Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 710 - Maria Treuberg - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 710 E-Book

Maria Treuberg

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Beschreibung

Mit tränenden Augen schaut Susanne aus dem Fenster der Bibliothek in den Park und lässt die jüngsten Ereignisse Revue passieren ...
Zuerst der tragische Unfalltod ihrer geliebten Eltern, worauf Susanne allein und mittellos zurückblieb. Dann ihre angestrengte Suche nach einer Arbeit, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Doch als wäre sie vom Pech verfolgt, verlor sie durch unglückliche Umstände nach kurzer Zeit eine Stellung nach der anderen. Und schließlich verliebte sie sich auch noch ausgerechnet in einen Mann, der längst einer anderen versprochen war.
Nun ist sie hier in diesem einsamen Schloss als Gesellschafterin eines schrulligen alten Mannes gelandet, ohne die geringste Chance, den Liebsten jemals wiederzusehen ...


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Inhalt

Cover

Die Leiden einer verstoßenen Waise

Vorschau

Impressum

Die Leiden einer verstoßenen Waise

Meisterlich erzählter Roman um die erwachende Liebe eines einsamen Mädchenherzens

Mit tränenden Augen schaut Susanne aus dem Fenster der Bibliothek in den Park und lässt die jüngsten Ereignisse Revue passieren ...

Zuerst der tragische Unfalltod ihrer geliebten Eltern, worauf Susanne allein und mittellos zurückblieb. Dann ihre angestrengte Suche nach einer Arbeit, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Doch als wäre sie vom Pech verfolgt, verlor sie durch unglückliche Umstände nach kurzer Zeit eine Stellung nach der anderen. Und schließlich verliebte sie sich auch noch ausgerechnet in einen Mann, der längst einer anderen versprochen war.

Nun ist sie hier in diesem einsamen Schloss als Gesellschafterin eines schrulligen alten Mannes gelandet, ohne die geringste Chance, den Liebsten jemals wiederzusehen ...

Kammersänger Georg Kiesing, stand auf einer glänzenden Messingplatte.

Susanne drückte zögernd auf den Klingelknopf. Wie selbstverständlich hatte sie hier früher Einlass begehrt, stets gewiss, willkommen zu sein. Seit den letzten Ereignissen war sie unsicher geworden. Sie fürchtete sich vor den Menschen, weil ihr die, die ihr vor Kurzem noch scheinbar Freund gewesen waren, plötzlich so fremd begegneten.

Was würde in diesem Hause auf sie warten?

Der Kammersänger war im Hause ihrer Eltern ein und aus gegangen und hatte sich einen Freund ihres Vaters genannt. Ob seine Freundschaft die einzige sein würde, die alle Schicksalsschläge überdauerte?

Mit klopfendem Herzen durchquerte Susanne den Vorgarten. Aus dem Haus klangen Tonleitern. Der Kammersänger sang sich ein. Susanne wurde zuvorkommend empfangen, und der Diener erbot sich, sie sogleich anzumelden.

Sekunden später schon kam Herr Kiesing mit ausgebreiteten Armen auf Susanne zu.

»Meine liebe Susanne!« Er zog sie an seine breite Brust. »Ich kann dir nicht sagen, wie sehr mich der Verlust schmerzt, der dich getroffen hat. Ich brauche dir nicht zu sagen, dass dein Vater mein bester Freund war.«

In theatralischem Ton erklärte er sein Bedauern, dass er der Beisetzung nicht habe beiwohnen zu können.

»Meine Verpflichtungen hielten mich fern. Gestern Abend bin ich von einer Tournee gekommen. Schrecklich, beide Eltern bei einem Flugzeugunglück zu verlieren. Ich hätte dich heute Nachmittag besucht. Schön, dass du zu mir gekommen bist, Susanne. Was darf ich dir zu trinken anbieten?«

»Danke, ich möchte nichts, Onkel Georg.«

»Komm, setz dich zu mir und erzähl mir, was du anfängst.«

»Es geht mir nicht gut«, gestand sie zögernd.

»Das kann ich mir denken. Ganz elend kann einem werden bei dem Gedanken, dass Viktoria und Hasso nicht mehr sind.«

»Und das ist nicht mein einziges Unglück, Onkel Georg.« Susanne senkte den Kopf.

»Nicht?« Er sah sie verwundert an.

»Meine Eltern waren nicht versichert, ich bin mittellos. Ich muss das Haus verlassen und alles verkaufen, was mir geblieben ist, damit ich die Schulden bezahlen kann. Ich weiß nicht, was werden soll. Doktor Velbach hat mir geraten, eine Arbeit anzunehmen. Aber ich finde mich nicht zurecht. Könntest du mir nicht helfen?«

Herr Kiesing sah sie verdutzt an.

»Eine Arbeit zu finden?« Er schüttelte den Kopf. »Nein, mein Kind, wie sollte ich das machen? Außerdem stehe ich auf dem Standpunkt, dass eine Frau ins Haus gehört und heiraten sollte. Die Männer werden sich um dich reißen.« Er lachte und klopfte ihr auf die Schulter. »Wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre ...« Er wiegte den Kopf »... wer weiß, wer weiß.«

Der Mann lachte wie über einen guten Witz. Doch Susanne war es nicht zum Lachen zumute. Gern hätte sie ihn gefragt, wovon sie bis zu einer eventuellen Heirat leben sollte. Doch sie war zu stolz, noch weiter in ihn zu dringen. Zu sehr schon hatte sie sich gedemütigt und ihr Leid preisgegeben.

Da brach Herr Kiesing selbst auch schon die Unterredung ab.

»Es tut mir leid, Susanne, dass ich mich schon von dir verabschieden muss. Ich war gerade im Begriff, zu den Proben zu fahren. Wenn du Zeit hast, warte auf mich. Wir können dann zusammen essen.«

»Danke, das ist sehr liebenswürdig, Onkel Georg, aber ich kann leider nicht warten. Ich bin zu sehr beschäftigt«, log sie.

»Wie du meinst, Susanne.« Herr Kiesing läutete nach seinem Diener. »Meinen Wagen. Ich fahre aus.«

»Sehr wohl, Herr Kammersänger.« Der Diener verneigte sich.

»Kann ich dich irgendwo absetzen, Susanne?« Herr Kiesing blätterte in seinen Noten.

»Danke, nein. Ich habe hier gleich in der Nähe noch eine Besorgung zu machen.«

»Schade. Aber komm recht bald wieder. Und wenn du umziehst, lass mich deine neue Adresse wissen, damit ich dich manchmal besuchen kann.«

Herr Kiesing reichte Susanne die Hand.

»Auf Wiedersehen, Onkel Georg.«

Susanne wandte sich schnell ab und lief aus dem Raum. Ihre ganze Hoffnung hatte sie auf ihn gesetzt, doch vergebens.

♥♥♥

Jean stellte seinen Koffer ab und trat auf Susanne Carsten zu.

»Sie wollen gehen, Jean?« Susanne lächelte ihm freundlich zu.

»Jawohl, gnädiges Fräulein. Mein Zug geht um zwölf Uhr zehn.«

»Dann wünsche ich Ihnen eine gute Reise, Jean. Und haben Sie Dank für alles, was Sie für meine Eltern und für mich getan haben. Sie waren der gute Geist unseres Hauses.«

»Ihre Worte machen mich sehr glücklich, gnädiges Fräulein. Ich muss gestehen, ich gehe nur ungern. Aber da Sie das Haus aufgeben, verstehe ich natürlich, dass ich nicht mehr gebraucht werde. Ich wünsche Ihnen alles Gute.«

»Danke, Jean.« Susanne reichte ihm die Hand. »Auch Ihnen alles Gute, Jean.«

»Verbindlichsten Dank.« Jean verneigte sich leicht.

Es läutete.

»Wenn Sie gestatten, gnädiges Fräulein, werde ich nachsehen«, erbot sich Jean.

»Nein, lassen Sie nur, Jean. Ich werde mich ohnedies jetzt daran gewöhnen müssen, alles selbst zu tun. Gehen Sie, damit Sie Ihren Zug nicht versäumen.«

»Wie Sie wünschen, gnädiges Fräulein.« Jean verneigte sich erneut und ging zur Küchentür, um durch den Dienstbotenausgang das Haus zu verlassen.

Susanne blickte unschlüssig zur Haustür. Wer würde sie besuchen? Noch ein Gläubiger?

Es läutete zum zweiten Male.

Zögernd näherte sie sich der Tür und öffnete.

Herr Weidlich vom Modesalon »Madame« stand vor ihr.

Was konnte er von ihr wollen? Er war noch nie hier gewesen.

»Guten Tag, gnädiges Fräulein«, sagte er. »Ich komme ungelegen? Sie wollten gerade ausgehen?«

Susanne errötete. Diese Begegnung war ihr außerordentlich peinlich, aber vermutlich würde es nicht ihre letzte unangenehme Begegnung sein.

»Ich wollte nicht ausgehen«, entgegnete sie tapfer. »Ich bin genötigt, Ihnen selbst die Tür zu öffnen, weil mein Personal das Haus bereits verlassen hat.«

Also doch, dachte Herr Weidlich, stellte sich jedoch noch unwissend.

»Sie belieben zu scherzen?« Er lächelte.

Susanne hatte ihn mit einer Handbewegung aufgefordert, näher zu treten.

»Mir ist nicht zum Scherzen zumute.«

»Wie darf ich das verstehen?«

»Falls es sich noch nicht bis zu Ihnen herumgesprochen haben sollte, ich bin gezwungen, das Haus aufzugeben und für meinen Lebensunterhalt zu arbeiten.«

»Oh«, entfuhr es Herrn Weidlich, »das tut mir leid. Übrigens, spielen Sie Klavier?«

Er sah die Noten auf dem Flügel.

»Ich singe.«

»Ja, ich verstehe, bei diesen Eltern.«

Der Besitzer des Modesalons räusperte sich.

»Äh, ich ... ich ... hätte ein bestimmtes Anliegen«, sagte er dann.

Er wusste sehr genau, wie es um Susannes wirtschaftliche Sicherheit bestellt war.

»Haben Sie schon eine Anstellung?« Susanne wich dem forschenden Blick des Modehausbesitzers aus.

»Nein, und es ist gar nicht so leicht für mich, etwas zu finden.«

»Ich wüsste etwas für Sie. Ich weiß natürlich nicht, ob Sie mein Angebot annehmen werden.«

»Ich habe keine andere Wahl«, bekannte Susanne ehrlich.

»Dann werden wir uns wohl einig werden. Bitte, stehen Sie einmal auf und gehen Sie ein paar Schritte.«

Susanne tat, was er von ihr verlangte.

Herr Weidlich musterte sie eingehend von oben bis unten.

»Ihre Figur ist ausgezeichnet. Sie haben gut geformte Beine. Hübsch und gepflegt sind Sie auch. Wollen Sie bei mir als Mannequin arbeiten?«

»Als Mannequin?«, fragte Susanne bestürzt. Sie dachte daran, dass sie dann für alle ehemaligen Freundinnen und Bekannten ihrer Mutter Kleider vorführen müsste und wie sie auf sie herabblicken würden.

Aber tat man das nicht jetzt schon?

»Ich meine, das müsste Ihnen sehr liegen. Sie haben nichts weiter zu tun, als den ganzen Tag über schöne Kleider zu tragen, und werden dafür noch so gut bezahlt, dass Sie sorglos leben können.«

»Sie haben recht. Ich nehme Ihr Angebot an, Herr Weidlich. Was würde ich bei Ihnen verdienen?«

»Darüber werden wir uns schon einigen.« Herr Weidlich erhob sich. »Übrigens, haben Sie schon eine andere Wohnung? Ich nehme an, Sie werden das Haus hier aufgeben.«

»Ich werde für den Übergang bei einer Freundin unterkommen.«

»Das ist nicht gut. Ich werde mich um eine kleine Wohnung für Sie bemühen. Ein nettes Apartment am Stadtrand wäre doch genau das Richtige für Sie. Kommen Sie morgen früh zu mir. Wir werden dann alles Weitere besprechen. Jetzt müssen Sie mich leider entschuldigen. Ich bin sehr in Eile.«

♥♥♥

»Du siehst so froh aus, Susanne, wie ich dich seit Langem nicht mehr gesehen habe.« Ihre Freundin Ulrike half ihr aus dem Mantel. »Gibt es eine gute Nachricht?«

»Ja, stell dir vor, ich habe unbeschreibliches Glück gehabt und eine Anstellung gefunden.«

»Wie mich das freut, Susanne! Wo denn? Komm mit, du musst mir alles erzählen.« Ulrike führte Susanne ins Esszimmer.

Diese begrüßte Ulrikes Eltern.

»Susanne hat eine Anstellung gefunden«, erzählte Ulrike.

»Wirklich? Das ist schön für dich, Susanne. Darf man Näheres erfahren?«

»Gern. Herr Weidlich vom Modesalon ›Madame‹ hat mir angeboten, bei ihm als Mannequin zu arbeiten. Und denken Sie sich, er will sich um eine kleine Wohnung für mich bemühen. Er meint, eine kleine Apartmentwohnung am Stadtrand wäre das Richtige für mich.«

»Herrlich! Da bist du ja deine Sorgen los.« Ulrike umarmte die Freundin. »Herzlichen Glückwunsch.«

Herr und Frau Schmied aber sahen sich an. Ihre Gesichter drückten stumme Kritik aus.

»Susanne, ich möchte Ihre Freude gewiss nicht schmälern.« Herr Schmied tupfte sich die Lippen mit der Serviette ab. »Aber glauben Sie, dass Sie als Mannequin arbeiten sollten? Sicher wird sich Ihnen auch noch etwas anderes bieten. Ich frage mich, was Ihre Eltern zu diesem Entschluss sagen würden.«

Susanne stieg eine helle Röte in die Stirn.

»Meine Eltern?« Sie lächelte wehmütig. »Sicher wäre es ihnen nicht recht. Aber meine Eltern leben nicht mehr, und ich bin darauf angewiesen, mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ich habe keine Wahl. Ich möchte Ihnen nicht gern zur Last fallen.«

Herr Schmied schüttelte den Kopf.

»Von diesem Gedanken sollten Sie sich freimachen, Susanne. Sie fallen uns nicht zur Last. Sie sollten sich Zeit lassen, bis Sie etwas anderes finden, etwas – verzeihen Sie – etwas Seriöseres.«

»Ich weiß, Sie meinen es gut mit mir, Herr Schmied, und ich danke Ihnen. Trotzdem muss ich das Angebot von Herrn Weidlich annehmen. Natürlich wäre mir eine andere Arbeit auch lieber, aber man will mich nirgends, weil ich keine Ausbildung habe, oder aber man zahlt mir einen so geringen Lohn, dass ich davon nicht leben kann.«

»Papa, ich glaube, du hast eine völlig falsche Vorstellung von einem Mannequin. Es liegt an Susanne, was sie aus ihrem Beruf macht«, verteidigte Ulrike die Freundin.

»Da muss ich dir allerdings recht geben, Ulrike.« Herr Schmied seufzte. »Vielleicht sehe ich auch wirklich zu schwarz. Ich hielt es nur für meine Pflicht, deiner Freundin die Schattenseiten dieses Berufes aufzuzeigen und ihr mein Haus als Zuflucht anzubieten.«

»Ich habe Sie schon richtig verstanden, Herr Schmied, und ich bin Ihnen sehr dankbar. Ich weiß, dass es nicht leicht für mich werden wird, aber ich werde es schon schaffen.«

♥♥♥

»Na? Wie gefällt Ihnen Ihre Wohnung?« Herr Weidlich blickte Susanne Beifall heischend an.

»Sie ist wirklich reizend. Ich bin Ihnen so dankbar, Herr Weidlich.«

»Schon gut, schon gut. Ich bin immer um das Wohl meiner Angestellten bemüht.«

»Und wie hoch ist die Miete?«, erkundigte Susanne sich.

»Die Miete ziehe ich Ihnen vom Gehalt ab, Susanne. Damit haben Sie nichts zu tun. Ich habe die Wohnung auch auf meinen Namen gemietet. Das ist nur eine Formsache, Sie verstehen.«

Susanne verstand das nicht, aber sie nickte trotzdem.

»Und wie viel bleibt mir dann noch zum Leben?«, fragte sie scheu, denn noch immer war ihre Gehaltsfrage nicht geklärt.

»Sagen wir zweihundertfünfzig für den Anfang. Wenn Sie gut einschlagen, werde ich zulegen. Zufrieden?«

»Ja.« Susanne hatte keine Ahnung, was das Leben kostete und wie weit zweihundertfünfzig Mark reichten.

»Wenn Sie morgen Abend wieder hierherkommen, ist Ihre Wohnung fertig eingerichtet. Und morgen Abend werden wir eine kleine Feier veranstalten, eine Einweihungsfeier, nicht wahr?«

Susanne blickte betroffen an ihren Trauerkleidern hinunter.

Herr Weidlich verstand.

»Oh, verzeihen Sie, ich habe in meinem Überschwang ganz vergessen, dass Sie ... Natürlich muss die Feier dann ins Wasser fallen. Aber ich werde doch nach Ihnen sehen dürfen, nicht wahr?«

»Gewiss.« Susanne hatte bei dieser Zusage kein gutes Gefühl. Doch hätte sie Herrn Weidlich etwas abschlagen können, nachdem er sich so besorgt um sie gezeigt hatte?

♥♥♥

»Du gehst noch aus, Ulrike?«

»Ach, Mama, ich vergaß ganz, es dir zu sagen. Susanne hat mich eingeladen, ihre neue Wohnung zu besichtigen. Herr Weidlich kommt auch. Es gibt eine kleine Feier.«

»Herr Weidlich?« Frau Schmied war sichtlich befremdet.

»Er hat sich eingeladen. Susanne war es auch nicht recht. Aber schließlich hat er sich so rührend um sie gekümmert, dass sie ihn nicht ausladen konnte.«

Frau Schmied nickte.

»So fängt es meistens an, Ulrike. Ich weiß nicht, Susanne hätte doch nicht auf das Angebot von Herrn Weidlich eingehen sollen.«

»Ich glaube, um Susanne brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, Mama. Ich muss jetzt gehen. Ich möchte nicht gern zu spät kommen.« Sie küsste ihre Mutter auf die Wange. »Bis nachher.«

»Bis nachher. Und gib gut auf dich acht, Ulrike.«

»Ja, Mama. Es wird mir schon nichts passieren.«

Susanne wartete voller Ungeduld auf die Freundin.

»Endlich, Ulrike! Fast hatte ich schon befürchtet, du würdest nicht mehr kommen!«

»Ich lasse dich doch nicht im Stich, Susanne. Hübsch hast du es hier. Ich beneide dich ein bisschen um deine Wohnung.«

»Du hast keine Ursache, mich zu beneiden, Ulrike. Es ist nicht sehr angenehm, in meiner Haut zu stecken.«

»Verzeih. Ich wollte dir nicht wehtun.« Ulrike hakte sich bei der Freundin ein. »Komm, zeig mir dein kleines Paradies.«

Kaum hatten sie das Wohnzimmer betreten, als es läutete.

»Das wird Herr Weidlich sein. Bitte, mach es dir inzwischen ein bisschen bequem.«

Ja, es war Herr Weidlich.

»Guten Abend, Susanne«, sagte er. Ein wenig zu selbstverständlich klang das.

»Guten Abend, Herr Weidlich.«

»Ich hoffe, ich habe Sie nicht warten lassen.«

»Nein, ich bin gerade erst mit den Vorbereitungen fertig geworden.«

»Das war doch nicht nötig. Ich habe alles mitgebracht, was man für ein Abendessen zu zweit braucht. Und hier sind auch zwei Flaschen Sekt.« Er schob seinen Hut auf die Garderobe und entdeckte dabei Ulrikes Mantel. Er stutzte.

»Sie haben Besuch?«

Susanne wich seinem forschenden Blick aus.

»Meine Freundin ist gerade gekommen. Sie möchte sich meine neue Wohnung ansehen.«

»So ... hm ... ich dachte, wir wären allein.« Er machte aus seiner Enttäuschung kein Hehl.

»Fräulein Schmied ist eine sehr liebe Freundin«, betonte Susanne.

Herr Weidlich räusperte sich.

»Natürlich. Ich dachte auch nur ... Ich meinte wegen des Abendessens. Ob es für drei auch reichen wird?«

Susanne lächelte verbindlich.

»Gewiss. Ich hatte doch schon einiges vorbereitet. Wir werden schon nicht verhungern.«

Herr Weidlich zwang sich ein säuerliches Lächeln ab. Er zeigte sich aber dann trotz seiner Enttäuschung von seiner charmantesten Seite und bemühte sich redlich, die beiden jungen Damen angeregt zu unterhalten. Insgeheim aber hoffte er immer, Ulrike möge sich verabschieden und heimgehen.

Doch Ulrike blieb.

Schließlich wurde Herr Weidlich ungeduldig.

»Sie gehen noch zur Schule?«, erkundigte er sich mit einem zuckersüßen Lächeln.

»Ja, Ostern noch ein Jahr«, gab Ulrike bereitwillig Auskunft.

»Da müssen Sie gewiss morgens früh aufstehen.«

»Gegen halb sieben.«

»Ich könnte mir denken, dass so ein Morgen in der Schule anstrengend ist und man ausgeschlafen haben muss, wenn man dem Unterricht folgen will.«

»Ich komme mit wenigen Stunden Schlaf aus«, erklärte Ulrike. »Außerdem finde ich es hier so gemütlich, dass ich gern auf ein paar Stunden Schlaf verzichte.«

Susanne blickte auf die Uhr. Es war zehn vorbei, und sie wusste, dass Ulrikes Eltern es nicht gern sahen, wenn ihre Tochter spät heimkehrte.

»Trotzdem wollen wir es nicht zu spät werden lassen«, griff sie ein. »Morgen früh müssen wir alle drei ausgeschlafen sein. Herr Weidlich, sind Sie so liebenswürdig, meine Freundin mit dem Wagen heimzubringen?«

Herr Weidlich spürte Susannes Bemühen, jedes Alleinsein mit ihm zu vermeiden. Er fügte sich, doch bei sich dachte er: Warte nur, kleine Katze. Ich werde dir deine Krallen schon stutzen.

»Selbstverständlich gern. Ich hätte mich ohnedies erboten.« Er erhob sich sogleich.

Susanne geleitete ihre Gäste bis in die Diele. Sie drückte Ulrike herzlich die Hand.

»Nett, dass du gekommen bist, Ulrike. Lass dich bald wieder einmal sehen.«

»Ich komme, sooft ich Zeit habe«, versprach Ulrike.