Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 643 - Maria Treuberg - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 643 E-Book

Maria Treuberg

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Nach dem Tod seines Vaters übernimmt Bert Tellkamp die Leitung der im Familienbesitz befindlichen "Berolina-Werke". Seine Mutter redet ihm da nicht hinein. Doch in einem anderen Punkt ist sie unerbittlich. Es ist ihr größter Wunsch, dass Bert schon bald Carola Westhoff, die Tochter ihrer besten Freundin, heiratet.
Als Bert beschließt, das hübsche Mädchen aus Jugendzeiten, das er lange nicht gesehen hat, zu besuchen, um es besser kennenzulernen, jubiliert Sophie Tellkamp im Stillen. Carola, deren Herz schon lange für Bert schlägt, freut sich unbändig auf das Wiedersehen. Doch während des Besuches bei seiner Jugendgespielin trifft Bert dort im Hause auch Carolas Cousine und entbrennt auf den ersten Blick in Liebe für das bildhübsche Geschöpf ...


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 128

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Verliebt in alle Ewigkeit

Vorschau

Impressum

Verliebt in alle Ewigkeit

Wie sich die Sehnsucht einer Frau erfüllte

Nach dem Tod seines Vaters übernimmt Bert Tellkamp die Leitung der im Familienbesitz befindlichen »Berolina-Werke«. Seine Mutter redet ihm da nicht hinein. Doch in einem anderen Punkt ist sie unerbittlich. Es ist ihr größter Wunsch, dass Bert schon bald Carola Westhoff, die Tochter ihrer besten Freundin, heiratet.

Als Bert beschließt, das hübsche Mädchen aus Jugendzeiten, das er lange nicht gesehen hat, zu besuchen, um es besser kennenzulernen, jubiliert Sophie Tellkamp im Stillen. Carola, deren Herz schon lange für Bert schlägt, freut sich unbändig auf das Wiedersehen. Doch während des Besuches bei seiner Jugendgespielin trifft Bert dort im Hause auch Carolas Cousine und entbrennt auf den ersten Blick in Liebe für das bildhübsche Geschöpf ...

Es war jetzt gerade ein knappes Jahr her, dass Bert Tellkamp aus den USA in seine Heimatstadt zurückgekehrt war. Sechs Jahre zuvor hatte er nach einem heftigen Streit mit seinem Vater Berlin verlassen, um den ständigen Reibereien und Misshelligkeiten aus dem Wege zu gehen. Er und sein Vater waren zu oft unterschiedlicher Meinung gewesen, was die Leitung der im Familienbesitz befindlichen »Berolina-Werke« betraf.

Bert Tellkamp hatte in Amerika eine gut bezahlte Stellung gefunden und war gerade Direktor geworden, als seine Mutter ihn zurückgerufen hatte. Der Vater war plötzlich gestorben.

Nun leitete Bert Tellkamp die Werke, das Lebenswerk seines Vaters. Seine Mutter war mit ihm zufrieden und redete ihm nicht rein.

Doch in einem anderen Punkt war sie unerbittlich. Es war der größte Wunsch seiner Mutter, dass er die Tochter ihrer Freundin heiratete. Das war schon zwischen den beiden Müttern abgesprochen worden, als er und Carola Westhoff noch zusammen gespielt hatten.

Mit diesem Gedanken beschäftigte sich Bert Tellkamp, während er seinen Wagen über die Heerstraße steuerte.

Gewiss, Carola war immer ein hübsches Mädchen gewesen, und sie war es heute noch, wie die Bilder bewiesen, die ihm seine Mutter gezeigt hatte. Aber Bert Tellkamp würde niemals eine Frau heiraten, die er nicht liebte.

Nun fuhr er durch die Havelchaussee. Dort grüßte der Kiefernwald von Pichelsdorf herüber, doch schon war er daran vorbei und ließ seinen Blick über die Havel gleiten.

Blau war deren Wasser, weiß die Segel der unzähligen Boote, die den strahlenden Sonnentag dazu benutzten, sich hier zu tummeln. Gemächlich zerteilten zwei Ausflugsschiffe das Wasser.

Dann ließ Bert Tellkamp die große Kurve hinter Schildhorn hinter sich zurück, fuhr noch eine Weile weiter und bog schließlich in eine kleine, gepflegte Straße ein.

Sie führte knapp dreihundert Meter durch Kiefernwald und mündete in einen kiesbelegten, kreisrunden Platz. Vor einem einstöckigen, weiß verputzten Haus mit breiter Auffahrt hielt er an.

»Fahren Sie den Wagen in die Garage, Max!«, rief Bert Tellkamp dem herbeieilenden Gärtner zu und war schon im Hause verschwunden, ehe der Mann noch ein Grußwort sagen konnte.

Bert Tellkamp suchte sein Zimmer auf, warf den Rock ab und eilte ins Badezimmer, um sich frisch zu machen.

Kaum war er damit fertig und in sein Zimmer zurückgekehrt, als unten in der Diele der Gong melodisch ertönte. Ein Lächeln flog über sein sympathisches Gesicht. Das modern eingerichtete Haus war nach seinen Plänen gebaut worden, aber den altmodischen Gong konnte er der Mutter nicht ausreden.

Fröhlich pfeifend ging er hinunter und betrat das Speisezimmer. Er begrüßte zärtlich die Mutter und ließ sich dann nieder.

Frau Tellkamp beobachtete prüfend ihren Sohn, über dessen Munterkeit sie sich wunderte. Sie sagte nichts, denn während des Essens liebte man im Hause Tellkamp keine Gespräche. Später saßen sie auf der Terrasse, von der aus man einen wundervollen Blick über die sich hier verbreiternde Havel hatte, und tranken Kaffee.

»Ich finde, du bist heute verdächtig fröhlich, mein Junge. Würdest du mir den Grund verraten?«

»Selbstverständlich, Mama. Ich habe morgen in Köln zu tun. Du weißt ja, dass wir dort ein Zweigwerk einrichten wollen.«

»Und diese Reise nach Köln ist der Grund für deine Fröhlichkeit, mein Junge?«

»Ja. Ich freue mich, weil ich die Gelegenheit benutzen kann, auch einmal an mich zu denken. In den vergangenen Monaten habe ich nur für die Fabrik gelebt, bin von einer Konferenz und von einer Tagung zur anderen gehetzt. Weil ich nun schon einmal in Köln bin, will ich auch gleich Carola Westhoff besuchen. Was hältst du davon?«

»Junge!«, rief Frau Tellkamp erfreut. »Ist es wirklich wahr? Du willst Carola also doch heiraten?«

»Das weiß ich noch nicht, Mama«, gab Bert zurück. »Ich habe Carola viele Jahre nicht gesehen und möchte sie erst einmal besser kennenlernen. Als ich euch damals verließ, war sie fast noch ein Kind. Heiraten werde ich sie auf jeden Fall nur, wenn ich sie auch lieben könnte. Das wirst du gewiss verstehen. Schließlich hast du Papa doch auch geliebt, nicht wahr?«

»Es wäre wirklich mein größter Wunsch, wenn du Carola heiraten würdest«, erwiderte die Mutter betrübt. »Manchmal wächst die Liebe auch erst in der Ehe, mein Junge. Ich habe deinen Vater anfangs auch nicht geliebt. Aber lassen wir das vorerst. Wenn du nichts dagegen hast, möchte ich dich gern begleiten. Du weißt, Carolas Mutter ist eine alte Freundin von mir, und ich würde sie gern einmal wiedersehen.«

»Natürlich kannst du mitkommen, Mama. Ich würde mich sehr freuen. Doch wirst du eine Luftreise vertragen können?«

»Oh ja, mein Junge. Wenn ich auch die sechzig bereits überschritten habe, zum alten Eisen rechne ich mich noch lange nicht.«

Bert Tellkamp erhob sich.

»Darf ich mich dann zurückziehen, Mama? Ich möchte noch etwas mit dem Boot hinausfahren. Es ist ein zu schöner Tag heute. Zum Abendessen bin ich zurück.«

»Geh nur, mein Junge«, erwiderte sie und sah ihm nach, als er davonging.

Dann streckte sie sich seufzend auf dem Liegestuhl aus, und ihre Gedanken wanderten zu Carola Westhoff. Ob sie wohl immer noch so gern Klavier spielte? Und wie mochte es den Westhoffs gehen! Sicherlich nicht sehr rosig.

Die alte Frau lächelte. Sie war überzeugt davon, dass Carola ihrem Sohn gefallen würde. Andererseits wusste sie natürlich nicht genau, wie er sich die Frau vorstellte, mit der er sein ganzes Leben teilen wollte.

♥♥♥

Carola Westhoff überquerte die Schildergasse und bog in die Hohe Straße ein. Unter dem Arm trug sie ein kleines Paket, dessen Inhalt sie gerade in einem Kaufhaus erstanden hatte.

Seufzend dachte das junge Mädchen an die Leere in ihrer Geldbörse. Doch die Bluse war schon seit Langem ihr Wunsch gewesen, und heute hatte sie kurz entschlossen zugegriffen.

Sie war nicht gerade auf Rosen gebettet. Carola hatte nichts anderes gelernt, als Klavier zu spielen. Der Tod hatte der Familie den Vater genommen, der ein kleiner Beamter gewesen war.

Berlin hatten sie verlassen müssen und in Köln bei einem entfernten Verwandten eine kleine Wohnung bekommen, deren Miete nicht sehr hoch war. Weder Frau Westhoff noch ihre Tochter stellten große Ansprüche. Sie schlugen sich recht und schlecht mit Pension und den Einnahmen von den Klavierstunden, die Carola gab, durchs Leben.

Es ging ihnen nicht schlecht, aber man konnte sich eben keine Extravaganzen leisten. Frau Konstanze Westhoff hatte vor wenigen Monaten freudig zugegriffen, als Carolas Cousine Uschi eines Tages bei ihnen aufgekreuzt war und darum gebeten hatte, bei ihnen wohnen zu dürfen. Sie hatte eine gute Stelle in Köln bekommen und war bereit, einen angemessenen Betrag für Kost und Logis zu zahlen.

So war denn Ursula, die im Allgemeinen nur Uschi genannt wurde, eingezogen und in die kleine Familie aufgenommen worden. Schon bald hatte Carola bemerkt, dass die Cousine völlig anders als sie geartet war. Im Gegensatz zu ihr, der Stillen, etwas Träumerischen, war Uschi lebensfroh, nicht gerade prüde, sogar etwas leichtsinnig. Einem Flirt ging sie nie aus dem Wege. Und schon oft war es deshalb zu kleinen Reibereien gekommen.

Längst hatte Carola Westhoff die Hohe Straße passiert und den Platz vor dem Hauptbahnhof erreicht. Trotz ihres fast leeren Portemonnaies beschloss das junge Mädchen, mit der Straßenbahn nach Hause zu fahren.

Bis Riehl war es weit, und die Mutter hätte sich ängstigen können, wenn sie so spät kam. Also stieg sie in die Straßenbahn und fuhr bis zum Ring, um dort umzusteigen. Zwanzig Minuten später verließ sie in Riehl die Bahn und hatte nur noch zehn Minuten Fußmarsch vor sich. Dann endlich war das Ziel erreicht, eine kleine, schmucke Villa am Riehler Gürtel, mitten im grünenden Frühling gelegen.

»Carola, mein Kind«, begrüßte Frau Westhoff die zurückgekehrte Tochter, »gut, dass du kommst. Ich habe eine Überraschung für dich. Tante Sophie kommt am Montag zu uns.«

»Das ist wirklich eine Überraschung, Mama«, erwiderte Carola, nachdem sie abgelegt und der Mutter voraus ins Wohnzimmer gegangen war.

»Sie wird nicht allein kommen, mein Kind, sondern Bert mitbringen. Sie werden Montagmittag bei uns essen. Im ›Excelsior‹ nehmen sie Zimmer.«

Das junge Mädchen stand am Fenster und sah hinaus. Zarte Röte überzog das schmale Gesicht und verschönte es.

»Ich weiß, was du denkst, Mama«, sagte Carola leise, »aber ich glaube, dass du dich irrst.«

»Du hast mich nie an deinem seelischen Innenleben teilhaben lassen, mein Kind. Trotzdem ist mir nicht entgangen, dass du für Bert Tellkamp etwas übrig hast. Vielleicht darf ich dich daran erinnern, wie du dich angestellt hast, als es damals hieß, er sei nach Amerika gegangen.«

Carola wandte sich zu ihrer Mutter um.

»Ich will das gar nicht abstreiten, Mama. Mir ist nur nicht verständlich, wie du daraus den Schluss ziehen kannst, ich liebte Bert. Denn darauf willst du doch wohl hinaus, oder?«

»Gut, gut«, winkte Frau Westhoff beleidigt ab, »ich werde dich damit in Ruhe lassen. Vielleicht denkst du aber auch einmal daran, dass du deine Mutter plötzlich verlieren könntest. Was soll dann mit dir geschehen?«

»Ich habe schließlich einen Beruf, nicht wahr?«

»Ja, den hast du!«, höhnte Konstanze Westhoff. »Du gibst einigen ungezogenen Gören Klavierunterricht. Aber was wird später einmal werden? Ich weiß, du glaubst, dass du einst eine berühmte Klaviervirtuosin sein wirst, der da Publikum der ganzen Welt zu Füßen liegt. Hoffentlich behältst du recht, mein Kind. Hoffentlich ist das viele Geld für die teuren Stunden bei Professor Wittenberg nicht umsonst hinausgeworfen worden.«

»Sollten wir uns nicht besser mit dem bevorstehenden Besuch beschäftigen, Mama?«

»Du hast recht, mein Kind. Wir dürfen uns nicht blamieren. Ach, es ist ein Jammer. Mit Tante Sophie können wir nicht mithalten. An einem Tage gibt sie mehr Geld aus als wir in einem ganzen Monat.«

»Tante Sophie wird sich bei uns schon wohlfühlen, Mama. Und auch Bert wird nichts zu bemängeln haben.«

Frau Westhoff berichtete nun, welche Vorbereitungen sie treffen würde, doch plötzlich stockte sie.

»Aber wir können doch Tante Sophie nicht erklären, dass wir an deine Cousine Uschi ein Zimmer vermietet haben«, sagte sie dann. »Ausgeschlossen! Nein, das geht einfach nicht.«

»Warum denn nicht, Mama?«, fragte Carola. »Ist es ein Verbrechen, ein Zimmer zu vermieten, noch dazu an eine Verwandte? Warum sollen wir nicht eine Cousine aufnehmen, die gut verdient? Soll sie etwa in der Stadt irgendwo bei fremden Leuten wohnen, obwohl sie nahe Verwandte in Köln hat?«

»So gesehen hast du auch wieder recht, mein Kind«, stimmte Frau Westhoff ihr zu und beruhigte sich ein wenig.

♥♥♥

Am Abend lag Carola im Bett und dachte an Bert Tellkamp. Die Mutter hatte recht, sie hatte den Freund, den Jugendgespielen, nicht vergessen. Zwar wusste Carola Westhoff noch nicht, was Liebe ist, aber sie ahnte, dass jenes Gefühl, das jetzt in ihr wieder übermächtig wurde, Liebe sein musste.

»Hast du noch einen Augenblick Zeit für mich, Carry?«, hörte sie plötzlich eine Stimme von der Tür her, und ihre Cousine Uschi huschte ins Zimmer. Sie sagte immer Carry, was Frau Westhoffs Unwillen erregte.

»Komm nur, Uschi!«, erwiderte Carola freundlich, obwohl ihr dieser Besuch gerade jetzt nicht recht war. »Was hast du auf dem Herzen?«

Schon saß Ursula Thormann am Bettrand bei Carola, zog die Beine an und umschlang die Cousine mit beiden Armen.

»Weißt du, Carry«, begann sie, »ich bin so schrecklich neugierig. Irgendetwas tut sich im Hause Westhoff, was aus dem Rahmen des langweiligen Alltags fällt. Willst du mir nicht verraten, was gespielt wird? Deine Mutter geht mit so furchtbar wichtigem Gesicht umher.«

»Mama will vor den Gästen, die wir erwarten, bestehen. Das ist alles, Uschi!«

»Ach!« Die Cousine war erstaunt. »Gäste! Und ich weiß nichts davon. Du, Carola, erzähle mir, wer kommt.«

Gern tat es Carola Westhoff nicht, aber sie konnte schwer der Cousine den Besuch vorenthalten. Und so erzählte sie, dass Tante Sophie mit ihrem Sohn zu Besuch kam.

Uschi wollte mehr wissen.

»Wer ist denn diese Tante Sophie, Carry?«

»Bei Tante Sophie handelt es sich nicht um eine Verwandte, sondern um eine Jugendfreundin meiner Mutter. Ich kenne sie und ihren Sohn Bert seit meiner Kindheit und habe sie eigentlich immer Tante gerufen.«

Uschi, die neugierige Cousine, zog das Näschen kraus, und überlegte sekundenlang.

»Heißt diese Tante Sophie etwa Tellkamp, Carry?«, fragte sie dann.

»Mein Gott, Uschi, woher kennst du denn diesen Namen?«, wunderte Carola sich.

»Von meiner Mutter«, lautete die etwas gleichgültig klingende Erwiderung. »Sie hat mir einmal erzählt, dass zwischen Sophie Tellkamp und deiner Mutter irgendetwas gewesen ist.«

Carola richtete sich steil auf und packte die Cousine am Arm.

»Um Gottes willen, Uschi, sag nur Mama nichts. Ich wusste gar nicht, dass du so gut informiert bist. Im Übrigen ist die alte Geschichte zwischen Tante Sophie und Mama längst begraben. Du wirst es ja wissen, dass es sich um einen Mann – eben jenen Tellkamp – handelte.«

»Na ja«, meinte Uschi leichthin, »es ist ja nichts Seltenes, dass sich zwei Freundinnen eines Mannes wegen verkrachen. Schließlich will jedes Mädchen gut gebettet sein und möglichst einen vermögenden Mann heiraten. In einem derartigen Fall kann man dann schon mal auf eine gute Freundin verzichten.«

»Aber Uschi«, fuhr Carola auf, »an Liebe denkst du dabei wohl gar nicht!«

Uschi schüttelte den Kopf, sodass ihr die langen dunkelblonden Haare wirbelnd um die Schultern flogen.

»Ich habe da so meine eigenen Anschauungen über die Liebe und die Männer, Carry. Ich will nicht mein ganzes Leben hinter der Schreibmaschine sitzen. Und wenn mir ein gut betuchter netter Mann ein angenehmes Leben bieten kann, dann greife ich zu und frage doch nicht nach Liebe. Natürlich muss geheiratet werden, denn für eine Geliebte wäre ich mir zu schade.«

Carola Westhoff schwieg und sah starr an der Cousine vorbei. Ihre Gedanken beschäftigten sich mit dem soeben Gehörten. Sie war ehrlich genug, sich selbst einzugestehen, dass man mit dieser Einstellung vielleicht weiterkam und dass man ohne Liebe unter Umständen das Traumziel eher erreichte, als wenn man einen Mann liebte.

Doch eine Carola Westhoff musste den Mann lieben, an dessen Seite sie einmal vor den Altar treten würde. Das stand für sie außer Frage.

Plötzlich sprang Uschi auf.

»Oh weh, jetzt habe ich was gesagt, Carry!«, sagte sie lachend. »Du wirst nun bestimmt denken, ich wäre abgrundtief schlecht. Aber ich kann dich beruhigen: Es sind nur Wunschträume eines kleinen Tippmädchens. Erfüllen werden sie sich wohl nie. Eines Tages werde ich einen kleinen Buchhalter heiraten, ein Siedlungshäuschen beziehen und ein geruhsames Leben führen. Nun schlaf gut, Carry. Gott erhalte dir deine Romantik und deinen Traum vom großen Glück. Ich glaube, dieser Traum wird eher in Erfüllung gehen als meiner.«

Schon huschte sie aus dem Zimmer. Zurück blieb Carola Westhoff, die lange nicht einschlafen konnte. Sie dachte noch immer an Uschis Worte und kam schließlich doch zu dem Schluss, dass man auf diese Weise niemals glücklich werden konnte.

Dann wandten sich ihre Gedanken Bert Tellkamp zu, den sie lange Jahre nicht gesehen hatte. Und nun kam er nach Köln. Endlich würde sie ihn wiedersehen. Liebte sie ihn? Sie glaubte es.