Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 570 - Renate Busch - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 570 E-Book

Renate Busch

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Beschreibung

Als sich die Witwe Fiona Hollmann und Henning Adler sich auf einer Party kennenlernen, spüren sie sofort: Es ist Liebe. Für die Gesellschaft jedoch ist ihre Liebe ein Skandal. Nicht nur, dass Fiona bereits achtunddreißig ist und somit zehn Jahre älter als Henning. Sie ist zudem ungeheuer reich und mächtig, während Hennig zurzeit nicht einmal eine Stellung hat.
Tapfer ignorieren die Liebenden das gemeine Getuschel. Für Fiona und Henning steht fest, dass sie nicht mehr ohne einander durchs Leben gehen wollen. Und so feiern sie schon nach kurzer Zeit Hochzeit und teilen alles miteinander. Nur nicht das dunkle Geheimnis aus Fionas Vergangenheit ...


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Seitenzahl: 125

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Liebe zählt die Jahre nicht

Vorschau

Impressum

Liebe zählt die Jahre nicht

Zwei Menschen folgen ihrem Herzen

Als sich die Witwe Fiona Hollmann und Henning Adler auf einer Party kennenlernen, spüren sie sofort: Es ist Liebe. Für die Gesellschaft jedoch ist ihre Liebe ein Skandal. Nicht nur, dass Fiona bereits achtunddreißig ist und somit zehn Jahre älter als Henning. Sie ist zudem ungeheuer reich und mächtig, während Hennig zurzeit nicht einmal eine einfache Stellung hat.

Tapfer ignorieren die Liebenden das gemeine Getuschel. Für Fiona und Henning steht fest, dass sie nicht mehr ohne einander durchs Leben gehen wollen. Und so feiern sie schon nach kurzer Zeit Hochzeit und teilen alles miteinander. Nur nicht das dunkle Geheimnis aus Fionas Vergangenheit ...

»Ich freue mich, dass ich Fiona endlich dazu überredet habe, die Arbeit mal sein zu lassen und zu uns zu kommen.«

Die Gastgeberin der Party gönnte sich eine kleine Verschnaufpause und stand neben ihrem Mann. Von hier aus hatte sie einen Überblick über alle anwesenden Gäste. Die Begrüßungszeremonie war vorüber, jetzt konnte sie nur hoffen, dass sich auch jeder gut unterhielt.

»Hm, deine Freundin ist wirklich eine wunderschöne, interessante Frau«, bestätigte Bankier Gerner nachdenklich.

Er beobachtete Fiona Hollmann, die mit etlichen Gästen zusammen an Tisch saß. Ihre vollen roten Lippen, die klassisch gerade Nase mit den oft bebenden Flügeln, die fein gemeißelten Gesichtszüge und die makellos gewachsenen Brauen rundeten das Bild einer schönen Frau ab.

»Wie alt ist Fiona eigentlich?«, fragte Werner Gerner sinnend.

»Warum interessierst du dich dafür?«, fragte seine Frau lachend.

»Weil ich sie beim besten Willen nicht einschätzen kann. Sie sieht noch sehr jugendlich aus, aber da ich weiß, dass ihr Mann im Alter von fünfundsechzig Jahren gestorben ist, kann sie sicher nicht mehr zwanzig sein.«

»Fiona zählt zu den Frauen, die zwar älter werden, aber nicht altern«, erwiderte Betty Gerner. »Sie behalten ihre Schönheit, ihren Charme und ihre Vitalität. Wenn ich mich nicht irre, hat Fiona neulich ihren achtunddreißigsten Geburtstag gefeiert.«

»Wer ist denn der junge Mann, der mit an ihrem Tisch sitzt?«, erkundigte sich der Hausherr interessiert. »Er ist ein verdammt männlicher Typ.«

»Die Willmers haben ihn mitgebracht. Er ist bei ihnen zu Besuch, ein Neffe, glaube ich. Warte, mir fällt auch bestimmt sein Name wieder ein«, sagte seine Frau. Dann strahlte sie und nickte. »Jetzt weiß ich es wieder. Adler heißt er, ich glaube Henning Adler.«

Das Gespräch wurde unterbrochen, als ein befreundetes Ehepaar auf die Gastgeber zukam.

Henning Adler war eigentlich nur stummer Zuhörer der angeregten Unterhaltung an seinem Tisch. Er war auf Drängen von Onkel und Tante mit auf diese Party gegangen. Er kannte Festlichkeiten dieser Art. In der Regel tat man so, als amüsiere man sich, und langweilte sich im Grunde genommen nur.

Heute war es anders. Ihn fesselte die Unterhaltung. Nein, eigentlich lauschte er nur einer einzigen, leicht kehlig klingenden Stimme. Er war noch nie von einer Frau auf Anhieb so gefesselt gewesen wie von der, die ihm gegenübersaß.

Dabei wusste er noch nicht einmal ihren Namen. Aber er hätte sie zeichnen können, so sehr hatte sich ihr Aussehen in sein Gedächtnis eingeprägt.

In diesem Moment blickte Fiona Hollmann ihn an. Henning gab den Blick zurück und genierte sich ein bisschen. Natürlich war der Frau aufgefallen, dass er sie über Gebühr lange und ausgiebig betrachtet hatte.

Frau Betty bat in diesem Moment um Ruhe.

»Nebenan ist ein kaltes Büfett aufgebaut«, sagte sie freundlich. »Wer also möchte, bediene sich!«

Viele der Anwesenden erhoben sich spontan. Der Tisch, an dem Henning und Fiona saßen, leerte sich. Bald waren sie allein.

»Haben Sie keinen Hunger?«, erkundigte sich Henning.

Sie lachte wieder jenes kehlige, aufreizende Lachen, und Henning spürte ein Prickeln auf seiner Haut.

»Ich möchte die Schlacht am kalten Büfett nicht mitmachen. Und wie steht es mit Ihnen?«

»Mir geht es ähnlich.«

»Dann sind wir zwei verwandte Seelen.« Sie suchte in ihrem Handtäschchen offenbar nach Zigaretten.

Henning griff in seine Jackentasche und holte ein Päckchen hervor.

»Mögen Sie meine Marke?«, fragte er.

Fiona stutzte und lachte erneut.

»Wir bevorzugen beide die gleiche Sorte. Vielen Dank.« Sie bediente sich. Henning gab ihr Feuer.

Fiona seufzte und betrachtete die brennende Zigarette.

»Eigentlich wollte ich heute Abend gar nicht rauchen, aber bekanntlich ist der Geist willig, aber das Fleisch so schwach.«

»Da kann ich Ihnen leider nur zustimmen. Ich habe auch schon mehrere Anläufe gemacht, aber bisher bin ich immer wieder rückfällig geworden.«

»Ich habe Sie noch nie gesehen«, wechselte Fiona das Thema.

Als ihr Mann noch gelebt hatte, waren sie oftmals abends ausgegangen und hatten daher natürlich viele Menschen kennengelernt.

»Ich Sie auch nicht. Aber da ich bei meinen Verwandten nur zu Besuch bin, ist das eigentlich ganz erklärlich.«

»Ach, Sie wohnen gar nicht hier?«, stellte Fiona überrascht fest.

»Nein.«

»Ehrlich gesagt, weiß ich noch nicht einmal Ihren Namen«, sagte Fiona.

»Da stelle ich wieder eine Übereinstimmung fest, mir geht es nämlich genauso.« Nun lachten beide sogar im Duett.

»Ich heiße Adler, Henning Adler!« Der junge Mann stand auf und verbeugte sich korrekt. Fiona reichte ihm über den Tisch ihre gepflegte, schmale Hand.

»Ich bin Fiona Hollmann.«

»Ein schöner und ein ungewöhnlicher Name«, sagte Henning bewundernd.

»Ja, er ist selten«, gab sie zu. »Meine Mutter hatte wohl einen Hang nach allem Ungewöhnlichen.«

»Demnach lebt sie nicht mehr?«

Über das schöne Gesicht der jungen Frau lief ein dunkler Schatten.

»Leider nicht.« Sie drückte energisch die nur halb aufgerauchte Zigarette aus. Irgendwie hatte Henning das Gefühl, sie wolle die Vergangenheit vergessen.

»Wie finden Sie unsere Stadt?«, fragte Fiona.

»Um ehrlich zu sein, habe ich noch zu wenig von ihr gesehen. Ich bin heute erst hier angekommen.«

»Dann steht Ihnen noch viel Schönes an Sehenswürdigkeiten bevor.«

»Das hat mir meine Tante auch schon prophezeit. Leider ist sie ein wenig gehbehindert. Als Fremdenführerin kann ich sie also nicht engagieren, und mein Onkel ist beruflich zu sehr eingespannt.«

»Dann biete ich mich an.« Kaum hatte Fiona spontan das Angebot gemacht, bereute sie es. Wie kam sie eigentlich dazu, diesem Fremden so entgegenzukommen? Das war doch sonst nicht ihre Art.

Sie wollte einen Rückzieher machen, aber angesichts des nun strahlenden jungen Mannes brachte sie es nicht über sich.

»Vielen Dank«, sagte Henning begeistert. »Mit so viel Glück hatte ich nach allem gar nicht mehr gerechnet.«

»Was heißt nach allem?«

Henning wurde ein wenig verlegen.

»Ich hatte beruflich ein bisschen Pech«, gestand er ihr. »Das hat mir einen tüchtigen Schlag versetzt.«

»Ach?« Fiona schien interessiert zu sein, von diesem Pech zu erfahren. »Wollen Sie darüber sprechen?«

Henning zögerte ein wenig, dann nickte er.

»Warum eigentlich nicht? Etwas Ehrenrühriges ist es schließlich nicht. Ich bin Diplom-Ingenieur und hatte das Glück, gleich nach meinem Abschluss nicht nur eine lukrative, sondern auch eine verantwortungsvolle Stellung zu bekommen. Die Firma ging leider in Konkurs, nun stehe ich auf der Straße und schreibe mir die Finger mit Bewerbungen wund.«

»Bisher ohne Erfolg?«

»Das ist vielleicht auch nicht ganz der Wahrheit entsprechend. Ich hätte schon zweimal eine Anstellung haben können, aber beide Firmen wackelten, so wäre ich wahrscheinlich vom Regen in die Traufe gekommen. Da habe ich lieber verzichtet. Es ist deprimierend, wenn man seine ganze Kraft in seine Arbeit steckt und letzten Endes nichts dabei herauskommt.«

»Ja, das kann ich gut verstehen.«

Henning wunderte sich, wie prüfend ihn die schöne Frau plötzlich ansah.

Die ersten Gäste kamen vom Büfett zurück, und nun wurden Schallplatten abgespielt. Die ersten Paare drehten sich nach den Klängen der flotten Musik.

»Darf ich bitten?«, fragte Henning und konnte es nicht erwarten, diese ungewöhnliche Frau im Arm zu halten.

Sie unterhielten sich bald lebhaft. Henning war erneut von dem Geist, dem Witz und der Schlagfertigkeit der schönen Frau gefesselt.

Fiona war wie ausgewechselt. Sie fühlte sich im Moment herrlich jung und unbeschwert, das war ihr schon seit Langem nicht mehr passiert. Was war schon dabei, wenn sie den kleinen Flirt weiter ausbaute?

Eigentlich war es ganz angenehm, von dem attraktiven jungen Mann so angehimmelt zu werden. Er wusste garantiert nicht, wer sie war, und zeigte ihr unverhüllt, dass er sie anbetete.

Sie summte die Melodie mit, nach der sie tanzten.

»Wie alt sind Sie eigentlich?«, fragte Fiona unvermittelt.

»Achtundzwanzig«, erwiderte er verblüfft.

»So, achtundzwanzig«, wiederholte die schöne Frau sinnend. Sie schien sich plötzlich von ihm zu entfernen, Henning zog sie unwillkürlich enger an sich.

»Wann haben Sie für mich Zeit?«, fragte er drängend.

Fiona seufzte fast unhörbar, dann lächelte sie.

»Sagen wir morgen?« Weiß der Himmel, worauf sie sich da einließ. Schließlich war sie zehn Jahre älter als er.

♥♥♥

Der nächste Tag war ein Sonnabend. Henning fuhr mit seinem Wagen in die Stadt, wo er sich mit Fiona treffen wollte. Unterwegs kaufte er einen Strauß herrlicher Teerosen.

Sie kam mit zehn Minuten Verspätung. Henning sah sie bereits von Weitem. Sie war so aufregend wie am gestrigen Abend. Sie trug heute ein elegantes Kostüm. An ihren Füßen saßen hochhackige Pumps.

»Ich bin ja so glücklich, dass ich Sie wiedersehe«, sagte Henning. Er beugte sich tief über ihre Hand und hauchte einen Kuss darauf. Dann legte er ihr die schönen Blumen in den Arm.

»Danke!« Fiona verbarg ihre Rührung. Der junge Mann gefiel ihr, irgendwie kam sie sich in seiner Gesellschaft jünger vor. Zum ersten Mal seit dem Tod ihres Mannes spürte sie, dass es noch etwas anderes gab, als die große Fabrik zu leiten.

»Was haben Sie mit mir vor?«, fragte Henning.

»Lassen Sie sich überraschen.«

»Arbeiten Sie übrigens? Dann raube ich Ihnen einen Ihrer freien Tage.«

Fionas Kopf ruckte schnell zur Seite.

»Wissen Sie nicht, dass ich beruflich angespannt bin?«, fragte sie schnell.

Henning war irritiert.

»Nein, von wem? Sie haben mir gestern nichts aus Ihren Leben erzählt.«

»Ach ja, richtig«, sagte sie wie beiläufig und lächelte. »Es ist ja auch nicht so wichtig.«

Fiona führte ihn durch die Altstadt mit den wunderschönen alten Häusern und den anheimelnden Laubengängen.

»Irgendwie kommt man sich wie in ein Märchenland versetzt vor«, bemerkte Henning.

»Ja, ich lasse mich auch gern von dem Zauber dieser engen Gassen einfangen.«

»Ich möchte Sie zum Essen einladen«, sagte Henning später. »Gehen wir in ein gutes Lokal.«

Sie taten es, und Fiona genoss die Gesellschaft des jungen Mannes, der sie sichtlich verehrte. Er war höflich und gut erzogen, er war klug und stand mit beiden Beinen fest auf der Erde. Sie konnte sich mit ihm bestens unterhalten.

Den ganzen Tag blieben sie zusammen. Fiona hatte ein schlechtes Gewissen, weil er für sie so viel Geld ausgab. Schließlich war er arbeitslos.

»Ich fahre Sie nach Hause«, bot er ihr am Abend an.

»Nein, ich bin auch mit dem Wagen gekommen.« Es stellte sich heraus, dass Fiona ihr Auto allerdings auf einem anderen Parkplatz geparkt hatte.

»Dann begleite ich Sie wenigstens zu Ihrem Wagen.«

»Nichts da, wir verabschieden uns hier voneinander«, bestimmte sie, und Henning spürte, dass es wenig Sinn hatte, sich gegen ihre Entscheidung aufzulehnen.

In dieser Nacht träumte Fiona von einem großen jungen Mann mit strahlend blauen Augen.

»Närrin«, murmelte sie, als sie am nächsten Morgen erwachte. Er hatte ihr ein erneutes Treffen abgebettelt. Seltsamerweise freute sie sich darauf wie ein Kind auf Weihnachten.

Dabei hatte sie sich eingebildet, Gefühle dieser Art könnten nur sehr junge Menschen haben. Lag es ein oder gar zwei Menschenleben zurück, als sie schon einmal so ähnlich gefühlt hatte? Sie hatte es vergessen gehabt, wie es ist, wenn plötzlich das Herz zu rasen beginnt und das Blut wie wild in den Adern kreist.

Fiona saß aufrecht im Bett. Sie vergrub ihr Gesicht in beiden Händen und stöhnte dumpf. Sie hatte das Gefühl wie ein Schwimmer, der im Begriff war, sich kopfüber in ein unbekanntes Gewässer zu stürzen. Noch war es Zeit umzukehren. Aber wollte sie es überhaupt?

♥♥♥

Der Sonntag zeigte sich von seiner strahlendsten Seite. Henning hatte gestern die Bitte geäußert, etwas von der Umgebung kennenzulernen, so würden sie heute also irgendwo aufs Land fahren.

Fiona trug ein schönes Leinenkleid, darüber eine helle Sommerjacke. Sie sah wieder einmal bezaubernd aus.

Henning war von ihr begeistert.

»Sie sind wunderschön«, versicherte er ihr stürmisch, als sie sich begrüßten.

»Danke, wenn Sie mich weiterhin so mit Komplimenten überhäufen, glaube ich es bald selbst.« Sie lachte wieder ihr aufregendes Lachen.

»Das können Sie auch«, sagte Henning beschwörend.

»Na, was haben denn Ihre Verwandten dazu gesagt, dass Sie sich heute schon wieder mit mir treffen?«, wollte Fiona wissen, als sie nebeneinander auf seinen Wagen zugingen.

»Onkel und Tante?« Henning war überrascht. »Sie sind gottlob nicht neugierig und haben keinerlei Fragen gestellt, als ich ihnen sagte, dass ich mich mit einer jungen Dame treffe. Sie haben mir und meiner Begleiterin einen schönen Tag gewünscht.«

Er lachte und blieb stehen.

»Das ist mein Auto«, sagte er und deutete stolz auf das wahrlich nicht mehr neue und recht kleine Auto. »Es ist zwar nicht sehr attraktiv, aber ein guter, verlässlicher Kamerad. Bisher hat der Wagen mich noch nie im Stich gelassen.«

»Wunderbar. Hoffentlich tut er es heute auch nicht.«

Sie fuhren los. Fiona dirigierte Henning zu einem großen See, auf dem Segelboote kreuzten. Er war teilweise von Wald umgeben. Ein schöner Weg führte um das Wasser herum.

»Hier ist es sehr schön«, sagte Henning andächtig. Sie gingen etliche Kilometer am Ufer entlang und kehrten dann in einem der Lokale ein, die am See lagen.

»Heute bezahlt jeder für sich«, sagte Fiona, als der Ober eine leckere Forelle serviert hatte.

»Wollen Sie mich beleidigen?«, fragte Henning sofort. Dann flog ein dunkler Schatten über sein Gesicht. »Ach, jetzt verstehe ich«, sagte er dann. »Sie wollen meine Geldbörse schonen, weil ich im Moment arbeitslos bin. Ich habe übrigens auch hier gleich wieder etliche Bewerbungen geschrieben, nachdem ich die Zeitung studiert habe. Vielleicht bringen Sie mir Glück.«

»Ich drücke Ihnen die Daumen.«

Sie sahen sich an. Fiona war es, die zuerst fortblickte. Dass ein Blick eines Mannes sie aus der Fassung bringen konnte, hätte sie vor einigen Tagen noch nicht geglaubt.

Später mietete Henning ein Ruderboot.

»Wollen Sie sich mir anvertrauen?«, bat er und reichte ihr seine Hand, als sie einstieg. Das kleine Gefährt schwankte ein wenig. Fiona fühlte sich dennoch völlig sicher.

Sie setzte sich auf die kleine Bank. Henning ergriff die Ruder und legte sich in die Riemen. Es war schön, so dasitzen zu können und ihm zuzusehen, wie er die Muskeln anspannte und das Boot bei jedem Ruderschlag vorschoss.

»Sie rudern wie ein Profi«, stellte Fiona fest.

»Ganz daneben getippt haben Sie nicht«, erklärte Henning lachend. »Als Student war ich einige Jahre im Verein. Es hat mir immer viel Spaß gemacht. Später im Beruf musste ich das Hobby aufgeben. Ich hatte keine Zeit mehr.«

»Schade!«

»Das ist es, aber es geht mir wohl nicht allein so. Und Sie? Lässt Ihnen Ihr Beruf Zeit für sportliche Aktivitäten? Was machen Sie eigentlich?«, fragte er in einem Zuge.

»Ich bin leider auch sehr angespannt, aber raten Sie doch einmal!«

Sie wartete voller Spannung auf seine Antwort.

Henning hörte auf zu rudern und sah sie prüfend an.

»Hm, ich könnte mir vorstellen, dass Sie vielleicht Innenarchitektin sind«, sagte er.

»Falsch!«, erwiderte Fiona lachend.

»Haben Sie irgendeinen künstlerischen Beruf?«