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Lina, die alte Getreue, von der Cornelia seit dem Tod ihrer Eltern betreut wird, möchte gern einmal ihren Sohn in Kanada besuchen. Während dieser Zeit soll Cornelia bei ihrem Onkel Sebastian wohnen, einem jüngeren Stiefbruder ihres Vaters, den sie nie kennengelernt hat. In einem Brief an Lina, den Cornelia zufällig in die Finger bekommt, erklärt dieser Sebastian sich bereit, "sich um die Range zu kümmern". Er hält sie offenbar noch für ein Kind, und das bringt die neunzehnjährige Cornelia, die jünger aussieht, als sie ist, auf eine Idee. Sie wird Sebastian ein unbedarftes Kind von fünfzehn Jahren vorspielen. Diese Komödie entpuppt sich als Mordsspaß. Die Sache hat nur einen Haken und eigentlich sogar zwei: Cornelia verliert bald ihr Herz an Sebastian, doch der ist längst in festen Händen ...
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Seitenzahl: 128
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Ein Herz auf Reisen
Vorschau
Impressum
Ein Herz auf Reisen
Wo wartet endlich das Glück auf Cornelia?
Lina, die alte Getreue, von der Cornelia seit dem Tod ihrer Eltern betreut wird, möchte gern einmal ihren Sohn in Kanada besuchen. Während dieser Zeit soll Cornelia bei ihrem Onkel Sebastian wohnen, einem jüngeren Stiefbruder ihres Vaters, den sie nie kennengelernt hat. In einem Brief an Lina, den Cornelia zufällig in die Finger bekommt, erklärt dieser Sebastian sich bereit, »sich um die Range zu kümmern«. Er hält sie offenbar noch für ein Kind, und das bringt die neunzehnjährige Cornelia, die jünger aussieht, als sie ist, auf eine Idee. Sie wird Sebastian ein unbedarftes Kind von fünfzehn Jahren vorspielen.
Diese Komödie entpuppt sich zunächst als Mordsspaß. Die Sache hat nur einen Haken und eigentlich sogar zwei: Cornelia verliert bald ihr Herz an Sebastian, doch der ist längst in festen Händen ...
Als Cornelia nach Hause kam, sah sie den Brief sofort, der auf der Erde lag. Die alte Lina musste ihn dort verloren haben.
»Lina!«, rief sie laut, doch niemand antwortete ihr. Vermutlich war Lina einkaufen gegangen.
Cornelia nahm den Brief auf. Sicher war er von Linas Sohn, der nach Kanada ausgewandert war und seiner Mutter regelmäßig schrieb. Er hatte es dort zu etwas gebracht, war verheiratet und stolzer Vater von zwei Kindern.
Lina sehnte sich danach, ihren Sohn einmal wiederzusehen und ihre Enkelkinder kennenzulernen. Aber sie hatte sich jedes Mal entschieden geweigert, von Cornelia das Geld für die Reise anzunehmen.
»Ich kann dich doch nicht alleinlassen«, begründete sie dann immer ihre Ablehnung. »Ich habe es deinem Großvater versprochen, kurz bevor er starb.«
Und dieses Versprechen hatte Lina gehalten. Sie war bei Cornelia geblieben, als das Schloss verkauft werden musste und sie die Eigentumswohnung erworben hatte, in der sie nun lebten.
Cornelia starrte noch immer gedankenverloren auf den Brief in ihrer Hand und wollte ihn gerade auf das Dielenschränkchen legen, da sprang ihr ein Satz ins Auge:
Wenn es nicht anders geht, liebe Lina, dann schicke die Range eben zu mir.
Das junge Mädchen stutzte. Dieser Brief konnte nicht von Linas Sohn sein.
Neugierig faltete Cornelia den Bogen auseinander und begann zu lesen:
Liebe Lina,
ich habe mich wirklich gefreut, wieder einmal etwas von Dir zu hören, und ich freue mich noch mehr, dass es Dir gesundheitlich noch immer gut geht. Schade, dass wir uns in all den langen Jahren nicht wiedergesehen haben. Du warst für mich immer der gute Stern meiner Kindertage.
Aber ich will mich nicht lange mit der Vorrede aufhalten. Meine Zeit ist knapp bemessen.
Wenn es nicht anders geht, liebe Lina, dann schicke eben die Range zu mir. Ich bin es zwar nicht gewohnt, mit kleinen Mädchen umzugehen, aber ich denke doch, dass ich mit ihr zurechtkomme, bis Du aus Kanada wieder zurück bist.
Ich kenne Deine Güte und Nachsicht, liebe Lina, und bin bei dem Kind auf manches gefasst. Bitte, nimm es mir nicht übel, wenn ich strenger als Du durchgreife. Bitte schreibe mir, wann ich das Mädchen erwarten kann.
Herzlichen Gruß von Sebastian
Cornelia musste den Brief zweimal lesen, um ihn zu begreifen. Dann atmete sie einige Male tief und empört durch.
Mit der »Range« war unzweifelhaft sie gemeint. Lina hatte sich nun offenbar doch entschlossen, nach Kanada zu reisen. Aber warum machte sie denn ein Geheimnis daraus? Und wer war überhaupt dieser Sebastian, der sie wohl noch für ein Kind hielt?
In diesem Augenblick steckte jemand den Schlüssel in die Wohnungstür. Das musste Lina sein. Blitzschnell legte Cornelia den Brief auf das Dielenschränkchen und eilte in ihr hübsches Jungmädchenzimmer. Sie warf sich in einen Sessel, streckte ihre langen Beine von sich und dachte über ihre Lage nach.
»Conny«, hörte sie Lina in der Diele rufen.
Bevor sie eine Antwort geben konnte, wurde die Tür zu ihrem Zimmer geöffnet und Lina stand mit strahlendem Gesicht im Türrahmen.
»Ich habe doch sofort gerochen, dass du da bist.«
»Gerochen?«, fragte Cornelia verdutzt.
»Natürlich, Kindchen. Du riechst wie immer nach Pferd und Stall, wenn du vom Reiten kommst.«
»Ach so.« Cornelia lächelte.
»Ich habe schnell noch Kalbsleber gekauft, die isst du doch so gern.«
»Wunderbar«, freute sich Cornelia.
»Zieh dich um, Kind, und dann lege dich auf den Balkon in die Sonne. Ich rufe dich, wenn das Essen fertig ist.« Damit ging Lina hinaus.
Cornelia zog die Reitstiefel aus und schleuderte sie wütend in die Ecke. Nie und nimmer würde sie zu diesem unfreundlichen Menschen fahren, da konnte sich Lina auf den Kopf stellen. Sie war schließlich alt genug, ein Vierteljahr ohne ihre Getreue auszukommen.
Nun schlüpfte Cornelia in ein leichtes Kleid und kämmte vor dem Spiegel ihr Haar. Sie zog einen Mittelscheitel, raffte je eine Hälfte zusammen und umwickelte sie mit einem Gummiband. So stand ihr sonst so hübsches und weiches Haar zwar weit nach rechts und links steif vom Kopf ab, aber es störte wenigstens nicht mehr beim Sonnenbaden. Wohlig streckte sich Cornelia im Liegestuhl aus.
Als Lina zum Mittagessen rief, vergaß Cornelia, ihre Frisur zu ändern.
»Conny, wie siehst du wieder aus«, tadelte Lina sie. »Diese Frisur mag ich ganz und gar nicht an dir leiden. Du siehst damit wirklich noch aus wie ein Kind! Es hält dich sowieso jeder für jünger als neunzehn Jahre.«
Cornelia wusste, dass sie nicht immer einen sehr damenhaften Eindruck machte.
♥♥♥
Am Nachmittag fuhr Cornelia zu ihrer Freundin Petra Hilken. Petras Vater war höherer Beamter.
»Guten Tag, Cornelia«, sagte Frau Hilken und reichte Cornelia die Hand. Wie meistens nachmittags saß sie in einem Sessel und stickte. »Petra wartet schon auf Sie.«
Wie zur Bestätigung wurde die Tür zum Salon aufgerissen.
»Conny, ich habe doch deine Stimme gehört.« Petra wirbelte herein. »Komm mit in mein Zimmer.«
Sie hakte die Freundin unter und zog sie mit sich.
»Schön, dass du da bist. Du rettest mich vor dem Tode durch Langeweile«, stöhnte Petra. »Den ganzen Tag stumpfsinnig hier herumhocken, bringt mich um. Da bin ich schon lieber zur Schule gegangen.«
»Mein Tag ist immer ausgefüllt.«
»Ja, deiner«, sagte Petra mit einiger Bitterkeit. »Du kannst ja auch tun und lassen, was du willst, hast deinen Wagen, reitest, spielst Tennis ...«
Sie brach ab und seufzte. Ihre Eltern hielten es für richtig, dass sie sich zunächst einmal auf den Beruf einer Hausfrau vorbereitete. Unter der Anleitung ihrer Mutter musste Petra vormittags in der Küche stehen und kochen.
Cornelia lächelte. Sie kannte den Kummer ihrer Freundin.
»Mag der Teufel wissen, wieso es so ungerecht auf der Welt zugeht«, schimpfte Petra weiter. »Mir wird schon übel, wenn ich nur ans Gemüseputzen und Kartoffelschälen denke.«
»Deine Mutter meint es nur gut«, tröstete Cornelia sie. »Wenn du später einmal Mann und Kinder hast, wirst du froh sein, wenn du dich mit der Hausarbeit auskennst.«
Petra hob abwehrend die Hände.
»Bis dahin hat es noch eine gute Weile. Und wenn es dann einmal dazu kommt, nehme ich nur einen Mann, der mir eine Köchin und ein Hausmädchen bieten kann. Aber was gibt es bei dir Neues?«
Cornelia erzählte ihrer Freundin von dem Brief, den sie heimlich gelesen hatte, und von Linas Sehnsucht nach ihrem Sohn.
»Das ist ja allerhand!«, ereiferte Petra sich. »Und dieser Knabe hält dich offenbar noch für ein Kind, eine ungezogene Range sogar, bei der er hart durchgreifen muss.« Sie lachte lauthals.
»Mir ist gar nicht zum Lachen zumute«, gestand Cornelia.
»Vielleicht kommt das noch, wenn du ausprobieren würdest, wie er dich erziehen will«, meinte Petra.
»Ich denke gar nicht daran, zu ihm zu fahren«, protestierte Cornelia.
»Das könnte doch ein Mordsspaß werden. Du gibst dich als jünger aus, als du bist, und fährst zu diesem Knaben. Und wenn er den Rohrstock hervorholt, um dich zu versohlen, gibst du dich eben als junge Dame zu erkennen. Das wird für ihn eine heilsame Lehre sein«, freute Petra sich.
»Ich glaube, du bist übergeschnappt. Dieser Sebastian wird doch sofort merken, dass ich schon neunzehn bin.«
»Du weißt doch genau, dass du jünger aussiehst. Weißt du noch, im vorigen Jahr in der Badeanstalt? Du hattest dir Rattenschwänze gemacht, die rechts und links steif vom Kopf abstanden.«
»Erinnere mich nicht daran«, prustete Cornelia los. »Das war zu komisch.«
»Ich fand den Spaß großartig, als die spitznasige alte Dame auf dich zukam, den Zeigefinger hob und dich ernsthaft warnte, unbedingt das Rauchen in deinem Alter sein zu lassen.«
Nun lachten beide herzlich. Doch dann wurde Cornelia plötzlich wieder ernst.
»Schlag dir den Plan aus dem Kopf, Petra. Lina wird dem alten Knaben natürlich mein wahres Alter verraten.«
»Ach ja, an deine Lina habe ich im Moment gar nicht mehr gedacht.« Petra schlug sich an die Stirn. »Ich schätze, es dauert nicht mehr lange, dann spricht sie mit dir über ihre Pläne.«
»Wahrscheinlich.«
»Pass auf, ich hab eine Idee. Zuerst quetschst du deine Lina aus, wer dieser Mann eigentlich ist. Und wenn du dann alles über ihn weißt, erklärst du dich bereit, sofort zu ihm zu fahren, damit Lina endlich zu ihrem Sohn kommt.«
»Und warum so plötzlich?«
»Damit Lina keine Zeit mehr hat, diesem Sebastian noch nähere Erklärungen über dein Alter abzugehen. Du bietest ihr an, gleich selbst ein Telegramm an diesen Sebastian aufzugeben. Ich wette, sie wird von deiner Fügsamkeit so begeistert sein, dass sie alles tut, was du willst, und froh sein wird, dass du fährst, und vor allem, dass sie endlich zu ihrem Sohn fliegen kann.«
»Na gut, so ungefähr mag das hinkommen«, gab Cornelia zu.
»Jetzt bin ich nur mal gespannt, wann Lina mit ihrem Vorhaben herausrückt«, sagte Petra.
♥♥♥
Es goss in Strömen. Cornelia hatte den langweiligen Tag genutzt, um ihre Kleider und Pullis zu waschen. Sie hingen jetzt, fein säuberlich aufgehängt, über der Badewanne zum Trocknen.
Beim Abendessen brachte Lina die Rede recht ungeschickt auf Kanada und ihren Sohn.
Cornelia wusste natürlich sofort, was die Glocke geschlagen hatte.
»Packe deinen Koffer und fliege zu ihm«, riet sie der alten Getreuen.
Doch Lina wehrte wie immer heftig ab.
»Wie könnte ich dich allein und ohne Aufsicht lassen? Die Welt ist heutzutage so schlecht. Ich kenne nur einen einzigen Menschen auf der Welt, dem ich dich anvertrauen würde.«
»Ach«, gab Cornelia anscheinend überrascht zurück. »Und wer wäre das?«
»Dein Onkel Sebastian. Das heißt, dein richtiger Onkel ist er nicht, denn ihr seid nicht blutsverwandt.«
»Von dem weiß ich ja gar nichts, Lina.«
Immer wenn das Gespräch auf ihre Familie kam, verfiel Lina in ein merkwürdiges Schweigen.
»Ich glaube, es wird allmählich Zeit, dass ich so einiges erfahre«, verlangte Cornelia. »Und warum habe ich diesen Onkel Sebastian niemals kennengelernt?«
»Ach, Cornelia, das ist eine lange und recht traurige Geschichte. Ich war ja schon bei deinem Großvater, dem alten Grafen, in Stellung«, begann sie zögernd.
»Ich weiß.« Cornelia hing wie gebannt an ihrem Munde. »Großvater war reich und gut ...«
»Dein richtiger Großvater war er eigentlich nicht«, sagte Lina.
»Himmel, habe ich denn nur falsche Verwandte, Lina? Wer soll das verstehen!«, brauste Cornelia auf.
»Das ist auch schwer. Also, pass auf. Dein Großvater hatte einen Sohn – Sebastian. Als dessen Mutter starb, heiratete er noch einmal, und zwar die Mutter deines Vaters, den sie als bereits erwachsenen Sohn mit in die Ehe brachte. Sie war übrigens etwas älter als dein Großvater.«
»Mit dem ich auch nicht blutsverwandt bin«, stellte Cornelia klar. »Ich verstehe.«
»Dein Großvater erlitt schon in verhältnismäßig jungen Jahren einen Schlaganfall und musste fortan im Rollstuhl sitzen.«
»Das weiß ich, du erwähntest es einmal. Das muss für einen Mann, der im Leben so viel aufgebaut hat, traurig gewesen sein!«
»Und ob! Und in dieser Zeit ... nun, eine Frau vermag viel ... Sie war eigentlich auch dann immer noch gut zu ihrem Mann, als er ein hilfloser Krüppel war.«
»Was hat meine Großmutter vermocht?«, fragte Cornelia geradeheraus.
»Nun ja, sie liebte deinen Vater, ihren einzigen Sohn, über alles. Er war ein bisschen schwächlich, nicht nur körperlich. Verstehen kann man es, dass sie sich um ihn Sorgen machte.«
»Lina, du schleichst wie eine Katze um den heißen Brei.«
»Also kurz und gut, als ihr Mann starb, kam für alle die große Überraschung. Er hatte ihr alles hinterlassen, was er besaß, und Sebastian, sein geliebter Sohn aus der ersten Ehe, bekam nur seinen Pflichtteil.«
»Das war hart«, murmelte Cornelia.
»Er war ja noch ein Kind und begriff sicher nicht, was das für ihn bedeutete.«
»Was wurde aus ihm?«
»Er kam gleich nach deines Großvaters Tod zu einer Schwester seiner verstorbenen Mutter. Ab und zu schrieb er zu Weihnachten einen Gruß an mich. Nun ist er Arzt geworden. Er war schon als Junge sehr verlässlich.«
»Und zu diesem Onkel Sebastian willst du mich schicken? Glaubst du wirklich, dass er mich aufnimmt?«
»Ja, das tut er, er hat bereits geschrieben, dass du ihm willkommen bist«, erwiderte Lina hastig.
»Er wird mich hassen, weil meine Großmutter ihn um sein Erbe betrogen hat.«
»Dafür kannst du doch nichts«, protestierte Lina. »Damals, als das Unglück über deine Familie kam ...«
»Du meinst, als mein Vater sich von meiner Mutter einfangen ließ, die ihn nur des Geldes wegen genommen hat ...«, sagte Cornelia mit einer gewissen Härte.
»Du weißt?« Lina sperrte den Mund auf. »Dabei habe ich mich stets bemüht ...«
»... dass ich es niemals erfahre«, ergänzte Cornelia. Sie lachte bitter. »Du musst dich daran gewöhnen, dass ich kein Kind mehr bin, und meine Mutter war nicht so taktvoll wie du. Ich glaube, mein Vater hat ein einziges Mal in seinem Leben Stärke gezeigt, und das war, als er meine Mutter gegen den Willen von Großmutter heiratete. Und diese Stärke wurde ihm ja wohl auch zum Verhängnis, nicht wahr?«
»Deine Mutter konnte mit Geld nicht umgehen und glaubte, ein großes Vermögen sei niemals auszugeben.«
»Ich war ihr gleichgültig – immer schon«, sagte Cornelia bitter.
»Sie war aber auch eine ungewöhnliche Frau, Cornelia. Kinder passten einfach nicht in ihr Leben. Als dann dein Vater starb und das Geld so ziemlich alle war ...«
»... wäre ich ohne dich sicher verhungert, meine gute Lina«, unterbrach Cornelia sie voller Wärme.
»Verhungert nicht gerade. Sie schickte ja bald darauf immer ein wenig Geld aus Amerika, das sie ihrem zweiten Mann abknöpfte.«
»Mutter hat sich stets auf Kosten ihrer Männer ein gutes Leben gemacht«, sagte Cornelia. »Ihr dritter war sicher der reichste von allen. Er starb zur richtigen Zeit! Dass sie sein Geld nicht so genießen konnte, wie sie es sicherlich erträumt hatte, lag an ihrer Vorliebe für schnelle Wagen.«
Und dann hatte Cornelias Mutter ihrer Tochter das kaum angetastete Vermögen ihres dritten Mannes hinterlassen, als sie tödlich verunglückt war.
»Onkel Sebastian kennt die ganze Geschichte?«, fragte Cornelia.
»Ich habe sie ihm vor Jahren einmal geschrieben. Du musst mich verstehen ...«
»Er ist ein Menschenfreund, ich weiß! Er ist davon begeistert, die Tochter seines Stiefbruders bei sich aufnehmen zu dürfen.« Cornelia sprach mit steigender Erregung.
Vielleicht würde er unbewusst an ihr auslassen wollen, was ihre Großmutter ihm angetan hatte, fügte sie im Stillen hinzu.
Den Spaß wollte sie ihm versalzen! Plötzlich freute sie sich auf den mit Petra ausgeheckten Streich.
»Kennst du seine Frau?«, fragte Cornelia.
»Er ist nicht verheiratet!«
Noch schlimmer!, dachte das Mädchen. Ein alter, verknöcherter Junggeselle, der sicher unter seiner Vergangenheit leidet und dem Frauen ein Dorn im Auge sind, seitdem ihm seine Stiefmutter so übel mitgespielt hat.
»Nicht wahr, Liebes, du fährst zu deinem Onkel Sebastian?«, drängte Lina. »Ich bin davon überzeugt, dass du dich mit ihm sehr bald anfreunden wirst. Er ist nämlich ein prächtiger Mensch.«