Die tote Schattenfrau - Roman Schmidt - E-Book

Die tote Schattenfrau E-Book

Roman Schmidt

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Beschreibung

Ein Buchhändler wird von einem Geisterwesen mit seiner Vergangenheit konfrontiert, es scheint seine geliebte Ehefrau zu sein, die angeblich bei einem Unfall tödlich verunglückt war. Von ihr erfährt er, dass sie in Wirklichkeit ermordet wurde und deshalb keine Ruhe findet...

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Die vorliegende Geschichte ist frei erfunden.

Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen ist nicht von mir gewollt und wäre demzufolge rein zufällig.

Roman Schmidt

2019

Alles, was wir glauben, mit unseren Sinnen, vornehmlich visuell und akustisch wahrgenommen zu haben, sind lediglich bioelektrische Impulse …

Ergebnisse der individuellen, augenblicklichen Interpretation des Betrachters.

Es gibt so viele Beispiele von Sinnestäuschungen, da muss man sich wirklich mehrfach selber fragen, ob es sich um Realität oder Einbildung handelt (und gehandelt hatte!)

Wenn man im Nachhinein, im Vollbesitz aller geistigen Fähigkeiten und in Erwartung der gleichen Dinge mit einigen Erlebnissen aus der Vergangenheit noch einmal konfrontiert würde, könnten womöglich die neuen Eindrücke ganz anders aufgenommen, völlig anders bewertet und tatsächlich auch gesehen werden.

Wie also sind Zeugenaussagen zu bewerten?

Aussagen, die unter Stress völlig unerwartet zustande kamen? Von welchem Zeitpunkt an wurde man aufmerksam und hat eine Beobachtung gemacht?

Dabei fällt oft der Begriff des sogenannten „Knallzeugen“.

Das sind Menschen, die vermeintlich meinen, etwas gesehen zu haben, aber erst nach einem Geräusch oder einer Bewegung näher hingeschaut haben. (Was passierte davor?)

Man sieht schon alleine an diesen einfachen Fragen, dass es nicht so einfach ist, den wirklichen Hergang eines Unfalls oder einer Tat gewissenhaft zu rekonstruieren.

Ein schwieriges Unterfangen für Polizei und Justiz.

Roman Schmidt

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel 1

Ein Traum zerbricht

Besuch aus dem Jenseits…

Am Nachmittag des nächsten Tages

Zur gleichen Zeit am anderen Ende der Stadt

Kapitel 2

Sechs Wochen vorher

Auf hoher See

Überraschung am Morgen

Aufruhr in der Psychiatrie

In der Klinik

Wieder in der Stadt

In Willis Schlafzimmer

Im Büro der Kriminalpolizei

Finale

Nachsatz

Vorwort

Keiner weiß, was nach dem Tod von uns zurück bleibt.

Haben wir dann noch die Möglichkeit, auf das Leben unserer Liebsten Einfluß zu nehmen? Sie zu beschützen, zu warnen? Man sagt immer tot ist tot! Man lebt nur einmal! Aus, vorbei! Stimmt das so? Was ist mit unserer Seele, die angeblich unsterblich sein soll? Außerdem gibt es diese Vorahnungen und Hinweise, die wir Lebenden manchmal zwar befolgen, aber immer der Meinung sind, dass es unsere eigenen Gedanken gewesen wären.

Wenn das aber nun nicht zutrifft, was dann?

Woher kamen dann die Warnungen?

Naturvölker verehren ihre Ahnen, manche suchen mit Hilfe von spirituellen Riten, ggf. sogar mit Drogen den Kontakt zu ihnen wieder herzustellen, holen sich von ihnen Ratschläge, kommunizieren. Die alten Germanen, die Wikinger, Indianer, die Ureinwohner des „neuen“ Kontinentes, Aborigines und einige afrikanische Stämme … alle sind davon überzeugt, dass die Toten weiterhin um sie herum sind, an ihrem Leben weiterhin teilnehmen. (Wenn auch unsichtbar)

Als ich vor vielen Jahren nachts etwas zu schnell auf einer einsamen Landstraße unterwegs war, hatte ich plötzlich ein unglaubliches Erlebnis!

Mit meinem kleinen, zweisitzigen Sportwagen fuhr ich alleine auf eine rechtwinklige Kurve zu, als mich im Auto eine Stimme vom (nicht vorhandenen) Rücksitz eindringlich davor warnte, so schnell in diese unübersichtliche Kurve fahren zu wollen. Da ich alleine im Wagen saß und die Stimme trotzdem so eindringlich vernahm, habe ich mich verständlicherweise so stark erschrocken, dass ich eine Vollbremsung machte, der Wagen schleuderte und ich konnte nicht vermeiden, auf meiner Straßenseite im Graben zu landen.

Ich holte tief Luft, aber Zeit, darüber nachzudenken, hatte ich nicht. Es war einfach ein ängstlicher Reflex, der Schrecken über diese eindringliche Stimme gewesen. Ich reagierte, ohne nachzudenken. Gleichzeitig hörte ich quietschende Reifen und konnte gerade noch wahrnehmen, dass auf meiner Straßenseite ein Auto mit sehr hoher Geschwindigkeit und sehr nahe an mir vorbeiraste. Dieser verantwortungslose, junge Fahrer hatte ohne Einsicht vor der scharfen, rechtwinkligen Kurve aus der entgegengesetzten Richtung einen weiteren Wagen überholt. Ich konnte mir weder Fahrzeugtyp, noch die Farbe oder das Kennzeichen merken. Ich sah nur das erstaunte Gesicht des jungen Mannes, der an mir vorbeischoss.

Wäre ich normal weitergefahren, wir wären mit Sicherheit Lampe auf Lampe zusammengestoßen.

Ich weiß nur noch, dass der überholte Fahrer zu mir gerannt kam, da er dachte, ich wäre gerammt worden.

Leider war auch er so geschockt, dass wir beide nur froh waren, diese Situation überlebt zu haben.

Nicht auszudenken, was bei normaler Fahrweise passiert wäre. Fakt ist, dass mir diese „Stimme“ in meinem Wagen das Leben gerettet hatte.

Ich weiß noch nicht einmal, ob es Einbildung, Realität oder was auch immer war.

Aber ich wurde damals nachhaltig und eindringlich gewarnt und stand auch Tage danach immer noch unter dem Einfluß dieses Erlebnisses!!!

Das ist jetzt fast 50 Jahre her und es fühlt sich immer noch grauslich an.

R. Schmidt

Ein Traum zerbricht

Er hatte eine sehr glückliche Kindheit auf dem väterlichen Bauernhof in Meldorf verleben dürfen. Seine Eltern wohnten nun im Nebengebäude des Gutes und sein vier Jahre älterer Bruder und dessen Frau verwalteten das 20 ha große Areal.

Er war vor zehn Jahren nach Cuxhaven zu seiner Freundin in die Stadt gezogen, hatte sie geheiratet und lebte mit ihr in einer netten Eigentumswohnung im Zentrum. Während sie in einem großen Konzern in Bremerhaven arbeitete, durfte er eine kleine Buchhandlung mit Antiquitäten sein eigen nennen.

Alles schien perfekt … doch dann kam dieser 8. August, der Tag, der sein Leben sehr verändern sollte und bis heute einen radikalen Einschnitt mit sich brachte.

Seine geliebte Partnerin war tödlich verunglückt. Er verspürte ab diesem Ereignis keinerlei Gefühle mehr, seine Träume waren dahin, der schwindende Lebensmut und ein Zweifel am Sinn des Lebens hatten ihn erfasst und schnürten ihn ein. Lustlos vegetierte er so in den Tag, die Monate und schließlich auch Jahre. Selbst ihr kleines, reetgedecktes Ferienhaus, das sie sich gemeinsam eingerichtet hatten und in dem sie mindestens einmal vierteljährlich ein paar Wochen verbrachten, reize ihn nicht mehr. Es lag zwischen Marienkoog und Emmelsbüll im Naturschutzgebiet und war die ehemalige Beobachtungsstation des Nationalparks gewesen, bevor man in Dagebüll ein größeres Gebäude errichtete. Ein gemeinsamer Freund hatte dafür gesorgt, dass sie den Zuschlag bekamen, denn auch er wollte nicht, dass man die alte Kate dem Verfall überließ. Natürlich waren die Aufenthalte in dieser Einsamkeit nur unter großen Einschränkungen möglich gewesen, Vermietungen oder weitere Besucher unerwünscht, aber sie brauchten diese Ruhe und Entspannung, auch wenn sie nicht im Meer baden durften.

Aber dieser verfluchte Tag im Hochsommer hatte sich für immer in sein Hirn gebrannt. Die Nachricht kam ihm damals so vor, als wäre ein Panzer durch seinen Kopf gefahren und hätte dabei sämtliche Gedanken, Hoffnungen und Sehnsüchte mit seinen Stahlketten zermalen und seine Zukunft für immer zunichte gemacht … „Wie bitte? Meine Frau? Unmöglich!!“

Johann Steffen wusste noch den genauen Wortlaut, den ihm die Polizeibeamten gesagt hatten, als sie am späten Nachmittag vor seinem Haus standen und ihn behutsam in die Wohnung baten. Die weiteren Ereignisse flossen an ihm vorbei. Apathisch funktionierte er nur noch und brachte die notwendigen Dinge, die danach zu regeln waren, irgendwie hinter sich. Das Leichenschauhaus in der Gerichtsmedizin, die Befragungen der Beamten, das alles zog an ihm vorbei als wäre er leicht betrunken … vielleicht lag es an den Tabletten, die ihm sein Hausarzt dringend angeraten hatte …

Er erinnerte sich noch gut an die fürsorgliche Hilfe seiner Familie, bei der er für vier Wochen nach ihrem Tod auf dem Bauernhof gelebt hatte, weil er die Einsamkeit nicht ertrug … Die polizeilichen Untersuchungen waren dann irgendwann abgeschlossen, die Leiche freigegeben und er musste lernen zu akzeptieren, dass sie bei einem Verkehrsunfall gestorben war, einfach so. Er hatte in seiner Trauer nicht die Kraft, intensiver nach den Umständen zu fragen, nach dem Unfallhergang … Sie schien an dieser schicksalhaften Situation nicht schuld gewesen zu sein, denn es kamen keinerlei Forderungen von irgendeiner Seite auf ihn zu. Er wunderte sich lediglich, dass damals die Mordkommission eingeschaltet worden war, er sogar Unterlagen eines Abschlussberichtes erhalten hatte … Aber was änderte das an seiner Situation, jetzt ohne Partner weiterleben zu müssen. Tage, Monate, Jahre vergingen …

Es gelang ihm mehr schlecht als recht und es verging kein Abend, keine Nacht, ohne an sie zu denken.

Besuch aus dem Jenseits…

Was war das für ein seltsames Geräusch? Ein leises Stöhnen oder Flüstern riss ihn aus seinem Traum. Verschlafen versuchte er den Grund dafür zu finden, setzte sich im Bett auf und horchte angestrengt in die Nacht. Ein leichter Wind blähte die Gardine vom offenen Fenster in den Raum und verfing sich an dem kleinen Nachttisch, auf dem ein paar Erinnerungsfotos standen. Als dann die nächtlichen Wolken das helle Mondlicht freigaben, formte sich aus dem flimmernden Staub im Zimmer eine schemenhafte Gestalt, die zu schweben schien.

„Johann, du bist in Gefahr, ich muss dich warnen!“ vernahm er die leise, vertraute Stimme seiner Frau und wie vom Blitz getroffen, war er sofort hellwach.

„Was … wie bist du hier reingekommen? Was machst du hier?“ Er schaute unsicher das nebelhafte Wesen an, das jetzt näher auf ihn zukam. Es schien ihn aus den dunklen Augenhöhlen zu fixieren. Seltsamerweise empfand er keine Angst, denn da war ja diese, ihm immer noch so vertraute Stimme.

Er lebte schon seit Jahren hier allein, da sie frühzeitig von ihm gegangen war, unfreiwillig! Ein grausamer Unfall hatte sie aus dem Leben gerissen und hilflos musste er nun akzeptieren, dass er alleine war. Er dachte oft an diesen Schicksalsschlag, doch nun würde er eines anderen belehrt und das könnte ihn völlig aus der Bahn werfen.

„Vergessen? Ich wohne auch hier!“ hauchte die Stimme.

Die weiße Gestalt schwebte zwei Meter von ihm entfernt an der Wand. Er rieb seine Augen, öffnete sie wieder und dachte an einen, dieser wilden Träume, die ihn seit einiger Zeit des nächtens heimsuchten. Als er vorsichtig wieder zum Fenster blinzelte, sah er immer noch die gesichtslose Gestalt, die sich nicht bewegte. Vorsichtig wagte er zu fragen: „Ich … ich dachte, du seist bei diesem Unfall ums Leben gekommen…“ Ein Ruck schien durch die nächtliche Erscheinung zu gehen, dann schwebte sie geräuschlos auf ihn zu. „Ein Unfall? Das denkst du wirklich noch?“ „Ja, natürlich, das haben damals alle gesagt! Und der Unfallarzt hatte es doch auch bestätigt!“

Die Gestalt, einem dichten Nebel gleich, war jetzt ganz dicht vor seinem Gesicht und mit ihr streifte ihn ein eiskalter Hauch. „Es war Mord! Ein grausamer dazu! Erinnerst du dich nicht mehr an deinen letzten Besuch in der Klinik? Dir mache ich dabei keinen Vorwurf, denn die Pfleger hatten mich gut geschminkt und für deinen Besuch vorher „präpariert“.

Joachim saß immer noch und schaute irritiert, als sich der Schleier lichtete und ihr geschundener Körper sichtbar wurde. Wie ein Blitz durchzuckte es ihn, denn es war jetzt sogar noch schmerzlicher für ihn, zu sehen was man ihr angetan hatte. „Unfall! Pah! Sieht denn wirklich keiner diese Stichwunden?“ Knochige Finger deuteten auf drei verschiedene Stellen des verschwommenen Körpers: „ …hier und da! Die hat der Unfallarzt entweder übersehen oder er hat mich zu flüchtig untersucht! Das sollen normale Unfallspuren sein?“

Realisierte er wirklich, dass er mit einer Toten kommunizierte? Oder hatte er einen Traum und sich im Halbschlaf auf diesen unsinnigen Dialog eingelassen. „Das ist jetzt drei Jahre her!“ rief er entsetzt. Daraufhin wich das helle Wesen enttäuscht zum Fenster: „Früher warst du hartnäckiger! Mord verjährt nicht! Ich will meine Ruhe haben und meinen Frieden! Aber so geht das nicht! Ich wollte mich nicht in dein neues Leben einmischen, aber jetzt muss ich dich warnen, denn er hat ein weiteres Mal zugeschlagen. Kannst du damit leben? Solltest du dich besinnen und Hilfe brauchen, dann werde ich da sein! Denk intensiv an mich, ich werde das spüren und zu dir kommen!“ Sie glitt durch die Außenwand als wäre sie porös. Eine Nebelwolke stand noch eine Zeitlang in der Ecke, bis auch die sich auflöste . . . dann war er wieder alleine.

Der nächtliche Spuk hatte ein Ende und schlagartig wurde der Raum merklich wärmer. Jetzt verspürte er eine undefinierbare Unruhe und stolperte ins Bad. Irritiert musterte er ausgiebig sein müdes Gesicht. Tiefe, dunkle Furchen hatten sich wie Schatten unter seine Augen gelegt. Alt war er geworden, stellte er fest und ließ seine zusammengelegten Hände, einer Schüssel gleich, voll Wasser laufen. Dann tauchte er sein Gesicht hinein. Ohne sich abzutrocknen ging er zur Tür, löschte das Licht und kroch zurück tief in seine Laken.

An Schlaf war jedoch nicht mehr zu denken, denn er grübelte noch lange nach, über das eben Geschehene oder besser gesagt, schrecklich und unnatürlich Erlebte …