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Die Gefahren einer fremden Welt … Der historische Roman »Die Reise des Conquistadors« von Roland Mueller jetzt als eBook bei dotbooks. 1518. Als der Landadelige Don Ricardo de Molinar in Liebe zu der schönen Doña Inés entbrennt, ist sein Schicksal besiegelt – denn Inés ist die Frau des mächtigsten Mannes des Landes. Als die Liebe der beiden ans Licht kommt, bleibt Don Ricardo nur eine Chance, um dem sicheren Tod zu entgehen: Als Admiral des spanischen Königs soll er im Auftrag Gottes nach dem lang ersehnten »Paradies« zu suchen, einem Ort ohne Leid und Schuld … Gemeinsam mit dem zwielichtigen Söldner Tercio und dem stolzen Soldaten Vargas sticht Ricardo in See. Es ist eine Reise, die als heilige Mission beginnt – doch für die drei Männer und ihre Begleiter bald zum Albtraum werden soll: Denn in den Dschungeln der neuen Welt lauern weit größere Gefahren, als sie sich jemals vorstellen konnten … Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der historische Abenteuerroman »Die Reise des Conquistadors« von Roland Mueller wird alle Fans von Daniel Wolf und Noah Gordon begeistern. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.
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Seitenzahl: 395
Über dieses Buch:
1518. Als der Landadelige Don Ricardo de Molinar in Liebe zu der schönen Doña Inés entbrennt, ist sein Schicksal besiegelt – denn Inés ist die Frau des mächtigsten Mannes des Landes. Als die Liebe der beiden ans Licht kommt, bleibt Don Ricardo nur eine Chance, um dem sicheren Tod zu entgehen: Als Admiral des spanischen Königs soll er im Auftrag Gottes nach dem lang ersehnten »Paradies« zu suchen, einem Ort ohne Leid und Schuld … Gemeinsam mit dem zwielichtigen Söldner Tercio und dem stolzen Soldaten Vargas sticht Ricardo in See. Es ist eine Reise, die als heilige Mission beginnt – doch für die drei Männer und ihre Begleiter bald zum Albtraum werden soll: Denn in den Dschungeln der neuen Welt lauern weit größere Gefahren, als sie sich jemals vorstellen konnten …
Über den Autor:
Roland Mueller, geboren 1959 in Würzburg, lebt heute in der Nähe von München. Der studierte Sozialwissenschaftler arbeitete in der Erwachsenenbildung, als Rhetorik- und Bewerbungstrainer und unterrichtet heute an der Hochschule der Bayerischen Polizei. Er veröffentlichte zahlreiche Romane, Kurzgeschichten, Kinder- und Jugendbücher.
Roland Mueller veröffentlichte bei dotbooks bereits die historischen Romane:
»Der Goldschmied«
»Das Schwert des Goldschmieds«»Im Land der Orchideenblüten«»Das Erbe des Salzhändlers«Die beiden historischen Romane »Der Goldschmied« und »Das Schwert des Goldschmieds« sind außerdem als Sammelband »Der Meister des Goldes« erschienen.
Außerdem hat Roland Mueller bei dotbooks die historische Serie »Der Clan des Greifen« veröffentlicht, die folgende Bände umfasst:»Die Begegnung. Staffel I – Erster Roman«»Der Pakt. Staffel I – Zweiter Roman«»Das Vermächtnis. Staffel I – Dritter Roman«»Das Erbe. Staffel I – Vierter Roman«»Die Rache. Staffel I – Fünfter Roman«»Das Spiel. Staffel I – Sechster Roman«
»Die Hexe. Staffel II – Erster Roman«»Der Betrüger. Staffel II – Zweiter Roman«»Der Greif. Staffel II – Dritter Roman«»Die Verfolgten. Staffel II – Vierter Roman«»Die Braut. Staffel II – Fünfter Roman«»Die Liebenden. Staffel II – Sechster Roman«Die komplette Serie ist außerdem in den drei Sammelbänden »Die Burgherrin«, »Die Kinder der Burgherrin« und »Das Vermächtnis der Burgherrin« erschienen.
Daneben hat Roland Mueller die beiden historischen Kinderbücher »Die abenteuerliche Reise des Marco Polo« und »Der Kundschafter des Königs« bei dotbooks veröffentlicht.
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eBook-Neuausgabe August 2014, Juli 2023
Dieses Buch erschien bereits 2002 unter dem Titel »Der Fluch des Goldes« bei Droemer Knaur, München und 2014 bei dotbooks, München.
Copyright © der Originalausgabe 2002 bei Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München
Copyright © der Neuausgabe 2014, 2023 dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Olemac, Lissabet, Ana Lo
eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ah)
ISBN 978-3-98690-780-8
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In diesem eBook begegnen Sie möglicherweise Begrifflichkeiten, Weltanschauungen und Verhaltensweisen, die wir heute als unzeitgemäß oder diskriminierend verstehen. Bei diesem Roman handelt es sich um ein rein fiktives Werk, das vor dem Hintergrund einer bestimmten Zeit spielt oder geschrieben wurde – und als solches Dokument seiner Zeit von uns ohne nachträgliche Eingriffe neu veröffentlicht wird. Diese Fiktion spiegelt nicht unbedingt die Überzeugungen des Verlags wider.
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Roland Mueller
Die Reise des Conquistadors
Roman
dotbooks.
Kommen werden in späteren Zeiten Jahrhunderte, in welchen Oceanus die Fesseln der Elemente lockern und ein ungeheures Land sich ausbreiten und Tethys neue Erdkreise bloßlegen und unter den Ländern nicht mehr Thule das äußerste sein wird.
Seneca
Diese Aufzeichnungen, welche zugleich zum Schiffstagebuch geschrieben, berichten von meiner Reise in das Land über dem Meer im Jahre 1518 a.D.
Diese Zeilen schreibe ich in der Hoffnung, meine Dame, Doña Ines de Navarra, versteht, warum ich meine Gedanken immer mit ihr beginne. Dies erscheint angesichts der großen Sünde, die wir beide vor Gott begangen haben, verwunderlich.
Aber ich konnte und kann auch jetzt nicht anders.
Denn ich wollt immer ein Mann von Ehre sein.
Diese Mission ad partes America ist mir in seiner Größe als Aufgabe groß genug, um Buße zu tun und meine Ehre wiederherzustellen. So begebe ich mein Leben in Gottes Hand, in der Hoffnung, dass mir meine edle Dame genauso wie all jene aus meinem Geschlecht nicht gram oder verwundert darüber sind, wie ich meiner Aufgabe und Bestimmung nachgekommen bin, als da wäre:
Ein ganz besonderes Land für Spanien zu suchen und zu erobern, dieses Land in Besitz zu nehmen, die Heiden in jenem Land zum wahren Glauben zu bekehren und fürhin Christen zu mehren, für unseren neuen Herrscher
– Karl –
von Gottes Gnaden
König von Kastilien, von Léon, von Aragonien, von Sizilien, von Granada, von Toledo, von Valencia, von Galicien, von Mallorca, von Sevilla, von Sardinien, von Cordoba, von Corsica, von Murcia, von Jaèn, von Algarbien, von Algeciras, von Gibraltar und von den
Kanarischen Inseln; Graf von Barcelona, Landesherr von Biscaya und Molina, Herzog von Athen und Neopatria; Graf von Roussillon und Cerdagne; Markgraf von Oristano und Gocinao, etc. etc.
Im Vorgeschmack des Reichtums wollen sie sich nicht aufhalten, die vielen Menschen aus christlichen Landen ... jene, die zu Fuß hinkamen, werden Ritter, das Gold und Silber, wer könnte es zählen?
Mìo Cid
»Das Gold ist überaus vortrefflich;
aus Gold macht man Schätze,
und wer es hat, der macht mit ihm alles,
was er in der Welt nur will;
selbst die armen Seelen kann es
ins Paradies bringen.«
Christoph Kolumbus, 7. Juli 1503
Genuensis, ergo mercator! –
Genuese, also Kaufmann!
Agustín ist ein Feigling.
Immer wenn er pissen muss, stellt er sich so, dass er nicht in den Urwald schaut. Dafür hab ich ihn ausgelacht. Aber dies ist ihm gleichgültig. Er fürchtet den Wald wie die meisten von uns. Ich fürchte ihn nicht, denn ich stamme aus einer armen Gegend hoch oben in der Extremadura, dort wo das Königreich Kastilien beginnt. Da ist ein Baum selten genug und beizeiten ein feiner Anblick. Neun Monate lang dauert der Winter und drei Monate der Sommer. Immer sind die Winter von furchtbarer Kälte, dafür sind die Sommermonate glühend heiß und trocken. Deshalb ist dieser satte Wald, der sich hier entlang der Küste des neuen Landes in beiden Richtungen erstreckt, ein so feiner Anblick für mich.
O ja, Agustín ist ein Feigling.
Und ein Großmaul ist er noch dazu. Jetzt bepisst er sich auch noch sein Beinkleid! Weil ihm sein eiserner Panzer viel zu groß ist und auf sein Gemächt drückt. Aber ausziehen will er den Eisenpanzer auch nicht. Er glaubt, wenn er ihn trägt, kann ihm kein Getier oder mancherlei Unbill etwas anhaben.
»Du hast dich vollgepisst«, sage ich.
Er grunzt nur und spuckt mit üblem Geräusch aus. Ich weiß nicht, worüber ich lieber lästern möchte. Dass er nicht einmal pissen kann wie ein Mann oder dass er ausspuckt wie ein kranker Esel.
»Willst du Streit, Luis?«, fragt er mich.
Diese Frage stellt er mir jedes Mal, wenn ich etwas sage, was ihm nicht genehm ist. Willst du Streit, Luis? Einerlei, soll er dies nur tun. Die Tage hier sind viel zu heiß, um sich zu streiten, und solcherlei Streit mit dem Schwert auszufechten hat Seine Exzellenz verboten. Dennoch, nicht nur ich frage, was einem tercio, einem Söldner, noch als Spaß bleibt?
»Ach, leck mich doch«, sage ich und schüttele den Kopf.
Die Hitze ist, weiß Gott, unerträglich. Dies ist schlimm, haben wir doch zu wenig frisches Wasser. Das, was wir seit vielen Wochen trinken, macht uns alle krank, obwohl wir es mit Essig mischen. Es löscht wohl den Durst, bringt aber oft genug schreckliches Magengrimmen. Dies lässt des Nachts kaum einen von uns mehr richtig schlafen. Von den compañeros muß beinahe ein jeder um seine Eingeweide fürchten. Denn wer auf den Abtritt geht, hält nichts lange von dem, was er gerade gefressen hat. Aber was wird sein, wenn uns der Essig ausgeht?
Wir leben so recht und schlecht vom Rest der Vorräte, aber mater delarosa, dies sind wahrhaftig keine Gaumenfreuden! Das schwarze Brot kann ich nur beißen, wenn ich nicht auf mein Stück hinsehe, und das Pökelfleisch aus den letzten Fässern verbreitet einen üblen Gestank. Dazu ist alles voll Schimmel. Aber es gibt zu wenig ringsum, was man in diesem vermaledeiten Wald jagen könnte.
Also fressen wir das Brot und das Fleisch.
Ein eintönigeres Leben als jetzt kann man kaum führen.
Wir stehen hier Wache, Agustín und ich, am Rande dieses Urwalds. Denn alles, was den Aufbau unserer kleinen Festung stören kann, ist unser Feind. Vielleicht irgendwelches Getier, wovon weder in Spanien noch in der restlichen Welt irgendjemand eine Ahnung hat? Vielleicht auch Wilde? Heiden! Indios, wie sie genannt werden.
Also wachen wir über unsere Kameraden, fünfunddreißig an der Zahl, fünf Tage lang, während diese in der Hitze schuften. In den nächsten fünf Tagen sind wir beide dran, und dies behagt mir keineswegs! Wir werden in der Sonnenglut schwitzen, und wir werden stinken Und bei allen Heiligen von Córdoba, Agustín stinkt mehr, als meine Nase vertragen kann, und ich muss ihn riechen. Ihn, der Wasser nicht mag. Zum Trinken nicht und auch nicht, um sich zu waschen. Ich weiß selbst, dass ich keiner von jenen feinen Herren bin, die sich jede Woche einmal den Leib waschen, gar den ganzen Körper baden, die feine Seide statt grobem Tuch tragen und die sich den Bart jeden Tag stutzen, auf dass kein Härlein vorwitzig vorsteht. Zu Hause, bei meinen Leuten, nehm ich ein Bad im Fluss nur zu den großen Festtagen unseres Herrn Jesu Christi oder wenn mich ein Fieber befallen hat und nicht weichen will. Maledito, Agustín stinkt so übel, dass es mir fast den Atem raubt.
Wir teilen uns die Wache. Ich weiß wohl, dies ist nicht erlaubt. Der Conde drohte jedem Mann mit schwerer Bestrafung, sollte einer von uns seinen Posten verlassen oder gar dabei einschlafen. Ich weiß genau, der Mann tut, was er uns laut angedroht hat. Es ist ihm ein Vergnügen gewesen, Männer auf See kielholen zu lassen, um ihnen zu sagen, wer Erster war an Bord der Aragón.
Aber wir wissen alle, dass der Conde eine unerklärliche Furcht vor den Indios hat. Er hat alle Reisebeschreibungen des Colón gelesen, der von den Kariben berichtet. Wie sie ihre Gefangenen schlachten, um sie zu verzehren wie Wildbret. Wie sie die Ohren und Zungen ihrer Opfer über dem Feuer räuchern und das Fleisch, das sie nicht fressen, mit anderen Sippen tauschen. Ja, und selbst Kinder mästen sie für ihre heidnischen Feste, um sie dann zu schlachten. Aber hier gibt es keine Menschen fressenden Kariben und keine Indios. Zumindest haben wir noch keine gesehen oder Spuren von ihnen entdeckt.
Aber nicht nur der Conde geht seit unserer Ankunft nicht mehr ohne Schwert und sang-de-dez, dem Dolch, am Gürtel. Agustín hat die erste Wache.
Wir beide haben einen Pakt geschlossen: Er übernimmt auch meinen Teil, dafür kann er schlafen, wenn ich seine Wache für ihn übernehme. Wir dürfen uns nur nicht von Capitan Tináz erwischen lassen. Er ist ein scharfer Hund und dem Conde auch wie ein solcher ergeben. Denn auch er, wie wir alle, träumt von dem Glück, das er in diesem neuen Land zu machen gedenkt.
So habe ich es mir hier im Schatten bequem gemacht. Aber trotz mancherlei Unbill gefällt mir dieses Land. Hier ist es immer warm, und allerlei feine Gerüche kitzeln mir beim leisesten Lufthauch die Nase. In dem Urwald dort scheint alles in reichlichem Maße vorhanden, so wie es mir in der Heimat nie untergekommen ist. Denn warum sonst ist dort alles so fett, so üppig und so grün?
Nur schade, nichts davon lässt sich fressen.
Erster Eintrag der privaten Notizen des Conde Don Ricardo de Molinar, Conquistador und Capitan admiral, niedergeschrieben von ihm selbst.
Worin ich berichte, was sich wirklich und wahrhaftig zugetragen hat bei jener besonderen Mission, womit ich betraut von Seiner allergnädigsten Majestät Karl, König von Spanien.
Geliebte Ines,
es war zuallererst eine Frage, die mich quälte, und letztendlich der Grund dafür, diese Zeilen zu schreiben:
Waren es der Wein und meine Versprechungen, diese süßen Worte und all dies, was ein Chevalier verschweigt, oder, als Tat bezeichnet, unsere Buhlschaft eben? War dies allein der Grund für Euch, mir zu gewähren, was Ihr bis dahin nur dem Mann gewährtet, dem Ihr einst Treue geschworen vor Gott und dessen Namen Ihr dafür tragt? Oder war es doch eine Liebe, wie sie nur selten ist und zwischen Menschen unseres Standes zu wenig vorkommt, ja, so selten ist, wie Schnee mitten im Sommer? Dieser Gedanke plagt mich, denn Ihr wisst um die Umstände meiner Reise und um den Grund, der mit allerletzter Gewissheit mir versagt blieb. Dies quält mich, dies und noch eine Sache: Ich habe nichts als Pfand von Euch. Nichts, was meine Nächte weniger einsam macht und mir Trost spendet, wenn ich leise zweifeln möchte angesichts der Größe der Tat, die man von mir erwartet. Seit dem unglückseligen Moment unserer Trennung habe ich nichts mehr von Euch gehört und gesehen. Welch eine Peinigung meines Herzens! Denn ich weiß jetzt längst, was mich damals trieb, Euch mehr als nur meine Aufwartung zu machen. Neugier wie diese ist kein feiner Zug für einen Edelmann, aber manchmal ist Neugier doch vonnöten. Es sei so, ich werd es wohl so bald nicht erfahren, denn diese Aufgabe, die ich hier für seine allergnädigste Majestät erfüllen soll, wird mich lange Zeit, Jahre wohl, fern von Euch und spanischer Erde weilen lassen. Allein der Gedanke daran lässt mir mein Herz erneut so schwer werden, und ich fühle einen Schmerz, den ich mit keiner Arznei lindern kann, denn es gibt kein Mittel gegen die Wehmut eines liebenden Herzens! Welch Ungeschicklichkeit der Feder! Jetzt ist es doch noch heraus und geschrieben ...
Dies sind die Gedanken eines Mannes, der in einer strengen Erziehung von Kindheit an alles lernte, was ein spanischer Grande beherrschen muß. Nur dieses Gefühl der Freude und Zärtlichkeit für einen Menschen, die Liebe eben, brachte mir keiner bei. Erst bei Euch lernte ich, auf das Herz zu hören, und dies ist mir fast zum Verderben geworden. Trotz alledem, ich würde es wohl wieder so tun. Ja, ganz genau so.
Diese Aufzeichnungen sollen mich ein wenig zerstreuen und gleichzeitig wahres und allergenauestes Zeugnis darüber sein, was mir und meiner Mannschaft widerfahren ist im neuen Land über dem Meer, welches Amerika genannt.
So lasst Euch denn berichten:
Ich erinnere mich, als wären jene Ereignisse Inhalt des gestrigen Tages gewesen. Meine Ankunft in Sevilla kurz nach meiner Freilassung aus dem Hause des Don de Navarra, Eurem Gemahl, und der Besuch in der Casa de Contracción, mit dessen Förderung Seine Majestät, die allerherzlichste und gütige Gemahlin, die selige Königin Isabella und ihr Gemahl Don Fernando alle Zeichen erkannt haben. Der allmächtige Gott sei ihnen alle Zeit gnädig, denn nun ist es Karl, der Spanien immer weiter zu einer Größe führen wird, die keinen Vergleich mit den einstigen großen Reichen Roms oder Karthagos zu scheuen braucht. Seit dem Sieg über Córdoba durch unsere allergnädigsten Majestäten hat unser Land nur gewonnen. Auch wenn Zungen behaupten, dass die Vertreibung der conversos Spanien schwächen werde, wage ich zu behaupten, es ist mächtig genug, jenen Aderlass zu verschmerzen. Denn wir sind Spanier und wahre Katholiken! Deshalb sind Gottes Gunst und Wohlgefallen immer mit uns!
Der königliche Mayordomo mayor, der Oberhofmeister Don Jaime Fray de Pérez, hat mich empfangen. Er war sehr galant und zugleich beruhigt darüber, dass ich vorhabe, mit meinem Geheimnis allein zu bleiben und so zu reisen. Zudem wollte er mir bei meinem Wunsche helfen, später, bei meiner Rückkehr, bei Hofe vorstellig zu werden. Ihr müsst wissen, dies will ich tun, in der Hoffnung, meinem König Dank und Anerkennung für diese besondere Mission zu sagen. Ich sprach mit Don de Pérez darüber, und er war mir trotz aller Widrigkeiten ein feiner Herr und Freund, nicht nur in seinem Auftreten und Benehmen. Mehr noch war er alle Zeit unserer Unterredung bereit, mich mit allergrößter Aufmerksamkeit anzuhören und meine Worte in keinem Moment zu tadeln. Ich war sehr erfreut, in ihm einen so engen Vertrauten der Krone zu finden, der mir in dieser Stunde des Bittens und des Zweifels zur Seite stehen wollte.
»Ihr reist in die neue Welt, und Ihr kehrt nur zurück, wenn Eure Mission untadelig und von allerbester Manier erfüllt, welche Euch und Eurem Gefolge von Seiner allergnädigsten Majestät aufgetragen. Bedenkt genau, einen Fehlschlag darf es nicht geben! Denn sollte Euch dergleichen widerfahren, so seid ihr kein Mann der Krone mehr. Der König selbst wird Euch von spanischer Erde verbannen, Euer Leben lang, und sollte Don de Navarra euren Kopf fordern, wird er ihn bekommen. Denn vergesst niemals, Ihr habt große Schuld auf euch geladen.«
So sprach Don Jaime Fray de Pérez zu mir. Zu dieser Zeit war ich mir nicht sicher, ob ich mich dieser Worte fürchten oder erfreuen sollte. Denn er hatte Recht! Jawohl, derlei Wunsch seiner Majestät bewahrte mich vor dem Henker. Zuerst wusste ich doch meinen Stolz zu zügeln, denn es schien mir sehr geraten, niemanden der Herren weiter zu verärgern, zum einen, da sie mich von einer Sündenlast hin zum Moment der echten Buße geleitet, zum anderen, weil ich an der Aufgabe gemessen werde, ihr nur nachkommen kann oder im Falle meines Scheiterns untergehen muss.
Vier Schiffe sollte ich bekommen, dazu eine eigene Mannschaft, Seeleute aus den Kerkern dingen und die nötigen Hauptleute aus meiner eignen Tasche zahlen. Der edle Don Jaime Fray de Pérez bewies aber auch in dieser Angelegenheit edle Gesinnung und große Gunst. Aus einer besonderen Börse steuerte er zwölftausend deutsche Dukaten bei. Ein nicht unerhebliches Stück Geld, so dass mir und meinem Vetter Enrique keine weiteren Kosten entstanden sind. Damit standen uns für diese Mission gute Leute, tercios aus dem Norden Spaniens, zur Seite. Dafür setzte er ein Schreiben auf, das seinen Exzellenzen große Anteile an allem sichert, was wir finden und für Spanien und die Krone erlangen sollten. Dies geschah alles hier in Sevilla. Hier musste ich schwören und die Vereinbarung wurde im Beisein des edlen Don Jaime Fray de Pérez, des Vorstehers und meiner Person unterzeichnet und beglaubigt. Wohl musste ich über meine besondere Order schwören, dass ich schweige, bei allem, was mir heilig ist, aber da ich dies schreibe, breche ich keinen Schwur. Denn sollte ich glücklich zurückkehren, werde ich diese Aufzeichnungen an einem sicheren Ort verwahren. Sollte ich jedoch scheitern, ist es einerlei, denn dann sollt Ihr es einmal lesen, da ich nie mehr nach Spanien zurückkehre.
Ferner verlangte man von mir, dass ich meiner Aufgabe nachkommen sollte, was immer geschehe. Wer immer sich in meinen Weg stelle, solle mein Schwert und damit den Zorn seiner Majestät zu spüren bekommen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war mir in meinem ganzen Dasein bewusst, dass ich kein Conquistador wäre, so wie Davila oder de Córdoba, von denen man in Sevilla genauso spricht wie in Burgos oder Barcelona. Die Besonderheit meines Auftrages ließ mich lange nicht zur Ruhe kommen.
Ich müsste mich selbst und alle Welt belügen, wenn ich zugebe, dass mir all dies nur recht ist. Ich wollte nicht gehen, wollte nicht über den Ozean reisen, in ein Land wie dieses. Das sollen einfache Menschen tun, nicht ich, ein Mann von Adel und einer Karriere vielleicht sogar bei Hof. Aber nun rette ich dadurch meinen Kopf und meine Ehre mit jenem Einverständnis. Dazu habe ich die Wahl, als Mann von Ehre und mit der weiteren Gunst Seiner Majestät zurückzukommen.
So könnt Ihr gewiß sein, ich zögerte in all den Tagen keinen Augenblick länger, mein Einverständnis zu geben. Mein Entschluss reifte dabei schneller, als ein Schluck Wein im Mund verweilt, bevor man ihn schluckt.
Doch ich hatte mich in jenen Tagen ein wenig zu früh gefreut. Brannte ich doch vor Ungeduld, meine Schuld zu begleichen. Hätte ich gewusst, was mir und den tercios in der neuen Welt bevorstand, ich denke wohl, ich hätte doch gezögert und an andere Wege gedacht, meine Schuld zu begleichen. Für einen Grund wisst ihr sicher, warum: Geliebte Doña Ines, jeder Tag ist immer ein Tag ohne Euch. Der Gedanke, dass diese Reise lange, sehr lange dauern wird – und hier muss ich bei aller Bitterkeit erneut von Jahren sprechen –, peinigt mich manchmal so sehr, dass mein Magen rebelliert und in Aufruhr gerät genauso wie mein Herz, das bei jedem Gedanken an Euch schneller schlägt.
Aber lasst mich weiter berichten:
Es vergingen manch lange Tage des Wartens, und ich hatte Zeit, meine Kenntnisse mit dem Degen bei einem Freund und Gönner, dem Grafen Lurani, einem Venezianer, zu erproben. Selbiger war mit meinen Leistungen als Fechter zufrieden und in seinen Worten gar höflich und ohne Tadel. Trotzdem erfüllte mich von Tag zu Tag eine größere Unruhe. Über meine Aufgabe, dem König selbst zu dienen, war ich wohl informiert, und doch bemächtigte sich meiner mehr und mehr ein Aufruhr des Herzens, der mich fahrig und gereizt werden ließ in allem, was ich tat. Bei Tische wie in der Runde der Seeleute und hidalgos gleichermaßen ertappte ich mich in tiefen Gedanken, so wie ich es bisher von meinem Wesen nicht kannte. Glaubt mir, meine teure Freundin, in jenen Stunden und Tagen ging eine Verwandlung mit mir vor, die mich zu einem anderen werden ließ. Ich sehe mich nun als Spanier, der einem Freund dienen möchte, um zugleich seinem Land zu nutzen. Gott segne Euren Gemahl! Ich wollt, er würde mir die Hand zur Freundschaft reichen. Ich hoffe inständig, dass er mir ein klein wenig verzeiht, obwohl er mir die Gedanken an Euch nicht verbieten kann. Was immer ich bei dieser Fahrt in die neue Welt an Schätzen mit nach Spanien bringe, es wird nie genug sein, um die Schuld zu bezahlen, in der ich mich befinde. Von alldem wusste ich zu Anfang nichts. Es kam alles über mich, ohne dass ich dagegen etwas hätte tun können. Ich befehle heute und in allen Tagen unsere Mission in die gütige Hand Gottes und bitte ihn um seine ganz besondere Gunst. Ich bete zu ihm, und ich denke an die süßen Stunden bei Euch und dann gelingt es mir, wie erlöst endlich zu schlafen.
Don Ricardo de MolinarConquistador und Capitan admiralgezeichnet und gesiegelt von eigener Handam 30. März 1518.
***
Ich muss eingenickt sein, denn ich hörte Agustín nicht. Später wusste ich nicht einmal sicher zu sagen, ob er überhaupt etwas gesagt hatte oder ob der stete Lärm aus dem nahen Wald für einen Moment still war und ich davon aufgewacht bin. Gleichwohl, mit einem Mal bin ich wach. Agustín kniet wenige Schritte vor mir im hohen Gras und hat seine Arkebuse auf ein Stützeisen gelegt. Zwischen den Zähnen hält er die Lunte. Ich sehe den feinen Rauchfaden aufsteigen, so als rauche er aus seinem Maul, wie es jetzt eine ganz neue Mode wird bei alle jenen, welche terra nova bereisten und nun all die neuen Moden zu kennen glauben.
»Was ist?«, frage ich.
Er winkt mir, still zu sein.
Ich erheb mich leise und taste neben mir nach meinem Spieß. Schnell schleiche ich zu ihm und knie neben ihm nieder. Der Rauch steigt mir in die Nase und rührt meine Augen. Agustín starrt noch immer vor sich hin, dorthin, wo die mächtige grüne Wand ist, wo der Wald beginnt. Aber da ist nichts von besonderer Wichtigkeit zu hören und nichts zu sehen.
»War ein Laut ...«, stößt er zwischen den Zähnen hervor. Er streicht mit der Hand über die Waffe, und ich sehe ihm an, wie unruhig er ist. Ich denke bei mir, dass sich vielleicht einer der Kameraden einen Streich mit uns erlaubt. Oder gar einer der compañeros, geschickt von Capitan Tináz, um nachzusehen, ob wir auch seiner Order folgen.
»Da will dich einer schrecken«, sage ich.
Agustín schüttelt den Kopf. Jetzt kaut er auf dem Hanf, und das glimmende Ende der Lunte wandert zwischen seinen Lippen hin und her.
»Viehzeug, irgendein Viehzeug. Gibt genug hier«, sage ich.
Erneut schüttelt er den Kopf.
»War ein Laut ... wie der Leibhaftige.«
Ich bekreuzige mich schnell. Muss man tun, wenn jemand dessen Namen so leichtfertig ausspricht. Agustín hat die glimmende Lunte noch immer nicht aus seinem Mund genommen. Und weil ihm schon zwei Zähne fehlen, höre ich die Worte nur undeutlich.
»Indios?«, frage ich ihn leise.
Ich bin nur aufgeregt darüber, aber beileibe nicht ängstlich.
Agustín schüttelt wieder den Kopf.
»Nein, keine Indios.«
Woher er das weiß, vermag ich nicht zu sagen. Aber ich weiß, dass wir hier wohl die einzigen Christenmenschen weit und breit sind. Gut möglich, dass uns einer der Kameraden einen Streich spielt. Aber je mehr ich darüber nachdenke, glaube ich dies nicht. Keiner von uns geht freiwillig in den Wald. Die compañeros meiden ihn, ja, mehr noch, sie fürchten ihn alle.
»Ich seh nach!«
Dies sage ich tatsächlich, und Agustín macht keinen Schritt, mich zurückzuhalten. Er steht auch nicht auf, um mir zu folgen. Ich hab es gewusst!
Agustín ist ein Feigling!
Er bleibt weiter im hohen Gras knien. Dafür schwitze ich nun, und das gar nicht wenig. Wohl wegen der Hitze, aber auch, weil ich mein Maul so voll genommen habe. Meine Worte bereue ich sogleich. Aber nun hab ich dies gesagt, und jetzt muss ich gehen. Ich könnt mir die Zunge abbeißen! Den Spieß lass ich am Boden liegen. Ist keine Waffe, die ich mag. Ich zieh mein Schwert und gehe vorsichtig durch das hohe Gras. Es reicht mir bis an die Waden und hat lange, scharfe Halme, die ganz feine Schnitte in die bloße Haut machen.
Aber da ist nichts.
Bis zum Waldrand sind es noch ein Dutzend Schritte, vielleicht auch ein paar Schritte mehr. Ich gehe ganz leise und behutsam. Aber so genau ich mich auch umsehe und dabei lausche – da ist nichts.
Agustín hört wahrscheinlich schon das Unglück, bevor es geschehen ist. Ich will mich umdrehen, um ihm zu sagen, dass er ein dummer Katalane und ein Feigling ist, aber da höre ich es plötzlich auch.
Ein langes Stöhnen, ein gar schauriger Laut.
Ich weiß nicht genau, aber es klingt mir, als wär's ein Ruf wie von einem Menschen. Jetzt friere ich ein wenig, und das an diesem Tag in der brütenden Hitze. Mich umzudrehen, hin zu Agustín, wage ich nicht. Aber mit der freien Hand mach ich eine Bewegung, die er, so hoffe ich sehr, sieht und zu verstehen weiß.
Komm nach, folge mir!
Meine Faust umklammert das Heft meines Schwertes noch fester. Bin jetzt am Waldrand. Wohl versuche ich durch das Gestrüpp irgendwas zu sehen, aber ich erkenne nur Blätter in vielerlei Grün und manche in Gelb, dazu Blumen ganz weiß und von einem Geruch nach Aas und Fäulnis, je näher ich an diese Wand trete. Ich teile das Kraut ein wenig. Nur zwei Schritte weiter steh ich im Dickicht und späh umher. Die Luft ist nass und doch habe ich einen trockenen Hals. Meine Augen tränen.
Da ertönt jenes unheimliche Geräusch erneut.
Bei der Heiligen Mutter unseres allmächtigen Herrn Jesus Christus, sein Name sei gepriesen zu aller Zeit, aber ich wage nicht mehr, zu zweifeln.
Da ist jemand!
Ich ducke mich, bereit, sofort dreinzuschlagen, sollte mir ein Wilder entgegenstürzen. Bin mir ganz sicher, dass dort ein Indio im Gesträuch auf mich lauert, denn ein Tier wäre wohl längst geflüchtet.
»Komm her, zeig dich, Hundsfott heidnischer ...«
Schritt für Schritt tauche ich jetzt ein in den immer dichter werdenden Wald. Ich bewege mich dabei langsam und vorsichtig.
»Los doch, zeig dich!«
Ringsum bewegt sich Käfergetier und sonst allerlei, Moskitoschwärme und jene großen Raupen, die bunt sind wie schillernde Steine, aber berührt man sie, so brennt einem die Hand viele Tage lang.
»... zeig dich schon ... feiger Hund, du ...«
Jedes Wort presse ich zwischen meinen Lippen hervor. Der Boden, das Gezweig, alles hier knistert und raschelt. Oh, wie hasse ich den Wald und vor allem mich und mein großes Maul!
Einmal blicke ich mich schnell über die Schulter um, und ich meine, Agustín zu sehen, aber bin mir nicht sicher.
Er ist ein Feigling, ein Feigling, ein Feigling ...
Ich hab es gewusst.
Er ist ein Feigling, und er bepisst sich selbst!
O heilige Jungfrau Maria, Mutter unseres Herrn, was tu ich hier?
Da rauscht es in jenem Gesträuch vor mir, und etwas springt auf mich zu. Ich tu einen Schrei, aber mehr, wie wenn ich jetzt gleich dreinschlage und keinesfalls so wie in großer Furcht! Aber statt dass ich meine Toledoklinge in diesen Schatten hineinhaue, weiche ich zurück, bis ich mit dem Rücken gegen einen Baum stoße, und ich schreie erneut. Es ist groß, dunkel, von einer Gestalt wie ein Mensch.
Agustín ist auf einmal neben mir.
Braver Agustín!
Will nie wieder ein böses Wort über ihn sagen. Er ist bei mir, und gemeinsam starren wir auf das Wesen vor uns, das auf der Erde kauert und gurgelnde Laute von sich gibt. Über und über voll Blut und Dreck, bewegungslos, ist diese Kreatur völlig nackt. Kein Fetzen Stoff, nirgendwo. Ihr Haar ist lang und war wohl einst hell wie Flachs. Jetzt ist es wie dichtes Moos, voller Grün, und es ist schwer vor Schmutz. Noch einmal stöhnt es auf wie im Fieber, und dann sinkt es zu Boden. So als wäre es tot. Aber eines ist sicher: Es ist ein Mann und wohl ein Christenmensch so wie wir.
Agustín hat die Arkebuse nicht zu Boden gelegt. Nur die Lunte macht er aus. Dann geht er hin, setzt mit seinem Stiefel an und dreht den Mann vorsichtig um.
Bei allen Wesen der Hölle, welch ein Anblick!
Der Körper blutig, voll schwärender Wunden, darauf Gewürm und allerlei übles Kriechgetier, und selbst da, wo wir ein Menschenantlitz zu sehen glauben, ist alles bedeckt von Ameisen und Fliegen. Sie bewegen sich emsig, zeigen kein Stück Haut von dem Gesicht. Die Augen, die Nase und die Stirn über den Brauen sind nicht zu sehen vor lauter Getier. Aber das schlimmste ist der Mund. Dort ist nichts, wo ein solcher sein sollte. Nur blau geschwollen, dick wie eine Ader voll schwarzem Blut.
Agustín beugt sich über den Mann und macht sogleich einen Schritt zurück. Ich sehe sein Gesicht und hör seine Stimme, wie er voller Entsetzen spricht.
»Bei allen Heiligen! Sieh nur sein Maul ... da, sieh doch! Es ist zugenäht!«
Ich sehe genau hin, und es ist so, wie er sagt. Wie eine feine Naht ist dem Mann der Mund vernäht, und das Garn dazu ist voller Getier, das sich daran gütlich tut. Maden, die Leiber weiß und gelb, und überall kleine Fliegen, blau und grün schillernd ihre Flügel. Fliegen, überall Fliegen ...
Ich sehe dies, und dann kotz ich mir auf einmal schier das Gedärm aus dem Leib, so als ob ich einen bösen Tritt in meinen Wanst bekommen hätte.
Zweiter Eintrag der privaten Notizen des Conde Don Ricardo de Molinar, Conquistador und Capitan admiral, niedergeschrieben von ihm selbst.
Worin ich berichte, was sich wirklich und wahrhaftig zugetragen hat bei jener besonderen Mission, womit ich betraut von Seiner allergnädigsten Majestät Karl, König von Spanien.
Geliebte Ines,
als jener heftige Sturm losbrach, waren wir in einem Teil des Ozeans, den der Genueser Sargasso nannte. Hier verlor ich zwei unserer Schiffe aus den Augen. Dieses Missgeschick – und ich wage nicht, von einem Unglück zu berichten, denn dies hieße, solches herbeizureden – dieses Missgeschick also traf die San Férnando de Christobál und die Cádiz. Ich hoffe und flehe zu Gott, dass keine der beiden Karavellen von den Wellen verschlungen wurde. Beide Schiffe haben wohl tüchtige piloten, aber beim Andenken an meine selige großherzige Mutter, dieser Sturm war so grausam, dass jeder von uns glauben musste, die Elemente wären nicht von dieser Welt.
Das Wasser war in seiner Gewalt furchtbar, die Wellen so hoch wie ein Gebirge! Immer wenn eine solche Woge heranrollte, wie ein Berg in massiver grauer Gestalt und dabei doch glasig, wie eben Wasser ist, mit unsichtbarer Kraft und ohne Laut, war keiner mehr an Bord, der sich nicht in Gottes Hand befahl. Niemals in meinem Leben zuvor hörte ich solche Schreie der Angst und zugleich tiefen Entsetzens der Männer, wenn sie bei fahlem Licht dieses Grauen wahrnahmen. Denn jedes Mal, wenn ein solcher Berg aus Wasser unser Schiff traf, war es so, als müsste alles Holz augenblicklich zerbrechen und Beute der Wellen und des Sturms werden. Wir konnten nichts tun, als uns irgendwo festzuhalten und um unser Leben zu beten. Dieser schwere Sturm hielt zwei Tage und zwei Nächte an. Keiner von uns trug auch nur einen Zoll trockenen Fadens auf der Haut. Dabei ließ ich all die Zeit pumpen, und trotzdem reichte das Wasser im Unterdeck den Männern bis über die Hüften. Gleiches geschah auf der Aragón. Obwohl sie immer in unserer Nähe war, sahen wir sie in jenen Tagen und Nächten des Sturmes nicht. Ich lüge nicht bei der Behauptung, dass wir mit den Elementen um unser Leben kämpften.
Aber nun ist der Sturm vorüber, und ich habe halten lassen. Die beiden Schiffe sind aus dem Wind gedreht und nun ohne Fahrt. Die Aragón ist schwer beschädigt worden, aber noch fahrtüchtig. Zwölf Seeleute hat das Meer geholt, und es fehlt jede Spur von ihnen. Auf meinem Schiff, der Santa Luìsa, der Segen Gottes und seine schützende Allmacht weiche keinen Moment von ihr, sind viele Schäden zu beklagen. Aber wie durch ein Wunder ist keiner der Männer über Bord gegangen. Dafür gab es hässliche Blessuren und viele gebrochene Gliedmaßen, derer sich unser Bruder Bernabé nun eifrig annimmt.
Auf meinen Befehl hin ward auf meinem Schiff Rat gehalten. Alle Hauptleute habe ich hierzu versammelt. Nach Ansicht meines braven Piloten, dem Capitan de Tovar, kann die Küste des neuen Landes nicht mehr weit sein. Wir sehen seit zwei Stunden große Vogelschwärme. Wohl eine Art wilde Taube, wie sie mir bislang gänzlich unbekannt war. Tovar sagt, dass diese Tiere, so weit sie auch fliegen, auf festem Land schlafen.
So ließ ich erneut Segel setzen, und wir segelten weiter, immer noch in der Hoffnung, auf die beiden anderen Schiffe zu stoßen. Ich habe zwei Augsburger Dukaten demjenigen versprochen, der sie zuerst entdeckt.
Don Ricardo de MolinarConquistador und Capitan admiralgezeichnet und gesiegelt von eigener Handam 16. Mai 1518.
***
»Exzellenz!«
Ohne eine Antwort abzuwarten, stürmte der Mann in das Zelt des Capitan. Der lag auf einer Pritsche, ganz aus rohem Holz, und hatte sich ein nasses Tuch über Stirn und Augen gelegt. Er riss es herunter und warf einen wütenden Blick auf den Mann.
»Ihr gottlosen Hurensöhne, ihr!«, fluchte er, »wie oft hab ich euch befohlen, zu warten, bis ich euch rufe? So verlangt's der Anstand, die Sitte. Aber nein ...«
Der Conquistador hatte sich aufgerichtet und sah den keuchenden Mann vor sich.
»Nun rede, Bursche, was ist los?«
»Exzellenz, die Wachen haben einen Mann gefunden.«
»Einen Mann? Was für einen Mann?«
»Einen Weißen ...«
»Raffaello, bist du besoffen, dass du mir solch eine farce erzählst?«
Der tercio schüttelte den Kopf und rang nach Atem. Es dauerte ein wenig, bis er sich vom Laufen in der heißen Sonne wieder beruhigt hatte.
»Agustín und Luis hatten Wache. Sie fanden einen Mann.«
»Beim Leibhaftigen, rede nicht in solchen Rätseln zu mir.«
»Exzellenz, er kommt aus dem Wald, ist aber wohl ein weißer Mann. Er hat Schlimmes durchgestanden.«
»Ist er einer von Don de Molinars Männern?«
»Wer weiß, Exzellenz, der Mann ist ohne Sprache und in einem üblen Zustand.«
»Warum ohne Sprache?«
Der Söldner erzählte seinem Capitan von der Entdeckung, welche die beiden Wachposten bei dem Unbekannten gemacht hatten. Als der Mann geendet hatte, war der Capitan aufgestanden. Er schüttelte nur ungläubig den Kopf, um sich sogleich eine schwarze Weste aus schwerem Leder überzustreifen, die mit prächtigen silbernen Schnüren verziert war. Dann griff er nach seinem Schwert und hängte es über die Schulter. Wie alle tercios trug er nicht nur eine Waffe. Er ging nie umher ohne sein langes Stilett in einem feinen Futteral, seit er den Boden des neuen Landes betreten hatte.
»Madonna, was für eine Geschichte.«
Statt einer Antwort rollte der Bote nur mit den Augen und schüttelte den Kopf.
»Führ mich zu ihm!«, befahl der Capitan.
Als der Offizier den Mann gesehen hatte, atmete auch er schwer, so wie ein Mann, der in glühender Hitze mehr als eine viertel Meile gelaufen war. Der Anblick ließ ihn, einen altgedienten Soldaten, erschrecken. Dann stürzte er los, um seinem Conde, dem Capitan admiral Don Enrique Garcia de Molinar, selbst zu berichten.
Dritter Eintrag der privaten Notizen des Conde Don Ricardo de Molinar, Conquistador und Capitan admiral, niedergeschrieben von ihm selbst.
Worin ich berichte, was sich wirklich und wahrhaftig zugetragen hat bei jener besonderen Mission, womit ich betraut von Seiner allergnädigsten Majestät Karl, König von Spanien.
Geliebte!
Terra nuova! Endlich sahen wir Land!
Endlich, niemand wollte es mehr glauben, aber wahrhaftig haben wir nur einen Tag nach dem Ende des schweren Sturmes Land gesichtet. Dies muss die Küste der neuen Welt über dem Meer sein. Wo wir uns genau befinden, weiß im Moment niemand mit Bestimmtheit zu sagen. Sicher ist, dass wir sehr weit im Süden gelandet sind. Vielleicht in einem Teil, den die Portugiesen ihr Eigen nennen. Die San Férnando de Christobál und die Cádiz aber haben wir nicht mehr gefunden. Darüber bin ich zutiefst besorgt. Nicht nur, weil beide Schiffe einen großen Teil der Ladung für diese Mission mit sich führten, sondern auch, weil unsere Mannschaften jetzt nur noch halb so groß sind. Viele tercios fuhren auf diesen beiden Schiffen, und auf jeden Mann kamen fünf Pfund Pulver. Noch hoffe ich, Spuren der beiden Schiffe zu finden. Aber nichts davon ist zu sehen. Keine Planke, kein Stück Segel, nicht ein Fass schwimmt auf dem Wasser. Welch ein Unglück!
Nun liegen wir seit zwei Tagen auf der Reede vor Anker und sind voll der Neugierde auf dieses unbekannte Land. Ich muss gestehen, dass sich trotz der schlechten Vorzeichen mein Glück kaum beschreiben lässt, als ich nach Wochen dieser schweren Überfahrt endlich den ersehnten Ausruf hörte, dass Land in Sicht sei. So wie ich fühlten auch die Männer auf den Schiffen. Sehr bald nach meinem Fortgehen aus Sevilla habe ich gesehen, dass meine Aufgabe doppelt wiegt. Dies, geliebte Freundin, weil ich nur auf wenige brave Männer bauen kann und sonst ganz auf mich selbst gestellt bin. Der größte Teil der Mannschaft besteht aus Tagelöhnern, den peónes, und tercios, die sich mir nur anschlossen, weil sie gelockt wurden von dem, was man sich an wundersamen Geschichten über das neue Land erzählt, von all dem Gold und der Pracht, wie sie nie zuvor ein Mensch in Spanien gesehen hat. Trotzdem musste ich zuletzt doch noch mit einem Teil der Seeleute aus den Kerkern von Barcelona und Alicante vorlieb nehmen. Denn viel zu viele wollten keinen Kontrakt mit mir und meiner Expedition eingehen. So gierig sie nach den Schätzen der Neuen Welt sind, so sehr fürchten sie die Reise und all das Unbekannte dort.
Jetzt ist es früher Morgen und die einzige Zeit des Tages, in der die Luft angenehm und frisch ist. Noch lässt sich jede Brise atmen. Später wird ein heißer, fauliger Geruch vom Land her wehen, der sich nur manchmal mit einem Moment feinen Duftes vermischt, der von einem Gewürz stammt, das sich roter Pfeffer nennt.
Die Küste hier leuchtet weiß. Dies rührt von jenem breiten Saum aus schneeweißem Sand her. Das Licht darauf ist von solch schmerzhafter Helligkeit, wie ich es nur von frischem Schnee im kalten Sonnenlicht her kenne. Der Anblick über den Strand und den dahinter liegenden Wald, der sich bis fast an das Wasser erstreckt, ist prächtig. Trotzdem, zu keiner Zeit meines Lebens habe ich solch einen Wald gesehen, so üppig und saftig und dabei doch so abweisend und so dicht, dass kein Christenmensch ihn betreten mag, ohne das sonderbare Gefühl von Unbehagen zu spüren. Dazu diese Geräusche, die wir alle ohne Unterlass hören können. Obwohl all dieses Rufen und Lärmen von mancherlei Kreatur stammt, ist nichts dergleichen zu sehen. Nur manchmal fliegen Vögel auf, bunt, Papageien genannt, wie sie schon Colón bei seinen Fahrten mit nach Spanien gebracht hat. Überhaupt kein Verbündeter unserer Sache ist die Hitze. Wir ankern wohl unweit eines Flusses, denn ein stetiger Strom lehmigen Wassers ergießt sich hier an den Strand und wird von der Brandung des Meeres zerspült. Jedoch ist sein Wasser nicht zu genießen. So lasse ich die Männer mit den Booten nach frischem Wasser suchen. Sie tun dies seit unserer Ankunft jetzt zum wiederholten Male, aber sie müssen weit rudern, um die Fässer füllen zu können. Gestern wollte sich einer der Katalanen gar eine Erfrischung im Meer verschaffen. Doch kaum war sein Leib für nur einen Augenblick unter Wasser, ward dem Mann das Bein von einem großen Hai glatt abgebissen, und er blutete aus, bevor wir ihn aus dem Wasser ziehen konnten. Enrique Garcia de Molinar, Capitan eines meiner Schiffe und, wie Ihr wissen müsst, mein Vetter, befahl, die Leiche ohne ein Wort des Gebetes zurück ins Wasser zu werfen, was für seine Rohheit spricht. Insgeheim war ich immer dagegen, ihn mit auf diese Reise zu nehmen, aber er ist nun einmal vom gleichen Blut, auch wenn er in der Rangfolge unserer Familie niedrig steht. Aber ich gestehe, dass ich all die Zeit auf See hoffte, ihn zu einem braven Verbündeten meiner Sache zu machen. Aber bisher weiß ich nicht, ob mir dies gelingen wird. Mein Vetter ist laut und grob, mit wenig feinen Manieren, zudem ohne Respekt vor großen Namen. Damit meine ich jene, welche mit an Spaniens Größe schrieben. Sogleich ist er auch ohne jegliche Ehrfurcht vor Wundern, und damit meine ich solche, welche aufgezeichnet sind im Heiligen Buch unseres Glaubens. Meist geht sein Reden einher mit Spott, ja tiefer Verachtung über solcherlei Zeugnis. Er ist mir an Lebensjahren fast gleich, und doch denke ich manchmal, dass wir nicht vom selben Stamm des Blutes sind. Sein ganzes Trachten ist von einer Gier, wie ich sie nicht verstehen kann. Ja, ich gestehe Euch, keine Banden des Blutes ihm gegenüber zu verspüren, aber ich bemühte mich in all der Zeit, es ihn nie merken zu lassen. Er ist wohl ein guter Kämpfer, ohne Zweifel ein Meister mit dem Schwert aus Toledo. Und ich zweifle nicht an seinem Geschick, die Männer zu führen, denn sie fürchten ihn sehr. Aber ich will bei dieser großen Aufgabe keinen Mann an meiner Seite, der die Größe und die Herrlichkeit dieser Sache nicht versteht. Es werden sich zu gegebener Zeit eigene Aufgaben für ihn finden lassen, und er wird sie annehmen, denn sie sind Auszeichnung für einen Mann seines Ranges. Doch noch muss ich behutsam sein und ihn nicht merken lassen, wie sehr ich von seinem Benehmen abgestoßen bin.
Don Ricardo de Molinar
Conquistador und Capitan admiral
gezeichnet und gesiegelt von eigener Hand
am 22. Mai 1518.
***
Als der Conde Enrique de Molinar und sein Capitan das Zelt betraten, kniete der Mönch neben dem einfachen Lager und flößte dem Mann mit einem nassen Tuch etwas Wasser ein. Der Mann konnte nicht selbst trinken. Enrique Garcia de Molinar hielt sich die Hand vor sein Gesicht, denn es stank in der schwülen Luft nach Fäulnis, Eiter und Blut, und bei jeder Bewegung des frommen Bruders flog brummend ein großer Fliegenschwarm auf.
Der Mann sah entsetzlich aus.
Sein Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit verschwollen und mit einer Vielzahl kleiner, offener Wunden bedeckt. Das Haar hatte der Mönch mit einer Klinge kurz rasiert, um die zahllosen Verletzungen und Ekzeme auf dem Kopf behandeln zu können. Auch den Bart des Mannes hatte er gestutzt, um den zugenähten Mund behutsam öffnen zu können. Aber noch immer floss der Eiter in feinen Rinnsalen aus den Mundwinkeln.
»Wer ist das?«, wollte Don Enrique Garcia de Molinar wissen.
Der Mönch schüttelte den Kopf.
»Ich kann Euch nichts sagen, Exzellenz. Noch hat er nicht gesprochen. Aber er ist ein weißer Mann. Dies ist gewiss.«
Der Conde trat ein wenig näher.
»Was macht Euch so sicher?«
Der Mönch ergriff eine Hand des Mannes. Der Handrücken war braun gebrannt und mit Narben und kleinen eiternden Wunden übersät. Aber deutlich war das Bild eines Schiffes, wohl eine Karavelle, in voller Takelung zu sehen. Eine kunstvolle Tätowierung, bereits vor Jahren gestochen.
»Seeleute tun dies gerne, und der dies getan, hatte eine geübte Hand«, erklärte Bernabé.
Der Conde nickte zum Verständnis.
»Wann kann er sprechen?« fragte er ungeduldig.
Der Bruder wog bedächtig den Kopf.
»Euer Gnaden, ich habe ihm die Lippen ein wenig geöffnet. Aber seine Wangen und sein Gaumen sind blutig wund und verwachsen. Eine barbarische Strafe, die ihm da widerfahren ist. Er muss sich sehr versündigt haben. Es wird dauern, bis er wieder sprechen kann, und dann nur ein paar Worte. Denn das Erlebte hat ihm wohl den Verstand geraubt. Aber seht, Euer Gnaden, seht her, was ich hier bei ihm gefunden habe.«
Er erhob sich und trat an einen Tisch, der unweit des Krankenlagers stand, rückte ein paar Tücher und eine tönerne Schale voll Wasser zur Seite und schob auf den freien Platz ein Stück blutiges Tuch.
»Das trug der Mann unter seiner Zunge im Mund, während all der Zeit«, sagte der Mönch.
Als er es aufschlug, lag darauf ein dunkler, formloser Klumpen. Garcia de Molinar verzog sein Gesicht, während er sich mit der Hand Luft zufächelte. Auch sein Capitan atmete schwer.
»Was für ein Gestank. Bei allen Teufeln, was ist das?«
»Ich muss es noch waschen und werde dazu etwas Essig nehmen, dann löst sich all das Blut«, erklärte der Mönch eifrig.
Der Conde wie auch der Capitan betrachteten angewidert das unförmige Stück, das schwarz war von geronnenem Blut.
»Sagt schon, was ist das?«, fragte der Conde.
»Es ist ein Goldklumpen, Exzellenz, pures Gold«, antwortete der Mönch und strahlte bei diesen Worten über das ganze Gesicht.
Vierter Eintrag der privaten Notizen des Conde Don Ricardo de Molinar, Conquistador und Capitan admiral, niedergeschrieben von ihm selbst.
Worin ich berichte, was sich wirklich und wahrhaftig zugetragen hat bei jener besonderen Mission, womit ich betraut von Seiner allergnädigsten Majestät Karl, König von Spanien.
Meine geliebte Ines,