Geheimnisvolles Familienerbe - Roman Schmidt - E-Book

Geheimnisvolles Familienerbe E-Book

Roman Schmidt

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Beschreibung

Der Geist des Großvaters bewahrt die junge Erbin vor dem gleichen Schicksal, das ihm selbst zum Verhängnis wurde und verschwinden ließ . . . .

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Seitenzahl: 97

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Die Orte, sowie der Mädchenname meiner Ehefrau, sowie deren Großeltern sind authentisch.

Die Handlung der Geschichte ist jedoch frei erfunden. Jede weitere Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen ist nicht gewollt und wäre rein zufällig.

Anno 2014

Roman Schmidt

Inhaltsverzeichnis

Einführung

Das Erbgut

Der erste Tag

Der nächste Tag (In der Realität angekommen)

Grausame Erkenntnis

Verschwunden

Das düstere Geheimnis

Im dunklen Verlies

Ihr geerbtes Quartier

Die Nacht in der Villa

Jan

Nach dem Überfall

Dr. Martin Berg, Notar

Ungleiches Duell der Alten

Finale

Anmerkung

Einführung

Meine Frau war als kleines Mädchen oft mit ihrer Oma Minna zusammen, nachdem die als Spätaussiedlerin zu ihnen in den Erft Kreis kam, wo die Verwandten lebten. Fragen zu ihrer Heimat hat sie nie beantwortet. Nur so viel, dass sie sehr hart arbeiten musste, um die große Familie, das Gesinde und die vielen Tiere mit den Erträgen der Landwirtschaft ernähren zu können. Z.B. wurden vor ihr einmal wöchentlich, mehrere 6-pfünder Brote gebacken und täglich zwei warme Mahlzeiten für insgesamt fünfzehn Personen zubereitet. Bis ihre beiden Söhne zum Militär kamen, arbeiteten auch sie genauso, wie die einzige Tochter mit auf dem Hof. Als dann der Opa unter mysteriösen Umständen starb, war die Belastung für die Oma doppelt schwer. Nachdem durch die Kriegswirren auch noch die östlichen Gebiete verloren waren und von polnischen Vertriebenen besetzt wurden, ihr ältester Sohn im Krieg vermisst, der zweite, (mein Schwiegervater) im Lazarett lag, war an eine normale Zukunft auf dem ehemaligen Gut nicht mehr zu denken. Sie blieb bis Ende der vierziger Jahre, um dann, nur mit ihren Kleidern am Leib, in den Westen reisen zu dürfen. Ihren Andeutungen zufolge muss sie dabei Schlimmes erlebt haben. Da weder Fotos, noch Erinnerungen an den Opa Bülow vorhanden sind, erzähle ich eine fiktive Geschichte aus der damaligen Zeit. Im Internet war es möglich, dorthin zu reisen, visuell über die Dorfstraße zu gehen und die Überreste des Gutes zu sehen. Ein mulmiges Gefühl, zu wissen, dass Vorfahren dort den größten Teil ihres Lebens verbracht haben.

Roman Schmidt

Das Erbgut

Sie ging auf der einsamen, fremden Landstraße genauso sicher und entschlossen, als wäre sie schon hundert Mal hier entlang gelaufen. Minna verspürte die heimatlichen Gefühle, die von der Umgebung ausgingen, die sie bisher nur aus den Erzählungen ihrer verstorbenen Großmutter kannte. Sie blieb einen Augenblick stehen. Hier musste die Kirche gestanden haben. Nur noch grasbewachsene Mauerreste, ein großes, halbverwittertes Holzkreuz, der gepflasterte Weg und der dahinterliegende Friedhof zeugten davon. Im Hintergrund stand seitlich davon die kleine Kapelle mit einem angebauten Wohnhaus. Sie ging langsam auf der Straße weiter und verspürte gleich wieder die Erregung, die in ihr aufstieg. Hinter der nächsten Wegbiegung müsste der Gutshof liegen, den ihre Oma wegen der Kriegswirren so fluchtartig hatte verlassen müssen. Tief atmete sie die frische Landluft ein und plötzlich war sie nicht mehr so sicher, wie noch vor ein paar Minuten. „Man muss die Vergangenheit ruhen lassen! Immer diese ollen Kamellen von dem Hof und den Tieren! Ich kann das nicht mehr hören!“ Das hatte ihre Mutter immer gesagt und damit Oma Minna unterbrochen, wenn sie aus ihrer Erinnerung erzählen wollte. Die bemerkte das Desinteresse, schwieg und ging nach unten, wo sie zwei kleine Zimmer im Nebenhaus bewohnte. Ihre Lieblingsoma tat ihr dann leid, sie fühlte dann mit ihr die gleiche, ohnmächtige Leere. Sie trug den gleichen Vornamen wie ihre Großmutter, die ihr die Geschichten von den Abenden, den Feiern und der harten Arbeit auf dem großen Gutshof immer dann erzählte, wenn ihre Eltern ausgegangen waren und sie bei ihr im Wohnzimmer saß: „Oma, bitte! Ich will es aber hören! Mama versteht uns nicht!“ Dann grinste die alte Frau, nahm sie auf den Schoß und schmückte die Erzählungen so realistisch genau aus, als wäre die Kleine mit dabei gewesen. Sie war irgendwann zwar hundemüde, konnte aber trotzdem nicht genug von den alten Erinnerungen bekommen. Ohne Zweifel litt die arme, alte Frau unter der Trennung und Vertreibung aus ihrer fernen Heimat mehr, als ihre Familie sich das vorstellen konnte.

Jetzt war es so weit, gleich endeten die dichten Büsche, die den Weg bis hierher gesäumt hatten und die frei Fläche der Weiden und das, mit hohen Mauern umgebene Gut würde sichtbar werden. Sie verlangsamte ihren Schritt, denn ein Mann kam ihr auf dieser einsamen Strecke entgegen. Eine gekrümmte Pfeife hielt er paffend mit den spärlich gewordenen, restlichen Zähnen mühsam im Mund fest. Er trug Holzklumpen und eine graue, fleckige Arbeitshose. Die viel zu große, aus dem gleichen Stoff bestehende Jacke schlabberte an seinem hageren Körper. Mit schlurfenden Schritten kam er näher und musterte die Figur der Fremden argwöhnisch, ohne ihr ins Gesicht zu schauen. „Entschuldigung . . .“ sprach sie ihn höflich an: „War hier nicht vor dem Krieg ein großer Gutshof?“ Das Entsetzen stand dem Mann ins Gesicht geschrieben, so als wäre er dem Wahrhaftigen begegnet. Der Alte bekreuzigte sich und drehte sich um. Dann besann er sich offensichtlich und stakste, so schnell ihn seine gebrechlichen Knochen tragen konnten, an ihr vorbei. Sie drehte sich um und sah nur noch wie er tiefgebeugt weiterrannte. Bald hörte sie nur noch das gleichmäßige Klappern der Holzschuhe auf dem gepflasterten Weg. Sie war wieder alleine. Ihr Herz raste, als sie einen ersten Blick auf die verwilderte, riesige Fläche wagte. Hohe Mauern umgaben das Gelände. Sie ging vorsichtig bis zur breiten Einfahrt. Ein Tor gab es nicht mehr, nur noch Reste davon in Form von verrosteten Eisenstäben erinnerten an bessere Zeiten. Verfallene Ruinen zeugten von mehreren Häusern und Schuppen, die hier gestanden hatten. Die verwitterte Front des einigermaßen intakten Haupthauses zeigte noch Spuren vom prunkvollen Stuck und den verkleideten Brüstungen, die einst Balkone und Veranden umsäumt hatten. Das also war ihr Erbe, das niemand von der Familie haben wollte. Seltsam war es schon, dass alle darauf verzichtet hatten, obwohl doch angeblich keiner von ihnen jemals das Land gesehen hatte. Sie nahm ihre Digitalkamera und machte ihre ersten Aufnahmen, vom Innenhof, dem alten Brunnen und den angebauten Stallungen. Sie beschloss, sich hier im Ort ein Zimmer zu nehmen. Aus einer Dorfschänke kam ein Stimmengewirr, denn in den Sommermonaten standen die Fenster weit offen. Die Tür ruckte und quietschte entsetzlich, als sie eintrat. Das plötzliche Verstummen der Gespräche führte sie auf das störende Geräusch zurück, dass von ihr ungewollt ausgelöst worden war. Doch dann sah sie in der Mitte der Gäste den Alten mit der Pfeife stehen, den sie vorhin vergeblich nach dem Gut gefragt hatte. Die Stille wurde beängstigend und Minna ging vorsichtig zur Theke, wo eine junge Frau gerade dabei war, Gläser zu spülen. „Kann ich . . . “ sie unterbrach ihre Frage, denn ihr Mund war trocken. Die junge Barfrau hielt ihr ein Glas Wasser hin. Als sie gerade daraus trinken wollte, kam der Wirt hinzu: „Sie können hier nichts essen!“ Irritiert schaute sie in an: „Können Sie Gedanken lesen?“ Der Mann ignorierte ihre Frage: „Wir geben auch keine Getränke an Fremde aus!“ damit strafte er beide Frauen mit seinem scharfen Blick. Sofort gab Minna das Glas wieder zurück. „Freundlich sind die Menschen hier! Sehr freundlich!“ sagte sie laut und verließ die Kneipe wieder durch die krächzende Tür, die sie jetzt aber extra weit offen stehen ließ. Leise hörte sie ein Raunen aus der Dorfschänke. „Die hat nach dem Teufels-Acker gefragt, wenn ich es doch sage. Das ist eine Hexe, womöglich mit denen verwandt. Sie hat sein Gesicht, den gleichen Gang, die gleiche Stimme . . . . .“. Minna schüttelte den Kopf. „Abergläubisches Volk! Wir leben doch nicht mehr im Mittelalter!“ Trotzdem überkam sie ungewollt ein kalter Schauer, der langsam ihren Rücken heraufkroch. Sie beschloss, den Pfarrer aufzusuchen, der neben der neuen Kirche wohnte.

Die Türglocke klang hell, fast schon schrill, als sie an der Kordel zog, die neben dem kleinen Fenster angebracht war. Da es keine Straßenlaternen gab, war sie vorsichtig mit dem schwachen Licht ihres Mobiltelefons über den buckeligen Steinweg bis hierhergekommen. Da, endlich ging ein Licht im Inneren des Wohngebäudes an und eine mürrische Stimme erklang. „Wollt ihr mich ärgern? Wartet ab, wenn ich euch zu fassen bekomme. . . . . . “ Das Türschloss wurde betätigt und dann stand ein Mann mit Laterne im Rahmen. „Ach . .“ entschuldigte er sich. „Ich habe gedacht, es wären die Lausbuben, die mich manchmal abends beim Essen stören. Kommen Sie herein!“ Er trat zur Seite und sie ging in den schmalen Flur, den kleinen Koffer in der rechten Hand. „Sie sind nicht von hier?“ „Nein, ich bin eine Fremde! Wie man mir soeben deutlich im Gasthaus zu verstehen gab!“ Der Pfarrer stellte sich vor und entschuldigte sich für das grobe Verhalten seiner Schäfchen: „Seltsam! Das ist überhaupt nicht deren Art! Was führt Sie in meine bescheidene Stube?“ Minna war angetan von der Freundlichkeit, die der junge Pfarrer ausstrahlte. „Ich wollte im Wirtshaus ein Zimmer haben. Es wurde mir jedoch verweigert und nun weiß ich nicht, wo ich die Nacht schlafen kann. Gibt es hier in der Nähe ein Hotel oder eine Pension? Ich habe hier im Dorf etwas Wichtiges zu erledigen.“ Friedrich, wie der Gastgeber sich genannt hatte, saß am Tisch und deutete auf den zweiten Stuhl neben sich. „Ein Kaffee? Tee, oder geben Sie mir die Ehre, mit mir Bratkartoffel zu essen? Meine Haushälterin kocht immer für eine ganze Kompanie und schimpft dann mit mir, wenn ich nicht alles aufbekomme. Übrigens . . . .“ Er schaute sie offen an: „Sie können im Gästezimmer schlafen!“ Dann stand er auf, nahm aus dem Schrank einen weiteren Teller und eine Tasse und stellte sie neben sich auf den Tisch. Minna stand immer noch und hielt sich an ihrem Koffer fest. „Können Sie hierhin stellen, ich klaue nicht. Gott verbietet mir das!“ Schmunzelnd nahm er die Pfanne vom Herd und verteilte die dampfenden Kartoffeln auf die beiden Teller. „Mit Zucker und Milch?“ fragte er, als er mit der Kaffeekanne vor ihr stand. „Nun setzen Sie sich doch endlich!“ Minna nahm Platz und nickte: „Wenn`s geht nur mit ein wenig Milch, bitte!“ Sie wackelte auf dem Stuhl hin und her, um im Sitzen ihren langen Mantel auszuziehen. Pfarrer Friedrich putze seine Hände an der Schürze ab, die er eben angezogen hatte, setzte sich wieder und nickte ihr aufmunternd zu: „Mit Speck, Schinken, Käse, Spiegeleier und Zwiebel! Anna kann gut kochen!“ Zur Bestätigung