Die Rückkehr des Baumeisters - Ellis Peters - E-Book

Die Rückkehr des Baumeisters E-Book

Ellis Peters

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Beschreibung

Der dritte und letzte Band der großen Mittelalter-Trilogie über den genialen Baumeister Harry Talvace von Ellis Peters: ein literarisches Glanzstück Der junge Harry Talvace wird vom Mörder seines Vaters auf der Burg am Ufer des Severn gefangenhalten. Aber aus der Feindschaft zwischen dem Baumeister und Isambard erwächst Respekt und schließlich sogar Freundschaft. Zu spät erkennt der Burgherr, dass es sein eigener Sohn ist, der im gefährlich werden soll. In einem dramatischen Kampf stehen ihm nun auch seine einstigen Widersacher zur Seite - aber erst als auch die Toten zur Ruhe kommen, kann Harry das Erbe seines Vaters antreten. Der dritte Band der großartigen Trilogie aus der Feder der Bestsellerautorin Ellis Peters, auch bekannt unter ihrem Klarnamen Edith Pargeter. Die weiteren Bände der »Heaven Tree«-Reihe von Ellis Peters, »Der Baumeister von Albion« und »Die Rückkehr des Baumeisters« sind ebenfalls bei Piper erschienen.

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Übersetzung aus dem Englischen von Marcel Bieger und Barbara Röhl

 

ISBN 978-3-492-98351-8

© 1963 Edith Pargeter

 

Titel der englischen Originalausgabe: »The Scarlet Seed«

 

Deutschsprachige Ausgabe:

© Piper Verlag GmbH, München 2001

© dieser Ausgabe: Piper Fahrenheit, ein Imprint der Piper Verlag GmbH, München 2017

Covergestaltung: FAVORITBUERO, München

Covermotiv: DarkBird/shutterstock

Datenkonvertierung: abavo GmbH, Buchloe

 

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Inhalt

Cover & Impressum

Kapitel eins

Kapitel zwei

Kapitel drei

Kapitel vier

Kapitel fünf

Kapitel sechs

Kapitel Sieben

Kapitel Acht

Kapitel neun

Kapitel zehn

Epilog

Kapitel eins

Parfois/Shrewsbury: August 1232

Die stumpfen Turnierschwerter trafen sich klirrend mitten in der Luft und erfüllten das Sonnenlicht mit blauen Funken. Der Zusammenprall war so stark, daß Harry der Schmerz vom Handgelenk bis hinauf in die Schulter fuhr. Aber er behielt die Waffe fest in der Hand und drückte die Klinge seines Gegners so gut er konnte um wenige Zoll von seinem Haupt weg. Wenn das Schwert ihn getroffen hätte, wäre er bestenfalls bewußtlos zusammengebrochen; schlimmstenfalls hätte man ihn mit eingeschlagenem Schädel vom Übungsplatz getragen. Der alte Nicholas Stury schonte niemanden. Manchmal argwöhnte der Jüngling, daß der Fechtmeister es heimlich genoß, den jungen Adeligen, welche zu ihm in den Unterricht geschickt wurden, Schmerzen zuzufügen. Und gewiß gab es unter den jungen Männern nicht wenige, die sich vor ihm fürchteten.

Beide Kämpfer wirbelten beim Austausch von Hieb und Abwehr um die eigene Achse; dann wechselten sie mit zwei raschen Schritten die Position. Der Kreis der aufgeregten Gesichter drehte sich mit ihnen, und man hörte gedämpftes Stimmengewirr voller Erwartung und Anspannung. Harry kannte die Jünglinge zu gut, um zu glauben, sie stünden bei diesem Schwertkampf auf seiner Seite und würden zu ihm halten. Die meisten von ihnen tolerierten ihn und machten ihm das Leben nicht schwer. Einige der Fürstensöhne hatten sich in den zurückliegenden Monaten sogar mit ihm angefreundet. Aber wenn es ums Kämpfen ging, konnten sie, die sie doch alle Engländer waren, unmöglich einem Waliser und dazu noch Gefangenen Isambards den Sieg wünschen; nicht einmal gegen Stury, den sie alle aus tiefstem Herzen haßten. Mochte der alte Fechtmeister auch noch so herzlos sein, er gehörte zum Haushalt von Parfois und war damit einer der ihren. Deswegen drückten sie ihm gegen den Fremden die Daumen.

Nicholas war stolz auf den weitausladenden, starken Hieb, den er gegen den Kopf des Gegners gerichtet hatte. Vielleicht gefiel ihm daran auch nur, die Angst im Gesicht seines Gegenübers zu erkennen, bevor die Klinge traf, oder aber zu verfolgen, wie der Jüngling voller Verzweiflung den Schlag abwehrte. Harry konnte sich ausrechnen, daß Stury diesen Hieb über kurz oder lang ein weiteres Mal bei ihm versuchen würde. Doch das erschreckte ihn nicht, er kannte mehrere Möglichkeiten, mit einem solchen Angriff fertig zu werden. Der Jüngling wich geschickt nach rechts aus, wehrte ein paar Stöße und Hiebe ab, die nur dazu angelegt waren, ihn auf die falsche Fährte zu locken, und bedrängte seinerseits den Lehrer mit ein paar nicht weniger listigen Attacken.

Und dann kam der Hieb: hart, schnell und so plaziert, daß Harry trotz des gefütterten ledernen Übungshelms sicherlich in Ohnmacht gefallen wäre. Doch statt vor der Klinge zurückzuweichen und das eigene Schwert hochzureißen, um den Stahl von seinem Kopf abzulenken, duckte sich der Jüngling und tauchte unter der Waffe hindurch. Als er sich seitlich neben Stury befand, drehte er sein Schwert mit der Rückhand und bohrte dem Mann die stumpfe Spitze in die Rippen. Zu seiner grimmigen Freude beantwortete Nicholas das mit einem Stöhnen. Doch das reichte ihm nicht: Harry riß die Klinge hoch und stieß die Spitze in die Achselhöhle des immer noch ausgestreckten Armes von Stury. Es war eine symbolische Geste und sollte den Fechtmeister warnen, daß er ihn hätte töten können, wäre es bei diesem Kampf um Leben und Tod gegangen.

Die Jünglinge brüllten vor Begeisterung über den ehrlichen Sieg. Ein Page, der rittlings auf einer der Fensterbänke der Waffenkammer hockte, schrie mit seiner schrillen Stimme: »Treffer! Ein Treffer!« Die unverhohlene Freude auf dem Gesicht des Knaben wärmte Harry das Herz. Offenbar besaß er in dieser Schar doch einen Anhänger.

Walter Langholme, der Kammerdiener des Burgherrn, ließ seine Stimme ebenfalls vernehmen, und als Stury wutentbrannt erneut auf den Jüngling losgehen wollte, senkte er die lange Turnierlanze zwischen die beiden und stieß dem Fechtmeister dreimal das stumpfe Stangenende gegen die Brust.

»Das reicht. Talvace hat dich besiegt, Nick, und wenn du ehrlich bist, gestehst du dir das auch ein.«

Schon unter normalen Umständen wäre das dem erfahrenen Waffenmeister schwer genug gefallen; um so mehr, da es sich bei seinem allzu begabten Schüler um einen Ausländer und auch noch um einen Grünschnabel von gerade mal siebzehn Jahren handelte. Um einen Waliser, den eine Laune des Herrn von Parfois hierbehielt und der mit seiner Erlaubnis an den Spielen und Übungen der jungen Edelleute teilnehmen durfte.

»Er hat mich kaum berührt!« protestierte Nicholas und schob die Lanze mit einer riesigen Hand weg, die aus demselben Sandstein gemacht zu sein schien, aus dem die Stützpfeiler der Burg bestanden. »Das nennst du einen Treffer? Wenn ich nicht mit einem Fuß ausgeglitten wäre, hätte der Junge nie eine Gelegenheit gefunden, sich unter meinem Schwert hinwegzuducken!«

Harry trat in den Schatten der Waffenkammer und deponierte das Schwert auf dem Mäuerchen, das unterhalb der hohen Fenster verlief. Er nahm den wattierten Helm ab, ein grobes, einfaches Ding, das mit den zeremoniellen Turnierhelmen und ihren geschmückten und verzierten Formen gar nichts gemeinsam hatte. Darunter tauchte sein gerötetes Gesicht auf. Er atmete gierig die frische Luft ein. Der Page oben auf dem Sims warf ihm ein Tuch zu, und Harry wischte sich damit dankbar den Schweiß von Hals, Wangen und Stirn. Dann warf er es sich keck über die Schulter und erklärte:

»Dann stell dich mir zu einem neuen Zweikampf, wenn du mir diesen Sieg schon streitig machen willst. Mir ist das gleich. Was ich soeben vollbrachte, kann ich mit Leichtigkeit ein weiteres Mal tun.«

Unter den gegenwärtigen Umständen hätte er so etwas besser für sich behalten. Selbst bei denjenigen unter den Jünglingen, die etwas für ihn übrig hatten, löste das Empörung aus. Alle schrien auf und verlangten, daß den Worten Taten folgen sollten. Harry hingegen war sich insgeheim gar nicht so sicher, den Fechtmeister ein zweites Mal besiegen zu können. Stury einmal zu schlagen war vielleicht möglich; mit der nötigen Geduld und Vorsicht konnte das durchaus gelingen. Aber jetzt war sein Gegner vorgewarnt, und nach der Niederlage brannte er darauf, es seinem frechen Schüler heimzuzahlen. In dieser Situation war mit dem Mann nicht zu spaßen. Doch für solche Überlegungen war es nun zu spät. Er hatte die Herausforderung ausgesprochen und mußte auch dazu stehen. Der Jüngling nahm den Wasserkrug, der auf dem Mäuerchen stand, und löschte seinen Durst, während die anderen durcheinanderschrien, bis Langholme die Lanze schließlich in den Boden stieß und zur Ordnung aufrief.

Aus dem Schatten des Bogenganges, der zum inneren Burghof führte, ertönte jetzt eine klare, laute Stimme: »Talvace hat gesiegt. Das steht außer Frage. Wer will das anzweifeln?«

Der Lärm erstarb augenblicklich. Harry hatte keine Ahnung, wie es Isambard gelungen war, sich in dem allgemeinen Stimmengewirr verständlich zu machen. Vielleicht hatten die Jünglinge und Männer seine Worte mehr gespürt denn gehört; womöglich hatte seine Stimme auf geradem Weg den Nerv der Ehrfurcht in den Anwesenden getroffen, so wie kleine quietschende Geräusche manchmal Schmerz in den Zähnen verursachen. Mit drei kleinen Sätzen hatte Isambard es verstanden, Schweigen um sich herum zu verbreiten. Alle, die sich vor der Waffenkammer aufhielten, waren respektvoll aufgesprungen. Als der Burgherr zwischen ihnen hindurchschritt, waren sämtliche Blicke allein auf ihn gerichtet; und zwar mit der üblichen angespannten Aufmerksamkeit, die Harry nach langen Monaten zu erkennen wußte.

Ich bin hier anscheinend der einzige, der sich nicht vor ihm fürchtet, dachte er. Doch dann mußte er korrigierend hinzufügen: Nein, Langholme scheint keine Angst mehr vor ihm zu haben; nicht mehr, denn sie muß ihn einst beherrscht haben. Der Kammerdiener hat seinem Herrn in all diesen Jahren so nahegestanden, daß alle Angst vor ihm gewichen ist. Sicher sind die beiden mittlerweile so vertraut miteinander, daß dieses Gefühl nicht mehr vorhanden ist. Walter treibt nicht der Ehrgeiz um, selbst Ritter zu werden. Er ist zufrieden mit dem, was er hat. Isambard hat das erkannt und achtet ihn mit einer Wertschätzung, die er für keinen anderen in seinem Haushalt übrig hat.

Harry beobachtete die große, schlanke Gestalt des Herrn von Parfois, die aus dem Schatten auftauchte, auf sie zutrat und sich von der Stille, die sie selbst geschaffen hatte, nicht im mindesten beeindrucken ließ. Isambard eilte nicht zu ihnen, denn nicht einmal für Könige hatte er je seine Schritte beschleunigt. An diesem heißen Augusttag hatte er sich seines Waffenrockes und seiner Cotte entledigt. Sogar die Kragenbänder seines losen Leinenhemdes hatte er gelöst, und so konnte man seinen dürren, aber geraden Hals bewundern, auf dem sich die Sehnen straff wie angespannte Bogensehnen von der braunen Haut abhoben.

Isambard liebte die Sonne. So hatte er mehrere Spitzbogenfenster in die Mauern des Herrenturmes schlagen lassen, damit das Tageslicht seine Lieblingsgemächer durchfluten konnte. Auch hatte es den Anschein, als liebte die Sonne ihn ebensosehr; denn jedes Jahr bräunte der Sommer ihn so sehr, daß er seine dunkle Schönheit widergewann. Er verlor dadurch mindestens fünfzehn von seinen mittlerweile achtundsechzig Jahren, und mit seinen Gewändern aus flämischem Brokat sah er dann mehr als stattlich aus. Die Sonne konnte zwar nicht das Schwarz in sein eisengraues Haar zurückzaubern, das immer noch dicht und lockig wie das eines Jünglings sein Haupt zierte. Dafür vergoldeten die Strahlen seine wohlgeformten, hervortretenden Wangenknochen, den Unterkiefer und die von einigen Falten durchfurchte steile Stirn. Gleichzeitig bannte die Sonnenwärme alle Wintersteife aus seinen Knochen, so daß Isambard sich im Sommer immer noch wie ein junger Rehbock bewegen konnte und sein Antlitz glühte wie die rote Augustsonne in ihrem Zenit.

»Einen saubereren Treffer habe ich selten gesehen«, ließ der Burgherr sich vernehmen. »Der Jüngling hätte dir glatt das Herz aus dem Leib schneiden können. Du hast ihn zu gut unterrichtet, er kennt jede deiner Finten, jede deiner Bewegungen.«

»Wenn wir draußen auf dem Schlachtfeld gekämpft hätten, Mylord, hätte er mich niemals berührt. Doch den Treffer hier will ich nicht abstreiten.«

Das könnte Nicholas auch schlecht, sagte sich Harry grimmig, da Isambard ihn so scharf ansieht und soeben mit soviel Bestimmtheit erklärt hat, wo die Wahrheit liegt. Plötzlich überkam Harry erneut ein Widerwille gegen sie alle, und der wurde durch Isambards Worte nur noch verstärkt. Alle hier waren im Grunde genommen seine Feinde, und er wollte verdammt sein, wenn er sich jetzt mit ihnen aussöhnte.

»Herr, ich habe ihm einen neuen Zweikampf angeboten«, meldete sich Harry zu Wort, »damit er sich endlich zufriedengibt. Ich werde nicht auf dem Sieg beharren, den Nicholas einen reinen Glückstreffer nennt. Wenn ich den Schwertmeister noch einmal bezwinge, so sollten wir uns einen passenderen Namen für ›Glückstreffer‹ ausdenken.«

Der Jüngling goß etwas Wasser aus einem Krug auf seine Handgelenke und ließ sie in der heißen Luft des Vormittags trocknen. Harry wußte, daß er sich wie ein Narr aufführte, aber er war es nach sieben Monaten Gefangenschaft gründlich leid, sich vernünftig zu verhalten und sich geduldig und ohne Widerrede den Einschränkungen seiner isolierten Stellung im Kreise dieser Engländer zu unterwerfen. Wenn Stury beweisen konnte, daß er der bessere Schwertkämpfer war, dann sei’s drum. Aber Harry würde es ihm nicht leicht machen und seine Stellung erst dann aufgeben, wenn er durch einen Hieb wie ein Baum gefällt würde. Nein, niemals, nicht einmal um Isambards willen. Wenn alle im Haushalt Angst vor dem Burgherrn hatten, dann war das deren Sache – denn Harry gehörte nicht dazu. Er wollte ihnen beweisen, daß Fremdheit und Gefangenschaft ihn überlegen und nicht unterlegen machten. Harry erwiderte fest den Blick aus den tiefliegenden dunklen Augen, die ihn vom anderen Ende des Kreises betrachteten. Kein Lächeln huschte über Isambards Lippen. Der Jüngling wischte die Hände ab und dehnte die prickelnden Finger. Er spürte noch immer den Schmerz, der bis in seine Schulter gefahren war.

»Mit Eurer huldvollen Erlaubnis, Herr, ich stehe dem Schwertmeister zur Verfügung.«

Isambard aber hatte Stury das Turnierschwert abgenommen, umschloß jetzt den Griff mit seinen langen, mageren Fingern, stieß die Klingenspitze in den Boden und lehnte sich mit seinem Gewicht darauf, um die Stoßkraft dieser Waffe zu erproben.

»Nicht ganz meine Länge, aber gut genug. Wenn du denn bereit und willens bist, Harry, gewähre mir das Vergnügen, dich mit mir einige Minuten im Schwertkampf zu üben.«

Also will er nicht, daß der alte Waffenmeister sich endgültig zum Narren macht, dachte der Jüngling. Das Vorhaben Isambards überraschte ihn nicht, noch erfüllte es ihn mit Widerwillen. So soll ich jetzt meine Tracht Prügel dafür erhalten, den alten Nicholas übertölpelt zu haben. Nein, viel mehr noch, denn jetzt läßt er sich zum ersten Mal seit unserer ersten Begegnung dazu herab, mir die Möglichkeit zu gewähren, gegen ihn anzutreten.

Harry stellte sich breitbeinig hin und warf Isambard einen offen feindseligen Blick zu. Eine deutliche Geste der Herausforderung, die Isambard gewiß verstanden hatte, auch wenn sie all den anderen Anwesenden entgangen sein durfte.

»Doch muß ich Euch darauf hinweisen, Mylord, daß diese Angelegenheit nicht Euch und mich betrifft. Es war Meister Stury, der Genugtuung verlangte.«

All die jungen Edelleute im Rund grinsten jetzt und stießen sich an. Offensichtlich erfreute es sie, daß der Waliser lieber den Rückzug wählte, als gegen den Burgherrn anzutreten. Jemand, der nicht weit von Isambard stand, kicherte frech. Harry gönnte ihnen für einen Moment ihren Triumph, senkte aber keinen Augenblick die Augen. Isambard hatte sich die ganze Zeit über nicht bewegt und auch nicht gelächelt. Er wiegte das Schwert in der Hand, beobachtete Harry im schräg einfallenden Licht und wartete ohne das geringste Anzeichen von Ungeduld. Der Mann wußte, daß der Jüngling noch nicht sein letztes Wort gesprochen hatte.

»Aber wenn Ihr mich im Kampf mit stumpfen Schwertern erproben wollt, Herr, so will ich Euch gern einen Waffengang liefern, den Ihr so rasch nicht vergessen werdet.«

Nun rissen alle Umstehenden Münder und Augen auf und stöhnten über so viel Anmaßung und Unverschämtheit. Einige bewunderten ihn heimlich für seine Kühnheit und empfanden sogar ein wenig Mitleid für den närrischen Jüngling. Harrys Herz zog sich etwas zusammen, aber er ließ sich äußerlich nichts anmerken und wartete auf den Beginn des Kampfes. Nur Isambard stand völlig unbeweglich da und schien Harrys Herausforderung nicht mehr Bedeutung beizumessen als irgendeiner Bemerkung, die einer der Umstehenden von sich hätte geben können. Seine langen Finger, die den groben Schwertgriff hielten, zuckten nicht und schlossen sich nicht einmal fester um das Holz. Isambards Augen blickten an der Länge der Klinge entlang, sein Kopf hob sich langsam und elegant, und als er den Jüngling ansah, verriet sein Blick nichts, nicht einmal denen, die ihn von nahem betrachteten und nur darauf warteten, daß ihr Burgherr vorstürmte und den Frechling ganz nach Laune zu Boden streckte oder gleich erschlug.

Harry erwartete eine schroffe Ablehnung, und ein Teil seiner selbst, der Teil, wo Angst und berechtigte Furcht hausten, hätte sie willkommen geheißen. Aber diese großen dunklen Augen, die so klar aus ihren polierten Höhlen brannten, schauten ihn ganz ruhig an. Ihr Blick enthielt weder Ärger noch Ungeduld; aber das beruhigte den Jüngling nicht. Gleich wie man mit Isambard umsprang, er konnte einen auch ohne innere Regung töten.

»Walter, bring uns zwei Kampfschwerter.«

Sein Befehl klang ganz ruhig. Niemand der Umstehenden wagte, eine besorgte Miene aufzusetzen, wo doch der Herr selbst sich nicht beunruhigt zeigte. Langholme verschwand ohne ein Wort und stampfte in die Waffenkammer.

»Keine Hast, Harry«, mahnte der Burgherr, als er sah, daß der Jüngling sich schon wieder den Helm aufsetzen wollte. »Du bist ja gar nicht wieder zu Atem gekommen. Laß dir ruhig Zeit.«

»Dann werdet Ihr sicher Euren Lederharnisch anlegen wollen, Herr?« bemerkte Harry rasch, als er die Intention Isambards erkannte und sich sofort beleidigt fühlte.

»Sei unbesorgt, junger Freund, ich werde dir genau so gegenübertreten wie du mir.« Der Burgherr drehte mit der Fußspitze ein paar Koller um, entdeckte, daß sie ihm alle zu kurz waren, und folgte seinem Kammerdiener in die schattige Kühle der Waffenkammer.

Als Isambard sie nicht mehr hören konnte, atmeten die jungen Männer erleichtert auf, tadelten Harry und erteilten ihm Ratschläge. Diejenigen unter ihnen, die am meisten für den Waliser übrig hatten, beschimpften ihn rundheraus als Narren, da er sehenden Auges den Tod herausfordere; sie baten ihn, sich noch rechtzeitig von dem Zweikampf zurückzuziehen, auch wenn ihm dies Schande einbrächte. Die unter den Soldaten und jungen Männern aber, die Harry nicht gewogen waren, malten ihm voller Begeisterung aus, mit welcher Münze ihm seine Dreistigkeit heimgezahlt werden würde: bestenfalls erhielte er eine demütigende Lektion in der Kunst des Schwertfechtens, viel eher aber ging er eines Körperteils verlustig.

Aber nicht einer von ihnen sprach von Tod. Alle gingen davon aus, daß Isambard den Jüngling am Leben erhalten wollte. Schließlich hielt er den Waliser ja schon seit zwei Jahren auf der Burg fest, da hätte er ihm schon viel eher den Garaus machen können. Und da Isambards Pläne für Harry alles andere als den Tod vorzusehen schienen, konnte der Jüngling sich nicht einmal auf diese Weise von seiner Gefangenschaft befreien, mochte er den Burgherrn auch noch so sehr herausfordern und mit Schimpf überziehen. Der nämlich würde mit Harry spielen, bis er die Lust daran verlor. Er würde ihn zur Strafe für seine Unverschämtheiten mit Hieben eindecken, ihn aus einer oder mehreren Wunden bluten lassen, ihm eine entstellende Narbe beibringen, wenn ihm der Sinn danach stand, und ihn dann in Ruhe lassen.

Harry versperrte die Ohren vor all diesem Gerede, ließ weder Schmähung noch gutgemeinten Rat an sich heran, wartete mit ernster Miene und rieb sich die noch immer prickelnde Hand, um das Gefühl zurückzuerlangen. Was wußten diese Jünglinge denn schon, weswegen er sich vor dem fürchten mußte, was er angerichtet hatte? Diese Burschen erkannten ja noch nicht einmal das, was sich direkt vor ihren Augen abspielte. Nur Harry wußte, wieviel tödlicher Ernst in diesem gefährlichen Zweikampf steckte. Doch der Jüngling fürchtete sich vor dieser Auseinandersetzung nicht und spürte schon die Kampfeslust in seinen Eingeweiden brennen. Natürlich war ihm in diesen Minuten auch die Furcht nicht fremd. Es war die Furcht vor dem Scheitern und die kreatürliche Angst aller Lebewesen vor dem Sterben. Doch davon wollte Harry sich nicht beeinträchtigen lassen, und als Isambard aus der Waffenkammer zurückkehrte, hatten sich diese Ängste längst verflüchtigt. Nur zwei Gefühle blieben übrig: der süße Haß und der Stolz.

Langholme drängte mit einer quergelegten Turnierlanze gegen die herandrängenden Neugierigen und schuf für seinen Herrn und den walisischen Jüngling ausreichend Platz zum Kämpfen. Beide hatten lange Arme. Harry übertraf seinen verstorbenen Vater an Körpergröße bereits um fünf oder sechs Fingerbreit; und Isambard überragte ihn um weitere drei bis vier Zoll. Außerdem saß das junge Fleisch des Walisers auf leichteren und dünneren Knochen. Man mußte ihm zumindest genügend Raum lassen, um zurückzuweichen, sollte Isambard es darauf angelegt haben, ihm eine Lehre zu erteilen. Langholme schwang die Lanze im Rund, ohne auf die Umstehenden Rücksicht zu nehmen, und wirkte überhaupt nicht glücklich. Wer hätte auch ahnen können, was aus einer harmlosen Schwertbalgerei erwachsen würde?

»Ja, macht Platz«, gebot auch der Burgherr und blickte durch das aufgeklappte Visier seines Übungshelms. Sein strenger Blick ließ die Jünglinge noch weiter zurückweichen, als Langholmes Lanze das vermochte. »Und schaff diesen Abfall hier fort, Nicholas, ehe wir noch darüber stolpern.« Er trat gegen den Haufen von Harnischen aus Leder und gewalktem Stoff und wartete, bis sie diensteifrig aus dem Weg geräumt wurden. »Alter, du wirst darüber wachen, daß die Regeln eingehalten werden. Und nun zu dir, Harry: Bist du bereit, dir den Kopfschutz aufzusetzen?«

»Bis zum ersten Treffer, Mylord?« fragte der Leibdiener hoffnungsvoll, während Isambard sein Visier schloß.

»So, wie Harry es will. Ich erkläre mich mit allem einverstanden.« Schatten bedeckten die leuchtenden Augen, und aus der Stimme, die aus dem Helm ertönte, ließ sich keine Gefühlsregung heraushören.

»Bis einer von uns bezwungen ist«, erklärte der Jüngling und hütete sich davor, die Worte ›auf Leben und Tod‹ zu gebrauchen. Dies war allein ihrer beider Geheimnis, und kein Außenstehender sollte je davon erfahren.

Nun waren sie ganz auf sich allein gestellt. Die Sache duldete nur einen Ausgang, kannte nur ein Ende. Langholme senkte zum Zeichen des Beginns die Lanze. Sofort umtänzelten sich die beiden behende und entschlossen, als vollführten sie einen Tanz vor einem Spiegel. Der Kreis der starrenden Gesichter, der Ring von weit aufgerissenen Augen verging wie erlöschender Kerzenschein. Das beharrliche Murmeln der Umstehenden, die nicht laut zu sprechen wagten, wandelte sich in Schweigen. Die beiden Kämpfer befanden sich plötzlich ganz allein auf der Welt, so wie sie in gewissem Sinne immer ganz auf sich gestellt gewesen waren auf diesem Erdenrund. Diesmal standen sie sich bewaffnet gegenüber wie damals bei ihrer ersten Begegnung, als der Knabe, wild entschlossen, die Rechnung zu begleichen, die noch von seinem Vater stammte, den Mann angegangen war, der soviel Schuld auf sich geladen hatte.

Harry ließ die ausgewogenen Bewegungen des gegnerischen Schwertes nicht aus dem Auge. Gleichzeitig ging er in Gedanken die Ursachen seines Hasses durch und zügelte die Hoffnung auf die Erfüllung seiner Rache.

Ihr seid derjenige, der meinen Vater und seinen Ziehbruder Adam Boteler hierher gebracht hat, damit sie Euch eine prächtige Kathedrale errichteten. Hat er Euch etwa nicht das gegeben, was Ihr von ihm verlangt habt? Hat er Euch sonstwie schlecht gedient? Ihr kennt die Antwort darauf sehr wohl. In seiner Kirche traf ich Euch das erste Mal. Ich sah, wie Ihr andächtig das Werk meines Vaters bestauntet, und Ihr erkanntet die Perfektion seines Werkes. Ihr selbst habt mir davon erzählt, und Ihr habt damals in mir nach seinem Talent gesucht. So sagt mir doch, Mylord, in welcher Weise er falsch an Euch handelte. Wie hat er Euch erzürnt? Etwa damit, daß er Euch einen gefangenen walisischen Fürstensohn, einen neunjährigen Knaben, entwandte, den Ihr auf Geheiß König Johanns hinrichten lassen wolltet? Hat es Euch wütend gemacht, daß mein Vater den Knaben mit Adam zu seinem Ziehvater, Fürst Llewelyn, schickte? War das alles? Ihr habt ihn verfolgt, weil er König Johann um Owen ap Ivor betrog und Euch um Eure Treue zum Herrscher – eine Treue, die Ihr doch selbst verabscheut habt, von der Ihr aber nicht lassen wolltet. Und dann kehrte Euer Baumeister zu Euch zurück, begab sich wieder in Eure Gewalt, denn er hatte geschworen, Euch nicht im Stich zu lassen, bis sein Werk vollendet war. Und er beendete die Arbeiten an der Kathedrale, vollbrachte das in Ketten. Doch als der letzte Stein gesetzt und das Gerüst abgebaut war, habt Ihr ihn vor seine Kirche gezerrt, damit er dort den gräßlichen Tod eines Verräters starb.

»Euer Herz«, habt Ihr ihm gedroht, »ich werde es Euch bei lebendigem Leib herausreißen!« Und genau das hättet Ihr auch getan, wäre nicht Madonna Benedetta gewesen, die Ihr aus Paris mitgeführt hattet. Madonna Benedetta, die Ihr geliebt habt, machte sich insgeheim daran, einen besseren Tod für meinen Vater zu finden, ein sauberes und rasches Ende. Das gelang ihr mit der Hilfe von John, dem Pfeilmacher. Aber selbst dann konntet Ihr es noch nicht gut sein lassen! Und auch Benedetta traf Eure Rache, weil sie meinen Vater liebte und ihn vor Eurer Hinrichtung rettete!

Ihr habt sie beide, die Lebende und den Toten, ihrer Kleider beraubt, sie aneinander gebunden und den Fluten des Severn übergeben, auf daß sie einander bis in alle Ewigkeit in den Armen lagen und gemeinsam verrotteten. So wäre es auch gekommen, wenn John, der Pfeilmacher, die beiden nicht aus dem Wasser gezogen, ihr das Leben gerettet und ihn in aller Stille in Strata Marcella beerdigt hätte. Aber Ihr gebt niemals auf, nicht wahr, so sehr treibt Euch Euer teuflischer Wille an. Ihr habt die Fährte der beiden wiederaufgenommen. Ihr habt meine arme, kleine Mutter, die von meiner Geburt noch geschwächt war, dort aufgespürt, wo Benedetta uns versteckt hatte. Ihr habt uns drei gejagt und über die Grenze bis nach Gwynedd verfolgt. Doch wir retteten uns an einen Zufluchtsort, den Ihr nicht vorhergesehen hattet. An den Herrensitz von Fürst Llewelyn, der uns in Freundschaft aufnahm und sich liebevoll um uns kümmerte. Habt Ihr etwa geglaubt, Mylord, ich würde nicht zurückkehren? Dachtet Ihr, Ihr würdet nie mehr von einem Talvace behelligt werden? Habt Ihr Euch eingebildet, die ganze Geschichte würde damit ihr Ende finden?

Doch Harry war damals zu früh losgezogen, um Rache zu nehmen. Mit fünfzehn Jahren hatte er die Sandsteinböschung erstiegen und sich in der Kirche versteckt. Er hoffte, dort eine Gelegenheit zu erhalten, sich nach Parfois hineinzuschleichen, um vor Ort sein Werk zu vollenden. Dort in der Kathedrale waren sie sich zum ersten Mal begegnet, und dort hatte der Jüngling auch sein Bestes versucht, um Isambard zu töten. Um jeden Preis hatte er ihn umbringen wollen, selbst wenn er mit seinem eigenen Leben hätte bezahlen müssen. Harry erinnerte sich an das bittere Ringen unter dem Dach, als wäre es gestern gewesen. An den verzweifelten Sprung, mit dem er seinen Feind mit sich über den Rand reißen wollte. Zehn Meter tief bis hinab auf den Mittelgang. Er spürte heute noch die schlanke Hand, die unbarmherzig seinen Kragen packte – Cotte, Hemd, Fleisch und alles –, den Jüngling wieder heraufzog und ihn gegen die Wand schleuderte, direkt unter die Kragsteine, die sein Vater geschaffen hatte. Harry erinnerte sich an all das mit einer Wut, die sein Blut in Wallung brachte und seine Wange brennen ließ. Denn die hatte damals die drei schnellen, harten Streiche von derselben Hand empfangen, die jetzt ihm gegenüber das Schwert hielt und niedrig zustach, um seine Abwehr zu erproben …

Er hörte noch immer die kühle Stimme: »Die hast du verdient, weil du dein eigenes Leben so wegwerfen wolltest, du Narr.« Dem Vorfall waren der Aufenthalt in der Zelle unter dem Turm, die lange Gefangenschaft und die ständigen Peinigungen durch Isambard gefolgt, welche auch heute noch nicht zu Ende waren.

Nie wieder hatten sie seit damals offen gegeneinander gekämpft. Erst heute schien es Isambard wieder zu gefallen, ihm bewaffnet gegenüberzutreten.

Der ganze, in den zurückliegenden Jahren angesammelte Zorn sammelte sich jetzt in Harrys Schwerthand und durchströmte den Stahl. Wenn er diese Gelegenheit nicht nutzte, würde er, wenn überhaupt, so bald keine zweite erhalten. Die ungeheure Last dieser Entscheidung ließ seinen Arm zittern und einen Moment lang schmerzen. Aber bald verschmolzen Hand, Arm und Waffe zu einem lebendigen Blitz.

Die Klingen berührten sich, glitten aneinander ab, wirbelten zischend durch die Luft, prallten über den Köpfen erneut gegeneinander und trennten sich wieder. Oft hatte der Jüngling Isambard beim Schwertkampf beobachtet; das beeindruckende Gesicht geschaut, wie es ernster und stiller als sonst wurde; wie es maß und beurteilte, als wäre nicht er der Kämpfer, sondern als betrachte er jemand anderen von außen. Nun sah er dieselben Augen, die lächelten, während sie ihn durch die Stäbe des Visiers unablässig anstarrten. Schon hundertmal hatte Harry Isambards Schlauheit beim Schwertkampf bewundert; er hatte dann stets überlegt, wie er die Schläge parieren würde. Und jetzt parierte er tatsächlich, und sein Blick war fest und sein Schwertarm bereit. Der lachende Blick aus den geröteten Augen ließ den Jüngling immer noch nicht los. Selbst als Harry nach dem Parieren nach vorne sprang, bevor der Widerhall des Stahls verklungen war, und mit der Schwertspitze Isambard an der Schulter verletzte, erlosch das Lachen nicht.

Die sie umgebenden Gesichter, die für einen Moment undeutlich aus der Leere widerauftauchten, drückten Erstaunen, Verwunderung und Schrecken aus. Nach einem lauten Raunen entschwanden die Mienen wieder.

Der Jüngling schmeckte Blut im Mund. Er schluckte es herunter, und ihm wurde schlecht. Aber dann stellte er fest, daß er sich im Eifer des Gefechtes nur selbst auf die Zunge gebissen hatte. Doch damit hatte er sich der Chance beraubt, den gerade errungenen, unverhofften Erfolg auszubauen. Niemals abwarten, um das Ergebnis eines Treffers zu begutachten, sondern lieber gleich einen zweiten hinterherschicken. Und noch einen dritten; erst dann darf man auf Erfolg hoffen. Isambard ist mit seinen achtundsechzig Jahren ein alter, sehr alter Mann. Du brauchst ihn nur zu ermüden, ihn so lange zu beschäftigen, bis seine Kräfte erlahmen. Bis die Hand das Schwert nicht mehr halten kann oder sein Fuß strauchelt. Er weiß, daß du genau das beabsichtigst. Aber er hat schließlich dem Kampf zugestimmt. Er erklärte: »Ich bin einverstanden.« Und du hast gesagt: »Bis einer von uns bezwungen ist.« Isambard vernahm aber auch die Worte, die hinter diesem Spruch standen, und trotzdem entschied er: »Ich bin einverstanden.«

Der lange Arm seines Gegners schwang hart und rasch gegen Harrys Kopf. Fast hätte er seine Klinge zu spät hochgerissen, um den Schlag abzuwehren. Doch es gelang ihm noch mit Mühe und Not. Das Schwert traf ihn mit der flachen Seite an der Schulter, als er sich umwandte, um dem Hieb zu entgehen. Die getroffenen Muskeln schrien vor Schmerz und Empörung, und der Jüngling zähmte seine Kampfeswut und sprang einen Schritt zurück, um sich außer Reichweite zu bringen und Atem zu schöpfen.

Die kurz aufgeflammte Panik verging rasch und machte der stählernen Kühle Platz. Die Flut von Schwertstreichen, die wie ein prasselnder Regen auf ihn niederging, wehrte er so unerschütterlich ab, als würde ein Fels ihn schützen. Diesmal wich er keinen Schritt mehr zurück und widerstand dem Angriff seines Feindes. Seine Augen waren mindestens so gut wie die des alten Mannes, sein Schwertarm ebenso fest, und über kurz oder lang würde Isambard seine Kräfte aufgebraucht haben. Harry mangelte es im Gegensatz zu dem Burgherrn nur an dessen langer Erfahrung, an dessen endloser Folge von Schlachten, die wie ein Schatten schützend hinter ihm standen. Auch verfügte Harry nicht über den furchtbaren Kampfgeist Isambards, der neue Schläge aus der Abwehr einer gegnerischen Attacke entwickeln konnte; und diese waren meist so gut, daß sie dem Gegner eine unangenehme Überraschung bereiteten. Da hieß es, aufpassen und auf der Hut sein; anders kam man gegen diesen Mann nicht an. Erinnere dich an alles, was du in den vergangenen zwei Jahren bei ihm gelernt und beobachtet hast. Und wenn er auch nur für einen Moment schwankt, entreiße ihm sofort die Initiative, denn ein zweites Mal wird er es nicht zulassen.

Doch als dieser kurze Augenblick kam, verließ er sich nicht darauf, und das war wohlgetan, denn Isambards enorme Konzentration ließ nicht für einen Moment nach. Hand, Auge und tänzelnder Fuß – Harry gab dem Feind alles, was in ihm steckte. Der kritische Blick, der das Schwert begleitete, lachte und erfreute sich der Wut, die ihn aus Harrys starrenden Augen traf. Wieder krachte Stahl gegen Stahl. Der Jüngling wartete mit unendlicher Geduld auf die Chance, die sich ihm bieten würde.

Nun rann beiden der Schweiß in Strömen herunter. Die Armmuskeln stöhnten unter dem Gewicht der Waffe und der Anstrengung; die angespannten Oberschenkel schmerzten, und selbst der Fußspann protestierte gegen die andauernde Überbeanspruchung. Doch bei keinem von beiden waren Anzeichen von Schwäche zu sehen. Das heftige und rasch aufeinanderfolgende Zusammenprallen von Stahl auf Stahl fuhr ihnen durch Mark und Bein und zerrte an den Nerven in Schultern und Seite. Nur die Augen verfolgten weiterhin wachsam jedes Manöver und versuchten, den nächsten Hieb vorauszuahnen.

Der Kreis der Gesichter kehrte in ihr Sichtfeld zurück, und das Gemurmel der Umstehenden wurde immer lauter und besorgter. Langholme trat unruhig von einem Fuß auf den anderen, seine Sinne leisteten Höchstarbeit, und man sah ihm an, daß er sich fragte, ob er eingreifen oder die Kämpfer sich selbst überlassen sollte. Harry nahm dies alles am Rande seines Bewußtseins wahr, doch er ließ sich nicht davon ablenken. Isambard hingegen schien die Unruhe in seinem Rücken viel stärker zu spüren. Er warf den anderen für einen kurzen Moment einen warnenden Blick über die Schulter zu, um sie davon abzuhalten, sich in etwas einzumischen, von dem sie nichts verstanden.

Harry bemerkte das kurze Kopfrucken, die nachlassende Konzentration sofort. Sofort überzog er seinen Feind mit einer Flut von Hieben. Links, rechts, links, rechts. In seinem Kampfesrausch tauchte er unter der Klinge hinweg, die hochfuhr, um den Angriff abzuwehren. Isambard sah keine Möglichkeit mehr, die Attacken zu parieren, und da er ein erfahrener Fechter war, erkannte er, daß ihm nichts anderes übrigblieb, als einen Schritt zurückzuspringen. Und noch einen und noch einen, bis er Raum genug fände, den Arm zur Abwehr zu erheben.

Aber Harry ließ ihm keine Gelegenheit dazu, drängte unbarmherzig weiter auf ihn ein, wollte sich jetzt seinen Vorteil nicht mehr nehmen lassen und trieb sich und ihn mit der Wucht seines Angriffs gegen den Ring der erstarrten Zuschauer, die nach einem Moment entsetzt zurückwichen und ihnen Platz machten.

Und plötzlich fiel Isambard; der gefürchtete Kämpfer lag am Boden! Ein weiterer Schritt zurück hatte ihn in die Nähe der Wand gebracht, und sein Fuß hatte sich im Riemen eines Helms verfangen. Er strauchelte, lag schon mit Knie und Hüfte auf dem festgetrampelten Boden. Das Schwert war ihm fast aus der Hand geglitten. Natürlich fiel der Mann mit der Geschmeidigkeit einer Katze, und wie eine Katze zog er die Beine rasch an, um sich wiederaufzuschwingen. Aber schon stand Harry breitbeinig über ihm und drückte Isambard die Schwertspitze an die Kehle, ehe dieser sich erheben konnte.

 

Für einen scheinbar endlosen Moment verharrten die beiden in dieser Stellung. Die Welt rings um sie herum erstarrte. In der absoluten Stille konnte man die Schweißtropfen hören, die sich über ihren Augenbrauen sammelten, und die Anspannung ihrer Sehnen. Der Jüngling umschloß das Heft seiner Klinge mit beiden Händen, und der Mann am Boden erwartete reglos den tödlichen Stich.

Dann löste sich die furchtbare Anspannung und wich lautem Geschrei. Langholme stürmte, dicht gefolgt von Stury, auf die beiden zu. Doch für ihr Eingreifen bestand kein Anlaß mehr. Der Kampf war vorüber. Harry hatte sich umgedreht und war auf zitternden Beinen einen Schritt zurückgegangen. Er richtete die Schwertspitze gegen den Boden zum Zeichen seiner Friedwilligkeit und wartete darauf, daß sein Gegner wieder hochkam. Rings herum wurden Stimmen laut. Der Vorteil sei kein erkämpfter, sondern ein zufälliger gewesen. Ohne den Helmriemen wäre der Lord niemals gestürzt. Ein Dutzend Hände streckte sich dem Burgherrn entgegen, um ihm aufzuhelfen. Als ob Isambard von einem von ihnen Hilfe nötig gehabt hätte! Er stand schon wieder auf den Füßen, bevor der erste von ihnen ihn erreicht hatte. Er stampfte mehrmals auf, um die Festigkeit des Bodens zu prüfen, und schüttelte die besorgten Helfer mit ungeduldiger und verächtlicher Geste ab.

Der junge Thomas Blount, der sich wie immer bei seinem Herrn einzuschmeicheln versuchte, schrie mit schriller, anklagender Stimme: »Ihr würdet besser daran tun, Herr, ihn weiter mit Hammer und Meißel zu beschäftigen! Er kämpft ja, als hielte er Werkzeuge in den Händen!«

Harry entging diese Schmähung nicht, doch er hörte sie nur wie aus weiter Ferne. Auch ohne diese Bemerkung hatte er schon seit langem vorgehabt, sich eines Tages an diesem Jüngling zu rächen. Isambard hatte dessen Worte wahrscheinlich gar nicht vernommen. Der Burgherr stand nur da, das Schwert schlaff in einer Hand, und starrte durch die Umstehenden auf den Jüngling, der mit trotzig gesenktem Haupt wartete.

»Das war kein Vorteil«, erklärte Langholme mit einer Stimme, die noch vor Aufregung zitterte. Irgendwann würden die Zuschauer glauben, sie hätten nur geträumt, daß Harrys Schwertspitze an der Kehle ihres Herrn gelegen hatte, und sie würden auch bald die allgemeine Anspannung vergessen, die in diesem Moment in der Luft hing. Isambard war einfach unglücklich gestürzt, würden sie sich sagen, und der Jüngling, der sich gerade im Ansturm befunden habe, sei nicht mehr rechtzeitig stehengeblieben. Mehr sei an der ganzen Sache nicht gewesen.

»Das habe ich auch nie behauptet«, entgegnete Harry.

»Dann ist die Angelegenheit für Euch erledigt, Herr?«

Walter wollte den ganzen Vorfall möglichst rasch hinter sich bringen. Von Anfang an hatte ihm der Zweikampf nicht behagt. Der Kammerdiener war vielleicht der einzige unter den Umstehenden, der das Tosen unter der scheinbar ruhigen Oberfläche gespürt hatte. Er hatte die zerstörerische Flut gespürt, welche die beiden Gegner, die in ihrem Haß so eng miteinander verbunden waren wie Liebende, mitgerissen hatte.

»Bist du es zufrieden, Harry?« fragte Isambard. Kein Unterton, keine Herausforderung schwang in seiner Stimme mit. Er würde sich mit der Antwort des Jünglings begnügen.

»Mylord, bis jetzt hat keiner von uns den anderen bezwungen.«

Du Narr, verdammter Narr, dachte er, ärgerte sich über seinen zitternden Körper und fühlte sich verwirrt und schwach, du kannst doch kaum noch dein Schwert halten! Wozu lädst du ihn jetzt ein, dich zu töten? Aber dann biß er die Zähne zusammen, straffte seine Gliedmaßen und war fest entschlossen, keinen Rückzieher zu machen. Ein Leben für ein Leben, das war er seinem Gegner schuldig. Niemand sollte später behaupten dürfen, er verweigere dem Burgherrn die Erfüllung seiner Pflicht.

»Wie du wünschst«, sagte Isambard, und der Schatten eines Lächelns leuchtete in seinem Blick. Ihm war das trotzige Beben in der Stimme des Jünglings nicht entgangen, das im deutlichen Widerspruch zur starrköpfigen Körperhaltung seines Gegners stand. »Dann paß auf deinen Schädel auf.«

Harry gab sich mehr als nur Mühe. Sein Körper gehorchte ihm, aber nicht so bereitwillig und freudig, wie er sich das gewünscht hätte. Fast hätte er meinen können, seine Glieder glaubten nicht mehr so recht an den heiligen Zorn seiner Rache. Dreimal gelang es ihm, die heranschnellende Klinge abzuwehren, wenn auch nervös und etwas zu spät. Der Jüngling mußte ebenso hart gegen das Zittern seines eigenen Handgelenks ankämpfen wie gegen die harte Selbstsicherheit seines Feindes. Aber irgendwann hatte er seinen toten Punkt überwunden und fing an, entschiedener und wilder zu kämpfen. Es konnte doch nicht alles umsonst gewesen sein. Das durfte einfach nicht geschehen. Der alte Mann stand gewiß am Ende seiner Kräfte. Isambard drängte nach einem Vorteil, seine Kräfte hätten für einen längeren Kampf wohl nicht mehr ausgereicht, seine Bewegungen waren langsamer, und er hütete sich davor, seinem Gegner zu nahe zu kommen.

Harry atmete tief durch und rückte Isambard auf den Leib. Der wich nur einen kleinen Schritt zurück, und der Jüngling drängte ermutigt nach. Er wehrte einen zaghaften Hieb gegen seine linke Seite ab und stürmte mit der ganzen Wucht seines Gewichts vor. Doch sein Gegner sprang überraschend nach vorne, und beide Klingen verhakten sich am Heft. Isambard streckte ein Bein vor, drängte gegen den Jüngling und stemmte sich mit seinem Oberschenkel gegen ihn, so daß Harry das Gleichgewicht verlor und schließlich fiel. Aber sein Gegner hatte es nicht eilig, ihn endgültig zu besiegen. Er trat einen Schritt zurück, versetzte dem Schwert des Jünglings einen schwungvollen, aber gemäßigten Hieb, als dieser sich gerade wieder aufrichten wollte, so daß er es ihm aus der Hand schlug. Die Klinge schlitterte drei Meter weit über den Boden, und der Stahl vibrierte surrend wie eine zerrissene Bogensehne.

Wieder hörte man, wie die Umstehenden vor Anspannung nach Luft schnappten. Doch dieses Mal herrschte allgemeine Befriedigung über den Ausgang des Zweikampfes. Thomas Blount lachte hell und klar und mit wohlkalkulierter Absicht, wie Mädchen das zu tun pflegen. Das Lachen hallte von allen Wänden wider und klang gallenbitter in Harrys Ohren, als er sich müde daranmachte, sein Schwert wieder an sich zu bringen. Als er sich umständlich aufrichtete, war seine Miene hart und verschlossen. Er wollte Thomas keine Genugtuung geben.

Isambard aber drehte sich um die eigene Achse, die Klinge immer noch in der Hand.

»Aha, mein lieber Thomas, für dich war das wohl eine erbärmliche Darbietung?« Seine Stimme und seine Gesten waren scharf wie Peitschenhiebe, aber seine Miene blieb freundlich, und er lächelte dabei. »Dann zeig ihm doch, wie er es besser machen kann. Tritt näher, junger Mann, und beweise Harry, wie ein wahrer Meister das Schwert zu führen versteht. Es würde mir wirklich gefallen, deine Künste zu sehen.« Er drehte das Schwert und hielt Thomas den Griff hin: »Harry wird sich bestimmt freuen, von einem der Meister der englischen Fechtkunst noch etwas lernen zu dürfen.«

Der Jüngling sah, wie Thomas mit hängenden Schultern zwischen den Soldaten stand. Sein Gesicht hatte alle Farbe verloren, und er versuchte ein schwaches Lächeln, aber das wollte nicht so recht gelingen und verschwand völlig, als Isambard keine Anstalten machte, das dargebotene Schwert wieder einzustecken.

Alle wandten sich inzwischen dem jungen Engländer zu, und einige der Älteren grinsten. Man sollte sich eben hüten, allzu laut zu lachen; zu leicht konnte es einem leid tun.

»Mylord«, begann Thomas mit einem letzten Rest von Selbstbewußtsein, »der Jüngling ist in keinerlei Verfassung, einen weiteren Zweikampf durchzustehen. Seht ihn Euch nur an, das wäre niemals fair von mir.«

»Dann wollen wir doch einmal hören, ob er lieber verzichten möchte. Harry, hast du noch ausreichend Atem für einen neuen Waffengang?«

»Natürlich, Mylord, mit Freuden trete ich gegen ihn an«, antwortete der Jüngling mit einem breiten Grinsen.

»Herr!« rief Thomas rasch und wich mit einem nervösen Lächeln auf seinen bleichen Zügen vor dem Schwert zurück. »Wenn Ihr ihm befehlt, es für heute gut sein zu lassen, muß er sich fügen. Bei einem solchen Wettkampf kann er keinen Ruhm ernten und ich nur meine Ehre beflecken. Mylord, Ihr werdet doch nicht ernsthaft von mir verlangen wollen, gegen einen erschöpften und mitgenommenen Mann anzutreten!«

Sein Blick wirkte unstet, aber die Stimme hatte schon wieder ihren kecken Klang vollkommener Unschuld angenommen. Thomas fand immer einen Weg, sich auf elegante Weise aus einer unbequemen Lage zu befreien. Bislang hatte der Burgherr auch stets über diese Versuche laut gelacht und ihn damit durchkommen lassen. Warum sollte Isambard es diesmal anders halten?

»Gut gesprochen, mein lieber Thomas, mein Musterbild der Ritterlichkeit. Niemals dürfte ich so ungehobelt sein, von dir zu verlangen, deine Ehre zu beschmutzen.« Isambard lächelte wieder, aber darin lag keine Freundlichkeit, und er ließ die Waffe immer noch nicht sinken. »Dann wollen wir dich mal zu einem geeigneteren Zeitpunkt gegen Harry antreten lassen …«

Sein Lächeln verwandelte sich plötzlich in ein teuflisches Grinsen. »Ja, gleich morgen, dann ist Harry wieder erfrischt, und ihr beide habt die gleiche physische Kondition, um Ruhm zu ernten oder zu verlieren.«

Er blickte seinen verwöhnten Pagen streng an, damit dieser begriff, wie ernst es ihm damit war; dann wandte er sich an Langholme und hielt ihm die Klinge hin, damit er sie in die Waffenkammer zurückbrachte. »Walter, erinnere mich morgen daran.« Schließlich machte er sich auf, um durch den Bogengang in den inneren Burghof zu gelangen. Zum Abschied schenkte er Jünglingen und Soldaten über die Schulter ein hartes, kehliges Lachen.

Der Abgang des Burgherrn brachte die Farbe in Thomas’ Wangen zurück, und er wirkte auch sonst sehr erleichtert; doch gleichzeitig glühte sein Gesicht vor tiefster Demütigung. Das erleichterte Aufatmen rings um ihn herum ging bald in ein Kichern auf Kosten des Pagen über. Und das breite Lachen der Soldaten biß wie Säure in seine verletzte Ehre.

»Na komm, mein Junge, nimm’s nicht so schwer«, versuchte Langholme ihn zu beruhigen, während er sich beide Kampfschwerter auf die Schulter legte, »er wird dich schon nicht dazu zwingen. Halt morgen hübsch dein großes Mundwerk, und geh ihm aus dem Weg, dann wird es dem Herrn eine Freude sein, den ganzen Vorfall zu vergessen. Er wollte dir nur drohen, hatte aber nie vor, die Sache bis zum Äußersten zu treiben.«

Einen schlimmeren Trost hätte selbst sein ärgster Feind nicht ausstoßen können. Thomas biß sich auf die Unterlippe; er bebte vor Wut und Empörung. Herausfordernd sah er die anderen Pagen an. Er hatte es unter ihnen zu einigem Ansehen und einer gewissen Vormacht gebracht, und die drohten ihm jetzt zu entgleiten. Aber dazu wollte Thomas es nicht kommen lassen. Also mußte er eine passende Entgegnung finden. Bevor der Augenblick sich endgültig gegen ihn wandte und seinen Ruf vollkommen ruinierte, entgegnete er: »Und daran tut Seine Lordschaft auch gut! Ihm mag es ja gefallen, sich zu erniedrigen und mit Tagelöhnern und Steineklopfern zu spielen, aber dann darf er das nicht auch von anderen verlangen.«

Seine Stimme klang schrill und wutverzerrt. Natürlich drangen die Worte auch an Harrys Ohr. Er blieb stehen und überlegte für einen Moment, ob er darauf eine passende Antwort geben sollte. War Thomas Blount so wichtig, daß ein Mann ihm die Ehre erweisen mußte, sich mit ihm auf einen Streit einzulassen? Manchmal glaubte der Jüngling, Isambards nachsichtige Haltung gegenüber dem vorwitzigen Pagen beruhe nicht auf Liebe, sondern auf mit Toleranz gefärbter Verachtung. Und wenn Isambard sich wegen Thomas’ Gebaren keine grauen Haare wachsen ließ, dann brauchte Harry sich ebenfalls keine Gedanken darüber zu machen. Warum sollte er seinen Haß auf diesen Frechling richten, wenn er ihn doch vollkommen und allein für Isambard reserviert hatte? Also wandte der Jüngling sich ab und stapfte davon.

»Schuster, bleib bei deinen Leisten, und dasselbe gilt auch für Steineklopfer«, schrie Thomas ihm rasch hinterher, als er feststellte, daß Harry ihm nur seinen Rücken mit dem grobgewebten Wollhemd zeigte. »Steinläuse, wie der Vater, so der Sohn!«

Das war zuviel. Der Jüngling drehte sich um, nicht hastig, aber mit wütend gesenktem Haupt. Thomas hatte sich jetzt breitbeinig aufgebaut und war nicht bereit nachzugeben. Langholme trat hinzu, und auch ein Dutzend oder mehr Soldaten blieben stehen, um zu verhindern, daß die beiden Kampfhähne sich aufeinanderstürzten.

»Du hast gerade die Freundlichkeit besessen, von meinem Vater zu sprechen«, begann Harry in aller Höflichkeit. »Leider konnte ich nicht alles verstehen. Würdest du wohl die Güte haben, mir deine Worte zu wiederholen?«

Drei Meter trennten die beiden voneinander. Der Kammerdiener war bereit, sofort einzugreifen. Mit Blicken bat er Stury, sich ebenfalls bereitzuhalten. Thomas schien seine Chancen gegen Harry abzuwägen und entschied sich schließlich, die Schmähung zu wiederholen.

»Ich nannte deinen Vater eine Steinlaus und bemerkte dazu noch, daß der Apfel nicht weit vom Stamm fällt.«

Offensichtlich hatte er sich zu sehr darauf verlassen, daß die Älteren ihn schon ausreichend schützen würden. Harrys Ellenbogen wehrte Langholme ab, und schon lag Thomas auf dem Rücken im Staub. Harry hockte auf ihm. Ringend wälzten sie sich am Boden, und Nicholas Stury mit mehreren Männern hatten Mühe, die beiden auseinanderzureißen. Und plötzlich stand Isambard völlig unerwartet wieder unter ihnen, mit rotglühenden Augen, finsterer Miene und faltenzerfurchter Stirn.

»Was ist denn hier los? Geht ihr zwei euch an die Gurgel, kaum daß ich euch den Rücken zugekehrt habe? Vor einem Moment wart ihr noch nicht so keck mit euren Fäusten. Ich dulde nicht, daß meine Burg zum Tummelplatz für balgende Schulbuben wird! Sprich, Walter, wer hat damit angefangen? Wie konnte es dazu kommen?«

Langholme berichtete wahrheitsgetreu, wie sich alles zugetragen hatte, und ein halbes Dutzend Männer fiel ein, um hier eine Kleinigkeit hinzuzufügen oder dort etwas auszuschmücken.

»So hat es sich also verhalten«, meinte Isambard dann grimmig. »Glaub mir, mein lieber Thomas, auf dieser Welt gibt es nicht viele Männer, die es tatenlos erdulden, wenn man ihre Vorfahren beleidigt. Nicht alle haben für ihre Familie so wenig Liebe übrig wie du.«

»Herr, wenn ich das ausspreche, was ich denke, ist das denn schon Grund genug, ohne Vorwarnung über mich herzufallen?«

»Mylord«, wandte Harry ein, »er starrte mich die ganze Zeit über an, da hätte er sich doch wohl denken können, was passieren würde.«

»Spart euren Atem, alle beide, denn ihr werdet ihn bald bitter nötig haben. Diese Angelegenheit soll hier und jetzt ein für allemal ausgetragen werden.«

»Ich bin mit jeder Waffe einverstanden, die er wählt«, brummte Harry verdrossen.

»Nein, ich wähle die Waffen aus«, entschied der Burgherr, und das Feuer brannte hell in seinen tiefliegenden Augen. »Und mir fällt gerade ein, daß ihr euren Zwist ganz ohne Waffen austragen sollt. Ich dulde nicht Mord und Totschlag auf meiner Burg und auch keine schweren Wunden oder Verstümmelungen. Doch ansonsten dürft ihr euch mit den Fäusten gegenseitig so bearbeiten, wie euch beliebt. Wer dreimal auf dem Rücken landet, hat verloren, und ich überwache den Kampf, damit es auch fair zugeht.« Er fuhr mit einem Arm durch die Luft. »Ihr da, macht Platz für die beiden. Walter, du gibst das Zeichen für den Beginn.«

Gegen diese Stimme und diesen Blick gab es keine Widerrede noch Flehen. Harry entledigte sich mit grimmigem Vergnügen seiner Cotte und betrat grinsend die Arena. Thomas folgte stumm und mit Widerwillen und zog sich erst dort seine Brokatcotte aus. Der Page war ein Jahr älter und schwerer als sein Gegner. An Größe und Armeslänge kamen die beiden einander ziemlich gleich, aber Thomas verstand sich nicht auf Ringen und Faustkampf. Harry brauchte nicht einmal zwei Minuten, um den Engländer dreimal auf den Rücken zu zwingen. Jedesmal hockte er zu Isambards Füßen auf seinem Gegner und hielt dessen Schultern gegen den Boden gedrückt.

Als er Thomas zum ersten Mal niederstieß, vergingen seine Müdigkeit und seine Gliederschmerzen. Beim zweiten verging ihm der Zorn, und beim dritten Mal brachte er den Pagen so vorsichtig zum Liegen, als würde er mit einem schwächeren Gegner üben.

»Für einen Steineklopfer hat er das sehr hübsch gelöst«, bemerkte der Burgherr nach dem Kampf. »Nun, Thomas, du hast das bekommen, was du dir selbst eingehandelt hast. Euch beiden rate ich jetzt dringend, es damit endgültig gut sein zu lassen.«

Der Page stand schwerfällig auf und humpelte langsam zu seiner Cotte. Dabei hatte er sich beim Kampf kaum verletzt. Er schwelgte einfach in Selbstmitleid. Ohne jemanden anzublicken, wischte er sich Staub und Dreck aus dem Gesicht.

Einige seiner Kameraden, angetrieben von hartnäckiger Treue oder aber von Mitgefühl, umringten ihn und versuchten, ihm mit tröstenden Bemerkungen oder Allgemeinplätzen die Niederlage erträglicher zu machen. Aber Thomas erwiderte sie mit keinem Blick und keiner Antwort. Nur einmal blickte er hoch, als Isambard, ohne ihn anzusehen, an ihm vorbeischritt und in den inneren Burghof verschwand. In diesem Moment hob er das zerzauste Haupt und bedachte den Burgherrn mit einem kurzen, haßerfüllten Blick aus seinen blauen Augen. Dann senkten sich gleich wieder die Lider. Lediglich Harry fiel dieses Aufflackern unter den langen, hellen Wimpern auf; es war wie ein kalter Blitz, so hart und gnadenlos wie der Winter. Es war offensichtlich: Die Rechnung zwischen den beiden war noch offen. Diese Demütigung und Niederlage konnte Thomas Blount niemals vergeben, vor allem nicht dem Herrn von Parfois.

 

Isambard betrat in der Stunde des Sonnenuntergangs die Zeichenhütte, als das Licht gerade und lang auf die Eckbank schien, die unter dem Fenster stand, und kleine goldene Feuer auf Harrys runde braune Fingerknöchel zauberte. Harrys Hände arbeiteten ohne Rast. Der Stein wirkte wie flüssiges Gold, das sich in der Farbe nicht allzusehr von seiner Haut unterschied. Diese spannte sich glatt und geschmeidig über den Knochen und bewegte sich weich über den Gelenken.

Goldene Hände und güldener Stein erglühten, als habe sich alles Licht der Sonne auf sie konzentriert und sie zu einer einzigen Substanz verwandelt. Ein Habicht mit ausgebreiteten Flügeln und gestrecktem Hals saß im Stein gefangen und schien wie von Sinnen danach bestrebt, aus seinem Gefängnis auszubrechen.

Isambard trat hinter den Jüngling und schaute ihm über die Schulter. Harry ließ sich davon nicht stören. Sein leichtes, fast liebevolles Hämmern mit Meißel und Stecheisen geriet kein bißchen aus dem Takt.

Der Junge hatte ein Bruchstück von einem der letzten Quadersteine vor sich, die übriggeblieben waren, nachdem die wundervolle und ehrfurchtgebietende Kathedrale von Parfois vollendet worden war und ihr Erbauer sein ebenso merkwürdiges wie schreckliches Ende gefunden hatte. Harry behandelte den Stein mit Liebe und Respekt und mit endloser und für ihn untypischer Geduld; denn das Stück war in den Jahren, in welchen es ungenutzt herumgelegen hatte, härter geworden, und es jetzt zu bearbeiten verlangte all seine Kunstfertigkeit. Er fuhr mit der Daumenkuppe über die gespreizte Flügelspitze und blies den Steinstaub fort, der sich wie ein Regen aus tausend glitzernden Lichtpunkten herabsenkte.

»Nun?« fragte der Burgherr an seiner Schulter. »Hat dir dein Sieg gefallen?«

»Nein, Mylord.« Er tauschte das Stecheisen gegen eine feinere Punze aus und fing an, die Linien zwischen den Flügelfedern zu vertiefen.

»Bei allen Heiligen, du bist nicht leicht zufriedenzustellen. Warum behagt er dir nicht? Du hast dem Pagen doch das gegeben, was er in deinen Augen verdiente.«

»Der Kampf ohne Waffen verschaffte mir einen Vorteil. Thomas ist so voller Standesdünkel, daß er glaubt, Ringen stünde unter der Würde eines Edelmannes. Dabei hätte ich ihn mit jeder Waffe besiegen können, die Ihr uns zugestanden hättet.«

Isambard lachte und schob mit einer Handbewegung verschiedene Werkzeuge beiseite, damit er sich auf die Bank setzen konnte. »Ich muß zugeben, da sprach Wahrheit aus dir, wenn auch nicht unbedingt Bescheidenheit.«

»Ihr hättet uns wenigstens die stumpfen Turnierschwerter lassen können. Thomas gibt gern mit seiner Schwertkunst an.«

»Und du hättest ihn auch damit grün und blau prügeln können? Ja, ich glaube schon, aber damit hätte der junge Mann noch mehr leiden müssen, um deiner verletzten Eitelkeit Genüge zu tun. Kennst du denn überhaupt kein Erbarmen für einen Gegner?« fügte er grinsend hinzu.

Harry betrachtete stirnrunzelnd seine Arbeit und trat dann einen Schritt zurück, um sie noch kritischer in Augenschein nehmen zu können. Ohne den Blick davon zu wenden, meinte er unvermittelt: »Ihr solltet besser vor ihm auf der Hut sein.«

»Vor wem? Vor Thomas?«

»Er mag vielleicht früher nicht unser Feind gewesen sein«, entgegnete der Jüngling ernst, »aber jetzt ist er es bestimmt geworden. Und zwar von uns beiden.«

»Damit hätten wir ja endlich eine Gemeinsamkeit. Zu schade, daß es nur die eine ist.«

Der Burgherr hatte einen der feineren Meißel in die Hand genommen, spielte gedankenverloren damit und überprüfte die Schärfe des Werkzeuges mit dem Daumen. Sein Blick aber ruhte suchend und gefaßt auf Harrys Antlitz.

»Mein Junge«, begann er schließlich, »laß mich versuchen, dich zu verstehen. So wie die Ereignisse sich mir mitteilen, bist du vor zwei Jahren hierhergekommen und hast mich gesucht, um dich für den Tod deines Vaters zu rächen. Durch Umstände, für die du gewiß nichts konntest, gelang es dir aber nicht, mich schon bei unserer ersten Begegnung umzubringen. Bei Gott, du hast wahrhaftig dein Bestes getan … Und in den zwei folgenden Jahren hast du die ganze Zeit auf eine neue Gelegenheit gewartet. Immerhin bist du mittlerweile zu einem stattlichen Mann herangewachsen … Habe ich bis jetzt alles richtig wiedergegeben? Bin ich nicht etwa für den Tod von Meister Harry verantwortlich? Bist du nicht tatsächlich mit dem Dolch und der festen Absicht in den Dom gekommen, mich zu töten? Hier, in der Kirche deines Vaters? Habe ich dich nicht etwa in den vielen vergangenen Monaten nach meinem Willen hier festgehalten und dich gequält, indem ich dir Momente der Freiheit gewährt habe? Und habe ich nicht alle möglichen Listen aufgeboten, um dir das Geheimnis zu entlocken, wo dein Vater begraben lag?«

»Und Ihr habt seine Gebeine aus der geweihten Erde gerissen«, erwiderte der Jüngling, und der Hammer in seiner Hand stand plötzlich still. »Wie ein aasfressender Wolf! Aber der seid Ihr ja nun einmal.«

Einen grausamen Streich hatte Isambard ihm damals gespielt. Nachdem alle Überredungskünste und Drohungen nichts gefruchtet hatten, hatte er den Jüngling glauben gemacht, daß er das Geheimnis im Schlaf ausgeplaudert hatte. Und dann hatte er ihm den heuchlerischen Thomas geschickt, den Pagen mit dem unschuldigen Gesicht, das jeden täuschte. Der junge Mann hatte ihm vorgelogen, er wolle zusammen mit ihm noch in jener Nacht von Parfois fliehen. Tatsächlich hatte Thomas ihn aus der Burg geführt, und in seiner verzweifelten Sorge war Harry mitten in die Falle getappt und hatte seine Feinde unwissentlich wie ein Zugvogel auf geradem Weg zum namenlosen Grab seines Vaters in Strata Marcella geführt. Der Jüngling erinnerte sich noch genau an Isambards Lächeln im Mondlicht, als seine Fingerspitzen das eingeschnitzte Blatt im Stein nachgezogen hatten. Und überzeugt und erleichtert hatte der Lord erklärt: »Führt ihn ab. Er hat mir alles verraten, was ich wissen wollte.«

»Ah, fein, ich hatte schon halb befürchtet, du könntest es bereits vergessen haben. Aber jetzt erkenne ich, daß du jene Tage noch deutlich vor Augen hast, als wäre es erst gestern passiert. Damals hast du geschworen, mich dafür umzubringen. Erinnerst du dich auch noch daran?«

»Ja, sehr gut sogar«, antwortete der junge Mann gepreßt, nahm die Arbeit wieder auf und kehrte Isambard halb den Rücken zu. Er konnte sich erinnern, wie er damals erregt ausgerufen hatte: »Es gibt kein Schimpfwort, das schlimm genug wäre, um Euch zu beschreiben; denn Ihr seid ein Wesen, das selbst die Toten mit seiner Grausamkeit verfolgt!«

»Und seitdem hast du deine Meinung nicht geändert?« Zur Antwort erhielt Isambard nur das regelmäßige Klopfen des Hammers. »Warum hast du mich dann nicht getötet, als du die Gelegenheit dazu hattest? Jeder vernünftige Mann hätte keinen Moment gezögert.«

Das rhythmische Hämmern geriet kurz aus dem Takt, nahm ihn dann aber starrsinnig wieder auf.

»Glaubst du etwa, Gott wird mich täglich vor dir auf die Knie zwingen? Es war sehr undankbar von dir, die Gelegenheit zu verschmähen, die Er dir bot. Warum bin ich noch am Leben? Sag es mir.«

»Ich wollte mir keinen Vorteil über einen alten Mann verschaffen«, gab Harry spitz zurück.

»Mich beleidigen zu wollen wird dir wenig einbringen. Die Wahrheit beleidigt mich nicht. Ja, ich bin ein alter Mann. Du kannst es dir hundertmal wiederholen, doch auch das wird dir nicht dazu verhelfen, im Schwertkampf über mich zu triumphieren. Und das weißt du sehr gut. Noch bist du nicht soweit. Also, warum bin ich immer noch hier, um dich zu peinigen? Sprich, ich will es erfahren.«

»Dem puren Zufall war es zu verdanken, daß Ihr über den Riemen gestolpert seid«, gab der Jüngling zurück. »Und unter solchen Bedingungen will ich Euch nicht das Leben nehmen.«

Isambard warf den Kopf in den Nacken und stieß ein kurzes, hartes Lachen aus. »Endlich spricht ein wahrer Talvace aus dir. Ja, das glaube ich dir sogar. Zu seiner Zeit hat dein Vater von niemandem, weder Gott noch Mensch, einen Gefallen oder Vorteil annehmen wollen. Und du bist ihm so ähnlich wie eine Eiche der anderen.«

Dann fuhr er mit spitzer und plötzlich dunkler Stimme fort: »Und doch ist das nur die halbe Wahrheit. Oder würdest du etwa mitten auf dem Schlachtfeld die Waffe zurückhalten, bloß weil deinem Gegner der Gürtel gerissen ist?«

»Wir befanden uns nicht auf einem Schlachtfeld«, entgegnete Harry und nahm widerwillig die Hände von dem Stein, denn es dämmerte inzwischen, und das Gold verwandelte sich allmählich zu Grau. Sanft legte er die Werkzeuge ab, so als könnte schon ein lautes Geräusch die oberflächliche Ruhe seines Alltags erschüttern und die Dämonen der Zerstörung herbeilocken. Hinter ihm wurde die Stille noch vollständiger und fühlbarer.

»Wir waren nicht auf einem Schlachtfeld?« flüsterte Isambard, als spüre auch er das Gebot der Stille. »Wo sonst haben wir beide uns denn seit dem Tag befunden, an dem wir uns über den Weg gelaufen sind? Als du mich angeblickt und zu einem Spiel aufgefordert hast, das mehr als ein Spiel war, wußte ich, daß es um Leben und Tod ging. Glaubst du denn, das hätte ich nicht bemerkt? Gott weiß, wie lange du auf diese Gelegenheit gewartet hattest. Warum hast du sie heute nicht wahrgenommen, als sie dir wie eine reife Frucht in die Hände fiel?«

Das vergehende Tageslicht verhüllte nun sein Antlitz, und vor dem blassen Leuchten des Fensters wirkte er nur noch wie ein hagerer Schatten. An seiner Reglosigkeit und seiner leisen Stimme erkannte Harry, daß Isambard nun endlich das zur Sprache gebracht hatte, weswegen er hergekommen war.

»Du mußt deine Hand nicht zurückhalten, weil du Angst vor den Folgen deiner Tat hast«, erklärte der Burgherr jetzt. »Ich habe de Guichet und Walter einen Befehl gegeben und sie einen Eid darauf schwören lassen: Solltest du mich jemals in einem fairen Kampf bezwingen und töten, dürfen sie an dir keine Rache nehmen. Das würde nämlich bedeuten, daß du dir deine Freiheit redlich verdient hast.«

Harry rollte mit störrischer Miene die Ärmel herunter und räumte seine Werkzeuge auf. »Das hättet Ihr mir vorher sagen sollen.«

»Dann gewähre ich dir morgen eine neue Gelegenheit.«

Der Moment der Offenheit war vorüber, seine Stimme verriet wieder beißenden Spott. In einer Minute würde er wieder wie gewohnt mit Worten um sich schleudern, und ein jedes würde Harry wie ein Peitschenhieb treffen.