo bei einem Menschen das Herz saß.
Außerdem konnte ein Skelett mit einem Zauber außer Gefecht gesetzt werden. Doch das vermochten nur sehr wenige Magier, die meisten kannten so einen Zauber nicht. Wenn der aber erfolgreich angewendet wurde, blieben die betreffenden Skelette bewegungslos stehen, als wären sie zu Stein geworden. Aber wer sollte so viele Skelette mit diesem Zauber belegen?
*****
Jodaryon wusste, dass ihnen ein schwerer Kampf bevorstand. Er rechnete mit allen Möglichkeiten. Aber er war sich sicher, dass das Gute über das Böse siegen werde. Die Divisionen des Bossus ließen ihm keine Zeit für weitere Überlegungen. Er sah sie im Geiste auf sich und sein Heer zu stürmen. Die Menschen standen unerschütterlich an der rechten Flanke seines Heeres. Die linke wurde durch die Hexen und Geister geschützt. Die Fabelwesen bildeten die Reserve, um die anderen drei Armeen rechtzeitig im Kampf zu unterstützen.
Das Schlachtfeld befand sich in einem weiten Tal. Die Streitmacht Jodaryons stand an den Hängen der Berge und versteckte zum großen Teil in den Wäldern. Seine Kämpfer sollten in das Tal nachrücken und die Schergen des Bossus überraschen. Die Skelette waren bis weit in das Land hinein sichtbar. Sie standen hinter der Baumgrenze, wo keine Pflanzen mehr wachsen und keine Tiere mehr leben konnten, aber auch weiter unten an den Berghängen im Wald und auch in der Talebene.
Wo das Auge auch hinsah, überall befanden sich Skelette. Drohend türmten sich die Berge, die im Besitz des Bösen waren, vor den Menschen, Zauberern, Hexen, Geistern und Fabelwesen auf. Das kahle Gestein, das überall sichtbar war, schien heute mit den Skeletten des Bösen übersät zu sein. Laut schlugen sie im Takt mit ihren Schwertern an ihre Schilde. Der Kampf stand unmittelbar bevor. Die Berge erzitterten vor dem Gebrüll der Schwarzen Zauberer und deren Monster. Kein Wunder, dass dort keine Pflanze und kein Tier mehr gedeihen konnten.
Ohrenbetäubender Lärm setzte ein. Bossus warf alle Truppen in den Kampf, die ihm zur Verfügung standen. Aus seinem Schrein des Bösen schossen schwarze Strahlen den vielen Kämpfern für das Gute entgegen. Die Schlacht hatte begonnen. Die Skelette stürmten mit lauten, klackenden Geräuschen in hoher Geschwindigkeit von den Bergen ins Tal hinunter. Dieses Geräusch entstand, weil sie mit ihren Schwertern, auch während sie ins Tal liefen, gegen ihre Schilde schlugen und ihre Fußknochen in schneller Folge die Felsen trafen. Was es dort an Pflanzen gab, wurde durch die Tritte der Kämpfer vernichtet. Die jetzt nur noch steinigen Berge wurden schwarz. Sie wurden von den Skeletten beherrscht.
Die Hexen und Geister versuchten, von der linken Flanke aus an den Schrein des Bösen zu erreichen. Doch ihnen stellten sich tausende Skelette entgegen, von denen sie abgedrängt und eingekesselt wurden. Deshalb befahl Jodaryon einem Teil seiner Reserve, den Hexen und Geistern zu Hilfe zu eilen. Die rechte Flanke seiner Divisionen ging ebenso in die Schlacht. Es entstand ein mörderischer Kampf.
Die Menschen hatten gegen Bossus‘ militärisch gut ausgebildeten Kämpfer keine Chance. Sie wurden von den zahlreichen Skeletten überrollt und vernichtend geschlagen. Es gab viele Tote und Verletzte. Viele Tausend Menschen gerieten in Gefangenschaft und wurden später als Sklaven verkauft. Die Hexen und Geister konnten sich ebenso wenig gegen die Übermacht des Bösen behaupten. Die Sonne verdunkelte sich, Schatten verbreitete sich überall auf der Erde. Die Drachen griffen in den Kampf ein. Ebenso die riesigen, menschenartigen Zyklopen. Bewaffnet waren sie mit überdimensionalen Keulen, die für sie so typisch waren. Reihenweise mähten sie mit ihren gigantischen Waffen die Skelette nieder. Endlich griffen auch die Vampire in den Kampf aufseiten der Menschen und Zauberer ein. Jodaryon war erstaunt darüber, dass der Herr der Vampire sich zu ihm begab und um genaue Anweisungen bat.
„Wie kommt es, dass ihr auf unserer Seite seid?“, fragte Jodaryon.
Der Herr der Vampire antwortete: „Wir brauchen Menschenblut, wenn wir existieren wollen und wenn es nur noch Skelette gibt, bekommen wir kein Blut mehr. Also was bleibt uns übrig? Wir müssen den Menschen helfen, um sie anschließend wieder in Angst und Schrecken zu versetzen. Nun sage mir, was wir tun sollen!“
Jodaryon glaubte, die Vampire zusammen mit den Drachen als Luftwaffe einsetzen zu können. Die Drachen waren bereits den Hexen und Geistern zu Hilfe geeilt. „Ihr könnt aus der Luft den Schrein des Bösen angreifen. Ich hoffe, dass ihr es schafft.“
„Und wenn nicht, gehen wir ehrenvoll unter!“ Mit diesen Worten verabschiedete er sich von Jodaryon und kehrte zu seinen Vampiren zurück.
Es dauerte nur wenige Minuten, bis der Himmel schwarz wurde. Die Vampire flogen zum Schrein des Bösen und griffen ihn an. Damit hatte Bossus nicht gerechnet, hatte er doch die Vampire auf seiner Seite geglaubt. Hier kämpften die Mächte der Finsternis gegen die Mächte des Bösen.
Der Himmel verdunkelte sich immer mehr. Als die Vampire den Schrein des Bösen überflogen und ihn angriffen, loderte mit ohrenbetäubendem Getöse ein dicker Feuerstrahl zum Himmel empor, der den Geschöpfen der Nacht großen Schaden zufügte. Sehr viele von ihnen verbrannten und fielen als Asche zu Boden. Der Himmel wurde wieder etwas heller.
Jodaryon beobachtete schweren Herzens das Geschehen, und bemerkte, dass sich die Erde allmählich verdunkelte. Er blickte nach links. Die Drachen wurden von schwarzen Strahlen, die direkt aus dem Schrein des Bösen auf sie abgeschossen wurden, vernichtet. Die Zyklopen lagen scharenweise tot am Boden. Das Heer der Menschen war gleichfalls geschlagen. Die Zauberer, die sich frontal den Heerscharen Bossus' gegenübergestellt hatten, kämpften einen verzweifelten Kampf. Jodaryon selber murmelte Zauberspruch um Zauberspruch und schwang mutig sein Schwert. Er kämpfte mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln und streckte einen Feind nach dem anderen nieder. Das half trotzdem nichts, denn auch er war gegen diese riesige Übermacht des Bösen machtlos.
Als der Kampf entschieden war, verließ Bossus seinen Schrein des Bösen und beteiligte sich an der Schlacht. Auch er wollte an dem Sieg seiner Heerscharen persönlich beteiligt sein und wendete sich dem Zauberer Deneb zu und attackierte den in einem Kampf auf Leben und Tod.
Der sonst so fröhliche und gutmütige Jodaryon sah, wie sein bester Freund Deneb gegen den bösen Magier kämpfte. Der belegte Deneb mit einem bösen Zauber. Jodaryon konnte ihm nicht zur Hilfe eilen, das Schlachtfeld war von Toten und verletzten Kämpfern übersät. Bei dem Versuch, zu Deneb vorzudringen, konnte er nicht verhindern, dass sein Freund über einen langen Zeitraum qualvoll starb. Das machte ihm sein Herz schwer, es wurde zu Eis. Sein sonst so fröhliches Gemüt wurde hart und zu Stein. Aus Jodaryon dem Fröhlichen und Gutmütigen wurde Jodaryon der Harte und Unbarmherzige.
Plötzlich sah er sich Bossus gegenüber. Der lachte böse.
„Gib auf, junger Jodaryon, du hast verloren. Ich kann dich vernichten. Aber ich verschone dich, wenn du dich auf meine Seite stellst und mir deine Treue schwörst.“ Bossus war voll von falscher Freundlichkeit.
„Lieber will ich sterben, als in Schande weiter leben zu müssen“, rief Jodaryon. Mit erhobenem Haupt schwang er sein Schwert und mit einem Zauberspruch auf den Lippen stürmte er gegen Bossus an. Der hob in Vertrauen auf seine Macht seinen rechten Arm und nahm Jodaryon die Luft zum Atmen. Schon nach wenigen Augenblicken verließen ihn seine Kräfte und er sank nieder. So kniete er auf dem Schlachtfeld vor dem bösen Magier.
Plötzlich wurde der Himmel schwarz. Bossus lachte böse und schleuderte einen Blitz auf Jodaryon, der das Bewusstsein verlor. Von dem Blitz ergriffen wurde Jodaryon meilenweit an einen anderen Ort mitten in einen Wald hinein zur alten Zauberschule geschleudert, von der nur eine Ruine übrig geblieben war. Jodaryon wurde mitten im Dickicht fallen gelassen. Der Wald war an dieser Stelle sehr viel dichter, als Jodaryon ihn in Erinnerung hatte. Die Sträucher standen so nah beieinander, dass er die Berge bis zu seiner Befreiung nicht mehr sehen sollte.
Diese Sträucher wurden auch das Gestrüpp des Bossus genannt. Es hatte sich um die Zauberschule gelegt und diese vollständig eingeschlossen. Das Gestrüpp wurde mit der Zeit immer dichter. Als Jodaryon das Bewusstsein wieder erlangte, konnte er nichts sehen. Es herrschte absolute Stille. Kein Vogel sang ein Lied. Die Bäume und Sträucher dieses Waldes hatten keine grünen Blätter an ihren Ästen und Zweigen. Sie waren kahl und sahen tot aus. Die Schwärze der Dunkelheit hatte die Macht über die Erde übernommen. Es herrschte die Ewige Nacht.
Jodaryon hörte Bossus böse lachen. „Ich habe dir Deine Zauberkräfte genommen. Du bist nur noch fähig, deine Größe zu verändern. Du bist mein Gefangener für alle Zeiten!“
Doch dann drang eine sanfte Frauenstimme, die einer weisen Hexe gehörte, an Jodaryons Ohren. Angestrengt vernahm er ihre Worte. „Junger Jodaryon, verzweifle nicht und höre meine Prophezeiung! Es werden fünfhundert Jahre vergehen. Du wirst ein alter Mann mit einem langen Bart sein. Ein junger Zauberer wird kommen. Auf dem Rücken hat er ein Muttermal, genau unter dem linken Schulterblatt. Dieser junge Zauberer, der seine Kräfte noch nicht voll entfalten kann und noch viel lernen muss, wird dich befreien.
Mit ihm zusammen kannst du das Böse von der Erde tilgen. Ihr müsst schnell handeln, dann wirst du deine Zauberkräfte zurückbekommen. Warte fünfhundert Jahre, fünfhundert Jahre musst du warten. Nur fünfhundert Jahre, und dein Leben wird erst zur Hälfte vorbei sein! Warte fünfhundert Jahre!“ Die Stimme wurde am Ende immer lauter, als wenn Jodaryon sich diese Prophezeiung einprägen sollte.
Der Erde drohte der Untergang. Es gab keine Sonne und keine Sterne mehr, deren Licht die Erde erreichen konnte. Der Mond war schon lange verschwunden.
Um Energie zu sparen, beschloss Jodaryon, seine Größe auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Er sprach den einzigen Zauberspruch, an den er sich erinnern konnte, und wurde kleiner. Jodaryon war nur noch sechzig Zentimeter groß, aber seine Stimme blieb kräftig. Er begann, ein trauriges Lied zu singen.
Seit beinahe fünfhundert Jahren herrschte die Finsternis. Nach ihrem Verschwinden hatte die Sonne niemand mehr gesehen. Genaugenommen erreichte der letzte Sonnenstrahl vor 482 Jahren die Erde. Bossus war ein böser Herrscher, dem das Schicksal der Erdenbewohner egal war. Er hatte nur seinen eigenen Spaß im Sinn. Den hatte er, wenn er fremde Völker und Wesen unterdrücken und demütigen konnte. Morden statt Leben stand auf der Tagesordnung, seitdem er die Macht an sich gerissen hatte. Unterwerfung und Unterdrückung waren für ihn wichtiger als Freiheit und Glück. Deshalb sah es überall auf der Welt traurig aus. Früher hatte es auf der Erde Hexen und Geister, Zauberer, Zyklopen, Vampire und viele andere Fabelwesen gegeben. Die Menschen waren glücklich gewesen. Doch wo waren alle diese Wesen geblieben? Vor beinahe fünfhundert Jahren hatte es immer wieder einen Geist gegeben, der sich den Menschen zeigte. Vampire schlichen in der Nacht umher und trieben ihr Unwesen. Oder was war es, was die untoten Wesen der Finsternis damals getan hatten? Jetzt nämlich herrschte das totale Unwesen auf der Erde. Und Bossus war der Chef davon, der Herrscher der Welt.
Es gab auf der Erde nicht mehr viele Fabelwesen, Hexen und Geister, Zauberer, Vampire und Menschen. Es gab nur noch Angst und Schrecken. Es gab nur noch die Ewige Nacht.
*****
Antares war gut gelaunt. Seine Frau Luziferine lag in den Wehen. Die beiden sollten ein Kind bekommen. Dieses Kind entstand aus einer seltsamen und verbotenen Verbindung.
Antares war ein nicht ausgebildeter und unerfahrener Zauberer. Als er bemerkte, dass er Zauberkräfte besaß, hatte Bossus bereits auf der Erde, die er unter seine Gewaltherrschaft gebracht hatte, das Zaubern verboten. Antares musste vorsichtig sein, wenn er überleben wollte. Es war unmöglich für ihn, die Zauberkünste zu erlernen. Und die Macht, die ein Jodaryon hatte, bevor auf der Erde überhaupt jemand den Namen Bossus erahnen konnte, würde er nie erreichen. Dafür war Antares zu dumm und unbedeutend. Wenn er versuchte, an einen Baum grüne Blätter zu zaubern, erreichte er das Gegenteil. Der Baum starb und stürzte um. Er konnte nur noch als Feuerholz benutzt werden.
Es war auch unsinnig, an die Äste und Zweige eines Baumes grüne Blatter zu zaubern. Sie fielen doch wieder ab. Es gab keine Sonne und kein Licht, die dafür sorgen, dass Bäume überhaupt grüne Blätter bekommen. Deshalb waren sie mit den Sträuchern dazu verurteilt, laublos zu bleiben. Antares gab die Zauberei auf, er glaubte, dass er dafür nicht gut genug sei. Später lernte er Luziferine, die Tochter des Höllenfürsten Luzifer, kennen. Sie war ein Mädchen, das so schön wie ein Engel war. Aber als Tochter der Hölle musste sie nicht schön sein, sondern eher sollte sie ein hartes Herz haben. Doch das hatte sie nicht. Mit ihrem weichen Herzen liebte sie die Menschen und hatte Verständnis für deren aussichtslose Situation. So stellte sie sich gegen Bossus auf die Seite der Menschen.
Damit riskierte sie, aus der Hölle verbannt zu werden und als Mensch auf der Erde leben zu müssen und somit auch ihre Unsterblichkeit. Aber um keinen Preis wollte sie auf ihren Vater, den Höllenfürsten Luzifer, hören und heimlich half sie den Menschen trotz seiner vielen Ermahnungen. Außerdem hatte sie Antares kennen und lieben gelernt. Eines Tages jedoch wurde sie von ihren Dienern an ihren Vater verraten, der sie in höchstem Zorn aus der Hölle verbannte. Seitdem lebte sie als Mensch auf der Erde und wurde Antares' Frau.
Sie liebten sich sehr. Luziferine mochte Antares' Ungeschicklichkeit und seine Verletzlichkeit. Er brauchte eine starke Frau, die ihm das Leben vereinfachen konnte. In Luziferine hatte er diese Frau fürs Leben gefunden. Als sie schwanger wurde, wusste sie, dass sie damit ihre Unsterblichkeit verloren hatte und nur noch als Geist in die Hölle zurückkehren konnte. Das wollte sie aber nicht. Sie wollte in den Himmel zu den Göttern kommen. Das ging aber ebenso wenig, denn die Ewige Nacht gab den Himmel nicht frei. Es herrschte Chaos, Gewalt und Krieg.
Nun lag Luziferine im Kindbett. Die Wehen wurden immer stärker. Hektisch wuselte die Hebamme um sie herum und versuchte, sie zu beruhigen. Im richtigen Moment befahl sie der Gebärenden, zu pressen. Schon nach kurzer Zeit war ein Schrei zu hören, der Schrei eines Babys. Luziferine hörte noch etwas. Nämlich eine Stimme. Es war die Stimme einer alten Hexe, die ihr ihre Prophezeiung verkündete. Es waren dieselben Worte, die auch der weise Zauberer Jodaryon nach seiner Gefangennahme vernommen hatte. Luziferine erschrak und hörte sie mit gemischten Gefühlen.
Von Jodaryon hatte sie schon einmal gehört. Er war der große Zauberer, der vor etwa fünfhundert Jahren die Schlacht gegen Bossus verloren hatte. Man erzählte sich hinter vorgehaltener Hand, dass dieser Jodaryon von einem jungen Zauberer befreit werde. Mit dem gemeinsam solle er Bossus Herrschaft und somit die der Ewigen Nacht beenden. Sollte etwa ihr Kind dieser junge Zauberer sein, der Jodaryon zurück in die Freiheit holte, um mit ihm gemeinsam die Welt zu retten? Sollte ihr Kind die Sonne zur Erde zurückholen?
Wenn es so war, dann konnte das doch nur bedeuten, dass ihr Sohn in größter Gefahr war. Dass ihr Kind nur ein Sohn sein konnte, das war der jungen Mutter bewusst. Es galt, schnell zu handeln und den kleinen Jungen zu behüten. Er musste ausgebildet werden, damit er seine Aufgabe, die ihm bestimmt war, erfüllen konnte.
Die Hebamme legte Luziferine das Kind in ihre Arme. „Es ist ein gesunder und wunderschöner Junge. Und er ist sehr kräftig.“
Luziferine sah sich das Kind an. Sie entdeckte am Rücken unter dem linken Schulterblatt das Muttermal und erkannte, dass sich die Prophezeiung zu erfüllen begann. Sie gab ihrem Kind den Namen Wasgo. Er musste unbedingt beschützt werden. Aber wie sollte sie das können? Ob ihr Vater dabei helfen konnte? Freiwillig werde er es nie tun. Aber er musste doch nicht erfahren, wer Wasgo war, welche Aufgabe ihm bevorstand.
Als Luziferine ihren Sohn sah, begann sie, ihn zu lieben. Sie wollte ihn zunächst mit ihrem Mann aufziehen. Sollte Wasgo in Gefahr geraten, wollte sie versuchen, ihn vom Höllenfürsten, ihrem Vater, beherbergen zu lassen. Deshalb sollte der auch von der Geburt seines Enkelsohnes informiert werden.
Die junge Mutter übergab das Kind der Hebamme und bat diese, Antares zu ihr zu bringen und sich danach um das Baby zu kümmern.
Wenige Augenblicke später saß Antares am Bett seiner Frau. Er war glücklich, Vater eines Jungen zu sein. Als er erfuhr, das Wasgo wahrscheinlich das Kind war, das die Prophezeiung erfüllen sollte, war er sehr stolz auf seinen Sohn. Luziferine sah ihrem Mann an, was er dachte und wie er sich fühlte. Sie lächelte ihn an. „Antares, mein lieber Mann, ich verstehe dich ja, aber du musst sehr vorsichtig sein. Wenn jemand erfährt, wer Wasgo ist, dann ist unser aller Leben in Gefahr. Das darf nie passieren.
Die einzige Möglichkeit, die wir haben, ist mein Vater. Er könnte unser Kind wirksam beschützen. Aber das muss nicht unbedingt sein. Trotzdem habe ich ihn darüber informieren lassen, dass er einen Enkelsohn hat.“
Antares überlegte kurz. „Frau, du hast wie immer recht. Womit habe ich dich kluges Frauenzimmer nur verdient? Du denkst an alles. Ich werde aufpassen, dass ich nichts erzähle, aber ich schaffe das schon. Ich werde ab sofort wieder mit dem Zaubern anfangen. Und die Zauber, die ich beherrsche, werde ich Wasgo beibringen.“
„Pass aber auf, dass Bossus‘ Schergen davon nichts bemerken! Du musst sehr vorsichtig sein. Konzentriere dich auf Befreiungszauber! Du weißt, Jodaryon muss zuerst befreit werden, dann bekommt er auch seine Zauberkräfte zurück und kann Wasgo unterrichten.“
Antares dachte einen Augenblick nach. „Du irrst, Frau, Jodaryon kann Wasgo nicht unterrichten. Nach seiner Befreiung muss er schnellstens den Kampf gegen Bossus aufnehmen. Sonst ist alles verloren. Ich muss unserem Sohn beibringen, was ich kann. Aber ich bin leider nur ein schlechter Zauberer. Du weißt doch von meinen Missgeschicken. Hoffentlich ist unser Junge darin besser als sein Vater.“
Antares hatte nicht viel Zeit. Er musste seinem Sohn so früh wie möglich die wichtigsten Zaubersprüche lehren. Dieser musste als junger Mann aufbrechen, um Jodaryon zu finden und ihn zu befreien. Antares wollte sich alles besorgen, was er zum Zaubern benötigte. Die Schale der Weisheit war das wichtigste Instrument, das ein Magier brauchte. Die mit Wasser gefüllte Schale, zeigte Bilder, mit denen man viele Erkenntnisse aus der Zukunft und der Vergangenheit gewinnen konnte. Deshalb wurde sie auch Schale der Erkenntnis genannt, weil mit ihrer Hilfe die Ereignisse in der Zukunft beeinflusst oder sogar verändert werden konnten. Antares wollte mithilfe dieser Schale Wasgo alles lehren, was notwendig war, damit der Junge die Prophezeiung erfüllen konnte.
Des Weiteren besorgte sich Antares drei Zauberbücher. Da das Zaubern mit einem Zauberstab oft hinderlich war, benötigte er das Buch der Handbewegungen eines Zauberers. Mithilfe dieses Buches sollte Wasgo ohne Stab gute und starke Zauber erlernen, die er wirkungsvoll gegen die Mächte des Bösen einsetzen konnte. Natürlich brauchte er auch das Buch der Zaubersprüche. Ziel der magischen Bewegungen war es, Zaubersprüche umzusetzen. Außerdem war es sehr wichtig, einen Tarnmantel oder eine Tarnkappe zu besitzen. Aber davon gab es nur ganz wenige auf der Welt.
Allein die Zauberbücher zu besorgen, kostete Antares viel Kraft. Zudem musste er bei ihrer Beschaffung äußerst vorsichtig sein. Niemanden konnte er vertrauen. Zauberutensilien zu besitzen, war ein Verbrechen und musste geheimgehalten werden. Wer so etwas besaß oder erwerben wollte, schwebte in Lebensgefahr. Aber Antares benötigte dringend diese Dinge, um Wasgo ausbilden zu können. Er riskierte dabei nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das seiner Frau und seines Kindes. Außerdem gefährdete er alle anderen Menschen, die seiner Familie nahestanden.
Aber Antares hatte Glück im Unglück. Als er glaubte, von einer vertrauenswürdigen Person die Bücher zu kaufen, erlebte er, dass er plötzlich von skelettartigen Wesen umzingelt wurde. In letzter Sekunde gelang es ihm, die drei Bücher vom Tisch zu nehmen, als er angegriffen wurde. Der Händler lachte, denn er war davon überzeugt, einem Verbrecher das Handwerk zu legen. Eine Fluchtmöglichkeit gab es für Antares nicht. Verzweifelt sah dieser sich um. Der Händler zog ein Schwert. Er wollte sich an der Ergreifung des angeblichen Verbrechers beteiligen.
Schweißperlen bildeten sich auf Antares' Stirn. Er dachte an seinen Sohn und an seine geliebte Frau. „Luziferine, hilf mir“, dachte der junge Vater.
Sofort hörte er ihre Stimme. „Bleibe ruhig und handele schnell! Schlage das Buch der Tarnmantelsprüche auf!“
Zufällig lag dieses Buch oben auf dem Bücherstapel, den er in der Hand hielt. Er schlug das Buch wahllos auf. Eine weitere Stimme erschallte. Antares kannte diese Stimme nicht, die plötzlich aus dem Buch heraus sprach. Er verstand nicht, was sie sagte. Es ertönte eine tiefe Bassstimme, die aus einem großen Fass zu kommen schien. „Here Kreatare ware pere ware sone, sora pere sone Antares hui dom ista darre!“
Plötzlich wurde es dunkel um Antares. Ein grauer Schleier legte sich um ihn. Die Ewige Nacht wurde dadurch noch finsterer, als sie sowieso schon war. Er hatte Angst in dieser Schwärze. Er erkannte die erstaunten Gesichter der skelettartigen Wesen und erst recht das überraschte Gesicht des Buchhändlers. Plötzlich fielen die Skelette über den Buchhändler her. Ein Scherge Bossus‘ rief etwas von Verrat und an der Nase herumführen. Antares war aber noch nicht in Sicherheit. Er musste diesen Ort des Todes verlassen. Vor Angst wäre er beinahe gestorben.
An seiner Statt musste der Buchhändler, der ihn an die Schergen des Bossus verraten und Antares damit dem sicheren Tod überantwortet hatte, um sein Leben kämpfen. Ein Skelett hieb dem verführten Buchhändler mit einem Streich den Kopf von den Schultern, doch das sah Antares nicht mehr. Er hörte einen zweiten Zauberspruch, der von derselben tiefen Bassstimme gesprochen wurde. „Wechi Antares hui dom ista darre darre.“
Antares verlor den Boden unter den Füßen. Ein Windhauch fuhr über sein Gesicht. Er konnte sich nicht erklären, was geschah. Aber plötzlich spürte er doch wieder Boden unter seinen Füßen, der Wind verschwand, der graue Schleier lichtete sich und er stand in seinem Haus bei seiner Frau und seinem Sohn und erblickte den von Fackeln erleuchteten Wohnraum. Antares war froh, wieder zu Hause zu sein.
Luziferine empfing ihren Mann mit den Worten: „Dank Jodaryon bist du wieder zu Hause. Gut, dass es manchmal noch seine Bücher zu kaufen gibt.“ Sie lief zu ihm, nahm ihn in ihre Arme und war glücklich, ihren Antares wieder bei sich zu haben. Manchmal war er ein bisschen blauäugig, auch etwas naiv, aber doch ein sehr liebevoller und fürsorglicher Mann. Einen besseren als Antares konnte sie sich nicht vorstellen. Und sie war sich sicher, dass er Wasgo ein guter Vater und Lehrer sein werde. „Wir sollten schnellstens von hier verschwinden. Sie sind uns jetzt auf die Spur gekommen.“
Antares stimmte seiner Frau zu und sie bereiteten alles für ihren unverzüglichen Aufbruch vor. Dabei wollte er wissen, wie das mit dem Buch funktioniert hatte und wie sie auf den Namen Jodaryon gekommen war. Luziferine versprach ihrem Mann, ihm alles zu erzählen, wenn sie erst einmal in Sicherheit waren. Sie wollte mit ihm und Wasgo in den Wald, in eine einsame und tiefe Höhle gehen. Diese Höhle befand sich auf unwegsamen Gelände in den hohen Bergen. Außerdem war sie nicht ungefährlich, denn in ihr lebten Vampire, die letzten, die von der damaligen Schlacht gegen Bossus und seinem Schrein des Bösen übrig geblieben waren.
Endlich, der rettende Wald nahte! Antares humpelte seiner Frau hinterher und ertrug die Schmerzen, die ihm in seinem rechten Bein plagten, nicht. Auf einen dicken Stock stützte er sich mit seinem Körper beim Gehen ab und zog das verletzte Bein nach. Zu dumm war es, was ihm passiert war. Tatsächlich war er der ungeschickteste Zauberer der Welt. Er machte sich Vorwürfe, weil er durch seine eigene Schuld beinahe ums Leben gekommen war.
Sie hatten ihr Dorf unbemerkt verlassen und wanderten durch ein Tal, das früher wunderschön gewesen war. Doch heute herrschte die Ewige Nacht. Kein Grashalm steckte im Boden. Bevor Bossus die Erde unterjocht hatte, gab es hier eine sehr schöne und grüne Almwiese mit vielen bunten Blumen. Jetzt war diese Gegend tot. Und weil die Sonne nahezu fünfhundert Jahre nicht schien, war es bitterkalt.
Die Temperaturen lagen im Hochsommer um null Grad. Im Winter fielen sie bis zu minus fünfzig Grad. Auf dem Boden wuchsen keine Gräser, Farne und Mose mehr. Blumen gab es keine. Kein Vergissmeinnicht, kein Löwenzahn, kein Enzian, keine Glockenblume. Alle Gräser und Blumen, die das Tal einmal schön und sehenswert gemacht hatten, waren ausgestorben. Der Boden war kahl. Sand und Steine waren das einzige, das sich den Wanderern unter den Füßen zum Gehen anbot. Der Boden war entweder sehr fest oder sehr staubig. Auf den Bergen, die sich rings herum mehrere hundert Meter in die Höhe erhoben, gab es kein bisschen Grün mehr.
Nur noch die Farbe grau beherrschte diese Gegend. Die einstigen grünen Bäume hatten ihre Farben verloren, in der Dunkelheit konnte sich kein grünes Blatt an ihnen halten. Schon aus größerer Entfernung sahen sie dunkel und krank aus. Antares und Luziferine liefen keinem Wald im eigentlichen Sinne entgegen, der Wald, den sie zu erreichen erhofften, war ein auf Bergen angesiedelter laub- und nadelloser riesiger Baumbestand mit knorrigen Ästen und unschönen Kronen.
So unschön das Haupt der Medusa war, wenn ihr die Schlangen vom Kopf abstanden, so unschön sah jeder einzelne Baum aus. Dementsprechend sahen die Berge dieses früher einst so schönen Hochgebirges aus, das wir heute unter den Namen Alpen kennen. Die Wege bestanden aus nacktem Gestein, staubigen Sand und purem Geröll, sofern überhaupt von einem Weg geredet werden konnte.
Die Berge waren etwa zweitausendfünfhundert bis dreitausend Meter hoch, aber der größte Teil von ihnen war baumlos und bot dem menschlichen Auge das pure Gestein als Anblick dar. Die einstige Schönheit und die beeindruckende Majestät des Hochgebirges waren verkommen zu einer trostlosen, traurigen Landschaft. Hier weinten sogar die Berge.
Plötzlich hörten sie hinter sich ein Brummen, das schnell lauter wurde. Es war eine riesige Wespe, die von Bossus als Mordinstrument missbraucht wurde. Sie sollte Antares bekämpfen. Der Stachel des Tieres ragte wie ein überdimensionales Schwert aus dem Hinterleib heraus. Antares wollte Luziferine und Wasgo beschützen und nahm den Kampf mit diesem unglaublich blutrünstigen Insekt auf. Er versuchte das mit Zaubersprüchen, aber leider ohne Erfolg. Entweder sprach er sie falsch aus oder die mörderische Wespe war dagegen immun.
Sie befand sich über Antares und versuchte, ihn mit ihrem großen Stachel zu stechen. Er hörte ihr ohrenbetäubendes Brummen. Alle Luft vertrieb sie mit ihren schnellen Flügelschlägen. Antares konnte nicht mehr atmen. Wenn die Wespe so über ihrem Opfer stehen blieb, müsste er unweigerlich ersticken. Er konnte keinen Zauberspruch aufsagen. Also entschloss er sich, aus dem Buch der Bewegungen eine Geste anzuwenden. Damit wollte er das Tier zum Stillstand zwingen. Mit seiner linken Hand malte er einen geschlossenen Kreis durch die Luft. Als er diesen vollendete, zog er seine Hand von oben nach unten und teilte den Kreis. Die Wespe befand sich in dem geteilten Kreis, ihr Unterleib in dem rechten Halbkreis und der Oberleib im linken.
Deshalb brachte er die Riesenwespe nicht zum Stillstand, die dann gelandet und bewegungsunfähig auf dem Feld sitzen geblieben wäre. Weil er den Kreis geteilt hatte, wurde auch das sich darin befindliche Tier geteilt. Der Oberkörper flog noch einige Meter weiter, bevor er auf dem Boden landete und der Unterkörper stürzte ab. Da Antares direkt unter der Wespe stand, fiel der Stachel auf seinen rechten Oberschenkel, der dabei brach. Bis zum Waldrand musste er es noch schaffen. „Dort werden wir Zeit haben, mir einen Verband anzulegen oder nach einem Heilungszauber in den Büchern zu suchen, um mit ihm mein verletztes Bein heilen zu können“, dachte Antares.
Endlich hatte er sich unter die Bäume geschleppt. Luziferine hatte ihm am Waldrand im Gebüsch einen Platz hergerichtet, sodass er sich dort bequem hinsetzen konnte. Angestrengt dachte er an Heilungszauber, aber seine Schmerzen waren zu groß, als dass er einen klaren Gedanken fassen konnte. Wasgo lag neben ihm auf dem Boden. Antares nahm das schlafende Baby in seine Arme und legte ihm liebevoll und fürsorglich die Decke, in die es eingewickelt war, erneut um den kleinen Körper. Sie hatte sich von den Schultern abwärts von dem Neugeborenen gelöst. Wohlig rekelte sich das kleine Geschöpf in den Armen seines Vaters, als wenn es sagen wollte: „Vater, ich fühle mich bei dir wohl und geborgen.“
Voller Liebe und Stolz betrachtete Antares seinen Sohn. Wasgo war ein schönes Baby. Aber es war nicht nur die Schönheit dieses noch so hilflosen Kindes, das ihm sein Herz öffnete. Eine wohlige Wärme breitete sich in ihm aus, als er das Kind betrachtete. Es ging von diesem Kind etwas ganz Besonderes aus. Was es war, konnte Antares nicht sagen. Aber dann erkannte er doch, was seinen Sohn zu etwas Besonderem machte. Wasgo strahlte Frieden aus.
Am liebsten hätte Antares in diesem Augenblick in die Schale der Erkenntnis gesehen, um zu erfahren, welches Schicksal seinen Sohn erwartete. Aber er hatte das Gefühl, dass er nicht mit Hilfe dieser Schale die Zukunft erforschen durfte, wenn es um das Leben seines Kindes ging. Antares hatte die Schmerzen in seinem rechten Bein vergessen. Liebevoll nahm er eine Hand seines Sohnes und führte mit ihr eine Bewegung aus. Diese galt seinem gebrochenen Bein. Sein Schmerz verging nun vollends.
Das Bein war geheilt. Wasgo sah seinen Vater von unten aus seinen kleinen Äuglein an. Er lächelte ihm ins Gesicht, Antares konnte es genau sehen. Wasgo war glücklich und er, der Vater des Jungen, war es auch.
Luziferine drängte zum Weitermarsch. Weitere Gefahren und Abenteuer warteten auf die kleine Familie.
Antares gab dem Drängen seiner Frau nach. Zu gerne hätte er noch etwas ausgeruht. Aber da sein Bein jetzt wieder in Ordnung war, konnte er ohne Schmerzen und mit frischen Kräften weiterwandern. Luziferine führte ihre Familie in einen tiefen, dichten Wald hinein. Ständig gingen sie bergauf. In nur wenigen Stunden gewannen sie etwa neunhundert Höhenmeter. Der Weg führte durch gefährliches Geröll. Sie brauchten nur auszurutschen und würden in den sicheren Tod stürzen. Sie mussten aufpassen, wo sie hintraten. Das Geröll gab schnell und oft nach. Wenn Antares und Luziferine nicht mit den lockeren Steinen nach unten rutschen wollten, mussten sie die Augen im Dunklen gut offenhalten. „Wo gehen wir überhaupt hin?“, fragte Antares.
„Ich habe dir doch von der Höhle erzählt.“ Luziferine staunte über die Frage ihres Mannes.
„Von welcher Höhle redest du, meine Liebe?“ Auch Antares war überrascht. „Du hast mir noch nichts erzählt. Ich vertraue dir und glaube, dass du weißt, was du tust, aber wir hatten doch noch gar keine Zeit, uns genauer darüber zu unterhalten.“
Luziferine überlegte kurz und antwortete: „Ja, mein Schatz, ich glaube, du hast recht. Der einzige Ort, an dem wir vorläufig sicher sein könnten, ist eine Höhle, weit vom Wald entfernt. Sie befindet sich oberhalb der Baumgrenze. In dieser Höhle leben Vampire. Entweder es gelingt uns, sie davon zu überzeugen, dass sie uns in der Höhle unbehelligt leben lassen, oder wir müssen sie vernichten.“
Antares brach der Schweiß aus. Obwohl es eine kühle Nacht war und er fror, lief ihm plötzlich der Schweiß aus allen Poren und am gesamten Körper herunter. Sein Gesicht wurde blass. „Aber …, ja, also…, nein …, Luziferine, nein, du …, du …, ne, ne …“
Luziferine sah ihren Mann an und musste lachen. Zu göttlich und zu lustig war sein Anblick in diesem Moment. Viel konnte sie von ihm in der Dunkelheit nicht sehen, aber was sie sah, reichte aus, um sie zum Lachen zu bringen. Es war ein gutmütiges und lustiges Lachen, ein Lachen, dass Antares nicht verletzen konnte. Liebevoll sah sie ihren Mann an. „Aber, aber, mein Lieber, du wirst doch wohl keine Angst bekommen?“
„Ich und Angst? Ich bekomme keine Angst, warum denn auch! Ich kann keine Angst bekommen, denn ich habe sie schon.“ Lauter, als er es wollte, rief er: „Luziferine, ich bin kein Kämpfer, ich bin nur ein schlechter Zauberer, denn wäre ich ein guter, wäre ich nicht hier. Dann hätte mich Bossus schon längst gefangen gehalten, so wie er es mit Jodaryon und vielen anderen Zauberern macht. Wie stellst du dir das vor?“
„Beruhige dich, mein lieber Mann“. Sie sah ihren Gatten sanft an. „Wir schaffen es schon. Der Herr der Vampire ist ein logisch denkendes Wesen. Wir werden mit ihm reden können. Und wenn nicht, werde ich meinen Vater anrufen und ihn um Hilfe bitten.“
Antares war entsetzt. Er sah seine Frau böse an. „Ich höre wohl nicht recht! Deinen Vater um Hilfe bitten? Das wäre noch schöner. Der Höllenfürst, der seine Tochter verbannt hat, soll helfen? Ist dir klar, was du da verlangst? Du würdest ihm unser Kind ausliefern! Unter keinen Umständen stimme ich dem zu. Mein Sohn hat andere Aufgaben zu bewältigen, als dass er sich als Gefangener in die Hölle wagen kann. Denn das wäre er, ein Gefangener deines Vaters. Und du weißt, dass Wasgo erst wachsen und älter werden muss, damit wir ihn unterrichten können.“
„Aber ich habe meinen Vater schon darüber informiert, dass er einen Enkel hat. Ich könnte mir denken, dass er uns schon beobachtet. Aber warum sollte er Wasgo mit sich nehmen wollen, solange wir gesund sind und uns um unseren Sohn selbst kümmern können?“
Antares war von der Mitteilung seiner Frau entsetzt. Der Höllenfürst sollte sie beobachten? Dann wollte er also Wasgo zu sich holen, schlussfolgerte der junge Vater. Plötzlich verließen ihn alle seine Kräfte. Blass und vom vielen Schweiß völlig durchnässt, sank er dort, wo er stand, nieder. Ihm wurde schlecht. Er drückte seinen Sohn an sich, den er immer noch in seinen Armen hielt. Liebevoll sah er das Kind an. „Nie werde ich das zulassen, mein Kleiner, dass du ein Gefangener deines Großvaters wirst. Ich werde dich beschützen, so gut ich es kann, und werde dich unterrichten und dir alles beibringen, was du wissen musst, damit du deine Aufgabe erfüllen kannst.“
Luziferine beugte sich zu Antares und Wasgo hinunter. „Ich möchte es auch nicht, dass Wasgo von uns getrennt wird. Aber vielleicht kann uns Luzifer da helfen, wo unsere Kräfte nicht ausreichen, einen Kampf zu gewinnen. Wir wachsen doch mit unseren Taten. Habe Vertrauen zu uns! Wir werden es schaffen.“
Antares blickte seine Frau von unten an, direkt in ihr Gesicht. Er sah ihr tief in die Augen. Ihre Worte beruhigten ihn etwas. „Meinst du das so, wie du es sagtest?“
„Ja, mein Schatz, genauso meine ich das.“ Luziferine half ihrem Mann wieder auf die Beine. Schweigend gingen sie weiter, immer tiefer in den dunklen Wald hinein und immer höher auf den Berg herauf.
Antares war außer Atem. „Weißt du, wohin wir gehen müssen. Ich meine, ich vertraue dir. Aber irgendwie habe ich Angst.“
Seine Angst war berechtigt, denn plötzlich hörten sie ein dämonisches Lachen. Dieses Lachen wurde lauter und lauter. Das Lachen veränderte sich allmählich. Es kam Wind auf. Aus dem Wind wurde ein Sturm. Aus dem Lachen wurde ein Geheul des Sturmes. Antares konnte seinen Sohn kaum noch festhalten. Luziferine klammerte sich mit all ihren Kräften an ihn, um nicht von ihm getrennt zu werden.
Sie schrie ihrem geliebten Mann ins Ohr: „Kennst du einen Zauber gegen diesen Sturm?“
„Nein, leider nicht. Aber ich bin mir sicher, dass Bossus uns schon wieder aufgespürt hat. Für das, was hier abgeht, kann nur er verantwortlich sein.“ Auch Antares musste seine Worte Luziferine ins Ohr schreien.
Luziferine musste als Mensch auf dieser Welt leben. Ihr Vater hatte sie aus der Hölle verstoßen und sie somit fast aller magischen Kräfte beraubt. Sie durfte nur Zauber ausüben, die sie zum Schutz ihrer Familie einsetzen konnte. Aber ihr Mann war ein Zauberer. Sie schrie ihm erneut, gegen das wütende Sturmgeheule ankämpfend, ins Ohr: „Aber du bist ein Zauberer. Entweder ich rufe meinen Vater an oder du lässt dir etwas einfallen.“
Antares dachte angestrengt nach. Nein, den Höllenfürsten wollte er nicht um Hilfe bitten. Er, Antares, ein Mann, der die dunklen und bösen Mächte bekämpfte, wollte sich nicht ihrer bedienen. Er wollte keinen Höllenfürsten bitten müssen, ihm und seiner kleinen Familie zu helfen, wenn es gegen den Herrn des Bösen ging, wenn er Bossus bekämpfen musste. Nein, um keinen Preis der Welt wollte er das zulassen, solange er selbst helfen konnte.
Plötzlich tat er sich selbst etwas leid und war von sich enttäuscht. „Warum besitze ich nicht bessere Zauberkräfte? Warum kann ich nicht so ein großer Zauberer wie Jodaryon sein?“, dachte er. Er kam nicht auf die Antwort, weil er nur ein einfacher und unbegabter Zauberer war. Und doch war es gerade das, was ihn sein Schicksal zu einem der größten Zauberer aller Zeiten werden ließ. Er, der Verfolgte, hatte den Sohn gezeugt, der den Kampf gegen Bossus aufnahm. Er, Antares, war es, der seinen Sohn ausbilden sollte, mit all seinen kleinen und geringen Zaubern, die Wasgo aber die Fähigkeiten geben sollten, Jodaryon zu befreien, um mit dem großen Zauberer gemeinsam Bossus die Stirn zu bieten.
Wäre Antares in der Lage gewesen, kräftige und große Zauber anzuwenden, wäre er wahrscheinlich von Bossus bekämpft und getötet worden. Doch als einfacher Zauberer mit seinen sehr beschränkten Möglichkeiten erkannte Antares seine Rolle in dem großen Spiel und Wettkampf der Mächte nicht. Und doch hatte er gerade deshalb eine entscheidende und sehr mächtige Position im Universum.
„Ach, Jodaryon“, dachte Antares, „kannst du uns nicht helfen? Ich bin einfach zu schwach.“
Kaum hatte Antares diesen Gedanken zu Ende gedacht, als ein Käfig durch den Sturm auf sie zugeflogen kam. Dieser Käfig flog direkt zu ihnen und nahm Luziferine, Antares und Wasgo in sich auf. Sie konnten sich nicht dagegen wehren. Luziferine brach in Panik aus, als der Käfig begann, sich sehr schnell zu drehen. Ihr wurde schwindlig. Aber dann bemerkte sie, dass der Sturm immer mehr nachließ, bis er schließlich vollständig verschwand. Der Käfig drehte sich rasend schnell um seine eigene Achse, aber die kleine Familie drehte sich nicht mit. Luziferine sah ihren Mann ängstlich an. „Wie hast du das gemacht und was passiert jetzt?“
Antares war ratlos. „Ich habe nichts getan. Ich frage mich genauso wie du, was hier vorgeht. Aber es kann nicht böse sein, glaube ich.“
Kaum hatte Antares zu Ende gesprochen, als eine tiefe Bassstimme ertönte, sie aus einem tiefen Fass zu kommen schien. Antares kannte diese Stimme. Es war die gleiche Stimme, die er gehört hatte, als er die Zauberbücher von dem Händler kaufte, der ihn an Bossus Helfershelfer verraten hatte.
Es war Jodaryons Stimme, die heute nicht so kräftig wie damals war, als sie Antares schon einmal das Leben gerettet und ihn zu seiner Frau geführt hatte. Jodaryon erklärte: „Noch kann ich euch helfen. Bossus hat mich meiner Kräfte beraubt. Ich darf nicht zaubern. Doch konnte er mir nicht alle meine Kräfte nehmen. Einige kleine Zauber beherrsche ich noch. Aber mit jedem Zauber, den ich anwende, verliere ich etwas von meinen Kräften. Trotzdem muss ich euch helfen. Ich werde es tun, wenn ich weiß, dass ihr euch ohne meine Hilfe nicht retten könnt. Aber nur dann. Ich bringe euch zur Höhle. Dort müsst ihr euch alleine weiterhelfen.“
Luziferine sah Antares an, doch wendete sie sich an Jodaryon. „Ich danke dir, großer Jodaryon. Wir werden alles tun, damit auch dir geholfen werden kann.“
Der Käfig hörte auf, sich zu drehen. Vom Sturm war nichts mehr zu spüren. Jodaryons Stimme sprach noch einmal zu ihnen. Sie hörte sich noch schwächer an, als er vor wenigen Augenblicken zu ihnen sprach. „Ich weiß es, Luziferine. Ich wünsche euch auf eurem weiteren Weg viel Glück.“
„Auch ich danke dir im Namen meines Sohnes und meiner Gattin, großer Jodaryon!“ Antares verließ mit seiner Frau den Käfig. Dabei mussten sie sehr vorsichtig sein. Der Käfig hatte sie auf einen Berg gebracht, knapp unterhalb des Gipfels. Unter ihren Füßen befand sich lockeres Gestein, es war ein Geröllfeld. Ein falscher Schritt und sie wären in die Tiefe gerutscht. Antares wollte Jodaryon noch etwas sagen, aber der Käfig war schon wieder verschwunden. Er fasste seine Frau an die Hand, sie drehten sich um und sahen den Eingang zur Höhle der Vampire.
Antares und Luziferine blickten sich um. Der Wald unter ihnen sah alles andere als einladend und schön aus. Der Ort, an dem sie sich befanden, strahlte kein Leben und keine Geborgenheit aus. Im Gegenteil erschien es ihnen, als wenn hier der Tod sein Unwesen trieb. Instinktiv drückte Antares sein Kind an seine Brust. Er war fest entschlossen, wenn es notwendig sein sollte, den kleinen Wasgo und Luziferine zu beschützen, und zwar mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. Deshalb übergab er vorsichtshalber das Baby seiner Frau. Er wollte seine Hände frei bewegen können, um eventuelle Gefahren abzuwehren.
Antares hatte Angst und war zutiefst verunsichert. Er dachte daran, dass er ständig Gefahr lief, einen Zauber falsch anzuwenden. Ihm war bewusst, dass seine magischen Fähigkeiten sehr begrenzt waren und kaum ausreichten, um sich selbst beschützen zu können. Wie sollte er da seine Familie schützen! Er fürchtete, dass Wasgo seine Aufgabe später nicht erfüllen könne, weil er, Antares, jämmerlich versagen und seinen Sohn nicht gut ausbilden werde.
Sicherlich hatte er Zeit, sich einige Fähigkeiten anzueignen, um Wasgo, wenn die Zeit dafür gekommen war, besser unterrichten zu können. Aber was sollte er jetzt tun? Jetzt brauchte er das Wissen, wie er magische Kräfte einsetzen konnte, damit er sich und seine Familie gegen die bösen Wesen und Geister an diesem Ort verteidigen konnte. Er spürte, dass ihn eine allmählich größer werdende Angst befiel. Unwillkürlich dachte er an die Riesenwespe und an seinen verpfuschten Zauber. Und passierten ihm nicht ständig solche Missgeschicke?
Während sich Antares verunsichert in der Gegend orientierte, spürte er Augen auf sich gerichtet. So sehr er sich auch bemühte, er konnte niemanden sehen, aber doch fühlte er sich beobachtet. Schon beschlich ihn wieder seine Angst. Tod und Verderbnis herrschten an diesem Ort. Es roch nach Verwesung und Unrat. Der Waldrand schien nur aus toten Bäumen und Sträuchern zu bestehen. Die Dunkelheit, die überall auf der Welt herrschte, seit Jodaryon durch Bossus gefangengesetzt war, schien hier noch undurchdringlicher zu sein. Nur mit Mühe vermochte Antares, seine eigene Hand wahrzunehmen.
Vor der kleinen Familie befand sich eine Höhle, die aussah, als sei sie ins Bergmassiv eingemeißelt. Das Gestein erhob sich über ihre Köpfe hinweg in beeindruckender Höhe. Dieser Fels, der völlig frei von Pflanzen war, hatte Ähnlichkeit mit einem überdimensionalen Kopf. Antares suchte das Felsmassiv, das aus Granit bestand, mit den Augen ab und fand den Eingang zur Höhle.
Plötzlich knackte es laut hinter ihm im verdorrten Gesträuch. Antares fuhr herum. Mit unbeschreiblichem Schrecken erkannte er eine riesige schwarze Schlange, die sich ihm in Angriffsstellung näherte. Wo kam die auf einmal her? Wie in Zeitlupe nahm er wahr, dass sie mit ihren fürchterlichen Zähnen immer dichter an ihn herankroch. Zehntelsekunden dehnten sich endlos, sie kamen ihm wie Stunden vor. Fieberhaft arbeitete sein Hirn, um einen wirksamen Zauber zu finden. Ohne den wären er und seine Familie und somit die gesamte Welt endgültig verloren. Schon sah er vor seinen Augen sein ganzes Leben wie in einem Film vorbeisausen.
Immer näher und näher kam die Schlange. Ihre Zunge schoss wie ein todbringendes Schwert Antares entgegen. Der war vor Angst wie gelähmt. Nicht um sich hatte er Angst, das registrierte er erstaunt. Er fürchtete um seine Frau und um sein Kind. Er musste dafür sorgen, dass Wasgo seine Mission erfüllen konnte. Wenn dem Jungen etwas passierte, konnte sich die Prophezeiung zur Rettung Jodaryons und der Welt nicht erfüllen. Außerdem gehörte ein Kind zu seiner Mutter. Selbstvorwürfe überfielen ihn. „Du Versager, du lausiger Zauberer, nicht einmal mit dieser Schlange kannst du es aufnehmen!“ Jetzt war ihm das Reptil bis auf einen Meter nahegekommen. Ihr Kopf schnellte vor. Deutlicher als je zuvor erkannte Antares in ihrem Maul die Zähne. „Gleich wird sie zubeißen, gleich wird sie mich erwischen!“, fuhr es ihm durch den Kopf. Schon war ihm, als spürte er die Zähne des Ungeheuers in sich eindringen.
In diesem Moment fiel ihm der ersehnte Zauber ein. „Hoffentlich ist es nicht zu spät“, dachte er. Mit einem letzten Blick auf Luziferine und Wasgo, die ihm die liebsten Menschen in seinem Leben waren, nahm er eine Abwehrstellung ein und murmelte eine Formel. Im selben Augenblick schnellte der Kopf der Schlange vor. „Das war es dann, jetzt ist es gleich vorbei“, wurde ihm bewusst. Aber was war das? Aus dem Nichts schien sich ein unsichtbarer Schutzschild zwischen ihm und der Schlange aufgebaut zu haben. Das Tier knallte mit seinem Kopf gegen etwas Unsichtbares.
Er spürte noch etwas. Es konnte nicht die Schlange sein, die ihn beobachtet hatte. Da war noch etwas oder jemand anderes, von dem er beobachtet wurde. Erneut breitete sich in seinem Körper Angst aus.
Luziferine spürte wie ihr Mann auch, wie feindlich dieser Ort ihnen gesonnen war. Auch sie bekam Angst. Sie zweifelte daran, ob es richtig war, an diesem gefährlichen Ort Zuflucht und Geborgenheit zu suchen, um Wasgo in Ruhe und mit viel Liebe aufziehen und ausbilden zu können. Plötzlich war sie sich nicht mehr sicher, ob es überhaupt einen Platz auf dieser Welt gab, an dem sie ihren Sohn zu einem tatkräftigen, verantwortungsvollen jungen Mann erziehen konnten. Immerhin musste der Junge mit einem Schwert umgehen können und das Zaubern erlernen. Lesen und schreiben sollte er ebenso können.
Aus den Augenwinkeln sah sie die schwarze Riesenschlange auf ihren Mann zuschießen. Ihre Zähne sahen gefährlich aus. Sie wollte zubeißen. Antares riss seine rechte Hand nach vorne, der Schlange entgegen. Die Finger hatte er zusammengepresst und die Beine gespreizt, um mehr Standfestigkeit zu bekommen.
Antares blieb in der von ihm eingenommenen Position stehen und war zum Kampf gegen die Riesenschlange bereit. Er sah den Kopf des Ungeheuers gegen diesen aus dem Nichts entstandenen unsichtbaren Schutzschild prallen. Dabei wurde die Zunge der Schlange gefährlich gequetscht. Die Zähne des Ungetüms brachen und fielen zu Boden. Sofort entstand dichter Nebel. Es sah aus, als wenn Wasser verdampfte. Aber es waren die Zähne der Riesenschlange, die vom Erdboden vertilgt wurden. Die Zähne der Schlange lösten sich auf und verschwanden.
Antares und Luziferine konnten den Schmerzensschrei der Schlange hören. Auch Wasgo verzog schmerzverzerrt sein kleines Gesichtchen und begann zu weinen. Luziferine wiegte das greinende Kind und beruhigte es mit leisen sanften Worten. Tatsächlich lächelte der Säugling seiner Mutter entgegen. Die herzte daraufhin das Kind und bemerkte nicht, was nun geschah.
Die Schlange ergriff mit Wehgeschrei die Flucht. Über Luziferine und Antares verdunkelte sich für einen kurzen Augenblick der nachtschwarze Himmel zu völliger Dunkelheit. Die kleine Familie konnte nichts mehr erkennen. Antares gab seine Angriffshaltung, die er wegen der Schlange eingenommen hatte, auf. Doch drohte ihm und seiner Familie schon wieder Gefahr, dieses Mal aus der Luft. Antares verlangte von Luziferine, dass sie sich hinter ihm stellte und auf Wasgo aufpasste.
Ein riesiger schwarzer Vogel flog über sie hinweg und landete nahe dem Eingang zur Höhle. Aber dann erkannte Antares, dass es kein Vogel war. Dieses ihm unbekannte Wesen war kein Vogel. Es hatte Flügel, mit denen es völlig lautlos flog. Das unheimliche Wesen hatte eine Größe von etwa zwei Metern und einen kräftigen, menschenähnlichen Körper von beinahe schwarzer Farbe. Kräftige Beine standen fest auf dem Boden und muskulöse Arme hingen an den Schultern. Zwischen den Armen und dem Körper befand sich eine kräftige Haut, die von diesem Geschöpf zum Fliegen benutzt wurde. Ein armdicker, schwarzer runder Schwanz, der zum Ende immer dünner wurde, ragte am Steiß hervor. Der Schwanz war so lang, dass er bis auf den Erdboden reichte. Der Kopf sah aus wie der einer Fledermaus. Furchterregend erschien ihm dieses Geschöpf. Was war das für ein Wesen? Es war halb Mensch und halb Tier. Es sah aus, als wäre es eine halbe Fledermaus.
Schlagartig wurde Antares bewusst, welches Wesen vor ihm stand. Sein Herz rutschte in die Hose. Luziferine hatte es ihm gesagt, wohin sie gehen wollten. Dieses furchterregende Geschöpf lebte nicht. Aber es war auch nicht tot. Es gehörte zu den Geschöpfen der Finsternis. Es war kein Mensch und keine Fledermaus. Es war ein Vampir!
Verzweifelt überlegte Antares, wie er den Vampir, sollte der ihn angreifen, bekämpfen konnte. Aber wie sollte er das können? Vampire waren doch viel mächtiger als er selbst. Er war doch nur ein kleiner, unsicherer Zauberer. Was konnte er schon gegen solch ein Wesen der Finsternis ausrichten, dass mit vielen magischen Fähigkeiten ausgerüstet war und diese sicher beherrschte! Er wusste, dass sie deshalb auf der Erde existierten, weil Luzifer sie aus der Unterwelt verbannt hatte. Aber anders als Luziferine behielten sie ihre magischen Kräfte. Im Gegenteil übertrugen Vampire ihre Fähigkeiten sogar auf einen Menschen, wenn sie ihn mit einem Biss zu einem der Ihren machten.
Das bedeutete, dass der Vampir einem Menschen in seine Halsvene biss, um von seinem Blut zu trinken. Saugte der Vampir alles Blut aus dem Menschen heraus, wurde er zu einem Vampir mit allen magischen Fähigkeiten, die diesen Wesen eigen waren. Aber manchmal geschah es, dass ein Vampir wenig von dem kostbaren Lebenssaft trank. Dann wurde dieser Mensch zu einem Halbvampir, der, wenn er Menschenblut vermied, nach und nach seine vampirischen Fähigkeiten verlor.
Antares blickte zu dem Wesen der Nacht, das genauso zu Luziferine und ihm herüberschaute. Mit zittriger Stimme sprach Antares zu ihm. „Wir sind gekommen, weil wir dringend mit dem Herrn der Vampire reden müssen.“
Der Vampir antwortete mit einer rauen, nicht menschlichen Stimme. „Es gibt keinen Herrn der Vampire mehr. Der Herr der Vampire starb damals bei dem Angriff auf den Schrein des Bösen vor fast fünfhundert Jahren. Nur wenige Vampire haben diese Schlacht überlebt. Einer davon bin ich.“
Langsam ging er auf Antares und Luziferine zu. Als er die ersten Schritte in ihre Richtung machte, verwandelte er sich in einen Menschen. Antares erblickte einen jungen Mann mit schwarzen Haaren und einen blassen Teint. Seine Haut glich die eines Toten. Er hatte eine sportliche Figur, war muskulös und athletisch, sein Körper wies kein Gramm Fett zu viel auf. Seinem Aussehen nach schätzte Antares sein Alter auf zwanzig Jahre. Er war groß und je näher er den Eheleuten kam, desto mehr verdeckte er mit seinen breiten Schultern den Eingang zur Höhle.
Luziferine hatte noch nie in ihrem Leben einen so schönen jungen Mann gesehen. Auch Antares erblickte einen attraktiven Jüngling. Er hatte etwas an sich, das dafür sorgte, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlten. Antares innere Stimme sagte ihm, dass er vorsichtig sein solle. Er dürfe dem Fremden nicht trauen. Dieser sah ihn lächelnd an und fragte: „Bist du Antares, der größte aller Zauberer?“
Antares empfand die Frage des Vampirs als Spott, obwohl sich seine Stimme tief und dunkel und angenehm warm und liebevoll anhörte. Antares antwortete: „Das hört sich an, als wenn du schon auf uns gewartet hättest.“